THEMA: TZ Aktuell seit Magufulis Tod
24 Mär 2021 19:26 #610746
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  • loser am 24 Mär 2021 19:26
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klar doch Karsten, und das voll allen "Seiten",
Ist eben sehr komplex, es passt aber nicht hier her. Z. B. waren Frauenrechte unten den "alten" Diktatoren in Libyen, Iran, Irak, Syrien usw. auf viel höherem Niveau als heute.
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25 Mär 2021 09:19 #610775
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  • Lugawe am 25 Mär 2021 09:19
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Wer glaubt dass ein afrikanischer Präsident der nationale Interessen vertritt sich im "Westen" beliebt macht, ist naiv.
Hallo Lugawe, egal ob das jetzt eine Replik auf mich war, kurz Folgendes, obwohl das hier eigentlich OT ist.
Nein, keine Replik auf Dich.
Aber das ist jetzt Wasser unter der Brücke, nur mehr Geschichte und für Historiker interessant, denn mit dem Ende des Kalten Krieges wurden auch, nicht alle, aber einige Karten neu gemischt.
Die heutige Situation unterscheidet sich nur insofern vom Kalten Krieg dass es keine Systemauseinandersetzung mehr gibt (Imperialismus versus Kommunismus bzw. im westlichen Wording Freiheit versus Totalitarismus). Die polititisch-ideologische Auseinandersetzung ist insofern asymmetrisch dass sie eigentlich nur noch von der westlichen Seite mit Verve geführt wird (Behauptung ethisch-moralischer Überlegenheit, "Wächter"-Anmaßung, Glaube an an eine Art globalen "Endsieg" der westlichen Demokratie als gesellschaftliche Praxis). Politisch, ökonomisch, militärisch müssen wir hingegen einen sich verschärfenden Kalten Krieg konstatieren. Es gibt zwar weniger sogenannte "Stellvertreterkriege" als im historischen Kalten Krieg. Aber es gibt genug militärisch und paramilitärisch geführte Konflikte, bei denen die alten Akteure bzw. ihre Stützknappen die Treiber sind: Ukraine, Syrien, Jemen, Libyen fallen mir spontan ein.
Bereiste Länder: Marokko, Algerien, Tunesien, Niger, Mali, Burkina Faso, Senegal, Gambia, Elfenbeinküste, Ghana, Ägypten, Äthiopien, Kenya, Uganda, Tanzania, Zambia, Zimbabwe, Botswana, Namibia, Südafrika, Lesotho, Eswatini, Mosambik, Seychelles, Mauritius, La Reunion, Syrien, Thailand, Russland, Brasilien, Argentinien, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Spanien, Portugal, Frankreich, Italien
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25 Mär 2021 19:55 #610904
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  • Rehema am 25 Mär 2021 19:55
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Das ist sehr interessant, was Ihr hier zusammen tragt! Vielen Dank!
Sehr komplexe Themen... Und vieles davon habe ich noch nie so recht oder nur halb kapiert.... Und ich frage mich immer wieder, warum das allen anderen immer klar zu sein scheint - oder tun die nur so? :P Vielleicht ist das mit Politik und Wirtschaft so!? Oder vielleicht fehlen mir da ein paar spezielle Gehirnzellen?

Lieber Werner, Du schriebst:
Und PS und Bitte an Rehema: Kannst du etwas über die Gründe und Entscheidungsgrundlagen und Prozeduren bei der Aberkennung der annullierten retention licences sagen?
Da hast Du mich jetzt eiskalt erwischt!
Nein, da kann ich leider GAR NICHTS zu sagen! :blush:

Ich habe ehrlich gesagt das alles um die veränderten Minenrechte nicht richtig kapiert. Auch schon, bevor Du da so ausführlich schriebst. Wer darf jetzt was, und was nicht mehr? Und wer kriegt welche Anteile und Rechte, Tanzanier, oder doch Ausländer, usw? Da fragte ich mich, wieso das jetzt positiv für TZ sein sollte (Du erwähntest auch, der Schuß könnte nach hinten los gehen)
- und stellte hauptsächlich fest, dass ich davon einfach viel zu wenig Ahnung habe. Allein Dein ganzes Vorwissen, Werner, zu "undervaluing" u.v.m. fehlt mir völlig.
Ich höre mal dies hier, mal das. Ich habe, als wir vor 10 Jahren im abgelegenen Süden TZs wohnten, mitbekommen, wie die Chinesen sich auf unser armes Dorf stürzten wegen Kupfer, und unsere ganzen Dorfbewohner plötzlich "title deeds" besorgen mussten, um nachzuweisen, dass ihnen das Feld gehört, damit es nicht gesprengt wird. Ausbeute und verlockende, aber leere Versprechungen. Auf diesen Ebenen bekomme ich hin und wieder was mit - aber wie das alles rechtlich politisch geregelt ist, das verwirrt mich.
Ich muss gestehen, dass mein wirtschaftliches Verständnis da nicht ausreicht, und ich da Knoten im Hirn kriege....
Aber Du hast mich mit Deinen Infos neugierig gemacht, so dass ich da weiter recherchieren und andere fragen werde - vielleicht kapier ich ja doch irgendwann mehr dazu?

Es tut mir leid, aber da muss ich momentan passen! :huh:

Rehema
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26 Mär 2021 18:41 #610999
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Danke Rehema, wenn du also zu meiner Frage noch was Konkretes herausfinden kannst, nur her damit. Mich interessieren solche Sachen. :)Rehema schrieb:
Wer darf jetzt was, und was nicht mehr? Und wer kriegt welche Anteile und Rechte, Tanzanier, oder doch Ausländer, usw? Da fragte ich mich, wieso das jetzt positiv für TZ sein sollte (Du erwähntest auch, der Schuß könnte nach hinten los gehen)
Wer was wirklich braucht, lässt sich leider nicht kurz beantworten. Dass ich mit meiner Sicht davon auch einige Kritik einfahren werde, geht schon i. O., solange sie sachlich ist.
Für praktisch alle Rohstoffe für die meisten Güter unseres täglichen Gebrauches wird irgendwo auf der Welt die Erde umgegraben, die Rohstoffe vor Ort oder bei uns veredelt und dann hauptsächlich bei uns zu Fertigprodukten umgewandelt. Aber nicht nur wir profitieren von der sogenannten “Ausbeutung der Rohstoffe der 3. Welt“, sondern Letztere auch selber (außer durch die Verkaufserlöse) in Form dieser Fertigprodukte, die sie ja auch selber brauchen und nicht missen wollen.
Wer, um beim Beispiel: Nickel und TZ-Bezug zu bleiben, kein Nickel gewinnen will, muss auf Vieles verzichten, Z. B.: Maschinenbaustähle, korrosionsbeständige Stähle und Gusseisen, Vernickelungen, Turbinenschaufeln für Flugzeugtrieb- oder Kraftwerke usw. bis Batterien und Akkus. All das braucht die ganze Welt, auch Tansania, allerdings auf niedrigerem Niveau als wir. Wenn man nun den Rohstoff für Nickel hat und selber Nickel in veredelter und umgewandelter Form verwenden will und muss, gehörte es mE zu den Pflichten einer Regierung, die ein paar Jahrzehnte vorausdenkt, das Beste daraus zu machen, zumal beim bestehenden Bevölkerungswachstum die Ernährung mit Subsistenzlandwirtschaft nicht gewährleistet werden kann. So wäre es wohl besser, dass (bildhaft gemeint) die Touristen aus D, die TZ ja selber will, mit Turbinenschaufeln aus Nickel aus TZ dorthin jetten, anstatt mit Nickel aus Asien, Russland, Kanada usw. Das gleiche gilt für die Batterien usw. und man kann es um alle Rohstoffe, Metalle, Energieträger etc. erweitern. Und da Nickel aus TZ kein Herkunftsmascherl hat, versteht es sich von selbst, dass das beispielhaft gemeint war.
Das Problem ist nicht der „Warenaustausch“ per se sondern die Konditionen unter denen er stattfindet und da sind die (nur) Rohstofflieferanten in einer historisch gewachsenen und verfestigten Zwickmühle, aus der sie nicht so leicht herauskommen. Auf Fair Trade für Rohstoffe und Metalle (wie für Textilien, Holz und Agrarprodukte) wird man leider noch etwas warten müssen, aber man kann jederzeit vieles verbessern.
Für TZ wie für jedes andere arme und unterentwickelte Land der Welt, das kaum Industrieproduktion hat und fast alle industriell gefertigten Produkte des täglichen Gebrauchs einführen muss, ist es bittere Realität, dass für das Verdienen des dafür benötigten Geldes nur wenige Möglichkeiten bestehen. Wie Tourismus, Verkauf von Agrarprodukten, oder von Land dafür, Verkauf von menschlicher Arbeitskraft (Migranten) oder eben von „Rohstoffen“.
SIE haben zwar was, was WIR brauchen, nämlich diese Rohstoffe aber nur WIR wissen auch, wie man sie auffindet, gewinnt und was draus macht und natürlich das Kapital dafür. Rohstoffe industriell zu gewinnen und zu Metallen udgl. zu verarbeiten ist hochkomplex, man muss viele technische Disziplinen und Techniken beherrschen. Um damit auch wirklich Geld zu verdienen, muss man „marktfähig“ sein und außerdem auch einen langen Atem haben (können), weil die Investitionen hoch sind und die Rohstoff- und Metallbörsen öfters Achterbahn fahren können. Die Zahl von Unternehmungen die das können und die Technik beherrschen ist überschaubar, auch viele Länder der ersten Welt haben diese Expertisen nicht oder müssen sie bei Bedarf zukaufen.
Folglich ist es unrealistisch zu erwarten, dass strukturschwache Staaten das selber, geschweige denn alleine, stemmen können. Wenn sie mit „ihren“ Bodenschätzen Geld verdienen möchten, müssen sie folglich mit ausländischen Unternehmungen „Partnerschaften“ eingehen. Die „Partner“ können mit/aus Rohstoffen etwas machen, wozu das Gastland selber nicht in der Lage ist, Letzteres verdient über Beschäftigung, Lizenzen, Royalties, Steuern (und das meist ohne unternehmerisches Risiko!). Das ist grundsätzlich nichts Anrüchiges sondern ein stinknormales Geschäft, anrüchig können aber manche Praktiken und Konditionen der „Partnerschaften“ sein. Es ist daher gut, wenn Magufuli für TZ bessere Konditionen herausholt, wenn TZ aber aus seinen Rohstoffen auch langfristig profitieren möchte, muss der Vorgang rechtsstaatlich gestaltet sein und Rechtssicherheit bieten, das meinte ich. Wenn nicht, ist das für eine langfristige Entwicklung kontraproduktiv, also abschreckend und daher ein „Schuss ins Knie“, es gibt nämlich auch gebrannte Kinder unter seriösen Unternehmungen. Nur den „Rohstoff-Desperados“, die wir loswerden wollen, ist das egal, den Chinesen sowieso.
Grüße, Werner
Letzte Änderung: 27 Mär 2021 10:26 von loser.
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26 Mär 2021 19:00 #611001
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Noch ein PS, zum unerschöpflichen Thema „Ausbeutung der Rohstoffe der 3. Welt“, aber separat, weil das nicht unmittelbar zum TZ-Thema passt.

Letztlich sind die „Staatsbeteiligungen“ durch laufendes Mitschneiden am Unternehmen volkswirtschaftlich unergiebig und unbedeutend. Zwar besser als gar nichts, werfen aber nicht wirklich das große Geld ab. Echten volkswirtschaftlichen Nutzen und Aufschwung gibt es NUR bei Veredelung der Rohstoffe, vor allem muss aber möglichst viel der ganzen Wertschöpfungskette im Land etabliert werden und bleiben. Das geht von den Maschinen und Baggern bis zum Dynamit, vom Eisenbahnradreifen bis zum Baggerzahn und Raupenglied. Dafür braucht man aber eine kritische Masse an technischer Expertise und Infrastruktur und da sind die meisten afrikanischen Staaten leider Lichtjahre davon entfernt. Das einzige dazu fähige afrikanische Land im Süden war/ist/wäre Südafrika, aber auch RSA kommt dabei immer mehr ins Hintertreffen oder hat den Anschluss schon verloren (Mangel an Energie, Technikern, Investitionen etc,)*.
Der ANC hat das vor ein paar Jahren durchaus richtig erkannt, die weltweit praktizierte Systeme für das Mitschneiden des Staates analysiert und als Strategiepapier zusammengefasst, falls sich Jemand für sowas interessiert.

„Maximising the Developmental Impact of the People’s Mineral Assets:
STATE INTERVENTION IN THE MINERALS SECTOR (SIMS),

es liegt jetzt bei SAHistory, beim Gov. oder ANC ist es nicht mehr auffindbar, was auch Einiges sagt.
www.sahistory.org.za...hive-files3/sims.pdf
Es wurde mW schubladisiert, Zuma war mit Wichtigerem, sprich sich selber, beschäftigt.

Ich bin jetzt zu faul diese alte Schwarte wieder zu lesen. Die Kernaussage war, der Kuh, die man melken möchte, ausreichend Futter zu lassen. Royalties auf Mengen oder Erlöse sind dann nicht das beste Konzept, weil es den Unternehmungen in schlechten Zeiten (und die gibt es bei Rohstoffen und Metallen immer) zu viel Substanz kosten kann. Der Vorschlag ist, den Unternehmungen ein attraktives ROI zu lassen, und nur bei „windfall profits“ infolge von Weltmarktpreishöhenflügen zuzugreifen, dann aber ordentlich. Dieses Geld soll aber AUSSCHIESSLICH in die o. e. Wertschöpfungskette investiert werden, von Ausbildung ….. bis Betriebsgründungen. So ursozialistisch wie sein Ruf ist der ANC auch nicht immer.

*Die BEE-Vorschriften waren in der Ausführungspraxis daran nicht unwesentlich beteiligt und haben mehr fat cats als echten Fortschritt produziert.
Letzte Änderung: 26 Mär 2021 19:25 von loser.
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30 Mär 2021 21:47 #611289
  • Nyanga
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  • Nyanga am 30 Mär 2021 21:47
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