Lake Chala
Vor der Weiterfahrt Richtung Iringa müssen wir noch einen Tag in Moshi verbringen. Ich hatte schon früher von einem See in der Nähe gehört, der sehr schön und einen Besuch wert sein soll. Der Lake Chala liegt etwa eine Autostunde von Moshi entfernt in Richtung kenianische Grenze. Da es dorthin kein Matatu gibt
chartern wir ein Taxi, das uns für 70000 TZS hin und wieder zurück bringen wird.
Die Fahrt ist, zumindest auf dem letzten Drittel, ziemlich staubig. Trotz geschlossener Fensterscheiben ist das Fahrzeuginnere nach kurzer Zeit mit einer dünnen, rötlichen Staubschicht bedeckt. Kommt ein Fahrzeug entgegen, sieht man eine Weile gar nichts mehr. Manchmal müssen wir anhalten und warten bis sich der Staub verzogen hat, und die Sicht wieder frei ist. Auf der Strecke sind auch Boda-Bodas unterwegs, keine Ahnung, wie die Fahrer da noch atmen können.
Der Chala-See ist ein Kratersee. Durch seine Mitte verläuft die Grenze zwischen Tansania und Kenia. Er ist von einer 80 bis 100 m hohen, fast senkrecht aufragenden Kraterwand umgeben. Sein Wasser bekommt er von unterirdischen Zuflüssen, die vom Kilimanjaro kommen.
Lake Chala
Und dann liegt er vor, bzw. unter uns. Die Wasseroberfläche leuchtet grün-türkis, ein schöner Kontrast zu der eher von Braun- und Rottönen geprägten Umgebung. Um ans Wasser zu kommen, muss man das Gelände des Lake Chala Safari Camps überqueren und von dort einen schmalen, teils steilen Pfad hinab klettern. Für die Überquerung des Geländes des Safari Camps sollen wir 5 USD pro Person bezahlen, was ich als Wegelagerei empfinde.
Lake Chala
Nach einem kurzen, steilen Abstieg erreichen wir einen steinigen Badeplatz. Es ist nicht ganz einfach sich hier bequem einzurichten. Aber egal, erstmal nichts wie hinein ins kühle, klare Wasser. Wir relaxen ein paar Stunden am Seeufer, genießen die Natur, die Ruhe und die großartige Kulisse der schroffen, mit seltsamen Pflanzen bewachsenen Kraterwand.
Vielleicht doch etwas dran an der Krokodil Geschichte?
Der See, so heißt es, sei sicher zum Schwimmen, keine Krokodile und keine Bilharziose. Meine Freundin meint, das sagen sie vielleicht nur, damit die Gäste keine Angst bekommen. Später erfahre ich, dass es zumindest früher in dem See Krokodile gegeben hat. Zuletzt im Jahre 2002 war ein Mädchen beim Baden von einem Krokodil getötet worden.
Aber es ist ein schöner und friedlicher Ort und wenn wir mehr Zeit hätten, würde ich hier gerne mein Zelt für ein oder zwei Nächte aufschlagen. Auf jeden Fall kommt der Lake Chala auf die Liste der ‚Irgendwann-noch-einmal-besuchen-Orte‘.
Als wir am späten Nachmittag Richtung Moshi zurückfahren, zeigt sich der Kilimanjaro ein letztes Mal und zum Abschied ohne Wolkenhaube.
Moshi – Iringa – Mbeya - Sumbawanga (24-11-2013 bis 26-11-2013)
Sonntag. Wir stehen um 6 Uhr auf, es ist noch dunkel und kühl in Moshi. Da es wieder einmal keinen Strom gibt, ist auch die Dusche ziemlich kalt. Frühstück gibt es im Haria Hotel auch noch nicht um diese Zeit. Aber weise vorausschauend haben wir uns am Tag zuvor ein paar Kekse gekauft, sodass wir nicht mit leerem Magen zum Busabfahrtsplatz gehen müssen. Um 7 Uhr soll man dort sein, um 8 Uhr soll es losgehen, um 9 taucht endlich der Hood-Bus auf.
Die Straße ist gut asphaltiert und schnurgerade und so rast der Hood-Bus mit allem was sein gequälter Motor hergibt durch tansanisches Flachland. Auf der linken Seite ziehen sich parallel zur Straße lange, steil aufragende Bergketten hin, auf der rechten Seite tauchen immer wieder kegelförmig Berge auf, die in dem flachen Buschland irgendwie deplatziert wirken.
Tansania durch das Fenster eines Hood Buses [ZW]
Der Bus stoppt immer wieder mal kurz um neue Fahrgäste aufzunehmen. Manche sind fliegende Händler und wollen nirgendwo hinfahren, sondern etwas verkaufen.
Ein Mann in einem schäbigen Anzug, er sieht aus wie ein Handelsvertreter, stellt sich in den Mittelgang, öffnet einen Musterkoffer und beginnt lautstark seine Produkte anzubieten. Er hält ein Fläschchen mit einem medizinischen Öl in der Hand, das gegen viele Leiden helfen soll. Erkältung, Schmerzen, Fieber und mehr. Offensichtlich sind alle im Bus gesund, keiner kauft seine Fläschchen. Als nächstes fischt er eine Tube aus seinem Musterkoffer. Es ist eine Creme gegen Pickel. Um zu demonstrieren, dass die Anwendung ungefährlich ist, cremt er sich das Gesicht dick ein, bis es weiß ist und wie eine Speckschwarte glänzt. Und tatsächlich, Pickel scheinen bei den Damen im Bus ein Problem zu sein, die Antipickelcremes gehen weg wie warme Semmeln.
Plötzlich halten wir in einem staubigen Nest in einem staubigen Hinterhof, in dem noch zwei weitere Hood-Busse stehen. Der linke Hinterreifen, er sieht aus, als wäre er schon 20 mal runderneuert worden, hat den Geist aufgegeben und muss ersetzt werden. Der Ersatzreifen sieht auch nicht viel besser aus, aber er ist wohl das Beste was sie haben. Nach ungefähr einer Stunde palavern und montieren geht es weiter.
Beim nächsten Stopp steigt ein Cashewnussverkäufer ein. Ich kaufe uns ein Päckchen und sie sind so super lecker frisch und knackig, dass ich gleich noch eins nachkaufe, bevor der Händler den Bus wieder verlässt. Als nächstes kommt ein Prediger in den Bus, predigt ein Viertelstündchen und nach ein paar Halleluja steigt er irgendwo auf freier Strecke wieder aus. Manche Fahrgäste stecken ihm etwas Geld zu. Jetzt bin ich sicher, dass wir unser Ziel wohlbehalten erreichen werden.
Einer der größten Nachteile beim reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist, dass man nicht einfach anhalten kann, wo und wann man will. Besonders schmerzlich ist das, wenn man durch tolle Landschaften fährt und keinen Fotostopp machen kann. Vor Iringa wird die Landschaft richtig toll. Berge, Flüsse, Schluchten, Sonnenuntergang, tolles Licht, Affen in kleinen Gruppen am Strassenrand, Tiere deren Name ich nicht kenne. Leider rast der Busfahrer wie ein Irrer durch die schöne Gegend, peitscht den Bus durch die Kurven, dass es uns nur so hin- und herschleudert, überholt rücksichtslos alles was langsamer ist, und es wird auch schon langsam dunkel, sodass ich das nicht mehr richtig genießen kann.
Iringa
Während der Busfahrt habe ich mir zwei oder drei Hotels aus dem Lonely Planet herausgeschrieben. Das Central Lodge Hotel (30000 TZS/DZ) unweit des Busbahnhofs ist das erste das wir aufsuchen. Es macht einen etwas schäbigen und etwas schmuddeligen Eindruck, aber der Manager gleicht das durch überbordende Freundlichkeit glatt aus. Oft machen mich unbekannte Menschen, die allzu freundlich sind, eher misstrauisch. Aber bei ihm kommt das so natürlich rüber, dass ich denke er ist einfach froh, dass endlich mal Gäste kommen. Außer unserem ist nur ein weiteres Zimmer mit Gästen belegt.
Es gibt einen kleinen TV im Zimmer worüber sich meine Freundin freut. Auf der verschneiten Mattscheibe kann man mit Fantasie gerade noch ein Bild erahnen. Mir ist das zu flimmrig und da der Manager uns unbedingt noch etwas Gutes tun möchte, lasse ich ihn zwei Kilimanjaro Biere bringen. Eigentlich hätte ich noch Hunger gehabt, aber nach den vielen Stunden im Bus bin ich zu müde, um noch nach einem Restaurant zu suchen. Wir knabbern die restlichen Cashewnüsse und dann fiel entweder der Strom aus, oder ich muss eingeschlafen sein.