THEMA: Reisebericht - Selbstfahrertour durch Tansania
09 Dez 2012 19:19 #266329
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Hallo Beate,

ich freue mich auf die Fortsetzung deines spannenden Berichtes und hoffe, ihr lasst euch nach den zahlreichen Tsetsefliegenstichen, die sich auch noch entzündet haben, noch mal tropenmedizinisch durchchecken.
LG Ina
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10 Dez 2012 08:58 #266354
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  • Topobär am 10 Dez 2012 08:58
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Vielen Dank für die aktuellen Informationen. Schreib bitte schnell weiter, denn in 11 Tagen geht unser Flieger zum KIA.
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10 Dez 2012 14:39 #266381
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Unsere Game-Drives rund um Moru-Kopjes waren alle sehr erfolgreich. An einem Tag sahen wir 5 Löwen ca. 3-4 m hoch in einem Baum auf Ästen liegen und schlafen, die Beine baumelten wie bei Spielzeugrtieren lose herunter. Am nächsten Tag fanden wir auf einem Kopje, malerisch angeordnet, eine Gruppe von 16 Löwen. Auf einem etwas höheren Felsen lag "Lion-King". Die ganze Szene erinnerte wirklich an den Film.

Jeden Abend kamen die Giraffen und ein Strauss an unserem Auto vorbei. An einem Abend sogar ein Stachelschwein.

Zumindest ein grosser Teil der Migration dürfte schon in diesem Gebiet angekommen sein. Heuer kam der Regen etwas früher und somit zogen die Tiere auch früher los. Man konnte am Gras genau sehen, wo die Migration schon durchgezogen war. Es schien, als ob sich die Gnus gerade im Gebiet der Moru-Kopjes versammelten.

Leider musten wir nach 2 Nächten wieder weiter. Wir fuhren auf der Hauptstrasse nach Süden über die Serengeti Plains. Das Land ist wirklich total eben, es war trocken und staubig. Hier hatte es noch nicht geregnet. Ausser ein paar vertrockneten Grashalmen gabs keine Vegetation. Dementsprechend sahen wir auch nur ab und zu mal ein Impala.

Nur direkt am Strassenrand, da stand manchmal ein vertrockneter Busch. Und unter solchen Büschen konnten wir dreimal je einen Löwen entdecken. Diese Löwen lagen tatsächlich halb auf der Strasse und liessen sich auch durch zentimenternah vorbeifahrende LKW nicht stören.

Am Naabi-Gate dann eine total andere Welt: Hier machen die meisten Tour-Guides mit ihren Gästen einen Mittags-Stop. Es ging zu wie in einem Biergarten. Und natürlich war nirgends angeschrieben, wo, an welchem Schalter, man was erledigen musste. Klar, die Tour-Guides wissen das und Privatfahrer kommen ja (fast) nie vorbei. Aber nach ca. 1 Stunde hatten wir auch hier den gesamten Papierkram erledigt.

Natürlich wurden wir bei Bezahlung der Fee für die NCA darauf hingewiesen, dass wir einen Guide für die Abfahrt in den Krater buchen müssten. Wir lehnten ab, was kommentarlos hingenommen wurde.

Unsere Weiterfahrt ging aber erstmal über wieder total trockene Ebene nach Ndutu. Erst kurz vor dem Ndutu Lake gibts wieder einen trockenen Wald und sofort auch wieder Elefanten. Nachdem es in Ndutu keinen Public CG gibt, hatten wir auch hier eine Special Campsite gebucht. Leider gibts in Ndutu, im Gegensatz zur Serengeti, keinerlei Wegweiser und so fanden wir diesen Special Campsite nicht. Glücklicherweise hatten wir schon zuhause die Rangerstation in das GPS eingegeben, sodass wir dort vorbeifahren konnten. Und erlebten wieder ein oft gesehenes Schauspiel:

Erstmal muss der Parkranger zeigen, wie wichtig er ist, indem er ein langes Telefonat führt. Dann wird das Permitt angenommen und laaaaange studiert. Dann bekam er auf einmal Hektik und telefonierte, jetzt in einem ganz anderen Ton. Nur um uns danach ganz kleinlaut zu sagen, dass ein Fehler passiert sei und unser Campingplatz leider schon besetzt sei.

Ehrlich, ich glaube in diesen beiden Fällen nicht an einen Fehler. Ich glaube eher, dass die Tourveranstalter die Parkranger geschmiert haben, damit sie Ihr Camp nicht jedesmal abbauen müssen. Es ist ja auch viel einfacher, das Camp stehenzulassen, wenn man ein paar Tage später wieder mit Kunden dort ist. Und die Zentrale in Arusha weiss davon natürlich nichts.

Aber auch diesesmal konnten wir den Parkranger beruhigen, in dem wir ihm sagten, dass es uns eigentlich egal ist, wo wir übernachten, er solle uns nur ein schönes Plätzchen zeigen. Und das tat er auch: wir bekamen einen Platz direkt an der Abbruchkante mit Blick auf den Lake Ndutu und die Flamingos. Eine Giraffen-Familie mit 2 Jungen stand herum und sah neugierig zu, wie wir unser Abendessen zubereiteten.

Am nächstem Morgen kam erstmal eine grössere Gruppe Elefanten vorbei, sodass wir es vorzogen, uns ins Auto zurückzuziehen und zu warten, bis die Elefanten weit genug weg waren, damit wir in Ruhe frühstücken konnten.

An diesem Tag gings Richtung Ngorongoro-Krater. Zuerst machten wir aber einen Abstecher in die Olduvei-Schlucht. Dort gibts ein kleines Museum, in dem der Fund der ältesten Menschenknochen und die erfolgten weiteren Ausgrabungen ganz gut beschrieben ist. Von der Schlucht selbst sieht man nicht viel, es gibt nur einen sehr windigen Aussichtspunkt.

Dann kam die Auffahrt zum Krater. Je höher man kommt, desto grüner wird es. In der Höhe dann gibts Wiesen, die tatsächlich wie unsere Almwiesen aussehen, nur dass Gnus und Zebras drauf stehen.

Wir machten einen Stopp am Aussichtspunkt am Gate für die Abfahrt und genossen den Rundumblick. Ich hatte mir den Kraterboden bestimmt nicht so gross und weit vorgestellt. Am Campingplatz angekommen wurden wir sofort wieder drauf aufmerksam gemacht, dass wir ja keinen Guide gebucht hätten und wir sollten das doch schnellstens nachholen, sonst dürften wir morgen nicht in den Krater einfahren. Unsere Weigerung erzeugte sichtbares Unverständnis.

Wir stellten also unser Auto auf der einzigen ebenen Fläche des CG auf, ganz unten am Rand. Zu dieser Zeit waren wir noch die einzigen Gäste und damit ein gefundenes Fressen für die Massai, die uns unbedingt einen Speer oder doch zumindest eine Kette etc. aufdrängen wollen. Es war wirklich nervig. Nach fast 1 Stunde freundlicher Ablehnung, auf die nur mit immer neuen Argumenten reagiert wurde, blieb uns nichts weiter übrig, als unfreundlich zu werden. Das verstanden die Händler dann allerdings und liessen uns in Ruhe.

Am späten Nachmittag wurde der Campingplatz dann doch noch recht voll mit kleinen und grösseren Gruppen. Aber wieder waren wir die einzigen Privatfahrer.

Am nächsten Tag war auf dem gesamten Campingplatz schon recht früher Aufbruch. Wir liessen uns Zeit, da wir festgestellt hatten, dass die Tiere Mittags auch noch da sind! Als wir gegen 9.00 h am Gate ankamen, war der grösste Rummel schon vorbei. An der Kasse wurden wir, natürlich, wieder aufgefordert, einen Guide zu buchen. Wir erklärten, dass wir ja schon das 3. Mal hier seien, uns sehr gut im Krater auskennen, ausserdem GPS dabei haben und das letztemal auch ohne Guide runtergefahren sind. (Was natürlich nicht stimmte). Ausserdem hätten wir keinen Platz im Auto. (Wir hatten vorher schon die Rücksitze vollgepackt mit unseren Koffern). Der Kassierer warf einen Blick durch sein Fenster, von wo er das Auto gar nicht richtig sehen konnte, und gab uns dann das Permitt. Glücklich führen wir ohne Guide in den Krater.

Zuerst waren wir fast ein bischen enttäuscht, denn es waren längst nicht so viele Tiere da wie in der Serengeti. In einem Wäldchen sahen wir ein paar Wasserböcke und ein paar Elefanten. Dann sahen wir, dass draussen in der Ebene 2 oder 3 Autos standen und fuhren natürlich sofort hin: Ein Löwen-Rudel, ca. 20 Erwachsene und 7 oder 8 Junge, lagen bei einem frisch gerissenen Zebra. Ein Teil der Löwen lag schon vollgefressen und schwer atmend im Gras, während gerade 2 Löwinnen am Fressen waren und noch ein paar weitere Löwen warteten, bis sie an der Reihe wären. Die Hyänen stritten sich um einen Knochen und dazwischen versuchten die Schakale immer wieder, sich auch ein Stück Fleisch zu stibitzen. Innerhalb kürzester Zeit standen abgezählte 19 Autos um die Szene. Aber es ging recht diszipliniert zu. Jeder Fahrer blieb einige Zeit auf einem besonders guten Platz stehen, räumte diesen dann aber freiwillig wieder, damit auch andere Fahrer Ihren Gästen einen guten Blick bieten konnten.

Nach einiger Zeit fuhren auch wir wieder weiter, da wir, mit Recht, annahmen, dass wir den weiteren Kraterboden im Moment fast für uns allein hätten. Nachdem wir dann noch Hippos bewundert hatten, entschieden wir gegen 15.00 h wieder auszufahren. Da die normale Ausfahrt-Strasse momentan ausgebaut wird und deshalb gesperrt ist, muss man im Norden die Strasse zur Sopa-Lodge hochfahren. Auf dem Weg dorthin hatten wir dann wirklich das Glück, noch 2 Nashörner so nah auf einer Wiese zu sehen, dass wir sehr gute Fotos machen konnten. Und es war nur noch ein weiteres Auto da.

Von der Rückfahrt am Krater-Rim hatte ich mir etwas mehr versprochen. Leider gibt es nur ein paar Stellen, an denen man einen guten Blick in den Krater oder ins umliegende Land hat.

Der Rest folgt morgen.

Beate
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10 Dez 2012 16:06 #266388
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Hallo Beate,

interessanter Reisebericht........ja ja die Tse-Tse...Du hast recht, die beissen

durch Jeans durch !!!!! und die sind nur "tot" wenn man sie zerquetscht, mit

Fliegenklatsche rappeln die sich irgendwann wieder auf, unglaublich zähe Mist-

viecher....

schmunzelnd......BMW
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11 Dez 2012 19:26 #266481
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Als wir am nächsten Morgen aufwachten, sassen wir im dicksten Nebel. Sichtweite keine 10 m. Und es war kalt und nass. Das war der einzige Tag, an dem wir unser Frühstück im Auto einnahmen. Auch das Zelt musste notgedrungen nass abgebaut werden. Was waren wir froh, dass wir die Krater-Abfahrt schon gestern gemacht hatten. Heute hätte es bestimmt nicht so viel Spass gemacht.

Nachdem es also nichts mehr zum sehen gab, fuhren wir frühzeitig los. Das Fahren glich aber mehr einer Fahrt im deutschen Winter bei Glatteis. Durch die Nässe war die Strasse eine einzige Rutschpartie. Was allerdings die Fahrer der Tourveranstalter wiederum zu keinen weiteren Gedanken veranlasste. Die fuhren genauso schnell und natürlich ohne Licht um die Kurven, ohne irgendwelche Sicht zu haben. Und da wir das Pech hatten, die einzigen Fahrer bergab zu sein, alle anderen kamen uns entgegen, war es für uns höchst ungemütlich (um es mal einfach auszudrücken). Zwei- oder dreimal entkamen wir einem Frontal-Aufprall wirklich nur, in dem wir brutal in das seitliche Gebüsch fuhren. Ich weiss einfach nicht, was sich die Fahrer, noch dazu mit Gästen im Auto, bei einer solchen Fahrweise denken.

Erst nach ca. 2 Stunden Fahrzeit, unter 1000 Höhenmeter, lichtete sich der Nebel und die Sonne kam durch.

Am NCA-Ausgang gibts ein kleines, aber sehr schönes neues Visitercenter, in dem viele Tiere und Pflanzen erklärt sind und auch ein Film über die Tiere der Serengeti angeschaut werden kann. Und hier fanden wir nach 14 Tagen endlich einen funktionierenden Internet-Anschluss, um die bereits vorbereiteten e-mails abschicken zu können und unsere mails zu checken.

In dieser Nacht übernachteten wir nocheinmal am Panorama Campground hoch über dem Lake Manyara. Wir machten unser Abendessen auf der Terrasse mit herrlichem Ausblick in die Ebene.

Der nächste Tag war eigentlich unser Puffertag. Nachdem der jetzt noch übrig war, entschieden wir, nocheinmal in den Tangarire NP zu fahren. Und stellten fest, dass es dort noch genausoviele Tiere gab wie 3 Wochen vorher. Es war wieder genauso aufregend, durch grosse Herden Elefanten zu fahren und die Löwen anzuschauen. Allerdings waren auch die Tsetse-Fliegen noch da und wir holten uns die letzten Bisse.

Am Mittwoch, 5.12. konnten wir dann gegen Mittag unser Auto zurückgeben, unbeschädigt, nach insgesamt nur 2.100 aber aufregenden Kilometern.

Nachdem unser Flug erst abends ging, genehmigten wir uns noch ein schönes Essen im Restaurant "Heron", das auf dem Grundstück von Serengeti Select steht und der Schwester von Daniel Staub gehört.

Der Rückflug war sehr ruhig und sehr bequem. Nachdem das halbe Flugzeug leer war, konnten wir uns so richtig ausbreiten. In Amsterdam landeten wir dann allerdings im Schneesturm und der Flughafen war ein einziges Chaos. Als wir dann letztendlich in München mit über 1 Stunde Verspätung landeten, waren unsere Koffer natürlich nicht da. Das machte uns allerdings nichts aus, mussten wir sie deshalb auch nicht schleppen.

Nachdem es gerade Mittag war, gönnten wir uns gleich am Flughafen im "Airbräu" ein paar Weisswürste mit Brezen und einem Bier.

Happy back in Bavaria!


Beate


PS: Mit dieser Reise verabschieden wir uns aus Afrika. Wir haben festgestellt, dass wir fürs Dachzelt unterdessen wirklich etwas zu alt sind. Und alles, was wir früher als unbequem hingenommen haben, wurde auf einmal anstrengend,

Auf der anderen Seite würden wir uns in einer Lodge auch nicht wohlfühlen. Ich möchte abends bequem herumlümmeln, mich zum Abendessen nicht extra umziehen müssen und vor allem kann ich zum Dinner keinen small talk gebrauchen.

Zum Glück gibts noch so viele andere Länder, die (nocheinmal) besucht werden wollen.

Wir möchten uns hier nocheinmal ganz herzlich bei Daniel Staub von Tanzanian Pioneers und Nathan von Serengeti Select für die tolle Unterstützung bei der Vorbereitung unserer Reise bedanken. Ich kann diese Firma nur bestens weiterempfehlen.

Vielen Dank auch allen Forenmitgliedern, wie mir vorher so viel Mut zugesprochen haben und mich mit so vielen Tipps versorgt haben.
Natürlich werde ich dem Forum auch weiterhin erhalten bleiben und versuchen, meine Erfahrungen weiterzugeben.

Beate
Letzte Änderung: 11 Dez 2012 19:31 von beate.
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11 Dez 2012 20:05 #266487
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Hallo Beate,

ganz herzlichen Dank für Deinen sehr informativen Bericht. Ich habe vieles daraus für unsere Tourvorbereitung notiert!
Auf der anderen Seite würden wir uns in einer Lodge auch nicht wohlfühlen. Ich möchte abends bequem herumlümmeln, mich zum Abendessen nicht extra umziehen müssen und vor allem kann ich zum Dinner keinen small talk gebrauchen.
Das kann man doch aber auch in Afrika realisieren. ;)

Ganz lieben Dank und mit herzlichen Grüßen
Marina
Das Morgen gehört demjenigen, der sich heute darauf vorbereitet. Afrikanische Weisheit

www.butterblume-in-afrika.de
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