30.09.2015
Frühstück. Danach Verabschiedung. Meine Frau und ich fahren im Fahrzeug unserer Parallelgruppe mit, da unsere Mitreisenden Udo und Julia das Gorillatrekking in Uganda nicht gebucht haben. Paul und Tony werden am Nachmittag mit ihnen nachkommen. Vorher machen die beiden einen Dschungelwalk in der Umgebung von Buhoma. Wir holen noch einen bewaffneten Ranger ab, der uns nach Ruhija begleitet. Die erste Zeit fahren wir schweigend durch die Dunkelheit. Wir ahnen nur, durch was für eine schöne Landschaft wir fahren. Dann der Sonnenaufgang. Wahnsinn, allein der Anblick lohnt das frühere Aufstehen und die längere Anfahrt.
Schon etwas schade, das wir diese tolle Landschaft nicht nochmal am Nachmittag bei der Rückfahrt bei Tageslicht genießen können. Aber was solls, jetzt ist es so.
In Ruhija am Rangerposten werden die Gruppen eingeteilt. Wir starten mit unserem Ranger Robert. Natürlich engagieren wir einen Porter für unseren Rucksack: Romina.
Monatelang habe ich mich auf den Moment gefreut und ihn mir ausgemalt:
Wie wir durch dunklen Regenwald marschieren, steile Berghänge hochsteigen (Mist, ich bin nicht schwindelfrei), durch dickes Unterholz klettern müssen oder durch Bäche waten. Ob wir wohl fit genug dafür sein werden ???
Dann treffen wir auf die Gorillas, die im dichten Unterholz des dunklen Waldes nur schwer zu erkennen und noch schwerer zu fotografieren sind.
Da ist meine Kamera fit dafür. Extra ein Jahr vorher eine Kamera mit hoher Lichtempfindlichkeit gekauft für Dämmerung- und Nachtbilder. Hat sich in Etosha am Wasserloch beim Treffen der 9 (!) Breitmaulnashörner bewährt.
Ok Leute, genug geträumt, jetzt die Realität:
Wir marschieren auf einem Bergkamm entlang. Schöner fast ebener Pfad, rechts und links schöne Aussicht auf den sich unterhalb ausbreitenden Wald.
Nach ca. 35 Minuten machen wir kurz Rast. Also gut, trinken wir. Wer weiß, jetzt geht’s dann bestimmt richtig los.
Geht es auch, wir biegen in das Unterholz links vom Pfad ab. Es geht den Hang runter. Nach einigen Minuten erreichen wir die Tracker. Wie schon da ? Ja.
Wir legen unsere Stöcke ab, und treten aus den Bäumen heraus auf eine bewachsene, steil abfallende Lichtung.
Und da raschelt es einen halben Meter neben uns schon. Der erste Gorilla.
Auf der Lichtung sehen wir weitere Exemplare. Toll.
Da ein Silberücken rechts oberhalb. Mit Affenzahn (sorry für das Wortspiel) stürmt er direkt an mir vorbei und tritt mir dabei auf den rechten Fuß ! Hey, sind das 7 Meter Abstand, oder was ????
Vor lauter Gorillas vor uns realisieren wir erst nach und nach, das die restlichen Mitglieder der Gruppe in den Bäumen rechts und links von uns am Rande der Lichtung sitzen.
Der eigentliche Boss kommt langsam vom Baum. Wow.
Jetzt kommt Bewegung in die restlichen Gorillas in den Bäumen. Und dadurch entdecken wir die Tiere erst richtig. Nach und nach kommen immer mehr von den Bäumen.
Wahnsinn. Irgendwann sitzt der Silberrücken auf der Lichtung, unsere Gruppe sitzt einige Meter davon entfernt im Halbkreis. Wir genießen nur noch.
Ich stehe auf, gehe einige Meter höher, um ein Bild dieser friedlichen Szene zu machen.
Dafür halte ich mich an einem Baum fest. Das Gelände ist viel steiler als es auf dem Bild ausschaut. Plötzlich raschelt es im Baum über mir. Meine Hand zuckt zurück. Ich schaue nach oben. Da kommt direkt neben mir dieser Youngster den Baum runtergekraxelt.
Kurz darauf setzt sich die Gruppe in Bewegung. Steil den Berg runter. Wir natürlich hinterher.
Aber klar, die Gorillas sind deutlich beweglicher in dem Gelände. Wir rutschen und stolpern meist den Abhang runter. Immer den Häufchen ausweichend, die da von den Gorillas hinterlassen werden...
Wir sehen immer mal wieder einzelne Tiere in den dichten Pflanzen sitzen und fressen.
Irgendwann sind vor, hinten neben uns Gorillas.
Einer läuft wieder direkt an mir vorbei, ohne mich zu beachten.
Dann geben die Ranger das Zeichen: Die Stunde ist um. Die Gorillas haben uns eh ziemlich abgehängt. Wir sind den Hang fast ganz unten und folgen dort einem ebenen Pfad, der erst sanft, dann steiler den Hang schräg wieder hoch führt. Gut das wir eine Trägerin für unseren oben am Hang zurückgelassenen Rucksack haben. Romina taucht wie von Zauberhand unten am Hang wieder auf. Und hier noch eine Premiere. Unser 4. Afrikaaufenthalt – und ich werde zum ersten mal gestochen ! Am Hals. Keine Ahnung, was es war. Hab das Vieh reflexartig weggewischt. Der Stich schmerzt 2 Tage leicht. Am Anstieg mal kurz Wasserpause, damit der maulende („Ihr seit zu schnell“), nicht so bergtaugliche Rest aufschließen kann. Natürlich haben wir auch für Romina Wasser dabei.
Nach kurzer Wanderung erreichen wir die Rangerstation. Hier werden wir in einer runden Hütte platziert und bekommen jeder einzeln mit Handschlag von Robert unsere Urkunden überreicht.
Lamek, der Fahrer der Parallelgruppe erwartet uns schon. Wir fahren ein kurzes Stück, kommen durch ein lang gezogenes Bergdorf an einem Hang. Ganz oben ist unsere neue Unterkunft. Das Gorilla Mist Camp. Sehr schön. Tolle Aussicht, sehr schöne Häuschen für jeden von uns.
Jetzt sind wir schon froh, sofort da zu sein ohne lange Fahrt. Eine warme Dusche bestellen wir
sofort. Das Wasser wird wenige Minuten später hinter der Dusche eingefühlt. Uns wird gesagt, bitte gleich duschen, sonst ist das Wasser in 5 Minuten wieder kalt. Also los. Danach einen Kaffee getrunken und die Aussicht genossen. Naja, auch ein bisschen die eintreffende deutsche Wikinger - Reisegruppe beäugt, grins.
Dann marschieren meine Frau und ich raus aus der Lodge, ab ins Dorf. Der Nachmittag ist noch jung. Endlich mal Zeit auf dieser Tour, auf eigene Erkundung zu gehen.
Wir kommen nicht weit. Nach einigen Hütten spricht uns eine Batwafrau an. Ob wir bei den Gorillas waren ? Ja, waren wir und jetzt suchen wir ein Souvenir. Sie winkt uns in ihre Hütte, der sich als Shop herausstellt. Wir suchen uns 2 Gorillas heraus. Beim Einpacken in Zeitungspapier fällt ihr der eine Gorilla runter auf den Erdboden.. Im Halbdunkel der Hütte schaut es so aus, als wäre am Kopf etwas abgebrochen. Schade, so wollen wir den Gorilla nicht kaufen. Automatisch haben meine Frau und ich uns das auf deutsch gesagt. Die Frau versteht nicht. Wir erklären ihr, das wir den Gorilla leider nicht mehr wollen, jetzt wo er kaputt ist. Erst ist sie ganz entsetzt, das wir jetzt doch nicht kaufen wollen. Dann versteht sie und lacht: Nein, nein der Gorilla ist nicht kaputt. Sie geht aus der Hütte, wir hinterher, sie holt eine Schuhputzbürste hervor. Jetzt sehen auch wir: Es ist nur etwas Erde am Kopf des Gorilla. Sie bürstet es weg und erklärt uns: Die Schwarze Farbe der Gorillafiguren ist – Schuhcreme !
Also Leute. Wer ebenfalls so eine schwarze Gorillafigur zu hause hat: Wenn der schwarze Glanz mal weg ist, einfach etwas schwarze Schuhcreme und eine Schuhputzbürste. Schon ist die Figur wieder wie neu !!
Die Batwafrau ist so erleichtert, das wir die Statuen jetzt doch kaufen, das sie meiner Frau eine blaue Kette mit Papierperlen und mir ein Armband schenkt. Die Herzlichkeit dieser Menschen ist beeindruckend. Wir verabschieden uns und gehen weiter den Berg runter ins Zentrum des Dorfes. Alle Menschen die uns entgegen kommen, grüßen uns. Mir fällt besonders ein Schneider auf, der etwas höher an Hang vor seiner Hütte an seiner Nähmaschine sitzt. Ein altes Modell wie das meiner Großmutter. Er schaut mich auch lange an. Auf dem Rückweg schaue ich bei ihm vorbei nehme ich mir vor, vergesse es aber dann leider. Der Markt besteht zum Großteil aus Kleiderständen – europäische Altkleider. Wir haben bei früheren Reisen schon gesehen, was wir mit unseren Altkleidersammlungen in Afrika so anrichten. Wir drehen wieder um. Einige Meter zurück treffen wir die Batwafrau, jetzt mit ihren beiden kleinen Kindern. Wir begrüßen uns herzlich. Der Junge ist etwas schüchtern, aber seine Schwester taut gleich auf, als ich ihre schöne Frisur lobe. Wir unterhalten uns wieder etwas und dann marschieren wir zurück zur Lodge.
Von diesem Nachmittag gibt es keine Fotos. Manche Bilder macht man besser mit dem Herzen.
In der Lodge treffen wir Udo und Julia, unsere Mitreisenden wieder.
Wir erzählen von unseren Gorillas und sie erzählen uns von ihrem Dschungelwalk, was mich jetzt dazu bringt etwas ab zu schweifen.
Denn jetzt kommt...............
Die 1. Kongo - Anekdote
Schon am Albertsee im Murchison Falls N.P. haben wir am anderen Ufer den Kongo gesehen. Hat uns schon beeindruckt, so nahe dran zu sein.
Und wir sollten ja weiterhin auf der Reise nach Süden immer wieder nahe am Kongo sein.
Irgendwann während einer Fahrt kam es dann zu folgender Unterhaltung zwischen Paul und Udo.
Udo: „Paul, ist die Grenze zum Kongo gesichert ?“
Paul: „ Ja, die Grenze ist gesichert.“
Udo:“ Wie, durch Zäune ?“
Paul: „Sie ist gesichert durch Flüsse und Wälder.“
Als Udo und Julia in Begleitung von 4 (!) Leuten (Paul, einem Ranger und zwei bewaffneten Soldaten) ihren Dschungelwalk zum Wasserfall unternahmen( der direkt an der Grenze zum Kongo ist), kamen ihnen auf dem Weg immer wieder Leute entgegen, die gerade aus dem Kongo zurück kamen. Der kleine Grenzverkehr eben über die grüne (durch Wälder und Flüsse „gesicherte“ ) Grenze. Das ist afrikanische Grenzsicherung....
Als wir nach dem Abendessen müde und glücklich in Bett krabbeln wollten, fanden wir darin ---- eine Wärmflasche für jeden. Und ich schwöre euch, wir haben uns darüber gefreut. Ach war das kuschelig warm im Bett dadurch. Afrika ist eben nicht überall warm......
Das Gorilla Mist Camp in Ruhija hat war eine wunderbare Unterkunft mit fantastischen Ausblick. Und eben nur wenige Minuten vom Startpunkt des Gorillatrekkings entfernt.
Letztendlich waren wir jetzt doch froh über den Wechsel der Unterkunft.