Der letzten Tag dieser Reise bricht an, am Abend werden wir nach Hause fliegen. Wir haben so viel gesehen und erlebt, und doch wundere ich mich jedes Mal, wo eigentlich die Zeit geblieben ist. Ist es ein halbes Jahr her, dass wir im Amboseli waren? Oder war es vorgestern? Beides ist gefühlt möglich.
Wir starten wie gewöhnlich am Tag der Weiter-/Abreise etwas später. Ich mag immer wieder aufs Neue die friedliche Stimmung in den Camps, wenn die anderen Gäste schon unterwegs sind. Wir frühstücken in Ruhe, die Taschen hatten wir am Vorabend schon gepackt, dann geht es los. Zum letzten Mal quer durch den Park in Richtung Westen, der Himmel ist verhangen, der Regen nun tatsächlich ganz nah.
In der Ferne sehen wir Löffelhunde und dann direkt an der Piste Somalistrauße. Der Bräutigam hat sich in Schale geworfen mit seinem knallblauen Dress und den pinkfarbenen Stutzen. Er leuchtet wie ein Osterei.
Wir hatten schon einige Monate zuvor in Samburu Somalistrauße gesehen, aber noch nie so ausgefärbt. Im Tsavo East hat man gute Chancen sie zu entdecken, anders als im Tsavo West, dem Zuhause afrikanischer Strauße.
Wieder fahren wir bis zum Voi Gate, treffen unterwegs alte Bekannte ...
... und biegen dann ein letztes Mal nach Norden ab.
Wir passieren die Wasserlöcher, wo wir zwei Tage zuvor tolle Begegnungen mit den "roten" Elefanten hatten, diesmal liegen sie wie ausgestorben. Es ist aber vielleicht auch noch zu früh am Tag für eine zünftige Wasserschlacht.
Trübes Licht, trübe (Abschieds-)Stimmung, wir sind nicht sehr redselig an diesem Morgen. Livingstone freut sich bestimmt darauf, nach zwei Wochen wieder einmal ein paar Tage frei zu haben. Wer will es ihm verdenken.
Ich hänge meinen Gedanken nach und bin nicht ganz bei der Sache, und so ist es eher mein Unterbewusstsein, das plötzlich einen Fund meldet. "Löwen!" sage ich und überrasche mich damit selbst. Mein Hirn ist nicht so ganz auf Zack, anders als meine Augen.
Livingstone feiert mich für diese Sichtung ("Oh my Goooooooood, Betti, my Goodness!"), die allerdings ehrlicherweise relativ auf dem Präsentierteller war. Wir haben wohl alle etwas gepennt. Wie auch ein anderes Auto vor uns, das an den Löwen vorbeigedüst war, ebenfalls ohne sie zu entdecken. Als sie aus der Ferne sehen, dass wir umdrehen und schließlich stehenbleiben, kommen sie noch einmal zurück und sind euphorisch.
Eine Empfindung, die die Katzen wohl nicht ganz teilen. Die drei Kleinen sind vor allem auf Milch aus - und auf Schlaf. Nach einer Viertelstunde verschwindet die kleine Familie in einer Senke und im hohen Gras. Ich freue mich trotzdem, dass wir zum Abschied noch einmal Löwen gesehen haben.
Wir rollen weiter nordwärts, an der westlichen Parkgrenze entlang, dichter Busch und wieder viele Vögel.
Schließlich steigen wir noch einmal aus und auf den Mudanda Rock, ein rund 1,6 Kilometer langer Inselberg, auf dem die Einheimischen in früheren Zeiten ihr Fleisch zum Trocknen ausgelegt haben.
Der Blick ist weit, flaches Land ringsum und ein natürlicher See, der sich am Fuß des Felsens staut. Einige Antilopen kommen zum Trinken, ein Idyll, das noch intakt zu sein scheint.
Innerlich verabschiede ich mich an diesem schönen Ort von dieser Safari, kurze Zeit später fahren wir durch das Manyani Gate aus dem Park heraus und schließlich über die Mombasa-Nairobi Road den langen Weg in die kenianische Hauptstadt.
Wir passieren dabei auch die Stelle, wo einst die "Man-Eaters" beim Bau der Eisenbahn für tödliche Dramen gesorgt haben. Kaum zu glauben, was sich hier abgespielt hat vor langer Zeit, denke ich, denn heute hat die Szenerie mit wildem Busch nichts mehr zu tun. Die Einheimischen hätten damals die Verstorbenen tief in den Busch gebracht, aber nach Sitte nicht verscharrt; das hat die Löwen wohl regelrecht auf den Geschmack gebracht, erzählt Livingstone. Klingt logisch. Soweit ich weiß, gibt es aber unterschiedliche Theorien, warum die Löwen zu Menschenfressern wurden. Wie auch die Zahl ihrer Opfer variiert.
Sehr zeitig sind wir zurück in Nairobi, die rummelige Metropole ist ein kleiner Schock nach zwei Wochen in Ruhe und Abgeschiedenheit. Die Mall, in der wir beim letzten Mal die Wartezeit sehr komfortabel verbrachten, liegt leider in der falschen Richtung, und so steuern wir das Four Points by Sheraton an, unsere Unterkunft der ersten Nacht.
Das Hotel ist zwar schon auf dem Flughafengelände, wir können aber in einem kleinen Garten sitzen und lecker essen, was wir auch tun, nachdem wir bei unserem letzten Heimflug aus Nairobi die Nacht am Gate verbringen mussten. Das ist diesmal glücklicherweise nicht der Fall, wir verabschieden uns vom abermals großartigen Livingstone, den wir bestimmt wiedersehen werden, und kommen ohne Zwischenfälle sicher in Hamburg an.
Was bleibt, ist Dankbarkeit für eine Reise, die so nie geplant war und doch ein großer Erfolg. Vielen lieben Dank für eure virtuelle Begleitung, das hat sehr großen Spaß gemacht! Das Fazit folgt noch in den nächsten Tagen.
Liebe B./B.,
da habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob Ihr auch dem Mudanda Rock einen Besuch abstattet - aber natürlich! Bei uns war der See eher ein kleiner Tümpel, aber insgesamt fanden wir diesen Fels so magisch, dass wir in Australien auf den Besuch des Ayer's Rock verzichtet haben. (Scherz, das war nicht der Grund ).
Und wenn Du dich gewundert haben solltest, warum der Fels, auf dem Du an den Lugard Falls gesessen hast, so schön geschmeidig rund war: den habe ich mir so zurecht geschubbert!
Genug der Späße, es ist traurig genug: Eure Reise ist vorbei! Hab Dank für Deine plastische, kurzweilige Beschreibung Eurer Erlebnisse und die unglaublich schönen Fotos von Thomas (auch wenn wir ja wissen, dass es deep fakes sind )!
LG aus PdlC
Karsten
ach wie schade, dass es schon wieder vorbei ist mit dem Bericht. Ich hätte noch viel weiter mit fahren können...
Danke für die wie immer wunderbaren Bilder und Deine passenden Beschreibungen. Ich habe jedes Kapitel genossen und fühlte mich in die Stimmung des afrikanisches Busches versetzt.
Umso schöner, dass es bald für Euch nach Namibia geht. Genießt Eure Reise!
Und ich bin mir fast sicher, dass davon auch irgendwann wieder ein Bericht im Forum landen wird.
Wunderbar, eure Bilder und Erzählungen! Danke fürs Mitnehmen und Zeigen. Die Löwen am Schluss sind natürlich super! Ihr habt mir wieder mal eine schöne Zeit beschert! Noch einmal schlafen und dann gehts für uns wieder in den Krüger! My happy place…
Liebe Grüsse Von Katrin
If life is a journey be sure to take the scenic road!
eben gab es euer Video zum Frühstück - das ist schon ganz großes Kino, im wahrsten Sinne des Wortes! So süß die kleinen Löwen sind und so beeindruckend die große roten Elefanten, aber mein Herz wurde von dem kleinen Pavian (so doof ich die auch normalerweise finde) im Sturm erobert . Wie kann man - kaum auf der Welt - schon so cool sein?
Danke auch für den gesamten Bericht - ich hab erst neulich zu Elke fiedlix gesagt, dass ich zwar keinen Plan habe, wo Ihr da seid, da ich mich mit Ostafrika noch nie karten- bzw. reisemäßig beschäftigt habe, aber die Bilder gefallen mir trotzdem .
Freu' mich schon auf euren nächsten Bericht, immerhin werde ich da auch räumlich mal nicht völlig desorientiert sein beim Lesen .
Aber jetzt wünsche ich euch erstmal eine schöne Reise dafür .
Vielen Dank für diesen schönen und interessanten Bericht!
Auch wenn ich es als fast schon frech empfinde dass er schon fertig ist...
Betreffend der Tsavo-Brücke: Hast du da ein Bild oder eine genaue Ortsangabe? Ich habe schon etliche Brückenbilder zu den menschenfressenden Löwen und Patterson gefunden, dass ich echt nicht weiss obs nun wirklich die ist die in der Nähe des Man Eater Camps rumsteht...