4.Tag (Di. 25.12.2012)
Mambo View Point Lodge – Beach Crab Resort
290km
Es regnete noch bis kurz nach Mitternacht und unsere Schlafsäcke waren morgens von außen recht nass. Zum Glück hatten wir uns auch für diese Reise entschieden, die guten Schlafsäcke mitzunehmen. Diese haben als Außenhülle eine Microfaser-Membran und sind spritzwasserdicht.
Heute gibt’s einen Wecker, mit dem wir hier in den Bergen nicht gerechnet hätten. Schon kurz vor der Dämmerung quäkt der Muezzin los. Er begnügt sich auch nicht mit dem üblichen „Allahu akbar“, sondern hält anscheinend das gesamte Frühgebet über Lautsprecher; auf jeden Fall ist er über eine viertel Stunde am schnacken.
Nach einem eher mäßigen Frühstück
verabschieden wir uns von Marion und Herman und mit einem letzten Blick zurück zur Lodge machen wir uns auf den Weg Richtung Lushoto.
Keine Ahnung, ob “Susi” uns aus dem Gewirr von Pisten eine eher suboptimale Route zusammengestellt hat, oder ob es nach Regenfällen hier keine einfachen Pisten gibt. Auf jeden Fall sind die ersten 20km eine ernsthafte Herausforderung. Durch den Regen der letzten Nacht aufgeweicht, schlammig und sehr rutschig, ist die teilweise durch steile Hänge führende Piste oftmals so schmal, dass sie auch als etwas breiterer Wanderweg durchgehen könnte. Da war keine Toleranz für Fehler. Einmal ins rutschen gekommen, hätte man sich im Tal wieder gefunden. Dem entsprechend angespannt war ich die ganze Zeit. Die Krönung waren dann die Brücken. Anscheinend mit größerem Vertrauen an Gott, als die Regeln der Statik errichtet, waren sie sicher schon spannend zu befahren, als sie neu erbaut waren. Das lag aber anscheinend schon einige Zeit zurück, denn es fehlten bereits einige Bretter. Am schlimmsten war gleich die erste Brücke und der Grund sie zu überqueren lag einzig darin, dass es auf der schmalen Piste absolut keine Chance gegeben hätte um zu wenden und die Alternative darin bestanden hätte, die Piste mehrere Kilometer rückwärts bis ins letzte Dorf zu fahren. Also die Wahl zwischen Pest und Cholera. Es ging dann aber doch alles gut, auch wenn die Bretter und Balken unter gut vernehmlichen Ächzen etwas nachgaben. Die nächsten Brücken sahen dann zwar nicht gut, aber doch besser als die Erste aus, so dass auch dort ein Umdrehen für uns nicht in Frage kam.
Dies war noch eine der besseren Brücken, aber bei den wirklich heftigen Brücken brauchte ich Kathrin als Einweiserin und nicht als Fotografin.
Als die Strecke endlich besser wird, kann ich auch wieder die satt grüne Landschaft genießen. Bis auf einige kleinere „Forrest Reserves“ wird jeder verfügbare Quadratmeter Boden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Fahrt durch die Usambara Mountains hat mich von der Landschaft stark an Uganda erinnert.
In den Dörfern waren wir für die Kids immer eine große Sensation. Sie winkten oder kamen angerannt, meist laut „Muzungu“ schreiend. Gebettelt wurde aber nicht ein einziges Mal.
In Lushoto hatte uns dann der Asphalt wieder. Die gut ausgebaute Bergstraße führte uns in vielen Kurven wieder hinunter in die Ebene zur B1, die wir in Mombo wieder erreichten. Als wir dort kurz anhalten sind wir sofort von einem Pulk Pflaumenverkäufer umringt. Alle haben ein gelbes Shirt mit einer individuellen Nummer darauf an – ist trotz des vermeintlichen Chaos wohl voll durchorganisiert.
Bis zur Küste bleiben wir dem Asphalt treu. Mit jedem Kilometer wird es heißer und auch der Wind nimmt zu, bringt aber keine Erfrischung. Es gibt zahlreiche Sisal-Plantagen. Anscheinend kann sich diese Naturfaser noch immer recht gut gegen moderne Kunstfasern behaupten.
Wir ignorieren „Susi“, als sie uns von Muheza direkt nach Pangani schicken will, denn wir wollen in Tanga noch Einkaufen, vor allem Brot.
Den Umweg hätten wir uns aber schenken können. Tanga ist ein echt totes Nest. Es gibt noch nicht einmal einen vernünftigen Tante Emma Laden. Brot ist nicht zu bekommen. Die im Reiseführer eingezeichnete Bäckerei existiert nicht mehr. Es gibt einen riesigen Markt, aber abgesehen von ein paar kleinen Obst&Gemüse Ständen gibt es nur hunderte von Klamottenverkäufern. Wer soll all die Kleidung kaufen und tragen?
Von der Piste von Tanga nach Pangani hatte ich mir mehr versprochen. Zwar verläuft sie entlang der Küste, das Meer kann man aber nur sehr selten sehen. Dazu ist sie noch sehr rau, so dass wir ordentlich durchgeschüttelt in Pangani ankommen.
Die Fähre über den Pangani River steht schon bereit. Während Kathrin noch zahlt, kann ich schon auf die Fähre fahren.
Die Kosten sind mit 5.000,-TSH für das Auto incl. Fahrer und 200,-TSH für jede weitere Person absolut im Rahmen. Der Pangani River macht hier schon eher den Eindruck einer weiten Meeresbucht. Das Wasser zeigt sich in herrlichem blau und in der Ferne sieht man einige Dhaus.
Nach der Fähre sind es nur noch wenige Kilometer über weiterhin recht raue Piste zum heutigen Tagesziel, dem Beach Crab Resort.
Nach der sehr netten Begrüßung bauen wir schnell unser Zelt auf. Außer uns sind nur zwei europäische Fahrzeuge auf Trans-Afrika-Tour auf der Campsite.
Dann geht’s ab ins Wasser. Die erhoffte Abkühlung bleibt bei unglaublichen 36°C allerdings aus. Solche Wassertemperaturen kannte ich bislang nur aus meiner Badewanne.
Da die Sonne hier am indischen Ozean leider auf der „falschen“ Seite untergeht, fällt ein spektakulärer Sonnenuntergang aus. Der GinTonic schmeckt aber trotzdem.
Abends veranstaltet das Resort anlässlich Weihnachten ein großes Fisch-Barbecue. Baracuda, Zackenbarsch, Octopus und Prawns bis zum platzen. Dazu ein umfangreiches Salat-Buffet, u.a. mit leckerem rheinischen Kartoffelsalat.
Die Tische wurden dafür alle aus dem Restaurant herausgebracht, um eine lange Tafel direkt am Strand aufzubauen. Beleuchtung nur mit Kerzen und Öllampen. Wir haben das gute Essen und die romantische Stimmung sehr genossen. Das war auch ohne Schnee und Tannenbaum weihnachtlich.
Die Internationale Gäste-Schar ist auch hier zur Hälfte bei NGO’s in Tansania tätig und spannt für ein paar Tage an der Küste aus.
Ein netter Verdauungs-Spaziergang führt uns bei fast vollem Mond zurück zur Campsite. Dabei können wir auch endlich die namens gebenden Beach Crabs entdecken. Sie sind nachtaktiv und laufen jetzt zu hunderten über den Strand. Leider sind sie sehr scheu. Daneben entdecken wir auch noch an Land lebende Einsiedlerkrebse.
Beach Crab Resort:
Urige Anlage direkt am Strand. Deutsche Besitzer. Umfangreiches Sportangebot (Paddeln, Surfen, Tauchen, Beach-Volleyball)
Schönes Bar/Restaurant direkt am Strand. Sehr nettes Personal.
Sehr gute Küche, leckeres selbst gebackenes Brot, welches man hier auch zum mitnehmen kaufen kann.
Die Campsite unter Palmen liegt in der ersten Reihe, direkt am Strand.
Erstklassiges Preis/Leistungs-Verhältnis. Man kann mit VISA zahlen.
Einziges Manko der Anlage ist, dass aus den Duschen nur Salzwasser kommt. Wer eine empfindliche Haut hat, bekommt da vielleicht Probleme.