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Und die Fahrt geht wieder ein Stückchen weiter. Bitte nicht um die Plätze streiten, alle kommen mit
Iringa – Mbeya Ich wache früh auf. Ein paar Blutsauger haben in der Nacht einen Weg durch die Löcher des Moskitonetzes ins Innere gefunden. Sie sitzen jetzt prall gefüllt und zufrieden am oberen Ende des Netzes. Ich überlege kurz, ob ich den Tag mit einem Massaker beginnen soll, entscheide mich dann aber erst mal für eine Dusche. Um warmes Wasser zu bekommen muss man einen Elektroschalter auf ‚on‘ stellen. Mit dem Mischen klappt es nicht so gut, mal kommt das Wasser kochend heiß, mal ziemlich kalt, aber im Mittel gesehen ist es eine warme Dusche. Später gibt es ein spartanisches Frühstück. Der Hotelmanager und ein Angestellter gesellen sich zu uns und wir frühstücken zusammen. Ich frage die beiden nach Transportmöglichkeiten Richtung Mbeya. Der Manager, er ist immer noch so freundlich und hilfsbereit wie am Abend zuvor, freut sich, dass er schon am frühen Morgen etwas für uns tun kann. Er bietet an, mit zum Busbahnhof zu gehen und uns einen Bus zu suchen. Bevor wir gehen unterhalte mich noch kurz mit den einzigen weiteren Hotelgästen, einem Pärchen aus England. Sie wollen in den Ruaha Nationalpark, aber da die Preise für eine Safari recht hoch sind, suchen sie noch Mitfahrer zwecks Kostenteilung. Schade, hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir uns gerne angeschlossen. Aber ich möchte auf keinen Fall die Abfahrt der Liemba verpassen und ich kann nur vage abschätzen, wieviel Zeit wir bis zum Tanganjikasee brauchen werden. Wir packen also schnell zusammen und laufen zusammen mit dem Manager los. Tatsächlich haben wir Glück, ein mittelgroßer Bus steht mit laufendem Motor abfahrbereit am Busbahnhof. Es sind gerade noch zwei Plätze frei. Die Nahverkehrsbusse fahren meistens erst los, wenn alle Plätze restlos besetzt sind. Das kann nervig sein, wenn noch ein oder zwei Plätze frei sind und einfach keiner mehr kommt, der mitfahren will. Mit uns ist der Bus voll und so fährt der Nganga-Express kurz nach 10 Uhr Richtung Mbeya ab. Landschaft um Iringa (Foto Crypto) Wir haben von Iringa nicht allzu viel gesehen, aber das wenige macht einen angenehmen Eindruck. Auch die Landschaft mit den sanften, grünen Hügeln, Kiefernwäldchen und Teeplantagen ist wunderschön. Eigentlich schade, hier nur durchzurasen. Ich kann mir gut vorstellen, noch einmal hierherzukommen um die Gegend genauer zu erkunden. Der Zustand des Tanzam-Highways bis Mbeya ist exzellent und ermöglicht ein flottes Vorankommen. Unterbrochen wird die Fahrt nur durch gelegentliche Polizeikontrollen. Die Polizisten sind dabei ausgesprochen freundlich. Manchmal kommt einer in den Bus, begrüßt uns Reisende und fragt, ob alles in Ordnung sei, oder ob es Probleme gäbe. Darauf allgemeines Kopfschütteln und Gemurmel und er verlässt den Bus wieder, wünscht uns gute Reise. Im Vergleich zu den kenianischen Polizisten scheinen die richtig nett zu sein. Nach knapp sieben Stunden erreichen wir Mbeya. Direkt beim Busbahnhof, etwas außerhalb des Zentrums, liegt das New Millennium Inn Hotel. Es ist von der preiswerten Sorte (19000 TSH/DZ), aber durchaus empfehlenswert. Die Zimmer sind sauber, es gibt heiße Duschen und da wir gleich am nächsten Morgen weiterfahren wollen, ist auch die Lage perfekt. Etwas befremdlich sind die vielen Heuschrecken. Ich weiß nicht, ob das in Mbeya allgemein ein Problem ist, oder ob nur gerade heute ein Schwarm Wanderheuschrecken zwischengelandet ist, jedenfalls sitzen sie überall. In der Lobby des Hotels, auf den Treppen, an den Wänden und Decken. Man muss schon sehr aufpassen um nicht ständig auf eine zu treten. Auch in unserem Zimmer sitzen sie. Meistens starr und unbeweglich, doch manchmal fliegt eine plötzlich los und landet kurz darauf mit einem trockenen, hölzernen Geräusch irgendwo zwischen dem Mobiliar. Ich hätte sie einfach ignoriert, in der Hoffnung, dass sie mich dann auch ignorieren, aber meine Freundin findet sie gruselig. Ich fange alle die ich bekommen kann in einem Becher ein und schmeiße sie aus dem Fenster. Sollen sie doch draußen dumm herumsitzen und blöde gegen irgendwelche Hindernisse knallen. Dann gehen wir rüber zum Busbahnhof und suchen nach einem Bus nach Sumbawanga für morgen früh. Tatsächlich gibt es den Sumry-Bus (16000 TSH) um 6.30 Uhr morgens. Laut Lonely Planet ist die Sumry Buslinie einer der besten und zuverlässigsten in Tansania. Jetzt bin ich richtig hungrig. Seit dem Frühstück in Iringa haben wir nichts Gescheites gegessen und das Frühstück dort war genau genommen auch nichts Gescheites. Wieder einmal hilft der Blick in den Lonely Planet. Dort wird das Restaurant des Mbeya Hotels empfohlen. Wir nehmen ein Taxi ins Zentrum. Das Restaurant befindet sich in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude aus kolonialen Zeiten und hat den entsprechenden Charme. Hohe Hallen, kristallene Kronleuchter, Säulengänge und alte Fotografien an der Wand. Der Service ist furchtbar lahm, aber das Essen war super. Dickes Lob an den Koch für sein vorzügliches Chicken Byriani. Mbeya – Sumbawanga 5 Uhr 30 aufstehen. Natürlich ist es noch dunkel in Mbeya und wer es sich leisten kann, schläft jetzt noch. Ein Griff zum Lichtschalter zeigt dass es Strom gibt. Das bedeutet zweierlei, erstens die Chance auf eine warme Dusche und zweitens auf einen heißen Kaffee. Ich habe einen kleinen Reisetauchsieder im Gepäck und alles was man sonst zum Kaffee oder Tee zubereiten braucht, also Becher, Pulverkaffee, Milchpulver und Teebeutel. Das ist ziemlich praktisch, vor allem wenn man früh morgens los muss und alles noch geschlossen ist. Mobile Küche Kurz nach 6 Uhr, es ist immer noch stockdunkel, stehen wir am Busbahnhof und suchen den Sumry-Bus nach Sumbawanga. Natürlich ist der noch nicht da und so stehen wir eine halbe Stunde in der Dunkelheit herum, umgeben von ebenso dunklen Gestalten, die entweder auch auf den Bus warten, oder anderen zwielichtigen Tätigkeiten nachgehen. Dann kommt der Bus der angeblich besten und zuverlässigsten Gesellschaft Tansanias (L. P.). Er ist alt, rostig, verbeult und total verschmutzt. Die Frontscheibe ist an vielen Stellen durch Steinschlag beschädigt, direkt im Blickfeld des Fahrers ist sie spinnennetzartig zersprungenen, als hätte jemand darauf geschossen. Bevor einer einsteigen darf, fegt ein Putzmann mit einem gewaltigen Besen eine Tonne Müll aus der Vordertür, direkt vor unsere Füße. Wir müssen ein paar Meter zurücktreten um nicht in der Staubwolke zu stehen. Ich schaue und staune. Plastikflaschen, Tüten, Papier, Kartons, Essensreste, Sand, Staub, Dreck, alles fliegt raus und landet auf einem großen Haufen. Von Innen sieht der Bus nicht viel besser aus als von außen, aber wenigstens ist der gröbste Dreck entsorgt. Die Sitze sind durchgesessen und von unzähligen Fahrten auf holprigen Pisten total ausgeleiert. Gegen 7 Uhr geht es los. Das Getriebe kracht bei jedem Schaltvorgang, die Bremse riecht nach verschmortem Gummi und der Diesel hört sich an, als hätten sie rostige Nägel im Tank. Aber er fährt. Die Straße nach Sumbawanga ist ungeteert, staubig und voller Schlaglöcher. Wir haben Glück und sitzen in der Mitte, die Passagiere auf den hinteren Plätzen knallen bei gröberen Bodenunebenheiten regelmäßig mit dem Kopf ans Dach. Die Fenster lassen sich nicht richtig schließen. Das bedeutet sieben Stunden staubschlucken. Trotz all dieser Widrigkeiten habe ich die Fahrt nach Sumbawanga genossen. |
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Sumbawanga - Mpulungu
Sumbawanga wirkt relaxed. Auf den Hauptstraßen und rund um den Busbahnhof geht es zwar lebhaft zu, aber ohne dass es stressig ist. Der Straßenverkehr ist moderat, was bei der abgelegenen Lage Sumbawangas nicht erstaunlich ist. Wir müssen eine Nacht in Sumbawanga bleiben. Bis zum Grenzort Kasesya nach Sambia sind es zwar nur knapp 100 km, aber der Bus fährt nur einmal pro Tag gegen 12 Uhr Mittags ab. Der Grenzübergang bei Kasesya ist schwach frequentiert. Die meisten Reisenden gehen über Tunduma (ca. 220 km südöstlich) nach Sambia. Laut Lonely Planet soll es gelegentlich LKWs geben, die bis zur Grenze fahren, aber es gelingt uns nicht, einen ausfindig zu machen. Als wir diesbezüglich herumfragen, bekommen wir lediglich Fahrten mit privaten PKWs angeboten. Zu einem Preis von 80 USD ist mir das zu teuer. Außerdem müssten wir, da die Grenze gegen 18 Uhr schließt, dann in Kasesya übernachten. Und selbst wenn wir das heute noch schaffen, wäre ein Weitertransport von der Grenze in Sambia sehr ungewiss. Wir lassen unser Gepäck in einem kleinen Hotel und gehen erst mal etwas essen. Dann zum Busbahnhof, Verbindungen für morgen checken. Dort werden wir sofort von einer Gruppe junger Männer umringt und belabert. Dabei wedeln sie mit Blocks in den Händen, die Bögen mit Ticketvordrucken enthalten. Seitdem ich in Kenia einmal beinahe auf einen Ticketbetrüger hereingefallen wäre, bin ich vorsichtig geworden und kaufe Tickets nur in einem Booking Office. Da das kleine Büro der nach Kasesya fahrenden Busgesellschaft unbesetzt ist, lassen wir uns von einem der Ticketboys auf eine Reservierungsliste für den morgigen Tag setzen. Aber bezahlen werde ich erst morgen. Busbahnhof Sumbawanga Abends laufen wir noch ein bisschen durch Sumbawanga. Da es mal wieder keinen Strom gibt, ist es sehr dunkel und man sieht außerhalb der flackernden Lichtscheine der Petroleumlampen in den kleinen Geschäften nicht viel. In einem winzigen Restaurant, dessen Einrichtung aus drei wackligen Holztischen besteht, essen wir gegrilltes Fleisch und gebratene Bananen. Das Fleisch ist so zäh, dass ich das meiste einem kläglich miauend dürren Kätzchen überlasse. Am nächsten morgens klopft es früh an die Tür des Hotelzimmers. Draußen steht der Manager mit einem der Typen, die wir gestern auf der Straße nach LKWs oder Sammeltaxis Richtung Grenze ausgefragt hatten. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass ein Mzungu nach Transportmöglichkeiten gefragt hat. Vor dem Hotel steht ein Minivan und der Fahrer würde uns für rund 80 USD nach Kasesya fahren. Ich winke ab. Wir haben jetzt schon die Busfahrt organisiert. Der Bus von Sumbawanga nach Kasesya Im Bus von Sumbawanga nach Kasesya Der kleine Bus ist bis zum Anschlag mit Menschen und Gepäck vollgestopft. Wir haben die Plätze ganz vorne neben dem Fahrer. Es regnet leicht, als wir gegen 13 Uhr losfahren. Außer mir sind noch zwei weitere Wazungu zugestiegen. In diesem Teil Tanzanias sieht man selten Weiße und noch seltener in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Straße ist zunächst super, frisch geteert und in perfektem Zustand. Aber schon nach kurzer Zeit verwandelt sie sich in eine rote, schlammige Piste. Das überladene Fahrzeug quält sich ächzend und schlingernd durchs Buschland. Die Straße von Sumbawanga nach Kasesya Am Straßenrand einzelne aus luftgetrockneten Ziegeln gemauerte Häuser mit Dächern aus Stroh, manche haben ein Wellblechdach. Zerlumpte Kinder winken dem Bus hinterher, die Erwachsenen starren nur mit ausdruckslosen Gesichtern. Mit Kisten, Körben, Säcken und anderen Gegenständen beladene Lastenfahrräder kommen uns entgegen. Oft werden sie geschoben, da sie unter diesem Gewicht kaum noch fahrbar sind. An einer abschüssigen, besonders schlüpfrigen Stelle, kommt der Bus ins schleudern. Der Fahrer verliert für einen Moment die Kontrolle über das Fahrzeug. Wir rutschen in eine tiefe Furche und es gibt einen lauten Knall. Da war wohl ein Fels im Weg. Ernsthaft beschädigt ist aber nichts. Nach kurzer Inspektion und ein paar Fußtritten gegen das Blech steigt der Busfahrer wieder ein und es geht weiter. Kurzer Ess- und Pinkelstopp in dem kleinen Kaff Matai auf halber Strecke. Ich bleibe im Bus sitzen weil ich weder Hunger habe noch Lust eine afrikanische Dorftoilette kennen zu lernen. Wie so oft auf meinen Afrikareisen höre ich helle Stimmchen rufen: „Mzungu, Mzungu“. Ich schaue aus dem Fenster und da steht die Dorfjugend um den Bus versammelt um den Alien anzustarren. Mzungu-Starren in Matai Ich sage „Hello everybody“ und sie antworten im Chor „Hello Sir“ ohne dabei den starren Blick abzuwenden. Ich zücke meine Kamera und endlich kommt Bewegung in die Gruppe. Schreiend und lachend spritzen sie auseinander, verstecken sich, kommen wieder zurück und rennen wieder weg. Dann fährt der Bus los. Als wir an einer kleinen Häuseransammlung anhalten und alle aussteigen, fragen wir ob dies die Endstation sei. „Yes Sir, Kasesya, Border.“ Kasesya, der Grenzort, ist einer dieser Orte, an denen man nicht länger als unbedingt nötig verweilen möchte. Es gibt nichts außer einer staubigen Straße, ein paar ärmliche Häuser und ein heruntergekommenes Guesthaus, das davon lebt, dass der Grenzposten nur tagsüber (bis 18 Uhr) besetzt ist. So kommt es gelegentlich vor, dass einer der wenigen Reisenden, die diesen Übergang nach Sambia benutzen, hier die Nacht verbringen muss. Meine Freundin braucht eine Toilette. Wir gehen zum Hotel und während sie im Hinterhof verschwindet, tausche ich bei einer dicken Frau, die in der Hotelbar herumlungert, ein paar tansanische Schilling in sambische Kwacha. Meine Freundin kommt zurück, sie hat die Zimmer und die Toiletten gesehen. „Hier möchte ich nicht übernachten“ meint sie leicht schaudernd. Nun das hatten wir auch nicht vor. Also los, den Seesack geschultert, und zur tansanischen Immigration marschiert. Das Auschecken aus einem Land geht in der Regel schnell und da wir hier die einzigen Grenzgänger sind, dauert es keine Minute und ich habe den Exit-Stempel im Pass. Die Grenzstationen von Tansania und Sambia liegen schätzungsweise einen Kilometer auseinander, verbunden durch eine Erdstraße, die durch einen Streifen Niemandsland führt. Dieses Niemandsland wirkt total verlassen, ein paar Häuserruinen, dazwischen vereinzelte Büsche, sonst nichts. Kein Auto, kein Mensch zu sehen. Während wir nach Sambia laufen, fragen wir uns, was wohl wäre, wenn uns hier etwas zustoßen würde. Kein Land wäre für uns zuständig, aus Tansania sind wir ja schon ausgereist und in Sambia noch nicht eingereist. Zum Glück stößt uns nichts zu und wir erreichen unbeschadet die sambischen Grenzgebäude. Es ist ein kleines Häuschen in dem zwei Grenzbeamte sitzen. Einer ist damit beschäftigt, die zwei Wazungu, die mit uns im Bus nach Kasesya saßen, mit Visa auszustatten, der andere damit, in einer Zeitschrift zu blättern. Ich gehe mit unseren Pässen in der Hand auf ihn zu, er meint jedoch, ich solle draußen warten, bis sein Kollege mich ruft. Die zwei Wazungu kommen schon bald aus dem Grenzerhäuschen. Sie sind US-Amerikaner, eine Frau und ein Mann, aber kein Paar, wie sie später erzählen. Sie reisen bloß eine Weile zusammen. Sie sagen, sie wollen nach einer Transportmöglichkeit weg von der Grenze suchen. „Falls ihr etwas findet, wartet bitte auf uns“ sage ich. Sie versprechen es. Dann werden wir vom Customs Officer ins Büro gerufen. Er betrachtet unsere Pässe eingehend von allen Seiten und meint schließlich, mein Visum sei kein Problem, vorausgesetzt ich könne 50 USD Gebühr bezahlen, aber meine Freundin müsse eine Geburtsurkunde mit sich führen, das sei für Kenianer Vorschrift. Ihr Pass alleine reiche nicht aus für die Einreise nach Sambia . Natürlich hat sie keine Geburtsurkunde dabei und hat auch noch nie gehört, dass sie eine solche für die Einreise nach Sambia bräuchte. Ich teile dem Officer mit, wenn sie kein Visum bekommt, will ich auch keins, dann gehen wir halt zurück nach Tansania. Der Officer nimmt sein Handy und verlässt den Raum. Wir warten. Nach fünf Minuten kommt er zurück und sagt, er habe mit seinem Vorgesetzten gesprochen und er könne das Visum für meine Freundin nur ausstellen, wenn wir eine kleine Extragebühr zahlen würden. Ah, jetzt wird mir klar was die Show bezweckt. Ich frage wie hoch die Gebühr sei. „20 000 TZH.“Sagt er. Das sind etwa 9 Euro. „Ok, no problem.“ Sage ich. Und dann sind wir in Sambia. |
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Nahe den Grenzgebäuden stößt man auf eine kleine Ansammlung von Häuser und Hütten. Ich habe keine Ahnung, ob der Ort einen Namen hat. Hier beginnt die Erdstraße Richtung Mbala, dem nächsten größeren Ort in Sambia. Dort treffen wir auf die zwei US-Wazungu, die auf ihren Rucksäcken am Straßenrand sitzen. Wir setzen uns dazu. Außer zwei oder drei Motorradfahrer kein Fahrzeug weit und breit. Kein Bus, kein Truck, kein PKW. Aus einiger Entfernung werden wir von einer Schar Kinder neugierig beobachte. Ich winke sie heran, aber sie trauen sich nicht. Die kleineren verstecken sich hinter den größeren. Während wir warten vertreibe ich mir die Zeit damit, ein bisschen zu fotografieren. Grenzort Sambia Grenzort Sambia Grenzort - Sambische Dorfschönheiten Grenzort - Boda Boda Grenzort - Sambische Dorfschönheiten Grenzort Endlich ein Motorengeräusch. Eine lange Staubfahne hinter sich herziehend nähert sich ein großer LKW. Etwa 200 m von uns entfernt bleibt er stehen. Ein älterer Afrikaner, der auch auf Transport wartet, springt auf und eilt dem LKW entgegen. Es ist ein Viehtransporter. Auf der Ladefläche drängt sich eine Ziegenherde. Wir bleiben sitzen. Aus dem Nachmittag wird langsam später Nachmittag, dann früher Abend. Die Sonne sinkt tiefer, die Schatten werden länger und ich befürchte schon, wir müssen an diesem trostlosen Ort die Nacht verbringen. Ein Zelt haben wir dabei. Ich beginne den Ort gedanklich nach einem geeigneten Platz abzusuchen. Die Amerikanerin denkt darüber nach, nach Mbala zu laufen und ihr Reisegefährte darüber, eines der Motorräder zu mieten. Plötzlich kommt ein Mann auf uns. Er hat ein Handy in der Hand und fragt, ob er ein Taxi rufen soll. Er kennt jemand in Mbala der ein Auto hat. Ich frage nach dem Preis. Der ist OK. Viel Spielraum für Verhandlungen haben wir an diesem verkehrsarmen Ort sowieso nicht. Auf das Taxi müssen wir noch fast eine Stunde warten. Als es kommt, ist es schon voll. Der Fahrer hat unterwegs Leute aufgenommen, die noch irgendwohin wollen. Als ich sage, dass wir den Fahrpreis durch alle Mitfahrer teilen, ist das Taxi plötzlich wieder leer. Als wir losfahren, schaue ich nach dem älteren Afrikaner, um ihm anzubieten, mit uns zu fahren. Ich kann ihn nirgends entdecken. Vielleicht hat er auf dem Viehtransporter zwischen den Ziegen einen Platz gefunden. Das Taxi kommt zum Abschied Mzungu starren Nach Mbala sind es etwa 25 km Erdstraße. Die Sonne steht jetzt als oranger Feuerball über dem Horizont und taucht die Landschaft in warmes Abendlicht. Wir sind alle erleichtert, dass wir wieder in Bewegung sind. Der Taximann ist auch gut drauf. Er dreht die Musikanlage auf und singt laut mit. Dabei klatscht er in die Hände und schüttelt rhythmisch den Kopf. Ich höre die Frauen hinter mir kichern. Verkehr gibt es auf dieser Straße keinen, lediglich die Schlaglöcher erfordern ein gelegentliches Eingreifen des Fahrers. Kurz vor Mbala am Lake Chila steigen die beiden Amerikaner aus. Dort gibt es eine nette Lodge, die Lake Chila Lodge. Sie haben dort ein Zimmer reserviert. Wir fahren weiter Richtung Zentrum, wo ich an einem Geldautomaten sambische Kwachas ziehe. Der Taximann will uns zur Chivunda Lodge (100 Kwacha/DZ) bringen („My sisters Hotel“), etwas außerhalb des Stadtzentrums. Wir schauen uns die Zimmer an, großes Bett, TV, Dusche, einigermaßen sauber, für eine Nacht ok. Ein paar geflügelte Insekten sitzen an den Wänden, aber die sehen nicht gefährlich aus, also was soll‘s. Der Taximann verabschiedet sich mit dem Versprechen, am nächsten Morgen sehr früh wiederzukommen und uns zum Busabfahrtsplatz zu fahren. Wir machen es uns gemütlich, schauen noch ein bisschen TV. Ich bemerke, dass sich das Zimmer zunehmend mit den fliegenden Insekten füllt. Plötzlich sind sie überall. Ich öffne die Tür zum Bad und kann es kaum glauben. Angelockt durch das Licht der Glühbirne sitzen, grabbeln, fliegen tausende dieser Insekten an den Wänden, der Decke, dem Boden. Unter meinen Füßen knackt es, als würde ich über trockene Zweige laufen. Ich gehe zur Dusche und versuche den Insektenschwarm von den Wänden zu spülen. Doch das führt nur dazu, dass der Abfluss verstopft und sich ein ekliger Insektenbrei auf dem Boden des Badezimmers ausbreitet. Die Lust auf eine Dusche ist mir vergangen. Chivunde Lodge Ich rufe die Lodge Managerin um Hilfe. Sie sagt etwas das klingt wie: „Oh my God“, verschwindet kurz, und kommt mit Eimer und Wischlumpen wieder. Doch ihre Bemühungen sind wenig erfolgreich. Zwar schafft sie es den Abfluss wieder frei zu bekommen und einen Eimer voller Insektenleichen aus dem Bad zu schaffen, aber da das Fenster weder eine Glasscheibe noch ein Netz hat, reißt der Strom an fliegenden Insekten nicht ab. Bleibt nur das Licht ausmachen und die Türe schließen. Auch unser Schlafzimmer lässt sich nicht komplett abdichten. In den Wänden unter der Decke sind Öffnungen nach draußen, wohl als Lüftungskanäle gedacht. Vor dem Schlafen versuchen wir einen Trick. Wir löschen alle Lichter im Zimmer, schalten das Licht im Bad wieder ein und lassen die Türe offen. Dann warten wir, bis alle Insekten ins Bad geflogen sind, machen dort das Licht aus und schließen schnell die Türe. Wir kriegen zwar nicht alle raus, aber es sind deutlich weniger geworden, als wir schlafen gehen. In der Nacht wache ich ein paar Mal auf, weil etwas über mein Gesicht krabbelt. Zum Glück stechen die Biester nicht. Meine Freundin meint am nächsten morgen: „For me that was the longest night. I just wanted morning to come we go to Mpulungu.” Mbala – Mpulungu (28-11-2014) Zum Frühstück gibt es nur Instant-Kaffee und Kilimanjaro-Tee, gebrüht in unserer mobilen Küche. Während der kleine Reisetauchsieder vor sich hin blubbert, packen wir die Rucksäcke. Keiner hat Lust auf eine Dusche. Es ist gegen acht Uhr und ein wunderschöner, klarer, sonniger Morgen als wir die Lodge verlassen. Da der Taximann nicht gekommen ist, frage ich die Lodge Lady, wie wir am besten nach Mpulungu kommen. Sie meint, ein paar Kilometer von hier fahren Kleinbusse nach Mpulungu. Wir haben Glück, vor der Lodge steht ein PKW und der Fahrer ist bereit und für 10 Kwacha dorthin zu bringen. Unterwegs kommt ein Matatu entgegen, unser Fahrer macht Zeichen und es stoppt. Wir steigen um. Der Minibus ist schon ziemlich voll, ich bekomme einen Platz vorne neben dem Fahrer und einer dicken sambischen Lady. Meine Freundin quetscht sich auf einen halben Sitz hinten im Van und los geht’s Richtung Mpulungu. Nirgendwo waren die Matatus voller als in Sambia Unterwegs hält das Fahrzeug immer wieder an, Menschen steigen ein, Säcke und Körbe werden auf dem Dach zu immer höheren Türmen gestapelt. Im hinteren Teil ist es inzwischen so eng, dass die Passagiere teilweise übereinander sitzen, Beine und Arme in grotesker Haltung verknäult. Der Beifahrer sitzt am Fenster der Schiebetür mit dem Oberkörper draußen, die Beine im Fahrzeuginneren verhakt. Meine Freundin kann ich in diesem Knäul von Leibern, Armen und Beinen nicht mehr sehen. Ich saß in Afrika schon in einigen überfüllten Verkehrsmitteln, aber die Minibusse in Sambia toppen alles. Und richtig, er hält schon wieder an um zwei weiter Passagiere aufzunehmen… Dann geht’s hinab zum Tanganjika See. Der Höhenunterschied beträgt über 800m und ist deutlich an der Lufttemperatur zu spüren. Es wird wärmer. Die Landschaft ist phantastisch, leider kann ich keine Fotos machen, da meine Freundin mit dem Rucksack und der Kamera irgendwo im hintersten Teil des Vans verschwunden ist. Später beschreibt sie die Fahrt so: „We were eight people at the back sit. This was unbelievable. The other three rows had even more people. It got to a point where the conductor had no space, so he had to hang out of the window. It was so hot inside I felt like I was going to faint despite of the open windows. I was squeezed at the corner.” Gegen 11 Uhr vormittags erreichen wir etwas zerdrückt, aber wohlbehalten Mpulungu und den Tanganjikasee. |
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Mpulungu – Tanganjikasee
Der Tanganjikasee ist mit knapp 700 km Länge und 50 km durchschnittlicher Breite der größte der Grabenbruch-Seen Afrikas. Mpulungu, ein eher kleines Nest, ist Sambias einzige Hafenstadt und Startpunkt unserer Reise mit der Liemba. Wir sind 2000 km über Land angereist um spätestens heute hier zu sein. Schon morgen, Freitag, den 29. November 2013, soll die Liemba in Mpulungu eintreffen. Noch am selben Tag wird sie wieder die Rückfahrt nach Kigoma antreten. Diese Runde macht sie alle zwei Wochen und wenn sie keine Verspätung hat, dauert die Fahrt pro Richtung zweieinhalb Tage. Mpulungu Hauptstrasse Mpulungu Zuerst suchen wir uns eine Bleibe. Wenn man andere Reisende nach Unterkünften in Mpulungu fragt, wird immer wieder die Nkupi Lodge empfohlen. Die Lodge liegt nicht weit vom Zentrum entfernt in der Nähe des Seeufers. Da ich keine Lust habe mit dem Gepäck dorthin zu laufen, lassen wir uns von einem Taxi fahren. Man kann Bandas (125 Kwacha) mieten, oder alternativ ein Zelt unter den schattigen Bäumen aufstellen. Duschen und Toiletten werden gemeinschaftlich genutzt, sind aber, wie ich später feststelle, makellos sauber. Es gibt auch ein Restaurant in dem man nach Vorbestellung speisen kann und für den abendlichen Durst eine Bar. Ein durchweg empfehlenswerter Ort für Individualreisende, die nicht allzuviel Luxus brauchen. Nkupi Lodge - Die Bandas sind geräumig und luftig und gefallen uns sofort Nachdem wir uns in einer der Bandas eingerichtet haben, teste ich gleich mal die Dusche. Ich habe das dringende Bedürfnis mir die letzten Reste der geflügelten Insekten der Chivunda Lodge aus den Haaren zu spülen. Um warmes Wasser zu bekommen muss der Wassertank von einem der Angestellten befeuert werden. Das dauert eine Weile, aber dafür ist die Dusche perfekt. Nicht gerade selbstverständlich in Afrika. Später gehen wir zum See. Dort gibt es einen kleinen Fischmarkt. Man riecht ihn schon von weitem. Unmengen winziger Fische liegen zum trocknen auf Netzen und Planen oder auf dem nackten Betonboden in der Sonne. Wir setzen uns in den Schatten eines Holzschuppens und beobachten eine Weile das Treiben. Ich sehe Frauen, die mit Fischen gefüllte Plastikschüsseln auf dem Kopf balancieren, während auf dem Rücken ein in ein Tuch gewickeltes Kleinkind schläft. Andere wenden und sortieren die kleinen Trockenfische. Wieder andere machen das gleiche wie wir, herumlungern und das Geschehen beobachten. Mpulungu - Fischmarkt Mpulungu - Fischmarkt Mpulungu - Fischmarkt Mpulungu - Fischmarkt Gleich neben dem Fischmarkt schließt sich ein Secondhand-Kleidermarkt an. Die Verkaufsstände sind aus alten Holzbalken und Wellblech zusammengenagelt. Was angeboten wird sieht alles andere als wertig aus. Neben Schuhen und Kleidung, deren Herkunft aus westlichen Altkleidersammlungen und Spenden kaum zu übersehen ist, gibt es hier allerhand wertloses aus chinesischer und indischer Produktion zu kaufen. Mpulungu Kleidermarkt Vom Fischmarkt am Ufer des Sees bis zum Stadtzentrum sind es etwa 10 Minuten zu Fuß. Da ich langsam Hunger bekomme und genug von Fischgeruch und alten Kleidern habe, machen wir uns auf die Socken. Im Zentrum reiht sich Geschäft an Geschäft entlang der Hauptstraße. Es gibt Supermärkte, Geldwechsler, Cybercafés, Restaurants, Bars, Büros der Busgesellschaften, Eisenwarenhandlungen,Werkstätten und vieles mehr. Hier, auf etwa 500 Meter, und in ein paar Seitenstraßen pulsiert das Leben. Es ist ein sehr überschaubarer Bereich. Schon ein paar Meter weg vom Zentrum geht man durch leere Straßen, die Häuser verbergen sich hinter Steinmauern und hohen Hecken, manche sehen auch verlassen aus. Unweit des Zentrums stoßen wir auf ein kleines Restaurant mit Fried Chicken und French Fries. Also auch in Sambia. Eigentlich hätte ich lieber einen frischen Fisch aus dem See probiert, aber wir sind so hungrig, dass wir ohne zögern hinein stürmen. Abends in der Lodge waschen wir die ganze dreckige Wäsche, die sich in den letzten Tagen angesammelt hat. Wer weiß, ob wir auf der Liemba Gelegenheit zum waschen haben werden. Dann fällt (natürlich) der Strom aus und wir gehen schlafen sobald es dunkel wird. Warten auf die Liemba |
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Freitag
Die Liemba ist nicht gekommen. Ich frage die Leute von der Lodge, aber keiner weiß etwas Konkretes. Sie sagen, es kommt öfters vor, dass das Schiff einen oder zwei Tage Verspätung hat. Man sieht von der Nkupi Lodge ein Stück des Tanganjikasees und wenn das Schiff in den Hafen läuft, kann man es von der Lodge aus sehen. Doch so oft ich während des Frühstücks auch auf den See starre, ich sehe nichts außer der strahlend blauen Wasseroberfläche, nicht einmal ein kleines Fischerboot. Warntafel auf dem Hafengelände Später gehen wir zum Hafen um uns nach dem Verbleib der Liemba zu erkundigen. Um auf das Hafengelände zu gelangen muss man durch ein großes Tor. Dahinter befinden sich die Gebäude des Zolls und der Hafenbehörde. Wir fragen einen der gelangweilt wirkenden Uniformträger ob er etwas über die Ankunftszeit der Liemba weiß. Das einzige was er weiß ist, dass sie noch nicht gekommen ist. Na toll, das wussten wir auch schon. Er ruft einen Kollegen vom Hafenbüro. Dieser meint, die Liemba sei noch in Kasanga in Tansania und würde entweder im Laufe des Tages oder morgen Vormittag in Mpulungu einlaufen. Sie hätten keinen Kontakt zur Liemba, deshalb könne er nichts Genaueres sagen. Was macht man mit so einem extra Tag in Mpulungu? Wir gehen zurück in die Stadt, bummeln herum, kaufen in einem kleinen Laden ein paar Kekse, seltsam krumme Kerzen und andere Kleinigkeiten und suchen dann ein Cyber Café auf um mal wieder E-Mails zu checken. Die Verbindung ist schrecklich langsam, ich gebe es bald auf, setze mich auf die Veranda des Cybers und fotografiere ein bisschen, während meine Freundin ihre Facebook Freunde mit den neuesten Infos versorgt. Mpulungu Mpulungu Mpulungu Mpulungu Mpulungu Gegen Mittag gibt’s wieder Fried Chicken mit French Fries und auch das Restaurant ist dasselbe. Während wir essen setzt plötzlich ein starker Regen ein. Im Nu wird die Strasse zu einem reißenden Sturzbach. Eine ältere, aber rüstig wirkende Mzungu Lady rettet sich vor den herabstürzenden Wassermassen ins Restaurant. Im Vorbeigehen grüßt sie uns mit einem kurzen „Helo“. Später in der Nkupi Lodge treffen wir den Amerikaner wieder, der mit uns zwei Tage zuvor das Taxi von der sambischen Grenze nach Mbala geteilt hatte. Seine Reisegefährtin ist nicht mehr dabei, sie hat sich von Mbala aus in eine andere Richtung davongemacht. Er erzählt, dass er seine Geldbörse mit 250 Euro und seinen Kreditkarten in dem Taxi von der Grenze nach Mbale verloren habe, sie müsse ihm aus der Tasche gerutscht sein. Es ist ihm nicht gelungen, den Taxifahrer zu finden. Jetzt wird mir klar, warum der Taximann am nächsten Morgen nicht mehr zur Chivunde Lodge in Mbala gekommen ist. Zufälligerweise habe ich an der sambischen Grenze ein Foto gemacht, auf dem das Fahrzeug, und gut lesbar das Nummernschild zu sehen ist. Ich gebe dem Amerikaner die Info und wünsche ihm viel Glück. Die Liemba – Ankunft in Mpulungu am 30.11.2013 Am nächsten Morgen bin ich früh wach. Meine Freundin schlummert noch unter dem Moskitonetz. Während ich im schlaftrunkenen Zustand in unserer Reiseküche ein Käffchen zubereite, höre ich plötzlich vom See kommend ein lautes Tuten. Sofort bin ich hellwach. Und gleich nochmal tuuuuuuuuuut. Ich springe in meine Kleider, schnappe die Kamera und eile Richtung Seeufer. Von der Lodge sind das zum Glück nur ein paar Meter. Und dann sehe ich sie. Zum ersten Mal live und in natura. Eine leichte Rauchfahne hinter sich herziehend tuckert die Liemba gemächlich Richtung Hafen. Schmale Fischerboote eilen aus allen Richtungen herbei und paddeln hinter dem Schiff her. Menschen wuseln ameisengleich auf den Decks auf und ab. Sie wirkt kleiner, als ich sie mir nach den Fotos und Videos vorgestellt habe. Und wieder das rauhe, langezogene Tuuuuuuuuut. Ich ahne, dass es mit der Ruhe in Mpulungu für heute vorbei ist. Ich hätte keine Minute später kommen dürfen. Nur wenige Augenblicke später verschwindet sie im Hafen von Mpulungu. Die Liemba in Mpulungu M.V. Liemba |
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Von Mpulungu nach Kigoma
Ein paar Stunden später stehen wir wieder vor dem Eingangstor zum Hafen. Jetzt herrscht reger Betrieb. Der Platz ist voller Menschen. Schiffspassagiere, deren Angehörige und Freunde, Gepäckträger, Händler und viele Neugierige, die einfach nur des Spektakels wegen gekommen sind, stehen, gehen, lungern zwischen den Hafengebäuden herum. Gleich hinter dem Tor auf der rechten Seite ist die Gepäckkontrolle. Wir reihen uns in eine Warteschlange vor einer verschlossenen Tür ein. Von Zeit zu Zeit wird diese geöffnet, um einen Schwung Menschen und Gepäck nach draußen zu entlassen. Fast gleichzeitig drängen die vordersten der Warteschlange in den Raum, was nicht ohne kleinere Rempeleien abgeht. Nach etwa einer halben Stunde sind wir an der Reihe mit hineindrängeln. In der Mitte des Raumes steht ein langer Tisch, auf den alle Reisende ihr Gepäck legen müssen. „Open “ befiehlt einer der Uniformierten. Gerade möchte ich das auch tun, krame nach dem Schlüssel für das Schloss am Seesack, als mich einer der Uniformierten fragt, ob ich Drogen oder Waffen oder Bomben dabei habe. Ich schüttle bedauernd den Kopf. „No Drugs, no Weapons, no Bombs“ Darauf gibt er mir zu verstehen, dass ich mit der Inspektion fertig bin. Ich brauche mein Gepäck nicht zu öffnen. Einem Mzungu traut man hier offenbar nichts Böses zu. Bei meiner Freundin dauert es ein bisschen länger, aber als sie die Frage, ob ich ihr „Husband“ sei mit „yes“ bestätigt, geht es auch bei ihr ziemlich flott. Wieder draußen werden wir zu einem Holztisch gewinkt, hinter dem ein hemdsärmeliger, schmächtiger Mann sitzt und etwas von Departure Fee nuschelt. Das macht 7 Kwacha, dafür gibt es auch eine Quittung und weiter geht es zum nächsten Gebäude, der Immigration. Hier müssen wir die üblichen Formulare ausfüllen, alles doppelt und dreifach: Woher kommen Sie, wohin reisen Sie, Name der Eltern, Geschlecht, Passnummer, ausgestellt wo und wann, … bla bla bla… Datenmüll auf weißen, grünen und gelben Zetteln. Dann bekommen wir die Ausreisestempel, eigentlich geht das ganze recht flott, wenn man erst die lästigen Zettel ausgefüllt hat. Jetzt trennen uns nur noch... ...wenige Meter von der Liemba Der Liemba-Markt Über eine schmale Treppe klettern wir an Bord. Auf dem Schiff geht es zu wie auf einem Jahrmarkt. Überall quirliges Gedränge. Auf den stählernen Planken des Vordecks türmen sich Berge reifer Ananas. Händler bieten ihre Waren an. Es wird gefeilscht, diskutiert und gelacht. Das allgemeine Geschrei ist groß. Jugendliche toben durch die Gänge, Familien, beladen mit Kartons und Säcken, streben ihren Unterkünften zu. An Bord Liemba Markt Da wir noch keine Passage gebucht haben, frage ich einen irgendwie offiziell aussehenden Menschen, wo wir ein Ticket nach Kigoma kaufen können. Er führt uns zu einer der Kabinentüren und meint, wir sollen hier auf den Mann warten, der die Schiffspassagen verkauft. Dieser sei gerade in Mpulungu werde aber bald zurück sein. Eine Stunde später sind wir Besitzer zweier Schiffspassagen von Mpulungu nach Kigoma in der Kabine Nr. 4 auf der MV Liemba. Pro Person kostet das (First Class) exakt 100 USD. Die Kabine ist ein bisschen eng, aber sauber. Die Einrichtung besteht aus einem Etagenbett, einem Tisch, einem Stuhl, einem Schrank, einem Waschbecken und einem an die Wand geschraubten Ventilator. Zwei Fenster lassen etwas Licht und frische Luft hinein. Wir lassen unser Gepäck in der Kabine. Zunächst müssen wir noch zur tansanischen Immigration. Die ist in der Kabine Nr. 2 auf der anderen Seite. Dort sitzen zwei tansanische Zöllner und sammeln Pässe ein. Wieder Formulare ausfüllen und ich muss 50 USD für das Visum abdrücken. Da Sambia nicht zur East African Community gehört, ist mein altes Visum für Tansania nicht mehr gültig. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, machen wir einen kleinen Erkundungsgang. Auf dem Deck der 1. Klasse Kabinen befindet sich ein Restaurant, gleich daneben die Bordküche und ein paar Schritte weiter in einem dunklen, höhlenartigen Raum, die Toiletten und Duschen. Im Restaurant bekommt man zu bestimmten Zeiten warme Mahlzeiten. An der Bar gibt es neben Wasser und Softdrinks auch kaltes Bier. Es herrscht Hochbetrieb und es geht ziemlich laut zu. Auf den Tischen stehen massenhaft leere Bierflaschen. Spüter wird mir klar, die meisten Leute, die hier sitzen und feiern oder durchs Schiff laufen, sind keine Passagiere, sie sind gekommen weil heute hier etwas los ist. Wir gehen weiter eine Treppe höher auf das Brückendeck. Dort ist es erstaunlich ruhig. Am vorderen Ende befindet sich das Steuerhaus mit den Navigationseinrichtungen. Es ist niemand von der Schiffsbesatzung anwesend und die Tür ist verschlossen. Wir können durch eine schmutzige Glasscheibe einen Blick ins Innere werfen. Wir setzen uns für einen Moment auf eine der weißen Plastikbänke im hinteren Bereich neben den zwei Rettungsbooten, die seitlich befestigt sind und genießen die Ruhe. Nur leise hört man hier das Gelächter und das Geschrei aus der Bar und von den unteren Decks. Etwas später steigen wir zwei Treppen nach unten ins Innere der Liemba. Es ist ziemlich düster, nur wenig Tageslicht dringt in diesen Bereich. Hier sind die 2. und 3. Klasse untergebracht. In der 2. Klasse sehe ich Kabinen mit vier Betten und einem kleinen Fenster. Es gibt keinen Ventilator, deshalb ist es ziemlich stickig in den Räumen. Die 3. Klasse muss sich mit einem großen Gemeinschaftsraum und mit Holzbänken begnügen. Obwohl der halbdunkle Raum noch fast leer ist, ist die Luft dumpf und warm und ich möchte mir nicht vorstellen, hier zusammen mit vielen Menschen Tage und Nächte verbringen zu müssen. Wieder draußen an der frischen Luft kaufen wir zwei Ananas. Sie sind so reif und saftig, dass der süße Saft förmlich heraustropft. Ananas fangen Plötzlich ertönt das Schiffshorn. Es entsteht Hektik an Bord. Wer nicht mitfahren will muss jetzt das Schiff verlassen. Die Händler raffen ihre Ware zusammen und werfen die restlichen Ananas ihren Kollegen an Land zu. Innerhalb weniger Minuten leert sich das Schiff. Wir legen ab. Mpulungu wird allmählich kleiner und entschwindet schon bald ganz. Erstes Ziel ist Kasanga. Das tansanische Ufer auf der rechten Seite bleibt stets in Sichtweite, links, wo sich jetzt noch Sambia und später der Kongo befinden muss, sieht man bis zum Horizont nur Wasser. Auf der Liemba ist es erstaunlich ruhig geworden. Die Party ist vorbei, die Bar verweist, statt Gelächter und Geschrei hört man nur noch das gleichmäßige Brummen der Schiffsdiesel. Jetzt ist Zeit für ein bisschen Kreuzfahrtfeeling. Wir lehnen uns an die Reling, genießen die frische Luft, betrachten die langsam vorbeiziehende Küste, beobachten die Schiffsbesatzung bei ihren Tätigkeiten und knüpfen ein paar Kontakte zu mitreisenden Passagieren. Da ist der junge Franzose, den wir am Abend zuvor in der Nkupi Lodge getroffen hatten. Er arbeitete für eine Firma in Daressalam und wird bald nach Frankreich zurückkehren. Davor möchte er noch ein bisschen von Afrika sehen. Dann treffen wir die ältere Lady wieder, der wir schon in dem Restaurant in Mpulungu kurz begegnet waren. Sie ist Holländerin und reist seit zwei Jahren alleine durch Afrika. Als sie mir ihr Alter verrät, kann ich es kaum glauben. Sie ist 77 Jahre alt. Sie war schon in fast allen Ländern des Kontinents und kann nicht genug bekommen. Sie reiste auf Kamelen in Nordafrika und auf einem Ochsenkarren durch Madagaskar. Zweimal wurde sie überfallen und ausgeraubt. Ihre Familie hält sie für verrückt. „Ich mache das noch 5 – 10 Jahre, dann ist Schluss“, sagt sie. Meinen Respekt hat sie. |
Letzte Änderung: 15 Okt 2015 10:37 von Gu-ko.
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