THEMA: Alter Südwester geht in Tansania fremd.
13 Feb 2016 05:31 #419096
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 13 Feb 2016 05:31
  • Burschis Avatar
Vom ersten Anblick her schien alles wie im Prospekt, besonders die schöne Gartenanlage hatte es uns angetan und wir freuten uns auf eine erholsame Woche.
Leider hielt die Euphorie nur bis zum ersten Abend an. Die Einrichtung des ersten Chalets war zwar schön anzusehen, das gesamte Zimmer mit dem Nassbereich erwies sich aber als derart desaströs, dass wir schon am nächsten Morgen in ein anderes größeres Chalet umzogen.
Ich will hier nicht alle Mängel aufzählen, sondern nur positiv erwähnen, dass der Manager Jabier sich viel Mühe gab, alles zu verbessern und auf alle Wünsche und Reklamationen einging. Bei genauerem Hinsehen war nämlich eigentlich alles mit der Holzhacke gezimmert und die drei Sterne bröckelten schon sehr. Ebenfalls positiv zu erwähnen ist, dass jeden Tag das Zimmer aufs Beste gesäubert wurde und der Service nicht zu beanstanden war. Auch bei den Ausflügen war uns Jabier sehr behilflich.
Größter Mangel – der erwies sich bereits beim ersten Abend – aber war die Küche. Einseitig, einfallslos, geschmacklos, dürftig – leider das Schlechteste, was wir auf der ganzen Reise bekommen haben. Ich möchte gar nicht ins Detail gehen, sonst ärgere ich mich nur wieder. Und dabei gab es nicht einmal die Möglichkeit auf ein anderes Restaurant auszuweichen und Einkaufsmöglichkeiten gab es auch nicht in erreichbarer Nähe.
Trotz allem fand ich immer etwas, was sich lohnte, mit der Kamera aufzusuchen. Besonders zu Ebbezeiten durchstreifte ich das Watt, unterhielt mich mit Einheimischen am Strand, suchte nach Kleintieren und Vögeln und wurde auch fündig. Ich bin eben nicht der „Am-Strand-Herumliege-Typ“.


ein schön gefärbter kleiner Gecko


eine Strandkrabbe, der ich lange hinterherjagte, weil diese immer blitzschnell in den Lochern im SDand verschwanden


eine Eidechse ohne Schwanz

und natürlich noch ein paar Watvögel - extra für die Vogelfreunde ;)


Meerreiher


Zwergstrandläufer


Sandregenpfeifer


Reiherläufer
Natürlich badeten wir auch gelegentlich im Meer oder liefen am Strand entlang um ein paar Muscheln zu sammeln.
Und über zwei Ausflüge berichte ich noch.
Viele Grüße:
Burschi
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Letzte Änderung: 13 Feb 2016 17:07 von Burschi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, ANNICK, Eto, speed66, picco, Reinhard1951, THBiker, Holger_W, AndreasG2523, Bushtruckers und weitere 2
13 Feb 2016 09:19 #419100
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 13 Feb 2016 05:31
  • Burschis Avatar
Komme jetzt endlich zum Schluss der Reise
Abwechslung boten auch die beiden Ausflüge.
Die erste war eine Tour nach Stonetown, dem UNESCO-Weltkulturerbe.
Am frühen Morgen – zum Glück noch vor dem allgemeinen Touristenansturm - fuhren wir los, wieder durch das Verkehrschaos auf den schon beschriebenen Straßen, entdeckten sogar ein Verkehrsschild und eine Ampel, die hier irgendwie fehl am Platz wirkte. Vorbei ging es an den Plattenbauten der DDR in der „Neustadt“ – das ist keine Ironie, die wurden wirklich in der Zeit des Sozialismus von der DDR hier errichtet, nur sind sie noch in einem viel katastro-phalerem Zustand als in der DDR selbst – nach Stonetown. Wie besichtigten zuerst die anglikanische Kirche, das Sklavendenkmal und einen noch erhaltenen Sklavenkeller, in dem die Menschen auf engstem Raum vor dem Verkauf zusammengepfercht wurden. Man bekommt hier zwar nur einen winzigen Eindruck vom Elend der Sklaverei, doch auch der schlägt schon auf den Magen. Mit so einem flauen Gefühl in der Magengegend ging es dann auf den Markt. Erste Station war der Fischmarkt. Ich habe ja schon viele lokale Märkte und auch Fischmärkte in Afrika gesehen, aber einen solchen Gestank wie hier noch nicht erlebt.




Meine Frau kippte fast aus den Latschen und schob mich schnellstens weiter in den extrem engen Obst- und Gemüsemarkt. Hier war die Enge sehr bedrückend, denn ich kann mir vorstellen, dass dies ein gefundenes Terrain für Taschendiebe ist. Trotzdem ist die unglaubliche Fülle von Obstsorten sehr beeindruckend. 80 verschiedene Mangoarten soll es geben und auch viele Bananen, die in Europa nie auf den Markt kommen.




Von den Gewürzen war ich ein wenig enttäuscht, dann alles war eingepackt in Plastiktütchen und fast jeder Stand hatte die gleichen Mischungen. Extra für Touristen gestaltete Päckchenmischungen waren überall zu sehen. Da hätte ich mir viel mehr Individualität gewünscht, hoffte aber noch auf unsere Gewürzetour. Den Fleischmarkt – getrennt nach Rindfleisch, Lammfleisch und Hühnern – lasse ich in der Beschreibung mal aus – eben typisch afrikanisch! 
Weiter ging es durch die engen Gassen, vorbei an den berühmten geschnitzten Türen, vorbei auch an einigen Fünfsternehotels, wie dem Hilton, die sich in der Nähe der Altstadt niedergelassen haben, zu einigen historischen Gebäuden. Natürlich schlenderten wir durch das alte portugiesische Fort und auch zum Sultanspalast (Haus der Wunder), doch war ich vom Zustand des UNESCO-Weltkulturerbes schon recht enttäuscht.




Der Sultanspalast; wenn man genau hinsieht, sieht man rechts oben die Stelle, wo das Dach eingebrochen ist.
Das Museum im Sultanspalast war geschlossen, weil erst vor kurzem ein Teil des Daches eingestürzt ist und der Palast baufällig ist. Und das war beileibe nicht das einzige, was bröckelte. Als ich unseren Führer auf den desolaten Zustand einiger historischer Gebäude ansprach, meinte er nur, dass man nichts verändern dürfe, weil es ja Weltkulturerbe sei. :woohoo: :woohoo:
Andererseits hatte ich das Gefühl, dass man nur auf den Verfall so manchen Gebäudes wartet, um dann an dieser Stelle ein mondänes Hotel aufbauen zu können.


So waren die schönen Gebäude leider oft die neuesten.
Zurück in der Lodge überwog die Enttäuschung an diesem Tag.
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Eto, speed66, picco, THBiker, AndreasG2523, Bushtruckers
13 Feb 2016 09:31 #419102
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 13 Feb 2016 05:31
  • Burschis Avatar
Nach einem Tag Erholung unternahmen wir die „Gewürztour“. Wir wurden wieder am Morgen von der Lodge abgeholt und schon auf der Fahrt in den Westen der Insel, wo sich die Gewürzplantagen befinden, stellte ich fest, dass hier ein wesentlicher Unterschied besteht. Der Osten ist durch die Korallenfelsen weitgehend unfruchtbar und demzufolge eine eher ärmliche Region, während der Westen mit fruchtbaren Böden, auf denen alle möglichen Früchte angebaut werden können, gesegnet ist. Schon an der Bauweise der Wohnhäuser konnte man den Unterschied im Einkommen der Bevölkerung erkennen. Auf einer Plantage stiegen wir aus und während einer Wanderung durch verschiedene Gärten wurden uns alle möglichen Frucht- und Gewürzpflanzen gezeigt und erklärt. Der dortige Führer machte seine Sache recht gut.


Oben Muskatnuss, unten "Lippenstiftfrucht"

Neben der berühmten Muskatnuss, der rote Kern einer aprikosenähnlichen Frucht, wurden uns Lippenstiftfrucht, Pfeffer, Chili, Kardamon, Curcuma, Zitronengras, Ingwer, Zuckerrohr, Nelkenbäume, Kokosnüsse, Kaffeebäume, Maniok, Mangobäume, Ananasstauden, Henna-Baum, Jodbaum, Dorianbaum, Vanille (Orchidee!), Maracujafrüchte und natürlich auch die große Jackfrucht (bis 50 cm Größe!) und etliches mehr gezeigt.


Jackfrucht schmeckt wie eine Mischung aus Ananas und Banane.
Wir durften auch schmecken, riechen und verschiedene Früchte und Tees verkosten.
Man muss der Vollständigkeit halber erwähnen, dass es sich hier um eine Schauplantage handelte, denn eine derartige Vielzahl von Pflanzen findet man natürlich nicht auf engstem Raum sonst im wirtschaftlichen Anbau.
In der Plantage streunten auch noch etliche andere größere und kleinere Touristengruppen umher. Zum Schluss bekamen wir noch aus Palmblättern geflochtene Gegenstände (Krawatte, Handtasche, Hut für den Mann und Blütenkrone für die Frau) geschenkt. Sicher im Preis für eine Zwei-Personentour inbegriffen. Es war auf jeden Fall eine angenehme Halbtagestour und natürlich nahm ich auch einige Gewürze mit.
Andere Touren haben wir nicht mehr gemacht, denn andere Gäste hatten uns z.B. wenig Er-freuliches von einer „Delfin-Tour“ berichtet.
Der Rest war dann wirklich Entspannung pur. Wenn nur das Essen ein wenig besser gewesen wäre. :( Am letzten Tag wurden wir abends von der Lodge abgeholt, zum Flughafen gebracht, flogen nach Dar es Salaam und von dort weiter über Amsterdam nach Nürnberg, wo wir am nächsten Tag mittags ankamen. Eine erlebnisreiche, unvergessliche Reise war zu Ende.
Resümee: Tansania mit den Naturparks gerne wieder – Sansibar muss nicht noch mal sein.
Ich hoffe, dass ich euch mit den vielen Bildern nicht zu sehr gelangweilt habe und dass der Bericht vielleicht hilft, sich für eine solche Reise mal zu entscheiden. Auch wollte ich mich mit dem Bericht für die vielen nützlichen Infos, die ich schon aus dem Forum gezogen habe, bedanken.
Bei mir ist die nächste Reise schon gebucht, Ziel? Natürlich Namibia! :)
Liebe Grüße:
Euer Burschi
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, Rodrigo, boris, Fluchtmann, ANNICK, Topobär, Eto, speed66, picco, Reinhard1951 und weitere 4
13 Feb 2016 09:48 #419104
  • Bushtruckers
  • Bushtruckerss Avatar
  • Meine Liebe zur Natur brachte mich nach Afrika
  • Beiträge: 1331
  • Dank erhalten: 4414
  • Bushtruckers am 13 Feb 2016 09:48
  • Bushtruckerss Avatar
Hallo Burschi

erstmal Danke fuer Deinen gut verfassten Bericht mit tollen Bildern. Schade mit der Lodge auf Sansibar... ich kenne die Lodge, aber ist schon etliche Jahre her. Damals war eine Weisse die Managerin. Schade, dass sie nicht besser gehalten wird, denn ich fand den Strand einfach toll.

Zu dem Gecko mit dem gelben Kopf: Yellow-headed Dwarf Gecko / Gelbkehlzwerg-Gecko / Lygodactylus luteopcturatus Unterart zanzibaricus. Gute Aufnahme.

Die schwanzlose Echse ist ein Speckle-lipped Skink / Trachylepis maculabris.

Liebe Gruesse
Elvira
Safaris in Ostafrika
Bush Trucker Tours
www.bushtrucker.ch
Elvira Wolfer

Zubucher- und individuelle Safaris
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Burschi
13 Feb 2016 10:48 #419119
  • picco
  • piccos Avatar
  • Beiträge: 5755
  • Dank erhalten: 10869
  • picco am 13 Feb 2016 10:48
  • piccos Avatar
Hoi Burschi

Vielen Dank für Deinen schönen Bericht, auch wenn er gerne hätte länger sein dürfen... B) ;)
Schön zu lesen dass Du die Tierdichte und die Nationalparks im Vergleich zum südlichen Afrika ähnlich siehst wie ich, das bestätigt mir auch dass wir in Botsuana nicht nur wegen der vieleicht unglücklichen Reisezeit weniger Tiere gesehen haben als ich erwartete (auch wenn die Sichtungen die wir hatten durchaus spektakulär waren).
Und Sansibar liegt ja noch vor mir...da setz ich einfach mal die Erwartungen tief um dann hoffentlich doch positiv überrascht zu werden, danke auch dafür!
Letzte Änderung: 13 Feb 2016 10:48 von picco.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Burschi
13 Feb 2016 11:14 #419122
  • Holger_W
  • Holger_Ws Avatar
  • Beiträge: 365
  • Dank erhalten: 605
  • Holger_W am 13 Feb 2016 11:14
  • Holger_Ws Avatar
Hallo Burschi,
auch ich möchte mich für Deinen RB bedanken.
Ihr hattet ja tolle Tiersichtungen und das vor allem im Ngorongoro Krater. Von den waren wir allerdings was Tiere angeht enttäuscht (RZ September). Trotzdem war es sehr schön dort, man muss es halt mal gesehen haben um mitreden zu können. Den Milan gab es auch bei uns schon. Wir durften nur im Auto essen. Andere Touristen fütterten ihn regelrecht an.
Was Sansibar angeht, stimme ich Dir auch voll zu. Wir waren allerdings im Norden der Insel (da ist Ebbe und Flut nicht so ausgeprägt) und waren mit der Unterkunft und dem Essen sehr zu frieden.
Wir haben lediglich einen Ausflug nach Stone Town gemacht. ich war auch etwas enttäuscht wie baufällig da alles ist. Als Weltkulturerbe sollten doch da auch finanzielle Mittel da sein um es so der Nachwelt zu erhalten.

Danke noch mal für Deine Mühe

Holger
2019 Südafrika Klaserie - Timbavati - Sabi Sands
2018 Brasilien Rio de Janeiro - Foz do Iguacu - Pantanal - südliches Amazonasgebiet
2017 Kanada BC
2016 Sambia & Malawi
2015 Süden Tansanias
Reisebericht: Mit der Cessna durch den wilden Süden Tansanias
2014 Kenia & Norden Tansanias
2013 Uganda/Ruanda
2012 Botswana
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Burschi