Tag 10 Masai Mara National Reserve
Am Morgen fahren wir fröhlich in das Reserve. Die Sonne scheint, uns geht es gut. Direkt am Gate wechselt eine große Topiherde (für Matthias
Damaliscus jimela, Quelle Wikipedia) die Straßenseite. Ein schöner Start.
Für zwei Löwinnen kommen wir etwas „zu spät“, diese laufen durch das hohe Gras weg vom Weg. Mit dem Fernglas sind sie schön zu beobachten.
Wir fahren durch herrliche Savannenlandschaft. Eine weitere Topiherde wirkt sehr angespannt. Fast alle Tiere starren in eine Richtung
urplötzlich rennen sie los.
Wir entdecken zunächst nichts. Joseph sieht dann in fast unendlicher Weite aufgeregt herumhüpfende Hyänen und meint, dort müsste sich ein männlicher Löwe aufhalten und dieses Verhalten auslösen. Die Hyänen können wir beim Näherkommen ausmachen und beim Löwen dauert es ein Weilchen.
In großer Entfernung lässt er sich zu einem Spaziergang hinreisen
und wir sehen auch seine Gefährtin kurz.
Joseph erfährt von einem Leoparden und schlägt vor später noch einmal zu den Löwen zurückzufahren. Es ist nicht weit und auf einem der vielen Seitenwege (langsam schwant mir, dass dies nicht alles offizielle Wege sein können) stehen einige Fahrzeuge, deren Insassen fotografieren. Joseph hält aber auf dem Hauptweg und dort stehen wir sehr lange alleine herum und sehen nichts. Dann durch puren Zufall entdeckte ich das Tier im hohen Gras. Verliere es als ich das Fernglas absetze, entdecke es zum Glück wieder und kann Christian und Joseph erfolgreich beschreiben, wo die Katze ist. Es ist fast ein kleiner Krimi, der Leopard setzt sich immer wieder hin, läuft nach links und nach rechts und kommt uns dabei immer näher.
Währenddessen muss sich eine Wagenburg um unser Fahrzeug aufbauen. Ich bin so konzentriert auf die Katze, dass ich davon Nichts - einfach gar Nichts mitbekomme. Endlich kommt das Tier aus dem Gras heraus, direkt neben uns.
Nun wird auch klar, dass dieses Tier sehr scheu ist, es läuft vor unserem Wagen entlang, bleibt kurz stehen und läuft dann über die Straße. Mein Blick folgt dem Leoparden und ich bemerke die vielen Fahrzeuge. An für sich erst einmal nicht ganz so schlimm, aber kaum ist der Leopard auf der Straße, werden alle Motoren gestartet und die nicht eingekeilten Wägen verfolgen aggressiv das Tier, das inzwischen auf der anderen Seite im hohen Gras, vermutlich erfolglos, zu verschwinden versucht. Wir können das Drama nur erahnen, es spielt sich weiter entfernt ab. Mir schießen die Tränen in die Augen, warum um Himmels willen muss man sich so verhalten? Mein Mann sitzt inzwischen mit verschränkten Armen im Wagen und murmelt was von „
ich will nach Hause“ und „
niemals wieder in die Massai Mara“. Joseph sieht uns verwirrt an. Hey, ihr habt einen Leoparden gesehen und so ist das nun mal in diesem Reserve, zur Hochsaison sind es dann noch viel mehr Autos. Beide Tatsachen können uns nicht aufbauen.
Während der Weiterfahrt muss ich an Bebbls Bericht „
Cheetahs, Cubs & Cars - Kenya August 2017“ denken. Ich ärgere mich, dass ich viele Sätze einfach nicht ernst genug genommen hatte. Zitate: „
Bei besonderen Sichtungen fahren die Guides aber durchaus mal offroad. Wenn einer anfängt fahren alle anderen hinterher. Wir waren nur bei der Gepardenjagd wie alle anderen offroad ... sonst nie“, „Viele Fahrzeuge versperrten den nervösen Tieren den direkten Weg und so suchten Sie ihr Heil in der Flucht“ oder „mit der Zeit kamen immer mehr Fahrzeuge an und rückten der armen Mutter auf die Pelle. Man konnte die Nervosität der Löwendame spüren“.
Die Sehnsucht war einfach zu groß. Wie blöd war ich gewesen, jetzt hatten wir den Schlamassel.
Klar war, in Zukunft würden wir jede Wagenansammlung meiden. Christian würde eher im Camp bleiben, als noch einmal zu erleben, wie Tiere bedrängt werden.
Beim Talek und den Hippos unterhielt sich Joseph mit seinen Kollegen und wir können uns die Beine vertreten und durchschnaufen.
Dabei sehen wir zum ersten Mal ein Hippo mit herausgestreckter Zunge. Das lenkt uns ganz gut von dem gerade Erlebten ab.
Später beobachten wir lange einen einsamen Elefanten.
Viel Spaß macht es auch eine Kranichfamilie zu beobachten. Die Eltern scheuchen die Insekten auf und die hinterherrennenden Küken schnappen sich diese.
Wenn man ganz weit reinzoomt, sieht man eine fette Schrecke fast im Schnabel des Kükens.
Am Nachmittag vermeidet Joseph die anderen Fahrzeuge, indem er in eine Gegend mit hohem Gras fährt, Tiere gibt es dort nur wenige. Wir sind bereits auf der Rückfahrt, als wir einen weiteren Leoparden sehen.
Die zwei dort stehenden Fahrzeuge haben zwar schon ihre Kollegen alarmiert, aber bis die ankommen, hat sich das Tier bereits verzogen und zum Glück fährt niemand hinterher.
Ein schöner Rücken entzückt
und die weiße Schwanzspitze ist noch lange zu sehen. Wie diese durchs Gras wandert sieht total witzig aus.
Wir müssen noch eine Weile warten, bis alle angebrausten Fahrzeuge wieder gewendet haben und wir weiterfahren können.
Hat die Thomson nicht süße kleine Hörnchen?
Das Abendessen ist wieder sehr lecker. Und diesmal nehmen wir einfach die Stühle mit, um noch vor dem Zelt zu sitzen. Wie bereits geschrieben, das Zelt war noch nicht komplett fertig renoviert bzw. eingerichtet.