25. Oktober
Der Wecker klingelt heute erst um 6.15 Uhr, fast wie ausschlafen.

Eine halbe Stunde später gehen wir hoch zur Lodge (unsere versprochene Abholung hat uns leider versetzt, aber es ist schon hell, daher gehen wir einfach selbst). Das Frühstück kommt schnell und um 7.30 Uhr machen wir uns den rutschigen Weg herunter Richtung Chimp Trekking im Kibale Forest.
Am Hauptquartier tragen wir uns in die obligatorische Liste ein und geben unsere Permits ab. Hier treffen wir natürlich auch unsere Holländer wieder und fürchten schon Schlimmes. Zwei ältere Herren aus der Gruppe grüßen uns freundlich, der Rest ignoriert uns geflissentlich. Kein Problem, wir haben Euch zwar nichts getan und sind zu allen freundlich, aber muss ja nicht.
Alle treffen sich in einem Raum und wir bekommen auch hier ein Briefing für das Schimpansen Trekking. Wir befürchten schon, dass wir mit 6 „Nachbarn“ zusammen gleich im Wald unterwegs sind

Aber nein, wir werden nur zu zweit mit dem Guide Bosco unterwegs sein (puhhh, Glück gehabt), während alle anderen in Gruppen mit 4 bis 6 Personen los laufen. Manchmal muss man auch Glück im Leben haben.

Wir laufen los und hier geht es wesentlich steiler den Berg herauf als in Budongo. Außerdem trifft man ständig auf andere Gruppen, da die Guides unablässig mit dem Funkgerät miteinander kommunizieren. Ein komplett anderes Erlebnis als bei unserem ersten Schimpansen Trekking. Kibale ist halt
der Ort in Uganda für das Chimp Trekking, das merkt man hier auch. Auch hier geben sich die Guides alle Mühe, die Schimpansen zu finden und wir laufen kreuz und quer über die Wege im Wald. Innerhalb von kürzester Zeit haben wir die Orientierung verloren und hoffen, dass Bosco uns nicht irgendwo stehen lässt.
Relativ schnell sehen wir eine Schimpansen-Mama mit ihrem Jungtier sehr hoch in den Baumwipfeln.
Das lässt hoffen, ist aber für lange Zeit alles, was wir sehen. Es geht querfeldein durchs Gebüsch, über Stock und Stein, bergauf und bergab. Bosco lässt uns mehrfach allein im Wald stehen und sucht nach den Schimpansen. Leider kommt er immer erfolglos wieder zu uns zurück. Wir sehen noch ein Jungtier weit oben in den Baumwipfeln turnen (keine Chance auf Fotos

) und teilen dies kurz mit einer Gruppe Holländer, deren Guide Bosco kurz Bescheid gesagt hat. Sie laufen uns quer durchs Bild und verhalten sich auch hier eher sehr unhöflich. Aber sie wollen halt unbedingt tolle Fotos haben (geht hier gerade eh nicht) und haben wahrscheinlich auch noch keine Schimpansen gesehen

Kurz danach wir es dunkel, fängt an zu regnen, nein, zu schütten und es donnert und blitzt (wobei man die Blitze hier tief im Wald nicht sehen kann). Schnell die Regencapes über die Kamerataschen und den Rucksack und unsere Regenjacken (extra für den Urlaub angeschafft) angezogen. Bosco hat leider keine Regenjacke und nur seine schwere Baumwolluniform als Schutz. Er sucht für uns einen großen Baum und wir stellen uns dicht am Stamm unter. Es gewittert heftig und schüttet wie aus Kübeln. Schon ein komisches Gefühl, es gewittert und wir stehen unter einem großen Baum auf einem Berg

(was haben wir als Kinder noch einmal gelernt???).
Wir warten und Bosco ist die Enttäuschung anzumerken, dass das Trekking nicht so erfolgreich ist, wie er es gern hätte. Und er hat wahrscheinlich Angst um sein Trinkgeld, was natürlich Unsinn ist, denn es ist ja nicht seine Schuld, dass sich die Schimpansen heute nicht sehen lassen.
Er hat uns am Beginn des Trekkings gefragt, ob wir schon mal Schimpansen gesehen haben und wir haben ihm von unserem tollen Erlebnis in Budongo berichtet. Er hat gelächelt und gesagt: „No problem, here in Kibale we do offer the best chimp trekking in Uganda!“ Bosco tut uns echt leid und wir versichern ihm, dass das halt Natur ist und es keine Garantien gibt. Wir sehen das ganze sehr entspannt, denn wir hatten ja schon ein tolles Schimpansen-Trekking. Außerdem sind wir lang genug in Afrika unterwegs und wissen, dass es nie Garantien für Sichtungen gibt.
Wir warten eine Weile, aber der Regen und das Gewitter lassen nicht nach. So entscheiden wir uns, zurückzugehen und fragen Bosco, ob es weit zurück ist (wie gesagt, die Orientierung haben wir schon lange verloren). Er grinst und sagt: „It’s not far.“ Naja, im Nachhinein möchte ich nicht wissen, was für ihn „far“ ist.

Wir laufen und rutschen noch recht lang durch Matsch, Schlamm und Pfützen durch den immer noch starken Regen. Total durchnässt, von außen und innen, denn es war trotz allem noch recht warm, kommen wir am Startpunkt an.
Wir machen noch ein Foto mit Bosco und geben ihm sein wohl verdientes Trinkgeld. Schnell zum Auto, über die nun extrem rutschige Strasse zurück zum Chimps’ Nest. Einen Kaffee bzw. eine heiße Schokolade getrunken, während es langsam aufhört zu regnen.
Es ist schon nach 12.00 Uhr und wir entscheiden, unseren eigentlich geplanten Bigodi Swamp Walk schweren Herzens auf unseren nächsten Besuch in Uganda zu verschieben.

Ich bin zwar sehr enttäuscht, habe ich mich doch auf diesen Teil sehr gefreut, denn es gibt dort viele Vögel und kleinere Affen zu bestaunen. Aber aufgrund des Wetters und der fortgeschrittenen Zeit hat es einfach keinen Sinn.
So essen wir noch einen leckeren Lunch, einen Hamburger mit Chips für Markus und einen Ham & Cheese Pancake für mich. Dann geht es ins Zimmer, auch dieser Weg ist nun nach dem Regen noch glitschiger und der Holzstege noch rutschiger. Unsere Sachen werden nicht trocken, da es sehr dämpfig ist. Die Dusche wurde schon mit heißem Wasser gefüllt, so dass wir nun noch einmal die schöne Dusche mit dem tollen Blick in den Regenwald genießen können.
Die Sonne kommt nun raus und wir genießen einen schönen Nachmittag auf unserer traumhaften „Dachterrasse“. Diese Ruhe hatten wir die letzten Tage nicht, so dass es zur Abwechselung sehr schön ist.
Tatsächlich kommt dann auch noch ein Trupp „Red-tailed Monkeys“ vorbei. Sehr schwierig zu fotografieren, denn sie hüpfen sehr schnell durch die Bäume und halten nie still fürs Foto (echt unverschämt, aber fürs Foto dirigieren lassen sie sich nicht

).
Und dann kommt noch ein Schmetterling vorbei, der uns total lieb hat. Weiß vielleicht jemand, was für ein Schmetterling das ist?
Um 18.00 Uhr geht es Richtung Bar für einen leckeren Drink, hier treffen wir natürlich auch unsere nette Reisegruppe, sind wir doch die einzigen „Nicht-Gruppen-Reisenden“ im Chimps’ Nest.
Das schöne neue Hauptgebäude vom Chimps' Nest
Um halb acht gibt es Dinner (Carrot Soup, Nut Salad, Chicken Stir Fry, Spice Care für mich und, welch Wunder, Chocolate Banana für Markus). Wir sitzen wieder oben auf der Galerie, etwas abseits von der heute abend eher lauten Gruppe. Aber bei 18 Personen bleibt das ja nicht aus, wenn sich alle unterhalten wollen. Liegt wohl in der Natur der Sache.
Nach dem Essen kommt eine Gruppe aus der Local Community und singt und tanzt für uns (wahrscheinlich eher für die Gruppe als für uns, aber wir genießen es trotzdem.
Der ugandische Reiseleiter der Gruppe, Frank, überredet seine Gruppe, doch mitzutanzen. Ein Teil der Gruppe, inklusive zwei Fahrern, tanzt fröhlich mit und alle haben viel Spaß miteinander. Wir trinken noch einen Absacker mit Frank an der Bar und unterhalten uns mit ihm über unsere morgige Fahrstrecke. Es stellt sich heraus, dass er mit seiner Gruppe auch in den Queen Elisabeth Nationalpark fährt morgen.

Dann allerdings wird es peinlich, da ein paar Damen aus der Gruppe etwas sehr tief ins Glas geschaut haben.

Wir gehen um 22.30 Uhr Richtung Treehouse, da wir uns alles weitere ersparen wollen.
Nachts werde ich wach und höre, wie Bäume und Büsche umgelegt werden, es wird im Wasser geplanscht und es ist das dumpfe Brummen von Elefanten zu hören. Ich mache Markus wach (der hört so etwas nie, da könnte eine Bombe niedergehen) und wir lauschen gemeinsam. Absoluter Wahnsinn, nun haben tatsächlich die Waldelefanten bei uns vorbei geschaut.

Wir überlegen erst raus zu gehen mit dem Scheinwerfer, aber aufgrund des fehlenden Platzes draußen vor der Tür verwerfen wir die Idee wieder. Und wir wissen natürlich auch nicht, wie die Elefanten auf den Scheinwerfer reagieren würden, ohne Scheinwerfer wiederum geht es auch nicht. Und dann überlegen wir uns, was wohl passiert, wenn die Elefanten die Pfähle des Treehouses mit einem Baum verwechseln. Mmmmmh, ein etwas komisches Gefühl.

So lauschen wir nun fasziniert, aber auch mit etwas gemischten Gefühlen und schlafen irgendwann wieder ein.
Im Nachhinein ärgere ich mich doch sehr, dass wir nicht aufgestanden und geschaut haben, aber in der Situation habe ich nur an die Enge und die rutschige Holzkonstruktion gedacht.
Fazit Chimps’ Nest:
Die Baumhäuser vom Chimps’ Nest sind sicher nicht für jedermann geeignet. Es ist etwas dämpfig im Zimmer, da die Baumhäuser halt mitten im Regenwald stehen. Aber bei uns war es super sauber und es gab nichts zu bemängeln. Der Weg ist eher beschwerlich und es knarzt und knistert im Gebälk.
Wir fanden es echt urig und schön und würden wieder das Baumhaus wählen, denn es ist halt etwas sehr Besonderes.
Das Essen war sehr bodenständige Hausmannskost, absolut in Ordnung und immer auch ausreichend große Portionen.
Die Zufahrt ist eher abenteuerlich (aber dazu später mehr) und bei Regen schwierig. Da gibt es bestimmt einfacher zu erreichende Lodges, die auch noch näher am Trekking-Startpunkt liegen.