THEMA: Reisebericht Tansania: Hatari! Eine Gruppenreise
18 Jun 2022 18:23 #645451
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Tag 5 – Ngare Sero Mountain Lodge (Dorfbesuch und eine Kaffeeplantage)
Meet & Greet


Irgendwann nach Mitternacht werde ich wach und gehe zur Tür. Tatsächlich liegt auf dem Boden eine Notiz. Mr. Rax, dieser zuverlässige und freundliche Herr, hat sie geschrieben. Jetzt weiß ich, um wieviel Uhr ich morgen früh auf meine Reisegruppe treffen werde.

Ich ärgere mich schon ein wenig. Das hätte alles vom Veranstalter organisiert sein müssen. Nun, ich konnte mir selbst helfen, frage mich aber, was machen Gäste, die es nicht gewöhnt sind, solche Dinge in einem fremden Land zu organisieren und noch viel mehr, was machen Gäste, die kein oder nur wenig Englisch können?

Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt mache ich mich auf zum Frühstück. Vor dem Gebäude steht bereits eine Gruppe, die mir sehr verdächtig nach meiner aussieht. Ich gehe hin, frage nach, es ist meine Gruppe und stelle mich vor.

Unsere Reisegruppe besteht aus 4 Paaren, allesamt mehr oder weniger älter als ich sowie ein Vater mit Sohn, der die Reise als Abiturgeschenk erhalten hat. Während der Reise werden wir auf zwei Safarifahrzeuge aufgeteilt, der Guide wechselt tageweise das Fahrzeug. Von diesem Guide ist allerdings weit und breit nichts zu sehen.

Wir gehen zum Frühstück. Der Guide trifft ein, alle anderen Teilnehmer hat er bereits gestern Abend nach ihrer Ankunft am Flughafen in Arusha kennengelernt, das scheint ihm zu genügen. Er sagt guten Morgen und geht hinaus zu seinen Fahrern.

Ich schaue mir das Schauspiel kurz an, folge ihm, stelle mich vor und sage ihm, dass ich die Teilnehmerin bin, die ein Vorprogramm hatte und nun zur Gruppe dazu stößt. Die Begrüßung fällt recht knapp aus, sodass ich mich schon frage, wo hätte ich meine Gruppe getroffen, hätte sich Mr. Ray nicht so sehr gekümmert. Auf den Hinweis, dass ich keinerlei Informationen über Treffpunkt und Uhrzeit erhalten hatte und mich selbst kümmern musste, ernte ich ein Schulterzucken und die Worte „es hat doch alles geklappt“.

Nun gut, das war das erste Kennenlernen, wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen werden.

Unser Guide trägt den Namen Moses - so wie Moses, der das rote Meer teilte und ein ganzes Volk durch die Wüste führte, kurzum diesen Namen verbinde ich mit einer Person, die den Überblick hat und weiß, wo der Weg entlang führt.

Das heutige Programm ist nicht sonderlich stressig, ich nehme an, dies wurde vom Veranstalter so ausgearbeitet, damit sich die Teilnehmer noch ein wenig von der anstrengenden Anreise erholen können.

Nach einem ausgiebigen Frühstück gehen wir zu den Fahrzeugen, ich werde mir den Wagen mit zwei Paaren teilen und wir werden tageweise die Sitzreihen rotieren, sodass die Fairness hinsichtlich der Plätze garantiert ist.

Wir fahren zu einem nahe gelegenen Ort, wo wir Einblick in das Dorfleben erhalten. Das Dorfoberhaupt begrüßt uns und wir werden von einem Bewohner durch den kleinen Ort geführt.














Zwischendurch setzt immer mal wieder Regen ein und die Wege werden zunehmend schlammiger und rutschiger. Etwas länger verweilen wir in einem offenen Gebäude, das als eine Art Gebäude für Rechtsprechung dient, uns wird der Prozess erklärt, hier werden Zwistigkeiten verhandelt und - hoffentlich - beigelegt.

Gerne würde ich mehr Fotos machen, aber eine innere Stimme veranlasst mich, mich zurück zu halten, sodass es nur wenige Motive ohne Einwohner auf meine Speicherkarte schaffen. Ich habe schon einige Reisen gemacht und immer wieder, wenn ich solche Lebensbedingungen sehe, erfasst mich große Demut. Was habe ich doch für ein Glück, in Deutschland geboren worden zu sein.

Wir besuchen eine Schule für die besonders kleinen Erdenbürger, soweit ich verstanden habe, wird diese von unserem Veranstalter unterstützt. Die Kleinen schauen uns neugierig aus ihren Kinderaugen an, während die Lehrerin ihnen kurz erklärt, wer wir sind. Ich fotografiere in den Raum hinein, ein einzelnes Kind möchte ich nicht ablichten. Dann zeige ich den Kleinen das Motiv auf dem Display und plötzlich bin ich umzingelt. Ich mache noch ein paar Fotos, die Kinder sind hocherfreut und ich bin sehr traurig. Ich bin traurig, weil ich gerade eine Sofortbildkamera oder einen kleinen Fotodrucker vermisse. Wie gerne hätte ich diesen Kindern eine Freude mit diesen Fotos bereitet. Werde ich noch einmal eine Reise mit solchen Programmpunkten machen, werde ich mich besser ausstatten.





Während die Gruppe sich draußen umschaut und teilweise auch dem Treiben in der Klasse zuschaut, versuche ich mich loszureißen, da der vorgegebene Zeitplan ruft. Als ich den Raum verlasse, treffe ich auf eine ältere Frau, die, so merke ich sofort, in dieser Schule arbeiten muss. Wir kommen ins Gespräch, sie erzählt mir, dass sie aus Kalifornien stammt und die meiste Zeit des Jahres in diesem Ort lebt, um die Menschen zu unterstützen. So gerne würde ich mich noch länger mit ihr unterhalten, aber die Gruppe ist schon beinahe aus meinem Blickfeld verschwunden und ich sollte nicht gleich am ersten Tag als vermisst gemeldet werden.

Ich bin tief beeindruckt - sowohl von der Begegnung mit den Kindern als auch mit dieser Frau.

Im gleichen Ort, vorbei an Bananenfeldern, steuern wir die Fair Trade Kahawa-Kaffeeplantage an, wo man uns zeigt, wie hier der Kaffee hergestellt wird.














In einem Gebäudetrakt, der zur Kaffeeplantage gehört, ist das Mittagessen der Gruppe eingeplant. Es gibt verschiedenste Speisen und große Teller bestückt mit zumeist bereits geschältem Obst. Das Wasser wird mit Eiswürfeln in Karaffen auf den Tisch gestellt.

Ich bestelle mir eine Cola, esse Reis und Hähnchen, vom Obst nehme ich mir eine Banane, all das schmeckt gut, aber für mich gilt als oberste Prämisse „cook it, peel it or forget it“. Soweit ich beobachten kann, bin nur ich in der Gruppe so wählerisch.

Zum Abschied erhält jeder noch ein Päckchen Kaffee in einem sehr schönen Täschchen.





Am frühen Nachmittag sind wir wieder zurück auf der Ngare Sero Mountain Lodge. Wir haben Freizeit und werden erst wieder zum Abendessen zusammentreffen.
Letzte Änderung: 18 Jun 2022 18:24 von Sabine26.
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18 Jun 2022 22:36 #645459
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Hallo Sabine, ich bin auch noch zugestiegen. Ich finde deinen Bericht sehr interessant. Der Anfang deiner Reise war ja schon mal richtig schön- euer Guide macht jetzt nicht gerade den sympatischsten Eindruck… Ich kenne beides Individualreise und Kleingruppenreisen. Beides hat Vor- und Nachteile.
Ich bin schon gespannt wie es mit deiner Gruppe weitergeht. Liebe Grüsse und einen schönen Sonntag Caroline
2016: Südafrika mit Gardenroute
2018 : Vic Falls, Namibia, Botswana, Mauritius
2020: Kapstadt und Gardenroute
2022: Namibia
2024: Namibia und Südafrika
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19 Jun 2022 19:50 #645533
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Hallo Caroline,

wie schön, dass Du mitfährst und danke für Deine Zeit, insbesondere wenn ich gerade wieder sehe, wie viele tolle Reiseberichte hier gerade parallel laufen. Danke auch für Deinen Kommentar, das motiviert mich immer zusätzlich.

Ich würde immer, immer eine Individualreise mit meinem Mann vorziehen, da aufgrund meiner Erfahrung diese für uns einfach so viel schöner waren, aber manchmal geht es halt nicht, aber dazu hatte ich ja schon geschrieben und da ist es halt wirklich gut, wenn man die Möglichkeit hat, auf diese Weise etwas Neues kennenzulernen.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Restsonntag.

Liebe Grüße
Sabine
Letzte Änderung: 19 Jun 2022 20:01 von Sabine26.
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21 Jun 2022 20:30 #645662
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Tag 6 - Arusha - Karatu
Ein eher unspektakulärer Reisetag und der Guide stellt die Reiseroute vor

Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es heute Morgen in unserer Gruppe die ersten Klagen über Magenprobleme.

Sind Magenprobleme zuhause schon nicht erstrebenswert, sind sie auf einer Reise mindestens unangenehm. Auf einer Gruppenreise, die einem vorgegebenem Zeitplan folgt und bei der man nicht einfach eben individuelle Umstellungen vornehmen kann, sind sie zudem mehr als hinderlich. Kommt dann noch die Kombination Gruppenreise und Safari zum Tragen, kann dies für den Betroffenen durchaus zu Situationen führen, die man sicherlich nicht selbst als direkt Betroffener erleben möchte. Während einer Safari ist es nun einmal nicht möglich, jederzeit das Fahrzeug zu verlassen.

Ich habe mir vorgenommen, weiterhin meine Finger von ungekochtem/nicht gegartem und geschältem Essen zu lassen. Eiswürfel sind ohnehin ein No-Go für mich. Ob ich damit verschont bleibe, weiß ich nicht, aber ich tue mein Möglichstes mit diesen einfachen Vorsichtsmaßnahmen, um unvermeidliche Situationen zu vermeiden.

Im Programmheft für den heutigen Start in den Tag lese ich unter der Überschrift “Am Fuße des Mount Meru“: Nach einem gemütlichen Frühstück geht es auf Erkundungstour. Exotische Flora, so weit das Auge reicht und als Hintergrundmusik zahlreiche zwitschernde Vögel. Wenn sich dann auch noch der Mount Meru zeigt, dann ist der Hintergrund perfekt. Aber auch ohne wird es Sie verzaubern.

Ich frage mich, wo wir die exotische Flora und die zahlreichen zwitschernde Vögel mit dem sich möglicherweise im Hintergrund zeigenden Mount Meru erleben werden. Gleich nach dem Frühstück erhalte ich die Antwort: auf dem Gelände der Lodge. Okay, irgendwie hatte ich anderes erwartet, aber zugegebenermaßen lässt die Beschreibung großen Interpretationsraum und es steht nichts Falsches im Programmheft. 

Wir laufen über das sehr weitläufige Gelände und passieren einen Bereich, auf dem Backsteine gebrannt werden. Der Pfad führt an dem zur Lodge gehörenden See vorbei, den Mount Meru sehe ich nicht, zwitschernde Vögel sind genauso viel und genauso wenig gegenwärtig wie die Tage zuvor. Im dunklen Dickicht der Bäume tummeln sich Colobusaffen und Blaumeerkatzen, ich bekomme jedoch davon keine wirklich vernünftigen Fotos zustande. Wenigstens gelingt mir noch ein schönes Bild eines Schmetterlings, an einer Spinne in beachtlicher Größe muss ich vorbei gelaufen sein, sehe diese dann aber später auf dem Handybildschirm eines Mitreisenden.

















Das Essen in dieser Lodge finde ich hervorragend, so auch wieder das heutige Mittagessen, das wir an einem überdachten Platz mit wunderschönem Seeblick einnehmen.

Mit gut gefülltem Magen, zumindest ist das bei mir der Fall, starten wir in unseren zwei Fahrzeugen Richtung Karatu. Die Straßenszenen, die sich mir beim Blick aus dem Fenster bieten, sind so ganz neu für mich, so etwas habe ich auch bisher nicht im südlichen Afrika gesehen. Der ganze Hausstand wird direkt an der Straße angeboten, sogar Särge kann man neben der Fahrbahn erstehen. Der Verkehr hat es in sich, hier möchte ich definitiv nicht selbst fahren und stelle fest, dass ich allergrößten Respekt vor den Touristen habe, die sich in dieses Abenteuer stürzen.

Nach gut 3,5 Stunden Fahrt, währenddessen ich bei Gesprächen die beiden anderen Paare im Fahrzeug noch etwas näher kennenlerne, erreichen wir Karatu.

Die nächste Nacht verbringen wir in der Highview Coffee Lodge, die über 8 Zimmer in Doppelbungalows verfügt und inmitten einer Kaffeeplantage liegt. Insgesamt eine schöne Anlage mit gepflegten Zimmern. Wir werden von 4 tanzenden und Sprünge vorführenden Maasai begrüßt. Sicherlich nett gemeint, aber dieses Tourispektakel ist so ganz und gar nicht meins und ich bin heilfroh, als die kurze Vorführung endet.

Nachdem ich das Zimmer bezogen habe, laufe ich noch ein wenig auf der Anlage umher, mache ein paar Bilder und schon ist Zeit zum Abendessen, das in einem separaten Zelt serviert wird. Ich bin hellauf begeistert, von dem aus kleinen Perlen gefertigten Chamäleon, das als Deko seinen Platz auf dem Tisch gefunden hat.













Nach dem Essen stellt uns Moses die Route unserer Reise vor, die ich aus dem Effeff aufsagen könnte. Er kommt mit der Vorstellung nur bis zur zentralen Serengeti, also genau genommen bis zum übernächsten Übernachtungsort, wo er 3 Nächte in Folge ankündigt, bis ich ihn das erste Mal unterbreche. Nein, wir werden dort nur zwei Nächte bleiben, um im Anschluss in die nördliche Serengeti zu fahren. Ich kann einfach nicht schweigen, denn ist doch die nördliche Serengeti für mich einer der beiden Hauptgründe für diese Reise. Ich habe Bedenken, dass der Reiseplan ohne mein Wissen umgeworfen wurde. Okay, wir einigen uns nach kurzem Hin und Her auf meine Aussage, also auf 2 Nächte. Geht doch.

Leider muss ich ihn dann bei einem der nächsten Unterkunftstopps schon wieder korrigieren. Will er uns doch in das Halisi Natron Camp verorten. Wenige Tage vor Abreise erhielt ich einen Anruf vom Veranstalter, der mir mitteilte, dass sie eine Umbuchung haben vornehmen müssen von dem ursprünglich gebuchten Halisi Natron Camp in das Lake Natron Camp. Ich erhalte diesmal Zustimmung der anderen Teilnehmer, denn auch diese können sich an den Anruf mit einer Umbuchungsmitteilung, wenn auch nicht an den Namen des Camps, erinnern.

Moses erwähnt dann eine andere Lodge, in der Lake Natron vorkommt, aber nicht das Lake Natron Camp. Ich beharre mehrmals darauf, aber ich habe den Eindruck, er hört nicht zu oder will nicht zuhören, wieso sollte ein Gast das auch besser wissen als der Guide …. Welche Folgen dies später noch mit sich bringen wird, ahne ich in diesem Moment noch nicht. Was ich jedoch ahne, soviel Widerspruch eines Gastes ist unser Guide sicherlich in der Regel nicht gewöhnt.

Wieder einmal konnte ich nicht so recht aus meiner Haut heraus, die, die schon die eine oder andere individuelle Reise selbst geplant hat.

Mein Auftritt hat nun zur Folge, dass ich die nächsten Tage von Mitreisenden des Öfteren nach dem Tagesziel gefragt werde und auch schon einmal um Bestätigung des von Moses angekündigten Plans.

So geht ein recht unspektakulärer Reisetag zu Ende.
Letzte Änderung: 21 Jun 2022 21:46 von Sabine26.
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24 Jun 2022 19:05 #645829
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Tag 7 - Karatu - Ngorongoro Conservation Area
Eine gute Tat, ein Kindergartenbesuch und ein berühmtes Grab


Die Magenprobleme haben mittlerweile ihren Einflussbereich signifikant ausgeweitet. Wenn ich es richtig sehe, ist die Zahl derer, die noch nichts haben - mich zum Glück eingeschlossen - deutlich kleiner als die Zahl derer, die sich mit dem Übel herumschlagen, sogar das Wort Fieber kommt mir zu Ohren. Auch in dem Fahrzeug, in dem ich sitze, geht es zwei Personen ziemlich schlecht und wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist mindestens eine weitere auch betroffen, wie stark, weiß ich allerdings nicht.

Das hält uns aber nicht davon ab, mit einer guten Tat in den Tag zu starten. Die Gruppe pflanzt einen Kaffeestrauch, besser gesagt, die Gruppe schaut überwiegend zu, während wir den frisch gebackenen Abiturienten die Arbeit verrichten lassen. Schön, wenn sich das Jungvolk nützlich macht und das auch scheinbar noch mit großer Freude. Jede Gruppe des Veranstalters, die auf der Highview Coffee Lodge übernachtet, kommt in den Genuss dieser Pflanzaktion und darf dem Strauch nach getaner Arbeit einen Namen geben. Schnell einigen wir uns darauf, dass der Strauch den Namen des jüngsten Reiseteilnehmers tragen soll, schließlich hat dieser auch die meiste Arbeit verrichtet.

Eine ältere Maasai Frau hat derweil auf einem kleinen Tisch ihr Portfolio aufgebaut und ich erspähe die Chamäleons, die bei mir am Abend zuvor helle Begeisterung ausgelöst haben. Leider hat sie nur zwei davon im Angebot, ich erstehe beide. Meine Freude ist groß.

Dann fahren auch schon unsere Transportmittel vor: sechs blaue Tuk-Tuks. Als einzige Einzelreisende teile ich mein Vehikel mit Moses. Unser Ziel ist der Amani-Kindergarten, der von unserem Veranstalter unterstützt wird. Wir fahren durch Wohngebiete, die mir wieder deutlich vor Augen führen, in welchem Luxus wir leben. Während der etwa 20-minütigen Fahrt sehe ich keine weiteren Touristen, mir scheint, als bewegen wir uns gerade weit abseits der üblichen Touristenpfade. Moses ist in Plauderlaune, erzählt mir von seiner Familie und stellt mir die Frage nach meinem Familienstand, die ich wahrheitsgemäß beantworte. Die darauf folgende Frage macht mich allerdings sprachlos. Moses fragt mich, ob mein Mann mir tatsächlich erlaubt hätte, die Reise alleine zu machen. Zum Glück haben wir unser Ziel erreicht und ich kann aussteigen.








Im Amani Kindergarten wird den Kleinen Geborgenheit gegeben und frühkindlicher Unterricht in Lesen und Schreiben erteilt. Die Kleinen schauen uns neugierig aus ihren Augen an, einige von ihnen tragen eine Mütze, wir sehr wünsche ich ihnen eine gute Zukunft. Wir erfahren, dass viele der Kinder bei ihren Großeltern leben, weil sich die Eltern nicht um sie kümmern (können). Speziell diese - in diesem ohnehin schon armen Land - noch mehr benachteiligten Kinder werden hier unterstützt, indem man ihnen eine gute Basis für Bildung ermöglicht. Mir fällt auf, dass die Kleinen ausgesprochen liebevoll und freundlich miteinander umgehen.





Wie beim Schulbesuch vor wenigen Tagen freuen sich die Kinder, möchten, dass ich sie fotografiere und ihnen anschließend die Fotos auf dem Bildschirm zeige. Wieder fühle ich diese Traurigkeit, dass ich keine Bilder für die Kleinen hier lassen kann. Diese wollen mich gar nicht mehr gehen lassen. Ich stehe noch mitten im Pulk, meine Mitreisenden und auch Moses haben schon längst den Raum verlassen. Als ich vor die Tür trete, ist niemand mehr da. Zum Glück kann ich mich noch an den Weg erinnern und so laufe ich ein ganzes Stück ganz allein zwischen den Hütten zurück zu dem Platz, wo wir zuvor ausgestiegen sind. Dort stehen Moses und meine Mitreisenden. Ich sage Moses, dass ich das nicht gerade nett fand, mich alleine zurück zu lassen und gebe ihm zu verstehen, dass meine Erwartung war, dass er auf mich wartet oder mir zumindest Bescheid gibt, dass wir jetzt zurück gehen müssen. Wie schon zuvor, höre ich kein Wort der Einsicht, sondern nur eine Erwiderung wie „ich hätte ja den Weg zurück gefunden“.

Unsere Fahrer sind mittlerweile auch eingetroffen und wir fahren Richtung Ngorongoro Conservation Area. Auf einer Picknick Area verspeisen wir unser mitgeführtes Lunchpaket, die Rohkost lasse ich wieder unberührt, ich möchte mich ungern in die Reihen derer einreihen, die sich bereits mit teilweise heftigen Magenproblemen herumschlagen.

Wir halten an einem Viewpoint, von dem sich ein spektakulärer Blick in den tierreichen Ngorongoro Crater eröffnet. Ich habe gelesen, dass die Sicht oft durch Nebel beeinträchtigt ist, so auch bei uns. Während ich nach unten schaue und versuche Tiere zu erspähen, merke ich, wie sehr ich mich auf unseren morgigen Besuch im Krater freue.








Nicht weit entfernt vom Viewpoint halten wir kurz am Grab von Michael Grzimek und Prof. Bernhard Grzimek. Aufgrund der Gefahr durch Wildtiere ist das Aussteigen hier leider verboten. Michael Grzimek wurde keine 25 Jahre alt. Er stürzte nach einem Zusammenstoß mit einem Geier mit seiner Dornier im Zebralook über der Serengeti ab und wurde am Rande des Ngorongoro Kraters beigesetzt. Sein Vater Bernhard starb im Jahr 1987 in Frankfurt, er fand seine letzte Ruhestätte neben seinem Sohn in Tansania.





Vorbei an Maasai Dörfern und einer kleinen Zebrapopulation am Wegesrand fahren wir zu unserer nächsten Unterkunft, der Ngorongoro Safari Lodge. Diese Lodge, wie auch die Highview Coffee Lodge, gehört zur örtlichen Agentur, mit der unser Veranstalter zusammenarbeitet. Zuerst finde ich die Bauweise ein wenig merkwürdig, die Zimmer befinden sich in halbmondförmigen Kuppelzelten mehrere Meter über dem Boden. Als ich dann jedoch die Treppe zu meinem Zelt emporsteige, eröffnet sich eine schöne Terrasse mit angenehmen Mobiliar und dahinter verbirgt sich ein sehr sauberes, gemütliches Zimmer. Auch in dieser Unterkunft gefällt es mir sehr gut.






























Zum Abendessen treffe ich auf die Teilnehmer der netten Gruppe aus der Hatarilodge. Wir unterhalten uns noch länger. Die Gruppe war für 2 Nächte in der Serengeti und sie erzählen mir von tollen Sichtungen, wie z. B. mehreren Geparden. Vollauf begeistert bin ich von der Aufnahme eines halbwüchsigen Leoparden, den sie ganz nah am Auto am Morgen ihrer Abreise von der Hatari Lodge im Arusha National Park gesehen haben. Was für Glückspilze und was für eine tolle Aufnahme, die sie mir zeigen!

Ich erzähle unserer Gruppe und Moses von den Sichtungen. Auf Nachfragen erfahre ich, dass sich Moses nicht mit dem Guide, obwohl beide für die gleiche Firma arbeiten, über die Sichtungen und deren Ort ausgetauscht hat. Daher bitte ich ihn, dass er dies doch bitte nachholen möge. Ich habe den Eindruck, dass meine Bitte auf keine große Gegenliebe trifft.

Nun bin ich gespannt, was uns morgen im Krater vor die Linse läuft! Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Tage im Krater und in der Serengeti.
Letzte Änderung: 24 Jun 2022 19:10 von Sabine26.
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02 Jul 2022 16:23 #646426
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Kleiner Hinweis vorweg: Den Bericht habe ich auf meiner Seite bis zum jetzt folgenden Reisetag online gestellt, wer mag, kann dort noch mehr Bilder anschauen. Zu meiner Seite geht es über die Weltkugel unter meinem Avatar.

Tag 8 – Ngorongoro Conservation Area – zentrale Serengeti
Tiere, wohin das Auge schaut


Der Ngorongoro Krater - wer hat noch nicht von ihm gehört? Szenen aus Hatari wurden im Krater gedreht und heute werde ich dieses von Prof. Bernhard Grzimek – so habe ich einmal gelesen - als achtes Weltwunder bezeichnete Gebiet mit eigenen Augen sehen. Meine Vorfreude ist riesig.

Die Caldera hat einen Durchmesser zwischen 16 und 20 km, zeitweise beherbergt sie mehr als 25.000 Wildtiere. Nach wie vor treiben die Maasai ihre Viehherden in den Krater zu den Wasserlöchern und um die Grasflächen zum Weiden zu nutzen. Der Kraterrand liegt auf mehr als 2.000 Metern, um den Calderaboden zu erreichen, muss man 600 Meter tiefer fahren. Bekannt ist der Ngorongoro Krater auch für seine hohe Dichte an Löwen.

Wir starten um 06:30 Uhr. Unsere Lodge liegt nicht direkt am Krater, sodass noch eine Anfahrt von etwa 45 Minuten vor uns liegt. Nachdem die Registrierung abgeschlossen ist, rumpeln wir die Piste in die Caldera hinab, wir sind nicht allein unterwegs. Von oben kann man sehr gut den Lake Magadi, der zu den Sodaseen zählt, erkennen.





Kaum unten angekommen, sehen wir tatsächlich schon die ersten Löwen. Ich bin ein wenig schockiert über die vielen Safarifahrzeuge, die sich hier versammelt haben, solche Massen habe ich im südlichen Afrika bisher noch nicht erlebt. Na ja, meine letzte Reise dorthin liegt bereits ein paar Jahre zurück und sicherlich hat auch dort der Tourismus zugenommen.











Es ist beeindruckend, wie viele Tiere sich hier im Krater tummeln. Zwei männliche Löwen und eine Löwenlady haben scheinbar in der Früh erfolgreich einen Büffel erlegt. Wir bleiben eine Weile stehen und schauen dem Schauspiel zu, wie sich einer der beiden männlichen Löwen den Bauch vollschlägt.








Der Hippopool macht seinem Namen alle Ehre, zusätzlich ist er noch mit Pelikanen garniert. An den Ngoitokitok Springs legen wir einen Biobreak ein. Hier gibt es Toiletten und man darf aus dem Auto steigen. Auch im angrenzenden See tummeln sich grunzende Hippos. Ich finde es faszinierend, wie grün es im Krater ist und durch die sich ständig wechselnden Wolkenstimmungen ändert sich nahezu minütlich die Szenerie.

















Nach mehreren Stunden Aufenthalt im so tierreichen und wunderschönen Krater verlassen wir diesen gegen Mittag, denn wir haben noch eine längere Fahrtstrecke vor uns. Unser heutiges Ziel ist die zentrale Serengeti.

Wir passieren das Serengeti Tor, natürlich nicht, ohne für das obligatorische Foto kurz zu halten.

Die nächsten beiden Nächte werden wir in der Serengeti Safari Lodge wohnen. Die Lodge ist etwas größer und sehr weitläufig. Wie fast schön üblich, ist die Anlage nicht durch Zäune gesichert und man darf sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine bewegen. So werde ich morgens und abends immer in Begleitung eines Maasais von meiner Unterkunft zum Hauptgebäude und vice versa unterwegs sein. Kurz frage ich mich, wieviel Schutz der Speer, den der Maasai mit sich führt, bei einem Löwenrudel bieten würde, verwerfe aber schnell den Gedanken wieder. Ich glaube, es ist besser, nicht weiter darüber nachzudenken.

Ich wohne in einem Zeltbungalow. Das Zelt ist riesig und wunderschön eingerichtet. Das Bad ist ebenfalls sehr groß und neben einer Badewanne mit View verfügt es über eine Dusche und eine separate Toilette. Zusätzlich gibt es noch eine Outdoor-Dusche und einen großen möblierten Balkon. Hier gibt es definitiv keinen Grund zur Klage.








Letzte Änderung: 02 Jul 2022 16:30 von Sabine26.
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