Montag, den 03.10.2011
Der Tag auf den ich Monate hingefiebert hatte ist angebrochen ! Gorilla-Trekking bei der Nkuringo-Group. Ob ich die Tiere sehen werde ? Ist es vielleicht viel zu dunkel oder müssen wir stundenlang laufen bis wir die Tiere sehen ? Was, wenn wieder das Wetter verrücktspielt ? Kopfzerbrechen bringt nichts, aufstehen und den Sonnenschein genießen ! Fängt schon mal alles gut an. Robert rief aufgeregt und drückte mir sein Fernglas in die Hand. Schau da drüben, da kannst Du das Eis der Rowenzoris sehen – das sieht man von dort nicht alle Tage.
Mit Dani zur Rangerstation gelaufen und trafen dort auf Gudrun und Dirk, die mit uns das Trekking hatten. Ansonsten kommt heute keiner mit. Geile Geschichte! Dann wurden wir auf die üblichen Verhaltensregeln aufmerksam gemacht, Hose in die Socken, nicht länger als 1 Stunde Aufenthalt bei den Gorillas, nicht laut sprechen, nicht essen oder trinken, kein Geschäft in der Nähe verrichten, kein Blitzlicht und auf keinen Fall krank sein. OK roger, es kann losgehen. Bis wir alle versammelt waren (Träger und die üblichen bewaffneten Ranger für alle Fälle) und Dani noch das Auto holen sollte weil die Ranger keins hatten, fuhren wir gegen 9.00 Uhr zum Startpunkt des Trekkings los.
Die Gorillafamilie hielt sich nicht so weit entfernt im Bwindi Forest auf, sondern bahnte sich einen Weg durch den Dschungel Richtung Bananenhain. Der Weg war sau steil runter, zum Glück hatte jeder einen langen Wanderstock in die Hand gedrückt bekommen (mit geschnitztem Kopf eines Gorillas – wenn das nicht vielversprechend ist ) und dann machten wir uns auf den Weg durch die Bananenplantage. Anfangs auf einem normalen Weg, dann gings querfeldein aber einfach nur runter. Der untenliegende Fluss war das Ziel. Teilweise hat es mich manchmal einfach auf mein Hinterteil verfrachtet, aber so war man noch schneller unten. Von oben sah man schon ganz in der Ferne einen Gorilla auf einer Lichtung. Aber da mussten wir hinkommen. Übrigens was ich nicht wusste: Gorillas sind recht träge und ziehen ca. 1 km pro Tag – d.h. wenn jemand ruck zuck vom Gorillatrekking wieder zurück ist und ihr besucht am nächsten Tag die gleiche Familie, dürfte diese eigentlich nicht allzu weit entfernt sein.
Schließlich waren wir fast am Flussufer, als wir den ersten Berggorilla schon auf der gegenüberliegenden Seite sahen. Was er sich wohl gedacht hat ? Mein Gott, schon wieder diese Störenfriede ! Ich war zumindest so begeistert, dass ich es nicht hinbekam, ein gescheites Foto zu machen. Na ja, erst mal den Fluss überqueren, die Stunde „Besuchszeit“ hat noch nicht angefangen.
Die Ranger legten ein paar Stämme im Fluss zurecht und so konnten wir halbwegs trockenen Fußes dieses Hindernis überqueren. Angekommen im wirklich undurchdringlichen Busch bahnten uns die Ranger einen Weg mit ihren Macheten. Kaum geschätzte 3 Meter entfernt dann der erste Berggorilla beim Futtern. Was ein toller, einmaliger Moment !
Doch die Ranger hatten ja den Besuch der kompletten Gorillafamilie im Sinn – noch ein paar Hiebe mit ihren Macheten durch das Gestrüpp hindurch (hatten keine Handschuhe dabei, ging aber trotz Dornen und Nesseln auch so), tummelte sich auf einer Lichtung die ganze Gorillafamilie samt Mutter, Kinder, Silberrücken. Alle friedlich beim Sonnen, Essen, Entlausen, Rumtollen und Zähnefletschen und natürlich - das darf nicht fehlen- Aufbäumen und auf die Brust trommeln ! Das war ein ganz besonderer Moment, nur wir vier vor den Gorillas, die Ranger hielten sich dezent im Hintergrund auf und ließen uns diesen Moment voll genießen. Eigentlich ist ein Abstand von 8 Metern vorgeschrieben, aber der vor uns liegende Gorilla war vielleicht 2 Meter entfernt.
Nun war es aber auch wieder Zeit, die Familie in Ruhe zu lassen. Wir spürten noch einen anderen Gorilla, der sich in der Zwischenzeit verflüchtigt hatte, beim Fressen auf und konnten ihn nochmal ausgiebig beobachten. Dann war der Rückweg angesagt, voller toller Erinnerungen und einem riesen Glücksgefühl.
Wieder überquerten wir den Fluss und dann braute die Hexenküche schon wieder ein Gewitter zusammen – es war ja auch 12.00 Uhr ! Wir liefen den steilen Hang hoch und es fing an, ordentlich über uns zu krachen. Plötzlich regnete es derart heftig, man kann sich das kaum vorstellen. Innerhalb von wenigen Minuten war man derart nass, dass es schon wieder sau lustig war. Die Kameraausrüstung zum Glück im Rucksack zwischen Regenjacken und Pulli eingehüllt, ging es im Eiltempo den Berg hinauf. Das Wasser lief den Weg runter als würde hier ein Bach fließen. Endlich im Auto angekommen, die Scheiben völlig beschlagen, Mensch war das ätzend nass alles. Wir fuhren zur Gorillatrekkingstation zurück und hofften auf ein Ende des Gewitters, denn wir wollten ja noch unsere „Urkundenüberreichung “ abwarten.
Im Auto noch zogen wir uns die nassen Klamotten aus, denn langsam wurde es kalt. Als ich ausstieg, krachte praktisch in unmittelbarer Entfernung ein Blitz ein, scheiße schnell wieder ins Auto ! Dort haben wir fast eine Sunde zugebracht und das Lunchpaket geplündert, bis an ein Aussteigen aus dem Auto zu denken war.
Nach der Überreichung der Urkunde ging es ins Camp und nach einer heißen Dusche war ein erholsames Nachmittagsschläfchen angesagt. Erst mal alles Erlebte verarbeiten.
Dann hörten wir im Dorf den Gesang einiger Kinder und das laute Trommeln. Dani sagte kurze Zeit später, ab wir gehen ins Dorf ! Gleich gemacht, dann erstummte aber das Trommeln. Schade, wohl schon vorbei. Dann kam uns die Kindergruppe (alles Waisenkinder) entgegen und Dani sprach sie an, ob sie denn nochmal für uns spielen würden. Gesagt, getan, auf dem schönsten Aussichtsplatz von Nkuringo gabs eine Privatvorstellung. Puh da laufen einem fast die Tränen, das ist so was wie man es nur aus dem Fernsehen kennt.
Mit Gudrun und Dirk am Abend noch zwei Bier in deren Lodge gezischt, auf den Tag muss man dann mal prosten !
Im Camp war der wärmende Holzofen wieder im Essensraum angemacht worden und so gab es wieder eine leckeres Abendessen mit netten Italienern am Nebentisch.
Als wunderschöner Abschluss des Tages leuchtete dann aus der Ferne der Vulkan im Kongo im Nachthimmel.
Das war ein Tag dem lieben Gott einfach danke zu sagen !
Anbei die Bilder des schönsten Tages dieser Reise.
P.S. Ich habe diverse Bilder der Gorillas eingestellt, um Euch erstens die meisten der Familienmitglieder vorstellen zu können und Euch ein paar schöne Posen der Gorillas zu zeigen.