Etwas später starten wir zu den Wasserfällen. Die Wanderung dauert etwa 3-4 Stunden, je nachdem wie viele Pausen man einlegt. Es ist kein Fehler, einen lokalen Guide dabei zu haben, man würde sich sonst bestimmt ein paar Mal verlaufen.
Wir beginnen bei dem obersten Wasserfall und steigen dann über einen weiteren Fall zum Hauptwasserfall hinab. Die teils schmalen und steinigen Pfade sind vom Regen schlüpfrig, aber bis auf den letzten Abstieg ganz gut begehbar.
Die Landschaft ist wunderschön, die Natur üppig und exotisch. Dschungelartige Vegetation wechselt mit Bananen und Kaffeeplantagen. Kinder begleiten uns ein Stück, verkaufen Passionsfrüchte und zeigen uns kleine Chamäleons.
Hier wird Kaffee gewaschen
Begegnungen unterwegs
Rüchwärtsblickendes ugandisches Chamäleon
Um zum Hauptwasserfall zu kommen müssen wir einen ziemlich steilen Hang absteigen. Genaugenommen geht es fast senkrecht nach unten. Auf diesem Abschnitt sollte man halbwegs schwindelfrei sein und vor allen nach Regentagen sind feste Schuhe mit griffiger Sohle nicht falsch. Unser Guide und die Kids die uns begleiten hüpfen die steilen Wege zwar in Sandalen und Badeslipper hinab, aber die sind hier aufgewachsen, machen das jeden Tag, sind mindestens so trittsicher wie Bergziegen.
Der schlüpfrige Pfad windet sich serpentinenartig nach unten und endet an einer grob gezimmerten Holzleiter. Hier heißt es gut festhalten und senkrecht absteigen. Unten angekommen ist es trotz Wanderstock kaum möglich weiterzulaufen, der schmale Pfad ist so rutschig, dass wir uns wie auf Glatteis bewegen.
Doch irgendwann haben wir es geschafft. Nicht zuletzt mit Hilfe der einheimischen Kids, die uns an den schwierigsten Stellen tatkräftig unterstützt und wahrscheinlich vor dem einen oder anderen Schlammbad gerettet haben. Glücklich und tropfnass stehen wir im Wasserdunst des Hauptwasserfalls, der mit lautem Getöse nur wenige Meter entfernt in ein Felsenbecken stürzt.
Sipi Falls
Sipi Falls
Sipi Falls
Sipi Falls
Die Tour hat es in sich, ist aber jeden Schweißtropfen wert. Nicht nur die in die üppige Vegetation eingebetteten Wasserfälle sind reizvoll, auch die abwechslungsreiche Landschaft mit den tollen Ausblicken begeistert. Nach der Hektik des chaotischen und lauten Kampalas wirkt die Ruhe und Gelassenheit der Mount Elgon Bergregion fast paradiesisch.
Moses Campsite
Abends im Moses Camp sitzen wir zusammen mit zwei Volontärinnen, den einzigen anderen Camp-Gästen, an einem Lagerfeuer direkt am Rande des Felsabbruchs. Ein bleicher Vollmond beleuchtet die Ebene tief unter uns. Die Frauen erzählen von ihrer Arbeit in Uganda, wir von unserer Reise quer durch Ostafrika. Wir sind uns alle darüber einig, dass Uganda zu den schönsten Ländern Ostafrikas gehört und dass Ugander gastfreundliche und hilfsbereite Menschen sind. Man spürt, dass der Massentourismus hier noch nicht seine negativen Spuren hinterlassen hat. Ugander nehmen ihre Touristen (noch) als Menschen wahr und nicht nur als schnellabzufertigende Massenware.
Sipi – Webuye
Nach einem letzten Frühstück mit grandioser Aussicht packen wir am nächsten Morgen wieder mal unsere Sachen und machen uns auf den Weg Richtung Kenia. Wenn möglich wollen wir heute bis Webuye kommen. Die netten Angestellten der Moses Campsite begleiten uns zur Hauptstraße und helfen uns ein Fahrzeug nach Mbale zu finden. Von Mbale fahren wir mit einem Minibus weiter bis zum Grenzort Malaba und von dort gehen wir zu Fuß über die Grenze nach Kenia. Dabei wird mir plötzlich bewusst, dass wir jede Grenze in Afrika zu Fuß überqueren mussten.
An der ugandisch/kenianischen Grenzstation geht es lebhaft zu, Menschen, PKW’s und LKW’s bilden lange Schlangen und warten auf Abfertigung. Wir stellen uns erst in die Schlange für den Ausreisestempel, und danach, ein paar hundert Meter weiter, in die Schlange für den Einreisestempel. Da wir in Sambia die EAC (East African Comunity) verlassen haben, ist mein kenianisches Visum nicht mehr gültig. Die schwache Hoffnung, dass der kenianische Zöllner das sambische Visum in meinem vollgeklebten und vollgestempelten Pass übersieht, verfliegt sofort, als ich sehe, dass dieser sich seelenruhig durch meinen Pass blättert, alle Visa und Stempel ausgiebig betrachtet, bis er endlich fündig wird. Auf mein sambisches Visum deutend meint er fast bedauernd, ich müsse leider ein neues kenianisches Visum kaufen.
Hinter der Grenzstation steigen wir in ein Matatu nach Bungoma und dort in ein weiteres nach Webuye. Diese Art des Reisens, ich nenne es mal ‚Matatu-Hopping‘, funktioniert erstaunlich gut. Immer wenn wir irgendwo ankommen, steht schon ein abfahrbereites Matatu zum nächsten Zielort bereit.
Webuye, unser heutiges Ziel, liegt am Nairobi-Eldoret-Malaba Highway und ist Durchgangsort für den Verkehr von und nach Uganda. Früher hieß Webuye einmal Broderick Falls, benannt nach dem ersten Mzungu, der die nahegelegenen Nabuyole Falls besuchte. Zwischen 1970 und 2009 erlebte Webuye durch die die Pan African Paper Mills einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung, gleichzeitig sorgte die Papierfabrik auch für massive Umweltschäden. In jener Zeit muss die Luft von stinkenden Abgasen gesättigt gewesen sein. Seitdem die Paper Mills vor fünf Jahren geschlossen wurden, leidet die Stadt unter einem gewissen Bevölkerungsschwund und wohl auch steigender Kriminalität, dafür ist die Luftqualität besser geworden.
‚Gartenzaun‘ in Webuye
In erster Linie besuchen wir Webuye weil es der Heimatort meiner Freundin ist. Wir werden ein oder zwei Tage zum Familienbesuch bleiben, bevor wir nach Mombasa zurückfahren.
Eine lokale Attraktion sind die schon erwähnten Nabuyole Falls, auch Webuye Falls genannt. Nicht weit von der Stadt entfernt brodeln und schäumen die Gewässer des River Nzoia eindrucksvoll über mehrere Stufen durch ein felsiges Flussbett hinab. Beeindruckend ist nicht die Höhe der Fälle, sondern vielmehr die Wucht, mit der sich das braune, schäumende Wasser seinen Weg bahnt. Touristisch sind die Wasserfälle kaum erschlossen, in Reiseführern werden sie, wenn überhaupt, allenfalls in einem kurzen Nebensatz erwähnt.
Webuye-Falls
Webuye – Mombasa – Tiwi Beach
Weihnachten ist nicht mehr fern und die letzten Tage des Jahres wollen wir unter Palmen an einem der südlichen Strände von Mombasa verbringen. Es gibt zwei oder drei Unternehmen, die Direktbusse von Webuye nach Mombasa unterhalten. Die beste Gesellschaft ist Modern Coast, aber die sind für die nächsten Tage bereits ausgebucht. Weihnachtszeit ist Reisezeit. Im Büro der Tahmeed Buslinie bekommen wir die zwei letzten Tickets. Abfahrt ist 16 Uhr.
Nach einer langen und ziemlich unbequemen Nacht erreichen wir gegen 8 Uhr morgens Mombasa. Wir fahren erstmal nach Mishomoroni um ein paar Stunden in der Wohnung meiner Freundin zu schlafen.
Schlafen ist nicht ganz einfach, Mishomoroni vibriert um diese Tageszeit. Radios, Fernseher, Busse, Matatus und Tuk Tuks, Generatoren und das Geschrei der Straßenhändler vereinigen sich zu dieser unvergleichlichen Geräuschkulisse einer afrikanischen Großstadt.
Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.
Tiwi Beach
23.12.2013. Ein Tag vor Heiligabend. Heute beginnt der letzte Abschnitt unserer Reise. Tiwi Beach liegt ca. 25 km südlich von Mombasa, nicht weit entfernt vom bekannten Diani Beach. Im Gegensatz zu dem Rummel in Diani geht es in Tiwi ziemlich ruhig zu.
Die Likoni Fähre…
…verbindet
…Mombasa mit der Southcoast
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man Tiwi von Mombasas Zentrum in etwa 1,5 Stunden erreichen. Mit dem Matatu (oder Tuk Tuk) lässt man sich zur Autofähre bringen, die permanent zwischen Mombasa und Likoni pendelt. In Likoni nimmt man ein Matatu Richtung Ukunda (Diani). Nach knapp einer halben Stunde Fahrt (ca 18 km) lässt man sich an der Abzweigung zu Tiwi-Beach absetzen. Von dort führt eine sehr holperige Straße in zwei bis drei km zur Twiga Lodge. Dieses Stück legt man am besten mit einem der Motorrad-Taxis zurück, die (meistens) an der Kreuzung auf Kundschaft lauern. Eine gewisse Vorsicht ist geboten, die Gegend gilt als unsicher, man hört immer wieder Geschichten von Überfällen.
Tiwi ist vor allem geiler Strand, Palmen und relaxen. Zwischen den Palmen stehen ein paar dezente Hotels und Privathäuser. Es gibt keinen Supermarkt, keine Bars, keine Shoppingmeile und genau deshalb gefällt mir der Ort.
Twiga Lodge and Campsite
Die Twiga Lodge vermietet Zimmer und Bungalows und betreibt eine Campsite direkt am Beach. Es gibt auch ein Restaurant mit einer Bar. Viel Luxus darf man nicht erwarten, dafür ist der Platz traumhaft gelegen und man kann sein Zelt (oder Truck) unter Palmen direkt am Strand stellen.
Campen in Tiwi
Campen in Tiwi
24.12.2013 Weihnachten - Da wir alle brav waren bringt uns der Tiwi-Weihnachtsmann eine Kokosnuss
Wir sind nicht die einzigen, die das Ende des Jahres 2013 in Tiwi verbringen möchten. Der Campingplatz ist mit Zelten und Wohnmobilen gut bestückt. Für unser kleines Zeltchen ist es aber kein Problem einen schönen Platz zu finden. Wir bauen es in vorderster Reihe unter einer Kokospalme auf. Die Wellen des indischen Ozeans rollen nur wenige Meter vom Zelteingang entfernt gegen den feinkörnigen, weißen Sand, über unseren Köpfen streicht eine leichte Brise durch die Palmwedel….
...was braucht man mehr für einen perfekten Jahresausklang?
ENDE