5. Tag (Mi. 22.12.2022)
Amboseli National Park – Tsawo West National Park
162km
Nachts gab es noch einmal ein kräftiges Gewitter. Während ich wach lag und hoffte keinen Wassereinbruch bekämpfen zu müssen, hat Kathrin mal wieder alles verpennt. Zum Glück hielt das Zelt dicht. Meine Konstruktion für die Apsis hat gehalten und es hat sich nur wenig Wasser auf dem Zelt gesammelt.
Am morgen haben sich die meisten Wolken verzogen und der Sonnenaufgang ist noch spektakulärer als am Vortag.
Wir ließen uns an diesem Morgen viel Zeit und frühstückten in aller Ruhe auf unserer Campsite. Ich hatte eine Wäscheleine aufgehängt, um die Schlafsäcke und das Bettlaken zu trocknen, was mit Hilfe der Sonne auch bis zur Abfahrt gelang.
Nach über 25 Jahren Afrikareisen denkt man schon alles erlebt zu haben und wird dann doch eines Besseren belehrt. Wir haben eine Maus an Bord, genauer gesagt im Aufbau. Wir haben eindeutige Biss-Spuren an einer Avocado und 2 Tomaten entdeckt. Leider können wir nicht verhindern, dass das Mistvieh an unsere Vorräte kommt, da wir für Obst und Gemüse nur eine offene Lagerbox haben. Bei genauerer Untersuchung des Laderaums müssen wir feststellen, dass sich die Maus nicht nur an Lebensmitteln bedient hat, sondern sich auch an Textilien zu schaffen macht. Das ist sehr ärgerlich, genau wie der Umstand, dass wir noch keine Idee haben, wie wir unseren blinden Passagier loswerden. Kathrin liebt Mäuse und ist für radikale Maßnahmen noch nicht zu gewinnen.
Erst nach 9:00Uhr machen wir uns auf den Weg. Unterwegs noch ein kurzer Abstecher nach Kimana. Während ich tanke, stockt Kathrin auf dem Markt unsere Frischwaren wieder auf.
Die Piste zum Tsawo East zeigt sich in stark wechselndem Zustand. Einige Stellen sind sehr zerfahren und es gibt längere Passagen mit unangenehmen Wellblech. Die Regenfälle der letzten Tage konnten der Piste aber nicht viel anhaben. Der Landcruiser hat jedoch schon eine ordentliche Schlammpatina. Wir fahren durch saftig grünes Agrarland. Viele Felder und Rinder. Lange hängen wir hinter einer großen Herde fest, bis wir uns endlich vorbeidrängeln können. Die früher für die Strecke Amboseli – Tsawo geltende Konvoipflicht besteht nicht mehr.
Um 12:00Uhr erreichen wir das Chyulu Gate des Tsawo West National Park. Unser Plan ist es, den Shetani Lava Flow nördlich durch die Chyulu Hills zu umfahren, dabei die Shetani Lava Cave zu besichtigen und uns abschließend den Shetani Lava Flow selbst anzusehen.
Nur wenige Kilometer nach dem Gate zweigt die Umfahrung von der Hauptpiste ab und führt hoch in die Chyulu Hills. Sie ist steil, aber in gut zu fahrendem Zustand. Anfangs sehen wir immer mal wieder Tiere, das wird aber weniger, je höher wir in die Berge kommen. An der Stelle, wo die Piste lt. allen vorhandenen Karten ins Paralleltal wechseln soll, um östlich des Shetani Lava Flows wieder auf die Hauptpiste zu treffen, erleben wir eine Überraschung. Die Piste führt weiter geradeaus in Richtung Chyulu Hills Nationalpark. Wir suchen die Gegend weiträumig ab und fahren auch noch ein gutes Stück weiter, aber ohne Ergebnis. Unverrichteter Dinge müssen wir umkehren und auf gleichem Weg zurück zur Hauptpiste fahren. Aufgrund der tollen Aussicht aus den Bergen in die Ebene, hat sich der Abstecher trotzdem gelohnt. Wäre interessant zu wissen, wohin die Piste letztendlich führt. Bei maps.me ist sie nicht eingezeichnet.
Somit ist unser nächstes Ziel der Shetani Lava Flow. Als schwarze vegetationslose Wunde zieht sich der erkaltete Lavastrom durch den üppigen grünen Busch. Die Dimensionen von über 10km Länge und bis zu 3km Breite kann man vom Boden gar nicht richtig erfassen und werden auch auf den Fotos nicht annähernd wiedergegeben. Der Shetani Lava Flow Ist erst vor 200 Jahren entstanden. Die gesamten Chyulu Hills erst vor ca. 2.000 Jahren. Shetani ist das Swahili-Wort für Teufel. Noch heute findet sich der Ausbruch in den Mythen und Legenden der Region.
Gleich hinter dem Shetani Lava Flow biegen wir auf die Piste zur Shetani Lava Cave ab. Hier wollten wir bei unserer ursprünglichen Planung aus den Bergen zurück zur Hauptpiste kommen. Diese Piste ist deutlich ruppiger und felsiger als die bisherigen Wege. Unterhalb des Ausbruchskraters an der der Shetani Lava Flow seinen Beginn hat, verliert sich die Piste im dichten Busch. Von einer Höhle ist erst einmal nichts zu sehen. Allerdings weiß ich von Fotos, dass die Höhle nicht etwa in einer Felswand beginnt, sondern in einer Grube im Boden. Ich erkunde die Umgebung und werde bald fündig. Mit Stirnlampe und Taschenlampe bewaffnet, mache ich mich an die Erkundung. Kathrin bleib erst einmal draußen und wartet ab, was ich zu berichten habe. Höhlen sind nicht so Ihr Ding. Angeblich soll die Höhle mehrere Kilometer lang sein. Mir genügt es aber, bis in die erste größere Kammer zu gehen. Hier wimmelt es nur so von Fledermäusen. Als ich das Kathrin erzähle, will Sie doch in die Höhle. Ich hatte immer gedacht, dass Fledermäuse dank ihres Echolots auch im dunkeln präzise navigieren können und bin deshalb überrascht mehrfach von den Flügel im Vorbeiflug berührt zu werden.
Auf der Chyulu Campsite haben wir nur kurz die Lage gepeilt. Der erste Eindruck gefällt uns gut. Eine große saftig grüne Wiese. Am Rand stehen mehrere mit Palmwedeln gedeckte Sonnen- und Regenschutzdächer, von denen aber nur noch rund die Hälfte Ihren Zweck erfüllt. Da wir wahrscheinlich erst bei Einbruch der Dunkelheit wieder zur Campsite zurückkehren werden, schauen wir kurz, wo wir die beiden Nächte stehen wollen und machen uns dann wieder auf den Weg.
Unser Ziel ist der Poachers Lookout, wo wir auf einen schönen Sundowner hoffen.
Vom Tsawo West National Park hört und liest man immer wieder, dass er sich nicht gut zur Tierbeobachtung eignet und eher seiner Landschaft wegen besucht werden sollte. Die Landschaft ist auf jeden Fall sehr schön und abwechslungsreich und würde für sich schon für einen Besuch lohnen. Wir waren aber auch mit den Tierbeobachtung sehr zufrieden. Allein am heutigen Tag sahen wir u.a. Impalas, Kuhantilopen, Schakale, Zebras, Dik-Diks, Elefanten und jede Menge Giraffen. Besonders beeindruckend war eine riesige Herde Oryxe.
Die rote Erde färbt nicht nur die berühmten roten Elefanten des Tsawo ein, sondern alle Tiere des Parks. Wenn Ihr die Ohren der Oryx anschaut, könnt Ihr erkennen, dass es sich um eine andere Art als im südlichen Afrika handelt. Diese Oryx haben Pinselohren.
Der Ausflug zum Poachers Lookout hat sich gelohnt. Der Blick geht weit nach Westen, bis zum Kilimanjaro, der sich jedoch hinter Wolken versteckt. Unter uns in der Ebene sehen wir viele Giraffen. Vor allem erleben wir aber endlich mal einen Sundowner, der diesen Namen auch verdient.
Der Rückweg sind über 10km und es wird zunehmend dunkler. Kurz vor der Campsite entdeckt Kathrin eine Eule auf einem Baumstumpf unweit der Piste. Keine Ahnung, wie Sie die bei dem Licht noch entdecken konnte. Auf der Campsite angekommen ist es dunkel. Gut, dass wir unseren Stellplatz schon vorhin ausgesucht hatten.
Heute hatten wir Glück mit dem Wetter. Es war den ganzen Tag überwiegend leicht bewölkt und trocken. Auch die zum Abend hin aufziehenden stärkeren Wolken bringen keinen Niederschlag.
Gestern hatte ich bei dem durchwachsenen Wetter die Kraft der Sonne unterschätzt und einen kräftigen Sonnenbrand auf den Oberschenkeln geholt. Deshalb war ich heute die meiste Zeit gezwungen, mit einem Handtuch über den Beinen Auto zu fahren.
Zum Abendessen gibt es heute Ratatouille.
Der erste Abend ohne Regen. Das bedeutet endlich auch den ersten GinTonic dieser Reise, denn an den vergangenen Abenden war das Wetter dafür nicht gut genug. GinTonic ist bei mir fest mit gutem und vor allem warmen Wetter verbunden.
Wir haben die ganze Campsite für uns allein. Die Nacht ist sehr ruhig. Selbst die sonst typischen Geräusche der Tierwelt fehlen. Einzige Ausnahme ist das Zirpen der Zikaden.