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okay Dino... diese Drohung hat gewirkt
deshalb: 19. Juni 2012 „Nkuringo is the most physically challenging of all gorilla-tracking locations.“ (Bradt S 274) Manchmal ist es einfach nicht gut zu viel in Reiseführer zu schauen. Wir zwei Großstadt-Indianer checken beim erbärmlichen Frühstück sofort ein paar Holländische Touris auf ihr Tracking-Potential. „Schau mal, der sieht aber ziemlich fit aus…“ „Neeee, der raucht ständig.“ „Aber die da drüben sieht aus wie ein Profi-Bergsteiger“ … usw. Tatsächlich haben wir keine Ahnung, was uns erwartet. Nachdem wir alle Holländer in „sportlich“, „geht so“ und „lame duck“ eingestuft haben, sind wir mit unserem Ergebnis hoch zufrieden und wissen: das wird alles halb so wild. Leider stellt sich raus, wir hätten uns das Touri-Clustern sparen können: die Holländer gehen wo ganz anders auf Gorilla Suche. Also schaukeln und stauben wir alleine anderthalb Stunden Richtung Nkuringo Camp Office. Unsere Gruppe besteht nur aus 6 Leuten: 3 Australierinnen, 1 Holländerin und uns beiden. Die Holländerin flüstert uns sofort zu: „Macht ihr Bergwandern?“ Wir schütteln den Kopf und sie gibt erleichtert zu, die Leute auf ihre Kondition hin zu checken. Okay, wir sind also eine ganze Gruppe voller Schißer…. Die Einweisung ist recht gründlich. Meine Skepsis verschwindet völlig, als der Ranger meint, wer unterwegs einen Short Call machen wolle, der solle nur Bescheid geben. Warum um Himmels willen sollte man im Bwindi telefonieren? Ob wichtige Business Deals grade jetzt abgeschlossen werden müssen oder jemand „Süße, wir sehen gleich die Gorillas!“ ins Handy säuseln will – halte ich zwar für totalen Schwachsinn, aber die Message für mich ist: wenn die Leute hier ins Handy quacken, wird das ein Spaziergang… Hmmmm, etwas später erfahre ich, das in Uganda der „shortcall“ rein gar nichts mit eventueller Telefonitis zu tun hat, sondern nur eine Umschreibung für „ich muss mal“ ist…. Wir rüsten alle unsere Wasservorräte nach. 2 Liter pro Person sind das mindeste. Dann schnappt sich jeder den empfohlenen Träger und ab geht’s. Der Weg führt nach unten. Aber ist echt lässig, die Landschaft wunderschön. Christoph unterhält die mit wandernden Ladies und ich freu mich an den unzähligen Hügeln. So muss es wohl auch in Rwanda aussehen. Vor uns zwei Ranger mit „radios“, hinter uns einer mit Gewähr (um uns vor wilden Gorillas oder angreifenden Elefanten zu schützen). Nach einer Stunde heißt es querfeldein. Und zwar querfeldein bergab. Jetzt ist der Spaß vorbei. Es wird steil. Sausteil! Obwohl die Sonne heiß auf unsere Köpfe brezelt, ist der Boden schlammig und rutschig. Wo kein Schlamm ist, rutscht man auf losen Steinen. Es dauert nicht lang, da lande ich auf meinem Hosenboden. Seh ich da nicht ein Grinsen auf dem Gesicht von meinem Träger??? Und nochmal Hosenboden… grrrrr…. Es ist nicht anstrengend, aber spaßfrei. Dann landet mein Träger auf seinem Hintern. ÄTSCH! Alle anderen lachen ihn aus. Geschieht ihm recht, er hat wohl doch gegrinst… Danach geht es durch einen Bananenhain. Das ist okay. Man kann sich so schön von Stamm zu Stamm fallen lassen. Kurzes Glück. Denn dann kommt Gras und Gestrüpp. War der Schlammboden fies – so der Grasboden tückisch. Er sieht ganz harmlos aus. Doch durch das hohe Gras sieht man den Untergrund nicht. Steil bergab, lande ich mit einem Fuß in einem Loch, verliere den Halt, rutsche nach unten. Der freie Fuß verfängt sich derweil im Gestrüpp (wahlweise der Wanderstock) und so befinden sich mehrere Körperteile auf verschiedenen Ebenen diese bescheuerten Abhangs. Das passiert übrigens nicht nur einmal. Ich bin mir noch nie (nie!) so bescheuert vorgekommen. Im Gegensatz zu Little-Willi (meinem Träger) ist Christophs Träger Sol ein echt Netter. Nach 2 Stunden übersetzt Sol, die Gorillas seien in der Nähe. Und tatsächlich: ein paar Minuten später bekommen wir noch ein Briefing, Träger und Taschen müssen zurück bleiben. Wir dürfen weiter. Während der Ranger die letzten Anweisungen gibt, schubst mich Christoph: Da! Da??? DA!!! Ein riesiger Silberrücken! Er kratzt sich lässig am Bauch. Und ich starre – starre – starre. Mehrmals klappe ich den Mund auf und zu (offenbar nicht der coolste Tag meines Lebens). WIE GEIL! Nicht in weiter Ferne - sondern ganz nah und deutlich. Christoph peinigt den Auslöser, wie alle anderen auch. Man hört nur noch klick, klick klick… aber Mr Silberrücken hat keinen Bock auf die einäugigen Klick-Klicks und trollt sich. Aber einäugige Klick-Klicks sind lästig. Das kennt er ja schon. Deshalb lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und wendet seine Aufmerksamkeit einer Gorilla Dame zu. Klick-klick-klick-klick…. Er vernascht die Gorilla-Lady vor unseren Augen! Klick-klick-klick-klick-klick… Jetzt sind auch die Ranger ganz aufgeregt. Denn das ist nicht der Chef-Silberrücken sondern nur der 2. in der Gorilla Hierarchie. Das heißt, er darf sich gar nicht mit der Dame vergnügen. Klick-klick-klick- tuschel tuschel – wie aufregend!!! Eine heimliche Affen-Affäre. Fatal Attraction …lästige einäugige Klick-Klicks Dazu kommt ein kleiner Gorilla. Dem ist das Ganze zu langweilig. Also schaut er sich nach neuem Spaß um. Die einäugigen Klick-Klicks findet er wohl doof. Aber er entdeckt ein zweiäugiges Irgendwas. Die einzige, die nicht fotografiert bin ich. Das liegt aber auch nur daran, dass ich mit einer ollen Lumix ausgestattet bin – während Christoph mit der Canon bessre Bilder macht. Der kleine Gorilla starrt auf mich – ich starre auf den Gorilla. Er kommt langsam näher. Jetzt bräuchte ich nur die Hand aus zu strecken. Gleich wird er nach mir greifen….. Ja!!! Klick-klick-klick… von wegen! Die anderen haben ihn entdeckt und knipsen drauf los. Er dreht ab. MIHIST!!!! Ich seh Dir in die Augen, Kleines… Gorilla-Kinder haben meist eine Mutter. Und die taucht hinter mir auf. Das hätte ich nicht mal gemerkt, wenn der Ranger nichts gesagt hätte: „Hinter Dir. Nicht erschrecken. Und schau ihr bloß nicht in die Augen.“ Klick-klick-klick. „Oh Anja, die kommt immer näher!“ Ich versuche meine Augen nach hinten zu rollen – ohne den Kopf zu bewegen. Und scheitere an meinen physischen Möglichkeiten. Die Fotos sind sehr lustig geworden, wobei der Gorilla dabei gut wegkommt. Aber auch diese Dame findet Klick-Klicks doof. Und kommt nicht viel näher. Okay, diesmal bin ich nicht wirklich enttäuscht.Ein zweites Baby taucht auf und turnt wie wild an den Ästen rum. Insgesamt bekommen wir sechs Gorillas zu sehen. Und das Gefühl ist wirklich UNBESCHREIBLICH! Nach gefühlten 10 Minuten – in Wirklichkeit war’s ne Stunde – müssen wir zurück. Ganz ehrlich, die Schimpansen waren toll. Aber die Gorillas sind unschlagbar. Ich hab mich spontan und unsterblich verliebt. Leider Christoph auch. Und da wir uns nicht drauf einigen können, wer wen gegen einen Gorilla eintauscht, gehen wir eben beide wieder zusammen zurück. Wobei… „ gehen“ ist ein großes Wort. Und hat was mit „aufrecht“ zu tun. Das ist nicht wirklich der Fall. Denn wir müssen diesen Scheiß Berg wieder hoch! Wir schwitzen und keuchen. Abwechselnd Jacke an (Gestrüpp und Dornen), Jacke aus (Hitze). Eine der Australierinnen gibt auf. Sie soll mit einer Trage hochgebracht werden. Sie versucht noch den Preis für den Sonderservice (300 USD) runter zu handeln – ist aber in einer deutlich schlechten Verhandlungsposition. Während wir weiter hochkeuchen, sehen wir nach kurzer Zeit 8 Männer mit einer leeren Trage leichtfüßig den Berg runter laufen. Tatsächlich will ich nicht wissen, wie viele Witze es über die schwitzenden, untrainierten Muzungus gibt, die sich für ein Vermögen diesen Beat geben – „nur“ um ein paar Affen zu sehen…. Als wir wieder auf den Weg kommen und uns langsam die Beschreibungen für dieses waaaahhhnsinnige Erlebnis ausgehen, wenden wir uns nächstliegenden zu: Bier! In unserer Vorstellung wird es immer größer, kälter, spritziger… kein Wunder, dass uns Ranger und Träger für bescheuert halten. Kaum erwachen bei den weißen Schlappschwänzen die Lebensgeister, überbieten sie sich im virtuellen Alkoholgenuß. Zurück im Camp gibt es für jeden eine Urkunde. Ich hielt so eine Urkunde vor Beginn des Trackings ja für absoluten Kitsch. Und jetzt? Jetzt bin ich stolz und will sie unbedingt haben!!!! Kurz bevor wir zurück fahren, rennen alle Frauen (die geschworen hatten sich nie nie nie mehr zu bewegen) wie von der Tarantel gestochen noch schnell in die kleinen Souvenirshops… Auf dem Rückweg stauben wir noch mal kräftig ein. Wir sind saumäßig verschwitzt. Und sehen bei der Ankunft in der Nkuringo Loge aus wie paniert. Dusche oder Bier??? Bier gewinnt…. |
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20. Juni 2012
The day after… das Handy reißt uns um 7.00 aus dem Koma. Willi hatte uns auferlegt, um 8.00 Uhr loszufahren. Warum eigentlich? Denn lt. Reiseveranstalter sind es nur 2 Stunden bis zum Lake Mburu (okay realistisch dürften es 4 Stunden sein). So ganz verstanden hatten wir es am Abend zuvor nicht… allerdings waren wir auch bedüdelt von einem Cocktail aus geilen Erlebnissen und Nile Special. Da kann man ja schon mal die eine oder andere unbedachte Zusage machen…. Beim Aufstehen lerne ich meinen Körper neu kennen: ich habe Schmerzen in Körperteilen, von denen ich nicht mal wußte, dass sie existieren. Christoph strahlt dafür über beide Backen: „ich spür gar nichts!“ Toll!!! Nach dem Spruch sinkt meine Laune weit unter den Gefrierpunkt. Nachdem ich mich den sausteilen und elend staubigen Weg zum Auto hochgeflucht habe, sind wir um zehn nach acht am Landi. Willi hat schon den Motor dreimal aufheulen lassen (was bedeutet: „Beeilt euch ihr Penner!“) In nur 10 Min. steil bergauf ist man schon beim Auto „Willi, warum müssen wir eigentlich so früh los?“ „Grummel grummel… Kisoro….grummelgrummel…car…grummel…clean…Dust…grummel…15 minutes…coffee… grummel grummel“ Hä??? Inzwischen wissen wir: Willis Englisch-Kenntnisse steigen und schwinden je nach Nachricht. Das hätte uns sofort mißtrauisch machen sollen, aber den Landi innen vom Staub zu befreien, kann ja nichts Dramatisches sein. In Kisoro angeruckelt, hält Willi vor dem abgefuckten Motel. Hä? „You wait – I clean the car“. No way! Das olle Motel kennen wir ja von der Kupplungspanne schon zur Genüge… Wir wollen ins Café. „There is no“. Doch! Unfassbar – aber offenbar kennen wir uns inzwischen besser in Kisoro aus, als unser Fahrer. Total angefressen lädt er uns vor der gewünschten Location ab und verspricht in 20 min wieder da zu sein. Wir warten. 20 min vergehen. Wir warten. 40 min vergehen. Wir warten. 1 Stunde vergeht. Wir warten. 1,5 Stunden vergehen. Kein Willi! Es ist ja nicht so, dass er uns das Erste Mal abhanden gekommen wäre…. Vielleicht sollten wir mal jemanden anrufen? NUR WEN???? Den Gedanken an unseren deutschen oder ugandischen Reiseabzocker verwerfen wir schnell wieder. Nach knapp 2 Stunden taucht Willi endlich auf. Das Auto sei jetzt sauber. Willi ist zwar nicht mehr pissed - aber wir umso mehr!!! Morgens Hektik – damit wir anschließend 2 Stunden blöd rumsitzen, finden wir alles andere als spaßig! Das wiederum ist Willi scheißegal. Denn ob wir fröhlich oder angefressen im Landi schmoren…. Who cares?? Good-bye Kisoro und Virunga -Blick Es ist 11.00 Uhr als wir Kisoro verlassen. Um die verlorene Zeit aufzuholen, schleicht Willi die Teerstraße entlang. Wie langsam, wissen wir ohne Tacho nicht. Aber eindeutig ist, dass wir niemanden überholen – dafür überholen uns sämtliche auch noch so schrottige PKW, Laster und sogar vollbeladene Mopeds... Bevor auch noch die Fußgänger an uns vorbei sausen, fragt Christoph: „Willi, why are you driving so slow???“ Nach mehreren Versuchen zu leugnen, gibt er zu, das Auto zu schonen. Denn wir haben den Landi ja schon mehrfach kaputt gemacht (…….) Was jetzt kommt, bedarf keiner näheren Beschreibung. Ob Christoph lauter ist oder ich – keine Ahnung. Das Ergebnis: Willi ist pissed – findet aber das Gaspedal wieder. Bei der nächsten Baustelle wendet Willi seine bewährte Anti-Staub-Methode an (Fenster auf – Staub Circulation- Staub entweicht). Das (vorhersehbare!) Ergebnis: Den Beat mit dem Car Wash hätte er sich grad in die Haare schmieren können…. Mit unserer täglichen Ration Staub versehen, laufen wir in Mbarara ein. Einer recht großen und turbulenten Stadt. Willi hält an einem Motel. Nee!! Neeeeeee!!!! Oh doch! Willi muss tanken und Mobile Money holen. Das sind Geldüberweisungen übers Mobiltelefon, an kleinen – für europäische Augen völlig unseriös wirkenden – Buden. Offenbar funktioniert das aber ganz gut. Dauert eben nur immer ein bisschen. Wir haben die Wahl im Landi zu sitzen (seit Stunden tun wir eh nichts anderes) oder uns bei einer Coke im stinklangweiligen Motel zu vergnügen. Da die Alternativen „doof“ oder „ätzend“ heißen, wählen wir „doof“ und warten im Motel. Nach einer knappen Stunde kann‘s weiter gehen. Grrrr…. Wir sind total angefressen! Aber wir wissen auch: who cares??? Um ca 17.00 Uhr erreichen wir - immer noch dampfend – das Lake Mburo Luxury Tended Camp. Wir haben also für eine 4-Stunden Strecke satte 8 Stunden gebraucht! „Water for 2 people!“ Die Dusche Dafür ist das Camp sehr geil! Das Haupthaus ist offen und sehr schön eingerichtet. Die Zelte haben einen traumhaften Blick über den Park. Warmes Wasser zum Duschen wird gebracht (klappt wieder super) und es gibt sogar statt Katzenklo eine Wassertoilette. Das Essen ist okay – aber ich will in den nächsten 100 Jahren keine Gurkensuppe mehr sehen (die haben wir fast in jeder Lodge bekommen). Und morgen wollen wir ausruhen! Denken wir. Denn Willi eröffnet uns, dass um 6 Uhr der Morning Walk startet und nachmittags ist Bootsfahren angesagt. Ich schwör‘s: Nächstes Jahr fahr ich nach Mallorca!!! |
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20. Juni 2012
Mit kleinen Augen und bewaffnet nur mit einer Tasse Kaffee stehen wir am nächsten Morgen zum Morning Walk bereit. Es ist bewölkt, das Gras ist naß. Und wir haben keinen Bock. Von weitem hören wir schon Willis Motorheulen – noch ein paar Tage länger dieser Sound, und ich bring ihn dafür um. Nach wenigen km Fahrt, heißt es aussteigen. Lustlos tapsen wir und ein weiteres Touri Pärchen unserem Guide Andrew hinterher. Irgendwann treffen wir auf Impalas, die uns sogar gestatten, nah ran zu kommen. Nach ein paar Topis, die sofort abhaun, sehen wir Waterbucks, die auch keine Lust auf uns haben. Das andere Paar trägt nicht wirklich zur Stimmung bei. Sie mault ständig rum und der Typ gleicht es durch hartnäckiges Schweigen wieder aus. Einzig Andrew gibt alles, um uns Miesepeter-Truppe aufzuheitern. In Ermangelung von weiteren Tieren sollen wir auf einen kleinen Berg wandern. Autsch – was fuer ein super Spaß für meine Gorilla-Tracking-Knochen... Obwohl keiner meckert, liegt das Murren förmlich in der Luft. Oben angekommen, sehen wir das gleiche wie unten – nur eben von oben: Bäume und Gras. Toll! Also wieder runter. Ein kleiner Elend, der sich wohl verlaufen hat – ist das Mörderhighlight des Walks (wie Du siehst, Birgitt, habt Ihr echt was verpasst ). Dann dürfen wir endlich zurück und Frühstücken. Leckeres Frühstück, schöner Ausblick und die ersten Sonnenstrahlen, lassen unsere Laune wieder steigen. Bevor wir ein bisschen vor unserem Zelt chillen, frage ich Willi noch einmal, wann es zum Boattrip losgeht. Um 12.00. Wo starten wir? Vom Parkplatz. Bene…. Wir hängen gerade so gemütlich in Badeklamotten vor unserem Zelt ab, da kommt der Manager angerannt. „Where are you? Willi is waiting…“ Hä? Wir haben doch noch lässig Zeit? Nix da! Das Boot startet um 12.00! In genau 3,5 min sind wir angezogen, haben die Fotoapparate geschnappt und rennen zum Landi (Der Motor heult schon kräftig auf). Willi ist angepissed. Er heizt durch den Park wie ein Irrer. Im Vorbeisausen erkennen wir, dass nun auch die Tiere wach sind, die wir beim Morning Walk vermisst haben. Ich bin auch angefressen. Warum zur Hölle, frag ich x-mal nach??? Als wir 5 min nach 12.00 bei der Bootsanlegestelle sind, ist das Boot weg. Mist! Willi schimpft vor sich hin. Wahrscheinlich schimpft er mit uns. Aber so ganz offensichtlich traut er sich das dann wohl doch nicht. Zwischendurch bellt er, wir könnten auf das nächste Boot warten, wenn wir denn wollen. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, springen wir aus dem Auto und setzen uns in das kleine Restaurant am See. Wir müssen einfach raus aus der Karre, bevor wir Willi zerfleischen! Das Restaurant ist sauber. Meinen Zorn kann ich wahlweise mit Essen oder Nile kompensieren. Da ich sacksauer bin, nehm ich beides. Nile und Stew mit Beef. Kaum bestellt, schubst mich Christoph: „Da, Dein Lunch wird grade geschlachtet“. Die Bedienung verschwindet mit einem Huhn in den Hinterhof und bevor ich entsetzt wegschauen kann, ist der Kopf schon ab... uaaaaahhhhhh. BEEF! Ich hatte BEEF bestellt! Ich will nicht das arme Huhn auffuttern… Too late. Mein mitfühlender Ehemann lacht sich halb tot. Als das Stew kommt frag ich vorsichtig nach dem Fleisch. „Beef, was denn sonst…“ Und das Huhn? „¬Ist für die Angestellten…. Wollt Ihr jetzt lieber Huhn??? “ Nein. NEIN! NAHEIN! Der See sieht ganz nett aus – aber nicht wirklich spannend. Nach dem supertollen Morning Walk sind wir etwas unentschlossen… Als das Boot anlegt, spuckt es eine Gruppe Deutscher Passagiere aus. 10 Personen – das Boot hat 10 Plätze. Aha! Auf uns kommt ein deutsches Paar zugesteuert. Ebenso lustlos - wie skurril. Komplett weiße Klamotten mit Bügelfalten! Der Typ sieht aus als würde er den Golfplatz suchen, die Frau wie aus einem Square Dance-Prospekt entsprungen. Aber wir haben keine Wahl: „Wie war denn der Trip?“ Die beiden starren leicht angewidert auf unsere verstaubten Cargohosen, murmeln was von Krokodilen und Hippos. Dann erfahren wir noch, das Boot sei schon um halb 12 abgelegt, weil es mit der Reisegruppe voll war. Na dann hatten wir eh keine Chance… Mr Golf und Ms Square Dance machen sich aus dem Staub (wahrscheinlich aus Angst, wir könnten sie einsauen ) und verschwinden mit den acht anderen in ihren klimatisierten Minibus. Und wir sind sicher, trotz Willi (!) dass unsere Art des Urlaubs definitiv die bessere Wahl ist….okay…die Air Con macht uns schon ein bisschen neidisch…. Die Hippos und Krokos wollen wir aber sehen. Wir hatten ja noch nicht genug… und entscheiden uns fürs Bootsfahren. Richtige Wahl! Wir sehen kleine Krokodile, natürlich die gewünschten Hippos, Büffel, Woodland, Pied und Malachit Kingfisher, jede Menge Fish Eagles. Der Guide ist ganz aufgeregt, als er ein häßliches Entlein entdeckt (im wahrsten Sinn des Wortes). Der Namevergessen–Vogel sei super selten und wir könnten uns alle glücklich sein, den zu sehen. Wir sind glücklich. Der seltene Namevergessen Zum Glück das einzig „Spinnenartige“ was wir sehen! Auch weil wir viel über das ungandische Leben erfahren. Viele Männer haben mehrere Ehefrauen. Aber das sei heutzutage eine Kostenfrage. Denn die sind teuer. Wer nun spontan an Schuhe und Handtaschen denkt, liegt falsch! Jede Frau bekommt eine eigene Küche und ein eigenes Schlafzimmer. Und das muss Mann erst mal bezahlen können. Ich frage ihn, wie die Polygamie denn mit der christlichen Religion zu vereinbaren sei, nach der immerhin 85% der Ugander leben. Was eine bescheuerte Frage: David und Salomon hätten ja einige Ehefrauen gehabt und da waeren 2 oder mehr Gattinnen doch noch sehr bescheiden! Christoph fällt dabei sofort ein, dass wir ja im christlichen Abendland leben… und er ja dann vielleicht auch….. Noch ein Wort und ich schmeiß ihn ganz unchristlich in den Laka Mburo. Amen! Nach zwei Stunden ist der Bootstrip vorbei. Leider sind wir die einzigen, die Trinkgeld geben – echt schäbig, denn der Guide war wirklich gut. Anschließend riskiere ich noch einen Blick in den kleinen Souvenirshop. Die Lady spricht ganz leise, denn in dem Minishop liegt ihr kleiner Sohn schlafend auf dem Boden. Isaak ist echt sweet und die Lady ganz bezaubernd. Also erstehe ich den Uganda–Flaschenöffner (jeder der in Uganda war, weiß, was ich meine) Einfaches Prinzip (Holz und Nagel), funktioniert großartig … und ich muss mich nicht mehr mit Christophs Fußball Flaschenöffner plagen, der bei jeder Nutzung die Hymne seiner Lieblingsmannschafft plärrt Welch ein erfolgreicher Tag! |
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20. Juni 2012
Der letzte Tag mit Willi! Das letzte drängelnde Motoraufheulen! Das letzte Mal Geruckel im Landi! Nein … die Wehmut packt uns nicht. Außer dass es unser vorletzter Tag in Uganda ist. Denn wie immer ist auch dieser Urlaub vieeeel zu kurz. Am Frühstückstisch hören wir schon das lästige Aufheulen vom geplagten Landi . Willi vergeudet eindeutig sein Talent mit uns – er sollte Rausschmeißer in einer Bar werden. Beim Bezahlen werden wir erst mal um 10.000 USH beschissen. Christoph merkt es, aber will wegen 3 Euro keinen Aufstand machen. Ich schon. Trinkgeld ist das eine – Betrug das andere. Obwohl in allen Reiseführern davor gewarnt wird, hatten wir bisher mit dem Wechselgeld gar keine Probleme. Ich tobe. Wie kann man uns für so doof halten? Doch auch mein Mann bleibt stur: die 10.000 USH könne man als Entwicklungshilfe betrachten. Ich schaue auf den dreisten Manager und weiß nicht, ob ich diese Art von Entwicklung unterstützen kann… Kurz bevor Christoph und ich uns an die Gurgel gehen, einigen wir uns, dem Manager kein Trinkgeld zu geben und sagen ihm, dieses habe er sich ja schon selbst genommen. Auf dem Weg durch den Lake Mburo NP sehen wir wieder jede Menge, Warthogs, Impalas, Zebras, springende Topis usw. Der Park lohnt sich wirklich – nur nicht früh morgens, da auch die Tiere hier eindeutig Spätaufsteher sind. Auf der Teerstrasse angekommen, fragt uns Willi, ob wir denn nach Kampala rein wollen. Ein Besuch in Ugandas Hauptstadt steht zumindest in unserem Reiseplan. In Anbetracht der langen Fahrt, schlägt Willi vor, uns gleich nach Entebbe bringen. Lange Fahrt??? Wir werden mißtrauisch. „Willi, how long does it take?“ Die Antwort kommt ebenso schnell wie unerwartet: “7 to 8 hours! Maybe more.” Was? WAAAAASSS??? Für schlappe 260 km auf Teerstraße? Never ever! Willi ist (mal wieder) pissed: ob wir ihn etwa mit 120 km/h nach Kampala hetzten wollten? 80 seien erlaubt. Muzungu-Cheating war gestern – Muzungus die Reiseführer lesen ist heute! 100 km/h sind erlaubt. ÄTSCH! Aber Willi ist hartnäckig. Und hat keinen Bock auf Kampala. „Was wollt ihr denn da sehen?“, ist der nächste Versuch aus der Sache rauszukommen. Vor diesem Urlaub, wurde mir immer speiübel, wenn ich versucht habe, im Auto zu lesen. Aber wir wachsen mit den Aufgaben! Deshalb kann ich inzwischen eine 6 Punkt-Schrift auf der hinteren Sitzbank bei Salto-Rückwärts lesen… Also suchen wir hektisch in den Reiseführern und entscheiden uns für die Parliament -Avenue – das moderne Kampala. Oh jeh! Denn nun fällt die Stimmung im Landi unter den Gefrierpunkt! Christoph im Siegestaumel, nutzt etwas später die Gelegenheit, um Willi in einem kleinen Dorf um eine Pause zu bitten. Während wir knipsen, nutzt Willi die Gelegenheit, seinen Unmut durch permanentes Peinigen des Motors zu unterstreichen. Ich frag mich, wie er darauf kommt, WIR hätten den Landi kaputt gemacht… Der Friseur Ihres Vertrauens Der Elektrohändler Ihres Vertrauens Als wir weiterfahren, verabschiedet sich die Sonne. So erleben wir den nächsten Äquator-Punkt im strömenden Regen. Hier ist es komplett anders als bei der ersten Äquator-Überquerung. Standen dort die beiden Monumente verlassen in the Middle-of-Nowhere, mit rudimentären Überbleibseln des stolzen UGANDA (JG…N…A), sind wir hier in einer Souvenir Hochburg. Mindestens 20 kleine Shops. Jeder bestückt mit Flaschenöffnern, „Muzungu“-T-Shirts, Holztieren, Ketten… Das nahezu identische Sortiment, im identischen Design findet man in jedem der Shops – natürlich ALLES handgemacht vom Verkäufer himself. Is klar! Um 13.00 Uhr erreichen wir Kampala. Offensichtlich kann Willi nicht nur nicht lesen sondern auch nicht rechnen. Zumindest hat er sich beim Muzungu-Cheating kräftig verrechnet! Denn ohne Pausen hätten wir höchstens 3,5 Stunden gebraucht. Jetzt muss er da durch. Zugegeben – der Verkehr in Kampala ist spaßfrei. Neben den üblichen überladenen Mopeds, Fahrrädern, Autos und LKW gibt es hier gefühlt hunderte von Matatus, den kleinen Minibussen. Voller Nationalstolz zeigt uns Willi, die erste Ampel, die wir in Uganda sehen. Diese seltene Errungenschaft der Technik hat die gleiche Funktion, wie viele Kunstwerke in deutschen Städten – die zweckfrei an Kreuzungen rumstehen: GAR KEINE. Die Lichter springen lustig auf rot und grün – die Ungander kümmert das einen Dreck. Sie fahren immer. Allen voran, die Matatus, die ebenso abrupt losfahren, wie sie mitten auf der Straße stoppen. Um Leute auf und abzuladen, die dann wiederum hektisch auf der Straße zwischen dem Verkehr rumwuseln. DIE Ampel, vor der Moschee (ein Geschenk von Gadaffi an Idi Amin) Irgendwann meint Willi, wir wären im modernen Teil angelangt. Wir drehen die Köpfe nach links und rechts und wieder zurück. Wo? Wir sehen Mauern und ein paar höhere Gebäude im Bausünden-Charme der 70er Jahre. Das Parlament ist auch kein optisches Highlight – es sieht aus wie ein Krankenhaus, aber immerhin homogen im Stil der 70er. Aha! Photographieren wollen wir das architektonische Highlight dann auch nicht – zumal die Parkplatzsuche, das Zurücklaufen und eine eventuelle Diskussion mit Soldaten uns dafür zu aufwändig sind. „What now?“ Hektisches Suchen im Reiseführer. Wir wollen ins Craft-Village. Schwerer Fehler – zumindest in Willis Augen. Denn er wird wütend und scheißt Christoph an: „Next time you tell earlier!“ Er müsse jetzt einen „Riesenumweg“ fahren, um da wieder hinzukommen. Wir sind sprachlos… Wer war hier noch mal der Kunde? Aber da es „next time“ definitiv nicht geben wird, halten wir den Mund. Nach 5 Minuten (U-Turn und nochmal am schicken Parlament vorbei) ist der "Riesenumweg" auch schon bewältigt. Das Craft-Village besteht aus gefühlten 50 kleinen Shops im Kreis angeordnet. Jedes mit individuellem Handwerk bestückt… wer ahnt es? Richtig: vom Verkäufer persönlich angefertigt – und zufällig im gleichen Design wie überall anders auch. Nachdem Kampala nicht wirklich was zu bieten hatte, verlassen wir Ugandas Hauptstadt wieder und entgehen so den berüchtigten Berufsverkehr. Eine weitere Stunde später treffen wir in Entebbe im Boma Guesthouse ein. Jetzt heißt es Good-Bye Calamity Willi! Ebenso kurz wie kühl fällt der Abschied aus. Und wir sind ehrlich gesagt froh, ihn los zu sein. |
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