3. Februar -
Geduld zahlt sich nicht immer aus. Aber meistens!
Das Räumungskommando arbeitet heute morgen schon wesentlich ruhiger als gestern. Trotzdem bin ich gefühlt zwei Stunden bevor ich aufstehen müsste bereits wach. Petra versichert mir zwar, sie würde morgen erst eine halbe Stunde vor mir aufstehen, aber meine Empfindung ist da irgendwie anderer Meinung. Egal, nicht ärgern - ein wunderbarer Tag steht uns bevor! Sakadja ist immer sehr aufmerksam und hört sofort, wenn unser Reißverschluss vom Zelt aufgeht und zack steht er mit Taschenlampe bereit und begleitet uns. Wobei eigentlich eher Petra alleine, die kriegt voraus geleuchtet und ich bahne mir hinter den beiden meinen Weg. Von ihm lernen wir heute "Guten Morgen" Auf Swaheli
"Habari za asubuhi". Was hat er einen Spaß, dass er uns etwas beibringen kann!
Heute hat es einen bestimmten Grund, dass wir wieder erst um 6:20 Uhr losfahren, denn wir werden den Talek crossen und das Rekero Crossing ist nicht weit vom Camp. Allerdings muss es dafür wenigstens etwas hell sein. So stehen wir vor dem Fluss, der die letzten beiden Male so friedlich vor sich hin floss und heute einfach Massen von Regenwasser vor sich hin spült. Petra steht die Angst ins Gesicht geschrieben, sie schließt während der gesamten Durchfahrt die Augen. Auch mir ist mulmig, denn es ist lange her als George zuletzt hier durch ist. Das Wasser steht so hoch, man müsste sich nicht weit strecken, um die Hand reinzuhalten. Auch machen sich die Wassermassen im Auto ganz schön bemerkbar. Wir atmen auf als wir auf der anderen Seite die Böschung hinauffahren. Jetzt kann Petra auch wieder die Augen öffnen. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zu dem Platz, wo
Bahatis Jungen das erste Mal gesehen wurden vor ein paar Wochen. Ein Dik Dik demonstriert uns allerdings, dass hier keine Gefahr zu erwarten ist, ergo der Bau ist verlassen. Wir fahren zu einem anderen Bau, wo sie vor zwei Tagen gesehen wurden und positionieren unser Auto. Es handelt sich um einen verlassenen Termitenhügel und George ist nicht sicher, ob sie noch hier sind. Auf dem Boden sieht man deutliche Spuren, wo Bahati die Kleine gesäugt haben muss, denn das Gras ist platt gelegen. Jetzt heißt es Warten.
Die Sonne dringt heute wieder nur sehr langsam durch die diesige Nebelwand, was uns nicht besonders in die Karten spielt, sollten die Kleinen wirklich hier sein. Denn diese kommen erst mit der wärmenden Sonne nach draußen. Wir warten und warten. Nach und nach kommen auch andere Fahrzeuge, die aber nicht die Zeit oder Geduld aufbringen, da es keine Garantie gibt. Wenn man noch zwei Wochen Mara vor sich hat, so wie wir, ist es nicht schwer, lange auf eine bestimmte Situation zu warten, denn wir werden noch genug erleben.
Als George gegen fast 10 Uhr sehr sicher ist, dass der Bau leer steht, entscheiden wir uns für ein Frühstück. Bahati hat ihr Revier dort, wo der Olare (links) in den Talek fließt und genau hier haben wir nun im dritten Jahr in Folge eine Frühstückspause. Ich weiß noch, wie bestialisch es 2021 hier aufgrund der Hippos gestunken hat und wir trotzdem genüsslich unser Frühstück verputzt haben.
Nach der Stärkung schauen wir noch einmal am Bau vorbei, aber hier tut sich noch immer nichts. Also entscheiden wir uns für den Rückweg. Bis zum Rekero Crossing ist es nicht weit und nun betrachten wir das Ganze im Hellen. Trotzdem ist es Petra noch immer nicht möglich, die Augen zu öffnen während der Durchfahrt. Mitten im Fluss gibt es einen Ruck unterm Auto und wir fürchten für einen kurzen Moment, festzusitzen. Aber nicht mit George. Der bugsiert uns pfeifend durch diesen "shit of a fly".
Hier sieht man ganz gut, wie hoch das Wasser steht. Unsere Füße wurden auf jeden Fall nass
Allerdings wartet nach der Ausfahrt eine Überraschung, denn das Auto hört sich gar nicht gesund an. George parkt so, dass er einen Blick drunter werfen kann und da sehen sogar wir, dass hier was gebrochen ist. Was genau, haben wir bis heute nicht gerafft, aber es stand definitiv in Verbindung mit dem rechen hinteren Stoßdämpfer. Wie George immer gerne sagt "finished".
Unser einer aus Deutschland denkt bei sowas gerne mal dran, dass die Reparatur ewig dauert, aber Stoßdämpfer gehören ja hier zum täglichen Geschäft. George setzt uns im Camp ab und düst nach Talek. Er versichert uns, dass die Reperatur kein Problem sein und wir heute Mittag wieder starten können.
Also machen wir das Beste draus und genießen die Pause im Camp. Zum Lunch gibt's Salat, Nudeln und Fischfrikadellen - extrem lecker, vor allem der Erdbeerquark als Dessert.
Um 15:30 Uhr trinken wir noch einen Nachmittagskaffee und machen uns mit repariertem Auto wieder auf den Weg zu neuen Abenteuern. Kurz nach dem Camp läuft uns tatsächlich ein Serval vors Auto, aber trotz aller Bemühungen seitens George ist das Gras einfach zu hoch und wir lassen ihn recht schnell wieder weiter ziehen. Wir fahren ohne wirkliches Ziel ein wenig durch die Gegend, bis George eine Nachricht erhält. Wieder kann man anhand seines Fahrstils erahnen, dass es ein bestimmter Vertreter der Big 5 sein könnte. Und wir liegen richtig - er verrät mir, dass die Leopardin
Luluka seit Wochen endlich mal wieder gesehen wurde. Sie kennen wir noch von 2021 - also nichts wie hin! um 16:45 Uhr erreichen wir unser Ziel - einen Busch mit vielen Autos drumherum. Ohje... Und wie Sie sehen, sehen Sie nichts.
Aber wir wären ja nicht wir, wenn wir nun nicht all unsere Geduld zusammen nehmen würden. Haben wir ja heute Morgen schon geübt. Im Inneren des Busches ist zumindest ab und zu mal ein Fleck auszumachen und gelegentlich hören wir das Knacken von Knochen. George ist sich ziemlich sicher, dass sie ihre Beute bald in sichere Höhe bringen will. Wir schauen uns um und die nächsten Bäume stehen relativ weit weg. "She will come" - meint George nur gelassen. Das Rangieren um uns herum blenden wir aus und warten. Nach 45 Minuten kommt Bewegung in die Sache und urplötzlich steht sie da in ihrer vollen Pracht - Luluka, die mit 7 Jahren noch immer in der Blüte ihres Lebens steht. Schwer zu schleppen hat sie nicht, denn sie hat bloß ein kleines Steinböckchen erwischt. Das erste, das wir in der Mara sehen, leider mehr tot als lebendig.
Sie entscheidet sich irgendwann zur Freude aller für den einfachen Weg, der nicht durchs hohe Gras führt, denn hier wären Bilder undenkbar. Bis sie den Baum erreicht dauert es nur wenige Minuten.
Mit einer gekonnten Leichtigkeit und Leoparden-typischer Eleganz schwingt sie sich am Baum hinauf und verstaut ihre Beute in der Speisekammer der Natur. Ich filme - Petra fotografiert und was bin ich stolz auf sie, dass sie endlich die richtigen Einstellungen ihrer Kamera gefunden hat!
Eine ganze Stunde bis Sonnenuntergang können wir sie nun beim Ausruhen im Baum beobachten bis sie uns tatsächlich auch nochmal den Gefallen tut und herunter kommt. Da ist es allerdings schon sehr schwierig, gute Bilder zu bekommen. Die meisten Autos sind weg und wir sind nur noch eine Handvoll Leute, die ihre Anwesenheit genießen.
Wir würden morgen früh direkt wieder hier her kommen, jetzt haben wir ein festes Ziel. Im Dunkeln geht es zurück ins Camp wo ich mir heute einen doppelten Gin Tonic genehmige, der aber auch irgendwie nicht richtig zischt. Egal, Hauptsache er knallt

2023 waren wir ein wenig auf Leo-Entzug in der Mara und freuen uns heute umso mehr! Nach einem leckeren Abendessen fallen wir in die Betten.
Lala Salama!