25.Tag (Di. 11.01.2022)
Samburu National Reserve – Ol Pejeta Conservancy
181km
Die Nacht über und bis in den Morgen haben wieder die Löwen am gegenüber liegendem Ufer gebrüllt. Die haben ein wirklich großes Mitteilungsbedürfnis.
Heute lassen wir uns Zeit. Wir frühstücken auf der Campsite und bei mir ist dringend eine Rasur fällig.
Danach geht es dann zum Gate. Selbstverständlich nutzen wir diese letzte Gelegenheit für einen letzten kleinen Gamedrive. Dabei konnten wir ein weiteres Mal die kleine Gepardenfamilie entdecken.
Ein Somali-Strauß auf Brautschau zeigt sich in kräftigem blau.
Samburu hat uns sehr sehr gut gefallen. Diesen Park würden wir immer wieder in eine Keniareise einbauen. Durch das enge Wegenetz ist man auf den Gamedrives sehr flexibel und kann sich den Tieren nähern, ohne offroad zu fahren. Die Campsite ist ein Traum und es war nicht überlaufen, so dass man oft allein bei den Sichtungen stand. Von den immer wieder kritisierten Rinderherden im Park haben wir nicht ein einziges Tier gesehen.
Beim riesigen Obst- und Gemüsemarkt in Isiolo decken wir uns mit Frischwaren für die nächsten Tage ein.
Bei der Weiterfahrt entlang der Nordflanke des Mount Kenia haben wir die ganze Zeit freien Blick auf den Berg, der sich heute mal nicht hinter Wolken versteckt.
Das Hochland nordwestlich des Mount Kenia zeigt sich überhaupt nicht so, wie man es von Afrika erwartet. Es erinnert mehr an europäische Berglandschaften. Ein krasser Kontrast zur Südost-Seite des Berges.
In Nanyuki finden wir einen sehr gut sortierten Supermarkt mit klasse Bakery & Butchery.
Bis Ol Pejeta ist es jetzt nicht mehr weit. Das private Schutzgebiet beginnt gleich hinter den Vororten von Nanyuki. Ol Pejeta ist voll durchorganisierter und hochprofessioneller Wildlife-Tourismus, wie ich es in dieser Qualität noch nicht in Afrika erlebt habe. Das hat das Niveau US-Amerikanischer Nationalparks.
Nach nur wenigen hundert Metern im Park steht ein Elefant als Begrüßungskomitee am Wegesrand. Da bin ich erst einmal vorsichtig. In mir unbekannten Gebieten muss ich immer erst einmal herausbekommen, wie die Stimmung unter den Dickhäutern ist. Da gibt es zum Teil riesige Unterschiede zwischen den Parks. Es stellt sich aber schnell heraus, dass die Elefanten von Ol Pejeta zu den sehr relaxten Exemplaren gehören.
Unser erstes Ziel ist das Visitors-Center. Hier liegt auch das Morani Restaurant, wo wir uns einen kleinen Mittags-Snack gönnen. Nach der Stärkung besuchen wir das Visitors-Center und werden dort von einem Ranger angesprochen, ob wir auch den Nashornbullen Baraka besuchen wollen. Baraka ist durch Rangkämpfe mit Artgenossen erblindet und lebt jetzt in einem umzäunten Gehege unweit des Visitors-Centers. In Begleitung des Rangers können wir das Tier füttern und streicheln.
Uns fallen die blutigen Striemen an den Flanken des Nashorns auf und der Ranger erklärt uns, dass Spitzmaulnashörner oftmals so sehr von Parasiten geplagt werden, dass sie sich bis aufs Blut an Büschen und Bäumen kratzen. Tatsächlich fällt uns bei den weiteren Sichtungen von Spitzmaulnashörnern im Laufe dieser Reise auf, dass so gut wie alle Tiere blutige Flanken haben.
Der Name Baraka ist in Kenia im Übrigen ein weit verbreiteter Vorname und auch der Vorname des US-Präsidenten Barack Obama leitet sich davon ab. Baraka ist das Swahili-Wort für Segen.
Bevor es auf den ersten Gamedrive geht, wollen wir uns unsere Campsite für die nächsten beiden Nächte ansehen. Die Ol Lerai Campsite ist ein Traum. Sie liegt einsam auf dem Hochufer über einer Flussschleife. Die Ausstattung besteht aus einem Plumpsklo, einem Wassertank und einem riesigen Berg Feuerholz. Was will man mehr?
Zum Gamedrive fahren wir in die westlich des Flusses gelegene Wilderness Area von Ol Pejeta. Dieser Bereich ist nur für Allradfahrzeuge zugelassen.
Wir treffen auf eine Gruppe Elands. Normalerweise sind diese Antilopen sehr scheu und es ist schwierig sie zu beobachten. Nicht so in Ol Pejeta. Die Elands lassen sich nicht von uns stören. Es handelt sich um eine Gruppe Kühe, die von einem mächtigen alten Bullen begleitet wird. Dieser ist die ganze Zeit am Flehmen. Eine der Kühe scheint paarungsbereit zu sein.
Die Landschaft in Ol Pejeta besteht überwiegend aus großen Grasebenen, den Plains. Dazwischen finden sich kleinere Wälder und verbuschtes Gelände. Die meisten Tiere finden sich auf den Plains. Hier tobt das Leben.
An einem Wasserbehälter hat sich eine Herde Elefanten versammelt und bedient sich direkt an der Quelle. Das Wasser scheint besser zu schmecken als in den vielen Wasserlöchern. Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass Elefanten am liebsten frisches klares Wasser trinken, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Dabei sind sie es selbst, die das Wasser am stärksten verunreinigen und verschlammen. Die kleineren Mitglieder der Herde stellen sich sogar auf die Hinterbeine, um an das frische Nass zu kommen.
Kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, treffen wir auf einen riesigen Clan Hyänen. Dazu gehören auch zahlreiche Jungtiere. Wenn sie noch so flauschig sind, sind Hyänen echt niedlich.
Zurück auf der Campsite, erwartet uns dort ein beeindruckendes Empfangskomitee. Im Umkreis von weniger als 100m stehen 3 der Big5. Elefant, Nashorn und Büffel. Wer weiß, vielleicht sind auch Löwe und Leopard in der Nähe und wir sehen sie nur nicht. Löwen hören wir nach Einbruch der Dämmerung zumindest brüllen. Während sich das Nashorn rasch verabschiedet, ist der Elefant noch lange Zeit in unserer Nähe.
Zum Abendessen koche ich ein Gemüse-Ei Biryani.
Wir befinden uns hier auf rund 2.000m Höhe und da ist das abendliche Lagerfeuer nicht nur romantische Dekoration, sondern gerne angenommene Wärmequelle. Trotzdem ziehe ich mir erstmals auf dieser Reise eine lange Hose und eine dünne Jacke an.