THEMA: Reisebericht Tansania: Hatari! Eine Gruppenreise
09 Jul 2022 15:38 #646860
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Tag 11 – nördliche Serengeti
Wenn sich ein großer Wunsch erfüllt und in Enttäuschung endet


Ich freue mich so sehr auf die beiden nächsten Reisetage, denn die beiden Hauptgründe für diese Reise rücken minütlich näher: die Chance auf ein Crossing und - für mich als Vulkanfan - der Ol Doinyo Lengai am Lake Natron.

Aber wie heißt es so schön? Überlege Dir genau, was Du Dir wünscht, es könnte in Erfüllung gehen.

Während des gestrigen Abendessens hatte ich schon mehrmals erwähnt, dass morgen der Tag der Tage auf dieser Reise für mich kommen sollte. Unser Rotationsprinzip im Wagen beschert mir heute die erste Reihe, es könnte nicht besser laufen, davon bin ich überzeugt. Für mich kann es nach dem Frühstück gar nicht schnell genug los gehen. Wir fahren durch die nördliche Serengeti, fahren über befestigte Betonpisten in Flussbetten. Im Wasser tummeln sich Hippos. Wir fahren hin und her, am Pistenrand haben sich zahlreiche Geier eingefunden. Ich frage schon ungeduldig wie ein kleines Kind, wann wir denn am Fluss sein werden.

















Dann halten wir, weil wir eine grüne Schlange im Baum sehen. Moses verkündet mit (auf mich wirkender) voller Stolz mitschwingender Stimme, das sei eine grüne Mamba. Ich finde die Sichtung toll, bin aber ein wenig skeptisch, ob es wirklich eine grüne Mamba ist. Da ich aber nicht genau weiß, um welche Schlange es sich handelt, halte ich mich zurück. Später werde ich in einem Forum nachfragen und erfahren, dass es nicht ganz klar zuzuordnen ist, um welche Schlange es sich handelt, möglicherweise um eine Boomslang oder eine grüne Baumschlange, möglicherweise aber auch um eine andere Art. Es kommt auch der Hinweis, dass es keine grüne Mamba wäre, da sie in dieser Gegend nicht vorkommt. So genau wird es wohl nicht zu klären sein.





Mittlerweile nerve ich wahrscheinlich schon alle im Fahrzeug, ich möchte wissen, wann wir zum Fluss fahren.

Irgendwann stehen wir tatsächlich vor dem Fluss, ich schätze mal, 200 Meter entfernt. Links und rechts von uns steht bereits schon eine Vielzahl von Wagen und es kommen immer mehr weitere Fahrzeuge hinzu. Einerseits bin ich ein wenig beruhigt, dass wir den richtigen Platz gefunden haben, andererseits bin ich doch überrascht über die vielen Fahrzeugen. Warum, weiß ich eigentlich selbst nicht so genau, denn ich hatte damit gerechnet, aber vielleicht ist es doch etwas anderes, wenn man dann selbst mittendrin ist. Neben uns steht ein Wagen mit spanischsprechenden Touristen, diese sitzen teilweise auf dem Dach, trinken – was auch immer – und grölen. Das nervt mich so sehr, dass ich auf Spanisch rüber rufe, sie möchten doch bitte leise sein, nicht gerade zur Begeisterung der anderen in unserem Fahrzeug.

Wir warten und warten, hinter uns hat sich eine riesige Herde Gnus versammelt, auf der anderen Seite des Flusses wimmelt es regelrecht von Herden. Soweit ich erkennen kann, zumeist Gnus und Zebras. Ich frage, ob man nicht zum Ufer fahren darf und erfahre, dass die Fahrzeuge erst dann losfahren dürfen, sobald ein Teil der Herde bereits im Wasser ist. Das war mir so nicht bekannt, aber ist eine sinnvolle Regelung, wie ich finde.





Ich glaube, Gnus sind von Natur aus nicht mit besonders großer Intelligenz bedacht worden. Das folgende Schauspiel, das sich immer und immer wieder abspielt, wirkt auf mich wie eine Bestätigung. Die Herde setzt sich in Bewegung und läuft zumeist auf einer Linie los, erst langsam, dann immer schneller und stoppt am Wasser. Es wirkt auf mich, als seien sie panisch und rennen wieder zurück. Das Ganze wird begleitet von einem einzigen und unglaublichen lauten Gnu-Muhen. Ich finde es unglaublich faszinierend, diesem Verhalten der Herde zuzuschauen.

Weniger faszinierend finde ich, dass sich die Gnus ihren Weg vorbei an den vielen Safarifahrzeugen bahnen müssen und diese ohnehin schon reichlich gestresst scheinen in Anbetracht ihrer bevorstehenden Wasserdurchquerung, in der es um Leben und Tod geht. Aber wer kann ihnen den Stress verdenken?

Zur Krönung des Ganzen fahren immer mal wieder Fahrzeuge nah am Ufer entlang, obwohl es verboten ist und mehr als einmal hat sich die Herde bereits in Gang gesetzt und zum Crossing angesetzt, muss dann wieder abdrehen. Die Rangerfahrzeuge haben gut zu tun, um die Unverbesserlichen aus der No-Drive-Area zu schicken.

Ich kann es so langsam kaum begreifen, welches Verhalten sich hier abspielt und habe großes Mitleid mit den Tieren.

Dann setzt wieder eine Phase des Stillstandes ein und wir warten und warten. Mal wieder frage ich Moses, wie denn heute die Chancen auf ein Crossing stehen. Er sagt, dass die Tiere auch schon mehrmals am Tag das Crossing machen und von einem Ufer zum anderen wechseln.

Ich kann das nicht so recht glauben und erkläre kurz im Wagen, warum die Tiere hier die Flüsse überqueren, erzähle von der noch einzigen, in diesem Umfang übrig gebliebenen, natürlichen Migration auf unserem Planeten, die jedes Jahr weiter südlich in der Serengeti beginnt und bis hoch in die kenianische Massai Mara führt, um dann später im Jahr wieder zurück zu führen nach Tansania in die südlichen Gebiete der Serengeti, ein natürlicher Kreislauf, an dem weit mehr als 1 Million Tiere teilnehmen, zumeist Gnus und Zebras, aber auch einige Antilopenarten.

Wie ich im Nachhinein - dank Betti - erfahren habe, ist es so, dass die Tiere mehrfach die Seiten wechseln können, da hatte Moses Recht.

In weiter Entfernung, sodass ich kein vernünftiges Foto machen kann, sehen wir in einer Flussbiegung ein Gnu, das im matschigen Ufersaum feststeckt. Es kommt nicht mehr heraus und ein Krokodil nähert sich bereits. Irgendwann hat es das Gnu erreicht und schnappt zu. Das Gnu wehrt sich mit allen Kräften. Ich weiß nicht, wie es dem Gnu gelingt, aber es kann sich befreien und überquert schwer verletzt den Fluss und erreicht das andere Ufer. So verletzt wird es wohl keine große Überlebenschance haben.

Wir warten und warten, hin und wieder setzt sich die Gnuherde in Bewegung, um dann kurz vor dem Ziel wieder umzukehren.








Zur Mittagszeit will Moses zurück ins Camp fahren, ich bin nicht so begeistert, ich würde heute auch auf Lunch verzichten, bin aber insgeheim froh, dass meine Mitreisenden bisher auch genug Geduld aufgebracht haben und des Wartens nicht allzu überdrüssig wurden. So fahren wir also zurück ins Camp, das keine 15 Minuten entfernt liegt. Ich hoffe, dass wir später bei Rückkehr kein Crossing verpasst haben und dass wir vor allem noch ein freies Plätzchen für unser Fahrzeug finden.

Nach dem Lunch drängele ich, dass wir bitte gleich wieder los fahren. Ich bin so ungeduldig. Wir finden dann tatsächlich einen Platz für den Wagen und die Gnus haben sich noch nicht zum anderen Ufer gewagt.

Aber dann, wir warten dieses Mal gar nicht so lange, fasst sich ein kleiner Teil der Herde ein Herz und startet das Crossing. Recht schnell kommt das Kommando und alle Autos fahren los. Das, was nun folgt, habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Es setzt ein regelrechtes Wettrennen ein durch ein unübersichtliches Gelände, voller Löcher. Es grenzt an ein unglaubliches Wunder, dass es zu keinem Unfall und keinen Verletzten kommt. Zum Glück fährt unser Fahrer mit großem Bedacht, wir sind daher längst nicht bei den ersten, die unten am Ufer ankommen, aber in diesem Moment bin ich für seine umsichtige Fahrweise sehr dankbar und werde mich dafür später nach dem Crossing bei ihm bedanken. Denn ein Unfall, noch dazu in dieser abgelegenen Gegend, ist auch dieses Erlebnis keinesfalls wert.

Unten angekommen sehe ich dann ein Crossing, wenn auch klein und keinesfalls so spektakulär wie in den Dokumentationen, die über den heimischen Bildschirm flirrten, aber immerhin ein Crossing. Allerdings kann ich mich nicht mehr sonderlich begeistern. Ich bin schockiert von den Massen an Touristen, zwischen deren Fahrzeugen sich die Tiere einen Weg bahnen müssen, ich bin schockiert von dem Verhalten einiger Touristen, die den Gnus den Weg abschneiden, in dem sie nah am Ufer entlangfahren, wo sie nicht dürfen, ich bin schockiert von den Touristen, die das Ganze als Happening feiern, ich bin schockiert von dem unglaublich gefährlichen, rücksichtslosen Wettrennen der Fahrzeuge um den besten Platz und das Schlimme, ich als Touristin bin heute ein Teil dessen gewesen.





Wir machen noch eine kleinere Pirschfahrt.








Während der Rückfahrt ins Camp bin ich sehr nachdenklich geworden und auch sehr enttäuscht. Ich denke an die Weisheit: Überlege Dir genau, was Du Dir wünscht, es könnte in Erfüllung gehen.

Der Tag endet mit einem wunderschönen Sonnenuntergang.


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10 Jul 2022 14:03 #646919
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Tag 12 – nördliche Serengeti – Lake Natron
Der aktive Vulkan ruht und die Touristin steht kurz vor der Eruption


Direkt vor unserem Camp sehe ich am Morgen einen Heißluftballon aufsteigen, und im Essenszelt hat es sich weit oben eine Fledermaus gemütlich gemacht. Somit haben gleich in der Früh ein paar Aufnahmen mehr auf der Speicherkarte ihren Platz gefunden.








Wie ich im Vorfeld recherchiert hatte, liegt heute eine längere Fahrt vor uns. Nicht wegen der Entfernung, sondern wegen der Pistenverhältnisse. Diese sollen nicht die allerbesten sein. Im Programmheft ist die reine Fahrtdauer heute mit ca. 6 bis 7 Stunden angegeben.

Wir verlassen die Serengeti über das Klein’s Gate. Die Strecke bis zum Gate beschert uns außer einigen Elefanten und Zebras keine erwähnenswerten Sichtungen.

Am Gate halten wir und nutzen die dortigen Toiletten. Auf dem Gelände liegen und hängen mehrere Tierschädel herum, auf vielen sitzen Eidechsen und wärmen sich in der Sonne. Das ist genau das Richtige für mich und ich begebe mich auf Fotopirsch. Ich mag Geckos, Agamen und Eidechsen sehr.








Die Strecke bis zum Lake Natron zieht sich. Über viele Kilometer hinweg ist sie in einem erbärmlichen Zustand und wir werden stundenlang durchgerüttelt, aber irgendwann haben wir es geschafft und fahren auf recht guter Schotterpiste dahin. Der Ol Doinyo Lengai mit seiner nahezu perfekten Kegelform lässt sich am Horizont blicken. Wie hoch der Vulkan genau ist, entzieht sich meiner Kenntnis, meine Recherchen führten zu Angaben zwischen 2.878 Metern und 2.960 Metern, also fast so hoch wie unsere Zugspitze. Das Besondere an diesem Schichtvulkan ist, dass er weltweit der einzige aktive Vertreter seiner Art ist, der bei einem Ausbruch Karbonitlava ausstößt. Dieses Masse erhärtet sich sehr schnell und verfärbt sich in einen gräulichen Ton. Für die Maasai ist der Vulkan heilig, möglicherweise auch daher sein Name, der „der Berg Gottes“ bedeutet.

Zu Füßen des Vulkans liegt der Lake Natron. Es handelt sich um einen Sodasee, der gerne – je nach Jahreszeit mal mehr, mal weniger – von einer Vielzahl Vögeln besucht wird. Aufgrund der saisonalen Niederschläge ist der See jahreszeitlich gut gefüllt, um dann wieder nahezu auszutrocknen. Besonders gut gefällt mir, dass diese Gegend bisher nur sehr wenige Touristen anzieht. Im Programmheft lese ich dazu für heute: „Wenn alles klappt, schaffen Sie es noch zum Sonnenuntergang mit Blick auf den See – ein Traum!“ Auf diesen Traum freue ich mich, wir liegen recht gut in der Zeit. Allerdings habe ich nicht mit dem gerechnet, was noch kommt.








Bereits bei der Routenvorstellung hatte ich darauf hingewiesen, dass vom Veranstalter eine Änderung der Unterkunft vorgenommen wurde. Im ursprünglichen Routenverlauf war das Halisi Natron Camp vorgesehen, umgebucht wurden wir auf das Lake Natron Camp. Das hatte ich vor wenigen Tagen während Moses Routenvorstellung mehrmals deutlich erwähnt, auch die Mitreisenden hatten dies bestätigt.

So weit, so gut. Wir fahren bei der Unterkunft vor. Ein Schild, auf dem der Name der Unterkunft vermerkt ist, kann ich nicht finden, ich weiß aber, dass es nicht das Halisi Natron Camp ist, denn in dem Camp, vor dem wir gerade stehen, sind die Bungalows in fester Bauweise errichtet. Wir steigen aus und an der Körpersprache der Angestellten stelle ich fest, man ist überrascht, uns zu sehen. Ich bin überrascht über die Anlage, es gefällt mir so gar nicht und ich bin mir nicht sicher, ob ich hier bleiben möchte. Außerdem wimmelt es hier von Stechmücken.

Die Angestellten jedoch sind ausgesprochen freundlich, laden geschwind das Gepäck aus den Fahrzeugen und ich höre, wie Moses mit dem Personal der Unterkunft spricht, leider nicht auf Englisch. Schnell stellt sich aber heraus, es liegt keine Reservierung vor und ob noch genug Kapazitäten vorhanden sind, muss ebenfalls geprüft werden. Ich bin mir sicher, dass wir hier falsch sind, das ist nicht das Lake Natron Camp.

Ich sage Moses, dass ich überzeugt bin, dass wir hier nicht richtig sind. Wir sind lt. Veranstalter auf das Lake Natron Camp gebucht und dies hier ist nicht das Lake Natron Camp und auch nicht das ursprünglich vorgesehene Camp. Währenddessen höre ich von einem mitreisenden Paar, dass sie auch im Auto schlafen würden, wenn hier alles ausgebucht wäre. Ich bin kurz davor zu explodieren und sage sehr bestimmt, dass ich ganz sicher nicht im Auto schlafen werde und ebenso wenig hier, es ist doch eindeutig, dass wir hier falsch sind und wir zum Lake Natron Camp müssen. Die Stimmung ist gereizt.

Ich gehe schnell auf die Toilette, der Besuch auf diesen Örtlichkeiten bestärkt mich darin, hier werde ich die Nacht nicht verbringen, egal wie freundlich das Personal ist.

Als ich zurückkomme, sind der Guide und die Fahrer mitsamt fahrbarem Untersatz verschwunden. Ich frage eine Mitreisende, wohin sie denn verschwunden wären. Sie weiß es auch nicht und ärgert sich sehr über unseren Guide. Ihr Ärger gilt seinem unangekündigten Verschwinden und dass er uns einfach hier zurücklässt, ohne uns zu informieren, wohin er fährt und warum. Nach einer ganzen Weile kommen die Herren zurück, irgendwie erfahre ich, sie waren auf der Suche nach einem Netz, um zu telefonieren. Siehe da, sie haben wohl erfahren, dass wir hier falsch sind und zum Lake Natron Camp müssen. Oha!

Das Gepäck wird wieder in die Autos geladen. Ich bin stinksauer und gebe das unserem Guide deutlich zu verstehen, eine Mitreisende nicht minder in diesem Augenblick und wir steigen in unser Fahrzeug. Moses sitzt heute im anderen Wagen. Langsam verschwindet die Sonne, mit dem im Programmheft angekündigten traumhaften Blick auf den See wird es heute nichts mehr, zwischen ein und zwei Stunden hat uns das Intermezzo gekostet und das nach dieser anstrengenden, stundenlangen Fahrt auf Rüttelpiste, schade um meine Urlaubs- und Lebenszeit. Aber wer nun denkt, wir fahren ohne Stopp zum Camp, der irrt. Unterwegs hält der zweite Wagen, wir daneben. Irgendetwas wird noch gesucht, ich weiß nicht genau was, ich höre nur etwas von Adresse oder Bestätigung. Es ist zum Verzweifeln.

Irgendwann schaffen wir es aber tatsächlich und stehen vor dem Lake Natron Camp. Es wird bereits dunkel. Sehr erleichtert vernehme ich, dass man eine Buchung für uns vorliegen hat.

Während des Abendessens darauf von mir angesprochen, höre ich von Moses kein Wort der Entschuldigung, sondern nur eine schlichte, kurze Erklärung, dass man doch jetzt hier richtig sei und alles wäre gut. Mir scheint, ich bin nun die Einzige in der Gruppe, die das Intermezzo alles andere als gut findet und besonders ärgerlich empfinde ich gerade die Reaktion unseres Guides. Nun gut, ich beschließe, mich jetzt nicht weiter aufzuregen, da es mir nichts bringt.

Stattdessen erfreue ich mich daran, hier zu sein. Das Lake Natron Camp gefällt mir unglaublich gut. Die Zelte sind wunderschön, nicht luxuriös, aber mich bezaubert die Atmosphäre in diesem Camp. Für mich bisher das Highlight aller Unterkünfte auf dieser Reise. Schade, dass wir nur eine Nacht hier bleiben werden.
(Die Bilder vom Camp wurden am folgenden Tag aufgenommen.)










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16 Jul 2022 14:35 #647417
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Tag 13 – Lake Natron – Enduimet Wildlife Area
Traumhafter Lake Natron und (erneut) auf der Suche nach dem richtigen Weg


Sehr früh am Morgen laufen wir in Begleitung eines Maasais zum Ufer des Lake Natron. Am See haben sich vor allem Flamingos eingefunden. Ich finde die Szenerie an diesem Ort grandios. Die Farben, die Tiere und im Hintergrund der Ol Doinyo Lengai. Es ist für mich einfach perfekt. Wie gerne würde ich hier noch eine oder sogar zwei Nächte länger verweilen. Die Bergwelt im Hinterland soll ebenfalls sehr interessant sein und in dieser wunderbaren Lodge könnte ich es ohnehin noch länger aushalten. Ein Bach fließt an den einzelnen Unterkünften vorbei – hier gefällt es mir zu gut. Leider müssen wir diesen Ort aber schon bald wieder verlassen.



























Diesmal hat es mir die Handytasche angetan, die der Maasai trägt, der uns zum See begleitet hat. Auch ihn frage ich, ob ich ein Foto davon machen dürfe. Ich darf und ich drücke geschwind auf den Auslöser.





Nachdem wir wieder zurück in der Lodge sind, unterhalte ich mich eine Weile mit der schottischen Managerin, zum Glück hält sich ihr Akzent in Grenzen. Sie schwärmt mir von den Schluchten und Wasserfällen vor, die man gut von hier aus erkunden könne und ich verspüre Wehmut, gerne würde ich noch länger an diesem Ort bleiben, aber wir müssen weiter.

Die reine Fahrtstrecke heute ist mit 4 Stunden angegeben. Unser Ziel ist das Shu’mata Camp in der Enduimet Wildlife Area, wo wir die letzten 3 Nächte der Reise verbringen werden. Wir sollten eigentlich früh genug im Camp ankommen. Ich freue mich darauf nach der vielen Fahrerei der letzten beiden Tage, noch ein wenig im Nachmittagslicht auf meiner Terrasse des Zeltbungalows den Blick in die Savanne schweifen zu lassen. Mit Glück würde sich vielleicht auch der Kilimanjaro blicken lassen.

Die Stimmung hat sich mittlerweile wieder gebessert. Ich schaue aus dem Fenster, wir fahren an Maasai Ansiedlungen vorbei und halten in einem gottverlassenen Ort, weil es Probleme mit einem Reifen gibt. An der Seite sitzen Maasai Frauen und verkaufen Lebensmittel. Ich glaube, in diesen Ort kommen äußerst selten Touristen.





Für mich überraschend kommt ein älterer Maasai mit Gehstock auf mich zu und sagt etwas zu mir. Ich verstehe kein Wort und bitte Moses, er möchte doch kurz übersetzen. Es stellt sich heraus, dass der Maasai fragt, ob ich nicht seine Frau werden möchte, eine Frau mit weißer Haut hätte er noch gerne neben seinen anderen Frauen. Ich muss kurz schlucken und bitte Moses, ihm zu sagen, dass ich mich zwar geehrt fühle, er aber an mir sicherlich keine Freude hätte, ich bereits verheiratet wäre und ich sein Angebot ablehnen müsse. Moses und der Maasai wechseln noch einige Worte, währenddessen mich dieser nicht aus den Augen lässt. Irgendwann sieht er aber wohl ein, dass sein Angebot nicht auf Gegenliebe stößt und zieht von dannen.

Ich frage, ob man hier eines dieser wunderbaren Maasaiarmbänder, gefertigt aus kleinen Perlen, kaufen kann. Irgendwo her wird eine Frau gerufen, die einige Armbänder ausbreitet, eigentlich ist keines dabei, das mir richtig gut gefällt, aber ich kaufe eines für kleines Geld, gebe dieses der Frau und traue meinen Augen nicht, als sie weggeht, ein Mann auf sie zukommt und ihr das gerade verdiente Geld wieder abnimmt.

Nachdem das Problem mit dem Reifen behoben ist, setzen wir unsere Fahrt fort. Wir fahren sogar kurzzeitig für einige Kilometer auf Asphalt, um dann wieder im gefühlten Nirgendwo auf eine Piste abzubiegen. Zuerst finde ich alles normal, nach einiger Zeit merke ich jedoch, wie im Fahrerraum diskutiert wird. Es dauert nicht lange, da kommt mir die Gegend bekannt vor, durch die wir fahren. Hier waren wir vor einigen Minuten bereits schon einmal. Nach mehrmaligem hartnäckigen Nachfragen stellt sich heraus, dass die Fahrer und Moses den Weg nicht kennen, sie streiten sich, wo es lang geht. So irren wir schon wieder umher. Ich denke an den Namensvetter unseres Guides, ich denke daran, wie Moses das rote Meer teilte und ein ganzes Volk durch die Wüste führte. Das war definitiv ein anderer Moses.

Ich bin zugleich fassungslos und sauer und sage es wieder einmal deutlich. Ich kann nicht verstehen, dass die Fahrer und der Guide nicht wissen, wie wir zum Camp kommen. So wie ich es sehe, bin ich aber die Einzige in der Gruppe, die die Leistung kritisch sieht und es kommt sogar zu einem kurzen Wortwechsel zwischen mir und einer Mitreisenden, die Verständnis für unseren Guide aufbringt. Ich kann es nicht fassen. Bin ich tatsächlich die einzige in der Gruppe, die von einem Guide erwartet, dass er den Weg kennt und zur richtigen Lodge findet? Habe ich etwa zu hohe Ansprüche an die Leistung unseres Guides? Ich komme aber zu dem Ergebnis, nein, ganz sicher habe ich nicht zu hohe Ansprüche, sondern erwarte nur das Selbstverständliche. Ich schätze, dieses kopflose Umherirren hat uns weitere 2 Stunden gekostet und wir erreichen das Shu’mata Camp mit reichlich Verspätung. Ich bin bedient.
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16 Jul 2022 18:29 #647441
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Tag 14 – Enduimet Wildlife Area
Und noch eine Filmlocation


Das Shu’mata Camp gehört den gleichen Eigentümern, die auch die Hatari Lodge ihr Eigen nennen. Marlies hatte mir schon ein wenig über dieses Camp in unserem Gespräch berichtet.

Die Reise hatte ich schon längst gebucht, da bin ich im Zuge meiner Vorbereitungen darauf gestoßen, dass Dreharbeiten einer Folge des Traumschiffes hier stattfanden. Als Teenager liebte ich diese Serie, ich konnte noch nicht reisen, Fernreisen waren für mich unerreichbar, aber das Fernweh war schon seit Kindertagen da und so war ich immer fasziniert von den Ländern, die in dieser Serie gezeigt wurden. Die Geschichten, die erzählt wurden, haben mich damals schon nicht sonderlich interessiert, aber die Aufnahmen ferner Länder nährten zusätzlich mein Fernweh. Heute ist meine Faszination für die Sendung allerdings gänzlich verschwunden und ich gehöre nicht mehr zu den Zuschauern. Viel zu oft saß ich vor einer Folge und ärgerte mich, nicht wegen der menschlichen Geschichten, sondern wegen der oftmals in meinen Augen viel zu großen Logiklöchern, mit denen ein Land gezeigt wurde. Nun aber hatte ich mir doch tatsächlich zur Vorbereitung die Folge von Tansania angeschaut, oder besser gesagt, ich habe es versucht, ziemlich oft hatte ich dann doch die Fernbedienung in der Hand und stoppte nur bei einigen Szenen, wenn zum Beispiel Hardy Krüger jun. in seiner Filmrolle in seinem Domizil gezeigt wurde. Es handelte sich hier um das Shu’mata Camp. Auch wenn Hardy Krüger jun. sein „Wohnhaus“ im Gemeinschaftszelt hatte und nicht in einem der Zeltbungalows, so hatte ich schon einmal eine Vorstellung, wie es hier aussehen möge. Nun gut, so würde ich nun auf dieser Reise die dritte Filmlocation kennenlernen, wenn auch zwei davon absolut ungeplant und unbeabsichtigt sind.

Das Shu’mata Camp liegt mit einer spektakulären Aussicht auf einem kleinen Berg, der den Namen Nessuandet trägt. In der einen Richtung schaut man auf den Kilimanjaro, in der anderen Richtung auf den Mount Meru. Möglicherweise könnte diese Szenerie für die Namensgebung verantwortlich sein, denn übersetzt man Shu’mata landet man beim deutschen Adjektiv himmlisch. Das Gemeinschaftszelt ist wunderschön eingerichtet. Es wird sich die nächsten Tage herausstellen, dass ich das Essen hier grandios finden werde. Die einzelnen Zeltbungalows, von denen es insgesamt nur sieben gibt, liegen in ausreichendem Abstand zueinander entfernt. Der vordere Bereich ist ein Zelt und im hinteren Bereich befindet sich das offene, gemauerte Bad, das mit allerlei schönen afrikanischen Elementen dekoriert ist. Von meiner Terrasse habe ich direkten Blick auf den gewaltigen Kilimanjaro, wenn er sich denn zeigt. Was mir besonders gefällt, ist, dass das Camp nicht – wie sein Name möglicherweise vermuten ließe - in himmlischen Regionen unterwegs ist, sondern auch Wildschutzprojekte unterstützt und so hoffe ich, mit meiner Reise auch ein klein wenig dazu beizutragen.

















Unsere Fahrer haben sich bereits gestern verabschiedet und für die nächsten beiden Tage werden die Angestellten und die Fahrzeuge des himmlischen Camps für unseren Transport sorgen.

Den Vormittag verbringen wir mit einer Fußsafari am Nessuandet, wo uns ein Maasai einiges zeigt. Insgesamt finde ich jedoch auch diese Fußsafari nicht sonderlich spektakulär.





Der Nachmittag ist frei und ich genieße diesen in Ruhe auf meiner Terrasse mit Blick über die Savanne und zum Kilimanjaro. Zwischendurch gehe ich ins Gemeinschaftszelt und unterhalte mich ein wenig mit einem Angestellten.








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16 Jul 2022 18:45 #647443
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Tag 15 – Enduimet Wildlife Area
Safari in einem noch wenig touristisch frequentierten Gebiet


Früh am Morgen brechen wir mit den Fahrzeugen auf. Es steht eine Safari in der Enduiment Wildlife Area an. Dieses Gebiet steht erst seit 2010 unter Schutz und zählt zum Ökosystem Amboseli. Wir sehen einige Elefanten, Giraffen und Esel. Esel, die wahrscheinlich den hier lebenden Maasai gehören, denn in diesem Gebiet befinden sich mehrere Maasai Siedlungen, die dieses auch in Sachen Naturschutz verwalten.
















Über eine Sichtung freue ich mich allerdings ganz besonders, wir sehen die seltenen und in nicht mehr allzu vielen Gebieten vorkommenden Gerenuks, eine Antilopenart mit besonders langem Hals.







Wir halten für eine Fußsafari. Ein bewaffneter Ranger begleitet uns, die Landschaft ist sehr interessant, sandiger Untergrund und karge Flächen erinnern mich zuweilen an Baines Baobab, nur dass die Baobabs fehlen. Am Horizont zieht ein Maasai mit Eseln vorbei und weit und breit sind keine weiteren Touristen außer uns. In dieser Gegend machen wir ein kleines Picknick. Da schmeckt mir ein hartgekochtes Ei plötzlich wie ein Haute-Cuisine-Menü.















Zurück im Camp bringe ich meine Fliegenklatsche zum Einsatz. Das Bad im Shu’mata Camp ist offen und nachdem ich die Toilette benutzt habe, sehe ich im Strudel des Wassers etwas Ungewöhnliches. Irgendetwas will sich nicht herunterspülen lassen und zappelt. Ich realisiere, es ist ein Gecko. Schnell hole ich die Fliegenklatsche und unterstütze damit erst einmal das kleine Kerlchen in seinem Überlebenskampf. Der Kleine muss sich scheinbar unter dem Beckenrand verkrochen haben, was ihm beinahe zum Verhängnis wurde. Nachdem der Strudel nachgelassen hat, versuchen wir beide, dass er mit Unterstützung der Fliegenklatsche nach oben gelangt, das ist gar nicht so einfach, es ist selbst für den Gecko mit seinen Saugnapffüßchen schwer. Irgendwann gelingt es uns aber und er ist gerettet. Ich setze ihn auf den Boden, wo er erst einmal kurz verweilt und durchatmet. Dann verschwindet er ganz schnell. Ich hoffe, er wird sich nicht wieder für die Toilettenschüssel als Ruheoase entscheiden. Ohnehin frage ich mich, wie er dort hingekommen ist, da ich den Deckel immer verschlossen gehalten habe. Alleine für diese Aktion hat es gelohnt, die Fliegenklatsche mitzunehmen.

Der Nachmittag ist wieder frei und ich lasse meine Seele ein weiteres Mal mit einem Out-of-Africa-Feeling auf meiner Terrasse baumeln, bevor wir dann zu einem Sundowner aufbrechen. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang und dem – meinst kläglichen – Versuch des Speerwerfens, nachdem die Maasai uns dies in Perfektion vorgeführt haben, starten wir zu einer Nachtsafari, die allerdings nicht sonderlich ergiebig ist.





Das späte und zugleich letzte Abendessen auf dieser Reise schmeckt wieder vorzüglich – möglicherweise ist auch der himmlische Name des Camps auf diesen Gaumengenuss zurückzuführen.
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16 Jul 2022 18:48 #647444
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Tag 16 – Enduimet Wildlife Area - Heimreise
Gut, dass ich sehr hartnäckig sein kann


Nach dem gestrigen Abendessen gab es noch eine kleinere Diskussion. Nur ein Paar wird noch auf der Hatari Lodge seine Reise verlängern. Alle anderen werden heute zurückfliegen, ebenso wie ich. Jedoch habe ich einen anderen Rückflug als der Rest der Heimreisenden und mein Flug wird einige Stunden früher ab Arusha starten.

Da ich aufgrund der Vorkommnisse während der Reise nicht blauäugig auf die Logistik vertrauen möchte, habe ich Moses gebeten, mir zu sagen, um wieviel Uhr ich denn abgeholt werden würde und darum, dass er meinen Transfer bitte noch einmal bestätigen lassen möge. Da ich als Antwort nur erhielt, ja er kümmert sich darum, habe ich noch einmal nachgehakt, dass ich diese Info gerne schon konkreter hätte. Als sich dann die Mitreisende einmischte und sagte, Moses würde sich schon darum kümmern, wenn er das sagt, wurde ich doch etwas ungehalten, zum einen, weil es sich um meinen Transfer handelt und nicht um ihren und zum anderen, dass seine Performance hinsichtlich der Logistik mich nicht gerade überzeugt hatte und ich keine Lust hätte, mein Flugzeug zu verpassen, weil mein Transfer nicht rechtzeitig käme.

Nach dem Brunch fährt mein Transfer pünktlich vor, ich bin beruhigt. Nach etwa knapp 2 Stunden Fahrzeit erreichen wir den Flughafen. Das Einchecken und die Sicherheitskontrolle kann ich recht schnell hinter mich bringen. Der Flug nach Doha ist wieder pünktlich und sehr komfortabel. Diesmal habe ich jedoch nicht so viel Zeit zum Umsteigen, sodass ich nur kurz in die Lounge gehe, um Zähne zu putzen und etwas zu trinken, bevor ich schon wieder Richtung Gate gehe. Auf dem Flug nach Frankfurt empfängt mich die Q-Suite. Wow! Eine kleine Kabine mit Schiebetür ganz für mich alleine. Während ich auf Toilette gehe, wird mein Sitz in ein Bett inkl. einer weichen Auflage verwandelt, es gibt ein extra Kissen und ich könnte in den bereitgelegten Schlafanzug schlüpfen. Welch ein Komfort.

Die Maschine landet am Folgetag pünktlich in Frankfurt, wo mich mein Mann abholt.


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