THEMA: Mit Öffis durch Ostafrika u. Ost-Kongo
15 Feb 2017 10:39 #464148
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Teil 1 - Kenia

Anfang November 2016. Von Addis Abeba kommend landen wir gegen Mittag in Nairobi. Ein bisschen weltstädtisches Flair habe ich vom Jomo Kenyatta Airport in Nairobi schon erwartet, gilt er doch als größter Flughafen Ostafrikas. Vielleicht gibt es woanders einen Bereich, der einem internationalen Hauptstadtflughafen eher gerecht wird, die Ankunftshalle gehört jedenfalls nicht dazu. Wir werden durch einen Raum geschleust, der stark an einen übergroßen Container erinnert. Menschen stehen in dichten Schlangen vor den Passkontrollen, oder drängeln um Tische, auf denen sich gelbe und weiße Formulare stapeln. Das Ausfüllen der Einreisepapiere haben wir zum Glück schon im Flugzeug erledigt, sodass wir uns direkt in die Schlangen vor den Immigration-Schaltern einreihen können.

Eins muss man den kenianischen Beamten lassen, trotz des Massenandrangs geht es flott voran. Gefühlte zehn bis fünfzehn Minuten später stehen wir vor dem Pult des Immigration Officers. Die sorgfältig ausgefüllten Einreiseformulare und Zollerklärungen landen achtlos in einem Karton. Ich vermute, es ist völlig egal was man da reinschreibt. Ich werde fotografiert, dann Fingerabdruck-Scan, 40 Euro fürs Visum bezahlen und wir dürfen einreisen.

Beim Gepäckband holen wir unsere Koffer und die Rucksäcke und gehen unbehelligt durch den Zoll. Mit rund 80kg haben wir deutlich mehr Gepäck, als man für eine Rucksackreise erwarten würde. Aber das Gewicht wird sich nach dem Familienbesuch deutlich reduzieren…

Der Bruder meiner Frau holt uns vom Flughafen ab. Das erspart uns das Gefeilsche mit den Taxifahrern, die am Ausgang des Terminals herumlungern. Auch ein Hotelzimmer hat er reserviert, sodass ich mir, während wir uns durch dichten Verkehr Richtung Innenstadt quälen, beinahe wie auf einer Pauschalreise vorkomme… B)


Nairobi - Central Business District

Nairobi

Nairobi gehört nicht zu meinen Traumzielen in Afrika. Die Stadt hat, was die Sicherheit anbelangt, weltweit einen schlechten Ruf. Nicht umsonst hat sie unter Reisenden den Spitznamen „Nairobbery“ bekommen. Die Kriminalitätsrate ist hoch und die Gefahr ausgeraubt zu werden, wird als ‘nicht gering‘ eingestuft. Auch wenn ich bei meinen bisherigen Besuchen diesbezüglich keine negativen Erfahrungen gemacht habe, fühle ich mich manchmal doch etwas unbehaglich, wenn ich in den Busbahnhofsvierteln östlich der Moi Avenue, oder nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs bin. Nachts sollte man zu Fuß am besten überhaupt nicht mehr auf den Straßen sein. Aber da wir zwecks Familienbesuchs in den Westen Kenias wollen, lässt sich ein Aufenthalt in der Hauptstadt nicht vermeiden.


Nairobi Busviertel

Das Kima Hotel liegt in der Ambala Road, in einer ziemlich lebhaften Gegend, ein paar Querstraßen nördlich der berüchtigten River-Road. In diesem Viertel befinden sich auch die Booking Offices der größeren Busgesellschaften und viele Überlandbusse und Matatus fahren hier ab. Tagsüber verstopfen Fahrzeuge aller Art und Größe die engen Straßen, dazwischen geschobene oder gezogene Handkarren und ein nicht enden wollender Strom von Menschen. Die Gegend ist laut und chaotisch, die Straßen schmutzig und wenn man direkt aus Europa kommt, braucht man etwas Zeit um sich daran zu gewöhnen.

Ganz anders sieht es nachts aus. Kaum wird es dunkel schließen die Geschäfte, Menschen und Fahrzeuge verschwinden, die Straßen sind wie ausgestorben. Kaum jemand ist jetzt noch zu Fuß unterwegs. Ein paar ärmliche Gestalten kauern auf Pappkartons in den Eingangsbereichen der Häuser, einzelne Frauen stehen frierend vor heruntergekommenen Hotels. Dann und wann sehe ich einen in eine rotkarierte Decke gehüllten Masai-Wächter durch die trüb beleuchteten Straßen patrouillieren. Doch ob der Stock, den er in der rechten Hand trägt, viel gegen Nairobis böse Buben ausrichten kann, bezweifle ich.


Ambala Road


Ambala Road
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Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:33 von Gu-ko.
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15 Feb 2017 11:07 #464159
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Wir bleiben drei Tage in Nairobi. Wenn ich schon mal hier bin, möchte ich etwas von der Stadt sehen. Bei einem Spaziergang kommen wir zufällig am Kenyatta International Conference Centre (KICC) vorbei. Das KICC ist sowas wie das Wahrzeichen Nairobis. Es besteht aus einem ziemlich hässlichen, turmartigen Hochhaus, einem Amphitheater, das einer traditionellen afrikanischen Hütte nachempfunden sein soll, und einer gepflasterten Parkanlage, in der sich Springbrunnen, bunte Fähnchen und eine Statue von Kenias erstem Präsidenten Jomo Kenyatta befinden.

Der Blick von oben muss toll sein. Bevor wir auf das Gelände dürfen, werden wir gründlich gefilzt, Gepäckkontrolle und Ausweiskontrolle. Möchte man zur Aussichtsplattform auf dem Dach des 105 Meter hohen Turmes muss man sich in ein Besucherbuch eintragen und seinen Ausweis abgeben. Ein Aufzug bringt uns bis zum 27. Stockwerk des KICC-Towers. Dann nochmal vier Stockwerke zu Fuß und wir sind ganz oben. Und wow - der Ausblick über Nairobi ist phantastisch!


Das KICC


Kenyatta


Nairobi - Central Business District – City Hall


Nairobi


Nairobi – Accra Road

Im Central Business District (CBD) dominieren Wolkenkratzer, Bürotürme und Regierungsgebäude. Die Skyline einer modernen Großstadt. Dazwischen Banken, Restaurants, Elektronikläden und ein paar wenige überlebende Bauten aus der Kolonialzeit. Hier ist nichts von Massenarmut, Dreck und Chaos zu sehen. Aber der Business District ist überschaubar. Eine kleine, moderne, saubere Insel inmitten einer Großstadt, die, je weiter man sich in die Außenbezirke bewegt ärmer, chaotischer, und unsicherer wird.


Nairobi CBD


Nairobi - Uhuru Park


Nairobi - Street


Nairobi - Street


Nairobi – Street


Nairobi – Street


Nairobi – Street

Außer Sightseeing gibt es einen weiteren Grund, warum wir drei Tage in Nairobi bleiben. Ein paar hundert Kilometer westlich von Nairobi, in einer Kleinstadt namens Webuye, freut sich ein kleines Mädchen riesig auf ein Fahrrad. Eigentlich wollten wir das Fahrrad von Deutschland mitbringen, aber da wir schon ziemlich viel Gepäck haben und der Transport bei Ethiopien Airlines stolze 100 Euro kostet, wollen wir das Fahrrad in Nairobi zu kaufen.

Wie sich herausstellt, ist das gar nicht so einfach. Bei den Gebrauchtfahrradhändlern stehen überwiegend abgewirtschaftete Gurken herum, die sich weder optisch als Geschenk eignen, noch technisch überzeugen. Wir versuchen es im kenianischen Einkaufsparadies Nakumatt (You Need it, We've Got It), aber auch dort Fehlanzeige. Was wir zu sehen bekommen ist fabrikneuer Schrott aus China und dazu noch schweineteuer.

Aber wer sucht der findet. Mit Hilfe der Schwester meiner Frau, die in Nairobi wohnt und sich einigermaßen auskennt, gelingt es uns am zweiten Tag, nach stundenlangem herumirren durch ziemlich dubiose Viertel und Straßen, ein qualitativ gutes Fahrrad zu finden. Es ist gebraucht, jedoch gut erhalten und dürfte von der Größe perfekt passen.
:)
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:35 von Gu-ko.
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17 Feb 2017 18:23 #464514
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Nairobi – Webuye

Vom Kima Hotel zur Busabfahrtsstelle vor dem Panther-Bus-Büro in der Cross Road ist es nicht weit. Man könnte locker laufen. Da wir jede Menge Gepäck und auch noch ein Fahrrad dabeihaben, laden wir alles in ein Taxi und lassen uns die paar hundert Meter fahren.

Der Panther-Bus wirkt etwas heruntergekommen, die Sitze zerschlissen, aber sonst sieht er ganz ok aus. Es dauert eine Weile bis das ganze Gepäck verstaut ist und jeder seinen Platz gefunden hat. Gegen16.30 Uhr geht es los. Nachdem wir Nairobis Verkehrschaos hinter uns gelassen haben, nimmt der Verkehr rasch ab. Die Landschaft ist, soweit ich es durch die staubigen Pantherbusfenster erkennen kann, hügelig-grün, bunte Häuser flitzen vorbei, gelegentlich kleine Siedlungen, später Kakteen und kahle, trocken wirkende Büsche und Bäume. Es wird bald dunkel. Der Vollmond taucht die Landschaft in fahles Licht.

Wir sitzen vorne, direkt hinter dem Busfahrer. Aus der Musikanlage dröhnen dumpfe Bässe. Der Fahrer wirkt aufgedreht, als hätte er Speed-Tabletten geschluckt. Mit seiner schrillen Stimme übertönt er Fahrgeräusche und Sound. Riskante Überholmanöver wechseln mit abrupten Abbremsungen vor den Bremsschwellen, die alle paar Kilometer den Fahrer zwingen das Tempo zu reduzieren.


Panther Bus nach Webuye


Unterwegs


Unterwegs


Unterwegs – Vollmond

Webuye

Kurz vor Mitternacht sind wir in Webuye. Der Panther-Bus schmeißt uns direkt am Eldoret-Malaba Highway, etwas außerhalb des Zentrums, raus. Die Straße ist von einfachen Häusern und Hütten gesäumt, die man aber in der Dunkelheit kaum sieht. Vor den geschlossenen Geschäften und Verkaufsstände lungern dunkle Gestalten herum. Die Gegend gilt als nicht sehr sicher und da wir mit dem ganzen Gepäck eine fette Beute abgeben würden, haben wir vorsichtshalber schon von unterwegs ein Taxi bestellt, das uns vom Bus abholen soll.

Wir lassen uns zum Leisure Resort bringen, einem einfachen Hotel in der Nähe. Wir haben früher schon einmal dort gewohnt und hatten es als ganz ok in Erinnerung. Als wir ankommen wirkt das Gebäude dunkel, verlassen und irgendwie heruntergekommen. Wir sind die einzigen Gäste. Es erfolgt keine Registrierung und als ich dem verschlafen wirkenden Hotelmanager 1000 Shilling für die Übernachtung bezahle, bekomme ich keine Quittung.

Egal, nach der langen Fahrt freue ich mich auf ein Bett und eine Dusche. Als ich die Elektrodusche aufdrehe, kommt ein brauner, muffig riechender Schwall Wasser heraus. Hier hat wohl schon lange keiner mehr geduscht. Ich lasse das Wasser eine Weile laufen, bis es klarer wird. Oben am Duschkopf ist ein Schalter um die Wassertemperatur einzustellen. Je nach Einstellung kommt das Wasser entweder kochend heiß oder kalt. Um eine einigermaßen erträgliche Wassertemperatur zu erreichen muss ich während des Duschens immer wieder zwischen kalt und warm hin- und herschalten. Dabei entstehen kleine Blitze im Plastikgehäuse des Duschkopfs und das Licht im Zimmer flackert. Irgendwie unheimlich, wenn man nass im Bad steht.


Webuye Hauptstraße

Mit 20000 Einwohnern ist Webuye eine Kleinstadt. Früher (zwischen 1970-2009) war die Papierfabrik ‚Pan African Paper Mills’ größter Arbeitgeber in Webuye und sorgte für einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung, allerdings auf Kosten der Umwelt. Berichten zufolge soll die Luft damals von stinkenden Abgasen verpestet gewesen sein. Man roch Webuye schon lange bevor man es sah. Durch die Schließung der Papierfabrik vor sieben Jahren verloren zahlreiche Einwohner ihre Jobs. Viele verließen die Stadt, die Kriminalitätsrate stieg, dafür ist die Luftqualität deutlich besser geworden.

Touristen kommen selten nach Webuye. Die wenigen, die sich hierher verirren, sind auf der Durchfahrt von oder nach Uganda. Der Eldoret-Malaba Highway führt an Webuye vorbei und die ugandische Grenze ist nur 60 km entfernt. Wazungu (Weiße) sieht man selten, und wenn, dann sind sie für Hilfsorganisationen oder geschäftlich unterwegs. Der Hauptgrund unseres Webuye-Besuches ist natürlich der Familienbesuch. Doch es gibt durchaus ein paar besuchswerte Orte in der Umgebung Webuyes, z.B. den Kakamega-Regenwald (Kakamega Forest National Reserve), oder die Nabuyole-Falls.


Teamwork - Die Besitzerin des neuen Fahrrades muss feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, mit dem Radfahren.

Am nächsten Tag wechseln wir das Hotel. Meine Frau wünscht ein bisschen mehr Luxus und auch ich habe keine Lust, mehrere Tage in dem kleinen Zimmer mit der Elektrodusche zu wohnen. Viel Auswahl an Hotels hat man in Webuye nicht. Das Minata Hotel sieht neu aus und dürfte (neben dem Park Villa Hotel) das beste Hotel in Webuye sein. Ein Doppelzimmer kostet mit Frühstück 2700 KES. Die Zimmer sind groß genug und haben sogar einen kleinen Balkon.

Alles perfekt. Zumindest tagsüber. Doch nach Einbruch der Dunkelheit entwickelt sich vor unserem Zimmer eine erstaunliche Geräuschekulisse. Grillen, Frösche und/oder andere, mit unglaublich lauten Organen ausgestattete Insekten und Amphibien, veranstalten ein ohrenbetäubendes Konzert. Einer der Krachmacher erzeugt einen hochfrequenten Dauerton in Sirenenlautstärke. Zwischendurch machen sie kurze Pausen, vielleicht 10 oder 20 Sekunden lang, nur um dann wieder mit voller Lautstärke loszulegen. Das grenzt an akustische Folter.

Vor unserem Zimmer steht auf einem turmartigen Gestell ein Wassertank, der regelmäßig überläuft, wenn er gefüllt wird. Vielleicht ist das Feuchtgebiet darunter der Lebensraum des Sirenenfrosches. Irgendwann nach Mitternacht geht ihm endlich die Puste aus und ich kann einschlafen. Besser Zimmer Nr. 14 meiden.
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:36 von Gu-ko.
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17 Feb 2017 18:24 #464515
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Nabuyole (Webuye) Falls

Da man nicht den ganzen Tag Familie besuchen kann, machen wir Ausflüge in die Umgebung. Die Nabuyole Falls liegen ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums in einer nur spärlich bewachsenen, felsigen Gegend. Ein Bodaboda bringt uns über eine ungeteerte Holperpiste bis in die Nähe der Wasserfälle. Vor allem während regenreicheren Jahreszeiten brodeln und schäumen die Gewässer des Nzoia Flusses über mehrere Stufen durch ein felsiges Flussbett hinab. Heute haben sie verhältnismäßig wenig Wasser, ist wohl gerade Trockenzeit.


Nabuyole Falls – Webuye

Zurück gehen wir zu Fuß. An den Rändern der Staubstraße sitzen kleine Gruppen Frauen und Kinder. Sie sind mit dem Zerkleinern von Steinen und Felsbrocken beschäftigt. Ihre Gesichter und Hände sind mit weißem Staub bedeckt, was ihnen ein gespenstisches Aussehn verleiht. Die Kinder winken und rufen „Mzunguuu“, während die Frauen mit ausdrucksloser Mine hinter uns her starren.

Plötzlich taucht im Dunst die Silhouette der einstigen Pan Paper Mills Fabrik auf. Angeblich soll dort bald wieder etwas produziert werden, von außen sieht sie jedenfalls wie ein gigantischer Schrotthaufen aus.


Webuye - Pan African Paper Mills

The Swinging Bridge (Mvunje)

Ebenfalls einen Besuch wert ist die Swinging Bridge oder Mvunje über den Nzoia-Fluß. Sie ist in Privatbesitz und wer sie überqueren möchte, muss 10 Shilling bezahlen. Man braucht etwas Gleichgewichtsgefühl und gute Nerven um die Brücke zu überqueren. Die Querhölzer sind trocken und knacken bei jedem Schritt.


The Swinging Bridge oder Mvunje über den Nzoia-Fluß - Webuye


Swinging Bridge

Kakamega-Regenwald (Kakamega Forest National Reserve)

Das Naturschutzgebiet Kakamega Forest liegt rund 40 km südlich von Webuye. Es ist der traurige Überrest eines einst breiten Regenwaldgürtels, der Zentralafrika von Westen nach Osten durchzog.

Aus Wikipedia:
„Um 1900 war der Wald noch 240.000 ha groß, davon sind heute nur noch 23.000 ha, also weniger als ein Zehntel, übrig. Ursachen sind menschliche Aktivitäten wie Gewinnung von Feuerholz und Weideflächen, Kultivierung des Bodens, radikale Abholzung oder die exzessive Sammlung von Medizinalpflanzen. 1985 wurden etwa 4400 ha im nördlichen Teil des Waldes als Naturschutzgebiet ausgewiesen.“

Trotz Schutzmaßnahmen und Verbote schrumpft der Wald weiter, wird aufgrund von illegalem Holzeinschlag jedes Jahr ein Stück kleiner. Trotzdem soll sich ein Besuch lohnen, beherbergt er doch eine einzigartige Vielfalt von seltenen Pflanzen, Tieren, Reptilien und Vögeln. Es soll auch die Schlangenreichste Gegend Kenias sein.

Am dritten Tag unseres Webuye-Aufenthaltes quetschen wir uns in ein Matatu nach Kakamega Ort. Die Straße ist zunächst gut ausgebaut, erst ca. 10 km vor Kakamega wird sie richtig schlecht. Erdstraße, Baustellen, Umleitungen. In Kakamega Ort erfahren wir, dass der Parkeingang nördlich liegt, wir sind also schon daran vorbeigefahren. Es gibt zwar noch einen Eingang im mittleren Teil des Forest, aber die Leute meinen, es sei besser das Gate im Norden zu nehmen. Ein Taxi bringt uns die 10 km wieder zurück.

Der Eintritt kostet für mich (Non-Resident) 25 USD, für meine Frau (EA Citizen) 350 KSh und wenn man will, kann man sich einen Guide nehmen, was nochmal ca. 1200 KSh kostet.


Non-Residents werden kräftig geschröpft – nun ja, wenn’s dem Erhalt des letzten Stückchen Regenwaldes dient, will ich nicht meckern.

Wir nehmen einen Guide. Er führt uns auf einem leicht gangbaren Wanderweg durch den Wald. Eindrucksvoll sind die gigantischen Brettwurzelbäume und die von meterhohen Wurzeln eingewickelte Ficusbäume. Der Guide erzählt ein bisschen über die Pflanzen und ihre Bedeutung als traditionelle Heilmittel gegen Schlangenbisse und sogar Krebs. Schmetterlinge tanzen über den Waldweg, gelegentlich turnen Affen in den Baumwipfeln. Ein paar bissige Ameisen greifen mich an, als ich sie fotografieren möchte. Nach etwa drei Stunden endet unsere Tour beim Isiukhu Wasserfall. Ein schattiges Plätzchen am gleichnamigen Fluß, perfekt um sich von den Wander-Strapazen zu erholen.

Für Botaniker soll der Wald ein Traum sein, für uns war es eine interessante Wanderung durch einen noch weitgehend erhaltenen Primärdschungel. Außer ein paar Affen in den Baumgipfeln und den bissigen Ameisen sind uns allerdings keine Tiere begegnet, nicht einmal eine Schlange, und dies im schlangenreichsten Wald Kenias. Trotzdem hat sich der Besuch gelohnt.


Brettwurzelbäume


Manche Bäume sollen mehrere 100 Jahre alt sein


Isiukhu Wasserfall


Kleine Siedlung am Rande des Kakamega Forest



Als wir wieder an der Landstraße unweit des Gates stehen ist es später Nachmittag. Die Sonne steht schon recht tief und ich hoffe, dass wir bevor es dunkel wird, ein Matatu zurück nach Webuye erwischen. Am Straßenrand stehen einige Leute, die ebenfalls eine Mitfahrgelegenheit suchen. Die meisten Matatus sind schon total voll, wenn sie vorbeifahren und halten erst gar nicht an. Hält doch mal eines, springen aus allen Richtungen Leute herbei, um einen Platz zu bekommen. Wir tun das dann auch und schaffen es nach dem dritten oder vierten Versuch in ein Matatu reinzukommen. Es ist schon voll bis zum Anschlag, aber in Afrika geht immer noch ein bisschen voller. Alle rutschen etwas zusammen und ich quetsche mich auf ein halbes Holzbrettchen, welches in den Raum zwischen den Sitzreihen geklemmt wird. Dass ich überhaupt sitze ist Glück, denn etliche Fahrgäste kauern im Bereich der halboffenen Schiebetüre. Zeitweise zähle ich über zwanzig Personen plus zwei Babys im Matatu. Meine Frau sehe ich nicht mehr, erst kurz vor Webuye taucht sie, leicht zerknittert, aus dem hinteren Fahrzeugbereich wieder auf.

Letzter Tag in Webuye

Wie jeden Morgen kommen wir zum Frühstück ins Haus meiner Schwiegermutter. Es ist unser letzter Tag in Webuye, morgen werden wir nach Nairobi zurückfahren und von dort den Bus Richtung Kigali/Ruanda nehmen.

Ich bin fast mit dem Frühstück fertig, als Schwiegermutter erzählt, dass heute Morgen ein Dieb in Webuye erwischt worden war. Er konnte zunächst fliehen, wurde von Leuten verfolgt, die ihn schließlich am Eldoret-Malaba Highway stellten, ganz in der Nähe ihres Hauses. Bei dem was sie dann erzählt bleibt mir der letzte Bissen des Frühstücks im Halse stecken. Als der Mob den Dieb gefasst hatte, steckten sie ihn in einen Autoreifen und zündeten ihn an.
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:38 von Gu-ko.
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27 Feb 2017 12:46 #465881
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Teil 2 - Ruanda und Kongo

Kigali


Kigali


Kigali


Kigali


Kigali

Ein Taxi bringt uns zur Auberge La Caverne. Wir haben schon von Nairobi aus telefonisch ein Zimmer reserviert. Allerdings wäre das nicht nötig gewesen, das Hotel ist praktisch leer. Das einfache Zimmer ist für eine Nacht ok, aber mit 40 USD deutlich überbezahlt. Nochmal würde ich nicht hier herkommen.

Später am Abend gehen wir zum nahe gelegenen Einkaufszentrum ‚Nakumatt City Center‘. Dort gibt es mehrere ATM’s, wir brauchen dringend ruandisches Geld. Neben Lebensmittel gibt es im Shopping-Center allerlei Fastfood- und Luxusshops. Gerne hätte ich im Nakumatt ein Stückchen Käse gekauft, aber bei knapp 10 USD für ein 400 g Päckchen vergeht mir der Appetit. Bei solchen Preisen ist es kein Wunder, dass neben jedem Regal mindestens ein Aufpasser steht. Auf dem Rückweg in die Auberge fällt auf, dass an vielen Straßenecken Soldaten mit MP‘s stehen.

Wir bleiben nur eine Nacht in Kigali. Am nächsten Morgen packen wir früh unsere Rucksäcke und lassen uns von zwei Mototaxis zur Nyabugogo Busstation bringen. Von dort fahren Minibusse im Stundenrhythmus nach Gisenyi am Kivusee. Gisenyi ist Grenzstadt zur Demokratischen Republik Kongo und Nachbarstadt von Goma.

Wir wollen dort Jaen Bosco von Virunga Amani Tours treffen. Wir hatten schon von Deutschland aus Kontakt mit ihm aufgenommen. Virunga Amani Tours bietet Trekking-Touren im Gebiet der Virunga-Vulkane und des Virunga National Parks an. Unter anderem eine zweitägige Bergtour auf den Nyiragongo Vulkan (3.470 m) mit Übernachtung am Kraterrand. Diese Tour haben wir gebucht.


Kigali Nyabugogo Busstation


Kigali Nyabugogo Busstation

Gisenyi - Lake Kivu

Aus Wikipedia: Gisenyi ist eine Stadt am Kiwusee in Ruanda mit etwa 84.000 Einwohnern (2005). Sie verfügt über einen Sandstrand, der für Wassersport bekannt ist, sowie über eine Brauerei. Der Ort liegt an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo, gegenüber der kongolesischen Stadt Goma und wie diese am Fuße des Vulkans Nyiragongo.


Lake Kivu - Nyiragongo Vulkan


Lake Kivu

Früher Nachmittag. Als wir in Gisenyi ankommen, hat sich der Himmel bereits wieder mit dicken, schwarzen Wolken bedeckt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der tägliche Nachmittags-Wolkenbruch herunterkommt. Vor dem Busbahnhof schnappen wir uns zwei Motorradtaxis die uns zum Blessington Motel bringen. Das Motel liegt etwas oberhalb des Seeufers in einem hübschen Garten. Die Zimmer sind ebenerdig und münden in eine kleine Terrasse. Der Manager ist extrem freundlich und hilfsbereit, er versucht uns quasi jeden Wunsch zu erfüllen, noch bevor wir ihn haben.

Wir versuchen mit Jean Bosco in Kontakt zu kommen. Per Telefon, per Email, aber nirgends eine Antwort. Ein bisschen beunruhigt mich das schon, immerhin habe ich von Deutschland 900 USD in den Kongo überwiesen und sollte etwas schieflaufen, hätten wir kaum Chancen auf eine Erstattung. Abends checke ich noch einmal meine E-mails und – endlich – eine Nachricht. Er wird uns morgen früh vom Blessington Motel abholen.

Den Rest des Tages streunen wir durch Gisenyis Strassen und Uferpromenaden. Gisenyi ist ein relaxtes Städtchen mit feudalen Villen und hübschen Sandstränden. In einem Geschäft unweit des Marktes verkaufen sie lokalen Käse, frisch, total lecker und preiswert. Ich würde fast behaupten, es ist der leckerste Käse, den ich bislang in Afrika bekommen habe. :)


Lake Kivu - Gisenyi


Lake Kivu – Gisenyi – Beach


Lake Kivu – Gisenyi

Am Seeufer, unweit des Strandes, befinden sich die richtig teuren Hotels. Wir finden ein Restaurant mit leckerem Fisch auf der Speisekarte. Natürlich darf dazu ein ruandisches Mützig-Bier nicht fehlen. Die Brauerei liegt fast in Sichtweite.

Als wir zurück zum Motel laufen ist es stockdunkel. Straßenbeleuchtung gibt es entweder keine, oder sie funktioniert nicht. Ich bin froh, eine kleine Taschenlampe dabei zu haben, das reduziert die Chance in eines der vielen Löcher und Gräben zu fallen, die die Straßenränder zieren.

Das Blessington Motel liegt in einer unbeleuchteten, ungeteerten Seitenstraße. Aus einem verwilderten Grundstück hören wir plötzlich die lauten Schreie einer Frau. Fast zeitgleich rennen drei junge Männer an uns vorbei, verschwinden in der Dunkelheit. Die Frau taucht neben uns auf, läuft schreiend und heulend auf und ab. Wir verstehen kein Wort, aber es ist offensichtlich, dass sie von den drei Männern belästigt oder vielleicht sogar vergewaltigt wurde. Andere Passanten sind hinzugekommen, reden auf sie ein und führen sie langsam in Richtung einer belebteren Straße fort.

Wir gehen zurück ins Motel, packen unsere Rucksäcke und gehen bald schlafen. Den größten Teil unseres Gepäcks lassen wir im Blessington Motel in der Obhut des Managers zurück. In den Kongo nehmen wir nur mit, was wir für die zwei Tage brauchen.

Jean Bosco von Virunga Amani Tours erweist sich als seriöser und zuverlässiger Mensch. Am nächsten Morgen steht er pünktlich um 7 Uhr mit seinem SUV vor unserem Motel. Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig, das hauptsächlich aus Käse besteht. ;)

Jean Bosco bringt uns zur Grenze. An der Grenzstation ist viel Betrieb. Viele Kongolesen arbeiten in Ruanda und auch viele Ruander passieren die Grenze Richtung Kongo. Dazwischen auch einige Fahrzeuge von internationalen Hilfsorganisationen und der UNO.

Das kongolesische Visum bekommen wir an der Grenzstation. Es ist ein spezielles 14-Tage-Visum, welches im Zusammenhang mit einem Besuch im Virunga National Park ausgestellt wird. Das ‚normale‘ Kongotouristenvisum bekommt man nur durch die Botschaft seines Heimatlandes. Da alle Formulare vorhanden, bezahlt und ausgefüllt sind, geht es recht flott.

Zum Abschluss gibt es noch einen Gesundheitscheck. Eine ziemlich misslaunig blickende Krankenschwester kommandiert uns in ihr Büro. Sie kontrolliert unsere Impfpässe, misst die Körpertemperatur und befragt uns nach Krankheitssymptomen. Da wir die erlaubte Körpertemperatur haben, dürfen wir in den Kongo einreisen.
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02 Mär 2017 11:16 #466258
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Goma

Auf der Landkarte sehen Gisenyi und Goma wie eine einzige Stadt aus, lediglich durch die Landesgrenze in zwei Hälften geteilt. Doch wenn man die Grenze überschreitet, merkt man gleich, wie verschieden die Welten sind. Gisenyis Straßen sind sauber, die Häuser ordentlich, Motorradtaxis haben Nummernschilder und die Villen-Gegend am Sandstrand vermittelt den Eindruck eines entspannten Seebads.

Goma ist anders. Wohlhabendere Häuser und Fabriken sind mit Panzerdraht gesichert, oft zusätzlich durch bewaffneten Wächter, die hinter Sandsäcken oder auf Wachtürmen lauern. Außerhalb eines überschaubaren Bereiches nahe des Seeufers, wo sich ein paar teure Hotels, Villen, Banken und Geschäfte befinden, sind die Straßen staubig, die Häuser ärmlich. Schwarzes Geröll, welches noch vom letzten Vulkanausbruch stammt, liegt herum.

Das Straßenbild Gomas wird auch von seltsamen, übergroßen Holzrollern geprägt, den Chukudus, die zum Transport von Lasten eingesetzt werden. Mit Körben und Säcken beladen werden sie von ihren Besitzern geschoben, wenn es bergab geht auch gefahren.


Goma


Goma


Goma – Chukudu


Goma

Nach der Grenze fahren wir durch Goma hindurch und direkt weiter Richtung Norden. Um 9 Uhr wollen wir am Fuße des Nyiragongo sein. Startpunkt für unsere Trekkingtour. Die Straße ist ziemlich uneben, soll aber für kongolesische Verhältnisse sehr gut sein, meint Jean Bosco während er von einer Straßenseite zur anderen kurvt um den größten Löchern auszuweichen. Als ich mal wieder fast an die Decke fliege meint er lachend: „African Massage“.

Die Straße wird von Menschen und Fahrzeugen gleichermaßen benutzt. Ich sehe in bunte Tücher gekleidete Frauen und Kinder, Körbe und Bündeln auf dem Kopf tragend, meistens in Gruppen die Straße entlanggehend. Fast jede jüngere Frau hat noch ein in ein Tuch gewickeltes Kleinkind dabei. Immer wieder kommen uns maßlos überladene LKW’s entgegen, auf deren zu hohen Türmen geschichteter Ladung noch Menschen sitzen. Überhaupt scheint jedes Fahrzeug auf dieser Straße bis zum Anschlag mit Menschen und Waren beladen zu sein. Auch Chukudus, die merkwürdigen Lastenroller sind unterwegs.

Die Landschaft ist toll. Schon von Goma aus sieht man den Nyiragongo Vulkan im Dunst aufragen, die Spitze oft von einer Wolkenhaube bedeckt. Der Morgen ist sonnig, die Luft relativ klar. Nach den Erfahrungen der letzten Tage, es hat jeden Nachmittag kräftig geregnet, hoffe ich auf einen trockenen Aufstieg.

Wir passieren mehrere Militärposten. Manchmal halten sie die Fahrzeuge an und kassieren ein Wegegeld. Jean erzählt, dass diese Militärs oft monatelang keinen Sold erhalten und deshalb für ihre Bezahlung selbst sorgen. Immerhin sorgen sie tagsüber für eine gewisse Sicherheit entlang der Straße. Abends, bevor es dunkel wird, gehen sie nach Hause. Dann sollte man besser nicht mehr unterwegs sein.


Auf der Straße Richtung Norden


Auf der Straße Richtung Norden


Auf der Straße Richtung Norden


Tankstelle


Straße Richtung Norden


Chukudu - Straße Richtung Norden
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