Hallo Daxiang --- dann will ich dich nicht weiter auf die Folter spannen...
26.06.2015 Schimpansen-Trekking
Früh morgens raus aus den Federn. Um 5 Uhr war Early-Early-Bird Frühstück angesagt.
Danach ging es los. Bei leichtem Regen. Je näher wir im Dunkeln dem Kibale Forest kamen, desto stärker regnete es. Dann schüttet es richtig und hört und hört nicht mehr auf. Naja, das nahe Ruwenzori-Gebirge eben. Ruwenzori heißt ja Regenmacher.
Als wir um 7:30 Uhr beim Kanyanchu Visitor Center ankommen, schüttet es immer noch. Aber richtig. Alle lassen sich in der Station nieder. Die Ranger schütteln den Kopf. Bei dem Wetter hat das keinen Sinn. Aber keine Hektik in Afrika.... Wir warten recht entspannt, unterhalten uns mit einem anderen deutschen Paar, das ebenfalls mit Speke unterwegs ist, allerdings als Privattour. Draußen in den Bäumen sind Rotschwanzmeerkatzen zu sehen. Also mal kurz versucht, ein paar Fotos zu machen. Sie sind aber recht weit weg und der Regen ist so dicht, das ein anvisieren kaum möglich ist. Aber immerhin vergeht so die Zeit wie im Flug. Um 10 Uhr ließ der Regen etwas nach. Es schüttette nicht mehr, es regnete nur noch stärker. Und so zogen wir los -- eingepackt in alles, was irgendwie wasserdicht sein könnte.

Erstmal ein Stück mit dem Auto auf aufgeweichten Wegen,, dann zu Fuß mit unserem Ranger Bosco. Unsere Gruppe: Wir vier und das ebenfalls jüngere Par, das mit Speke auf Privattour war.
Es regnete natürlich immer weiter und durch das Unwetter war alles matschig. Soweit für unsere recht sportliche Gruppe kein Problem. Wir liefen einige Zeit im Wald. Nichts. Die Schimpansen blieben bei dem Wetter lieber im Nest. Recht hatten sie. Einige der Pfade standen mittlerweile unter Wasser. Gut wir also durch. Am Anfang versuchten wir noch, Pfützen und besonders matschigen Stellen auszuweichen, aber irgendwann findest du dich in die Situation ein und dann ist es gar nicht mehr so schlimm. Alles nur Kopfsache... Nachdem wir so einige Zeit mehr mit uns beschäftigt waren, hörte Bosco doch Schimpansenrufe in der Ferne. Wir also in die Richtung los. Die Rufe wurden lauter. Und dann ---- war da dieser breite Pfad, der quer zu uns verlief und uns den Weg versperrte. Aus dem Pfad war mittlerweile ein breiterer Bach geworden. Bosco testete mit seinem Stock die Tiefe. Der Stock verschwand komplett. Also mehr als 1,5 Meter tief und breiter als 3 Meter. Keine Chance, da kommen wir nicht drüber. Also wieder zurück, den Berg hoch. Wir waren recht nahe dran. Aber jetzt müssen wir den ganzen Weg zurück den Hang rauf marschieren. Es ging jetzt schon auf Mittag zu. Achja Mittag. Bei den Gorillatrekkings wurden wir immer ermahnt, nehmt ja euer Lunchpaket mit. Wer weiß, wir lange ihr unterwegs seit..... Hier hatte zum Glück das deutsche Paar auf Privattour einige Schokoriegel dabei, um den vereinzelt absackenden Blutzucker aufzufangen. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen.....
Mir war klar, das war es jetzt...
War es das ? Nicht mit Bosco ! Er plante bereits, ein Fahrzeug in unsere Nähe zu lotsen, das uns aufsammeln und ein Stück weiter wieder absetzen sollte, damit wir in dem Waldstück, von dem wir durch den „Wildbach“-Trampelpfad abgeschnitten waren, nochmals von anderer Stelle auf die Suche gehen können. Hier sahen wir einen hochmotivierten Ranger bei der Arbeit. Aber plötzlich Schimpansenrufe nicht weit weg. Mit Bosco erhaschen wir immer wieder einzelne Blicke auf einen Schimpansen hoch oben in den Bäumen. Kurz darauf kommt die Info, eine andere Gruppe hat ein Nest lokalisiert. Wir und auch die anderen Gruppen hin. Der Plan, kleine getrennte Gruppen zu unterschiedlichen Gruppen zu schicken, konnte als gescheitert angesehen werden. Unter dem Schimpansennest trafen sich fast alle, die morgens in der Rangerstation waren.
So schaut das aus, wenn eine Horde seltsamer Primaten einen Blick auf andere Primaten erhaschen will. Bei dem Primaten rechts mit der am Gesicht angewachsenen Kamera ( im Serienbildmodus auf Dauerfeuer..) handelt es sich um den Schreiber dieses Berichtes.
Zunächst beobachten wir ein, zwei Jungtiere, die vorwitzig immer wieder aus dem Nest kommen um neugierig zu schauen was da unter dem Baum los ist.
Und natürlich wollten sie uns auch vorführen, was sie schon alles können. Wie bei uns.....
Ab und zu kam ein Arm aus dem Nest und schnappte sich die Youngster, um sie ins Nest zurück zu ziehen.
Nach und nach kamen dann auch einige Alttiere raus. Erstmal um ein Geschäft zu erledigen, dann kamen sie etwas weiter runter, um ihr Frühstück ein zu nehmen.
Das war der Zeitpunkt für uns. Bosco mahnt zum Aufbruch.
Wir mussten ja noch ein gutes Stück zurück laufen auf und besser in den überschwemmten Pfaden.
Schön war es schon....
Irgendwann trafen wir auf unser Auto und brachten Bosco zur Station zurück.
Mittlerweile war es schon 13.30 Uhr.
Hier mal ein kurzer Exkurs: Warum ich Afrika liebe
Man stelle sich vor, eine ganze Rangerstation voller Touris. Es schüttet. Alle versuchen, ihre für dieses Wetter doch recht unzulänglich Ausrüstung aus Regenjäckchen und Wanderschühchen irgendwie wasserfest zu bekommen. Unter amüsierter Beobachtung durch die Ranger.
Auf der Veranda der Rangerstation beobachte ich folgendes Bild. Ein Paar fragt bei den Rangern nach, ob sie Ponchos und Gummistiefel zum ausliihen haben: Ja klar haben sie. Eine Tür öffnet sich. Ich sehe etliche Gummistiefelpaare und richtig strapazierfähige große Regenponchos.
Die Touris zahlen die Leihgebühr samt großzügigem dankbarem Trinkgeld. . Ein schöner Verdienst. In anderen Teilen der Welt würden jetzt geschäftstüchtige Menschen ein dickes Geschäft machen wollen: Regenponchos und Gummistiefel in den Warteraum zu den Touris tragen, diese ständig umschwirren, teils sogar bedrängen um ein Riesengeschäft zu machen. Die Preise würden natürlich angesichts der Wetterlage in die Höhe schiessen.
Vorbei wäre es mit unserer Ruhe und Gelassenheit gewesen. Vorbei die Gelegenheit hier in der Rangerstation zu sitzen und die Natur um uns herum auf uns wirken zu lassen.
Dennoch: Hätten die Ranger die Gummistiefel und Regenponchos in den Warteraum gebracht und dezent ausgebreitet... Sie häten ein gutes Geschäft gemacht und ich hätte es Ihnen gegönnt.
Aber so ist es oft in Afrika: Die Tür wird wieder abgeschlossen. Ende.
Ich will mich hier nicht lustig machen über die Ranger. Nein, im Gegenteil. Es macht mich immer wieder nachdenklich, Menschen zu sehen, die nicht immer und überall Geschäft und Geld scheffeln im Kopf haben. In solchen Momenten erahne ich, wie groß der kulturelle Unterschied ist oder auch die Art zu Denken und Handeln. Seit ich nach Afrika reise, habe ich viel von dieser Gelassenheit und Ruhe in mich aufgenommen. Musungu oder weißer Hektiker bin ich immer öfter bewusst
nicht mehr.. Auch in meinem Alltag....
Ey, vor Jahren ist es uns in Iringa sogar passiert, das uns einheimische Fußgänger überholt (!!!) haben weil WIR zu langsam gelaufen sind !!! No hurry in Africa