21. September, Teil II: Löwenkinder und Klunkerfrösche
Livingstone hatte uns schon erzählt, dass dieses Rudel noch jüngeren Nachwuchs hat als die Teenager, die gerade so schön im Wasser herumtollten. Die Chancen aber schlecht stehen, die kleinen Löwen, die erst ein paar Wochen alt sind, tatsächlich auch zu sehen. Meist bleiben sie im Busch verborgen.
Nun hat uns die Natur unter die Arme gegriffen. Einige Büffel haben sich dem Versteck genähert und die Mutter mitsamt ihren Babys aufgescheucht. Livingstone hat die Situation aus der Ferne erfasst und prompt reagiert. Als die Kleinen aus den Sträuchern stolpern, hat er uns schon in Position gebracht.
Die Löwenmutter peilt die Lage, blickt zur Verwandtschaft (der Löwenmähne ist der Vater des süßen Quartetts) in die eine und zu den Büffeln in die andere Richtung. Sie scheint noch etwas unentschlossen.
Den Kleinen ist das wurscht. Sie verlassen sich ganz auf die Mama, gähnen einer nach dem anderen herzhaft und nehmen uns neugierig unter die Lupe.
Dann stehen die Zeichen auf Aufbruch.
Die Familie zieht direkt an uns vorbei...
...und macht sich auf die Suche nach einem neuen Versteck.
Schließlich beenden wir diesen intensiven Löwenmorgen und suchen uns einen Picknick-Baum. Es gibt fraglos viele wunderbare Momente auf Safari, aber diese zählen zu den besten: ein Busch-Frühstück inmitten der Natur nach einem erfüllten Morgen. Nie schmecken Pfannkuchen besser als mit Endorphinen als Beilage.
Danach fahren wir am Talek entlang. Eine Tour, die wir schon bei unserem ersten Besuch in der Mara sehr mochten. Kaum andere Autos, eine friedliche Stimmung und zu sehen gibt es auch immer was.
Am Vormittag versammeln sich am Fluss die Zebras, deren Fluchtinstinkte oft stärker sind als die Gier nach Wasser.
Die Gnus wählen beim Mini-Crossing eine andere Strategie als ihre gestreiften Nachbarn.
Sie ergreifen instinktiv die Flucht nach vorn - und übertreiben dabei maßlos.
Mit unverhältnismäßig großen Sprüngen setzen sie auf die andere Seite über, als müssten sie die reißenden Fluten des Mara River überwinden und nicht nur ein kümmerliches Rinnsal. "Wilderbeest", sagt Livingstone und schüttelt nachdrücklich den Kopf: "My Goodness."
Die Mittagspause im Camp ist wie immer entspannt, doch das Wetter ändert sich. Der Himmel zieht sich zu, es riecht nach Gewitter.
Am Nachmittag fahren wir nach Süden, über der Serengeti gießt es wie aus Kübeln, weit sind wir nicht mehr vom Nachbarland und dem Regen entfernt.
Richtig viele Tiere sehen wir nicht, sie haben wohl Reißaus genommen, aber die Gewitterstimmung taucht die Landschaft in ein besonderes Licht.
Augurbussard, eine Erstsichtung für uns, im letzten Fitzel Licht
Nun ist es tintenschwarz. Und wir sind da. Hier, erklärt Livingstone, sei das Revier einer Leopardin. Aha. Noch immer haben wir keine "Spotted Cat" gefunden. Das bleibt auch diesmal so. Vielleicht nicht schlecht, denke ich insgeheim. Bei diesem Licht, das gar keins ist.
Immerhin, wir verbuchen einen außergewöhnlichen Fund: Mehr als ein Dutzend Marsh Owls sitzt mitten auf dem Weg statt im hohen Gras, wohl auch das Werk von Büffeln, die uns an diesem Tag in die Karten spielen. So viele am selben Fleck hat auch Livingstone noch nicht gesehen, und als wir langsam an ihren vorbeirollen, schauen wir erstaunt aus der Wäsche. Die Eulen genauso wie wir.
Gerade noch schaffen wir es bis ins Camp, dann öffnet der Himmel seine Schleusen. In dieser Nacht sind es nicht die Hyänen, die mich in den Schlaf singen, sondern die "Klunkerfrösche". Von mir so genannt, weil sie klingen wie ein gigantisches Windspiel, bei dem Hunderte Stäbe aneinanderschlagen. Ein außergewöhnlicher Sound, und so laut, dass er den Regen übertönt, der aufs Zeltdach prasselt. Während Thomas noch die Fotos des Tages sichert, schlüpfe ich bibbernd unter die Bettdecke und kuschle mich an die Wärmflasche, die wie jeden Abend auf mich wartet. So lässt es sich aushalten am Ende eines langen, erfüllten Tages.