THEMA: Serengeti in der Regenzeit / Ist das noch Urlaub?
02 Mär 2016 21:41 #421868
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  • Wilson96 am 02 Mär 2016 21:41
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Hallo Fleur,

schön das Dir der Reisebericht gefällt. Es ist immer wieder lustig, die erstaunten Gesichter von Freunden oder Kollegen zu sehen, wenn man von seinen Afrika-Erlebnissen erzählt :silly:

Gruß

Philipp
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02 Mär 2016 21:52 #421871
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  • Wilson96 am 02 Mär 2016 21:41
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Nach einer kurzen Katzenwäsche machten wir uns ein schnelles Frühstück. Heute wollten wir nach Grumeti und die Migration finden. Wir planten kurz die grobe Route anhand der Papierkarte und mussten noch kurz tanken, da der Weg nach Grumeti recht weit war. In Seronera gibt es eine Tankstelle mit einer kleinen Werkstatt, die vor allem auf Reifenwechsel spezialisiert ist. Die Art, wie die Reifen auf die Felge gewuchtet werden, ist jedoch sehr speziell, meist mithilfe des Gewichts eines Autos oder LkWs. Es war noch immer stark bewölkt und am Horizont wurde es schon wieder richtig schwarz, als wir aufbrachen. Wir waren etwas besorgt, da wir dringend Sonne brauchten, um das Zelt, die Matratze und das Bettzeug zu trocknen.



Wir fuhren ca. 40 Minuten, als wir ein Safari Fahrzeug trafen und mit dem Fahrer ein kurzes Gespräch führten. Wir erzählten ihm, dass wir auf dem Weg nach Grumeti seien, um die Migration zu finden. Der Fahrer war auf dem Rückweg von dort und er teilte uns mit, dass die Migration aufgrund des späten Regens zurzeit recht verteilt (scattered) wäre. Sie hätten allerdings eine große Herde von ca. 15.000 Gnus in nicht allzu weiter Entfernung entdeckt. Er erklärte uns den Weg und wir fuhren los. Die Vegetation war hier deutlich dichter und bewaldeter. Nach weiteren 30 Minuten erreichten wir die vom Fahrer beschriebene Abzweigung und fuhren links in einen kleinen Weg. Kurze Zeit später erreichten wir eine große weite Ebene. Hier grasten tatsächlich, etwas verteilt, geschätzt 15.000 Gnus und ein paar Zebras. Es war ein toller Anblick und eine noch tollere Geräuschkulisse. Ein richtiges Gnu-Konzert, wie man es aus den Tierfilmen kennt. Wir suchten uns einen guten Beobachtungsposten, öffneten die Dachluke, genossen den Anblick und lauschten dem blöken der Gnus. Sarah baute das Stativ auf und filmte ein wenig.







Nach einer Weile fing es wieder an zu regnen und wir beschlossen weiter nach Grumeti zu fahren, wir wollten schließlich die richtig großen Herden finden. Als wir wieder auf dem Hauptweg Richtung Grumeti waren, öffneten sich die Schleusen. Es fing wieder so stark an zu regnen, dass die Scheibenwischer kaum gegen den Regen ankamen und es überall in den Wagen tropfte oder besser gesagt, in Sturzbächen in den Wagen hineinlief. Der Weg stand quasi völlig unter Wasser, aber der kleine Landi kämpfte sich tapfer Richtung Grumeti. Aufgrund der schlechten Sicht und des überfluteten Wegs, sahen wir Auswaschungen oder Schlaglöcher kaum und nahmen so ziemlich jedes einzelne Schlagloch mit. Wir waren zwar etwas genervt, weil wir unbedingt Sonne brauchten, um das Zelt zu trocknen. Aber so langsam fanden wir Gefallen an den Umständen und betrachteten es als großes Abenteuer. In der Sonne kann es ja jeder :).
Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt bogen wir rechts Richtung Grumeti-Airstrip ab. Wir überquerten den aufgrund der starken Regenfälle reißenden Grumeti, an dessen Ufern Krokodile lagen, und kamen gegen 13 Uhr am Airstrip an. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen. Wir beschlossen hier eine Pause zu machen und etwas zu Mittag zu essen. Vor uns waren zwei vollgepackte Safari-Fahrzeuge gewesen, die wohl eine ähnliche Idee hatten. Der Platz vor dem Ranger-Office, an dem Gäste, die mit dem Flugzeug anreisen, Ihr Permit kaufen müssen, war total matschig. Aber vor dem Office standen ein paar Bänke in einem überdachten Bereich. Wir packten unseren Kocher aus und machten erst einmal Kaffee in dem überdachten Bereich. Plötzlich kamen mehr und mehr Safari-Fahrzeuge angefahren. Am Ende waren es bestimmt 20 Fahrzeuge, alle vollbepackt mit indisch-stämmigen Gästen, welche in Tansania, Ruanda oder Kenia lebten und arbeiteten. Wir tranken unseren Kaffee und machten uns leckere Pfannkuchen mit Marmelade, Nutella und Erdnussbutter. Die Inder guckten uns interessiert zu :). Nach dem ersten Pfannkuchen riss der Himmel auf und die Sonne kam zum Vorschein. Es wurde schlagartig heiß und wir sprinteten zum Auto, um das Dachzelt zu öffnen und das Bettzeug in die Sonne zu hängen. Das fanden die Inder nun noch interessanter als die Pfannkuchen und wir kamen mit einigen ins Gespräch.



Sie gehörten alle einer bestimmten Glaubensrichtung innerhalb des Hinduismus an und waren in der Nähe der Serengeti auf einem einwöchigen Treffen. Einen Tag wollten Sie auch die nahe Serengeti besuchen. Wir kamen auch mit den Fahrern ins Gespräch und fachsimpelten etwas über die besten Autos im Busch. Man sieht hier praktisch zu 95% verlängerte Toyota Land Cruiser. Ich war schon immer ein großer Land-Cruiser-Fan und machte Komplimente über die Autos. Sie winkten ab und zeigten auf unseren Landi, das sei das beste Auto bei matschigen Bedingungen. Das geringere Gewicht des Landis sowie die fehlenden, hinteren Blattfedern wären ein großer Vorteil gegenüber dem Land Cruiser. Mit diesen würde man sich in tiefem Matsch sofort festfahren. Wie Recht sie hatten, sollte sich an diesem Tag noch zeigen. Ich entgegnete noch, dass es bei ihnen wenigstens nicht reinregnen würde.

Nach ca. 1 Stunde fuhren die Inder weiter und auch wir machten uns langsam auf den Weg. Die Sonne schien noch immer und es war richtig heiß. Die Nähe zum Äquator lässt grüßen. Die Fahrer hatten uns einen großen Loop empfohlen, der uns nach ca. 30 KM wieder über den Grumeti auf die Hauptstrecke Richtung Seronera bringen sollte. Die Migration würden wir heute nicht finden. Der Loop war dennoch wunderschön und wir genossen die Einsamkeit.



Nach ca. 1,5 Stunden kamen wir auf eine riesige offene Fläche Grassavanne und sahen entfernt einige Safari-Fahrzeuge stehen. Es war ein Teil der Gruppe von heute Mittag und wir dachten schon, sie hätten eine außergewöhnliche Sichtung. Wir fuhren etwas näher heran und sahen schnell, dass die Fahrer draußen standen und diskutierten. Sie standen an einer Abzweigung, an der rechts ein extrem schlammiger Weg durch die Grassavanne begann. Ca. 2 KM entfernt erkannten wir eine weitere Gruppe Safari-Fahrzeuge. Die Fahrer erzählten uns, die anderen hätten sich im Schlamm total festgefahren, aber wir mit dem leichten Landi würden es sicher schaffen. Wir waren absolut unentschlossen und überlegten hin und her. Wir fuhren erst einmal ein Stück weiter und beratschlagten. Umdrehen wollten wir auch nicht, da das einen langen Umweg bedeutet hätte und es schon fast 16 Uhr war. Andererseits wollten wir auch nicht um die festgefahrenen Cruiser in die total durchgeweichte Grasssavanne ausweichen und uns ebenfalls festfahren. Wir fuhren etwas weiter und entdeckten ca. 1 KM weiter einen Abzweig, der parallel zum Weg, auf dem die Cruiser feststeckten, führte. Leider war dieser genau so schlammig und sah wie eine Art Wasserstraße aus. Wir überlegten lange, ob wir es versuchen sollten, und erinnerten uns an die Sprüche der Fahrer, dass der Landi dafür wie geschaffen wäre. Nach einer Weile wagten wir es. Die Strategie war ganz gleichmäßig mit ca. 10 - 15 Kmh im 2. Gang zu fahren. Es war wirklich sehr schlammig, aber der Landi kämpfte tapfer. Hier war schon länger keiner mehr durchgefahren und wir störten ein paar Hyänen, die in der Sonne ruhten. Immer wieder kamen kurze, nicht so schlammige Stellen und wir hatten die Hoffnung, das Schlimmste hinter uns zu haben. Dem war jedoch nicht so und das Ganze ging von vorne los. Nach ca. 20 min wurde es dann aber wirklich besser. Wir hatten es geschafft und waren begeistert von unserem kleinen Landi. Wir haben beide Erfahrungen mit tiefem Sand, Wasserdurchfahrten und steinigem Untergrund. Richtige Schlammerfahrung hatten wir jedoch beide nicht. Insofern waren wir froh, dass wir es geschafft hatten und die Nacht im Camp verbringen konnten.





Wir überquerten den Grumeti und bogen nach links auf den Hauptweg nach Seronera ab. Es war mittlerweile schon recht spät, aber da es nicht regnete, konnten wir - anders als auf dem Hinweg - die Strecke gut erkennen und relativ zügig fahren. Auf dem Weg überholte uns ein Pärchen aus Ruanda, das mit einem älteren Grand Cherokee mit großer V8-Benzin-Maschine unterwegs war. Er fragte uns, wie weit es noch bis Seronera wäre und ob es da eine Tankstelle gibt. Ich fragte Ihn, wie sich der Wagen mache und er schien sehr begeistert. Nachdem ich die Frage nach der Tankstelle beantwortet hatte, brauste er auch schon davon. Der Wagen sprang nur so über die Piste, aber anscheinend wusste er, was mit dem Wagen möglich war. Die Rückfahrt war richtig schön, die Sonne schien und wir kamen glücklich im Camp an. Hier stand wieder eine neue Reisegruppe und wir entschieden uns, auf die benachbarte Campsite auszuweichen. Hier war der Kochkäfig zwar etwas runtergekommen, aber wir konnten direkt daneben stehen (wichtig bei so viel Regen :)). Zudem waren wir alleine und hatten einen schönen Blick in die Ebene. Wir schnippelten unser Gemüse und genossen den trockenen Abend mit Bier und Savanah. Wir gingen dennoch früh ins Bett, da der Tag sehr anstrengend war. Diese Nacht regnete es nicht und wir konnten endlich mal durchschlafen.
Letzte Änderung: 02 Mär 2016 21:56 von Wilson96.
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05 Mär 2016 10:28 #422181
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Gut ausgeschlafen wachten wir auf und stiegen mit viel Tatendrang aus unserem Zelt. Wir hatten für heute keinen konkreten Plan und wollten einfach ganz entspannt das Gebiet um Seronera erkunden. Doch zuerst mussten wir tanken, da wir auf unserem gestrigen Ausflug zum Grumeti fast unseren gesamten Sprit verfahren hatten. Also war unser erstes Ziel die Tankstelle. Seronera hat ein richtiges kleines Dorf, in dem die Ranger und zum Teil die Lodge-Angestellten wohnen. Zudem gibt es hier eine Tankstelle inkl. kleiner Werkstatt, einen kleinen Shop, Visitors Center samt Souvenir Laden, Ballonfahrten-Anbieter und eine Polizeistation. Nachdem wir aufgetankt hatten, beschlossen wir dem Visitors Center einen kleinen Besuch abzustatten. Dieses war aber wenig spektakulär und wir kauften lediglich ein Paar Aufkleber für unsere Ausrüstungskiste und tranken eine kalte Cola.
Wir fuhren weiter Richtung Seronera Airstrip und hielten uns danach rechts. Kurze Zeit später entdeckten wir einige Safari-Fahrzeuge bei einer Sichtung. Wir näherten uns langsam und sahen, dass ein einsamer Gepard im hohen Gras saß. Wir freuten uns sehr, öffneten die Dachluke und bewunderten dieses schöne Tier. Leider war der Gepard etwas zu weit weg, um schöne Bilder zu schießen.



Erst jetzt merkten wir, dass in unserem Rücken ein männlicher Löwe mit zwei Gespielinnen im Gras lag und fraß. Leider konnten wir die Beute aufgrund des hohen Grases nicht genau erkennen, aber so langsam machte die Szenerie Sinn. Der Fahrer eines der beiden Safarifahrzeuge erzählte uns, dass der Gepard Beute gemacht hatte, dann aber von den Löwen verjagt worden wäre. Die Löwen genossen die Gratismahlzeit in vollen Zügen. Der männliche Löwe sah durch das frische Blut auf seiner Nase aus wie ein Clown. ☺





Wir hatten viel Spaß bei der Beobachtung und freuten uns, dass der Tag so gut angefangen hatte. Bei so vielen Raubtieren konnten die großen Herden nicht weit sein. Nach einer Weile fuhren wir weiter Richtung Süden und entdeckten auf unserer Fahrt zahlreiche Hyänen, die sich in den Wasserpfützen suhlten. 







Auf einmal zog sich der Himmel wieder komplett zu und es fing heftig an zu regnen. Es war mittlerweile schon kurz vor zwei und nach kurzer Zeit entschieden wir uns für eine ausgedehnte Pause, zurück zum Camp zu fahren. Der Untergrund wurde immer weicher und wir hatten Schwierigkeiten, den Wagen in der Spur zu halten. Plötzlich setzten die - eh schon sehr schlechten - Scheibenwischer vollständig aus und wir mussten unser Tempo auf 10 km/h verringern. Überall regnete es in den Wagen und wir waren uns mal wieder sicher, das hat nichts mit Urlaub zu tun :). Wir schlichen ungefähr 2 Stunden im Blindflug Richtung Camp und die Scheibenwischersituation machte mir zunehmend Sorgen. Zwar konnte ich die Scheibenwischer durch starkes Klopfen auf das Armaturenbrett immer mal wieder kurz zum Laufen bringen, jedoch brachte dies nur für ca. 30 Sekunden Erfolg. Schließlich hörte es aber wieder auf zu regnen und wir verwarfen den Plan ins Camp zu fahren, da es mittlerweile schon 15 Uhr war. Wir aßen schnell ein Paar Chips bzw. Kekse und führten unsere Pirschfahrt fort.



Ca. 10 KM vor dem Seronera-Airstrip sahen wir eine Gruppe Safari-Fahrzeuge vor einer Ansammlung von Felsen stehen und fuhren hoffnungsvoll in Richtung der Wagen. Trotz der Regenzeit/Nebensaison war es in der zentralen Serengeti rund um Seronera relativ voll. Das ist zwar manchmal etwas nervig, hat aber den Vorteil, dass man eigentlich nur nach Safari-Fahrzeugen Ausschau halten muss, um etwas Spannendes zu sehen. Dort angekommen konnten wir erst einmal nichts erkennen, man erklärte uns jedoch, dass in diesen Felsen eine Leopardenmutter mit ihrem Wurf lebt. Nach kurzer Wartezeit zeigte sich die Leopardin und wir erfreuten uns an der dritten Katze dieses Tages. Als sich dann auch noch das Junge zeigte, war der Tag perfekt und wir hatten Regen und Scheibenwischer vollständig vergessen. Leider war es schon etwas zu dunkel für gute Fotos.



Wir machten uns auf den Weg Richtung Camp und waren pünktlich um 18:30 Uhr zurück. Dort angekommen, gab es ein schnelles Abendessen und wir verzichteten erneut auf ein gemütliches Lagerfeuer, da es wieder angefangen hatte leicht zu regnen. Wir bauten das Zelt auf und gingen früh zu Bett. 
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06 Mär 2016 12:06 #422278
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Die Nacht war erneut sehr unruhig. Wieder hatte es stark geregnet und ich musste mehrmals die tropfenden Stellen mit einem T-Shirt etc. abdecken. Erholsamer Schlaf sieht anders aus. Wir standen relativ früh auf und freuten uns sehr, dass der Himmel auflockerte und die Sonne rauskam. Wir frühstückten ein paar Kelloggs und ließen das Zelt in der Sonne trocknen. Nach einer Weile machten wir uns auf den Weg und waren hoffnungsvoll, heute die großen Herden zu finden. Auf dem Weg Richtung Airstrip sahen wir einen Ballon aufsteigen und sagten uns, dass wir das eines Tages auch mal machen wollen. Allerdings zu einer anderen Jahreszeit, da dies aufgrund der Witterung der erste Ballon war, den wir sahen. Wir machten ein paar schöne Fotos und fuhren weiter.



Unser Plan war, zu den „Leopardenfelsen" von gestern Abend zu fahren und unser Glück zu versuchen. 
Kurz vor der Stelle vom gestrigen Abend konnten wir unseren Augen kaum trauen: Die Herden waren endlich eingetroffen! Eine unzählbare Masse an Gnus breitete sich vor uns aus. Überall, wo man hinsah, Gnus, Gnus und noch mal Gnus. Wir konnten unser Glück kaum fassen und waren richtig beseelt, das erleben zu dürfen. Wir machten einige Fotos und genossen die unglaubliche Geräuschkulisse. Wir fuhren ein wenig weiter und waren von den Gnu-Massen vollständig eingeschlossen.  Es war ein unglaubliches Spektakel, immer mehr Gnus kamen von einer Hügelkette runter ins Tal. Es war ein richtiger Strom und die Gnus überquerten vor uns unaufhörlich die Straße.















Wenn man weiter wollte, muss man sich langsam vortasten und der Strom unterbrach kurz, setze dann aber kurz hinter einem sofort wieder an. Viele der Safarifahrzeuge waren jedoch nicht so sensibel und durchbrachen den Strom recht rüde.
Letzte Änderung: 06 Mär 2016 12:25 von Wilson96.
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06 Mär 2016 12:24 #422284
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Einige hundert Meter weiter sahen wir eine kleine Ansammlung von Safarifahrzeugen vor einem weiteren „Gnu-Strom“ stehen. Wir hielten an und beobachteten die Szenerie. Ein Leopard war auf der Jagd und hoffte darauf, ein junges oder schwaches Gnu aus dem Strom zu reißen. Wir dachten nur wow, das wird ja immer besser. Es war wirklich ein tolles Schauspiel, einen Leoparden bei der Pirsch zu beobachten.









Bisher hatten wir zwar schon eine Löwenjagd in Savuti und eine Geparden-Jagd im KTP beobachtet, aber das hier war total neu für uns. Leider hielten die Safariführer nicht so viel vom Abstandhalten. Die Fahrzeuge fuhren, wahrscheinlich angestachelt von ihren Kunden, immer näher an den Leoparden heran und bedrängten ihn. Zusätzlich kreuzten einige Fahrzeuge den Gnu-Strom und verunsicherten die Gnus. Die Situation wurde irgendwann so unschön, dass wir uns entschlossen, woanders hinzufahren, um die Gnu-Herden alleine zu genießen.
Auch dem Leoparden schien es zu viel zu sein und er brach die Jagd ab. Wir fuhren etwas weiter und diskutierten ein wenig über ethisch korrektes Verhalten von Safariführern. Trotz einiger unerfreulicher Erfahrungen in Botswana, so etwas wie hier hatten wir wirklich noch nie erlebt. Wir fuhren ein wenig planlos durch die Gegend, ärgerten uns nicht mehr und waren einfach dankbar, die Migration endlich gefunden zu haben. Leider zog sich der Himmel wieder komplett zu und es fing sehr stark an zu regnen. Wir beschlossen uns den Tag nicht verderben zu lassen, doch die Scheibenwischer funktionierten überhaupt nicht mehr.
Aufgrund des starken Regens war es schon mit Scheibenwischern schwierig zu fahren, ohne quasi unmöglich. Wir entschieden, dass es so nicht weitergehen konnte und entschlossen uns, zur Werkstatt/Tankstelle in Seronera zu fahren bzw. zu kriechen. Es war - Gott sei Dank - nur ein kurzer Schauer und so kamen wir gegen Mittag bei der Werkstatt an. Die Tankstelle hatte offen, doch woran wir nicht gedacht hatten: es war Ostersonntag. Die Werkstatt war natürlich nicht besetzt. Der Tankstellen-Chef erklärte sich jedoch bereit, seine Mechaniker zu kontaktieren. Wir vereinbarten einen Feiertagszuschlag und kurze Zeit später kamen zwei Jungs aus dem Dorf angelaufen.
Der Tankstellen-Chef sprach gut Englisch und wir hatten ihm unser Problem schnell erklärt. Er übersetzte den beiden Mechanikern, worum es ging, und wir fuhren den Wagen in die Garage. Zeitgleich nahmen wir Kontakt mit Fortes auf und schilderten die Situation. Der Kollege bei Fortes tippte auf eine defekte Sicherung und meinte, dass das Problem schnell behoben sei. Auch die Mechaniker hofften auf eine defekte Sicherung und machten sich sogleich an die Arbeit. Relativ schnell stellte sich jedoch heraus, dass es nicht so einfach war. Die Mechaniker versuchten wirklich alles und meinten, die Stromverbindung zum Scheibenwischermotor sei defekt.





Sie wollten über eine neue Verbindung Strom an den Scheibenwischermotor legen und hofften, so das Problem zu lösen. Hierfür mussten die Jungs das Armaturenbrett abmontieren. Wir räumten also einige Dinge aus dem Auto und die Jungs machten sich wieder an die Arbeit. Währenddessen war ein weiterer Arbeiter eingetroffen, der sich zur Feier des Osterfests schon einige Drinks genehmigt hatte. Total betrunken sollte er den Reifen eines zwischenzeitlich angekommenen Safarifahrzeugs wechseln und den Schlauch flicken. Er lieh sich mein Taschenmesser, um ein Stück Schlauch zu bearbeiten. Dabei schnitt er sich heftig in den Finger und das Blut floss nur so.
Die ganze Szenerie war etwas chaotisch und unübersichtlich. Es waren mittlerweile ca. 2 Stunden vergangen und die Hoffnung schwand, das Problem lösen zu können. Irgendwann meinten die Mechaniker, dass der Scheiben-Scheibenwischermotor defekt sei und sie das Problem nicht lösen könnten. Ich informierte Fortes und man sicherte mir direkt zu, dass noch heute ein Fahrer mit einem Ersatzfahrzeug losgeschickt würde. Wir sollten uns morgen um ca. 12 Uhr mit ihm in unserem Camp treffen. Man teilte uns zudem mit, dass wir aufgrund der Unannehmlichkeiten ein Upgrade auf einen 110er Defender bekommen würden.
Trotz der verlorenen Zeit, freuten wir uns auf ein größeres Auto ohne Chaos und mit funktionierenden Scheibenwischern. Zudem waren wir von der professionellen Abwicklung sehr angetan. Da hatte sich der hohe Preis schon gelohnt. Guter Dinge packten wir unsere Sache zurück in den Wagen und wollten zurück zu den Herden fahren. Kurz nachdem wir die Tankstelle verlassen hatten, wollte ich einen kurzen Blick auf das GPS werfen, um den kürzesten Weg festzulegen. Aber wo war das GPS? Es war nirgends zu finden. Wir hielten an und durchsuchten den ganzen Wagen. Uns beschlich schon die Ahnung, dass man uns bestohlen hatte.

Die Szenerie in und um die Werkstatt herum war irgendwann so unübersichtlich, dass wir nichts ausschließen konnten. Wir fuhren also zurück und guckten noch mal in der Werkstatt, ob es dort nicht doch noch irgendwo herumlag. Wir fragten zudem den Tankstellenchef, ob er das GPS irgendwo gesehen hätte. Er verneinte natürlich und auch die immer noch anwesenden Mechaniker wussten von nichts. Mir war relativ schnell klar, dass wir hier keine Chance hatten, das GPS wiederzubekommen.

Trotz der nun etwas angekratzten Stimmung machten wir uns noch mal auf zu den Herden und wollten uns den Tag nicht gänzlich versauen lassen. Die Reise würde nun ohne GPS zu einem noch größeren Abenteuer. Gut, dass ich als Back-Up immer umfangreiches Kartenmaterial mitnehme. Wir fanden eine schöne, einsame Stelle in der Savanne, öffneten das Dach und genossen den Anblick sowie die unglaubliche Geräuschkulisse. Das Geblöke von Tausenden und Abertausenden von Gnus ist wirklich unbeschreiblich. Wir vergaßen das GPS-Gerät und waren einfach nur glücklich, so etwas erleben zu dürfen.





In der Dämmerung fuhren wir zurück zur Camp Site und bereiteten das Abendessen vor. Todmüde gingen wir frühzeitig ins Bett und waren gespannt auf das neue Auto. Zudem hofften wir darauf, dass das neue Zelt den nassen Bedingungen besser trotzen würde. Als wir im Zelt lagen, konnte man die Gnu-Herden deutlich hören. Die Geräuschkulisse wurde immer lauter und wir freuten uns auf den morgigen Tag.
Letzte Änderung: 06 Mär 2016 12:27 von Wilson96.
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30 Mär 2016 09:44 #425561
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  • Topobär am 30 Mär 2016 09:44
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Hallo,
lange nichts mehr von Euch gelesen. Ich hoffe sehr, Ihr schreibt noch weiter, denn unsere nächste Tansania-Tour wir auch wieder in der regenreicheren Zeit stattfinden.
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