THEMA: Kenia 2021: Die Entdeckung der Langsamkeit
01 Mai 2022 09:41 #642784
  • Beatnick
  • Beatnicks Avatar
  • Beiträge: 1422
  • Dank erhalten: 8128
  • Beatnick am 01 Mai 2022 09:41
  • Beatnicks Avatar
Guten Morgen aus dem sonnigen Hamburg,

Flash2010 schrieb:
Danke, dass du eure tollen Erlebnisse mit uns geteilt hast! Deine Bilder sind immer ein Augenschmaus und ich liebe deinen Schreibstil.

1.000 Dank! :blush:

CuF schrieb:
Es war beinahe so, als wäre ich dabei gewesen - und da Kenia für mich ähnlich unerreichbar wie der Mond ist, habe ich Deine Schilderungen und die gewohnt geniale Bebilderung doppelt genossen!

Das freut mich sehr, Friederike, ein tolles (doppeltes) Kompliment! Allerdings ist Kenia ja nun gar nicht so schrecklich weit weg?!?

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Betti
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
01 Mai 2022 16:10 #642807
  • chrischris
  • chrischriss Avatar
  • Beiträge: 161
  • Dank erhalten: 390
  • chrischris am 01 Mai 2022 16:10
  • chrischriss Avatar
Liebe Betti,

was soll man da noch schreiben, was nicht schon an Superlativen gebracht wurde?
Dein Reisebericht ist – wie von dir gewohnt - schwer zu toppen! Dein witzig-spritziger Schreibstil, unglaubliche Sichtungen, fantastische Fotos und den wunderbaren Film natürlich auch nicht zu vergessen – besser kann ein Reisebericht gar nicht sein! :woohoo:
Vielen Dank und ich freue mich schon auf deinen nächsten Bericht! :cheer:

Liebe Grüße,
Christian
Letzte Änderung: 01 Mai 2022 16:29 von chrischris.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick
02 Mai 2022 15:00 #642842
  • Beatnick
  • Beatnicks Avatar
  • Beiträge: 1422
  • Dank erhalten: 8128
  • Beatnick am 01 Mai 2022 09:41
  • Beatnicks Avatar
chrischris schrieb:
Dein Reisebericht ist – wie von dir gewohnt - schwer zu toppen! Dein witzig-spritziger Schreibstil, unglaubliche Sichtungen, fantastische Fotos und den wunderbaren Film natürlich auch nicht zu vergessen – besser kann ein Reisebericht gar nicht sein!

Wow, Christian, vielen lieben Dank! Das tut schon gut, kann ich nicht anders sagen...

chrischris schrieb:
Vielen Dank und ich freue mich schon auf deinen nächsten Bericht!

Immer ruhig mit den jungen Pferden, gleich kommt erst einmal das Fazit. ;)

Liebe Grüße!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
02 Mai 2022 15:32 #642846
  • Beatnick
  • Beatnicks Avatar
  • Beiträge: 1422
  • Dank erhalten: 8128
  • Beatnick am 01 Mai 2022 09:41
  • Beatnicks Avatar
Das Fazit

Wenn es um Kenia geht, schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Es ist das Afrika meiner kindlichen Vorstellungen. Voller Tiere und Abenteuer - Afrika pur. Ich habe all die Dokumentationen und Filme verschlungen, in denen Männer in beigefarbenen Leinenhemden und mit Drei-Tage-Bart in lustig schwarz-weiß gestreifen Flugzeugen fast auf Tuchfühlung über riesige Herden von Tieren fliegen; nichtsahnend, dass dies einem meiner Helden einmal zum Verhängnis würde.



Einige dieser Illusionen, denen ich mich als Kind hingegeben habe, werden auch im heutigen Kenia noch Wirklichkeit. Gerade in den in diesem Bericht beschriebenen Gegenden (auf der Reise im Januar konnten wir in anderen Teilen Kenias auch andere Erfahrungen sammeln) kann ich aber auch bei allen Vorzügen die Probleme oft nicht ausblenden.

Kenia war einst voller wilder Tiere. Sie waren einfach überall. Livingstone, unser großartiger Guide, erzählte mehrfach aus seiner Kindheit, von seinen Anfangsjahren im Job. Er ist ein Mann der Realitäten. Aber es schwang auch Wehmut mit. Wildnis ist rar geworden, der Raum für wilde Tiere. Das ist ein Zeichen unserer Zeit; in aller Welt, und im bevölkerungsreichen Kenia erst recht.



Wo fängt die Wildnis an, wo hört sie auf? Das ist manchmal gar nicht so leicht zu beantworten, denn die Reservate und Nationalparks Kenias kommen ohne Zäune aus. Das finde ich großartig. Die Tiere ziehen frei umher, und oft weiden auch außerhalb der geschützten Gebiete die Zebras friedlich neben Kühen.

Das gilt aber auch umgekehrt. In den Nationalreservaten Samburu und Buffalo Springs zum Beispiel haben die Einheimischen die eigentlich vorhandenen Regeln ausgehebelt. Riesige Herden werden täglich zum Fluss getrieben, bringen den natürlichen Lauf der Dinge durcheinander und verknappen die ohnehin beschränkten Grasbestände weiter. Doch wer will es ihnen verdenken? Die wiederkehrende Dürre ist schrecklich und fordert ihren Tribut. Und der Klimawandel verspricht für die Zukunft nichts Gutes.

Löwen in Buffalo Springs


Shaba, das dritte Schutzgebiet in unmittelbarer Nähe zu Samburu und Buffalo Springs, scheint bereits verloren. Die Einheimischen und ihr Vieh haben das Gebiet während der Corona-Zwangspause übernommen, die Camps und Lodges allesamt aufgegeben. Auch, weil die Touristen dort mittlerweile vor allem Kühe und Ziegen zu sehen bekämen.

Livingstone hat uns diesen Anblick erspart, wir sind gar nicht erst hingefahren. Der ersehnte Regen, der einige Wochen nach unserer Abreise endlich fiel, hat nichts an der Situation geändert. Game(drive) over. Samburu und Buffalo Springs, diese großartigen und besonderen Reservate mit einzigartiger Landschaft und Tieren, brauchen Touristen, damit sie nicht dasselbe Schicksal ereilt.



In der Masai Mara ist es andersherum. Kenia, das ist für viele vor allem die Mara. Alle wollen dorthin. Wir ja auch. Die Gründe liegen auf der Hand. Das Reservat bietet den Tieren einzigartige Bedingungen und seinen Besuchern damit unvergleichliche Erlebnisse. Die großen Herden, die Migration, vor allem die Katzendichte ist enorm. Und so ist nicht die Frage, ob oder welche man entdeckt, sondern eher, was sie tun.









Wir hatten viel Zeit mitgebracht und somit ausreichend Gelegenheit, Tiere in aller Ruhe zu beobachten. Auch einmal abzuwarten. Nicht von Sichtung zu Sichtung zu jagen. Wir haben schon vor einigen Jahren die Langsamkeit für uns entdeckt. Zeit ist wahrscheinlich mit das größte Gut in unseren bewegten Zeiten.

In der Wildnis - die sich in der überschaubar großen und gut besuchten Mara allerdings nicht immer danach anfühlt - ist sie gut eingesetzt, um zuweilen sogar dieselben Tiere in allen möglichen Situationen zu erleben.







Der Preis kann allerdings bei besonderen Sichtungen hoch sein. Das Drama um das verschwundene Löwenbaby oder auch die in ihrer Bedrängnis fauchende Servalmutter zeugen davon.





Ein guter Guide wird seine Gäste möglichst davon fernhalten. Stoßzeiten kennen und meiden, im Sinne der Natur und des Tierwohls handeln. Für uns Touristen ist es insgesamt sicher leichter, dem Andrang zu entgehen als für die Tiere. Je attraktiver/niedlicher/außergewöhnlicher sie sind, desto mehr werden sie belagert. Hier ist nicht nur der Guide, sondern auch Eigenverantwortung gefordert.

Natürlich ist es auch möglich, stundenlang durch die Mara zu fahren, ohne vielen Autos zu begegnen. Dabei tolle Tierbegegnungen zu haben. Der lange Nachmittag inmitten der Migration, als wir den Gnus zum Sand River folgten, ist ein Paradebeispiel dafür.





Auch die beiden friedlichen Morgen mit den Leopardenmüttern und ihrem Nachwuchs sowie die Löwen, die sich gleich zweimal als Wasserratten entpuppten, sind mir besonders im Gedächtnis geblieben.









Im Grundsatz ist und bleibt mir allerdings schleierhaft, warum das Management auf der Narok-Seite der Mara nicht ähnlich gut aufgezogen werden kann wie im Triangle. Warum die Massai nicht selbst ein größeres Interesse am dauerhaften Erhalt der Mara haben. Dass sie gefährdet ist, ist längst eine Binse. Die Agentur unseres Vertrauens, die ein Camp am Talek River betreibt, schaut sich bereits nach Alternativen um und ist zum Teil auch schon fündig geworden.

Es ist vor allem Livingstone zu verdanken, seinen Kenntnissen, seiner Umsicht, Souveränität und manchmal auch Strenge, dass diese Reise für uns dennoch zu einem wunderbaren Erlebnis wurde. Ein guter Guide ist gerade in der Mara mit ihren vielen Besonderheiten ein entscheidender Faktor - Selbstfahrer sind an dieser Stelle natürlich ausgeklammert.

Frühstück mit Livingstone in Buffalo Springs


Was würden wir wiederholen, was nicht? Samburu und Buffalo Springs im Norden waren ein ausgesprochener Wunsch von mir und haben uns trotz der geschilderten Probleme nicht enttäuscht. Die hügelige Landschaft mit dem Fluss und den Palmen ist traumhaft schön, die Tierwelt mit den vielen Elefanten, den hübschen Grevy-Zebras und den Gerenuks speziell.



Ich würde jederzeit wieder dorthin reisen, allerdings nicht im Ashnil Camp übernachten. Weder im alten, noch im neuen, denn ein umzäuntes Camp kommt für uns nach den im Reisebericht beschriebenen Erlebnissen nicht mehr infrage, sofern es eine (wenn auch kostspieligere) Alternative gibt. Mit fünf Nächten waren wir sehr großzügig unterwegs, vier hätten es wohl auch getan. Die meisten werden mit zwei oder drei Übernachtungen gut auskommen.

Der Lake Naivasha war als Zwischenstopp okay, jedoch alles in allem eine Enttäuschung. Ein Paradies voller Vögel, aber ein durch Industrie und Dreck schon ziemlich zerstörtes. Ob es am See auch bessere Ausgangspositionen gibt als unsere, möchte ich ggf. noch einmal überprüfen.





Wenn noch einmal dort übernachten, dann vielleicht in der Elsamere Lodge. Wie die Adamsons auf die heutigen Entwicklungen schauen würden, darüber habe ich gerade an und auf diesem riesigen See oft nachgedacht...

Die Mara ist ein spezieller Fall. In jeder Hinsicht. Wir hatten tolle Erlebnisse und auch viel Glück mit den kleinen Servalen direkt nebenan.





Die erfolgreiche Leoparden-Jagd war besonders, schafft es aber (auch für mich fast überraschend) nicht in meine Top 5 der Emotionen. Es war eben relativ viel los drumherum. Wir sind nicht naiv. Wer in die Mara reist, muss damit rechnen. Aber die anderen Situationen gefielen uns eben (noch) besser.





Zum Malaika Camp ist schon viel gesagt worden. Diese schlichte Unterkunft im Herzen der Mara hat uns gut gefallen als Basis für lange Safaritage mit kurzen Unterbrechungen am Mittag. Lage, Verpflegung, Service, da gibt's nichts zu meckern. Was das Interieur angeht, haben andere Camps sicherlich mehr zu bieten. Sie sind dann allerdings auch kostspieliger.

Es ist am Ende wie immer die Frage, was genau man will. Wir wollen Safari pur und waren daher genau richtig dort. Eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen, dann aber wieder frühestens Mitte September, wenn die Crossing-Hochzeit und damit die ganz große Touristenwelle vorbei ist. In dieser Hinsicht war diese Reise etwas weniger stressig als im rummeligen August einige Jahre zuvor.







Nach Kenia sind wir zwischenzeitlich bereits zurückgekehrt. Gemeinsam mit Livingstone haben wir Gegenden weiter südlich bereist, die ganz anders waren, uns auf andere Weise begeistert haben. Und so schlagen sie weiter in meiner Brust, die beiden Herzen für Kenia.

Thomas im Januar im Tsavo West


Vielen Dank für eure Begleitung auf dieser virtuellen Reise, und ein besonderes Dankeschön an Elvira, KarstenB, Katrin, Thorsten, BMW und viele andere für die guten Ratschläge und Ergänzungen. Nur dank eurer Erfahrungen und tiefen Einblicke ergibt sich ein Gesamtbild, das hoffentlich auch anderen hilft.

Bleibt gesund und habt wunderbare Reisen. Es hat uns großen Spaß gemacht!

Kwaheri,
Betti & Thomas

Letzte Änderung: 03 Mai 2022 19:07 von Beatnick.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, tigris, Topobär, maddy, picco, BMW, Strelitzie, franzicke, hillux, kach und weitere 12
02 Mai 2022 15:47 #642848
  • MichaelAC
  • MichaelACs Avatar
  • Beiträge: 350
  • Dank erhalten: 732
  • MichaelAC am 02 Mai 2022 15:47
  • MichaelACs Avatar
Liebe Betti und Thomas.
Ganz herzlichen Dank für euren tollen Bericht - nicht nur (aber auch!) wegen der Bilder und Erlebnisse, sondern wegen der klugen Pro&Con's und den dazu gehörigen Abwägungen.
Viele Grüße, Michael
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick
02 Mai 2022 15:50 #642849
  • maddy
  • maddys Avatar
  • Beiträge: 2100
  • Dank erhalten: 1859
  • maddy am 02 Mai 2022 15:50
  • maddys Avatar
Liebe Betti und Thomas,
Auch von mir ein ganz herzliches Dankeschoen fuer diesen tollen Bericht und die grandiosen Fotos! Ich habe die Reise mit euch sehr genossen, vielen Dank fuer's teilen!

Liebe Gruesse
Maddy
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick