30./31. Januar -
Oh Chaos, lass nach!
Dieser Tag kostet mich die letzten Nerven, die ich in Deutschland aus den letzten Wochen noch übrig habe. Übermorgen soll unser Flug gehen. Nachmittags lesen wir die ersten Meldungen zu einem möglichen Streik des Sicherheitspersonals deutschlandweit an allen Flughäfen. Gut, die Hoffnung bleibt, dass die Langstreckenflüge, besonders die mit zusätzlich Frachtgut, trotzdem starten können. Abends dann die deutliche Mitteilung von Lufthansa, am Donnerstag bitte gar nicht erst an den Flughafen zu kommen. Erster Nervenzusammenbruch. Um 23 Uhr die Frage - sollen wir auf morgen umbuchen? Freitag würde überfüllt sein. Meine Antwort: "Joa ich wäre bereit". Beim Absenden denke ich mir nur, das ist eigentlich eine glatte Lüge. Zuhause ist noch nichts vorbereitet, die Katzen müssen organisiert werden und das Pferd soll morgen eigentlich noch beschlagen werden. Nächster kleiner Nervenzusammenbruch. Aber hilft ja alles nichts, Lufthansa bestätigt die Umbuchung, ich steige wieder aus dem Bett und los geht die Odysee. Gegen halb drei schaffe ich es dann nochmal ins Bett, bis morgens um 7 bereits unser Taxi wartet.
Am Flughafen fällt uns mit der Abgabe des Gepäcks gleichzeitig ein großer Stein vom Herzen, denn jetzt kann nicht mehr soo viel schief gehen. Bis zum Boarding genehmigen wir uns noch ein maßlos überteuertes Frühstück, denn Zuhause hatten wir keinen Nerv mehr, noch irgendwas vorzubereiten. George und das Bella Camp wissen bereits Bescheid, dass wir einen Tag früher anreisen und wir sind heilfroh, dass das alles so entspannt klappt. Als es im Flieger heißt "Bording complete", trauen wir unseren Augen kaum - die Maschine mag halb voll sein. Wir freuen uns auf einen entspannten Flug, der pünktlich abhebt und mehr als pünktlich landet. Wäre da nicht die fast zweistündige Immigration, die uns nochmal einiges abverlangt in einer stickigen Halle, die eher zweckmäßig umfunktioniert wurde und normalerweise kein richtiger Teil des Passagierbereichs des Flughafens ist. Wir bewahren die Ruhe und gehören zu den letzten, die dann endlich durch sind. Unser Gepäck hat sich zum Glück auch noch niemand vorher geschnappt und draußen waretet Dominic bereits auf uns, der uns auch 2021 und 2023 schon durch Nairobi gefahren hat.
Im Pride Inn Hotel angekommen, verabschieden wir uns vorerst von ihm, wir würden ihn aber in den nächsten Tagen bestimmt mal in der Mara treffen, er fährt selbst Gäste dorthin. Das Pride Inn macht einen wirklich schönen Eindruck und trotz später Stunde muss es noch ein Absacker an der Bar sein. Petra entscheidet sich für die kalte Flasche Bier, auf die sie sich schon seit Tagen nach unserer Ankunft freut und ich starte natürlich mit Gin Tonic - Happy Days und Lala Salama!
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1. Februar -
Karibu Sana
Nach einer etwas unruhigen Nacht stelle ich fest, dass sich die gewohnte afrikanische Gelassenheit bei mir noch nicht wirklich eingestellt hat. Das Frühstück gibt es hier á la carte und bietet eine tolle Auswahl.
Kurz darauf hören wir auch schon das vertraute laute Motorengeräusch eines Cruisers und fallen George in die Arme - was für eine Wiedersehensfreude! Wir schnappen uns unser Gepäck und schon geht es durch den morgendlichen Berufsverkehr los Richtung Masai Mara. Als wir Nairobi hinter uns lassen, fahren wir in den Ostafrikanischen Grabenbruch hinein und freuen uns über die sattgrüne Landschaft. Bis nach Narok war es hier im letzten Jahr staubtrocken und die Landschaft unheimlich ausgedörrt.
Hinter Narok halten wir noch in einem Crafcenter für eine Toilettenpause, allerdings ist die Sehnsucht nach dem Bella Camp und der Mara größer als der Wunsch, hier noch ausgiebig zu shoppen. Im Handumdrehen erreichen wir eines der Gates - keine Ahnung mehr welches - und sind endlich wieder im Herzen Kenias angekommen.
Die heftigen Regenfälle haben ihre Spuren hinterlassen und viele Brücken nahezu weggespült.
Die 45 minütige Fahrt zum Bella Camp führt durch die umliegenden Conservancies, die gesegnet sind mit saftigem Gras und immerhin noch etwas Wild. George warnt uns aber vor, dass es in der Zentral-Mara etwas anders aussieht, aber das wissen wir bereits. Das Gras steht teilweise höher als das Auto und die Wilddichte lässt wirklich zu wünschen übrig nach den Regenfällen.
Wir werden bereits freudig erwartet und herzlichst begrüßt - allen voran von Sakadja, unserem Lieblingssecurity, der an Petra einen Narren gefressen hat, was aber auf Gegenseitigkeit beruht. Seit dem letzten Jahr hat er sogar ein paar Worte Englisch gelernt.
Wir bekommen Zelt Nummer 3 und Richard erklärt uns alles sehr genau. Es dauert nicht lange und es stellt sich direkt ein Gefühl von "nach Hause kommen" ein. Was haben wir es im letzten Jahr bedauert, hier abzureisen und nun verbringen wir einfach die nächsten 13 Nächte hier.
Mit Blick auf den Hippo Pool gibt es einen leichten Lunch in Form von sehr leckerer Pizza, Pommes und Salat und zum Nachtisch frisches Obst.
Nachdem wir uns ein wenig eingerichtet haben, startet um 16 unsere erste diesjährige Pirschfahrt und wir sind gespannt, was uns als erstes über den Weg läuft. Wir dürfen uns über die ersten Vertreter der Großen Fünf freuen - zwar im schwierigsten Licht, allerdings vor einem tollen Hintergrund.
Mein persönliches Highlight folgt sogleich, denn wir finden eine kleine Gruppe Grant Gazellen, welche meine absoluten Lieblingsantilopen in der Mara sind.
Dann erreichen wir unser eigentliches Ziel - den
Rongai Pride. Ja, wenn man denn etwas sehen würde

Wir stehen hier neben geschätzt 15 Löwen und sehen mal eine Pfote hier, mal eine Bewegung im Gras dort. Wow, das kann ja was werden mit dem Spotten in den nächsten Tagen.
George hat eine bessere Idee und wir fahren ein Stück weiter. Hier fressen gerade zwei Löwinnen des Rudels im Gebüsch an einem kaum mehr zu identifizierenden Pumba. Der Grund, warum sie sich etwas abseits vom Rudel aufhalten, ist schnell ausgemacht - zwei kleine Cubs sind bei ihnen.
Allerdings ist die Sichtung bestens bekannt und es geht hier nun zu wie im Taubenschlag. Ich sage mir innerlich, dass dies für den ersten Tag noch akzeptabel ist und bestimmt in den nächsten Tagen etwas besser wird. Wir stehen recht abseits, da die meisten Autos quasi wie im Drive-in der Reihe nach kurz anhalten, Bilder knipsen und weiterfahren. Sie müssen alle pünktlich den Park verlassen um spätestens 18:30 Uhr. Darauf hatten wir gewaret und haben die Kleinen nochmal für einen kurzen Moment für uns, allerdings bevorzugen sie es, im hohen Gras zu toben, keine Chance auf Bilder. Macht aber nix, manche Bilder werden eben nur im Herzen gespeichert.
Kurz vor Sonnenuntergang schauen wir noch einmal beim Rudel vorbei und George positioniert uns nun so, dass wir die Löwen auch sehen. Unglaublich, dass alle 10 oder 11 Cubs aus dem letzten März überlebt haben!
Olonkera, ein Junglöwe von etwa 2 Jahren ist auch wieder beim Rudel. Er wurde kurzzeitig ausgeschlossen, kehrte dann aber wieder zurück. Ansonsten hätte er alleine kaum Überlebenschancen gehabt. Normalerweise bekommen so junge Löwenmänner keine Namen, aber seiner hat sich mit der Zeit eingebürgert, denn er bedeutet tatsächlich Babysitter. Im letzten Jahr haben wir beobachtet, wie er auf die Rasselbande aufpasste, während die Löwinnen auf Jagd gingen. Von den zwei Bossen
Lorkulop und Oloimina, die am Tag zuvor einen Konflikt mit anderen Löwenmännern hatten und noch nicht wieder beim Rudel sind, wird er gut akzeptiert, den Löwinnen darf er nicht zu nahe kommen, das lassen sie ihn deutlich spüren. Die beiden anderen Black Rock Boys Olobor und Oloshipa sind nur selten beim Rongai Pride anzutreffen, sie ziehen lieber umher und suchen Ärger.
Es stellt sich eine wunderschöne Stimmung zum Sonnenuntergänge hin ein.
Um 19:30 Uhr kehren wir ins Camp zurück und ich muss erstmal ernüchternd feststellen, dass es keinen Gin gibt. Wir geben Chronix, dem Kellner, zu verstehen, dass sich das schleunigst ändern muss und er verspricht, dass es morgen welchen gibt. Zum Abendessen gibt es neben einer leckeren Suppe sehr guten Fisch mit Gemüse. Heute braucht es nicht lange, bis wir hundemüde in die Betten fallen und voller Vorfreude auf den morgigen Tag schnell einschlafen.
Lala Salama!