7.Tag (Lake Victoria - Masai Mara):
Vom Lake Victoria Safari Village fuhren wir die Piste des Vortages wieder zurück bis nach Homa Bay. Hier bogen wir von der Küstenstraße ins Landesinnere ab, um die A1 zu erreichen.
Am Ortsausgang dann eine große Menschenmenge, viele sind mit Knüppeln bewaffnet, die Straße ist mit Reifen versperrt, davor stauen sich die Autos und werden nur einzeln durchgelassen. Meine erste Vermutung ist ein Zusammenhang mit den gestrigen Wahlen. Ich hatte bereits seit Beginn der Reise ein mulmiges Gefühl, während der Wahlen im Land zu sein, aber bei der Planung dieser Reise, die bereits mit einem Jahr Vorlauf begann, war der Wahltermin noch nicht absehbar.
Schnell muss ich eine Entscheidung treffen, wie wir uns verhalten. Die Absperrung mit den Reifen ist für unser Fahrzeug kein wirkliches Hindernis. Entscheide ich mich jedoch dafür, einfach durchzubrechen ist großer Aufruhr vorprogrammiert. Also erst mal abwarten, was sie von uns wollen und falls es brenzlich wird - Vollgas und weg.
Jetzt sind wir in der Reihe. Ich bin sehr angespannt, die Leute rings ums Auto ebenfalls. Die meisten haben Knüppel und wirken recht bedrohlich. Der erste Gang ist eingelegt, die Kupplung ist getreten, der andere Fuß sitzt auf dem Gaspedal, ich bin bereit im Notfall sofort durchzustarten. Alle rufen durcheinander, so dass es etwas dauert, bis ich verstehe, was sie wollen: \"What you have voted?\" Ich erkläre, dass wir gar nicht gewählt haben, sondern nur als Touristen durch Kenia reisen. Schlagartig ändert sich die Stimmung. Man fragt uns, wie es uns in Kenia gefällt. Freut sich, dass wir das Land bereisen und wünscht uns einen weiterhin schönen Urlaub.
Da ist dann ja alles gut gegangen. Wir sind froh, erst einmal die Situation abgewartet zu haben. Als Hintergrund muss ich noch sagen, dass hier am Lake Victoria in erster Linie Luo wohnen, Angehörige des Volksstammes, des Oppositionsführers Raila Odinga, die schon ahnten, dass ihr Kanditat mit unsauberen Methoden um das Präsidentenamt gebracht wird.
Ab Homa Bay ist die Straße zwar asphaltiert, aber bis zur A1 nur ein Flickenteppich. Erst auf der A1 ist zügiges Vorankommen möglich. Kurz vor der tansanischen Grenze biegen wir auf die C13 in Richtung Masai Mara ab. In aller Einmütigkeit zeigen die Landkarten Kenias diese Straße als Hauptverbindungsstaße. In der Realität handelt es sich aber nur um einen Feldweg. Und doch war diese Strecke der Hauptgrund, weshalb wir nach Westen, bis an den Lake Victoria gefahren sind, um in die Massai Mara zu gelangen. Die Strecke ist wunderschön, zunächst geht es durch kleinbäuerlich genutztes Land mit vielen Dörfern. Diese werden nach und nach weniger, dafür werden die Weideflächen immer größer, die ersten Rinderherden tauchen auf. Wir kommen ins Land der Masai. Das größte Highlight kommt aber zu Schluß. Am Oloololo Escarpment fällt die Hochebene abrupt zur Grasebene der Masai Mara ab, das Panorama von der Abbruchkante ist atemberaubend.
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Der Weg hinunter in die Ebene ist stark ausgewaschen. Von hier aus reisen nur ganz wenige in die Masai Mara. Viele fliegen und der Rest reist direkt von Nairobi über Narok an.
Für uns heißt die nächste Aufgabe, unser Camp zu finden. Es soll am Talek River, südlich des Intrepids Flugfeldes liegen. Durch das Musiara Gate erreichen wir den Nationalpark. Die letzte Regenzeit hat ihrem Namen alle Ehre gemacht, und viele Wege sind noch verschlammt. Auch die Flüsse, die wir queren müssen, führen noch reichlich Wasser.
Wir finden das Camp ohne Probleme, was uns selbst, noch viel mehr aber unsere Gastgeber überrascht. Wir sind die ersten Selbstfahrer, die das Camp besuchen. Über 90% der Gäste kommen per Flugzeug, der Rest mit Safari-Guide.
Uns erwartet bereits das Mittagessen, welches wir zusammen mit dem Campmanagement unter einem schattigen Baum direkt am Flußufer einnehmen. Danach noch etwas ausruhen und schon geht es wieder auf Gamedrive.
Wir haben das Camp kaum verlassen, da entdecken wir schon einen Serval. Schon bald stellen wir fest, dass er nicht allein ist. Es handelt sich um ein Weibchen, dessen Jungen im nahen Gebüsch spielen. Nur schwer können wir uns von diesem Anblick losreißen.
Nach wiederum nur kurzer Fahrt entdecken wir drei Gepardenbrüder, die sich im hohen Gras ausruhen.
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Leider ist gerade jetzt die Sonne hinter einer Wolke verschwunden, worunter die Fotos etwas leiden. Wir hoffen, die Brüder bei besserem Licht noch einmal aufzuspüren, werden damit aber kein Glück haben. Den Rest unseres Aufenthalts bleiben Sie verschwunden. Dafür liegt im Camp ein prächtiger Bildband über eben diese drei Gepardenbrüder aus.
Wir durchqueren den Talek River um zu den großen Grasebenen im Süden zu gelangen.
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Am Horizont zeichnen sich die Siluetten mehrerer Giraffen ab, die dieses Grasmeer durchqueren. Für sie muss dieses für Grasfresser so fruchtbare Gebiet wie eine Wüste erscheinen, ist doch auf Kilometer kein Baum in Sicht, von dem sie fressen könnten.
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Wir bleiben bis zum Sundowner. Zurück im Camp vergeht am Lagerfeuer mit einem GinTonic in der Hand, die Zeit bis zum Dinner, wie im Fluge.
Rekero Camp:
Beim Rekero Camp handelt es sich um ein mobiles Zeltcamp der Luxus-Klasse. Mobil heißt, dass das Camp während der Regenzeit komplett abgebaut und zur Wartung nach Nairobi gebracht wird. Es gibt keinerlei feste Installationen.
Das Camp besteht aus nur 8 Zelten, die so im Galeriewald des Talek River aufgebaut sind, dass untereinander keinerlei Sichtkontakt herrscht.
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Dazu kommt ein großes Gemeinschaftszelt mit einer gemütlichen Lounge und einem großen Tisch für das Dinner. Alle Gäste essen gemeinsam mit einigen Mitgliedern des Camp-Managements an dieser großen Tafel.
Das Camp ist in keinster Weise umzäunt und es sind häufig Tiere im Camp. Aus diesem Grunde gehört zu jedem Zelt ein traditionell bewaffneter Askari der einen vor allem in der Dunkelheit im Freien begleitet.
Es sind lediglich drei Weisse im Camp-Management. Der Rest der Camp-Leitung und alle Mitarbeiter rekrutieren sich aus den hier ansässigen Masai. Jede Besuchergruppe geht mit zwei Masai-Guides auf Safari.
Fazit: Die beste Unterkunft des Urlaubs. Man ist ganz nah an der Natur. Es wird mit einfachsten Mitteln eine luxuriöse Atmosphäre wie zu Hemmingway's Zeiten geschaffen. Auch fühlt man sich eher wie zu Besuch bei guten Freunden, als in einem kommerziellen Zeltcamp.