8.1., Teil I: Ein Morgen in pink
Es ist mild, windstill und noch stockdunkel, als wir am frühen Morgen durch die Stille des Camps erst zur Kaffee- und Teestation und dann zum Auto gehen. Livingstone ist schon da, verlässlich wie ein Uhrwerk, und auch wir werden uns in den nächsten beiden Wochen nicht einmal verspäten. Immer wieder bin ich erstaunt, wie wenig mich das frühe Aufstehen in Afrika stört. Die Vorfreude auf das, was kommen könnte, ist einfach größer als jede Müdigkeit.
Der holprige Weg zum Kimana Gate ist kurz, die Formalitäten für die nächsten Tage sind bereits erledigt. Bei Sonnenaufgang sind wir im Park - und staunen nicht schlecht. Da ist er ja, der Kilimanjaro!
Auch die Elefanten sind bereits von ihren Nachtquartieren außerhalb des Parks zurückgekehrt, aber noch nicht weit gekommen. Wir wissen es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das Ritual wiederholt sich täglich: Morgens durchstreifen die Elefanten auf dem Weg in die Sümpfe, wo sie den Tag verbringen, den lichten Akazienwald, fressen, baden im Staub und stehen dabei teilweise direkt am Pistenrand, bevor sie über die weiten Ebenen zu den Feuchtgebieten weiterziehen. Und am Abend läuft das Ganze dann umgekehrt.
Auch eine große Büffelherde kreuzt unseren Weg und beäugt uns neugierig durch eine Wand aus Staub, den sie reichlich aufgewirbelt hat. Überhaupt ist der helle Salzstaub omnipräsent und setzt den Kameras ordentlich zu. Wie muss es erst in der Trockenzeit sein? Wir kommen mit dem Wischen, Pusten und Putzen kaum mehr hinterher.
Die Kameras jedes Mal in den Taschen zu verstauen, ist keine wirkliche Option, denn die Motive sind reichlich. Wir behelfen uns mit dichten Tüchern, die wir regelmäßig ausschlagen, und reinigen Kameras wie Objektive mittags und abends gründlich. So geht es zumindest einigermaßen.
Unter den Elefantenherden ist immer auch Nachwuchs in allen Größenordnungen dabei, und ein übermütiges Baby beweist echte Entertainer-Qualitäten. Der Kleine ist einfach nicht zu bändigen, flitzt von rechts nach links und behelligt immer wieder sein älteres Geschwister, das offenbar die Aufsicht über das Energiebündel führen soll. Nicht gerade eine leichte Aufgabe!
Was für ein Quatschmacher, wir werden ihn noch einmal wiedersehen.
Als wir auf der Hauptpiste parallel zum Kilimanjaro weiterrollen, nähert sich aus der Ferne ein gelber Punkt. Vielleicht einer der Löwen vom Vorabend? Wir halten an und zücken die Ferngläser. Die Cheetah hält direkt auf uns zu und läuft dann in aller Seelenruhe am Auto vorbei. Dass es nicht ganz leicht sein soll, im Amboseli Katzen zu entdecken, hat sich bislang nicht bestätigt.
Wir freuen uns über den Gepard, folgen ihm aber nicht. Der Bauch ist kugelrund und die Katze wohl auf der Suche nach einem schattigen Platz für ein ausgiebiges Verdauungsschläfchen. Da wollen wir nicht stören.
Weiter ins Zentrum des Schutzgebiets ändert sich die Szenerie. Mehr Grün, mehr Feuchtigkeit in dicht bewachsenen Sumpfgebieten und überall auf den satten Wiesen hübsche Kronenkraniche.
Wir sind begeistert von der Vielseitigkeit der Landschaft mit ihren knorrigen Akazien, den Bergen im Hintergrund, den weiten Savannen, dem grünen Sumpfland und den Seen, die sich nun vor uns erstrecken. Sie sind durchsetzt mit Pink. Flamingos!
Ich wusste, wir würden sie wohl sehen, aber ihre Anzahl überrascht uns. Livingstone will eigentlich zum Airstrip, wo wir zum Frühstücken aussteigen dürfen, ändert aber spontan den Plan, als er unsere Begeisterung spürt. Wir umrunden den Seen, der vor allem durch ergiebige Regenfälle einige Wochen zuvor entstanden ist, und lassen uns Zeit dabei. Der Anblick ist einfach zu schön.
Als wir gegen 10 Uhr am Airstrip ankommen, haben wir nicht nur einen Bärenhunger, sondern sind auch randvoll mit tollen Eindrücken.
Hinten links im Bild der kleine Flugplatz. Dort darf man halten und aussteigen.
Die muss ich erst mal sacken lassen. Ich hatte kaum Erwartungen an den Amboseli und kann schon jetzt nicht mehr nachvollziehen, warum. Wahrscheinlich hatte ich mit ein wenig Eintönigkeit gerechnet. Das Gegenteil ist der Fall.
Wir plündern die gut gefüllten Boxen, die uns das Camp mitgegeben hat, und frühstücken mit Blick auf den Kilimanjaro. Was für ein Leben! Ich habe erst Hemmungen, den Rangern unsere reichlichen Überbleibsel in die Hand zu drücken, doch sie freuen sich aufrichtig. Der Magen ist gut gefüllt, der Kopf sortiert - es kann weitergehen.
Teil II folgt.