THEMA: Reisebericht Uganda - Schnee am Äquator
26 Sep 2012 15:27 #255631
  • uganda80
  • uganda80s Avatar
  • Beiträge: 200
  • Dank erhalten: 334
  • uganda80 am 26 Sep 2012 15:27
  • uganda80s Avatar
Hallo Leute,

schön, dass Euch der Bericht so gut gefällt !

4. Wanderung: Bujuku-Hütte zur Elena-Hütte, 4563 m









Heute begann die letzte nach Plan laufende Wanderung im Ruwenzori-Gebirge. Aufgewacht bei herrlichem Wetter. Gestärkt nach einem guten Frühstück hieß es wieder einmal Grasbüschelhüpfen um anschließend sehr steil durch einen wahren Senetienwald aufzusteigen. Für das steilste Stück wurde eine Metallleiter installiert.









Eine ausgiebige Rast war nach der Kraxelei mit Blick auf den glitzernden Bujuku-Lake und den Mount Speke angesagt. Scheint hier mal die Sonne, ist es richtig warm, zieht im nächsten Moment der typische Nebel durch, ist es eiskalt. Hier hilft nur Methode Zwiebelschale.















Der eigentliche Weg des Central-Circuit-Trails geht nun über den Scott-Elliot-Pass, wir bogen aber rechts zum Auftsieg zur Elena-Hütte ab, um am nächsten Morgen noch ca. 1 1/2 h zu den Gletscherausläufern des Stanley-Plateaus zu laufen. So war der Plan. Und zur Kitandara Hütte sind es von der Elena-Hütte nur noch 3 h.

Auch den Wanderern, die nicht die Margarita Spitze erklimmen möchte, kann ich den Aufstieg zur Elena nur empfehlen, lichtet sich dort oben mal der Nebel - die Landschaft ist toll. Scharfe, glatte Felsen und kein Pflanzenwuchs mehr, in wenigen Metern ändert sich die Landschaft komplett.









Die Elena-Hütte selbst ist sehr klein, ich glaube ca. 10 Matratzen lagen auf dem Boden. Es war ziemlich zugig aber ok. Beim nächtlichen Strullern kann man sich den Weg zum Toilettenhäuschen lieber sparen, oder man liegt irgendwo mit gebrochenem Fuß rum.

Nochmal zu den Hütten:

Alle besuchten Hütten waren echt überraschend ok, die einzige schlechte Hütte ist die Kitandara-Hütte (leider nicht mehr besucht), diese soll demnächst renoviert werden, hier gibts Mäuse od. Ratten - oder beides :pinch: ?
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: ANNICK, Topobär, bilo, Butterblume, kk0305, picco
26 Sep 2012 16:16 #255635
  • ANNICK
  • ANNICKs Avatar
  • Profite, on ne vit qu'une fois!
  • Beiträge: 7658
  • Dank erhalten: 19243
  • ANNICK am 26 Sep 2012 16:16
  • ANNICKs Avatar
Hallo Axel,

Super deine Bilder! Die Landschaften sehen echt sehr einladend aus.B)

Ich wollte zuerst auch einen Trekking auf die Ruwenzori Mountains planen. Haben uns aber für eine 4 Tagestour zum Mount Elgon entschieden.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Es grüsst
Annick
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Sep 2012 21:03 #255668
  • uganda80
  • uganda80s Avatar
  • Beiträge: 200
  • Dank erhalten: 334
  • uganda80 am 26 Sep 2012 15:27
  • uganda80s Avatar
Hallo Annick,

wird am Elgon gezeltet oder gibts da auch Hütten ?

Viele Grüße, Axel
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
27 Sep 2012 05:48 #255673
  • ANNICK
  • ANNICKs Avatar
  • Profite, on ne vit qu'une fois!
  • Beiträge: 7658
  • Dank erhalten: 19243
  • ANNICK am 26 Sep 2012 16:16
  • ANNICKs Avatar
Hallo Axel,

Wir werden den Sipi Trail machen!B)

Keine Hütten......Die Sherpas tragen unsere ganze Campingsausrüstung.:)

Es wird bestimmt keine Kloschüsselbilder geben......:pinch:

Liebe Grüsse
Annick
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
03 Okt 2012 13:46 #256497
  • uganda80
  • uganda80s Avatar
  • Beiträge: 200
  • Dank erhalten: 334
  • uganda80 am 26 Sep 2012 15:27
  • uganda80s Avatar
Notabstieg

Am Abend ging alles sehr schnell. Evarist bekam rasende Kopfschmerzen, auch Tabletten halfen nichts. Sein Zustand verschlechterte sich zunehmend, wir machten die Nacht kein Auge zu. Er hatte schlimmes Herzrasen, Übelkeit mit Erbrechen und letztendlich Wasser in der Lunge. Ausgerechnet ihn traf die gefürchtete Höhenkrankheit, die auch regelmäßig Träger heimsucht. Ich bekam Panik, wie sollten wir hier wieder heil herunterkommen ? Draußen regnete es Eiskristalle, die Felsen waren sau glatt. Ich kachselte zur Trägerhütte und rief um Hilfe. Schnell kam Dezi und der Koch und besuchten Evarist in der Hütte. An einen sofortigen Abstieg war nicht zu denken, es war stockfinster und bei dem Wetter viel zu gefährlich. So saßen wir in der Hütte alle zusammen, der Gashocher wurde angemacht um ihm etwas Wärme zu spenden. Als es dämmerte, packten wir die Sachen zusammen und versuchten loszugehen. Dezi sendete mit seinem Satellitentelfon einen Notruf ab, wohin genau weiß ich nicht. Wir stiegen 5 Meter ab, dann brauchte Evarist eine Pause. Das ständige Röcheln machte mir Angst. Da gehen einem Tausend Gedanken im Kopf umher. Wir mussten runter und zwar schnell. Aber schnell geht hier gar nichts. Dann gings mal wieder ein paar Meter, wieder eine Pause. Zwei Minuten können eine Ewigkeit dauernd. Nach einer Stunde hatten wir 50 Höhenmeter gepackt. Der Koch packte Evarist auf seinen Rücken und lief mit ihm den steilen Berghang runter. Ich ziehe meinen Hut vor ihm. Als wir nach mehreren Stunden den Bujuku-See erreicht hatten, kamen uns 5 Mann entgegen. Der Notruf hatte was gebacht. Keine Trage, nichts dabei. Aber sie packten ihn einer nach dem anderen Huckepack und transportierten ihn zur John-Matte-Hütte. Ich heulte vor Glück, diese Anspannung war Nerventerror. Jetzt zeigte das Ruwenzori so richtig sein hässliches Gesicht, es regnete in Strömen, ich war müde und fertig, schwindlig weil ich keine Minute geschlafen hatte. An der John-Matte Hütte sah ich meinen armen Kumpel nochmal, zusammengefercht an einem Lagerfeuer. Er hatte große Schmerzen, er musste ins Tal. Bestimmt 30 Leute waren aus dem Tal herangeeilt und mussten ihn noch durch die Nacht ins Tal ins Krankenhaus nach Kasese bringen. Das er diese Sache überlebt hat, ich bin so dankbar.
Für mich war an diesem Tag an der John-Matte Hütte Schluss, ich blieb mit Dezi dort. Zum Glück war ein nettes deutsches Pärchen auch auf der Hütte und so konnten wir ein bisschen reden. Am nächsten Morgen setzten wir unseren Abstieg fort, 6 h bis nach Nyakalengija.







Rückblickend kann ich sagen, wer auch immer diese Tour macht, legt einen weiteren Tag zur Akklimatisierung ein, diese Krankheit ist so heimtückisch und kommt so schnell - diese Geschichte hätte mit dem Tod ausgehen können. Und Hilfe ist hier kaum vorhanden oder kommt viele Stunden zu spät. Dezi erzählte mir von einem Mann diesen Jahres auf der Kitandara Hütte. Er hatte so schlimme Durchfälle, als die Hilfe am nächsten Tag kam, war es zu spät. Ich habe einen riesen Respekt vor diesem Gebirge, wunderschön aber gefährlich. Nehmt Euch Zeit und hört genau auf Euren Körper. Da ist meine Hypochondrie, die mir sonst so oft das Leben schwer macht, eine richtig gute Sache. Und beim nächsten Mal könnte es mich treffen.

Am Nachmittag kamen wir im Ruboni Community Camp an, ich konnte mit Evarist telefonieren, er war über den Berg und wollte schon morgen wieder da sein, obwohl ich ihm sagte ruh dich bloß aus, ich kann auch heimfliegen. Aber er sagte es wäre alles wieder gut. So nutzte ich die Zeit und lüftete mal die nassen Klamotten und packte fleißig um. Als Nachbarin war eine junge Israelin da, mit der ich schön schwätzen konnte.

Am nächsten Morgen machte ich einen interessanten Rundgang durch Nyakalengija. Hier kann man ein bisschen in das Leben der Bakonjo schnuppern, die an den Berghängen der Ruwenzoriberge leben. Die Menschen hier sind meistens in der Landwirtschaft tätig, Kaffeeanbau rentiert sich hier an den fruchtbaren Hängen. Die Bakonjo, die körperlich so fit sind, Touristen in die Berge zu führen, nehmen gerne den Job als Träger an. Hier gilt immer die gleiche Hierarchie. An unterster Stelle ist der Träger, dann kommt der Koch, dann der Guide. Nach dieser Hierarchie sind auch die Trinkgelder zu verteilen. Jeder Guide war auch Koch und Träger, man muss also alle Stufen mal durchlaufen sein.
So können sie sich in den zwei Hauptreisezeiten Dezember-März und Juni-August ein gutes Zubrot verdienen. Der Rest des Jahres wird der Landwirtschaft gewidmet. Probleme mit HIV und AIDS sind hier groß, besonders viele Soldaten sind erkrankt.

Interessant ist auch ein Besuch der Blacksmith in Nyakalengiya. Hier werden mit einfachsten Mitteln Werkzeuge aller Art, Messer usw. geschmiedet. Seitdem im Ruwenzori Nationalpark nicht mehr gejagt werden darf, haben es die Blacksmith schwieriger, ihre Jagdwerkzeuge loszuwerden. So werden auch mal ein paar Messer für die wenigen Touristen geschmiedet, in der Hoffnung sie finden Absatz.



Auch dieser Witch-Doctor hat weniger zu tun, seitdem das Christentum mehr und mehr Anhänger findet und die traditionellen ostafrikanischen Naturreligionen verdrängt werden. Ehrlich - ich hätte auch nicht gerade Vertrauen in ihm...



Zumindest konnte ich heute den Nachmittag wunderbar nutzen, um ein paar schöne Mitbringsel zu erstehen. Und um 18.00 Uhr war es so weit, Evarist stand wieder da, sah viel besser aus aber er war noch ganz schön schwach. Aber Schmerz kennen die nicht, mit Dezi und dem Koch wurde gleich mal der Sherry rausgeholt und wir haben auf das Leben und auf Evarists Rückkehr geprostet.
Letzte Änderung: 03 Okt 2012 14:13 von uganda80.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: rebecca, mutsel, ANNICK, Topobär, bilo, Butterblume, kk0305, picco
03 Okt 2012 14:06 #256501
  • ANNICK
  • ANNICKs Avatar
  • Profite, on ne vit qu'une fois!
  • Beiträge: 7658
  • Dank erhalten: 19243
  • ANNICK am 26 Sep 2012 16:16
  • ANNICKs Avatar
Hallo Axel,

Ich wollte schon fragen wenn es weitergeht.....B)

Wie Du sagst, die Höhenkrankheit kann Jeden erwischen. Ich habe mir immer genügend Zeit zur Akklimatisierung genommen.:)

Wieso kein Vertrauen zum Doktor? Du musst einfach fest daran glauben....:silly:

Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Es grüsst
Annick
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.