THEMA: Moskito-Tracking in Uganda
27 Jun 2012 06:49 #240943
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Hallo zusammen,

Nach unglaublich eindrucksvollen drei Wochen in einem traumhaften Land, habe ich mich entschlossen zum ersten Mal einen Reisebericht zu schreiben. Er basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken, enthält auch politische Ansichten und ist mit Sicherheit nicht immer „political correct“ ;)

Und die Namen wurden aus Personenschutz meistens verändert.

Aber nun zum Reiseverlauf:

Flug nach Entebbe mit KLM
Ziwa Rhino Sanctury
Kidepo Valley Nationalpark (Grenze Südsudan)
Murchison Falls NP
Kibale Forrest
Queen Elisabeth National Park
Ishasha
Bwindi Impenetrable Forrest /Lake Mutanda
Lake Mburo
Kampala/Entebbe

Was ich noch erwähnen sollte: wir hatten einen Fahrer (never again)! Nicht nur das die Tour gut selbst zu fahren gewesen wäre – durch „Willi“ hatten wir einige Erlebnisse, die den Urlaub noch abenteuerlicher gemacht haben….

Grüßle
Anja
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27 Jun 2012 11:59 #241006
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04.Juni 2012
„Sunshine… Sunshine Reaggie…“ Um 2.45 Uhr dröhnt es aus dem Radiowecker, wir sind noch müde und wollen eigentlich lieber liegen bleiben. Aber Uganda ruft, das Taxi kommt natürlich viel zu früh, trotzdem sind wir um 4 Uhr tatsächlich am Stuttgarter Flughafen.

Mit der KLM dürfen wir pro Person 2 x 23 KG mitnehmen. Das haben wir auch ausgenutzt, denn seit Wochen habe ich meinen Freundinnen Kinderklamotten für das SOS Kinderdorf in Kakiri aus den Rippen gelabert. Die sind nun fein verpackt in zwei türkische Reisetaschen (erstanden von einem Habe-Alles-Laden für satte 2 Euro). 35kg Kinderklamotten, 38kg unser Zeug, sollte kein Problem sein – glauben wir…. Beim Wiegen verzeiht sich das Gesicht der eh schon mürrischen Dame und sie meint, der letzte Koffer wiege 25.5 kg und für die 2,5 kg müssten wir schlappe 100 Euro berappen. Der Hinweis auf die anderen wesentlich leichteren Koffer bringt gar nix. Denn das Gewicht wird nicht addiert und unsere restlichen Koffer sind schon vom Band gerollt. So ein Pech aber auch! Wir packen etwas angefressen alle Bücher ins Handgepäck, schauen in das inzwischen noch säuerlichere Gesicht der Check in Lady, dürfen aber weiter ohne zu zahlen. ÄTSCH!:P

Bei der KLM erwartet uns ein ausgesprochen netter Service. Der Aufenthalt in Amsterdam ist durch Cafes und Shoppingmöglichkeiten erträglich. Ich liebäugele mit einem niederländischen National Trikot (das Auswärtstrikot ist hammergeil), aber Chris droht mir sowas ähnliches wie die Todesstrafe an, also lass ich es…

Im Flieger nach Kigali/Entebbe kriegen wir erst mal einen Schock. In den Reihen vor uns sitzen ca 30 Kinder im Alter zwischen 5-12 Jahren. Na das kann ja heiter werden…

Aber weit gefehlt! Die Kinder sind ausgesprochen ruhig und mit dem Board Entertainment völlig ausgelastet. Beim Zwischenstopp in Kigali stellt sich raus, dass es sich um einen ugandischen Kinderchor handelt, der nun die wartenden Passagiere mit drei Songs erfreut. Echt cool!

Die Einreise dauert in Entebbe recht lang, als wir an der Reihe sind, wissen wir auch warum… Die Dame bei der Passkontrolle nimmt die Fingerabdrücke von beiden Händen. Zum Schluß knurrt sie noch „Hmp“. Christoph dreht sich zu mir um, er weiß nicht was ein „Hmp“ ist… ich weiß es auch nicht. :blink: Ich dachte, die gleichen Worte bei Unverständnis nur lauter zu wiederholen, sei eine typisch deutsche Eigenschaft… nein, die Ugander können das auch! Nach drei lauten „Hmps“ heb sie endlich den Daumen und wir wissen was sie will. Phuuu, endlich durch – denken wir.

Bis zur Zollkontrolle. Da zeigt der Beamte auf meine türkischen Reisetaschen und fordert den Inhalt zu sehen. Also muss meine kunstvolle Verklebung dran glauben und er starrt ungläubig auf zwei Säcke mit gebrauchten Klamotten. Die Erklärung mit dem Kinderdorf lässt er aber nach einigem Hin und Her gelten und wir dürfen durch.



Das Abholen klappte einwandfrei und wir sind recht schnell bei der Lodge. Aber nicht bei unserer. Wir hatten das Boma Guesthouse gebucht, gebracht werden wir ins Gatley Inn. Das Boma wäre voll, heißt es. Egal wir sind müde, das Zimmer ist schön, also nehmen wir‘s, wie es kommt. In Ermangelung anderer Getränke, stoßen wir noch mit zwei Nile Special Bieren auf unseren Urlaub an und gehen schlafen.



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27 Jun 2012 14:29 #241048
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5.Juni 2012

„rrroooonk…rrrronk…rrooooonk“. Das Geräusch, was uns schon die gesamte Nacht versaut hat, weckt uns früh am nächsten Morgen.:angry: Die Lodge liegt an der Straße von Entebbe zum Flughafen und ist permanent befahren. Nach einer erfrischenden Dusche, aber immer noch mit kleinen Augen tapern wir zum Frühstück. Dort sehen wir am Nachbartisch zwei Ugander die uns eindringlich beäugen. Ob das wohl unser Driver dabei ist? Christoph hofft auf den Korpulenten. Ich hingegen finde, der sieht aus wie Idi Amin und setzte sorfort auf den älteren, schüchternen.

„Idi Amin“ heiß in Wirklichkeit George, entpuppt sich als der Chef der ugandischen Partneragentur unseres deutschen Reisebüros und ist sehr nett. Vielleicht sollte ich doch mal an meinen Vorurteilen arbeiten? Der andere heißt Willi und ist unser Driver.

In unserem Reiseverlauf gibt es einige Änderungen, die uns auf dem ersten Blick nicht tragisch erscheinen (gut dass wir noch nicht wissen, was das alles bedeutet :( ). Und nachdem das Gepäck verladen ist, geht es endlich los.

Willi unser Driver ist eher still, um nicht zu sagen „mißmutig“. Aber gut, vielleicht legt sich das noch. Wir jedenfalls sind total gespannt und freuen uns schon auf dem Weg durch Entebbe über Märkte und das laute und geschäftige Treiben auf den Straßen. Leider will Willi nicht anhalten, so dass wir mal fotografieren könnten. So wird das eine wacklige Angelegenheit aus dem Auto heraus.









Überhaupt stellt sich schnell raus, dass Willi und wir eine völlig diametrale Auffassung von der englischen Sprach haben. Das heißt, wir verstehen uns NICHT, was nichts ausmacht, denn er redet eh fast nix.

Nach zwei Stunden erreichen wir das SOS Childrens Village in Kakiri. Im Gegensatz zum hektischen Leben sieht hier alles ganz geordnet aus. Wir gehören wohl zu den wenigen Besuchern aus Europa, dementsprechend gut vorbereitet hat sich Sarah, die für die Patenschaften zuständig ist. Wir fühlen uns wie die Queen auf Staatsbesuch und es ist uns ein wenig peinlich. Wollten wir doch keine Umstände bereiten. Wir bekommen eine Führung durch Schule, Wohnhäuser und Jugendhaus. Unser Patenkind Isaak ist geschätzte 13 Jahre (er wurde im Kleinkindalter gefunden und man weiß das genaue Alter nicht) und sehr schüchtern. Freut sich aber über unseren Fußball und das EM Trikot (nein kein holländisches – ein Deutsches ;) ) Seine „Mutter“, die Dame die ihn und 9 weitere Kinder aufzieht ist total gerührt und dankt uns immer wieder mit Tränen in den Augen. Mann, jetzt komm ich mir richtig schäbig vor – denn ich gebe nur Geld, diese Menschen widmen ihr Leben den Kindern. Und zwar mit völliger Hingabe und Herzlichkeit! Unsre Klamotten werden sehr begrüßt, denn die Kinder haben außer ihrer Schuluniform nicht viel anzuziehen. Immer wieder gibt es Neuzugänge von Kindern bis zu sechs Jahre, wenn Ältere aufs College gehen. Die Kinder werden bis zu ihrem Uniabschluss begleitet und bleiben in der Regel ihren „Familien“ auch weiterhin verbunden. Zum Abschied bekommen wir noch kleine selbstgebastelte Geschenke und wir sind glücklich über den wunderschönen Besuch.



Weniger glücklich ist Wille, hatte er uns doch 1 Stunde zugestanden und wir waren über 2 Stunden dort. Jetzt grumelt er vor sich hin und er meint wohl dass wir den Rhino Walk im Rhino Sanctury verpassen würden. Wir steigen wieder in das Auto, das auch eine kurze Erwähnung verdient hat: ein Toyota Landcruiser, geschätzte 200 Jahre alt. Der Tacho geht nicht mehr – macht nix, die Air Con ist auch am Arsch… Dafür gibt’s offene Fenster. Christoph hat vorne null Beinfreiheit, kann aber nicht nach hinten, denn da gibt’s zusätzlich noch null Kopffreiheit. Letzter Tachostand war 465.000 km. Das muss aber schon ne Weile her sein. Zum Ausgleich sind alle Stoßdämpfer hinüber und meine Tür klemmt, so dass ich mich immer mit vollem Körpereinsatz dagegen werfen muss. Das ist aber noch lang nicht alles….. zum Glück ahnen wir das noch nicht.:unsure:

Nach drei Stunden Geruckel im Landi erreichen wir das Rhino Sanctury. Die Ranger dort sind sehr freundlich und wir dürfen noch zum Rhino Walk starten. Ein Ranger steigt in unser Auto und los geht’s. Über Funk verständigen sich die Ranger, denn von den 12 Rhinos wird jedes einzelne bewacht, 24h am Tag! Es hat vorher geregnet und wir fahren durch Matsch und Sumpf. Während die 3 Männer beraten, wie man am besten weiter kommt, sehe ich das erste Rhino. Riesig groß.

Wie immer, wenn Männer mit Männersachen beschäftig sind, hört Frau kein Mensch zu, als ich sage: Da ist das Rhino! Nein sie sind am diskutieren… HERRJEH!:evil: Beim dritten Mal, erringe ich die Aufmerksamkeit des Rangers und nun ist es egal wie die Reifen stehen, nun ist das erste Rhino ja da!



Wir dürfen noch zu einer weiteren Gruppe: drei Junggesellen im Alter von drei Jahren stehen auf dem Plan. Wir dürfen nicht nur aussteigen, unser Ranger führt uns bis auf 2 Meter an die Rhinos ran! HAMMERGEIL! Christoph knipst sich die Finger wund, ich darf staunen. Wir verfolgen die Tiere eine zeitlang, dann ist das Erlebnis auch schon zu Ende. Schade!



Unser Cottage ist einfach aber okay. Saubere Betten, Mossie Net und warmes Wasser – aber kein Strom. Im Bad sitzt ein ziemlich häßlicher Frosch (in der Farbe „Chamois“. für die Herren dieser Welt: das ist die ziemlich euphemistische Umschreibung für Damenunterwäsche in Hautfarbe…brrrrr). Ich überlege, ob ich mit dem ungebetenen Gast leben kann, aber immerhin fressen Frösche ja Moskitos…

Zum Dinner gehen wir in das kleine Restaurant. Jetzt bin ich gespannt. Christoph hatte im Reiseführer gelesen, dass man sich bei Fleischgenuss in Uganda ziemlich üble Darmkrankheiten holen kann und beschlossen für diesen Urlaub zum absoluten Vegetarier zu werden. Mein „Urlaubsvegetarier“ bestellt sich dementsprechend auch gleich ein Beef!

???:woohoo:

Ich nehme mir vor, ihn demnächst mal zu fragen, was nach seiner Definition einen Vegetarier ausmacht, aber für den Abend lass ich es gut sein.
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27 Jun 2012 19:00 #241102
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6. Juni 2012

Morgens um 6.00 Uhr wecken mich die Vögel, nein eigentlich nur einer. Er klingt (die Ornithologen mögen mir verzeihen :unsure: ) als würde man eine rostige Eisenstange in ein ebenso rostiges Gewinde schrauben. Okay, gewonnen – ich steh auf …

Leider müssen wir feststellen, dass der Scheiß-Frosch seinen Job nicht gemacht hat und wir – trotz Peaceful Sleep und Mossie – nicht nur von den Moskitos getracked sondern auch kräftig gestochen wurden.:angry:

Nach einem schnellen Frühstück geht es um 7.00 weiter, Richtung Kidepo Nationalpark. Nach einer halben Stunde hält Willi, um einzukaufen. Denn im Kidepo kriegt man weder Lebensmittel noch kann man essen gehen (Außer man ist Gast auf der Nobel Lodge) Offenbar kann man in dem kleinen Restaurant bei den Bandas etwas abgeben, das dann zubereitet wird. Willi hält vor einer „Quality Butchery“ und fragt, ob wir Fleisch essen.

Bevor ich mich von meinen Schock erholt habe (hier hängt das Fleisch im Straßenstaub, ohne Kühlung dafür mit genügend Fliegen) sagt mein Teilzeit-Urlaubsvegetarier: „YES!“ und ich erkenne zwei riesige Steaks in seinen Pupillen… Offenbar hab ich keine Chance.:sick:





Wir fahren weiter und kommen zu einer Brücke, die über einen kleinen Fluß führt. Sieht schön aus – doch Willi muss erst die Soldaten fragen, ob wir fotografieren dürfen. Während der Chef knipst unterhalte ich mich mit einem Soldaten und frage, weshalb die Brücke denn bewacht würde: „wegen der Rebellen, hier im Norden!“… Hrggggsssss… Welche Rebellen??? „Oh die aus dem Sudan, aus dem Kongo und manchmal welche aus Somalia…“ Der Soldat sieht meinen offensichtlich verstörten Blick, meint aber, ich könne mich beruhigen, DIE BRÜCKE sei sicher… na dann….:woohoo:





Wir fahren weiter und nach Gulu. Ab da verwandelt sich die Straße von einer Pad in eine Kraterlandschaft. Doch der Unterschied zu Namibia ist, dass hier Fahrradfahrer mit Bananen-Clustern, Möbeln, Bast, oder beladen mit bis zu 5 Personen fahren, Fußgänger mit und ohne Getier bzw. Kinder rumlaufen – alle auf dem „befahrbaren Teilstück“. Willi fährt so schnell wie möglich. Wie schnell wissen wir nicht, der Tacho ist ja hinüber. Er rast auf alles Bewegliche zu und hupt es von der Straße. Ich kann gar nicht hinschaun, denn irgendwann erwischt er bestimmt jemanden. Oft kann er aber auch nur Schritttempo fahren, auch nicht wirklich beruhigend bei noch knapp 300 km bis zum Kidepo.

In einem der Dörfer halten wir, weil Willi hier ein Handy-Netz vermutet. Er befielt uns im Auto zu warten. Is klar! Nach 6 Stunden ohne Pause … Das kann er knicken! Wir sind mitten im ehemaligen Kony-Gebiet. Hier hat dieser Geisteskranke bis vor wenigen Jahren noch sein Unwesen getrieben. In Uganda ist das Thema „Kony“ übrigens noch sehr präsent. In einer Tageszeitung wurde auf 4 großen Seiten ausführlich über Konys angebliche Flucht nach Darfur berichtet. Auch die Ugander sprechen uns später immer wieder auf Kony an, wenn wir sagen, dass wir im Norden waren. Auch Willi scheint sich offenbar hier nicht wohl zu fühlen, denn er hat uns morgens noch ausführlich von abgeschnittenen Nasen und anderen Greultaten erzählt, für die Kony die Verantwortung trägt. Und er schaut sich ständig um, als ob ihn jemand verfolgt.

Die Dörfer sehen wohl daher deutlich ärmer aus, die Hütten sind weniger bunt. Es gibt Schilder, die vor Landminen warnen und auch welche die auf Kony-Traumata Hilfen hinweisen. Insgesamt ist es sehr beklemmend – allein dass man merkt, wie sehr diese Leute hier gelitten haben. Der Krieg – für uns Europäer eher ein abstraktes Thema – wird hier sehr gegenwärtig. Allerdings habe ich mich keine Minute bedroht gefühlt.








Ich frage ein paar Leute ob ich fotografieren darf. Ja gerne! Sie scheinen sich sehr über Touristen zu freuen – Willi freut sich weniger. Wenn Blicke töten könnten, dann hätte uns Willi nun erlegt.

Als wir weiter fahren sehen wir das erste Fahrzeug mit UN Blauhelmen. Christoph und ich wechseln kurz einen Blick: Ob die Idee mit dem Norden so gut war? Hmmm… da müssen wir jetzt wohl durch.

Willi kennt den Weg nicht und hat keine Karte. Christophs Karte lehnt er mit einem kräftigen „NO!“ ab. Wobei das nichts ausmacht, denn Christoph hat inzwischen Map und beide Reiseführer zu Rate gezogen – auf jeder Karte sieht es anders aus. Die Pad wird noch schlechter und es fängt an zu regnen um uns herum versinkt die Landschaft im Nebel.





Da naht Hilfe in Form des eines Straßenschildes (des ersten, das wir in Uganda sehen!). 64 km bis zum Kidepo. Juhu! Der Landi rutscht durch den Matsch bis wir an eine Kreuzung kommen. Links ist der Weg grauenvoll, rechts fürchterlich. Feine Wahl! Zumal kein Straßenschild mehr auftaucht.

Zur Beruhigung meint Willi „Where are we? I have no idea which way to go…“

(…to be continued..)
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28 Jun 2012 10:00 #241177
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Ihr motiviert mich, weiterzuschreiben :laugh: Dankeschön für Feedback!Übrigebns finde ich Uganda hammergeil- TROTZ Willi :P

Leider gibt's für heute keine Bilder... wer trotzdem weiterliest, ahnt warum :unsure:

Willi wählt den rechten Weg (jetzt wissen wir, es wäre der Linke gewesen).

Offenbar hat Willi eine Eingebung, meint „wrong“ und wendet im Schlamm. Die erste Idee war gut – die zweite weniger. Denn nun stecken wir fest. Willi lässt den Motor aufheulen, der Landi lässt sich davon nicht beeindrucken… im Gegenteil: irgendwann hat er auch keinen Bock mehr auf Willi und geht aus… und nicht wieder an. Es regnet wie Sau, der Schlamm nimmt zu und Willi würgt am Motor rum. Handyempfang haben wir auch nicht. Christoph schlägt vor, die 7 km zum ausgeschilderten Medical Center zu gehen. Willi meint „No!“. Ich schlage vor, mich an die Wegkreuzung zu stellen, um gegebenenfalls ein Auto herbeizuwinken, falls eines kommt. Willi meint „No!“

Irgendwie ist das eine beschissene Situation: selbst wenn die Karre wieder anspringt, stecken wir im Matsch – selbst wenn wir das Auto rausschieben können, geht der Motor nicht an. Und wie war das? Gab es hier nicht auch diverse Rebellen??? :unsure:

Die nächste Stunde verbringen wir damit dass Willi am Zündschloß rumwürgt, Christoph ab und zu einen Vorschlag macht und ich Tagebuch schreibe (falls es mal in 1000 Jahren Ausgrabungen gibt, will ich wenigstens einen Platz im Museum :laugh: )

Dann kommen Menschen! Wir sind völlig begeistert – Willi weniger. Er duckt sich in seinem Sitz und fragt: „What People?“ Er will Alter, Anzahl etc. wissen. Cooles Ding! Selbst wenn es Rebellen sein sollten – will er etwa den Turbogang einlegen und davonbrausen? :evil:

Es sind sechs Bauern, die Willi gleich zum Schieben verdonnert. Wir steigen aus. Willi meint „No!“ Doch! Wir schieben mit, nix bewegt sich. Es kommen immer mehr Leute. Schließlich sind es 15 Einheimische und zwei Muzungus die den Karren - im wahrsten Sinnen des Wortes - aus dem Dreck ziehen. Mein Flipflops sind mit Füßen und Matsch zu einem dicken Klumpen zusammengewachsen… aber egal. Durch die Bewegung (oder wasauchimmer) ist der Motor wieder angesprungen. Wir zahlen ein fettes Trinkgeld und es kann weiter gehen.

Die Euphorie hält nicht lange an. Der letzte Weg zum Kidepo führt über einen steilen Berg. Hinauf röhrt und rutsch der Landi. Hinunter ist es eine Katastrophe. Unten am Berg steht ein Polizeiauto, das sich gerade aus dem Schlamm befreien will. Wir rutschen solange bis der Landi quer steht und genau in dieser Haltung auf das Polizeiauto den Hang runterrutscht. Cool! Dann brauchen wir bei diesem Unfall die Polizei wenigstens nicht mehr zu rufen…;) Zum Glück (oder Willi sei Dank!) bekommt er die Karre wieder in den Griff und wir rutschen vorbei. Dann kommen wir zu Gate.

Es ist inzwischen halb acht und mein Magen hängt auf den Knien. Also nicht ganz, denn seit einiger Zeit rieche ich etwas Fürchterliches. Der Gestank wird immer penetranter… DAS FLEISCH! Seit über 12 Stunden ungekühlt in einer Plastiktüte im Auto….Lekker!:sick:

Die Fahrt durch den Kidepo läßt unsere Laune wieder ansteigen. Wir sehen einen Elefanten, Zebras, Wasserböcke… in Windeseile an uns vorbeiziehen. Denn Willi rast durch den Park und will auch hier nicht zum Fotografieren anhalten. Da wir etwas an Ende sind, reicht auch die Kraft nicht mehr für einen effektiven Protest.:(

Bei der Banda angekommen, verteilen wir den Matsch sogleich in selbiger. Aber wir sind zu müde, als das uns noch was stören könnte. Mein letzter Wille ist, nichts von diesem Fleisch essen zu müssen. Auch Christoph erinnert sich spontan wieder an seine „lange Tradition als Vegetarier“ :woohoo: und will das stinkende Zeug nicht.

Das wiederum macht Willi aber ziemlich stinkig! Wir einigen uns auf Nudeln mit Gemüsesauce und fallen anschließend totmüde in unsere Betten.
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7. Juni 2012

Wir stehen früh auf, denn heute ist der Morning Drive. Begleitet werden wir von Daniel einem Ranger (Juhu, dann wird Willi wenigstens nicht mit Top Speed durch den Park heizen). Leider ist im Kidepo noch Regenzeit, das heißt wir haben alle Arten an Wetter.

Recht schnell sehen wir einen ganzen Haufen Geier, die sich um einen toten Elefanten scharen. Christoph entdeckt mittendrin eine Hyäne, die sich noch die letzten Reste der Mahlzeit sichert. Daniel läßt uns recht nah ranfahren und durch das offene Dach des schauen wir begeistert zu. Offenbar gibt es recht wenige Hyänen im Kidepo und Daniel ist völlig aus dem Häuschen! Es stink ein wenig – aber das ist ja zu erwarten.





Als ich mich hinsetzte wird der Gestank penetranter. Ich stecke den Kopf wieder raus, besser. Wie kann denn ein toter Elefant IM Auto mehr stinken als DRAUSSEN? ….OH NEIN! Das Fleisch!!! Willi leugnet es noch im Auto zu haben, aber meine Nase sagt was anderes… :sick:

Wir strecken also bei der Weiterfahrt die Köpfe aus dem Dach bei der Weiterfahrt. Besser so, draußen riecht es nach Gras. Der Kidepo NP ist landschaftlich wirklich wunderschön. Umgeben von den Bergen des Südsudan, Ugandas und Kenyas breitet sich eine traumhafte Landschaft aus. Wir sehen Büffel, Zebras, Jackson’s Hartebeests, Warthogs, Oribis und Elefanten. In den Bergen entdecken wir eine Löwin, etwas weiter entfernt den dazugehörigen Gatten.











Daniel erzählt uns sehr viel und die Zeit vergeht wie im Flug!

Nachmittags haben wir weniger Glück mit den Tieren. Außer diesen fiesen lästigen Riesenfliegen, die sich weder von Repellent noch Kleidung abhalten lassen. Sie stürmen zu hunderten ins Auto, beißen und lassen sich nicht ermorden. Nicht dass man sie nicht erwischen würde... diese Viecher sind einfach zäh! Willi ist inzwischen mehr damit beschäftig Fliegen zu jagen, als sich auf den Weg zu konzentrieren. Tja man muss eben Schwerpunkte setzte – auch als Driver...B)

Ansonsten steht durch die Regenzeit das Gras recht hoch. Im Kidepo besteht auch immer die Möglichkeit dass die einige Tiere in den Südsudan oder nach Kenya abwandern, man kann also mehr oder weniger Glück haben. Trotzdem fanden wir den Park sehr spannend, zumal wir zeitweise die einzigen Touristen dort waren.

Unterkunft:
Die Bandas im Kidepo sind sehr basic: 2 Betten, keine Sitzmöglichkeiten, kein Strom, kalte Dusche. Durch offene Ornamente im Badezimmer, betrachten die Moskitos das als Einladung und feiern im Bad Party! Der Party Snack sind offenbar wir – zumindest sind wir um einige Mückenstiche reicher.



Das „Restaurant“ verkauft (lauwarme!) Getränke, man kann sich mitgebrachtes Essen zubereiten lassen. Okay ich geb zu das Wort „Restaurant“ ist eine sehr euphemistische Umschreibung für eine ziemlich runtergekommenes Gebäude mit diversen Lagern für irgendwas. Hinten gibt es eine Art Terrasse mit Stühlen in diversen Verfallstadien.



]



Fazit Kidepo:

Ich würde den Park nie wieder in der Regenzeit besuchen. Die Anfahrt ist definitiv spaßfrei – Tiersichtungen sind(abgesehen von Zebras, Büffeln und Wasserböcken) ungewiß. Der Park „besitzt hinsichtlich größerer Säugetiere das größte Artenspektrum aller Nationalparks in Uganda“ (Reise know how) Aber die Populationsdichte ist relativ gering. Bis vor kurzem durfte im Südsudan noch gejagt werden, das erklärt wohl einiges. In der Trockenzeit sind die Tiere wohl recht konzentriert im Valley zwischen den Flüssen Narus und Kidepo anzutreffen.

Wer auf unberührte Natur und wenig Touristen steht, für den ist der Park ein absolutes Highlight.
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