THEMA: Am Anfang war die Hülle
09 Apr 2013 15:13 #284866
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 09 Apr 2013 15:13
  • Erikas Avatar
Leona schrieb:
Da kommt mir doch grad Tom Hanks und sein Ball Wilson in den Sinn!
Tatsächlich, jetzt wo du's sagst :laugh:

Wir Stecken immer noch im Stau.
20. Februar 2013:
Mit dem Inder zusammen überlegten wir, ob wir das Gefährt irgendwie überholen können. Der Boden war so schwammig, dass Toni gleich tief einsank und erst mal seinen Schuh im Dreck ausbuddeln musste. Da gab es kein Vorbeikommen. Da der Inder ein temperamentvoller Mensch ist und nicht warten wollte, setzte er plötzlich ein paar Meter zurück, gab Vollgas und verschwand, nachdem er winkend mit einem Satz einen Erdwall überflogen hatte, im Wald :woohoo: . Nach ca. 30 Metern steckte er fest, gab immer noch Gas und versenkte sich bis aufs Chassis im tiefgründigen, schwammigen Waldboden. Endstation :( .



Der High-Lift Jack wurde eingesetzt um den schweren Wagen zu heben, aber außer dass der High-Lift immer tiefer und tiefer im Boden versank und dann auch noch verklemmte, passierte nichts. Die Karre bewegte sich keinen Millimeter. :dry:
“Mister Toni, du musst mir helfen!”
“Du fährst da nicht rein”, sagte ich.
“Doch, da fahr ich jetzt rein”, sagte Toni.
“Nein”,
“Doch, schließlich hat er uns die Hülle geschenkt, das verpflichtet”.
Also setzt auch Toni zum Sprung über den Erdwall an und landet ebenfalls im Wald.
“Mister Toni, du musst näher an mich ran fahren, dann können wir das Abschleppseil doppelt nehmen.
Ich: “nein, tu da nicht”,
Toni: “doch”.
Toni fährt näher ran, der Inder wird angehängt, Toni gibt Gas…….und verbuddelt sich auch :ohmy: . So ein Mist. Ich hab’s ja gleich gewusst! Was wollte der eigentlich dort im tiefen Wald? Na den Lastwagen überholen, dieser Armleuchter!







In der Zwischenzeit war das Scania-Zugfahrzeug längst ausgegraben, ein Stück vorgefahren, der Anhänger war abgehängt und konnte so mittels Kette vom Zugfahrzeug aus dem Dreck gezogen werden. Der Fahrer parkierte sein Fahrzeug ein Stück weiter vorne, wo’s nicht mehr ganz so schlammig war und kam mit der ganzen Helferschar, bewaffnet mit allen möglichen Werkzeugen zu uns. Ich wurde von den Jungs getröstet, obwohl ich gar nicht geheult habe, aber ich fand die wirklich extrem nett. :kiss: Dann wurde mit vereinten Kräften geschaufelt und gebuddelt, Bäume gefällt und noch weitere Register gezogen, wie Einsatz von Sandblechen und Habegger-Seilwinde, leider ohne Erfolg.






Wir sassen einfach zu tief im Morast fest.



Ein inzwischen eingetrudeltes Ambulanzfahrzeug probierte auch noch, uns rückwärts rauszuziehen, aber keine Chance.

Dann kamen nochmals zwei Lastwagen angefahren. Der erste versuchte ebenfalls, uns rauszuziehen, drückte uns aber nur gegen einen Baum, er zog und zog, bis unser Auto fast umkippte und dann glücklicherweise das Abschleppseil riss :blink: . Unser armes Fahrzeug war in eine gefährliche Schräglage geraten :sick: . Ich hatte meine Kamera leider im Auto verstaut und hatte die Nerven nicht, sie rauszuholen um Fotos zu machen. Der Baum wurde kurzerhand von den Helfern gefällt und der zweite Lastwagen probierte es dann auch noch, aber mit dem Stahlseil von unserer Seilwinde. Dieses Mal klappte es! Unter tosendem Applaus der Jungs standen wir plötzlich wieder auf der Strasse, puh :woohoo: . Dann wurde der Wagen des temperamentvollen Inders auch noch geborgen, alles gut gegangen.
“Da könnt ihr aber euren Freunden was erzählen, wenn ihr wieder in der Schweiz seid, das ist Afrika, herrlich”, jubilierte er.
Dann brauste er mit Vollgas einige Pirouetten drehend durch die Schlammstelle und hielt hinter den drei Lastwagen an. Einer der Helfer nahm mich bei der Hand und führte mich durch die tiefgründige kleisterhafte, klebrige Schlammpappe zu unserem Fahrzeug.
“Komm Mama Erika, ich halte dich fest”, sagte er immer wieder, was mich zutiefst rührte.
Ich muss ja wirklich einen völlig tatterigen Eindruck auf ihn gemacht haben :huh: .

Alle verabschiedeten sich herzlich von uns und dann ging die Fahrt ins Ungewisse endlich weiter, aber nicht lange. Ein paar Kilometer weiter vorne steckte er wieder, dieser Scania-Anhängerzug und hinter ihm die zwei anderen LKWs. Der temperamentvolle Inder hatte natürlich abermals versucht, zu überholen und, na was wohl?



Er steckte auch und zwar in einer ziemlich miesen Lage, da er seitlich gerutscht war und mit seinem Toyota fast am Lastwagen anlehnte.

Wir hatten für diesen Tag die Schnauze voll. Die Chance, noch weiter zu fahren, war auf null gesunken. Da wir einige Kilometer zurück ein geeignetes Übernachtungsplätzchen gesehen hatten, drehten wir um, wuschen uns unterwegs in einem Bächlein den Schlamm ab und schlugen dann unser Dachzelt auf. Es wurde langsam dunkel. Ein paar Einheimische huschten scheu grüssend an uns vorbei und entschwanden. Wir hatten erst jetzt bemerkt, dass wir auf einem unscheinbaren Trampelpfad parkierten waren und dass irgendwo in der Nähe im tiefen Wald eine Siedlung sein musste.

Wir verzogen uns ins Dachzelt, nachdem wir im Auto sitzend ein paar Brote gegessen und 1 bis 2 (oder waren es gar 3?) Gläsli Wein getrunken hatten :blush: . Es hatte nämlich wieder angefangen zu regnen.
Tageskilometer 150
Fahrzeit: Schwer zu sagen, da wir ja lange steckten, jedenfalls waren wir den ganzen Tag unterwegs.

Grüessli
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 18:15 von Erika.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: rebecca, Werner_Ute, Alina, Eulenmuckel, sammy, AfricaDirect, carl, africangirl, Topobär, Butterblume und weitere 8
10 Apr 2013 15:07 #285054
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 09 Apr 2013 15:13
  • Erikas Avatar
Hallo zusammen,
bitte einsteigen zur Weiterfahrt:

Übernachtung am Pistenrand ca. 93 km vor Uvinza - Kigoma

21. Februar 2013:
Am Morgen wurden wir von den schönsten aller Wecktöne sanft daran erinnert, dass nun der Tag anbricht. Das laute, kunstvolle Vogelgezwitscher um uns herum war einfach herrlich und es regnete nicht mehr :) . Total erholt und ausgeschlafen standen wir auf. Der Wald war in dichten Nebel gehüllt und hatte etwas Gespenstisches an sich. Wir stellten Tisch und Stühle auf und frühstückten in aller Ruhe.



Wie gestern, huschten ein paar Waldbewohner scheu grüssend an uns vorbei, und blieben auf Distanz stehen um uns kichernd zu begutachten.
“Jambo!” rief Toni
“Jambo!” tönte es zurück
“Salama!”
“Salama!”
“Nutella!”
“Nutella!”

“Nutella? Na sag mal, gibst du schon wieder Sprachunterricht? “ :S

Nur einer kam näher und starrte entsetzt auf unser Dachzelt. Toni erklärte ihm mit Händen und Füssen, dass das unser Schlafzimmer sei. Der Mann konnte es kaum glauben, kratzte seine ganzen Englischkenntnisse zusammen und sagte mit angewiderter Mine: “I don’t like this”.



Unser Übernachtungsplatz kurz vor der Weiterfahrt.

Dann fuhren wir in der Hoffnung los, dass der Anhängerzug und die beiden Lastwagen nicht mehr die Strasse blockierten und der Inder ausgebuddelt ist. Aber wie befürchtet, standen die drei LKWs immer noch da, aber wenigstens war der Inder weg.



Die Jungs begrüssten uns freudig und fragten, wo wir denn so lange geblieben seien. Sie machten alle einen völlig erschöpften und übernächtigten Eindruck. Stolz zeigten sie uns eine Umfahrung, welche sie durch den Wald gemacht hatten, indem sie Bäume gefällt und Äste auf den morastigen Waldboden gelegt hatten. Leider taugte diese Umfahrung nur für kleine Fahrzeuge wie unseres, nicht aber für schwere Lastwagen. Sie sassen deshalb nach wie vor fest. Ganz nebenbei stellte sich heraus, dass sie keinen Tropfen Trinkwasser mehr besassen. Wir hatten mehr als genug dabei und gaben ihnen welches, sodass sie all ihre leeren Flaschen auffüllen konnten. Auch plünderten wir unsere Essensvorräte und verschenkten alles, was wir entbehren konnten. Wir verabschiedeten uns herzlich von unseren Freunden, denn wir waren wahrhaftig gute Freunde geworden. Die Umfahrung hielt und wir waren endlich frei :woohoo: .

Erst nach einigen Kilometern wurde uns bewusst, in welch zauberhafter Landschaft wir uns befanden. Zuvor war die Anspannung zu gross, um sich mit der Gegend zu beschäftigen.



Wir waren inmitten einer grandiosen Berglandschaft mit schroffen Felsen, Wasserfällen und tiefen Schluchten. Ab und zu gab der dichte Wald kurz einen Blick auf die endlose Weite frei. Hier in dieser unberührten Wildnis schien wirklich keine Menschenseele zu wohnen. Wir tuckerten gemütlich über Stock und Stein, immer hoch und runter. Es folgten noch viele, teilweise heftige Schlammpassagen bei denen wir uns jedes Mal sorgenvoll fragten, ob die Jungs dies wohl schaffen und ob die beiden nachfolgenden LKWs irgendwo eine Stelle finden würden, dieses Monster zu überholen.



Nach unserer Einschätzung würde es wohl noch Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern, bis der Scania-Anhängerzug endlich in Uvinza ankommt. Die Regenzeit hatte ja erst begonnen und mit jedem erneuten Regenguss wurde die Situation schlimmer. Wenn man alle paar Kilometer stecken bleibt und buddeln muss, ist man sehr lange unterwegs. Normalerweise haben sie stets Lebendproviant, wie Hühner und Ziegen dabei, aber diese armen Kerle hatten nichts mehr :( . Wer weiss, wie lange sie schon unterwegs waren.

Auf dem letzten Strassenstück einige Kilometer vor Uvinza ging es über ausgewaschene Felsentreppen runter in eine Ebene, wir überquerten den trägen Malagarasi River und erreichten kurz darauf Uvinza.



Malagarasi River, im Hintergrund Uvinza



Malagarasi River

In Uvinza machten wir die obligatorische Stadtrundfahrt und schauten uns die Salzfelder an. Das Nest ist sehr armselig, aber es gibt sogar ein bescheidenes Bahnhofsgebäude und einige wenige einfache Gästehäuser. An den Marktständen wird nebst Grundnahrungsmitteln vor allem Kochsalz in ganz kleinen Einheiten verkauft.

Einige Kilometer nach Uvinza trafen wir plötzlich auf eine breite Teerstrasse. Sie ist weder auf den aktuellen Landkarten, noch im tracks4africa als solche aufgeführt, da ganz neu. Welch ein Luxus! Nach schätzungsweise 840 Kilometern Dreckpiste rumpelte es nicht mehr unter den Rädern, welch eine Wohltat! :laugh:

Während wir daran waren, unsere Reifen endlich wieder mal auf Normaldruck aufzupumpen, kam ein Toyota dahergebraust und hielt an. Und wer war es? Jaaaa, der Inder :woohoo: . Der verrückte Kerl musste die ganze Nacht durchgebrettert sein, war bereits in Kigoma und nun schon wieder auf der Rückfahrt nach Mpanda zu seiner Radiostation:
“MPANDA Radio 97,0 FM, the voice of Katavi, Tuning to your Beats at Kativi Region!”

Die letzten gut 100 km bis Kigoma auf der brandneuen, breiten Teerstrasse waren ein Hochgenuss. Kein Rütteln, kein Schütteln, kein Schlamm. Wir flogen (gefühlt) nur so dahin. Die Landschaft wurde flacher und war nun wieder stärker besiedelt.
Während wir so dahinfuhren, fragten wir uns, was wohl gewesen wäre, wenn der Inder uns die Hülle nicht geschenkt hätte. Wir kamen zum Schluss, dass wir eigentlich ihm das ganze Abenteuer zu verdanken hatten, welches ja im Nachhinein gesehen das Salz in der Suppe auf diesen letzten 200 km zwischen Sitalike und Uvinza war. Was bedeutet schon eine Übernachtung am Strassenrand, wir waren ja nicht in Eile. Die Bekanntschaft mit den außergewöhnlich netten und hilfsbereiten einheimischen Jungs hat uns mehr als entschädigt :kiss: .
In der Ferne schimmerte der Tanganyikasee.

Wir sind bald in Kigoma.

Grüessli
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 18:17 von Erika.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: rebecca, Werner_Ute, sammy, StephanM, panther, carl, lilytrotter, Topobär, Butterblume, Kiboko und weitere 8
12 Apr 2013 10:10 #285343
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 09 Apr 2013 15:13
  • Erikas Avatar
Ankunft Kigoma

21. Februar:



Nachdem wir in der sehr idyllisch gelegenen Hafenstadt Kigoma die obligatorische Stadtrundfahrt gemacht hatten, suchten wir in verschiedenen kleinen Läden nach Essbarem.

Erstaunlich, was es hier alles zu kaufen gibt und wenn einer das Gewünschte nicht hat, kommt er mit und zeigt einem, wo man es findet.











Wir haben alles gefunden, sogar eine neue Batterie für mein Swatch-Uhr, einen Wein- und Schnapsladen mit erstaunlich grosser Auswahl und alle möglichen Lebensmittel. Und für Nutella-Fans: Ja, es gibt auch Nutella! ;)






Nur in Sachen Fleisch war das Angebot ein wenig schwach oder besser gesagt nicht unbedingt nach unserem Geschmack, obwohl es zahlreiche Metzgereien gibt. Wir stiefelten in den engen Gässchen rum und hielten da und dort ein Schwätzchen ab.



“Darf ich ein Foto machen?” “Jaja, sehr gern, dürfen die Kinder auch mit aufs Bild?” Wir waren von dem bunten Treiben in diesen kleinen Gassen mit den vielen Bretterbuden-Geschäften so begeistert, dass wir uns fast nicht mehr losreissen konnten. So einzukaufen macht viel Spass. Das ist Afrika wie wir es lieben :) .






Bei einem Schneider ließen wir die zerrissene Abschleppgurte zusammennähen. Da der Mann ein wenigen Mühe hatte, mit dem Faden das Nadelöhr zu treffen, schenkte ihm Toni eine Lesebrille.
“Ah, jetzt kann ich endlich wieder was sehen, danke vielmals“.
Wir glauben zwar nicht, dass die Flickstelle bei Belastung hält, aber das ist ja egal.






Langsam wurden wir vom Hunger geplagt. Nun musste endlich der Magen gefüllt werden. Wir fuhren zum sehr schön gelegenen, hübschen Lake Tanganyika Hotel und verdrückten mit Heisshunger einen prima Fisch mit in Kokosmilch gekochtem Reis.



Vom ganz vorne am Strand gelegenen Gartenrestaurant aus hat man einen tollen Ausblick auf den See.

Zur einige Kilometer südlich von Kigoma gelegenen Jakobsen’s Beach war es nur noch ein Katzensprung. Der Campingplatz liegt in einer Waldlichtung. Zum Strand sind es nur einige, wenige Treppentritte. Ausgestattet ist der Platz mit Grillstelle, grossem Unterstand und Wasserhahn. Das Waschhäuschen ist sehr sauber und großzügig gebaut und wird jeden Tag fein säuberlich geputzt.






Die riesige Badewanne namens Tanganyikasee direkt vor unserer Haustür, ähm Autotür.

Den Tag ließen wir geruhsam bei einer Flasche “heilige Maria” Dodoma-Wein ausklingen. Wir waren wieder in der Zivilisation, aber in Gedanken waren wir immer noch im tiefen Wald bei den Jungs mit ihrem Monster-Truck :dry: .

Gefahrene Kilometer: 216, wovon ca. 100 km Piste
Fahrzeit: 5,5 Stunden
Camping Jakobsen’s Beach: 6 U$ pro Person, kein Strom, aber nachts Petrolpfunzeln

Nachtrag:
Die berüchtigte ca. 200 km lange Piste zwischen Mpanda bis Uvinza ist zwar nicht gerade eine Sonntagsspazierfahrt, aber im Normalfall außerhalb der Regenzeit absolut machbar. Man sollte bei “unindischer“, fahrzeugschonender Fahrweise mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 20 bis 25 km/h rechnen.

Falls man auf dieser Strecke irgendwo “wild” übernachten möchte, sollte man sich früh genug für ein geeignetes Plätzchen umsehen, da es wegen des dichten Waldes oft schwierig ist, die Piste zu verlassen und irgendwo reinzufahren.
Und nein, Vorbuchen ist nicht nötig :woohoo: .

Fortsetzung folgt.


Grüessli
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 18:18 von Erika.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Eulenmuckel, sammy, carl, Anita40, africangirl, lilytrotter, Topobär, Butterblume, helliulli, picco und weitere 1
13 Apr 2013 17:21 #285544
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 09 Apr 2013 15:13
  • Erikas Avatar
Hallo zusammen, bitte einsteigen und Platz nehmen!

Kigoma, Jakobsen’s Beach

22. bis 25. Februar 2013:
Nach einer sehr erholsamen ruhigen Nacht war Putzen und Wäsche waschen angesagt. Unter unserem Fahrzeug klebten mehrere Kilos eingetrockneter Schlamm, weshalb eine Unterbodenwäsche nötig war. Anschliessend legte sich Mister Toni unters Auto und schaute nach, ob noch alles dran und nichts abgebrochen oder abgerissen war. Während wir uns nämlich durch die von den Jungs gebaute Umfahrung gekämpft hatten, krachte es hin und wieder schrecklich unter unserem Fahrzeug. Mister Toni war aber nach genauer Inspektion sehr zufrieden, alles war in Ordnung :) .



Der Campingplatz








Obwohl sie eigentlich ganz niedlich wären, können einem diese durch und durch verdorbenen kriminellen Wesen mit ihren angeborenen Hang zum Klauen ganz schön auf den Wecker gehen :sick: .












Der Sandstrand der Jakobsen’s Beach liegt in einer kleinen, von malerischen Felsen umgebenen Bucht. Wie in Kipili, ist auch hier das Wasser glasklar und schön warm. Hin und wieder gleiten Fischer lautlos mit ihren Einbäumen über den See. Sehr romantisch, das Ganze. Natürlich kam auch das Baden und Faulenzen nicht zu kurz.



Irgendwann fuhren wir nochmals nach Kigoma, da uns nach Fleisch lüstete. Leider wurden wir auch dieses Mal nicht so recht fündig und kauften als Notersatz ein tiefgekühltes Halal-Huhn und einige Halal-Würste. Um es vorweg zu nehmen: Die Halal-Würste schmeckten auch mit viel Senf grauenhaft und hatten die Konsistenz von Handcrème oder so :sick: , und das ausgemergelte Halal-Huhn litt wahrscheinlich an galoppierender Schwindsucht , und nach mehrmaligen Nachzählen mussten wir feststellen, dass auf einer Seite ein Schenkel fehlte :blink: .



Grosswäscherei









Die Stadt wurde diese Mal großräumig erkundet und der Fischerhafen besucht.



Bahnhof



Kaiserhaus (fotografieren verboten :laugh: )
Es gibt einige gut erhaltene deutsche Gebäude, wie den Bahnhof oder einen ziemlich monumentalen Bau, welcher eigentlich für Kaiser Wilhelm errichtet worden war. Da aber dann der Krieg ausbrach, hat er diesen wilhelmischen Palast nie gesehen.

Nach vier angenehmen Tagen auf dem Jakobsen’s Beach Campingplatz , wo wir übrigens die einzigen Gäste waren, verließen wir am 25. Februar Kigoma.

Fortsetzung folgt

Grüessli
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 18:20 von Erika.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: kathy, Eulenmuckel, sammy, carl, lilytrotter, Topobär, Butterblume, Nenette, picco, KarstenB
15 Apr 2013 20:08 #285757
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 09 Apr 2013 15:13
  • Erikas Avatar
Hallo zusammen

Achtung, es geht weiter!

Kigoma - Kasulu

25. Februar 2013:
Auf unseren Reisen bringen wir es nur selten fertig, mal früh loszufahren, so auch an diesem Tag. Wir mussten nochmals ausgiebig in Kigoma rumstöbern und am ATM unsere Kasse füllen.

Dann ging es endlich weiter. Wir fuhren zuerst auf der super Teerstrasse einige Kilometer zurück und bogen dann gegen Norden auf die Erdstrasse namens B8 in Richtung Kasulu ab.






Wieder das gleiche Lied wie gehabt, es ging hoch und runter, nur ohne Schlamm, da hier die Regenzeit anscheinend noch nicht richtig eingesetzt hatte. Dafür Staub, Staub, Staub und immer wieder Schlaglöcher ohne Ende :angry: . Jedes Mal, wenn ein Fahrzeug entgegen kam, mussten wir blitzartig die Fenster hochkurbeln um nicht eingepudert zu werden. So zu sagen Fitnesstraining mit Fensterkurbel. Haben ja keine Klimaanlage und Mister Toni braucht Durchzug. Glücklicherweise hielt sich der Verkehr auf dieser schmalen Piste sehr in Grenzen. So fuhren wir mehr oder weniger von Loch zu Loch, bis wir in Kasulu ankamen.










Die ziemlich grosse Ortschaft machte einen ordentlichen Eindruck auf uns und als wir an der Hauptstrasse eine relativ nett aussehende Unterkunft names “Unique Lodge” entdeckten, entschlossen wir uns nach Inspektion des Zimmers, hier zu bleiben. Unser Autöli durften wir im bewachten Innenhof parkieren und den Kühlschrank mittels Verlängerungskabel am Strom anschliessen.



Kasulu
Da wir noch früh dran waren, entschloss ich mich, mal endlich auf die Suche nach einem Airtel Modem für meinen PC zu gehen. Schon im ersten Laden wurde mir geholfen. Man hatte zwar gerade keines am Lager, aber nachdem jemand auf die Suche nach diesem begehrten Objekt geschickt wurde, lag es bald auf dem Ladentisch. Nun musste ich nur noch registriert werden, damit das Ding auch funktionierte. In der Zwischenzeit waren wir mindestens zu zehnt. Jeder gab seinen Senf dazu, und mit vereinten Kräften brachte man es nach einigen Rückschlägen fertig, dass das Teil nach ca. einer Stunde tatsächlich betriebsbereit war. Ich hätte das allein niemals fertig gebracht, da die ganze Korrespondenz in Suaheli lief.

Da unsere Lodge nur Frühstück anbot, gingen wir zum Abendessen zu Fuss in ein ca. 200 m entferntes mehrstöckiges, modernes Hotel. Es gab Huhn, Reis, Bohnen und Gemüse. Alles zusammen kostete umgerechnet 6.- Euro inkl. zwei Flaschen Bier :laugh: . Da kann man wirklich nicht meckern, zumal das Essen absolut genießbar und reichlich war.

Wieder in der Unique Lodge angekommen, setzte ich mich draußen unters Schattendach um ein wenig im Internet zu surfen. Mister Toni weilte draussen auf der Strasse und hatte seinen Spass mit den Einheimischen, welche unbedingt wissen wollten, weshalb wir ausgerechnet hier in Kasulu Station machen und wie viele Kinder wir haben und weshalb wir keine haben. Als dann aber im Laufe des Abends noch zwei aufgetakelte Mädels für den Mister herbei geschafft wurden, musste ich doch ein wenig genauer hinschauen :blink: . Es ist ja schon nett, wenn sie nett sind, aber das war dann wohl schon übertrieben nett, finde ich :sick: . Wirklich richtig gut sahen die Damen sowieso nicht aus mit ihren Plastikhaaren und so, wenn ihr wisst, was ich meine ;) .

Wir hatten uns bereits bei unserer Ankunft in Kasulu über die vielen Fahrzeuge von UNHCR und anderen, zahlreichen Hilfsorganisationen gewundert. Ein Mann vom Roten Kreuz erzählte uns, dass um Kasulu, welches ja keine 50 km von Burundi entfernt ist, ca. 60’000 Flüchtlinge aus dem Kongo und Burundi in einem Lager untergebracht sind und von verschiedenen Organisationen betreut und versorgt werden. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass hier jeder froh wäre, wenn sie endlich verschwinden würden. Dank diesen Flüchtlingen hat aber die Stadt sicherlich einen gewissen Aufschwung erlebt, wie den Bau einiger neuer Unterkünfte, Tankstellen und ein besseres Warenangebot. Die Einladung zum Besuch des Lagers lehnten wir allerdings ab, da wir fanden, dass das etwas “Voieuristisches” an sich gehabt hätte. Helfen kann man ja eh nicht und versorgt werden sie ja schon.

Gefahrene km: 106, wovon ein Grossteil Gravel-Puder-Erdgemisch
Fahrzeit: 3 Std.

Kosten Unique Lodge:
10 Euro, eigene saubere, warme Dusche/WC, TV, Deckenventilator und Moskitonetz, inkl. Frühstück.
Nein, nicht pro Person, sondern total! :woohoo:

Fortsetzung folgt demnächst……

Grüessli
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 18:21 von Erika.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: rebecca, Werner_Ute, Eulenmuckel, sammy, StephanM, carl, Nambo, lilytrotter, Topobär, Butterblume und weitere 3
17 Apr 2013 16:13 #286049
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 09 Apr 2013 15:13
  • Erikas Avatar
Hallo, bitte reinquetschen, es geht weiter!
Kasulu - Nyakanzi

26. Februar 2013:
Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht und einem gewöhnungsbedürftigen Frühstück :sick: konnten wir für unsere Verhältnisse früh, das heisst um 8.30 Uhr, losfahren.



Auch die heutige Strecke unterschied sich im Wesentlichen nicht von der gestrigen. Die sehr grüne, schöne und hügelige Landschaft konnten wir wegen der zahlreichen Schlaglöcher nur teilweise geniessen.

Ich helfe beim Fahren immer mit, ich kann nicht anders. Es ist für mich genauso anstrengend wie für Mister Toni. Achtung Loch :ohmy: ! Achtung Ziegen :ohmy: ! Achtung Bus :ohmy: ! Ich weiss, dass ich ihm manchmal auf den Geist gehe, aber schließlich konnte ich ihn und vor allem unser Fahrzeug (was mir fast genau so wichtig ist :lol: ) durch meine ewige Einmischerei vor manchem Schlag ins Kreuz, bzw. in die Stossdämpfer bewahren ;) .

So holperten wir auf der Rumpelpiste dahin, bis wir nach ca. 160 km Kibondo erreichten. Nach der obligatorischen Stadtrundfahrt stellten wir fest, dass es hier für uns keine geeignete Unterkunft gab. Wir legen grossen Wert darauf, dass unser Fahrzeug nachts in einem geschlossenen Hof steht und das gab es hier nicht. Einige Gästehäuser sahen zwar von aussen ganz anständig aus, aber sie hatten keine Parkmöglichkeit und waren eher für Busreisende und Einheimische geeignet.



Naja, wir waren immer noch früh dran und fuhren deshalb weiter. Zudem hatten wir Sehnsucht nach der jetzt nur noch 93 km entfernten heiß ersehnten Teerstrasse. Die Fahrt zog und zog sich dahin und mit jedem Kilometer verleidete uns dieses nie mehr enden wollene Gerüttel auf dieser betonharten, staubigen Lochpiste :angry: .

Der Verkehr nahm zu und dem entsprechend auch der Staub. Ab und zu fotografierte ich während der Fahrt durch die Frontscheibe, aber die meisten Fotos sind verwackelt und unscharf geworden, deshalb stammen die paar übrig gebliebenen Bilder, welche ich hier gezeigt habe von den besseren Strassenabschnitten.

Wir fingen an, auf dem GPS die Distanz zur Teerstrasse zu beobachten und freuten uns über jeden zurückgelegten Kilometer :) . Genau 35 km vor Nyakanzi entdeckten wir am Pistenrand einen völlig erschöpften und dehydrierten Radfahrer. Wir hielten sofort an, zumal er uns bekannt vorkam. Es war der wahnsinnige Engländer, welchen wir vor genau 16 Tagen kurz vor Sumbawanga schon mal gesehen hatten. Er hat für diese Gewaltsstrecke ab Sumbawanga ohne in Kipili und Kigoma gewesen zu sein über 2 Wochen gebraucht. Nun war er fix und fertig und hatte praktisch kein Wasser mehr. Wir ließen ihn soviel trinken, wie er wollte und füllten dann noch seine Wasserflaschen auf. Eine Weile blieben wir noch bei ihm und erst als er uns versichert hatte, dass er sich erholt habe, fuhren wir weiter. Bitte Leute, haltet jeweils an, wenn ihr auf einsamen Strecken so durchgeknallte radfahrende Europäer seht. Da sie wegen des Gewichtes und der eingeschränkten Transportmöglichkeit oft zu wenig Wasser dabei haben, sollte man jeweils fragen, ob man ihnen aushelfen kann. Bis jetzt hat jedenfalls noch nie einer nein gesagt.

Die ersehnte Teerstrasse kam immer näher und näher, und dann hatten wir sie endlich erreicht. Nach gut 1’100 Kilometern Piste (die paar Teerstücke abgezählt) waren wir Nyakanzi angekommen.

Mein Traum, einmal diese Strecke durch den wilden Westen Tansanias zu fahren ist in Erfüllung gegangen! Danke lieber Mister Toni und danke lieber Puch. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen.

Ich musste Mister Toni fest versprechen, dass ich ihn in den nächsten Tagen nicht mehr in die Pampa raus schicke. Er wollte nun eine Weile nur noch Teerstrasse sehen. Gut, für die nächsten paar Tage war das o.k. für mich, da ich ja unter uns gesagt auch langsam die Schnauze voll hatte :S .

Da Nyakanzi eigentlich nur aus einer Kreuzung mit vielen Hütten besteht und nirgends eine adäquate Unterkunft zu sehen war, entschlossen wir uns, einfach mal in Richtung Osten weiter zu fahren.

Liebe Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrer, eigentlich wollten wir euch an dieser Kreuzung rausschmeissen, aber ihr dürft wegen der schlechten Busverbindungen noch bis zur nächsten Station mitfahren, dann ist aber wirklich Schluss :P .

Fortsetzung folgt

Grüessli Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 18:22 von Erika.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: rebecca, Werner_Ute, Eulenmuckel, mautau, Nambo, Anita40, lilytrotter, Topobär, Butterblume, helliulli und weitere 4
Powered by Kunena Forum