THEMA: Reisebericht: Ostafrika 2007/2008
05 Mär 2009 12:52 #93050
  • Matou66
  • Matou66s Avatar
  • Blamiere Dich täglich, aber nicht ununterbrochen!
  • Beiträge: 843
  • Dank erhalten: 117
  • Matou66 am 05 Mär 2009 12:52
  • Matou66s Avatar
Hallo Topobär,

schön, dass mal jemand einen Bericht über Ostafrika schreibt! Da wir 2010 auch als Selbstfahrer dorthin wollen, bin ich schon sehr auf die nächsten Teile gespannt!!!

Lg
Dirk
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
05 Mär 2009 23:45 #93139
  • www.dt800.de
  • www.dt800.des Avatar
  • Beiträge: 221
  • Dank erhalten: 7
  • www.dt800.de am 05 Mär 2009 23:45
  • www.dt800.des Avatar
Siehe zu Kenia,
Samburo / Marsabit / Moyale:

www.dt800.de/filme

Gruss
www.dt800.de/
Letzte Änderung: 06 Mär 2009 14:01 von www.dt800.de.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
09 Mär 2009 14:54 #93634
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8843
  • Topobär am 09 Mär 2009 14:54
  • Topobärs Avatar
3. Tag (Samburu National Reserve):

Der erste Tag der Reise, der ganz der Tierbeobachtung gewidmet wurde.

Beim ersten schwachen Einsetzen der Dämmerung waren wir bereits auf den Beinen. Auf dem Tischchen unserer Veranda hatte schon ein dienstbarer Geist Kaffee, Tee und Kekse abgestellt, so dass wir nicht mit völlig leerem Magen starten mussten.

Noch vor Sonnenaufgang saßen wir im Auto. Der morgendliche Gamedrive führte uns entlang des Ewaso Ngiro. Der Weg führt oftmals direkt an der einige Meter über dem Wasser liegenden Abbruchkante des Flussbettes entlang. Viel war noch nicht los. wir sahen in erster Linie Impalas und einige Dik-Dik's. Diese sehr kleinen Antilopen leben immer paarweise und wenn wir ein Dik-Dik sehen machen wir immer ein Spiel daraus, wer als erstes das zweite Tier sieht.

Ca. eine Stunde nach Sonnenaufgang sind wir zum Frühstück zurück im Camp. Auch während des Essens haben wir weiterhin schöne Tiererlebnisse. Eine Horde Meerkatzen tobt auf dem Dach des Speisezeltes umher und die Angestelltes des Camps sind vollauf damit beschäftigt, die Affen vom Frühstücks-Buffett fernzuhalten.

Nach dem Frühstück geht's gleich wieder los. Diesmal wollen wir das Hinterland erkunden. Auf schmaler felsiger Fahrspur umrunden wir den 1225m hohen Koitog Or, die höchste Erhebung des Nationalparks.

[bild: 111296]

Die Landschaft ist sehr schön, aber außer ein paar Webervogelnestern ist von Tieren keine Spur. Erst auf dem Rückweg zum Fluss ändert sich das. Vor uns taucht eine sehr große Elefantenherde mit über 20 Tieren auf, die im Gänsemarsch Richtung Wasser unterwegs ist. Da es sich auf dem Fahrweg anscheinend am besten geht, zuckeln wir langsam hinterher.

So ist es schon Mittag, als wir endlich an den Elefanten vorbeikommen und zum Camp zurückkehren wollen. Das ist aber auch weiterhin nicht so einfach. Immer wieder versperren große Elefantenherden den Weg, Samburu ist anscheinend Elefantenland, aber wo waren die bloß heute morgen?

Den frühen Nachmittag verbringen wir im Camp. Auch viele Angehörige des Volksstammes der Samburu arbeiten im Camp. Die Männer häufig in der traditionellen Stammestracht. So ist es problemlos möglich, diese stolzen Menschen zu fotografieren. Die Samburu sind ein mit den Masai und Turkana verwandter stolzer und kriegerischer Volksstamm, der noch heute an den Traditionen der Vorfahren festhält.

[bild: 111302]

Den frühen Nachmittag verbringen wir im Camp.

Die letzte Pirschfahrt des Tages geht wieder am Nordufer des Ewaso Ngiro entlang. Auch das Südufer des Flusses ist Nationalpark und es gibt sogar eine Brücke. Jedoch handelt es sich am Südufer um des Buffalo Springs Nationalpark, für dessen Betreten wir nochmals einen vollen Eintritt zahlen müssten. Das steht in keinem Verhältnis und wir verzichten.

Das Licht wird schon sanft und golden, da entdecken wir direkt unten am Fluß zwei kämpfende Elefantenbullen. Wir stehen nur 20m entfernt auf dem Hochufer und verfolgen gebannt dass aufeinanderprallen dieser Urgewalten.

[bild: 111299]

Plötzlich dreht sich der unterlegene Elefantenbulle um und flüchtet; unglücklicherweise direkt in unsere Richtung. Als er das Hochufer hoch stürmt, ist es für uns, als ob ein Panzer auf einen zurollt. Oben angekommen bleibt er aber stehen, orientiert sich kurz und dreht dann direkt vor uns ab. Ein allgemeines Aufatmen geht durch das Auto, wir hatten alle vor Aufregung die Luft angehalten.

Wir fahren noch weiter am Fluß entlang und sehen weiterhin viele Elefanten. Bei einer schönen Dumpalme gibts den obligatorischen Sundowner, bevor wir zum Camp zurückkehren.

[bild: 111293]

Begleitet vom Flötenspiel eines Samburu essen wir draußen am Fluß zu abend. Wieder sehr romantisch.

Beim obligatorischen GinTonic auf der Veranda unseres Zeltes hören wir vom gegenüberliegenden Ufer her lautes Paviangeschrei. Leider haben wir dieses Mal keinen Suchscheinwerfer dabei, so bleibt es bei dem akustischen Erlebnis.
Letzte Änderung: 09 Mär 2009 15:03 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
12 Mär 2009 15:08 #93934
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8843
  • Topobär am 09 Mär 2009 14:54
  • Topobärs Avatar
4.Tag (Samburu NR - Lake Nakuru National Park):

Wie üblich sind wir die ersten am Frühstücks-Buffett. Hier in Afrika passt sich unser Lebensrythmus schnell dem natürlichen Tag/Nacht-Wechsel an. Man ist hier halt sehr nah mit der Natur verbunden.

Auf der bereits vom Hinweg bekannten, sehr rauhen Piste geht es wieder nach Süden. Ab Isiolo hat uns der Asphalt wieder und vor uns türmt sich der Mount Kenya auf. Diesmal ist der Berg schon in den Wolken verschwunden und es dauert nicht lange, bis sich ein Wolkenbruch über uns ergießt. Es sollte der einzige Regen sein, den wir auf dieser Reise erlebten. Für den Weiterweg nehmen wir diesmal die Straße A2, westlich des Mount Kenya. Von dem direktem Weg über die C76 wurde uns abgeraten, die Straße soll in solch schlechtem Zustand sein, dass sie keinerlei Zeitersparnis bringt. So bleiben wir bis kurz vor Nyeri auf der A2 und biegen dort auf die B5 ab, die uns im großen Bogen um die Aberdare Range herumführt.

[bild: 111577]

In Nyahururu bietet sich der Thomson's Fall für eine Rast an. Das Cafe und die Grünanlagen ringsum sind ein beliebtes Ausflugsziel für den kenianischen Mittelstand. Es ist Weihnachten und entsprechend viel ist hier los. Alle sind aufs Feinste herausgeputzt und vor allen die Kinder in ihren farbenfrohen Anzügen und Kleidern wirken wie bunt verpackte Weihnachtsgeschenke.

Wir erreichen den Rand des Escarpments. Von hier hat man einen schönen Blick hinunter ins Rift Valley. Es gibt an diesem Aussichtspunkt sogar Parkplätze, aber da es hier nur so von fliegenden Händlern wimmelt, haben wir keine Ruhe und fahren nach nur kurzen Halt weiter. Bis zum Lake Nakuru National Park ist es nicht mehr weit. Um in den Park zu gelangen, müssen wir jedoch erst durch ganz Nakuru hindurch, immerhin die drittgrößte Stadt Kenias.

Ganz in der Nähe des Main Gates liegt unsere Unterkunft, das Flamingo Hills Camp. Nach einer Strecke von insgesamt ca. 330km kommen wir am frühen Nachmittag an. Auch hier ist die Lunchtime zwar schon vorbei, aber wie selbstverständlich wird uns auch hier ein kleiner Imbiss serviert.

Bald nach dem Essen brechen wir wieder auf, um den Rest des Tages im Lake Nakuru Nationalpark zu verbringen. Der Park ist recht klein. Zu ihm gehören neben dem See nur noch eine kleine südlich anschließende Grasebene und die den Bereich umgebenden Berghänge. Der gesamte Park ist eingezäunt. Da er sich somit auch gut überwachen lässt und keine Gefahr besteht, dass die Tiere den Park verlassen, findet sich hier die mit Abstand dichteste Nashorn-Population Ostafrikas. Aus vielen gefährdeten Gebieten wurden die Tiere hierher umgesiedelt.

Das Gate ist schnell passiert und durch einen lichten Wald aus Fieberakazien geht zunächst an die Nordseite des Sees. Der Lake Nakuru ist alkalisch, weshalb er bei den Flamingos sehr beliebt ist. Hier im Norden gibt es jedoch einige Süßwasserquellen, weshalb sich hier stattdessen Pelikane finden.

[bild: 111574]

Im Urzeigersinn umrunden wir den See. An den Hängen oberhalb des Ostufers sehen wir das erste Spitzmaulnashorn und auf der Grasebene südlich des Sees mehrere Breitmaulnashörner. Leider alle für meine Digitalkamera zu weit weg, so dass ich sie nur analog fotographieren kann. Dies ist im übrigen auch der Grund, weshalb es bei den Bildern meines Berichtes so wenig Nahaufnahmen von Tieren gibt.

Nah am See ist das Gras noch saftig und es finden sich auch noch andere Weidegänger, unter anderem Büffel.

[bild: 111568]

Abends gab es dann noch einen Chor aus Nakuru, der das Abendessen musikalisch untermalte.

Flamingo Hills Camp:

Sehr neues Camp, bei unserem Besuch gerade einmal ein Jahr alt. Die gemauerten und mit Lehm verputzten Hauptgebäude sind mit Stroh gedeckt.

[bild: 111571]

Man schläft in Zelten, die ein Makuti aus Stroh haben. Die Unterkünfte sind geräumig und sehr gut ausgestattet. Das Bad ist gemauert Es gibt etwas über 30 Zelte, die leider ziemlich dicht beieinander stehen.

Das Gelände ist sehr gepflegt, und schön bepflanzt. Da das Camp aber noch sehr neu ist, sind die Planzen alle noch recht klein, weshalb das ganze bei unserem Besuch etwas kahl wirkte. In einigen Jahren dürfte es aber ein grünes Paradies sein.

Das Camp liegt nicht im Nationalpark, sondern direkt an diesen angrenzend zwischen Stadt und Park, ein bei den horrenden kenianischen Nationalpark-Gebühren nicht zu unterschätzender Vorteil. Das Gelände ist komplett umzäunt, ich vermute, weniger wegen der Tiere, als vielmehr wegen der Nähe der Stadt. Diese sieht man vom Camp aus zwar nicht, aber die Geräusche dringen leider manchmal hinüber.

Aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen, schien man große Sorge zu haben, dass die Gäste frieren. So gab es nicht nur im Speisesaal zahlreiche transportable Tonöfen, sondern abends auch immer heiße Wärmflasche unter der Bettdecke. Ein lieb gemeinter Service, für mich persönlich aber nicht notwendig.

Fazit: Im Vergleich zu den beiden in die Jahre gekommenen Lodges im Nationalpark sehr zu empfehlen. Im Vergleich zu anderen Tented Camps in Kenia recht günstig. Gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Ich würde mich jederzeit wieder für dieses Camp entscheiden.
Letzte Änderung: 12 Mär 2009 15:19 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
17 Mär 2009 14:20 #94555
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8843
  • Topobär am 09 Mär 2009 14:54
  • Topobärs Avatar
5.Tag (Lake Nakuru NP - Lake Bogoria NP - Lake Nakuru NP):

Im Rift Valley gibt es noch zahlreiche andere Seen, überwiegend alkalische Seen. Wir wollten am heutigen Tage den ca. 60km nördlich von Nakuru gelegenen und ebenfalls zum Nationalpark erklärten Lake Bogoria besuchen.

Da ich ungern die selbe Strecke hin und zurück fahre, entschieden wir uns, über kleine Pisten zum einsamen South Gate zu fahren und den Park dann über das Main Gate im Norden wieder zu verlassen.

Nach 30km auf der Hauptstraße, verließen wir diese um zum South Gate zu gelangen. Die Strecke bietet keinerlei Beschilderung, es geht durch kleine Dörfer und landwirtschaftlich genutzte Flächen, überwiegend Ananasplantagen.

[bild: 111880]

Ein Verfahrer war natürlich auch dabei, aber wir näherten uns dann doch zielstrebig dem Lake Bogoria. Die Strecke wurde schlechter und vor allem staubiger. Das Boden des Rift Valley ist sehr salzhaltig und auf den Pisten entsteht dadurch schnell ein puderfeiner Staub, der durch alle Ritzen dringt. Wer den Fech-Fech der Sahara oder den Bulldust Australiens kennt, weiss, was ich meine. Da unser Fahrzeug etliche Ritzen aufzuweisen hatte und mein Fahrerfenster ebenfalls die ganze Zeit offen war, hatten wir in Kürze einen netten Sandkasten im Auto. Überhaupt konnte man am Ende eines jeden Fahrtages an der wechselnden Farbgebung des Fahrzeuginneren, die Bodenbeschaffenheit der vorangegangenen Tagesetappe ersehen.

Auf einem kleinen Pass gelegen passierten wir das Gate. Die Ranger freuten sich über die Abwechslung; hier kommt nur selten jemand vorbei. Gleich nach dem Gate bietet sich eine schöner Blick über den See.

[bild: 111886]

Als erstes steuerten wir das Figtree-Camp an. Kathrin und ich hatten hier bei unserer vorherigen Keniareise gezeltet und wir wollten den anderen dieses Kleinod nicht vorenthalten. Das Figtree-Camp liegt am Südufer des Sees in einem Wäldchen aus riesigen Feigenbäumen. Zu erreichen ist es über eine ca. 2km lange sehr schlechte Fahrspur, die kurz hinter dem Southgate von der Hauptpiste des Nationalparks abzweigt. Das Camp bietet keinerlei Sanitäreinrichtung. Die Wasserversorgung erfolgt aus einem kleinen Bach, der hier im Camp in den See mündet. Achtung vor den Pavianen, die haben nur noch Respekt vor Menschen, wenn man mit einem Knüppel o.ä. bewaffnet ist.

Zurück auf der Hauptpiste folgten wir dieser am Westufer entlang zur Hauptattraktion des Nationalparks, den Geysiren. Direkt am Seeufer gibt es ein großes Gebiet mit heißen Quellen. Überall dampft und zischt es. Nach der Einsamkeit des Figtree-Camps war hier Highlife, die Quellen sind ein beliebtes Ausflugsziel der Kenianer. Viele machen sich einen Spaß daraus, zum Picknick ihre mitgebrachten Eier in den heißen Quellen zu kochen.

Ab den heißen Quellen ist die Straße ashaltiert. In diesem Falle bedeutet dies, dass sie deutlich schlechter wird als bisher, da von Ashalt nur noch Rudimente in Form scharfer Kanten vorhanden sind.

Glücklicherweise ist es aber nicht allzu weit bis zur Hauptstraße, auf der wir rasch nach Nakuru zurückfahren. Hier in der Gegend gibt es viele Imker und an der Straße wird überall der frische Honig zum Verkauf angeboten. Da wir in unseren Unterkünften aber voll verpfegt werden, hatten wir dafür leider keine Verwendung.

Die letzten Stunden des Tages verbrachten wir wieder im Lake Nakuru Nationalpark. Nach der erneuten Umrundung des Sees, fuhren wir zum Sundowner auf die Baboon-Cliffs, einen herrlichen Aussichtspunkt über den See. Erst von hier oben kann man erfassen, welch Massen von Flamingos der See einen Lebensraum bietet.

[bild: 111889]

Wie der Name schon andeutet, leben auf den Felsen zahlreiche Paviane. Um die Besucher vor diesen dreisten Viechern zu schützen, ist hier extra ein bewaffneter Ranger postiert. Hilft aber nicht viel. Im Umkreis von 20m um den Ranger ist eine affenfreie Zone, außerhalb dieses Radius beherrschen die Paviane das Geschehen. Da werden den Kindern sogar die Brote aus der Hand und die Lutscher aus dem Mund geklaut.

[bild: 111883]

Als wir zum Auto zurückkehren, trauen wir kaum unseren Augen. Im Fahrzeug sitzt ein großes Pavianmännchen und durchwühlt es auf der Suche nach Fressbarem. Wir hatten zwar alle Türen verschlossen und ich sogar mein Fenster hochgekurbelt, nur hatten wir leider die Dachluke vergessen. Der Pavian droht zunächst einmal mit seinem eindrucksvollem Gebiss, verschwindet dann aber doch. Außer einer Banane gab es keinerlei Verluste zu beklagen.
Letzte Änderung: 17 Mär 2009 14:28 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
19 Mär 2009 15:19 #94796
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8843
  • Topobär am 09 Mär 2009 14:54
  • Topobärs Avatar
6.Tag (Lake Nakuru - Lake Victoria):

Am heutigen Tag waren Wahlen in Kenia. Bereits im Vorfeld war dies ein immer wiederkehrendes Gesprächsthema im Lande und nach den Wahlen sollte es die ganze Welt beschäftigen.

Wahlen in Kenia unterscheiden sich zumindest für den Außenstehenden stark von Wahlen, wie wir sie in Europa kennen. Im Gegensatz zum ansonsten geschäftigen Treiben in Nakuru, wirkte die Stadt fast wie ausgestorben. Nur wenig Verkehr und kaum Menschen auf der Straße. An den Wahllokalen dafür aber hunderte Meter lange Schlangen, in denen die Menschen geduldig darauf warten, ihre Stimme abzugeben. Im Gegensatz zum ansonsten eher chaotischen Alltag in Kenia wird hier eine erstaunliche Disziplin an den Tag gelegt. Ich sehe darin ein Ausdruck der Menschen, wie wichtig Ihnen die Wahl ist.

Wir verlassen die Stadt Richtung Westen auf der berüchtigten Hauptverbindungsstraße nach Uganda. Erst vor kurzem ging diese Strecke wieder durch die Weltpresse, als bei einem Unglück mit einem Tanklastzug über 100 Menschen ums Leben kamen. Ein Schlagloch reiht sich hier an das andere, durch die hohen scharfen Kanten fährt sich das unangenehmer als jede Naturpiste.

Die Landschaft rundum ist nach wie vor satt grün und meistens intensiv landwirtschaftlich genutzt. Hier in der Gegend wird vor allem Tee angebaut.

[bild: 111984]

Wenn zwischen den schlechten Strecken die Straße mal besser wird, kann man sich sicher sein, dass es dafür dann umso mehr Bumps zur Geschwindigkeitsreduzierung gibt. Grundsätzlich ist im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit dagegen auch gar nichts einzuwenden. Nur sind die Bumps in Kenia zum einen sehr gut getarnt, da weder vorher angekündigt noch in irgend einer Weise farblich vom Straßenbelag abgehoben. Zum zweiten befinden sie sich nicht nur an den Stellen, wo man sie erwartet (Ortschaften, Einmündungen etc.) sondern sind für mich ohne System auf den Straßen verteilt. Zum drittet sind die Bumps in Kenia sehr steil und hoch. Diese Mischung bedeutete im Laufe der Reise so manche Vollbremsung und wenn ich die Teile nicht rechtzeitig sah auch den einen oder anderen Luftsprung der Insassen bis unter die Decke.

Erst auf der Küstenstraße entlang des Lake Victoria in Richtung Homa Bay wird die Strecke besser. Hier wurde ein großes Kraftwerk neu errichtet und in dem Zusammenhang anscheinend auch die Straße komplett neu gemacht. Auch ansonsten macht die Gegend einen relativ wohlhabenden Eindruck. Im Hintergrund hat man die ersten Fernblicke auf den See.

Ab Homa Bay geht die Straße in eine Piste über. Wir kommen durch viele Dörfer und sehen den Alltag der Bevölkerung. Touristen verirren sich nur selten in diese Gegend.

Drei Kilometer hinter Mbita erreichen wir am frühen Nachmittag das rund um den historischen Leutturm aus Kolonialzeiten errichtete Lake Victoria Safari Village.

[bild: 111975]

Es ist erst früher Nachmittag, die Sonne scheint und der See soll hier billharziosefrei sein. Wir beschließen am schönen Strand baden zu gehen, entscheiden uns dann aber doch spontan dagegen, als nur 50m vom Ufer entfernt der Kopf eines Hippos aus den Fluten auftaucht.

So verbringen wir den Rest des Tages mit lesen. Gegen Abend braut sich über dem See noch ein Gewitter zusammen. Der Wind frischt auf, aber die Wolke bleibt über dem Wasser und entfernt sich langsam von uns.

[bild: 111978]

Lake Victoria Safari Village:

In einem sehr schönen tropischen Garten, direkt am Seeufer sind einige Hütten mit jeweils zwei Appartments verteilt. Von allen hat man einen Blick auf den See. Die Zimmer sind einfach eingerichtet, aber sauber. Im Leuchtturm befindet sich eine Honeymoon-Suite, die ebenfalls gemietet werden kann.

[bild: 111981]

Während unseres Aufenthalts waren die Besitzer auf Verwandschaftsbesuch über Weihnachten und hatten die Führung der Lodge ihren Angestellten überlassen. Wir hoffen, dass dies der Grund für den extrem schlechten Service war. Stundenlang mussten wir auf das Essen warten, dessen Qualität den gesamten Urlaub nicht unterboten wurde. Von der Getränkekarte waren nur noch die wenigsten Posten vorhanden und als dann auch noch das Bier alle war, gingen wir leicht verärgert zu Bett.

Diese Unterkunft war die günstigste unserer gesamten Reise. Sollte der Service sich bei Anwesenkeit der Besitzer deutlich verbessern, bietet sie ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis. Abgesehen von einigen Luxus-Camps auf vorgelagerten Inseln, die aber nur per Flugzeug und Boot erreicht werden können, ist das Lake Victoria Safari Village die einzige akzeptable Unterkunft am Ostufer des Sees.
Letzte Änderung: 19 Mär 2009 15:32 von Topobär.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.