THEMA: Reisebericht: Picco hüpft vom Kili zur Mara
07 Mär 2015 08:56 #376393
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Vor mir sah ich den Abstieg ins Tal mit der letzten Wasserstelle vor dem Kibo!
Und das Tal war etwa 250m tief!!!
Auch das noch!!!
Ich kam mir vor wie am Mt. Everest, als ich unsere Lodge in etwa 1km Entfernung sah...und dazwischen ein tiefes Tal...
Meine Motivation war eh nicht die Grösste, nun war sie völlig am Boden!
Meine Knie zitterten, meine Beine schmerzten, meine Augen versuchten aus den Augenhöhlen zu kullern, meine Haare taten nichts...
Und mein Verstand fragte sich wo er nur war als ich 'ja' zu der Tour gesagt habe...



Oben: Auf der anderen Seite ist das Camp...da müssen wir runter und vor allem: da müssen wir auch wieder rauf!!! :-(

Mit 'nur' einer Pause auf halber Aufstiegshöhe haben wirs dann doch geschaft und sind im Camp angekommen!
Wie immer haben wir uns ins Hüttenbuch eingetragen und uns dann auf die Suche nach unseren Zelten gemacht.
Auf einen Aklimatisationsspaziergang haben wir verzichtet...ich sowieso, die Anderen aber auch!
Als erstes hab ich mal mein Zelt eingerichtet, die Downmat7 aufgepumpt und den Schlafsack ausgebreitet...
...was in der Höhe schon zum Schwitzen reicht...



Oben: Zum Greifen nah...

Schon bald gehts ins Essenszelt auf einen The, Maji Moto stand schon auf dem Tisch, die Popcorn sowieso.
Es war recht kühl, ich hab bald die 'Fenster' des Essenszeltes geschlossen damits nicht durchzieht...
Axel ist natürlich wieder raus um zu schauen ob's was zu fotografieren gäbe, kurz nach 19:00Uhr sind meine Kamera
und ich auch noch schnell raus und haben geknippst...
Aber schnell wieder rein...
Lucy und ich sassen drinn, Axel und Bianca waren draussen am Fotografieren...'Diese Farben, diese Farben' und ähnliche Sprüche hörten wir zuhauf...und blieben trotzdem standhaft im Zelt...



Oben: Sonnenuntergangsstimmung...unbearbeitet wie die meisten Fotos dieses Berichtes...nur auf ein anderes Format beschnitten.
Es ist 19:08 Uhr!!!




Oben: Gleicher Text wie oben...andere Uhrzeit: 19:11 Uhr!!! ;-)

Nachdem ich dann zuhause gesehen habe was Axel da fotografiert hat...ich hätt mich selbst vierteilen können!!!
Diese Farben, diese Farben!!! ;-)
Und ich habs nicht fotografiert...ein Himmel wie auf einem Gemälde!!!
Und ich hab nur die Vorstufe davon...
Zum Glück hab ichs damals noch nicht gewusst...
Zum Abendessen hat der Koch alles daran gesetzt möglichst histaminarm zu kochen!!!
Dazu muss man bedenken dass der Kerl wohl noch nie was von Histamin gehört hat, aber er hat sich echt ins Zeug gelegt!!!
Toller Kerl!!!
Danke dafür, Paul!!!
Es gab Suppe, wie immer sehr lecker und gut um den Salzhaushalt zu regullieren, dann Reis (hat kaum Histamin) mit Gemüse und Fleisch mit einer relativ dünnflüssigen Sauce.
Ich hab ausser Fleisch alles genommen, konnte richtig gut essen, sogar nachschlagen...
Toll!
Es war das erste Mal am Berg dass mein Hals nicht 'zugemacht' hat beim Essen...und meine Verdauung blieb schön ruhig!
Toll2!!!
Nach dem Essen gings raus und während die Anderen Drei ins Zelt gingen hab ich versucht den Kibo und den Sternenhimmel
zu fotografieren...
Ums vorwegzunehmen: Ich hab ziemlich versagt!
Aber egal!
Ein Stein musste als Stativ herhalten, scharfstellen hab ich per Autofocus versucht, nur 20 Sekunden Belichtungszeit
damit die Bewegung der Erde aus den Sternen keine Streifen macht, aber leider hab ich die ISO auf 320 gestellt gehabt,
die verzögerte Auslösung auf 2 Sekunden gestellt und abgedrückt...
Im Nachhinein weiss ich: ISO 4000 oder sogar 5000 wären wesentlich besser gewesen!!!
Vor allem nerv ich mich weil ich ja weiss wie gut die Fotoqualität auch bei solchen ISO-Werten ist!!!
Aber seht selbst was ich nach viel Bearbeiten aus den schwarzen Bildern rausholen konnte...
Nichts um sich zu brüsten, aber eine schöne Erinnerung ist's alleweil!



Oben: Mein erstes Sternenbild...es war schlicht schwarz und nur viel Bearbeitung hat da noch was rausgeholt...

Am Kamera-Monitor sahs noch gut aus...aber in Wirklichkeit wars schlicht schwarz!!!
Beim zweiten Bild hab ich versucht mehr des Kibo's sowie etwas vom Camp draufzukriegen...



Oben: ...Sternenbilder...definitiv noch ausbaufähig...

Noch ohne zu wissen wie schlecht die Bilder wurden pack ich mich in den Schlafsack und schlafe bald ein, gute Nacht!
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08 Mär 2015 08:41 #376488
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Tag 9: Nun gehts runter!

Die Nacht war kalt, aber in meinem Schlafsack wars herrlich warm!
Dreimal musste ich die Pissflasche bemühen bis es Zeit zum Aufstehen war...und dafür nicht einmal aus dem Zelt in die Kälte!
Ein Schlaumeierchen halt... ;-)
Beim öffnen des Zeltes rieselt wie schon in den letzten zwei Nächten das Eis herunter, das Zelt ist innen wie auch aussen
mit einer dünnen Schicht Eis bedekt...
Und das in Afrika!!!
Unglaublich!!!
Draussen ist wundervolles Wetter, kein Wölkchen weit und breit, die Sonne geht bald auf und der Kibo sieht einfach nur
wunderbar aus!!!
Auch wunderbar geht es meiner Verdauung, zumindest im Vergleich zu den letzten Tagen!
Ich fühl mich fitter als in den Tagen zuvor!
Das Histaminarme Essen und die verdoppelte Dosis Medis (musste ich noch nie erhöhen!!!) haben wohl gewirkt!
Nach Morgentoilette, SMS an Johannes mit der Frage nach dem Weg und Zähneputzen gehts ans Frühstück, wo ich mir wieder zwei Suppenlöffel Porridge (heute ohne Milo aber mit Ovomaltine) reinschaufle und es sogar schlucke...
Lucy eröffnet mir dass er doch am Berg bleibt und ich alleine runter gehen muss.
Irgendwie schaade, aber verständlich!
Zumal es ihn wieder gut geht und Bianca sicherlich einiges dazu beigetragen hat seine Motivation wieder zu erhöhen... ;-)
Ich frage noch was ich den Dreien alles da lassen soll, aber sie wollen nichts...
Dementsprechend packe ich mein Zeug zusammen und stelle die Tasche raus.
Der Kibo kleidet sich zum Abschied in schönstes Morgenlicht und ich mach ihm den Gefallen und fotografier drauf los...



Oben: Guten Morgen Kibo!

Bianca und ich unterstützen schon seit längerem Kipepeo-Clothing (klick mich) mit einigen Einkäufen und Werbung,
da ist es nur verständlich dass wir auch Fotos in Kipepeo-Kleidern vor dem Kibo machen...
Ich als Fotograf, Bianca als Model...
Und hier eines der Resultate:



Oben: Tatata: Bianca wird Fotomodel für Kipepeo! :-D
Die Arme steht tapfer da und friert sich einen ab, es ist ja auch nur etwa 5-10°C maximal!!!
Aber gut hat sie's gemacht!!!


Auch die anderen Drei haben in der Zwischenzeit ihr Zeug gepackt, Axel hat mich doch noch um meinen Akkupack gebeten, den
ich dann aus der hintersten Ecke meiner Tasche gegraben habe...



Oben: Auch die Taschen und Rucksäcke von Axel, Lucy und Bianca warten schon ungeduldig auf ihre Träger...

Bald erfahren wir dass unser Guide Augusto mit mir absteigen wird, was den anderen Dreien verständlicherweise nicht gefällt,
zumal Augusto nicht nur wie Mohamed ein sehr guter Guide ist sondern dazu auch ein wirklich sympatischer lieber lustiger
Kerl und Kumpeltyp!
Und alle zu ihm einen Bezug auf persönlicher Ebene haben, im Gegensatz zu Mohamed, der einfach ein sehr guter Guide ist, nicht weniger, aber auch nicht mehr!
Und schon bald folgt die Verabschiedung, es ist ja schon neun Uhr!
Zuerst von den Crewmitgliedern, mit denen ich Kontakt hatte, dann von den Trägern als Gruppe, dann von Ulrike, Dan, Axel
Lucy und Bianca...
Wobei's bei Bianca wie bei jeder Verabschiedung von ihr Tränen gegeben hat...sie ist so wunderbar Gefühlsorientiert!
Mir fällt es schwer tschüss zu sagen, zumal ich mich heute fit genug fühle um weiter aufzusteigen, aber genau weiss dass
das Problem jederzeit zurückkommen kann, und das unter Umständen in deutlich ausgeprägterer Form!
Am Mt. Everest hatte ich ja meinen ersten wohl grösstenteils Histaminbedingten Zusammenbruch mit gut 40° Fieber auf
5350müM., das brauch ich beim besten Willen nicht mehr!!!
Aber auch wenn ich das Risiko nicht eingehen will tuts weh nicht rauf zu gehen...zumal der Gipfel so nah ist!!!
Ich überlege hin und her, komme aber immer wieder zum Schluss das das Einzige Vernünftige der Abstieg ist...
Nach der Verabschiedung dreh ich mich schnell um, unter meiner Sonnenbrille kullern auch einige Tränen hervor, ich seh die ersten Meter kaum was...
Es tut echt weh zu gehen!!!



Oben: Eiskristalle am Boden, es ist nachts hier oben wirklich kalt!!!

Augusto geht langsan voran, ich brav und auch nicht schneller hinterher...
Es geht auf und ab, Kraxelstrecken hats nur wenige, und ich merke wieder wie kraftvoll ich heute bin...
Soll ich doch rauf???
Zweifel kommen immer wieder, deshalb geb ich als wir zu zweit nebeneinander gehen können richtig Gas, um die Zweifel durch
gemachte Abstiege zu zersteuen!



Oben: Augusto will Pausen einlegen, ich will runter und brauch kaum Pausen, was er auch noch merken wird...



Oben: Noch ein Blick zurück zum Kibo...
...Herzschmerz...




Oben: Kurz darauf sehen wir den dritten Gipfel des Kilimanjaromassivs: den 5148m hohen Mawenzi...

Es geht nun bergab in Richtung des Millenium Camps auf 3820müM., wo wir uns ebenfalls in ein Buch eintragen müssen.
Ich verteil Getreideriegel und ess natürlich auch einen, bevor wir weiter absteigen.
Am Ende des Camps stösst ein Porter zu uns, er kann aber eigentlich nicht unserer sein da er meine Tasche nicht dabei hat.
Augusto kennt ihn aber.
Er schliesst sich uns an, die beiden plaudern in Suaheli vergnügt vor sich hin, während wir sehr sehr schnell absteigen.
Der Weg ist felsig, die Naturstufen sind recht hoch...zum Glück hab ich das Bergabgehen auch gut trainiert!!!
Mit meinem Hüft- und Knieschaden wäre es sonst eine schmerzhafte Angelegenheit geworden!
Rundherum hats viele Pflanzen, bald schon wirds Buschig...



Oben: Protea Kilimanjarensis am Wegesrand...wunderschön!



Oben: Höhle oberhalb unseres Rastplatzes...

Auf 3371müM. machen wir die erste Pause, ich drück den beiden wieder je einen Riegel in die Hand und wir setzen uns bei
einer Höhle hin.
Die zwei sind mit plaudern beschäftigt, ich mit zaudern ob ich nicht doch wieder rauf soll...
Aber niemand merkts und die Vernunft siegt...also gehts nach etwa 10 Minuten Pause weiter in schnellen Schritten in Richtung
Mweka-Camp...



Oben: Weg unterhalb unseres Rastplatzes...ein harmloses Stück, aber kurz darauf wirds wieder recht Kniefordernd...

Von nur einer kurzen Pisspause unterbrochen gehts weiter runter, um 11:50 Uhr erreichen wir das Camp auf 3125müM.!
Wir setzen uns hin, schreiben wieder unsere Personalien in ein Buch und schon hören wir jemanden wie einen Rohrspatz
vor sich hinfluchen!!!
Auf Suaheli, aber der Ton, die Lautstärke, der Blick zum uns begleitenden Träger und der gehässige Gesichtsausdruck sind
sehr sehr deutlich!
Da ist jemand schlecht gelaunt...und er kommt genau auf uns zu!!!
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09 Mär 2015 10:03 #376584
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Meine Tasche auf seinem Kopf liess mich auch erahnen weshalb er so aufgebracht ist! ;-)
Offenbar hätte der uns begleitende Träger meine Tasche tragen sollen!!!
Und ich hab gedacht dass meine Tasche schon vor mir unterwegs nach unten ist!
Augusto hat mir dann auf Nachfrage hin erklärt dass einer der Träger unten bleibt und der Andere morgen wieder rauf gehen soll, Vollbepackt mit frischen Esswaren!!!
...
Frische Esswaren??? :-O
...
Na toll!!!
OBERTOLL!!!
Wenn das möglich ist und ich das gewusst hätte hätt ich doch gleich oben bleiben können!!!
GRMPFL!!!
Warum sagt mir das keiner???
Nochmals GRMPFL!!!
Aber jetzt von 3125müM. zum Barafu-Camp auf 4600müM. rauf wäre auch für meine wieder erstarkten Beine zu viel...
...vor allem wenn man bedenkt dass es am folgenden Tag zum Gipfel auf 5895müM. gehen wird!!!
Und den Abstieg hab ich ja auch schon in den Knochen!!!
Nun bin ich nicht mehr melancholisch sondern richtig schlecht gelaunt...
Ich wills aber die beiden nicht spüren lassen, denn es bringt nichts und die Guides haben wohl die Situation mit meiner
Krankheit doch nicht ganz geraft...aber dann war das histaminarme Essen nur Zufall?
Wir gehen weiter runter, der Wald beginnt gleich hinter dem Camp...
Meine Gedanken kreisen...
Mein Adrenalin steigt...
Ich bin auf 180...
...mindestens!!!
Warum hat mir das niemand gesagt als ich noch oben war???
Ich wär definitiv aufgestiegen!!!
Ich hatte ja keinerlei Probleme mit der Höhe, keine!!!
Innerlich kochend geh ich halb rennend weiter runter, der Träger und Augusto können mir nur mit Mühe folgen...
Nach etwa einer dreiviertel Stunde auspowern beruhige ich mich wieder soweit dass ich den wunderschönen Wald wieder
etwas geniessen kann und einige Fotos schiesse.
Der Träger und Augusto schliessen auch wieder zu mir auf...
Wir machen eine kleine Pause und essen den Inhalt der Lunchbox, dann gehts schon wieder weiter...



Oben: Vor lauter Wut übersehe ich den wunderschönen Wald beinahe...



Oben: Augusto, der Träger und meine Tasche...jetzt halt ich die beiden wieder mit meinen Fotopausen auf...



Oben: Fantastisch, der Urwald!



Oben: Ich kann mich kaum satt sehen...



Oben: Ein nichtspringendes Springkraut...müsste ein Impatiens Kilimanjari sein...



Oben: Violette Blume...keine Ahnung was das genau ist...auch 'meine' Expertin konnte nicht helfen...



Oben: Dürfte wieder eine nur am Kili wachsende Pflanze, das Elefantenkraut (Impatiens kilimanjari - Kilimandscharo-
Springkraut) odrr so sein




Oben: Kleiner Bachlauf schon ziemlich weit unten...ca. 2600müM...

Einige wenige Porter kommen uns entgegen, immer einzeln, wohl um frisches Essen rauf zu bringen...
Vermute ich, denn um nicht zu explodieren frag ich nicht nach...
Einzig einer hat was auf dem Kopf das garantiert nicht essbar ist: Ein Kilimanjaro-Rettungsgestell mit Rad wie auf der
folgenden Aufname eins zu sehen ist...
Mir tut der Kopf schon weh wenn ich den Kerl nur sehe wie er das Riesenteil auf dem Kopf balanciert!!!
WAHNSINN!!!
Ich würd den wo irgend möglich hinter mir herziehen, aber sicher nicht das Teil tragen!!!



Oben: Unten angekommen am 'Abholplatz' auf 2005müM wartet schon ein Rettungswagen auf uns...aber ich werde nicht damit sondern mit einem Land Cruiser zum Gate transportiert... ;-)

Wir warten eine gute halbe Stunde, während der ich zufällig rausfinde wie ich mein Objektiv auf Makro umschalte...Aha!
So also...
Aber die Aufnamen die ich dann im Makrobereich gemacht habe sind definitiv nicht berauschend geworden.
Wir sitzen auf einen riesigen alten umgefallenen Baum und warten wortlos, während um uns herum Insekten fliegen und sogar ein Black-White-Colobusaffe schreiend rumturnt..
Nun sehe ich aber noch dass sich an meinem rechten Schienbein im Zentrum des Fleckens die Haut ablöst und das blanke Fleisch zu sehen ist!!!
Das hatte ich definitiv noch nie!!!
Scheisse!!! So was schockiert doch ein wenig!!! :-O
OK, Bluten tuts nicht, es ist komplett trocken...
...also das Bein wieder mit der Hose bedecken...
Ich hänge in Gedanken der Tour nach und beschliesse nochmals zukünftig keine Touren über drei Tage ohne frisches Essen mehr zu machen, es geht mit der Histaminintoleranz einfach nicht, so traurig das ist.



Oben: Die von uns gegangene Machame-Route mit Höhenprofil.
{Mit Erlaubniss des Admin's des
Kilimanjaro - Forum's (klick mich)}

Der Landcruiser ist schon von Weitem zu hören, wir steigen ein, zwei Träger klettern in den Kofferraum, wobei ich keine
Ahnung habe woher der zweite Träger kommt...
...und schon fahren wir langsam runter zum Gate.
Dort angekommen darf ich mich austragen, inkl. Grund des Tourabbruchs, und schon steht ein Auto von Kilimanjaro Active Tours da, das uns nach Moshi zum Büro bringt.
Ich bin nicht mehr schlecht sondern wieder melancholisch gelaunt, schaue raus, hab immer wieder Bilder der Tour und der Drei Mitreisenden vor Augen, selbst einige Tränen kullern runter...
Es ist deprimierend die Tour so zu beenden!!!
Vor allem da es ja eigentlich nicht nötig gewesen wäre sie zu beenden...wenn ich das mit dem frischen Essen gewusst hätte!
Bringt nichts...
Im Büro angekommen begrüsst mich der Chef, Romel Mosha, und lässt mich hinsitzen.
Dann bespricht er sich mit Augusto auf Suaheli, ich höre dass gesagt wird dass ich nach Usa River gehe für die nächsten Tage.
Romel erklärt mir als nächsts dass bisher alles im Preis inbegriffen ist und ich ab sofort alles selbst bezahlen müsse...
Hmmm...
Ein 'Gute Besserung, können wir noch was für Sie für die nächsten Tage organisieren?' wäre vieleicht besser gewesen als
sofort klarzustellen was sowieso schon klar war...
So hat er in mir das Gefühl geweckt dass er sich nicht für die Klienten sondern ausschliesslich fürs Geld interessert...
Dass ich nicht drei Tage im Hotel geschenkt bekomme ist mir genauso klar wie dass die Guides, Porter usw. trotz meines
Abbruches ihr Geld bekommen müssen...
Lediglich die drei Tage weniger Nationalpark-Permit würde ich noch geltend machen wollen, aber das hab ich im Büro
noch nicht realisiert...
Romel eröffnet mir dass ich mit dem Fahrer, der uns schon vom Gate zum Office gebracht hat, für 60$ nach USA River gefahren werde, worin ich mit dem Wissen dass das Taxi für die Strecke um die 50$ kostet, einwillige.
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10 Mär 2015 21:45 #376812
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Schon bald düsen wir los, das Auto ist voll gefüllt mit Portern, dem Fahrer, einer Büroangestellten, Augusto und mir, wir fahren durch halb Moshi und laden die Leute an diversen Orten ab bis nur noch der Fahrer, Augusto und ich übrig sind, dann gehts endlich ins Mountain Inn, wo mein 'Nicht-Berg-Gepäck' auf mich wartet.
Anschliessend düsen wir los in Richtung Usa River, also in Richtung Arusha.
Es ist heiss...richtig heiss...
Heute morgen rieselte noch Eis auf mich runter, jetzt hat's gut 35°C...
Ich erkläre dem Fahrer anhand der SMS-Wegbeschreibung von Johannes dass er in Richtung Arusha Nationalpark fahren soll, direkt in Richtung Momella Gate.
Bei dem Abzweiger verlässt uns Augusto, denn er wohnt in Arusha und fährt die letzten Kilometer mit dem Daladala bzw. Matatu.
Nach einer grossen Baustelle sehen wir rechterhand ein Schild mit der Aufschrift 'Poultry Farm', direkt vor einem Fussballplatz, da müssen wir rechts abbiegen.



Oben: Vor diesem Fussballfeld rechts der Strasse zum Gate des Arusha Nationalparks geht die Piste zum "Our little House", ein familiäres Guesthouse von Happy und Johannes Schiemann (klick mich), weg.

Wir folgen der holprigen Strasse etwa einen Kilometer, bei einem Abzweig weise ich den Fahrer mehr hoffend denn wissend an geradeaus zu fahren und nicht rechts abzubiegen wie er wollte, und schon bald finden wir uns in einem Stau, gebildet aus zwei Autos... ;-)
Da hat einer sein Auto halt nicht auf dem Parkplatz sondern mitten in der schmalen Strasse parkiert! :-D
Die im Schatten sitzenden Frauen bemühen sich gemütlich den Fahrer zu finden, der bemüht sich ebenso gemütlich das Auto wegzufahren und schon gehts weiter! ;-)
Nach weiterern 10 Metern seh ich endlich das von Johannes beschriebene Zebra-Tor linkerhand!



Oben:Wenn man nach etwa 1 km Geradeausfahrt auf der linken Seite dieses Tor erreicht drückt man auf die Hupe und
schon eilt jemand vorbei um das Tor zu öffnen...und schon ist man bei Johannes und Happy!


Drinnen angekommen geb ich dem Fahrer seinen Tipp und schon kommt Johannes auf mich zu!
Schön ihn endlich mal ohne Computer dazwischen erleben zu können!
Ich erhalte Haus Nr.1, direkt neben dem Haupthaus, wo Johannes und Happy mit den Kindern wohnen.
Ich geh erstmal unter die Dusche, ich stinke sicherlich wie ein Iltis!!!
Anschliessend wird mal etwas umgepackt, Fotos gesichtert, mich ausgeruht...und eine Coke aus dem Kühlschrank genommen und genüsslich getrunken!!!
Das erste Mal was anderes als Wasser, The oder Instant-Kaffee seit dem Beginn der Kilitour!!!
Und die Coke schmeckt!!! :-D
Zufällig entdecke ich eine neue App im iPhone, klicke sie an und was seh ich da?



Oben: Die Überwachung ist total! Mein iPhone hat alles aufgezeichnet ohne dass irgendeine App eingeschaltet war!!!
(Printscreen vom 27.01.2015)


Soso, über 15'000 Schritte hab ich also im Durchschnitt gemacht, maximal 26'874 pro Tag...nicht schlecht!!!
Nach dieser Weltverändernden Erkenntniss geh ich mal zum Johannes rüber, wir setzen uns hin, trinken was zusammen und plaudern über Gott und die Welt!
Sympatisches Kerlchen!
Irgendwie hatte ich immer den Eindruck dass er etwas älter ist als ich, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen dass er gleich alt ist wie mein Vater!
So kann man sich irren!
Der Nachmittag verfliegt schnell, Johannes kocht das Abendessen, alles mit frischen Zutaten und sehr lecker!
Die beiden Kleinen, Christian und Johannes jun. sind natürlich auch am Tisch und (noch) ganz scheu... ;-)
Wir plaudern noch etwas weiter und so um 22:30 gehts langsam ins bequeme Bett, gute Nacht!
Letzte Änderung: 11 Mär 2015 11:05 von picco.
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12 Mär 2015 07:03 #376939
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Tag 10: Es wird mit aller Kraft erholt!

Guten Morgen!
Hab gut geschlafen und meine Wunde am Bein heilt schön, es hat sich schon ein Häutchen gebildet!
Toll, mein Körper funktioniert offensichtlich noch! :-D
Gemütlich aufstehen, dringliche Geschäfte tätigen und ab zum Frühstück!
Johannes hat den Tisch mit allerlei Brötchen, Confitüre (sehr lecker), Kaffee, Fleisch, Käse und und und gedeckt...
...für die Eier kommt seine Haushaltshilfe und nimmt die Bestellung auf.
So lässt sich der Tag beginnen! :-D
Auch heute plaudern wir wieder viel, auch über die Bezahlung...die leider nicht per Kreditkarte möglich ist.
Und Johannes will das Geld!!!
;-)
Also fahr ich mit Johannes mit, er muss einige Einkäufe machen und ebenfalls zur Bank.
Das Limit am Automaten der Bank an Usa River's Hauptstrasse sind 400'000 TSh pro Aktion, keine Ahnung obs auch ein
Tageslimit gibt...
Noch etwas an Getränken einkaufen und schon gehts wieder zurück nach Hause.
Eine SMS von Lucy kommt rein, offenbar hat's ihn im Camp mit der Höhenkrankheit erwischt so dass er ins Millenium-Camp
absteigen muss.
Und er schreibt dass Axel und Bianca zwar auf dem Gipfel waren, aber die Kraterbegehung und natürlich auch die Kraternacht
abgesagt haben und ebenfalls auf dem Weg ins Millenium-Camp sind...
Oha!
Dabei hat sich vor allem Bianca so auf die Kraterbegehnung gefreut...



Oben: Die kleine lauschige Laube vor dem Essraum...



Oben: 'Mein' Häuschen von aussen...



Oben: 'Mein' Schreibtisch in 'meinem' Häuschen.
Die Herkunft des Raumausstatters ist nicht zu übersehen! ;-)
Aber ein bequemes Bett, ein Kühlschrank, eine grosse Dusche, ein anständiges Klo,
eine (kleine) umgitterte Terrasse mit Moskitonetz...alles vorhanden!


Es ist ein ereignisarmer Tag, ich tu nichts ausser ausruhen, etwas plaudern, ohne Mittagessen gleich zum Abendessen und...
...zum Abschluss des Abendessens mit Johannes einen wirklich guten Rum geniessen!
Genau der richtige Tag und Ort um sich zu erholen, es geht mir schon deutlich besser als am Tag davor...
...sicher auch dem wieder frischen Essen 'geschuldet'!
Schon ist's wieder Zeit ins Bett zu gehen, gute Nacht!
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14 Mär 2015 13:26 #377260
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Tag 11: Der Rückfall und die Party...

Ui!!!
Das fühlt sich nicht gut an!!!
Schwindel, Blähungen, Durchfall, Temperaturschwankungen...offenbar ein Rückfall!
Da trifft's sich's gut dass ich nichts organisiert habe, denn heute werd ich viel rumliegen und versuchen zu schlafen!
Aber schon kommt ein SMS, wieder von Lucy, er schreibt dass sie heute schon zurück ins Mountain Inn gebracht werden...
...und dass die obligatorische Party mit den Guides, Trägern usw. wohl heute schon stattfinden soll...
...
Was???
...
Aber das können die doch nicht einfach so um einen Tag vorverschieben!!!
Vor allem da sie wissen dass ich weit weg bin und in einer anderen Lodge und drei Nächte gebucht sind und sowieso!!!
DAS GEHT DOCH NICHT OHNE MICH!!!
Und da rattert auch schon das iPhone los, morgens um viertel vor acht...
Romel ist dran, er ist aber kaum zu verstehen, die Verbindung ist schlecht...
Ich versteh nur was von 'Party' 'tomorrow' und schon ist die Verbindung unterbrochen...
Offenbar stimmts!
Ich schreib Romel eine SMS, dass ich doch was gebucht habe und die Party doch nicht einfach verschoben werden könne, er antwortet dass die anderen Drei heute schon runterkommen und die Party heute schon stattfindet...
Ich nerv mich massiv!
Ich wär doch so gerne bei der Party dabei gewesen, aber ich bin nicht bereit zwei mal 50$ fürs Taxi zu bezahlen, halb krank und mit Durchfall von Usa River nach Moshi und wieder zurück chauffiert zu werden nur weil jemand unbedingt die Party vorverschieben will!!!
MANN!!!
Für mich ist klar, und das geb ich dem Romel auch per SMS durch: Wenn die Party heute stattfindet dann ohne mich!
Keine Antwort von Romel...
Später stellte sich heraus dass das die Idee zwar von Seiten von KAT kam, Bianca, Lucy & Axel aber entschieden haben die Party heute zu machen damit nicht alle Träger, Guides und auch sie selbst wieder zum Büro reisen müssen.
Also hab ich die Abstimmung 3 zu 1 verloren...die Komunikation war schlecht, aber einen Mehrheitsentscheid akzeptiere ich als guter Schweizer natürlich auch dann wenn's schwerfällt.
Was ich aber nicht akzeptieren kann ist wie es zu dem Entscheid kam!
Am Vortag, noch am Berg, wurde das schon diskutiert und die Drei haben Mohamed gesagt dass sie mich dabei haben wollen.
Offenbar wurde ihnen später gesagt dass ich nicht zu erreichen war...
Auch unten im Büro hat KAT informiert dass sie mich nicht erreichen konnten, dabei hat Romel ganz klar meine erste SMS schon vor 08:00 Uhr beantwortet, also deutlich bevor die anderen Drei im Büro gewesen sein können!
Und dass er das darauffolgende SMS nicht erhalten haben soll glaub ich schlicht nicht!
Das erste schon, das direkt darauf Folgende nicht?
Wohl kaum...und darin stand ja genau dass die Party ohne mich stattfindet wenn sie heute durchgeführt wird!
Also wusste KAT ganz genau was Sache ist!
Auch wurde gesagt dass die Sekretärin versucht habe mich telefonisch zu erreichen, ich kann dazu nur sagen dass mein iPhone die ganze Zeit des Vortages wie auch dieses Tages eingeschaltet war und Empfang hatte und nebst Romels Anruf nur ein einziges Telefonat an den zwei Tagen reingekommen ist, nicht aus Tansania sondern aus der Schweiz, geschäftlich!
Und schlecht kann der Empfang nicht gewesen sein denn das geschäftliche Gespräch war glasklar!
Übrigens von genau jener Stelle aus wo ich die ganze Zeit war...
Ich weiss was ich darüber zu denken habe...und in der Situation der anderen Drei hätt ich mit den Infos sicher auch so entschieden wie sie.

Ich geh mal zum Essensraum rüber, wo Johannes soeben mit frischem Brot einmarschiert.



Oben: Frühstück bei Johannes...

Nun gibts Frühstück, auf's Mittagessen verzichte ich auch heute freiwillig, und bis zum Abendessen dös ich die
meiste Zeit gemütlich vor mich hin und versuch mich zu erholen...
Mein Körper brauchts offenbar!
Blutdruck ist am Boden, Puls hoch, die Tempertur springt lustig zwischen 34,2°C und 37,5°C hin und her...
Nur langsam normalisiert sich der Zustand...
Aber etwas hats dann doch noch gegeben an diesem Tag, nämlich ein Widersehen mit Augusto, dem Guide der mit mir runterging!
Er hatte den Auftrag mich abzuholen und mit dem Daladala (=Kleinbus-Sammeltaxi) nach Moshi zu bringen...
Er ist ja ein lieber Kerl, aber ich hab ihm gesagt dass ich Romel klar durchgegeben habe dass die Party entweder zum ursprünglichen Termin oder ohne mich stattfindet und ich nicht mit dem Daladala nach Moshi reise!
In ein Daladala (in Kenya als 'Matatu' bekannt) bringen mich keine zehn Pferde!!!
Nicht bei der Fahrweise die man bei denen grossteils sieht, dafür leb ich zu gerne!
Erst recht nicht wenn ich krank bin...
Wir haben dann noch kurz etwas gequatscht und uns verabschiedet...
Nach dem Abendessen nochmals einen guten Rum mit Johannes zusammen und schon gehts wieder in Richtung Heia-Bettchen!
Gute Nacht!
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