Nachdem die Löwin das Warzenschwein in ein Gebüsch gezerrt hat und vermutlich zum Nachwuchs läuft, erzählen unsere zwei Guides, dass Gepardenbabys gesehen wurden. Natürlich sind wir aufgeregt, Gepardenbabys - davon träumen wir schon lange. Im Dunklen erreichen wir die Vier. Die Kleinen liegen eingekuschelt zwischen Körper und Schwanz der Mutter. Was für ein unendlich berührendes Bild. Mir wird unfassbar warm ums Herz. Auf der Rückfahrt bin ich trunken vor Glück, bis man uns erzählt, dass es für die Geparden sehr gefährlich ist, wenn nachts ein Fahrzeug bei ihnen steht. Die Löwen haben gelernt, so die Aussage, dass Fahrzeuge auf „Interessantes“ hinweisen. Gerade noch überglücklich, ist mir übel vor Angst. Werden wir verantwortlich sein für den Tod dieser kleinen Wesen? Warum sind unsere Guides mit uns dorthin gefahren, wenn das nicht gut ist? Das kann und darf nicht wahr sein. Das ist es nicht wert. Dann sehe ich wieder die Vier vor mir und kann nicht glauben sie gesehen zu haben. Es ist Himmel und Hölle zugleich. Als wir das Camp erreichen, bin ich völlig fertig und uns ist völlig egal, wann und ob wir morgen früh überhaupt noch einmal rausfahren. Der Vorschlag um 6:30 raus und um 9 Uhr zum Frühstück zurück zu sein, wird einfach abgenickt.
Tag 15 Fortsetzung Himmel und Hölle
Große Lust auf einen Gamedrive habe ich nicht, als ich in den Wagen krabble. Aber der Morgen beginnt mit einer witzigen Hyänenshow und sofort bin ich wieder ganz dabei. Die meisten eines großen Rudels haben dicke Bäuche und blutige Schnauzen. Eine Hyäne, ohne kugelrunden Bauch, hat sich gerade einen letzten Happen geschnappt. Dies wird ihr von einer dickbäuchigen jedoch nicht vergönnt und so rennen beide so schnell sie können und immer wieder im Kreis herum. Die Verfolgerin wird aus der Kurve getragen (durch den dicken Bauch kein Wunder) und schlittert dahin, rappelt sich jedoch schnell wieder auf und wird doch noch Sieger, denn die Verfolgte tritt auf den Fleischbrocken, stolpert und schwupp ist sie ihr Fressen los. Wir fühlen mit der Verliererin, aber wir können auch ein Grinsen nicht unterdrücken, das im Kreis herumgerenne sah zu lustig aus.
Bei Sonnenaufgang hat sich das Rudel bereits verstreut.
DikDiks
Die kleine Migration aus dem Norden (so wurde uns dies von den Guides gesagt) ist im vollem Gange und so sehen wir eine relativ große Gnuherde.
Ihr wisst ja, dass in dieser Nacht den Geparden nichts geschehen ist, sonst gebe es keine Fotos bei Tageslicht am Anfang des Berichtes. Ja, wir sehen sie tatsächlich noch einmal. Mein erster Gedanke ist, sie haben überlebt und dann bin ich einfach ein zweites Mal überwältigt von diesen zarten gestiefelten Katerchen. Kein pummeliges und tollpatschiges Löwen- oder Leopardenbaby hat mich je so angerührt.
Lange Zeit bin ich völlig euphorisch. Die Geparde haben überlebt und uns zudem tolle Fotos geschenkt. Es sind, wenn ich ehrlich bin, beide Komponenten. Ich bin so glücklich, dass ich es der „Welt“ oder zumindest diesem Forum mitteile, was wir erlebt haben. Kurze Zeit später bereue ich es. Es ist nur ein Teil der Wahrheit und die zweite Hälfte ist sehr bitter. So bitter, dass ich lange Zeit niemanden davon berichten kann. Ja, ich hatte den Eindruck, wir haben die Geparde nicht weiter gestört, sie schienen uns völlig zu ignorieren. Aber ist mein Eindruck richtig, muss ich mich fragen. Fakt ist, die Vier werden in den folgenden Wochen immer viele Fahrzeuge um sich haben und auch wir waren in einem dieser Autos und wurden so zu einem Teil des „
Ausverkaufs“ von Afrika. Und ich denke, ich muss hier niemanden im Forum daran erinnern, dass Geparde stark gefährdet sind.
Auf dem Weg zum Flughafen sehen wir noch einmal die Mutter, die auf Jagd ist. Und mir fällt auf, dass wir diesmal einen viel größeren Abstand einhalten. Liegt das daran, dass der Manager des Camps mit im Fahrzeug sitzt?
Gepardin ganz rechts im Bild
Mir zerrissenem Herzen steige ich in den Buschflieger und werde in den kommenden Wochen schwanken zwischen „nie wieder Safari“ und es muss doch eine Lösung geben.
Die Schwankungen wurden mit der Zeit weniger, wobei das Schreiben dieses Berichtes zu manch heftiger Gefühlsamplitude geführt hat und noch immer habe die Lösung für uns nicht gefunden.
Damit dieser Bericht aber für Euch nicht so traurig, wie unsere Reise endet, habe ich die schönsten Fotos von den Geparden für den Schluss aufgehoben. Und ich hoffe, Ihr könnt sie einfach genießen.