THEMA: Leoparden hautnah (Tansania 2016/2017)
09 Mai 2017 14:29 #474384
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18.Tag (Di. 10.01.2017)
Tarangire National Park
130km


In dieser Nacht war Highlife auf unserer Campsite. Mindestens zweimal befanden sich Elefantengruppen unmittelbar an den Zelten. Woher ich das so genau weiß? Mindestens ein Elefant hat sich direkt von dem Baum bedient, unter dem unser Zelt stand. Wenn dabei ständig Blätter und kleine Zweige aufs Zelt rieseln, hat man eine ziemlich konkrete Vorstellung, wo sich der gefräßige Dickhäuter gerade befindet. Meine größte Sorge war deshalb auch, dass der Elefant einen dicken Ast abbricht, der dann auf unser Zelt fällt. Ansonsten hat man im Zelt wenig von Elefanten zu befürchten. Kathrin hat mal wieder alles verschlafen. Hans & Hedda waren beeindruckt von der Nacht. Sehr cool für Afrika-Neulinge.



Ergänzt wird der ganze Rummel in dieser Nacht noch vom Brüllen der Löwen und den Rufen der Hyänen, die anscheinend auch nicht allzu weit von der Campsite entfernt sind.

Da sich die Public Campsite im äußersten Nordwesten des Nationalparks befindet, ist ein Ganztages-Gamedrive die einzige Möglichkeit, auch die südlichen Teile des Parks kennenzulernen. Wir starten deshalb kurz nach Sonnenaufgang ohne zu frühstücken. Unser erstes Ziel ist ein Aussichtspunkt mit Picknickplatz oberhalb des Tarangire-Rivers. Sehr schön hier, aber da wir erst eine halbe Stunde unterwegs sind, noch viel zu früh für eine lange Pause.



Geprägt wird der heutige Tag ganz eindeutig von den Elefanten. Sie laufen einem permanent über den Weg. Ich habe längst nicht jede Begegnung fotografisch festgehalten. Sehr angenehm war, dass alle Elefanten, ohne Ausnahme, sehr ruhig und entspannt unterwegs waren, so dass man für beide Seiten stressfrei ganz in ihrer Nähe stehen konnte. Ein besonders schönes Erlebnis hatten wir gleich am frühen Morgen. Wir trafen auf eine mächtige Elefantenkuh, die mit ihrem noch sehr kleinen Kalb allein unterwegs war. Der Kleine war unglaublich knuffig. Die ganze Zeit war er dabei seine Umwelt zu entdecken. Dabei war ihm sein Rüssel häufiger im Wege, als dass er ihm half. So etwas niedliches und tollpatschiges kann man sich stundenlang ansehen.





Es viel uns sehr schwer, uns von dieser Szene loszureißen, aber wir wollten ja noch etwas mehr von diesem schönen Nationalpark sehen.

Nach wenigen Kilometern trafen wir auf den Wiesen am Flussufer auf eine kleine Herde Elands, die sich zusehends vergrößerte. In einem fort rannten weitere Tiere den Hang hinunter und sprangen in einem großen Satz über den Weg. Dieses Schauspiel dauerte ca. 20min. und danach hatte sich am Flussufer die größte Herde dieser stattlichen Antilopen zusammengefunden, die ich je gesehen habe. Leider ist diese größte Antilopenart auch der größte Schisser unter den Antilopen. Die Fluchtdistanz ist immer viel zu groß für gute Fotos. Ich frage mich, wieso die Elands so viel ängstlicher sind, als ihre kleineren Artgenossen.





Unser Ziel für eine ausgedehnte Mittagspause ist die Picknicksite am Silale Swamp. Hier hat man mit der weiten grasigen Sumpfebene ein ganz anderes Landschaftsbild als im Tal des Tarangire River. Wir lassen uns Zeit und verbringen mehrere Stunden auf der Picknicksite.




Wie auf jeder Picknicksite, so haben auch hier einige Tiere den Menschen als Futterquelle entdeckt. Diesmal sind es Vögel.



Zur Mittagszeit ist die Picknicksite gut besucht. Da das Gelände aber sehr weitläufig ist und sich alle sehr gesittet verhalten, ist das kein Problem. Wenn man sich umschaut, kann man auch leicht die verschiedenen Preisklassen der Safari-Touren erkennen. Während bei einigen nur Lunchpakete verteilt werden, die aus der Hand gegessen werden, wird bei anderen mit Tischtuch, Porzellan und Kristallglas eingedeckt und der Lunch mit einem kühlen Weißwein serviert. Gut, den kühlen Weißwein hätten wir auch noch gehabt, beim Rest müssen wir aber passen. Eine kuriose Szene spielt sich dann an unserm Nachbartisch ab, dort schafft es ein extrem übergewichtiger Mann nicht, ohne sich abzustützen aufzustehen, und reißt dabei Tisch und Bänke um. Er selbst schlägt lang hin und tut sich dadurch auch sehr weh. Krass ist dann, dass er aufgrund seines Gewichtes nicht in der Lage ist, selbstständig vom Boden aufzustehen. Nur mit den vereinten Kräften des Guides und einiger Familienmitglieder bekommen sie ihn wieder in die Vertikale. Unter solchen Voraussetzungen hätte ich nicht den Mut nach Afrika zu reisen.

Auf der Rückfahrt entdeckt Kathrin dann noch ein Rudel Löwen. Allerdings sind diese weit weg und weitgehend unter Büschen verborgen. Ein Wunder, dass Kathrin die entdeckt hat.

Ansonsten ist der Rückweg in hohem Maße von Vögeln geprägt, die ich hier gut vor die Linse bekomme.





Später treffen wir dann noch auf eine Herde Büffel, in der sehr große Aufregung herrscht. Wir entdecken auch einen Büffel, der aus mehreren Wunden aus der Flanke blutet. Da liegt die Vermutung nahe, dass der Grund für die Aufregung in einem erst vor kurzen stattgefundenen Löwenangriff zu sehen ist.

Ganz in der Nähe der Campsite gibt es eine sandige Furt, mittels der der Tarangire River an dieser Stalle bei Niedrigwasser durchquert werden kann. Momentan ist hier gar kein Wasser, allerdings noch einmal viele Tiere.




Diese Nacht haben wir die Campsite fast für uns allein. Außer uns ist nur noch ein Paar mit Ihrem Tourguide und der Warden anwesend. Der Warden ist im Übrigen ein ganz sparsamer. Ständig stellt er am Hauptschalter, bzw. Haupthahn Wasser und Strom ab. Das ist echt nervig, zumal wenn man erst einmal herausbekommen muss, wo sich der Hauptschalter und der Haupthahn befinden. Auch denkt man nicht immer daran, dass mal wieder alles abgestellt ist, was auch zu blöden Situationen führen kann.

Während wir kochen, hören wir sehr häufig Hyänen in der Nähe, ohne jedoch auch nur ein einziges Mal welche zu sehen.
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12 Mai 2017 14:28 #474766
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19.Tag (Mi. 11.01.2017)
Tarangire National Park – Mto wa Mbu
302km


Am morgen berichten die Anderen, dass auch in dieser Nacht jede Menge Tiere auf der Campsite waren. Diesmal habe ich nichts mitbekommen und alles verschlafen. Die Wildtierkamera zeigt dann auch Massen von Impalas und Zebras.

Nach dem Frühstück heißt es Abschied nehmen von diesem schönen Nationalpark. Hier könnte man auch gut mehrere Tage verbringen. Für unseren nächsten Besuch ist eine Nacht auf einer Special Campsite im Süden des Parks fest eingeplant.

Dort wo die Nationalpark-Zufahrt auf die Hauptstraße trifft, ist ein kleiner Versorgungspunkt mit Läden und Werkstätten entstanden. Hier lassen wir den Besseren unser beiden platten Reifen flicken und das Trittbrett wieder fest schweißen. Schweißbrillen scheinen sie hier nicht zu kennen. Da fragt man sich, wie lange das die Augen mitmachen. Es wird auch mitten durch den Dreck geschweißt. Wenn man bedenkt, welch Aufwand bei uns in die Sauberkeit der zu schweißenden Stelle gesteckt wird, fragt man sich schon, wie lange das wohl hält. Nun gut, es hat zumindest für den Rest unserer Reise gehalten.





Da unser eigentliches Ziel für heute der Lake Easy ist, entscheiden wir uns für die Strecke südlich des Lake Manyara entlang und via Mbulo zum Lake Easy.

Die Auffahrt auf das Escarpment ist zwar sehr steil, aber für so eine kleine Nebenstraße erstaunlich gut ausgebaut. Unterwegs ergeben sich immer wieder spektakuläre Ausblicke in die Ebene und auf den Lake Manyara.



Auch im fruchtbaren Hochland gefällt uns die Strecke sehr gut. Den in der Landkarte verzeichneten Shortcut zum Lake Easy können wir allerdings nicht finden, so dass wir den Umweg über Karatu in Kauf nehmen müssen.

Von Karatu zum Lake Easy verlieren wir schnell wieder an Höhe und die Landschaft wird immer trockener. 10km vor dem See müssen wir an einer Schranke 20US$ „Einritt“ für die Region zahlen. Beim hier angesiedelten Office versucht man uns mit aller Macht eine Ethno-Tour zu den Hadzebe aufzudrängen. So eine Tour wollen wir zwar machen, aber da lt. Reiseführer solche Touren auch von unserer Campsite angeboten werden, wollen wir das lieber dort organisieren, da wir uns davon weniger Fahrerei versprechen. Außerdem sind uns die Typen in dem Office sehr suspekt. Sie sprechen so gut wie kein Englisch, sind extrem ausdringlich und machen alle den Eindruck als würden sie unter Drogen stehen.

Unser Ziel ist das am See gelegene Kisima Ngeda Tented Camp, welches dort auch eine Campsite betreibt. Das entpuppt sich dann leider ebenfalls als große Enttäuschung. Obwohl es sich bei dem Camp um eine teure Luxuslodge handelt, ist die Campsite nichts anderes als eine vermüllte Lichtung im dichten Wald. Vom See ist nichts zu sehen und die Sanitäranlagen stehen kurz vor den Zusammenbruch. Das Personal passt zu diesem Eindruck und ist ebenfalls ziemlich neben der Spur. Niemand ist in der Lage, einen Preis für die Campsite zu nennen, noch kann man uns irgendwelche Auskünfte zu Ausflügen und Touren geben. Ich stelle mir vor, wie es ist, wenn man hier in der sauteuren Lodge gebucht hat und dann mit solch einem “Service“ konfrontiert wird.

Uns scheint in der ganzen Region um den See der Wurm drin zu sein. Die laufen hier alle wie benebelt durch die Gegend. So etwas kenne ich aus Regionen, wo z.B. Khat weit verbreitet ist. Weiß da jemand genaueres drüber, was hier los ist? Wir beschließen jedenfalls den Lake Easy zu canceln und noch heute weiter nach Mto wa Mbu zu fahren. So haben wir morgen dafür einen ganzen Tag im Lake Manyara National Park. Davon versprechen wir uns nach den hier gemachten Eindrücken deutlich mehr.

Zwischen Karatu und Mto wa Mbu kommen wir in eine Polizeikontrolle. Die Polizisten beanstanden dass ich barfuß Auto fahre und wollen eine Strafe kassieren. Das passt ja bestens ins Bild des heutigen Tages und wir sind nicht gewillt uns noch weiter verarschen zu lassen. Ich verlange Auskunft, gegen welche Vorschrift ich verstoßen habe, denn ich war schon in Dutzenden Polizeikontrollen und fahre immer barfuß Auto. Da es solch eine Vorschrift natürlich nicht gibt, versuchen sie zu diskutieren und auf Zeit zu spielen, worauf sich Kathrin demonstrativ ihre Personalnummern aufschreibt, die jeder tansanische Polizist auf seiner Uniform stehen hat. Jetzt wird die Diskussion hitziger. Sie verlangen Auskunft, weshalb wir die Personalnummern notieren und wir sagen, dass wir den neuen Präsidenten bei seinem Kampf gegen Korruption unterstützen, nicht bereit sind eine ungerechtfertigte Strafe zu zahlen und sie bei ihrem Vorgesetzten und der Anti-Korruptionsstelle melden werden. Ich mache mir schon Sorgen, dass das Ganze eskaliert, da lenken die beiden doch noch ein und wir können weiterfahren.

In Mto wa Mbu schauen wir uns mehrere Unterkünfte an und entscheiden uns dann für die recht zentral gelegene Twiga Lodge, die auch Campingmöglichkeiten anbietet. Hier gibt es zudem WLAN und im angeschlossenen Restaurant bekommt man für wenig Geld einfaches, aber leckeres Essen.

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18 Mai 2017 14:45 #475441
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20.Tag (Do. 12.01.2017)
Lake Manyara National Park
116km


So mitten in einem belebten Ort ist es natürlich schon etwas unruhiger, als in der freien Natur. Dafür haben wir aber dennoch recht gut geschlafen.

Der heutigen Tag ist komplett dem Lake Manyara National Park gewidmet. Deshalb brechen wir auch ohne Frühstück zum Sonnenaufgang auf.

Während sich Kathrin am Gate um unsere Registration und Bezahlung kümmert, öffne ich schon einmal das Safari-Hubdach. Ich habe den Wagen dann gerade wieder verlassen, da taucht wie aus dem Nichts eine Diadem-Meerkatze auf und entert den Wagen. Noch bevor ich sie wieder verscheuchen kann, greift sie sich zielsicher eine Banane und verschwindet wieder in den Büschen.

Nach dem Passieren des Gates geht es zunächst durch den dichten, von Bächen durchzogenen, Grundwasserwald, wo es vor allem jede Menge Affen gibt.




Auf dem weiteren Weg Richtung Süden sehen wir nur sporadisch Tiere am Wegesrand. Durch die buschige Vegetation ist es hier auch nicht so einfach, welche zu entdecken.




In erster Linie ist der Lake Manyara ein Paradies für Vogelfreunde. Für diese gibt es zwei Hotspots im Park. Einer davon sind die Hotsprings, welche unser nächstes Ziel sind. Hier wurde ein Steg errichtet, der über die schlammige Uferzone hinaus auf den See führt und ideal zur Vogelbeobachtung ist. Es wimmelt hier nur so von Flamingos, Pelikanen, Störchen und Watvögeln.









Nach einem ausgiebigen Aufenthalt fahren wir noch weiter in den Süden. Hier gibt es einen weitläufigen mit Gras bewachsenen Uferstreifen, auf dem sich jede Menge Tiere tummeln.



In der Ferne sehen wir auch eine Löwin am Ufer liegen, haben aber leider keine Möglichkeit, näher heran zu kommen. Unweit der Löwin liegen zwei Büffel. Man beäugt sich misstrauisch.

Das Südende des Parks ist erreicht und wir wenden zurück in Richtung Norden. Es geht inzwischen auf Mittag zu und so steuern wir die Endala Picknick-Site für eine ausgiebige Mittagspause an. Von der Picknick-Site hat man einen sehr guten Blick auf den See. Immer wieder ziehen Tiere an uns vorbei. Vor allem fragt man sich, was die vielen Giraffen auf dem Uferstreifen wollen, wo es für sie nichts zum Fressen gibt.



Auf der Picknicksite gibt es, wie üblich, auch wieder sehr viele Vögel, welche darauf hoffen, dass ein paar Krümel für sie abfallen.



Nach ein paar Stunden brechen wir wieder auf. Unser Ziel ist der zweite Hotspot für Birder im Park, der Hippopool. Dabei handelt es sich um den Bereich, an dem die Bäche des Grundwasserwalds in den Lake Manyara fließen, weshalb dieser Teil des Sees Süßwasser aufweist. Hippopool ist eigentlich auch ein irreführender Begriff, denn gerade Hippos sehen wir hier überhaupt nicht. Dafür stehen mehrere Büffel bis über den Bauch im Sumpf und lassen sich das saftige grüne Schwimmgras schmecken.




Hier am Hippopool darf man auch ganz offiziell das Auto verlassen. Es gibt sogar einen Aussichtssteg. Auf dem Weg dorthin gehen wir nur wenige Meter an den Büffeln vorbei, die aber überhaupt keine Notiz von uns nehmen. Da sie im tiefen Schlamm stehen, ist auch nicht damit zu rechnen, dass sie plötzlich auf uns lossprinten. Einer der Büffel ist ein besonders mächtiges Tier. Es ist das erste Mal, dass mit beim Gehörn auffällt, dass es sich am Ende wieder nach hinten biegt.

Ansonsten gibt es hier riesige Schwärme von Pelikanen, Weißstörchen und Nimmersatts. Dazu noch jede Menge weitere Wasservögel.







Auf dem Rückweg zum Gate durchqueren wir noch ein letztes Mal den Grundwasserwald und treffen an einer Furt auf eine große Gruppe Paviane. Wir halten an und beobachten das Treiben der Gruppe. Mit der Zeit verlieren die Affen immer mehr die Scheu an uns. Nach und nach beginnen sie das Auto zu entern. Als sie mir zu dreist werden starte ich den Motor und die Affen springen in Panik, wie von der Tarantel gestochen, vom Auto herunter.

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23 Mai 2017 15:02 #475956
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21.Tag (Fr. 13.01.2017)
Mto wa Mbu – Lake Natron
109km


Nach dem Frühstück war zunächst einmal Großeinkauf für die nächsten 10 Tage in der Wildnis angesagt. Während die Mädels und Hans sich auf dem Markt um Obst und Gemüse kümmerten, klapperte ich die kleinen Läden auf der Suche nach Getränken und Brot ab. Ich bin auch recht schnell fertig, aber auf dem Markt sind wir über eine Stunde beschäftigt. Das liegt in erster Linie daran, das viele Händler nur eine sehr eingeschränkte Vielfalt an Waren anbieten, so dass man mit sehr vielen Händlern ins Geschäft kommen muss, bis alles Benötigte beisammen ist. Es zeigt sich auch wieder, dass Rechnen in diesem Land sehr schlecht geschult wird. Ohne Taschenrechner sind die Händler noch nicht einmal zu den einfachsten Rechenaufgaben in der Lage.

Nachdem alles verpackt ist, starten wir zum Lake Natron. Am Ortsende von Mto wa Mbu zweigt die Piste in Richtung Norden von der Hauptstraße ab. Schon nach wenigen Kilometern treffen wir auf die erste Straßensperre. Ein offiziell aussehender Ranger will von uns ein Permit für die Region sehen. Er kann uns auch solch ein Permit zeigen, welches ebenfalls einen offiziellen Eindruck macht und anscheinend in Arusha erworben werden muss. Trotz sehr intensiver Vorbereitung auf diese Reise, mit umfangreichen Recherchen in Reiseführern und im Internet hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas von einem solchen Permit mitbekommen. Auch eine Recherche im Anschluss an die Reise brachte keine neuen Erkenntnisse zutage. Kann mir irgendjemand näheres dazu sagen. Mich würde vor allem interessieren, wie und wo man dieses Permit erwerben kann. Zu unserem Glück war der Ranger sehr verständnisvoll. Wir konnten ihm unsere Situation erklären und da wir auch nur im Transit zur Serengeti die Region durchqueren wollten, lies er uns auch ohne Permit passieren. Geldforderungen wurden an diesem Gate nicht gestellt.

Je mehr wir Richtung Norden fuhren, umso mehr verloren wir auch an Höhe. Es wurde immer heißer und trockener. Überall steigen Staubtornados in die Luft. Zeitweise sehen wir ein halbes Dutzend gleichzeitig. Es wehnte auch die ganze Zeit ein starker heißer Wind. Es war als würde man in einem Föhn stehen. Durch den vielen Staub in der Luft ist es sehr diesig.



Die Landschaft wirkt sehr archaisch, wozu auch die vereinzelten Manyattas der Massai beitrugen. Ebenso die Massai-Hirten mit ihren Tieren, wobei dieser Eindruck häufig schnell verflog, wenn sie zum betteln lauthals schreiend angerannt kamen, kaum dass man mal irgendwo eine Pause machte.



Folglich gibt es auch keine Fotos von Massai, dann das ist nur gegen Bargeld möglich.

Bald kam dann der Oldonyo Lengai ins Blickfeld. Ein formschöner aktiver Vulkan und heiliger Berg der Massai. Kurz darauf tauchte auch schon der Lake Natron in dunstiger Ferne auf.




Die Piste weißt auf lange Strecken extremes Wellblech auf. Um diesem zu entgehen, haben sich zahlreiche Nebenspuren in der Savanne gebildet, auf denen dafür extremer Bulldust geboten wird. Man hat also nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Auf den letzten 20km sind dann noch zahlreiche Bachbetten und alte Lavaströme zu queren, die vom Oldonyo Lengai herunter ziehen, so dass die Fahrt durch die vielen Kanten und Absätze noch etwas ruppiger wird.

Je näher wir dem See kommen, umso mehr Wildtiere mischen sich unter das Vieh der Massai. Wir sehen Zebras, Gnus, Giraffen, Strauße und Gazellen.



Insgesamt gibt es auf der Strecke 3 Zahlstellen. Zunächst sind an zwei Distriktgrenzen jeweis 10US$ pro Person zu zahlen. Abschließend ist für das Lake Natron Nature Reserve 15US$ pro Person und 2.000TSH für das Auto zu entrichten. Alles ganz offiziell mit Quittung.

Als Übernachtungsplatz haben wir uns wieder für die World View Campsite entschieden, die auf einer Tarasse am Hang des Tals liegt. Die Campsite ist noch genauso schön, wie wir sie von unserem letzten Besuch in Erinnerung haben. Jetzt eine grüne Oase inmitten der Trockenheit, die ringsum herrscht. Die Sanitäranlagen sind noch immer in gutem Zustand.



Den Rest des Tages verbringen wir lesend im Schatten der Bäume auf der Campsite.

Zum Sonnenuntergang gehe ich nach vorn an die Abbruchkante der Hangterrasse. Hier zeigt sich, dass die Campsite ihren hochtrabenden Namen völlig zurecht trägt.




Letzte Änderung: 23 Mai 2017 15:21 von Topobär.
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01 Jun 2017 15:03 #476792
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22.Tag (Sa. 14.01.2017)
Lake Natron – Serengeti National Park (Lobo Area)
196km


Gleich nach dem Aufstehen zieht es mich wieder zum Aussichtspunkt. Der Blick geht gen Osten und so kann ich miterleben, wie sich die Sonne langsam über die Berge erhebt und das Tal in sanftes Licht taucht.



Dann ist erst einmal Frühstück angesagt, bevor wir zur Wasserfall-Wanderung aufbrechen. Für diese Tour haben wir einen Massai als Guide engagiert.

Unweit der Campsite wird die mächtige Wand des Escarpments von einer tiefen Schlucht durchschnitten, aus der ein Bergbach fließt, welcher nur wenige Kilometer weiter in den Lake Natron mündet. Wir betreten die Schlucht und je tiefer wir hinein wandern, umso üppiger wird die Vegetation. Ein herrlicher Kontrast zur Wüstenlandschaft die einen hier ansonsten umgibt. Der Weg ist nicht ohne. Immer wieder müssen wir den Bach durchqueren und hin und wieder auch die Hände zur Hilfe nehmen.





Kathrin scheint es dennoch nicht spannend genug zu sein, und so entscheidet sie sich noch für eine kleine Canyoning-Einlage. Wir hatten gerade sicher die schwierigste Kletterstelle gemeistert, da rutscht Sie auf einer glatten Platte aus und landet im Bach. Der hat an dieser Stelle einige ordentliche Stromschnellen. Da geht’s durch und erst in einem tiefer gelegenen Pool hat sie die Möglichkeit wieder aus dem Wasser zu krabbeln.


Hier sieht man die Kletterstelle und die Stromschnelle, die Kathrin „durchschwommen“ hat.


Die Platte im Vordergrund wurde Kathrin zum Verhängnis.

Letztlich ist alles gut gegangen und Kathrin ist mit ein paar blauen Flecken davon gekommen. Auch wissen wir jetzt, dass unsere Smartphones halten, was die Werbung verspricht und tatsächlich wasserdicht sind. Auch Reisepässe sind erstaunlich unempfindlich gegen Wasser. Der Internationale Führerschein besteht allerdings nur noch aus einzelnen losen Blättern, die wir sogfältig trocknen.

Der Wasserfall am Ziel unserer Wanderung übertrifft alle meine Erwartungen. Er fällt als breiter Vorhang aus einem an der Felswand klebenden Palmenhain. Darunter liegt ein Pool, der zum baden einlädt.




Auf dem Rückweg, kurz vor der Campsite kommt, was kommen muss. Eine Gruppe Frauen und Mädchen versucht uns Massaischmuck zu verkaufen. Glücklicherweise scheint man mir schon von weitem anzusehen, dass ich für so etwas überhaupt nicht empfänglich bin und so werden nur die Anderen bestürmt, während ich meine Ruhe habe.



Gegen Mittag brechen wir dann auf. Bis in die Serengeti haben wir noch ein ganzes Stück zu fahren. Von der ersten Escarpment-Stufe haben wir eine tolle Aussicht auf den See, der ein klasse Farbenspiel bietet. Weite Flächen leuchten in kräftigem rosa.




Die nun folgende Strecke durch das Massai-Hochland lässt sich über weite Strecken gut fahren. Hin und wieder starkes Wellblech, aber die meiste Zeit gutes Geläuf.

Um 16:00Uhr sind wir dann am Kleins Gate in die Serengeti. Hier können wir mit Visa bezahlen, was angesichts der zu zahlenden Summe sehr vorteilhaft ist.

Wir wollen nicht direkt zur Campsite fahren, sondern vorher die Zeit noch für einen Gamedrive nutzen. Laut Karte würde der Grumeti-Loop sich dafür anbieten. Der Loop beginnt auch sehr gut. Es ist eine deutliche Fahrspur zu sehen und es gibt auch einiges an Tieren zu sehen.




Dann aber wird die Spur immer schwächer und ist zeitweise kaum noch zu erkennen. Immer wieder sind Umfahrungen notwendig, weil die Strecke weggespült ist, oder umgestürzte Bäume den Weg versperren. Vom Fahrersitz ist die Strecke teilweise nicht zu finden und so bin ich froh über den Ausguck am Hubdach. Entschädigt werden wir durch jede Menge Tiere, die wir zu sehen bekommen. Allerdings bin ich so beschäftigt mit dem Fahren, dass ich einfach nicht die Ruhe und Muße zum Fotografieren habe. Dies ist in erster Linie durch den Zeitdruck bedingt, denn wir kommen nur sehr langsam vorwärts und die Sonne nähert sich rasch dem Horizont. Die anderen sind für meine Anspannung immun und freuen sich über die großen Herden an Elands, Büffel, Elefanten, Zebras und Giraffen. Auch eine große Gruppe Hyänen kreuzt im Laufschritt unseren Weg.

Im letzten Büchsenlicht kommen wir dann auf der Hauptpiste an, von der aus es nur noch ein Katzensprung bis zur Campsite ist. Der Grumeti-Loop scheint nur noch sehr selten befahren zu werden und ist sicherlich eine der anspruchsvollsten Strecken in der Serengeti. Wenn man es genießen will, sollte man sich den ganzen Tag dafür Zeit nehmen. Er sollte nur bei trockenen Bedingungen befahren werden. Die Strecke ist extrem einsam. Wenn man dort eine Panne hat, hat man ein Problem. Ich weiß nicht, ob man auf der Strecke Handyempfang hat.

Kurz vor der Campsite halten wir ein letztes Mal, um zu sehen, wie das letzte Licht verblasst und sich der Himmel verfärbt.



An der Lobo-Campsite hat es wieder Büffel. Die scheinen hier dauerhaft zu leben. Das Waschhaus war schon vor 4 Jahren nicht gut und ist inzwischen vollkommen heruntergekommen. Eine Frechheit, wenn man bedenkt, dass man 30US$ pro Person und Nacht bezahlt.

Als es schon lange Dunkel ist und wir gerade das Essen auf die Teller füllen kommt ein Ranger, um das Permit zu kontrollieren. Super Timing. :angry:
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21 Jun 2017 14:28 #478727
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23.Tag (So. 15.01.2017)
Serengeti National Park (Lobo Area – Seronera)
122km


Heute verzichten wir auf den morgendlichen Gamedrive. Zu schön ist der Tagesbeginn auf der Campsite, als dass wir ihn verpassen wollen. Hinter den Hügeln auf der gegenüber liegenden Seite des Tals kommt langsam die Sonne hervor und lässt die Kopjes hinter uns im goldenen Licht erstrahlen. Unser Frühstück nehmen wir zusammen mit den Büffeln ein, die unweit von uns auf der anderen Seite des Weges friedlich grasen.





Als wir fertig mit Frühstück sind, steht die Sonne schon hoch am Himmel. Wir brechen das Camp ab und machen uns auf den Weg. Noch ein letzter Blick zurück zur Lobo Campsite.



Bevor wir uns in Richtung Seronera auf den Weg machen, gibt es noch einen kleinen Gamedrive in der Lobo Area. Die Guides und Touristen, die wir bislang trafen, berichteten alle, dass es in Lobo sehr tierarm sei. Das können wir beim besten Willen nicht nachvollziehen. Klar ist hier weniger los, als wenn man sich im Zentrum der Migration befindet, aber es gibt noch immer mehr Tiere als in den meisten anderen afrikanischen Nationalparks. Wir sind jedenfalls voll zufrieden.





An einem verendeten Büffel ist großes Geier-Meeting. Hier ist richtig Action. Interessant zu sehen, wie sich die großen Vögel ständig um die besten Plätze am Kadaver balgen. Insgesamt ist es aber eine ziemlich ekelige Angelegenheit. Der Büffel ist in weiten Teilen noch unversehrt. Nur die hintere Bauchhöhle wurde geöffnet und dort quillt eine übel stinkende Masse aus Innereien und Scheiße heraus, in die die Geier mit Begeisterung Ihre Köpfe stecken. Guten Appetit.




Die ekeligen Bilder erspare ich Euch lieber. :sick:

Dann machen wir uns auf dem Hauptweg auf nach Seronera. Zum Teil übles Wellblech, aber dafür werden wir auch hier immer wieder mit Tiersichtungen belohnt.

Ale erstes entdeckt Kathrin ein großes Löwenrudel mit einem Riss. Leider haben sich die Tiere ins dichte Gebüsch verzogen, so dass die Beobachtungsmöglichkeiten ziemlich schlecht sind.

Wenig später entdecke ich dann einen Klippspringer, der vor uns auf einen großen Felsbrocke flüchtet und dort dann sehr fotogen posiert. Immer wieder beeindruckend, wie sich die kleinen Antilopen im felsigen Geläuf bewegen; selbst für mich als Kletterer.



Mittagspause machen wir am Retima Hippopool. Die Picknick-Site und die dazu gehörigen Sanitäreinrichtungen sind in erstklassigem Zustand. Der Warden ist sehr engagiert. Den Hippos geht es da ganz anders. Der Wasserstand im Hippopool ist sehr niedrig und man hat den Eindruck, dass die Dreckstiere mehr in Ihren eigenen Exkrementen, als im Wasser liegen.



Wir folgen dem Banagi Loop entlang eines Bachlaufs. Wo Wasser ist, ist es auch gleich viel grüner.



Schon bald entdecken wir ein Löwenpaar, welches sich vom Rest des Rudels abgesondert hat, um sich in Ruhe der schönsten Nebensache der Welt zu widmen. Wir warten keine 10min. bis das Liebesspiel beginnt. Dafür verschwinden sie aber sehr diskret hinter einem Busch.



Nur wenige Kilometer weiter entdecken wir schon wieder Löwen, genauer gesagt 3 Löwinnen. Vielleich das restliche Rudel des Liebespaares. Die Drei liegen in einem Bachbett und wir sehen in der Ferne eine große Büffelherde, die genau in diese Richtung zieht. Dass könnte interessant werden und wir beschließen hier zu bleiben, um zu beobachten, was weiter passiert. Die Löwinnen bemerken die Büffel schon recht bald. Eine Löwin verschwindet nach hinten aus dem Blickfeld, die anderen verbleiben im Bachbett. Planen die etwa einen Hinterhalt? Als die Büffel dann die Löwen entdecken kommt alles ganz anders als erwartet. Nicht die Löwen gehen auf die Jagd, sondern die Büffel. Mit gesenkten Hörnern gehen zwei Büffel auf die Löwinnen los und die sehen auch schnellstens zu, sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Das Ganze war so spannend, das ich gar nicht daran gedacht habe Fotos zu machen.

Danach gehen wir zum Visitorscenter, wo sich Hedda & Hans um Ihre Ballonfahrt kümmert. Kathrin und ich widmen uns so lange lieber den Dassies, die hier sehr zutraulich sind.




Danach suchen wir uns eine schönen Zeltplatz. Auf den Public Campsites ist überall viel los. Sie werden alle von den Safari-Agenturen wie feste Zeltcamps genutzt. Die Zelte bleiben die ganze Zeitz stehen und auch die Camp-Crew ist durchgehend da. Nur die Gäste sind jeden Tag andere. Wir entscheiden uns wieder einmal für die Dik-Dik-Campsite. Hier können wir wieder ganz am westlichen Rand der Campsite unsere Zelte aufstellen. So haben wir die anderen Zelte im Rücken und einen weiten unverstellten Blick in die Landschaft vor uns. Da der Blick nach Westen geht, ist unser Zeltplatz gleichzeitig auch ein idealer Sundowner-Platz. Heute ist es allerdings schon den ganzen Tag über recht stark bewölkt und es hat auch hin und wieder geregnet. So fällt der Sonnenuntergang an diesem Tag recht bescheiden aus.





Heute hat es eine große Gruppe Amis in den Zelten hinter uns, die ein riesiges Lagerfeuer entzünden und ein Heidenspektakel veranstalten. Da fühlt man sich eher wie beim Springbreak, als in der afrikanischen Wildnis.
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