Und die Fahrt geht wieder ein Stückchen weiter. Bitte nicht um die Plätze streiten, alle kommen mit
Iringa – Mbeya
Ich wache früh auf. Ein paar Blutsauger haben in der Nacht einen Weg durch die Löcher des Moskitonetzes ins Innere gefunden. Sie sitzen jetzt prall gefüllt und zufrieden am oberen Ende des Netzes. Ich überlege kurz, ob ich den Tag mit einem Massaker beginnen soll, entscheide mich dann aber erst mal für eine Dusche. Um warmes Wasser zu bekommen muss man einen Elektroschalter auf ‚on‘ stellen. Mit dem Mischen klappt es nicht so gut, mal kommt das Wasser kochend heiß, mal ziemlich kalt, aber im Mittel gesehen ist es eine warme Dusche.
Später gibt es ein spartanisches Frühstück. Der Hotelmanager und ein Angestellter gesellen sich zu uns und wir frühstücken zusammen. Ich frage die beiden nach Transportmöglichkeiten Richtung Mbeya. Der Manager, er ist immer noch so freundlich und hilfsbereit wie am Abend zuvor, freut sich, dass er schon am frühen Morgen etwas für uns tun kann. Er bietet an, mit zum Busbahnhof zu gehen und uns einen Bus zu suchen. Bevor wir gehen unterhalte mich noch kurz mit den einzigen weiteren Hotelgästen, einem Pärchen aus England. Sie wollen in den Ruaha Nationalpark, aber da die Preise für eine Safari recht hoch sind, suchen sie noch Mitfahrer zwecks Kostenteilung.
Schade, hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir uns gerne angeschlossen. Aber ich möchte auf keinen Fall die Abfahrt der Liemba verpassen und ich kann nur vage abschätzen, wieviel Zeit wir bis zum Tanganjikasee brauchen werden.
Wir packen also schnell zusammen und laufen zusammen mit dem Manager los. Tatsächlich haben wir Glück, ein mittelgroßer Bus steht mit laufendem Motor abfahrbereit am Busbahnhof. Es sind gerade noch zwei Plätze frei. Die Nahverkehrsbusse fahren meistens erst los, wenn alle Plätze restlos besetzt sind. Das kann nervig sein, wenn noch ein oder zwei Plätze frei sind und einfach keiner mehr kommt, der mitfahren will. Mit uns ist der Bus voll und so fährt der Nganga-Express kurz nach 10 Uhr Richtung Mbeya ab.
Landschaft um Iringa (Foto Crypto)
Wir haben von Iringa nicht allzu viel gesehen, aber das wenige macht einen angenehmen Eindruck. Auch die Landschaft mit den sanften, grünen Hügeln, Kiefernwäldchen und Teeplantagen ist wunderschön. Eigentlich schade, hier nur durchzurasen. Ich kann mir gut vorstellen, noch einmal hierherzukommen um die Gegend genauer zu erkunden.
Der Zustand des Tanzam-Highways bis Mbeya ist exzellent und ermöglicht ein flottes Vorankommen. Unterbrochen wird die Fahrt nur durch gelegentliche Polizeikontrollen. Die Polizisten sind dabei ausgesprochen freundlich. Manchmal kommt einer in den Bus, begrüßt uns Reisende und fragt, ob alles in Ordnung sei, oder ob es Probleme gäbe. Darauf allgemeines Kopfschütteln und Gemurmel und er verlässt den Bus wieder, wünscht uns gute Reise. Im Vergleich zu den kenianischen Polizisten scheinen die richtig nett zu sein.
Nach knapp sieben Stunden erreichen wir Mbeya. Direkt beim Busbahnhof, etwas außerhalb des Zentrums, liegt das New Millennium Inn Hotel. Es ist von der preiswerten Sorte (19000 TSH/DZ), aber durchaus empfehlenswert. Die Zimmer sind sauber, es gibt heiße Duschen und da wir gleich am nächsten Morgen weiterfahren wollen, ist auch die Lage perfekt.
Etwas befremdlich sind die vielen Heuschrecken. Ich weiß nicht, ob das in Mbeya allgemein ein Problem ist, oder ob nur gerade heute ein Schwarm Wanderheuschrecken zwischengelandet ist, jedenfalls sitzen sie überall. In der Lobby des Hotels, auf den Treppen, an den Wänden und Decken. Man muss schon sehr aufpassen um nicht ständig auf eine zu treten.
Auch in unserem Zimmer sitzen sie. Meistens starr und unbeweglich, doch manchmal fliegt eine plötzlich los und landet kurz darauf mit einem trockenen, hölzernen Geräusch irgendwo zwischen dem Mobiliar. Ich hätte sie einfach ignoriert, in der Hoffnung, dass sie mich dann auch ignorieren, aber meine Freundin findet sie gruselig. Ich fange alle die ich bekommen kann in einem Becher ein und schmeiße sie aus dem Fenster. Sollen sie doch draußen dumm herumsitzen und blöde gegen irgendwelche Hindernisse knallen.
Dann gehen wir rüber zum Busbahnhof und suchen nach einem Bus nach Sumbawanga für morgen früh. Tatsächlich gibt es den Sumry-Bus (16000 TSH) um 6.30 Uhr morgens. Laut Lonely Planet ist die Sumry Buslinie einer der besten und zuverlässigsten in Tansania.
Jetzt bin ich richtig hungrig. Seit dem Frühstück in Iringa haben wir nichts Gescheites gegessen und das Frühstück dort war genau genommen auch nichts Gescheites. Wieder einmal hilft der Blick in den Lonely Planet. Dort wird das Restaurant des Mbeya Hotels empfohlen. Wir nehmen ein Taxi ins Zentrum. Das Restaurant befindet sich in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude aus kolonialen Zeiten und hat den entsprechenden Charme. Hohe Hallen, kristallene Kronleuchter, Säulengänge und alte Fotografien an der Wand. Der Service ist furchtbar lahm, aber das Essen war super. Dickes Lob an den Koch für sein vorzügliches Chicken Byriani.
Mbeya – Sumbawanga
5 Uhr 30 aufstehen. Natürlich ist es noch dunkel in Mbeya und wer es sich leisten kann, schläft jetzt noch. Ein Griff zum Lichtschalter zeigt dass es Strom gibt. Das bedeutet zweierlei, erstens die Chance auf eine warme Dusche und zweitens auf einen heißen Kaffee. Ich habe einen kleinen Reisetauchsieder im Gepäck und alles was man sonst zum Kaffee oder Tee zubereiten braucht, also Becher, Pulverkaffee, Milchpulver und Teebeutel. Das ist ziemlich praktisch, vor allem wenn man früh morgens los muss und alles noch geschlossen ist.
Mobile Küche
Kurz nach 6 Uhr, es ist immer noch stockdunkel, stehen wir am Busbahnhof und suchen den Sumry-Bus nach Sumbawanga. Natürlich ist der noch nicht da und so stehen wir eine halbe Stunde in der Dunkelheit herum, umgeben von ebenso dunklen Gestalten, die entweder auch auf den Bus warten, oder anderen zwielichtigen Tätigkeiten nachgehen.
Dann kommt der Bus der angeblich besten und zuverlässigsten Gesellschaft Tansanias (L. P.). Er ist alt, rostig, verbeult und total verschmutzt. Die Frontscheibe ist an vielen Stellen durch Steinschlag beschädigt, direkt im Blickfeld des Fahrers ist sie spinnennetzartig zersprungenen, als hätte jemand darauf geschossen.
Bevor einer einsteigen darf, fegt ein Putzmann mit einem gewaltigen Besen eine Tonne Müll aus der Vordertür, direkt vor unsere Füße. Wir müssen ein paar Meter zurücktreten um nicht in der Staubwolke zu stehen. Ich schaue und staune. Plastikflaschen, Tüten, Papier, Kartons, Essensreste, Sand, Staub, Dreck, alles fliegt raus und landet auf einem großen Haufen. Von Innen sieht der Bus nicht viel besser aus als von außen, aber wenigstens ist der gröbste Dreck entsorgt. Die Sitze sind durchgesessen und von unzähligen Fahrten auf holprigen Pisten total ausgeleiert.
Gegen 7 Uhr geht es los. Das Getriebe kracht bei jedem Schaltvorgang, die Bremse riecht nach verschmortem Gummi und der Diesel hört sich an, als hätten sie rostige Nägel im Tank. Aber er fährt.
Die Straße nach Sumbawanga ist ungeteert, staubig und voller Schlaglöcher. Wir haben Glück und sitzen in der Mitte, die Passagiere auf den hinteren Plätzen knallen bei gröberen Bodenunebenheiten regelmäßig mit dem Kopf ans Dach. Die Fenster lassen sich nicht richtig schließen. Das bedeutet sieben Stunden staubschlucken.
Trotz all dieser Widrigkeiten habe ich die Fahrt nach Sumbawanga genossen.