THEMA: Noch ein Reisebericht - Tanzania April 2012
28 Jun 2012 19:49 #241303
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Hier die Fotos dazu. LG Ina

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29 Jun 2012 10:04 #241389
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Mittwoch, 11.04.12

Nachts bekomme ich leichte Magenschmerzen, Andre hat auch Magen-Darmprobleme. Also Dreierleitropfen suchen. Mutti hatte ebenfalls keine erholsame Nacht. Ein wie die Pest juckender Stich am Fuß, Papas Kommentar, was da wohl rauskrabbeln könnte sowie eine flackernde Glühlampe rauben ihr den Schlaf. So fällt das frühe Aufstehen der Mehrheit leicht. Tee/Kaffee und mitgebrachter Zwieback sind das Vorfrühstück. Um halb sieben brechen wir mit Gerald zur Vogelwanderung auf. Den Weg hätten wir nie alleine gefunden, auch wenn er wie andere Wanderungen in kaum noch lesbaren, fleckigen Broschüren, die in den Zimmern liegen, beschrieben ist. Am Dorfplatz vorbei geht es den Berghang hinauf durch dichten dschungelartigen Bewuchs, über offene feuchte Grasflächen bis rauf in den Bergwald, der von Eukalyptusbäumen überragt wird. Lianen, Aufsitzerpflanzen, blühende Bäume - es ist ein landschaftlich wirklich sehr schöner Weg. Gerald erklärt uns botanische Besonderheiten. Nach dem Usambaraveilchen suchen wir vergebens. Dazu erfahren wir, dass es erst etwas später blüht und zudem stark gewildert wird. Am ehesten findet man es auf Fensterbänken wie in der Lodge. Vögel hören und sehen wir wenige, in der dichten Vegetation sind sie nur schwer auszumachen. Ameisen dagegen sind zahlreich vorhanden. Bald versucht jeder, die Biester möglichst unauffällig aus der Hose zu entfernen. Wir kommen an Feldern vorbei, sehen einen Raubvogel und Baumhörnchen. Durch ein Nachbardorf, vorbei an einer Vorschule mit ohrenbetäubendem Begrüßungslärm führt der Weg zurück. Gerald entdeckt in einem Strauch eine komplette Chamäleonfamilie. Nach 3 Stunden kommen wir hungrig und erschöpft in der Lodge an.
Das Frühstück danach zieht sich hin und ist eher ein Brunch. Butter gibt es nicht ausreichend, dafür zum gebratenen oder gekochten Ei Kartoffeln und Würstchen, die wir ausdrücklich nicht wollten. Die einzige Sorte Marmelade ist so zäh und klebrig, dass man sie kaum aufs Brot bekommt. Gut, dass ich Tuben mit Schoko- und Käsecreme mitgenommen habe. Die Verständigung ist nicht einfach. Der Chef ist seit gestern aus dem Haus, er bringt seine Kinder ins Internat nach Daressalam und kehrt erst morgen Abend zurück.
Manches schleift hier ein wenig. Speckige Broschüren, wackelige Toiletten, viel zu lange Duschvorhänge... Bequeme Stühle oder Liegen für die Terrasse gibt es nicht, Andre baut eine Liege aus zwei Stühlen und einer Kofferbank dazwischen. Kissen drauf – perfekt. Als meine Mutter den Müll selber nach unten bringt, kommt aber doch der Oberaufseher etwas erschrocken nach oben gelaufen und erkundigt sich, ob sauber gemacht werden soll. Wir regen uns nicht wirklich auf, dazu ist die Umgebung zu schön, aber es fällt etwas ab im Vergleich zu den bisherigen Unterkünften. Was soll’s, das ist Afrika. Die Leute sind freundlich und bemüht. Pole Pole – Hakuna matata.
Mutti schreibt tatsächlich Ansichtskarten. Einstecken werden wir sie aber erst am Abreisetag in Arusha, wer weiß wie lange die sonst unterwegs sind. Ich komme leider nicht zum Schreiben, da ich nicht auf meinem Hintern sitzen bleiben kann. Irgendwo gibt es immer etwas zu sehen. Es gelingen einige schöne Vogelaufnahmen.
Am Nachmittag wandern wir noch ein bisschen in der Gegend herum. Ich überrede alle zu einer scheinbaren Abkürzung zum Bergwald hinüber, durch dichtes Gras und Gebüsch. Die anderen finden das schon bald ziemlich bescheuert. Papa schimpft und vermutet überall Schlangen. Mir kommen auch Bedenken. Die kleinen Felder, die wir mittlerweile erreicht haben, sehen sehr privat aus. Wir drehen um und laufen wie normale Leute den Weg durch das Tal. Kinder kommen wieder mit einem süßen kleinen Chamäleon, aber wir haben kein sawadi und machen deshalb auch kein Foto. Das Abendessen wird heute vorher mit uns abgesprochen, da außer uns keine Gäste da sind. Allen bis auf Andre schmeckt es zum ersten Mal richtig gut. Und erneut ein Tag ohne Regen. Das Stimmungsbarometer ist wieder weit oben.
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29 Jun 2012 17:38 #241448
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Weiter geht es wie gewohnt. LG Ina

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30 Jun 2012 11:03 #241513
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Donnerstag, 12.04.12

Der Morgen beginnt mit Tai Chi und schönem Wetter. Nach dem Frühstück besuchen wir eine benachbarte Grundschule. Wir haben morgens in der Lodge gefragt, ob das möglich wäre. Man hat uns angekündigt und Gerald begleitet uns. Gegen 10 Uhr geht es los. Es ist gerade Pause und Kinder von 6 bis 14 Jahren tummeln sich vor dem ansehnlichen einstöckigen Bau. Mit großem Hallo werden wir begrüßt.. Ein junger Lehrer namens Yussuf, der Englisch versteht und unterrichtet, nimmt uns in Empfang, erzählt einiges zur Schule und beantwortet Fragen. Im Lehrerzimmer freut man sich über die mitgebrachten Geschenke. Ich bringe meine Brocken Suaheli an und zeige meinen Sprachführer vor. Meine Bemühungen werden mit herzlichem Lachen honoriert. In mehreren Klassen singen die Kinder für uns. Wir sind ganz gerührt. Abschließend lernen wir den Direktor kennen, der uns sehr willkommen heißt und uns um einen Eintrag ins Gästebuch der Schule bittet. Laut diesem kommt hier öfter Besuch vorbei. Wir verabschieden uns mit besten Wünschen.
Anschließend spazieren wir am Fluss entlang, machen Aufnahmen von Pflanzen, Vögeln und (unauffällig) von Leuten, die ihre Wäsche im Fluss waschen. Leider kommen wir nicht allzu weit, da die Straße wegen Bauarbeiten nicht passierbar ist. Bei der Rückkehr entdeckt Mutti ein Chamäleon, das den Weg überquert. Beim Filmen zeigt das Videodisplay merkwürdige lila Steifen. Das war es jetzt wohl endgültig. Zum Glück hat Andre in der Schule noch aufnehmen können. Immer wieder treffen wir Leute, die freundlich grüßen und Kinder, die uns umzingeln. Ein alter Mann nimmt meine Hände, schüttelt sie, sagt etwas Nettes und lächelt uns an. Der Automatikschirm meiner Mutter weckt besonderes Interesse. Sie gibt ihn einem Mädchen in die Hand und schon schlüpfen alle darunter, wie die Küken unter die Henne und kriegen sich nicht ein vor Lachen.
Andre läuft mit mir einen weiteren Kringel in der Mittagshitze. Er mault ein wenig, weil es warm ist und nur bergauf geht. Mir ist es eigentlich auch zu warm, aber das gebe ich natürlich nicht zu. Wir schaffen es bis zum Bergwald, sehen Schmetterlinge, eine Riesenheuschrecke, auf dem Rückweg einen Kuckuck mitten auf dem Weg. Zwei Männer mit Macheten in den Händen zeigen uns ein Chamäleon. Ich lehne das Fotoangebot dankend ab und bin froh, dass sie trotzdem freundlich grüßen und uns überholen.
Mutti und Papa halten Siesta bei Kaffee und Bier in der Lodge. Zum Lunch bereite ich Sandwichs aus mitgebrachten Pumpernickelscheiben mit gekochtem Ei vom Frühstück und Käsecreme. Wir faulenzen und stellen fest, dass wir von der Regenzeit bisher nichts mitbekommen haben. Inzwischen sind aber Wolken aufgezogen und gegen 14.30 Uhr schüttet es wie aus Eimern. Gewittergrollen ist zu hören. Ein Tropenguss vom Feinsten. Wir sitzen auf der Terrasse unterm Dach und staunen. Uns fällt die aufgerissene Straße ein – oje, ob wir da morgen durchkommen?
Nach einer Stunde ist der ganze Spuk vorbei. Wir gehen runter in den Biergarten auf einen Kaffee. Danach laufen Mutti und ich noch mal bis zur Baustelle. Wir sehen zwei Hammerköpfe fliegen. An der Straße sieht es weniger schlimm aus als erwartet. Die Arbeiten gehen weiter. Nur für unsere Sandalen ist der Matsch nicht ideal. Eine Frau, die offenbar die Vermessungsarbeiten überwacht, bietet sich als Packesel an. Wir lehnen lachend und dankend ab. Das war wohl auch nur ein Scherz. Am Boden liegt ein flaches Stück Schiefer, das die Form Afrikas hat – ein schönes Souvenir. Ein paar Jungs beobachten uns und bringen bald darauf einen anderen flachen Stein. Sie staunen Bauklötzer, als ich sage, mein Stein sei etwas Besonderes und ihnen die Lage der afrikanischen Länder wie auf einer Landkarte erkläre. Sie wünschen uns eine gute Heimreise, nachdem wir ihnen verständlich gemacht haben, dass wir morgen nach Hause fliegen.
Zurück in der Lodge berichtet Papa von zwei großen Tukanen, die auf einen Baum geflogen kamen, während wir mit dem Fotoapparat weg waren. Schade, aber alles kann man nicht haben. Obwohl – morgen ist ja auch noch ein Tag bzw. Vormittag. Am Abend regnet es noch einmal heftig. Wir sind schon im Bett verschwunden, da sehen die Eltern draußen auf der Terrasse eine Kröte und an der Laterne zwischen vielen Insekten eine Gottesanbeterin. Also noch mal raus. Die Gottesanbeterin würde ich am liebsten mitnehmen, aber die Vernunft siegt. Ein Foto muss reichen. Die letzte Nacht in den Usambarabergen – wer hätte gedacht, dass wir diese wunderschöne Gegend jemals kennenlernen würden.
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01 Jul 2012 10:30 #241594
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  • Esmeralda68 am 01 Jul 2012 10:30
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Hallo Ina,

auch von mir ein dickes Dankeschön für den sehr kurzweiligen Bericht. :)
Bislang haben wir uns bei unseren Reisen auf das südliche Afrika beschränkt.

Doch animiert durch die tollen Reiseberichte über Tanzania wird dies wohl eines unserer nächsten Reiseziele sein. :laugh:

Ich freue mich schon auf die letzten Bilder.

Viele Grüße
Kerstin
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01 Jul 2012 13:49 #241621
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  • baobab2 am 28 Jun 2012 19:49
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Hallo Kerstin,

vielen Dank. Ich glaube, mit Tansania kann man nichts falsch machen. Wer Tiere und grandiose Landschaften sucht, freundliche Menschen dazu, dem läuft das Herz über. Uns ging es jedenfalls so, wobei mir auch die Reisezeit zu Beginn der Regenzeit günstig erscheint. In Südafrika war ich vor 17 Jahren, die Atmosphäre ist nicht zu vergleichen. Nach Namibia möchten wir aber auch bald einmal, dort würden wir uns auch als Selbstfahrer hin trauen.
LG Ina

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