THEMA: Kenia 2022: Amboseli, Tsavo und den Kili im Blick
17 Jun 2022 16:42 #645394
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  • Beatnick am 17 Jun 2022 16:42
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8.1., Teil I: Ein Morgen in pink

Es ist mild, windstill und noch stockdunkel, als wir am frühen Morgen durch die Stille des Camps erst zur Kaffee- und Teestation und dann zum Auto gehen. Livingstone ist schon da, verlässlich wie ein Uhrwerk, und auch wir werden uns in den nächsten beiden Wochen nicht einmal verspäten. Immer wieder bin ich erstaunt, wie wenig mich das frühe Aufstehen in Afrika stört. Die Vorfreude auf das, was kommen könnte, ist einfach größer als jede Müdigkeit.

Der holprige Weg zum Kimana Gate ist kurz, die Formalitäten für die nächsten Tage sind bereits erledigt. Bei Sonnenaufgang sind wir im Park - und staunen nicht schlecht. Da ist er ja, der Kilimanjaro!



Auch die Elefanten sind bereits von ihren Nachtquartieren außerhalb des Parks zurückgekehrt, aber noch nicht weit gekommen. Wir wissen es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das Ritual wiederholt sich täglich: Morgens durchstreifen die Elefanten auf dem Weg in die Sümpfe, wo sie den Tag verbringen, den lichten Akazienwald, fressen, baden im Staub und stehen dabei teilweise direkt am Pistenrand, bevor sie über die weiten Ebenen zu den Feuchtgebieten weiterziehen. Und am Abend läuft das Ganze dann umgekehrt.



Auch eine große Büffelherde kreuzt unseren Weg und beäugt uns neugierig durch eine Wand aus Staub, den sie reichlich aufgewirbelt hat. Überhaupt ist der helle Salzstaub omnipräsent und setzt den Kameras ordentlich zu. Wie muss es erst in der Trockenzeit sein? Wir kommen mit dem Wischen, Pusten und Putzen kaum mehr hinterher.





Die Kameras jedes Mal in den Taschen zu verstauen, ist keine wirkliche Option, denn die Motive sind reichlich. Wir behelfen uns mit dichten Tüchern, die wir regelmäßig ausschlagen, und reinigen Kameras wie Objektive mittags und abends gründlich. So geht es zumindest einigermaßen.



Unter den Elefantenherden ist immer auch Nachwuchs in allen Größenordnungen dabei, und ein übermütiges Baby beweist echte Entertainer-Qualitäten. Der Kleine ist einfach nicht zu bändigen, flitzt von rechts nach links und behelligt immer wieder sein älteres Geschwister, das offenbar die Aufsicht über das Energiebündel führen soll. Nicht gerade eine leichte Aufgabe!









Was für ein Quatschmacher, wir werden ihn noch einmal wiedersehen.



Als wir auf der Hauptpiste parallel zum Kilimanjaro weiterrollen, nähert sich aus der Ferne ein gelber Punkt. Vielleicht einer der Löwen vom Vorabend? Wir halten an und zücken die Ferngläser. Die Cheetah hält direkt auf uns zu und läuft dann in aller Seelenruhe am Auto vorbei. Dass es nicht ganz leicht sein soll, im Amboseli Katzen zu entdecken, hat sich bislang nicht bestätigt.





Wir freuen uns über den Gepard, folgen ihm aber nicht. Der Bauch ist kugelrund und die Katze wohl auf der Suche nach einem schattigen Platz für ein ausgiebiges Verdauungsschläfchen. Da wollen wir nicht stören.



Weiter ins Zentrum des Schutzgebiets ändert sich die Szenerie. Mehr Grün, mehr Feuchtigkeit in dicht bewachsenen Sumpfgebieten und überall auf den satten Wiesen hübsche Kronenkraniche.





Wir sind begeistert von der Vielseitigkeit der Landschaft mit ihren knorrigen Akazien, den Bergen im Hintergrund, den weiten Savannen, dem grünen Sumpfland und den Seen, die sich nun vor uns erstrecken. Sie sind durchsetzt mit Pink. Flamingos!









Ich wusste, wir würden sie wohl sehen, aber ihre Anzahl überrascht uns. Livingstone will eigentlich zum Airstrip, wo wir zum Frühstücken aussteigen dürfen, ändert aber spontan den Plan, als er unsere Begeisterung spürt. Wir umrunden den Seen, der vor allem durch ergiebige Regenfälle einige Wochen zuvor entstanden ist, und lassen uns Zeit dabei. Der Anblick ist einfach zu schön.









Als wir gegen 10 Uhr am Airstrip ankommen, haben wir nicht nur einen Bärenhunger, sondern sind auch randvoll mit tollen Eindrücken.

Hinten links im Bild der kleine Flugplatz. Dort darf man halten und aussteigen.


Die muss ich erst mal sacken lassen. Ich hatte kaum Erwartungen an den Amboseli und kann schon jetzt nicht mehr nachvollziehen, warum. Wahrscheinlich hatte ich mit ein wenig Eintönigkeit gerechnet. Das Gegenteil ist der Fall.





Wir plündern die gut gefüllten Boxen, die uns das Camp mitgegeben hat, und frühstücken mit Blick auf den Kilimanjaro. Was für ein Leben! Ich habe erst Hemmungen, den Rangern unsere reichlichen Überbleibsel in die Hand zu drücken, doch sie freuen sich aufrichtig. Der Magen ist gut gefüllt, der Kopf sortiert - es kann weitergehen.

Teil II folgt.

Letzte Änderung: 17 Jun 2022 16:46 von Beatnick.
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17 Jun 2022 18:21 #645400
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Hallo Betti,
Wie schön habt ihr die Morgenstimmung mit den Tieren eingefangen! Und dann die Farbenpracht mit den Flamingos! Einmalig.
Das mit dem Elefantenpendeln und rush hour wieder zurück in die Hügel habe ich nicht gewusst! Es ist halt schon ein Vorteil wenn ein guter Guide den Kunden Einiges an Hintergrund zu sagen weiß, wie eben eurer Livingstone. Der ist wirklich goldiig.
Staub im Amboseli? Ach, wie haben wir damit gekämpft, aber die Schlacht verloren! So ist es halt mal in der Wildernis.
Danke auch für die lustige Sequenz des spielerischen Eli. Wirklich zum Verlieben. Und dazu noch einen Gepard! Ooooooo myyyyyy Gooood and Goodnesssss
Danke euch!
Katrin
If life is a journey be sure to take the scenic road!

Expedition Antarktis:
www.namibia-forum.ch...s-und-s-georgia.html

Island In Herbstfarben
www.namibia-forum.ch...-september-2018.html


Nordamerikanische Safari und Landschaften May Till October 2019

www.namibia-forum.ch...landschaft-2019.html

Zweite Selbst Fahrer Tour in Tansania. Same same but different.
Juni 2018
www.namibia-forum.ch...e-but-different.html

Trip reports in English:

Namibia and KTP 2016
safaritalk.net/topic...-tr-nam-sa-bots-nam/

Botswana 2016:
safaritalk.net/topic...fari-tr-bots-nam-sa/

Tanzania 2015:
safaritalk.net/topic...s-and-lions-in-camp/

Nam-SA-Bots 2014:
safaritalk.net/topic...ca-and-namibiab/page
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17 Jun 2022 20:45 #645403
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Schon die ersten Eindrücke machen mich wieder mal
SPRACHLOS !!!
Das Foto vom Sunrise mit Kili und Heißluftballon ist einfach nur TOP.

LG yvy
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17 Jun 2022 23:31 #645409
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  • Sabine26 am 17 Jun 2022 23:31
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Hallo Betti,

ist noch Platz für mich? Ich würde sehr gerne zusteigen bei Deinem Bericht.

Ich kann gar kein passendes Adjektiv finden, um so richtig zu beschreiben, wie ich Deine/Eure Bilder finde. Einfach wundervoll!

Wir liebäugeln auch mit einer Kenia-Reise. Sollten wir diese einmal angehen, war ich mir bis vor kurzem sicher, wohin, aber jetzt kommt dieser Bericht, sodass Du mich verunsichert hast. Auf Euren Bildern sieht alles so toll aus … aber wie hat hier jemand geschrieben, wahrscheinlich könntest Du auch einen Urlaub in Tante Trudes Schrebergarten schmackhaft machen.

Viele Grüße
Sabine
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19 Jun 2022 10:06 #645462
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Jambo ihr Lieben,

Sadie schrieb:
Wie schön habt ihr die Morgenstimmung mit den Tieren eingefangen! Und dann die Farbenpracht mit den Flamingos! Einmalig.

Vielen Dank! Flamingos hast du ja wahrscheinlich mehr oder minder vor der Haustür, oder?

Sadie schrieb:
Staub im Amboseli? Ach, wie haben wir damit gekämpft, aber die Schlacht verloren!

:laugh: :laugh: B)

Sadie schrieb:
Ooooooo myyyyyy Gooood and Goodnesssss

:lol: :lol: :lol:

yp-travel-photography schrieb:
Schon die ersten Eindrücke machen mich wieder mal SPRACHLOS !!!

:ohmy: :blush: Dankeschön!

Sabine26 schrieb:
ist noch Platz für mich?

Unbedingt!!!

Sabine26 schrieb:
Ich kann gar kein passendes Adjektiv finden, um so richtig zu beschreiben, wie ich Deine/Eure Bilder finde. Einfach wundervoll!

Ohhhh, 1.000 Dank für das tolle Kompliment!

Sabine26 schrieb:
Wir liebäugeln auch mit einer Kenia-Reise. Sollten wir diese einmal angehen, war ich mir bis vor kurzem sicher, wohin, aber jetzt kommt dieser Bericht, sodass Du mich verunsichert hast.

Ich hoffe, dass das noch ins Gegenteil umschlägt und der Bericht bei Entscheidungen helfen kann. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Parks und Regionen in Kenia sind schon recht groß. Frag sehr gerne, wenn du Genaueres wissen möchtest. Es kommt ja auch immer darauf an, was genau man sucht.

Später geht es hier weiter, liebe Grüße,
Betti
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19 Jun 2022 16:05 #645511
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8.1., Teil II: "Die Landschaft, die Landschaft!"

Im Amboseli gelingt uns, was auf Safari nicht immer zu unseren Stärken zählt: Wir sind außergewöhnlich entspannt. Wohl aus mehreren Gründen: Wir hatten diesen Trip notgedrungen kurzfristig gebucht, und waren froh, überhaupt nach Afrika reisen zu können. Zudem rechneten wir aus gutem Grund nicht annähernd mit den spektakulären Sichtungen, die in der Mara schon fast zur Tagesordnung gehören. Die Wege dürfen ohnehin nicht verlassen werden, und so schaukeln wir nach dem Frühstück in aller Seelenruhe durch die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft, von der wir wussten, dass sie auf dieser Reise eine zentrale Rolle spielen würde.





"Guck doch mal, die Landschaft, die Landschaft", sage ich immer wieder begeistert zu Thomas und gehe ihm damit wahrscheinlich gehörig auf die Nerven, denn natürlich guckt er sowieso. Man wird sich ja noch freuen dürfen... Thomas rollt mit den Augen und Livingstone sagt augenzwinkernd "Oh my God!" Alles wie gehabt, und das ist ganz wunderbar.







Nur selten begegnen uns andere Autos. Der Blick ist weit, die Idylle perfekt. Nicht immer ist es möglich, nah an die Tiere heranzukommen. Beobachten können wir sie dennoch gut und tun das mit dem Zeitpolster von drei Nächten im Amboseli ausgiebig und ohne Hatz.







Tiere gibt es viele und überall zu sehen, was wohl der sattgrünen Savanne und somit reichlich Futter geschuldet ist.



Sie wirken sehr relaxt - zumindest, wenn was den Umgang mit Menschen betrifft.







Gegen Mittag wird es heiß. Wir rollen über die gut gewarteten Wege langsam in Richtung Camp zurück...





...und schlucken auf der kurzen Holperpiste ordentlich Staub.



Das zwar mengenmäßig reichhaltige Buffet im riesigen Open-Air-Speiseraum ist auf Kantinenniveau und nicht ganz unser Ding. Aber Spaghetti mit Tomatensauce (und viel Chili) gehen ja immer, in meinem Fall und an diesem Ort sogar bei drei Mittagessen in Folge.

Aus dem geplanten Power-Nap wird im Anschluss auch deshalb nichts, weil Familie Baumhopf ihren Nachwuchs in den benachbarten Bäumen aufzieht. Die Jungvögel veranstalten ein Heidenspektakel, was uns natürlich nicht stört, aber aus dem Bett scheucht. Im Garten ist es sowieso viel schöner und auch wunderbar friedlich.





Wir gehen einmal über die komplette Anlage, die gigantisch groß ist, aber nicht unbedingt so wirkt. Zu den Unterkünften zählen auch Selfcatering-Zelte, die mit großem Abstand in der Reihe vor uns liegen. Wir hatten auch mit dem exklusiveren Tortilis Camp innerhalb des Parks geliebäugelt, uns dann aber aus Kostengründen dagegen entschieden. Unser sauer verdientes Geld haben wir später an anderer Stelle gelassen...





Maikäfer in love?!




Am Nachmittag biegt Livingstone im Park von der Hauptpiste nordwärts ab, einige der riesigen Elefantenherden sind schon wieder auf dem Rückweg von den Sümpfen.







Wir entdecken ein Löwenrudel (ein anderes als am Vortag), das im Schatten hoher Gräser schlummert. Hier tut sich nichts, auch nicht nach 20 Minuten, und wir fahren weiter. Eine gute Entscheidung. Denn eine Stichstraße, die einst ein Rundweg war, nun aber auf der zweiten Hälfte im Morast versunken ist, führt nah ran an einen der vielen Tümpel.





Wo Wasser ist, ist Leben. Wir beobachten Vögel und Hippos, die Stille wird nur vom Schnauben der Nilpferde unterbrochen. Das ist ein Platz ganz nach unserem Geschmack, und wir bleiben einfach da.







Die Hitze des Tages lässt nach, als die Sonne immer tiefer sinkt. Nur mit Mühe durchbricht sie die Wolken am Kilimanjaro und taucht die Landschaft in ein mystisches Licht.



An der Gabelung, wo sich am Vorabend die Wege der jungen Löwen und der Elefanten gekreuzt hatten, stehen einige Autos. Am Morgen waren die Löwen nicht dort gewesen oder zumindest nicht sichtbar. Livingstone hatte aber schon vermutet, dass sie irgendwo im hohen Gras versteckt sein könnten, denn wir hatten eine Familie Warzenschweine beobachtet, die sich dort hineingewagt und im sprichwörtlichen Schweinsgalopp wieder herausgerannt war.



Im Laufe des Vormittags hat sich dann offenbar ein unvorsichtiges Zebra der bewussten Stelle genähert und dabei sein Leben gelassen. Der Kadaver ist schon ziemlich abgenagt und liegt weit entfernt im Gras. Die Katzen pendeln nun zwischen ihrer Beute und einem Wasserloch, das zuvor die ziehenden Elefanten mit Beschlag belegt hatten. Nachdem der Strom der Dickhäuter abgeebbt ist, schlägt nun die Stunde der Löwen.



Allerdings auch unsere. Wir sind spät dran, schaffen es aber gerade wieder mit Sonnenuntergang durchs Tor. Im Restaurant trotzt der nette junge Pizzabäcker der Gluthitze des Steinofens und zaubert uns erneut unsere Wunschpizzen. Sie sind ein echter kulinarischer Höhepunkt und genau richtig nach einem langen Safaritag. Schon jetzt freuen wir uns auf den nächsten.
Letzte Änderung: 21 Jun 2022 10:34 von Beatnick.
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