THEMA: Uganda - sehr schön, aber anders als geplant
16 Nov 2013 11:39 #313155
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Der Teil der technischen Pannen ist nur "abgearbeitet" für diesen Urlaub, nun folgt der medizinische Teil. :( Von daher gibt es in diesen Teilen des Berichts kaum Fotos.

Samstag, 12.1.2013

Pustekuchen, von wegen gute Nacht: Kurz nach Mitternacht melden sich bei uns beiden Magen und Darm. Ich muss erbrechen, Helmut hat erst nur Durchfall. Bei einem seiner Toilettenbesuche dann kollabiert er, ich höre etwas unglaublich laut auf die Erde „patschen“ und rufe nach ihm – keine Antwort. Ich gehe ins Bad und finde ihn auf dem Boden liegend bewusstlos aber tief schnaufend. Ich spreche ihn an, aber er antwortet nicht. Leichte Panik befällt mich. Nach einer Minute dann kommt er zu sich, ziemlich benommen und am Kopf gedellt und blutend. – Was für eine Nacht, nur gut, dass wir in einem Bett liegen und nicht im Zelt.

Helmut kann morgens aber aufstehen und regelt, dass wir eine weitere Nacht bleiben können. Die „Madam“ des Hotels gibt noch eine Runde Medikamente aus, die wir brav nehmen. Ich nehme zusätzlich noch Vomex und meine Übelkeit lässt mittags nach. Helmut hat eine ziemliche Beule am Kopf, die Haut ist blutig abgeschürft.

Den Nachmittag verbringen wir in der Anlage und kurieren uns aus. Douglas gibt uns Nachricht, dass er die Gorillapermits am nächsten Tag mit einem Fahrer nach Kyenjojo bringen lassen wird. Wir sollen den Boten dort um 12.00 Uhr treffen, bis dorthin seien es nur 2 Stunden Fahrt von Hoima aus. Na denn, schaumermal.


Sonntag, 13.1.2013

Wir haben gut geschlafen, aber nach der Morgentoilette meint Helmut, er habe Flohbisse bei sich entdeckt. Das hätten wir nun nicht gedacht, alles wirkte so sauber hier. Oberkörper und Arme sind übersäht mit zahlreichen roten Flecken. Ich behandle sie mit dem elektrischen Mückenstick, den ich auf Empfehlung noch in Deutschland gekauft hatte. Na Mahlzeit. Der Tag fängt ja gut an.




Nach einem leckeren Frühstück starten wir nach Fort Portal. Die Straße wird zunehmend schlechter und lässt eigentlich keine hohen Geschwindigkeiten zu. Aber wir sind ja unter Zeitdruck, da wir den Fahrer von Douglas in Kyenjojo treffen sollen. Auf halber Strecke springt der Wagen nach einer kurzen P-Pause nicht mehr an. Wir schauen uns nur an: oh nein, nicht schon wieder. Doch nach dem Öffnen der Kühlerhaube sehen wir sofort, woran es liegt. Eine der Batterien hat sich durch das Geschüttele auf der Holperpiste gelockert und deshalb hat sich ein Kabel aus der Klemme gelöst. Also: Batterie mit Spanngurt befestigen (fahre nie nach Afrika ohne Spanngurte!), Kabel wieder befestigen, weiter geht’s auf diesem Waschbrett.

Die Fahrt nach Kyenjojo dauert erheblich länger als geschätzt und so verpassen wir den Fahrer, der uns aber per Handy mitteilt, dass er die Permits an der Rezeption des Traveller’s Inn in Fort Portal abgeben wird. Also machen wir uns auf nach Fort Portal, diesmal auf guter Teerstraße, was nach dieser elenden Rüttelei eine Wohltat ist. An der Rezeption des Rwenzori Traveller’s Inn liegen tatsächlich unsere Permits, und auch eine große Tüte mit frischen Ananas wurde für uns abgegeben. Wir nutzen die Gelegenheit und bleiben gleich zum Mittagessen.

Nun müssen wir uns aber beeilen, wir wollen noch zum Headquarter der UWA im Kibale Forest um zu klären, ob die Permits ok sind. Und das sind sie erfreulicherweise. Danach geht es weiter zur Kibale Safari Lodge, die ganz in der Nähe liegt. Pius, der Manager des Kontiki-Hotels in Hoima hatte für uns hier angerufen und einen Sonderpreis ausgehandelt. Er ist mit dem Manager befreundet, und da die Lodge zurzeit schlecht gebucht ist, klappt der Deal. Die Lodge liegt am Rande des Regenwaldes, unser Chalet stößt direkt an den Dschungel. Von der Terrasse aus kann man die Lianen greifen, die Affen turnen vor uns in den Baumkronen herum.



Aber dafür haben wir nur einen kurzen Blick, denn Helmuts Körper sieht mittlerweile grauenvoll aus. Wir sind nun sicher, dass es keine Flohbisse sind, sondern dass es eine starke Allergie ist. Das Kontiki-Hotel ist also voll und ganz rehabilitiert. Der ganze Körper ist voller dicker Flatschen und es juckt sehr.


Nach Rücksprache mit Helmut darf ich dieses Foto zeigen. Fotodokumente weiterer betroffener Körperstellen möchte er nicht veröffentlichen. ;)

Ob das von der Durchfallerkrankung herrührt? Oder haben wir sonst etwas gegessen oder mit irgendetwas Kontakt gehabt??? Wir gehen noch kurz zum Dinner. Das Essen ist eigentlich schmackhaft, aber uns ist einfach heute Abend nicht danach zumute. In der Lobby haben sich ein paar Einheimische getroffen, um im Fernsehen ein Fußballspiel der englischen Liga, Manchester United gegen Arsenal London, anzuschauen. Sie können gar nicht verstehen, dass uns das nicht interessiert. Unter anderen Umständen hätten wir uns sicher gerne dazu gesellt, aber heute verschwinden wir schnell in unserer Unterkunft und versuchen zu schlafen.
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17 Nov 2013 11:16 #313279
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Montag, 14.1.2013

Die Nacht war der reinste Horror , Helmut's Haut hat so gejuckt, dass es ihn fast in den Wahnsinn getrieben hat. Der Körper sieht beängstigend aus, nun ist der gesamte Körper rot und geschwollen, mir wird sehr mulmig. Wir versuchen zu frühstücken, aber Helmut geht es schlecht und mein Magen hat das Fleisch vom Dinner am Vorabend auch noch nicht vertragen und mir ist übel. In diesem Zustand können wir das Schimpansen-Tracking auf keinen Fall mitmachen. So lassen wir also 300 Dollar sausen und fahren zusammen mit Richard, dem Manager der Lodge, ins Virika-Krankenhaus nach Fort Portal. Der Entschluss, ein Krankenhaus aufzusuchen, ist uns nicht leicht gefallen, zu viele Horrorgeschichten haben wir gehört über unsägliche Zustände in afrikanischen Krankenhäusern. Aber unsere Not ist größer.

Die kleine Klinik am Rande von Fort Portal sieht zwar ein bisschen abenteuerlich aus, aber Helmut wird gut behandelt und erhält auch direkt vor Ort Medikamente. Die ganze Behandlung inklusive Tabletten kostet sage und schreibe 11.000 UGS. Der Arzt zeigt sich erfreut über einen europäischen Patienten, er befragt uns eingehend nach unserem Winter, ob wir denn dann arbeiten gehen müssten, ob wir Heizung hätten und wie wir uns kleiden würden.


Hier sitzt man und wartet auf die Medikamtenausgabe.


Die neueste Errungenschaft des Krankenhauses: Eine Ape-Car-Ambulanz. Wer Glück hat, wird damit transportiert, wer weniger Glück hat, wird mit dem BodaBoda geholt.

In Helmuts Zustand wollen wir unsere Reise heute nicht fortsetzen. Deshalb suchen wir Kluge’s Guestfarm auf, wo wir uns einquartieren. Das zeigt sich als eine gute Entscheidung, die Anlage liegt in herrlichem Garten, hier gibt es gute kühle Luft und schöne saubere Zimmer.


Garten mit Blick auf die Rwenzori-Berge.







Helmut liegt den ganzen Tag im Bett und schläft, langsam fangen aber die ersten Stellen an, blasser zu werden. Er isst nur nackten Reis, und auch ich schone meinen Magen. Mein Kreislauf ist nach wie vor schlecht. Als Ursache für die Allergie haben wir mittlerweile unsere Malariaprophylaxe Malarone identifiziert. So ein Mist.
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17 Nov 2013 14:46 #313316
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Dienstag, 15.1.2013 und Mittwoch, 16.1.2013

Die nächsten beiden Tage bleiben wir noch auf Kluge’s Guestfarm. Die Medikamentenallergie nimmt ihren Lauf: Morgens ist auch das Gesicht stark betroffen, die Lippen sind üppig angeschwollen, die Nase schief, die Augenlider dick. Dafür sieht der Oberkörper, wo alles begonnen hat, wieder besser aus. Wir frühstücken aber zusammen und Helmut will auch den Tag über aufbleiben, damit wir nachts besser schlafen können.

Ich mache eine Wanderung durch den "hauseigenen" Regenwald.













Im Nachbarzimmer wohnt seit heute ein Österreichisches Ehepaar. Die beiden sind mit Douglas‘ Camper mit Dachzelt unterwegs. Wie klein doch die Welt ist. Es stellt sich heraus, dass der Mann Internist ist, und er schaut sich an, was der Ugandische Arzt verordnet hat. Gottseidank findet er, dass Diagnose und Medikamentierung ok sind, das beruhigt uns zusätzlich.

Am zweiten Morgen nach dem Frühstück machen wir zusammen eine Wanderung durch den kleinen Regenwald. Ich bin so froh, dass es Helmut allmählich besser geht. Das Malarone kann er natürlich nicht weiter nehmen und ab sofort müssen wir doppelt Vorsorge treffen gegen eventuelle Mückenstiche.
Ansonsten verläuft der Tag ruhig, wir packen schon ein bisschen und checken und säubern auch das Auto in Ruhe. Im Restaurant hatten wir schon beim Frühstück Kontakt zu zwei weißen Patres, die hier ein paar Tage Urlaub machen. Sie leben schon ihr ganzes Erwachsenenleben in Mbarara bzw. Kampala und wettern heftig über die westliche Pharmaindustrie. Aus ihrer Sicht ist eine Malariaprophylaxe unsinnig, es würde ausreichen, wenn man sich bei einer Erkrankung rechtzeitig behandeln lassen würde. So verschieden sind die Meinungen …

Am Nachmittag wagen wir einen kleinen Ausflug in die Kraterregion,




die sich südöstlich von Fort Portal erstreckt. Es ist unglaublich, wie sich hier Kratersee an Kratersee reiht. Die Landschaft ist phantastisch, die Straße windet sich durch die Hügellandschaft, von jeder nächsten Ecke hat man einen neuen Blick. Aber auch hier ist jeder Flecken Erde landwirtschaftlich genutzt. Überall stehen die kleinen Häuser der Bauern, ab und zu kommen wir durch ein Dorf. Die Straße ist extrem schlecht aber wir vertrauen auf die T4A-Karte und fahren selbst schmalste Wege. Ein einziges Mal müssen wir umkehren, der Weg scheint im Tal durch einen Sumpf zu führen. Der Feldweg wird zu einem Trampelpfad und das trauen wir uns dann doch nicht.

Wir essen auf der Guestfarm zu Abend und unterhalben uns noch einmal mit den beiden Patres. Morgen wird es endlich "normal" weitergehen.
Letzte Änderung: 17 Nov 2013 16:09 von Klaudi. Begründung: Tippfehler
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18 Nov 2013 09:55 #313415
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Donnerstag, 17.1.2013

Heute soll es weiter gehen. Vor der Abfahrt unterhalten wir uns noch ausgiebig mit Mariam Kluge über Land und Leute und wir saugen alles interessiert auf, was sie zu berichten weiß.

Auf guter Teerstraße fahren wir zum Queen Elizabeth Nationalpark. Der Blick auf den Park ist einfach großartig, und wir bedauern sehr, hier nicht wie geplant ein paar Tage bleiben zu können. Aber unser Zeitplan ist ja komplett durcheinander, nur das Gorilla-Tracking steht fest und dieser Termin bestimmt unsere weitere Planung. So fahren wir also schweren Herzens direkt durch nach Ishasha.





Direkt am Wegesrand winkten uns diese Gesellen:





Unterwegs treffen wir auf einen liegen gebliebenen LKW, der hier wohl schon längere Zeit liegt und repariert wird. Die Kupplung ist auseinandergeflogen und hat das Gehäuse zerschlagen.



Ersatzteile sind aber schon da und es geht wieder aufwärts mit der Reparatur. LKW-Fahrer in Ostafrika ist wahrlich kein langweiliger Beruf. Wir lassen noch eine Flasche Wasser dort, zu Essen hat die Mannschaft wohl genug.

Dann erreichen wir Ishasha.



Die Campsite am Ishasha liegt wunderbar direkt am Fluss.
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18 Nov 2013 10:01 #313418
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Und wie selbstverständlich liegen direkt vor uns an der Flussbiegung die Hippos auf einer Sandbank.





Am anderen Ufer ist schon kongolesisches Staatsgebiet, es scheint aber zurzeit alles ruhig zu sein zwischen den beiden Staaten.



Die Sanitäranlagen sind tiptop, es gibt sogar eine Latrine mit Keramikeinsatz und Wasserspülung.



Schnell bauen wir unser Zelt auf und machen noch einen Abenddrive. Wir sind begeistert von diesem schönen Park, nicht nur wegen der vielen Tiere, die wir sehen, sondern auch die Landschaft gefällt uns sehr.

Nachts besucht uns ein Hippo am Zelt. Bei jedem Schritt, den das Tier macht, kann man den Mageninhalt schwappen hören. Ich traue meinen Ohren kaum und es dauert eine Weile, bis ich begreife, woher dieses merkwürdige Geräusch kommt. Weitere Geräusche, wie grasen und furzen, kann ich dagegen zweifelsfrei zuordnen.
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Letzte Änderung: 19 Nov 2013 14:09 von Klaudi.
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19 Nov 2013 14:03 #313617
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Hier noch ein paar Fotos vom Gamedrive am 17.1.2013









Letzte Änderung: 19 Nov 2013 14:03 von Klaudi.
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