3.Tag (Mo. 20.12.2021)
Nairobi - Amboseli National Park
300km
Es hat die Nacht über geregnet und ist auch am Morgen noch am tröpfeln. Da ich die Eigenheiten und Tücken des Zelts noch nicht kenne, rechne ich nicht mit dem Wassersack über der Apsis und bekomme beim Verlassen des Zelts gleich einmal eine kalte Dusche. Spätestens jetzt bin ich wach. Dieses Problem lässt sich aber für die Zukunft durch eine Änderung an der Abspannung verhindern.
Natürlich hatten wir im Nachgang zu unserem Großeinkauf festgestellt, dass wir ein paar Dinge vergessen haben. Also führt uns unser erster Weg zur nahe gelegenen Galleria Mall. Auch hier gibt es einen Carrefour und wir bekommen alles, was wir suchen.
Nairobi hat sich zur absoluten Boomtown entwickelt. Die Stadt ist eine große Baustelle. Unglaublich, was sich hier seit unserer letzten Reise getan hat. Die Hauptverkehrsachsen bekommen gerade alle eine zweite Ebene. Leider ist auch der bekannte Marabu-Baum im Kreisel am Nyayo Stadium den Baumaßnahmen zum Opfer gefallen. Trotzdem allem läuft der Verkehr recht gut. Auch hatte ich das Fahrverhalten aggressiver in Erinnerung. Es geht verhältnismäßig gesittet zu.
Unglaublich wie sehr sich Nairobi ausgedehnt hat. Inzwischen reichen die Vororte bis zum Stadtrand von Athi River. Am Ortsausgang von Athi River staut sich der Verkehr noch einmal kurz, danach lässt sich die Nairobi-Mombasa Road aber angenehm fahren. Der Verkehr ist locker genug, dass man selbst mit unserer lahmen Krücke die LKW problemlos überholen kann.
Ca. 50km außerhalb von Nairobi kommen wir an der Großbaustelle zur Silicon Savannah vorbei. Hier entsteht gerade ein riesiger Technologiepark für die aufstrebende kenianische HiTech- und Software-Industrie.
Die Landschaft ist überall saftig grün. Eine Freude fürs Auge. In Emali tanken wir noch einmal voll, bevor wir die Hauptstraße verlassen. Aber auch die Straße zur tansanischen Grenze ist durchgehend asphaltiert und in bestem Zustand. Es herrscht kaum Verkehr.
Die letzten 20 km auf der C103 zum Kimana Gate sind dann sehr ruppig. Eine üble Erdpiste mit heftigen Bumps, von denen ich 2 Stück leider nicht rechtzeitig erkenne. Das ist dann jedes Mal ein heftiger Satz.
Bevor wir in den Nationalpark fahren suchen wir erst einmal nach einer Unterkunft. Die KWS Campsite im Park hat durchweg schlechte Kritiken und so schauen wir uns außerhalb, in der Nähe des Gates, um. Wir entscheiden uns für das Kimana Safari Camp. Eine hübsche Anlage, nur 1,5km vom Gate entfernt. Großzügige Campsite unter hohen Bäumen. Mit 1.000KSH ppn auch vom Preis akzeptabel. Feuerholz kann erworben werden. Hier werden wir die nächsten beiden Nächte verbringen.
Die beiden übersehenen Bumps haben eine heftige Sauerei im Aufbau hinterlassen. 12 Eier, 2 Bananen, ein Glas Currypaste und eine Packung Couscous haben sich zu einem fiesen Brei vermengt, den es erst einmal zu beseitigen gilt. Dem entsprechend kürzer fällt unser nachmittäglicher Gamedrive aus.
Dank Corona gelten noch bis Jahresende ermäßigte Parkgebühren. Für 2 Tage bezahlen wir lediglich 150US$.
Es geht gut los. Kaum durchs Gate überqueren vor uns Elefanten die Piste. Es muss in letzter Zeit ordentlich geregnet haben. Die Natur zeigt sich in üppigem grün. Bei unseren früheren Besuchen zeigte sich der Amboseli National Park immer extrem staubig. Dabei waren wir immer über den Jahreswechsel in Kenia.
Den ganzen Tag über war es recht wolkig, so dass wir nicht damit rechnen den Kibo heute noch zu sehen, aber kaum sind wir im Park, reißt es auf und der Berg zeigt sich in seiner ganzen Pracht.
Die Pisten im Park sind alle frisch saniert und in wesentlich besserem Zustand als die Zufahrt auf der C103. Unser Ziel ist der Enkongo Narok Swamp. Hier wollen wir eine kleine Runde drehen, denn für mehr reicht die Zeit nicht mehr. Im Bereich des Swamps hat es deutlich weniger Tiere als bei früheren Besuchen. Grund dafür ist das große Nahrungsangebot in allen Bereichen des Parks. Dafür findet man aber auch in allen Bereichen Tiere, während wir früher oft längere Strecken durch vollkommen ausgestorbene staubige Ebenen gefahren sind.
Für Hippos muss der Swamp das Paradies sein. Die Wasseroberfläche ist in vielen Bereichen dicht mit einem Pflanzenteppich bedeckt, so dass die dicken Tiere selbst zum Fressen das Wasser nicht verlassen müssen.
Es muss sogar noch heftiger geregnet haben, als wir anfänglich vermutet hatten. Zwischen Airstrip und dem zentralen Lodgegelände ist ein riesiger See entstanden, der auf keiner Karte verzeichnet ist. Noch nicht einmal als temporäres Gewässer. Zahlreiche Flamingos haben den See bereits für sich entdeckt. Interessant wie schnell sich das bei den Vögeln herumspricht.
Das zentrale Lodgegelände bestand früher aus 3 Lodges die sich um ein, mitten in der Ebene liegendes, Wäldchen gruppierten. Heute wird davon nur noch die altehrwürdige Ol Tukai Lodge betrieben. Die New Amboseli Lodge und die Amboseli Safari Lodge wurden bereits vor einigen Jahren aufgegeben und verschandeln als Ruinen jetzt das ganze Areal. Ich bin der Meinung das die Nationalparks auch für den Umgang mit aufgegebenen Anlagen ein Konzept entwickeln müssen, denn ansonsten wird dieses Problem in der Zukunft immer ausgeprägter werden.
Als die Sonne verschwindet machen wir uns auf den Weg zurück zur Campsite.
Gedanklich haben wir den Gamedrive schon abgehakt, da entdecken wir Bereich Njiri, nördlich der Hauptpiste, ein Rudel Löwen. Während die älteren Tiere noch unfotogen in den Büschen schlafen, sind die Halbwüchsigen schon munter. Das Licht ist aber grundsätzlich schon sehr schlecht
Angesichts des schlechten Lichts und der fortgeschrittenen Zeit verweilen wir nicht sehr lange, was sich als Glücksfall erweist, denn nur wenige hundert Meter weiter sehen wir südlich der Hauptpiste zwei Geparde in der Landschaft sitzen. Lange bleiben sie nicht, dann machen sie sich auf den Weg. Ein paar Minuten später und wir hätten die Katzen nicht gesehen. Wie immer muss man bei Gamedrives auch das Glück haben, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Kaum auf der Campsite angekommen fängt es an zu regnen. Rund eine Stunde sitzen wir lesend den Schauer im Auto aus, bevor wir das Camp aufbauen können. Das Feuerholz ist natürlich so nass geworden, dass wir heute auf ein Lagerfeuer verzichten müssen. Wenigstens bleibt es den Rest des Abends trocken, was keineswegs selbstverständlich ist, denn in der Umgebung sehen wir immer wieder Wetterleuchten.
Zum Abendessen gibt es chinesisches Gemüse mit Austernsauce.