Danke Rehema, wenn du also zu meiner Frage noch was Konkretes herausfinden kannst, nur her damit. Mich interessieren solche Sachen.
Rehema schrieb:
Wer darf jetzt was, und was nicht mehr? Und wer kriegt welche Anteile und Rechte, Tanzanier, oder doch Ausländer, usw? Da fragte ich mich, wieso das jetzt positiv für TZ sein sollte (Du erwähntest auch, der Schuß könnte nach hinten los gehen)
Wer was wirklich braucht, lässt sich leider nicht kurz beantworten. Dass ich mit meiner Sicht davon auch einige Kritik einfahren werde, geht schon i. O., solange sie sachlich ist.
Für praktisch alle Rohstoffe für die meisten Güter unseres täglichen Gebrauches wird irgendwo auf der Welt die Erde umgegraben, die Rohstoffe vor Ort oder bei uns veredelt und dann hauptsächlich bei uns zu Fertigprodukten umgewandelt. Aber nicht nur wir profitieren von der sogenannten “Ausbeutung der Rohstoffe der 3. Welt“, sondern Letztere auch selber (außer durch die Verkaufserlöse) in Form dieser Fertigprodukte, die sie ja auch selber brauchen und nicht missen wollen.
Wer, um beim Beispiel: Nickel und TZ-Bezug zu bleiben, kein Nickel gewinnen will, muss auf Vieles verzichten, Z. B.: Maschinenbaustähle, korrosionsbeständige Stähle und Gusseisen, Vernickelungen, Turbinenschaufeln für Flugzeugtrieb- oder Kraftwerke usw. bis Batterien und Akkus. All das braucht die ganze Welt, auch Tansania, allerdings auf niedrigerem Niveau als wir. Wenn man nun den Rohstoff für Nickel hat und selber Nickel in veredelter und umgewandelter Form verwenden will und muss, gehörte es mE zu den Pflichten einer Regierung, die ein paar Jahrzehnte vorausdenkt, das Beste daraus zu machen, zumal beim bestehenden Bevölkerungswachstum die Ernährung mit Subsistenzlandwirtschaft nicht gewährleistet werden kann. So wäre es wohl besser, dass (bildhaft gemeint) die Touristen aus D, die TZ ja selber will, mit Turbinenschaufeln aus Nickel aus TZ dorthin jetten, anstatt mit Nickel aus Asien, Russland, Kanada usw. Das gleiche gilt für die Batterien usw. und man kann es um alle Rohstoffe, Metalle, Energieträger etc. erweitern. Und da Nickel aus TZ kein Herkunftsmascherl hat, versteht es sich von selbst, dass das beispielhaft gemeint war.
Das Problem ist nicht der „Warenaustausch“ per se sondern die Konditionen unter denen er stattfindet und da sind die (nur) Rohstofflieferanten in einer historisch gewachsenen und verfestigten Zwickmühle, aus der sie nicht so leicht herauskommen. Auf Fair Trade für Rohstoffe und Metalle (wie für Textilien, Holz und Agrarprodukte) wird man leider noch etwas warten müssen, aber man kann jederzeit vieles verbessern.
Für TZ wie für jedes andere arme und unterentwickelte Land der Welt, das kaum Industrieproduktion hat und fast alle industriell gefertigten Produkte des täglichen Gebrauchs einführen muss, ist es bittere Realität, dass für das Verdienen des dafür benötigten Geldes nur wenige Möglichkeiten bestehen. Wie Tourismus, Verkauf von Agrarprodukten, oder von Land dafür, Verkauf von menschlicher Arbeitskraft (Migranten) oder eben von „Rohstoffen“.
SIE haben zwar was, was WIR brauchen, nämlich diese Rohstoffe aber nur WIR wissen auch, wie man sie auffindet, gewinnt und was draus macht und natürlich das Kapital dafür. Rohstoffe industriell zu gewinnen und zu Metallen udgl. zu verarbeiten ist hochkomplex, man muss viele technische Disziplinen und Techniken beherrschen. Um damit auch wirklich Geld zu verdienen, muss man „marktfähig“ sein und außerdem auch einen langen Atem haben (können), weil die Investitionen hoch sind und die Rohstoff- und Metallbörsen öfters Achterbahn fahren können. Die Zahl von Unternehmungen die das können und die Technik beherrschen ist überschaubar, auch viele Länder der ersten Welt haben diese Expertisen nicht oder müssen sie bei Bedarf zukaufen.
Folglich ist es unrealistisch zu erwarten, dass strukturschwache Staaten das selber, geschweige denn alleine, stemmen können. Wenn sie mit „ihren“ Bodenschätzen Geld verdienen möchten, müssen sie folglich mit ausländischen Unternehmungen „Partnerschaften“ eingehen. Die „Partner“ können mit/aus Rohstoffen etwas machen, wozu das Gastland selber nicht in der Lage ist, Letzteres verdient über Beschäftigung, Lizenzen, Royalties, Steuern (und das meist ohne unternehmerisches Risiko!). Das ist grundsätzlich nichts Anrüchiges sondern ein stinknormales Geschäft, anrüchig können aber manche Praktiken und Konditionen der „Partnerschaften“ sein. Es ist daher gut, wenn Magufuli für TZ bessere Konditionen herausholt, wenn TZ aber aus seinen Rohstoffen auch langfristig profitieren möchte, muss der Vorgang rechtsstaatlich gestaltet sein und Rechtssicherheit bieten, das meinte ich. Wenn nicht, ist das für eine langfristige Entwicklung kontraproduktiv, also abschreckend und daher ein „Schuss ins Knie“, es gibt nämlich auch gebrannte Kinder unter seriösen Unternehmungen. Nur den „Rohstoff-Desperados“, die wir loswerden wollen, ist das egal, den Chinesen sowieso.
Grüße, Werner