... Wenn es jetzt schon mal klappt, lege ich gleich noch einen Tag nach...
Sonntag, 08. August 2015
von Ann-Kathrin
Nachdem es mitten in der Nacht angefangen hat zu schütten, regnet es auch am Morgen immer noch kräftig. Wir stehen deswegen erst recht spät, um 7 Uhr, auf und frühstücken im Küchenhaus mit Kaffee, Tee und Toast. Nach dem Frühstück müssen wir bei dem ekligen Wetter unsere immer noch klitschnassen Zelte zusammenpacken und den Rest verräumen. Unsere Autos sehen entsprechend chaotisch aus und wir sind froh, als wir endlich startklar sind. Von wegen... Anscheinend lag unser Autovermieter Nathan mit seiner Aussage nicht ganz richtig, dass man die Fahrzeuge zum Kühlen der Kühlschränke nach Fahrtende noch vier Stunden mit laufender Zündung stehen lassen kann, denn unser blaues Fahrzeug will nicht mehr anspringen. Das silberne ist jedoch sofort parat und so können wir erfolgreich überbrücken. Also los! Ach nein, ein Schlüssel vom Toilettenhäuschen fehlt! Also alle wieder raus und suchen. Nach langer Suche finden wir ihn auf dem Reserverad... Wer auch immer ihn dahin gelegt hat!
Nun sind wir endlich abfahrbereit und machen uns auf den Weg zu den Momella Lakes. Kaum fünf Minuten unterwegs, müssen Dirk und Zissi uns per Funk zurückrufen, da Moa und ich die Giraffen 10 m neben der Strasse übersehen haben. Kein Wunder, durch die nassen und beschlagenen Scheiben sieht man auch kaum etwas. Doch das Wetter wird etwas freundlicher, sodass wir kurz darauf ein paar trockene Momente mit Giraffen- und Zebrababies genießen können. Generell sehen wir unglaublich viele Giraffen - einmal sogar zwei kämpfende, viele Paviane, einige Zebras, Büffel, Wasserböcke und in den Seen natürlich viele Flamingos.
Um 12 Uhr mittags haben wir die Schnauze vom ekligen Novemberwetter voll und verlassen den Park durch das Momella Gate gen Norden. Nathan hat uns nämlich erklärt, dass die Straße gut befahrbar und der Umweg über Arusha unnötig sei. Und so ist es auch. Die Route ist zwar wenig befahren, passiert aber viele kleine Ortschaften mit freundlich winkenden Masaai. Nach einer guten Stunde erreichen wir wieder die Hauptstraße A104, auf der wir gen Norden fahren. Keine Viertelstunde später werden wir von der Polizei angehalten. Angeblich haben wir das Speed Limit überschritten. Wo genau an der Stelle eine Ortschaft gewesen sein soll, fragen wir uns immer noch, aber jedenfalls hätten wir anstatt der vermuteten und gefahrenen 80 km/h nur 50 km/h fahren dürfen. Nach einer weiteren Viertelstunde sind wir um 60'000 TSH erleichtert, vor allem aber um sehr nette Eindrücke mit den Polizisten bereichert (aus irgendeinem Grund sprechen wir angeregt über Eheschließungen, Scheidungen und Beziehungen in Deutschland und Tansania... Polizist: "It is really allowed to break up your marriage in Germany???").
Weiter geht die Fahrt bis zum einsamen Örtchen Longido, wo laut Nathan ein kleines Community Camp sein solle. Doch irgendwie scheint niemand zu wissen, wovon wir reden. Bis wir es endlich raus haben und vor einer Baracke stehen, an der "Tourist Office Ecotourism" steht. Darin kein Mensch geschweige denn irgendwelche Möbel zu sehen. Aber es kommt jemand, der uns helfen kann und kurze Zeit später folgen wir einem Moped tiefer und tiefer in den Busch hinein. Nach einiger Zeit sind wir schon etwas misstrauisch, denn weit und breit ist keine Straße oder Zivilsation mehr in Sicht, aber da es eine Empfehlung von Nathan war, fahren wir weiter. Und irgendwann kommen wir tatsächlich an einer "Campsite", also einem freien Platz unter ein paar Bäumen und einem "Toilettenhäuschen" (klitzekleines Gebäude mit Loch im Lehmboden für Klo und Dusche) an.
Schnell packen wir zusammen, denn wir werden von unserem Guide direkt weiter in ein Masaai Dorf geführt. Es ist wirklich sehr interessant, was wir in der nächsten Stunde zu sehen bekommen. Denn im Gegensatz zu den sonst meist vorherrschenden Touri-Besucherdörfern handelt es sich hier tatsächlich um eine kleine echte Masaai-Siedlung mit vielen sehr freundlichen Frauen und Kindern, die wahnsinnig neugierig sind und nach unseren Namen fragen... und uns ganz viel verkaufen wollen. Was wir vom Dorf zu sehen bekommen, ist gleichermaßen faszinierend wie erschreckend, denn wie man so leben kann, ist doch immer wieder unglaublich. Insbesondere der Einblick in eine Hütte lässt einem dann doch wieder bewusst werden, in welchem wahnsinnigen Luxus wir leben.
Die Mädchen und Frauen sind ganz fasziniert, als wir am Ende ein paar Bilder machen und ihnen diese direkt auf dem Display zeigen. Sie schlagen die Hand vor die Augen und lachen los - so, als würden sie sich vor ihrem "Spiegelbild" erschrecken.
Die Frauen bringen uns danach zurück zum Camp, wo sie uns noch allerlei Schmuck verkaufen wollen. Es baut sich ein ganzer "Markt" fünfzig Meter weiter auf (scheinbar dürfen sie uns nicht direkt belagern) und eine Frau erklärt uns, dass die Frauen von sehr weit weg gekommen wären. Sie akzeptieren aber unser Nein, dass wir nichts kaufen wollen, und machen sich auf den Rückweg. Stattdessen haben wir ihnen dankbar Kohle abgekauft. Die Autos sind währenddessen von unseren Watchman bewacht worden. Er und seine Freunde helfen uns auch fleißig beim Campaufbau und es ist sehr nett mit ihnen. Vor allem helfen sie auch beim Feuer machen, sodass es gleich gemütlich wird.
Zum Abendessen gibt es leckere Spaghetti Bolognaise, worüber sich auch unser Watchman freut. Müde vom langen Tag gehen wir dann wieder recht zeitig schlafen.
Fazit Unterkunft: Ecotourism Masaai Campsite, Longido
Location: ca. 2 km von Longido entfernt
Stellplatz mitten im Busch. Es gibt ein Waschhäuschen, was aber einfach ein Häuschen mit zwei Räumen ist, in denen Löcher im Erdboden sind. Ein Raum die Toilette, einer die Dusche. Ein Masaai Watchman steht die ganze Nacht als Bewachung bei den Fahrzeugen. Es gibt die Möglichkeit, eine Führung in das nahegelegenen Masaai Dorf zu buchen, alles sehr ursprünglich und nicht touristisch. Gesamtkosten für das Camp recht hoch mit $30 für die Führung pro Person sowie 30'000 TSH pro Person für das Campen. Wir haben deutlich weniger bezahlt, da sie uns deutlich niedrigere Preise am Vortag genannt haben. Was die wirklich offiziellen Preise sind, kann ich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen. Angeblich gehen die Preise wirklich an die Community und es ist definitiv eine interessante Erfahrung, die einen guten Einblick in das Leben noch vieler traditioneller Masaai in der heutigen Zeit gibt.