20. September: Aus Fünf mach Vier
In der Masai Mara leben die Popstars unter den wilden Tieren. Viele haben es zu Ruhm und Ehren gebracht, sind Protagonisten bekannter Dokus und haben dabei Namen erhalten, die ich mir in aller Regel nicht merken kann oder will. Die Gepardin Malaika bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme, ist sie nicht zuletzt die Namensgeberin unseres Camps und zudem eine VIP unter den Berühmtheiten. Daran komme sogar ich nicht vorbei.
Einen ähnlichen Sonderstatus wie die mittlerweile verstorbene Katze besitzen fünf ihrer Artgenossen, die jahrelang unter Sammelbegriffen wie "Fast Five" oder "Fünf Musketiere" firmierten. Formerly known as "Fab Five" ist aus dem Quintett vor einiger Zeit ein Quartett geworden, ein Tier hatte die Boy-Band verlassen und lebte bis vor kurzem als Solist abseits des ganz großen Rampenlichts. Mittlerweile ist es leider gestorben beziehungsweise offenbar von anderen Katzen getötet worden.
Der Gepard auf dem Foto ist einer der "Fab Four", nicht der Solist
Warum die Erfolgsgruppe zerbrach, ist ungeklärt. Vielleicht war eine Frau im Spiel, ein Klassiker, man weiß es nicht. Ruhm und Reputation des nunmehr dezimierten Katzen-Clans, den wir 2018 noch in voller Mannstärke angetroffen haben, hat die Trennung allerdings keinen Abbruch getan. Und auch nicht der erfolgreichen Jagdstrategie nach dem Motto "Einer für alle und alle für einen". Wie anders wäre es zu erklären, dass die Brüder, die nur teilweise tatsächlich welche sind, an diesem Morgen gleich zwei Gnus zur Strecke gebracht haben.
Erst tapern die Cheetahs zwischen den beiden Rissen hin und her, fressen mal hier, mal dort und haben alle Mühe, sich die Geier vom Hals zu halten, die fette Beute wittern und wie lästige Groupies gleich scharenweise einfliegen.
Schließlich geben sie den ersten Kadaver auf, lassen den Dingen ihren Lauf. "Oh my Gooood", sagt Livingstone beim Anblick des ebenso chaotischen wie lautstarken Flügelwirrwarrs, das sich nun vor uns auftürmt.
Die Vögel gehen sich rücksichtslos an, manchmal fliegen sogar Blutspritzer und nach dem Öffnen bestimmter Körperteile auch Dinge, über die ich so kurz nach dem beschaulichen Busch-Frühstück lieber nicht nachdenken möchte.
Es ist fast schwierig zu entscheiden, was spannender ist: Die Katzen an dem einen Kill oder die überspannten Aasfresser am anderen.
Die Entscheidung wird uns abgenommen. In beeindruckendem Tempo zerhäckseln die Geier die Überbleibsel und ziehen dann wenige Meter weiter zum nächsten Tatort.
Dort wiederholt sich das Spiel. Die Katzen, mittlerweile kugelrund, zieren sich erst, ihre Beute herauszurücken. Doch schließlich ziehen sie sich zurück - und die Geier schlagen gnadenlos zu.
Längst ist es heißer Mittag, und die Geparde suchen Schatten. Der nächstbeste findet sich unter den Autos, die glücklicherweise nicht ansatzweise so zahlreich sind wie im August 2018, als wir mehr als 70 (!) Jeeps im Umfeld der tierischen Stars zählten. Doch kaum nähern sich die Cheetahs, springen die Motoren an, und sie kehren träge um.
Die Guides dürfen nicht zulassen, dass sich Tiere unter das Auto legen, erklärt uns Livingstone, und die Katzen tun mir leid, wie sie da so vollgefuttert und hechelnd in der gleißenden Sonne sitzen, den verlockenden Schatten direkt vor der blutverschmierten Nase. Aber es ist sicher besser so, und schließlich verzieht sich das Quartett ins Gebüsch. Augen zu, Ende der Show.
Auch wir brauchen dringend eine Pause, wir verbringen sie wie fast immer im Camp.
Karte (vielen Dank an Robin!) von der Masai Mara, beim Kreuz das Malaika Camp.
Wir sind spät dran, doch hier bekommt man sein Essen, wie es gerade passt, das ist extrem praktisch, auf Safari sowieso. Das Mittagessen gibt es in einem separaten, schlichten Zelt direkt am Fluss, hinter uns ziehen Zebras durch und vor uns baden die Hippos im Mara River. Eine friedliche, relaxte Stimmung.
Um 16 Uhr geht es weiter, doch wir kommen nicht wirklich weit.
Noch in Campnähe sehen wir eine Bewegung im Gras - Servale! Eine Mutter mit zwei Jungtieren, so eine Situation hatten wir noch nicht und wir freuen uns sehr darüber.
Lange beobachten wir das kleine Familienidyll, bis sich die Mama zur Jagd verabschiedet und der Nachwuchs in einem Erdloch verschwindet.
Mit Sonnenuntergang...
...machen wir uns auf den kurzen Rückweg zum Camp, ganz erfüllt von diesem schönen Tag. Schon jetzt freuen wir uns auf den nächsten.