THEMA: Uganda - sehr schön, aber anders als geplant
12 Nov 2013 21:00 #312590
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  • Klaudi am 12 Nov 2013 21:00
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Wir betrachten sie ausgiebig und gehen auch zu Fuß eine Strecke in den Park hinein – Charles hat ja seine Kalaschnikov (!), die Standardwaffe der Wildhüter, dabei.



So riesige Tiere sieht man wirklich selten.



Es gesellt sich noch ein Tourbus dazu, dessen Gäste ebenfalls mit uns die Elefanten beobachten.

Zurück am Auto dann der Schock: Unser Auto lässt sich nicht mehr starten. Der Schlüssel geht nicht mehr komplett ins Schloss. Hunderte Versuche bringen alle nichts. Das Auto kurzzuschließen scheidet erst einmal auch aus, da es sich um ein Automatikfahrzeug handelt und wir nicht wissen, wie das Lenkradschloss sich verhält. Wenn das einschnappt, geht gar nichts mehr. Leider ist das Handy von Charles leer und unseres funktioniert leider noch nicht richtig. So bleibt nur, dass Helmut mit dem Tourbus zurück nach Paraa fährt, um selbst die „Bergung“ zu beauftragen. Es ist lt. Charles verboten, dass ein havariertes Auto nachts im Park bleibt. Ich bleibe derweil mit Charles am Auto zurück. Optimistische Schätzung von Charles ist, dass Helmut und das Rescue-Team spätestens gegen 16.00 Uhr zurück am Auto sein werden. Na ja, schaumermal.

Charles und ich versuchen, es uns im Schatten gemütlich zu machen, was nicht einfach ist, da die Elefanten partout nicht weiter ziehen wollen. Sie sind ständig um uns und lassen nicht zu, dass wir relaxen. Und natürlich beanspruchen sie den besten Schatten für sich, für uns bleibt nur hier und da mal ein wenig Halbschatten.

Gegen Mittag kommt ein Fahrzeug, mit dem einige polnische Ölbohrarbeiter einen Gamedrive machen. Sie bieten Hilfe an und wollen das Auto kurzschließen. Als sie in gebrochenem Englisch zu erklären versuchen, was sie machen wollen, sage ich, dass ich wüsste, was sie meinten, es sei „the polish way to start a car“. Da hat mir mein sehr spezieller Humor aber heftig mitgespielt, dem einen fällt, ich kann es nicht anders ausdrücken, regelrecht die Fresse runter, dass ich denke, er knallt mir eine. Ich eiere rum und sage, dass ich wüsste, dass sie das Auto nicht klauen wollen. Der Fall ist aber gelaufen und sie fahren stinksauer weg. Nach einer guten halben Stunde tauchen sie noch mal auf und lassen 4 Flaschen Wasser für uns da. Die Mienen sind aber weiterhin finster. Wenn sie wüssten, wie viel Wasser wir an Bord haben … aber ich zeige mich dankbar.

Die Zeit verkriecht … Es wird 3, es wird 4 – kein Helmut, kein Rescue-Team. Charles wird nervös und um 17.00 Uhr sagt er dann, dass wir zum in einiger Entfernung liegenden Rangercamp gehen werden, um Kontakt zur Basis zu bekommen. Na, das hätten wir ja eigentlich schon früher machen können. Querfeldein gehen wir durch den Busch, finden die Ranger, die gerade am See Fische für’s Abendessen kaufen. In der Zwischenzeit ist aber, wie sollte es anders sein, das Rescue-Team am Auto eingetroffen, wo ich gottlob eine Nachricht hinterlassen hatte. Der LKW kommt dann auch zum Rangerposten und holt uns ab. Der „Chefmechaniker“ ist mehr als stocksauer, denn Charles hatte Helmut die falsche Ortsbezeichnung mitgegeben und so war der Trupp erst in die falsche Richtung gefahren… Vor Ort am Auto, bei drohender Dunkelheit, gelingt es dann noch, das Schloss insoweit aufzubrechen, dass das Auto mit einem Schraubenzieher zu starten ist. Celsius, der Chefmechaniker, fährt selbst, da auch er befürchtet, dass das Lenkradschloss einschnappen könnte. Ich fahre mit dem LKW mit – ein Höllenritt durch den Park, ich fliege auf dem Sitz hin und her. Das Werkzeug der Truppe ist übrigens sehenswert, einige Schraubenschlüssel, eine Zange, kein Hammer.

Wir erreichen Paraa um 19.30 Uhr und die letzte Fähre ist natürlich schon weg. Für uns besorgt man in aller Eile einen Campingplatz am Studentcenter der Uganda Wildlife Authority, die Rescue-Truppe fährt mit einem kleinen Motorboot über. Das Studentcenter liegt auf einer Anhöhe über der Paraa-Lodge. Die Lage ist eigentlich sehr schön, aber nach diesem Tag haben wir dafür heute keinen Blick mehr. Wir suchen uns eine flache Ecke auf einer Wiese zwischen den Baracken und bauen das Zelt auf. Nach Besichtigung der Duschmöglichkeiten beschließen wir, heute ungeduscht ins Zelt zu verschwinden. Ohne Abendbrot schlafen wir ein. Wie das Leben so spielt: da hatte der Tag so wunderbar begonnen…
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12 Nov 2013 21:38 #312602
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  • ANNICK am 12 Nov 2013 21:38
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Hallo Klaudi,

Sorry aber ich musste mich kaputt lachen. B)

Wir hatten praktisch an derselben Stelle unser Rad verloren...... :S

Dieser Park muss verflucht sein. Ihr habt aber wenigstens noch vorher die Miezen gesehen!!!! :)

Bin schon gespannt wie es weiter ging........ :cheer:

Liebe Grüsse
Annick
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13 Nov 2013 12:11 #312719
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  • Klaudi am 12 Nov 2013 21:00
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Hallo Annick,

:) ich glaube nicht, dass es am Park lag. Bei uns war es einfach Pech. Ein Bruch im Zündschloss ist wie ein 6er im Lotto, was uns wahrscheinlich nie wieder passieren wird. Das Auto war ja ansonsten in einem Top-Zustand und im Nachhinein war es für uns ein zusätzliches Urlaubserlebnis. :)

VG Klaudia
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13 Nov 2013 14:51 #312759
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  • ochim1103 am 13 Nov 2013 14:51
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Schöne Photos, toller Bericht, bis auf "„the polish way to start a car“. Das finde ich total daneben.
Nebenbei: bei unserem KZJ95-Leihwagen versagte am Delta-Point die Bremse ihren Dienst. So mussten wir ohne Bremse (mit Automatik, also nix Motorbremse) zur Fähre, dann zum UWA-Service-Punkt oberhalb der Fähre gurken.
Der Servicepunkt wurde von der GTZ erbaut und es gab da noch einen uralten MAN-ex-BW-Laster. Nach 1 Stunde war der Schaden behoben.
Achim
Tschüß
Achim
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13 Nov 2013 17:03 #312782
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Ja, Achim, das hast du vollkommen recht: total daneben, diese Bemerkung, aber sie war schneller raus, als ich denken konnte.

Der UWA-Workshop im MFNP ist wirklich klasse. Foto vom MAN folgt heute oder morgen.

Viele Grüße
Klaudia
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14 Nov 2013 08:57 #312850
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Donnerstag, 10.1.2013

Noch im Dunkeln summt der Wecker, denn wir sind für 7.00 Uhr zur ersten Fähre mit den Mechanikern verabredet. Wir frühstücken im Stehen nur ein bisschen Joghurt und Müsli, dann fahren wir los.

Mit der ersten Fähre kommt Isaac, der zweite Mann neben Celsius, über den Fluss, um seinen LKW zu holen. Wir verabschieden uns von Charles, der die Nacht auch im Studentcenter verbracht hat, und setzen über. Kurz hinter dem Headquarter der UWA liegt der sogenannte Workshop, die zentrale Werkstatt für sämtliche Fahrzeuge und Gerätschaften des Nationalparks.



Ich koche erst mal Kaffee und Helmut und Celsius versuchen, das Schloss zu reparieren, was aber letztendlich nicht gelingt, da im Inneren etwas zerbrochen ist. Auf dem Hof der Werkstatt herrscht ein munteres Kommen und Gehen, Helmut betätigt sich zum Zeitvertreib als Hilfsmechaniker beim Reifen reparieren.




Das "Rescue-Fahrzeug"


Am Rande des Workshops (Ochim: ich denke, das ist der MAN, den auch du gesehen hast)

Celsius steht im ständigen Telefonkontakt mit Douglas bezüglich eines Ersatzteils und er sagt, dass wir nach Pakwach müssten, um dort den von Douglas beauftragten Spezialisten mit Ersatzteil zu treffen.
Also machen wir uns um 11.00 Uhr auf den Weg, setzen erneut über den Nil und queren den Park Richtung Pakwach. Der nördliche Teil des Murchison Falls Nationalparks ist landschaftlich sehr schön, überall stehen Palmen und es grasen eine Menge Antilopen auf den weiten Grasflächen. Rechts und links des Wegs immer wieder Giraffen. Leider sehen wir das alles nur im Vorbeifahren. Pakwach, direkt an der nördlichen Parkgrenze, ist eine echte afrikanische Kleinstadt, keine Touris, das pure afrikanische Leben. Wir lunchen im sogenannten Global-Village, das Celsius uns stolz präsentiert, und fahren dann zurück in die umtriebige Kleinstadt.

In einer Nebenstraße, vor einem kleinen Gästehaus, parken wir. Celsius organisiert Stühle und Getränke, damit wir uns im Schatten auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufhalten können. Er selbst verschwindet „mal eben zur Bank“, was aber über 1 Stunde dauert. Seine Familie lebt in Pakwach und er kennt Hinz und Kunz. Vielleicht hat er das Treffen mit dem Spezialisten aus Kampala ja auch so gesteuert, dass er mal eben nach Hause konnte. Who knows? Wir sitzen und schauen und werden vor allem beschaut. Kinder, auf dem Weg zum Wasserholen am Nil, kommen ständig vorbei. Sie kichern und starren uns an, vor allem mich, weil ich mir am Vortag bei den drei Elefanten einen leichten Sonnenbrand geholt habe. Ein paar Mädchen trauen sich sogar offen zu rufen „you are so red!“, sie zeigen mit dem Finger auf mich und gackern, was das Zeug hält.




Um 16.15 Uhr dann kommen endlich die Leute von Douglas mit dem „Spezialisten“ und dem Ersatzteil aus Kampala. Übrigens ist diesmal der echte Patrick dabei. In gewohnt afrikanischer Manier erledigt man die Reparatur fast ohne Werkzeug, vor allem wieder ohne Hammer. Alles wird mit Zange oder Schraubenschlüssel geschlagen. Nach einer knappen Stunde dann ist das Nötigste getan, das Schloss funktioniert wieder. Wir atmen hörbar auf. Douglas hatte uns natürlich sofort ein Ersatzfahrzeug angeboten, aber wir hatten uns schon so an unser "strong car" gewöhnt, dass wir lieber auf die Reparatur vertraut haben. Die Verkleidung am Armaturenbrett kann allerdings heute nicht mehr angebaut werden, da wir unbedingt die letzte Fähre um 19.00 Uhr erreichen wollen. Also wird alles notdürftig mit Klebeband getapet (keine Afrikareise ohne Klebeband!) und los geht’s zurück nach Paraa.



Da wir nicht schon wieder beim Studentscamp übernachten wollen und die Paraa-Lodge uns – nur für ein paar Stunden Augenpflege - zu teuer ist, buchen wir uns im Red Chilli Restcamp ein. Helmut bringt Celsius noch nach Hause, dann duschen und essen wir und gehen zeitig zu Bett. Morgen können wir hoffentlich unsere Reise fortsetzen. Schaumermal.
Letzte Änderung: 14 Nov 2013 08:59 von Klaudi.
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