Hallo Schulze!
Du schreibst: mit Kleinkindern (4) auf Safari, einige Wochen, Safaricamps, Reiseveranstalter... Ich frage: 4 Kleinkinder oder Kleinkinder von vier Jahren und darunter? Wollt ihr einige Wochen von einem Nationalpark zum anderen oder mal hier, mal da eine Safari mitmachen, ansonsten vielleicht Badeurlaub genießen? Verstehst du unter Safaricamp eine Lodge oder evtl. auch eine Campsite? Würdet ihr gerne permanent in einer größeren Gruppe unterwegs sein für die „einigen Wochen“ oder lieber unter euch bleiben? Soll der Reiseveranstalter für die gesamte Tour zuständig sein oder nur die Safaris organisieren?
Meine Gedanken zu diesen Fragen und vor allen Dingen zu deiner Frage: Du erwähnst deine mehrfachen Reisen ins südliche Afrika mit deiner damals noch kleinen Tochter. Das südliche Afrika, insbesondere Namibia und „noch insbesonderer“ Südafrika sind Länder, die auch schon zu Zeiten, als es noch als unschicklich/politisch unkorrekt galt, dorthin zu fliegen und eher en vogue war, nach Ostafrika zu reisen, als Ziele, die von Einheimischen selbst bereist wurden. Und da sind natürlich auch viele Leute mit Kindern unterwegs gewesen – wie heute auch. Allerdings hat Afrika als Reisekontinent mittlerweile einen derartigen Boom erfahren, dass sogar der gemeine TUI- und Neckermann-Pauschalo überall vorzufinden ist. Doch die einzelnen Länder des nun touristisch hochfrequentierten Kontinents haben unterschiedlich darauf reagiert – aufgrund ihrer geografischen Gegebenheiten, ihrer Erfahrung, der Nachfrage, die nach ihnen herrscht.
Südafrika z. B. ist im Vergleich zu anderen angrenzenden Ländern dicht besiedelt. Auch vor Zeiten des offiziellen Apartheidsendes ist dort schon viel gereist worden – von vorwiegend Einheimischen. Mit Kindern, ohne Kinder, im Zelt, im Wohnwagen, in Lodges. Entsprechend sind die touristischen Interessen der Kunden berücksichtigt worden und haben sich zum großen Teil auch in diesem Sinne weiterentwickelt. Nun ist RSA ein Boom-Land, jeder fünfeinhalbte Schnulzenfilm im deutschsprachigen TV wird vor der Kulisse des Tafelbergs gedreht, jedes dreieindrittelte Modeshooting am Bloubergstrand geschossen und jeder neunfünfachtelte Autowerbefilm am Chapmans Peak Drive verewigtlicht. Namibia ist wesentlich weniger dicht besiedelt, macht aber eine ähnliche, wenn auch zeitverzögerte Entwicklung durch. Botswana hat schon immer durch, ich sag das mal so, wenig familienfreundliche Preise, geringe Infrastruktur, keine Badestrände, Spielplätze und weite Strecken beschwerlicher Art geglänzt. Kenia hingegen konnte man schon buchen, als ich noch nicht so wirklich in der Lage war, einen Reisekatalog zu lesen. Diani Beach, zwei Wochen, für damals irre Geld, mit einer 2-Tage-Safari in den Mara-Busch. Unvorstellbar toll! Damals.
Heute zeigen sich die Ergebnisse auf damaliges Agieren und auch ganz deutlich das jeweilig tourismuspolitische Reagieren und Steuern der jeweiligen Länder. Südafrika boomt, verkommt schön langsam auf der einen Seite zu „Malle“, auf der anderen Seite wird exklusiv-hochpreisig gegengesteuert. Namibia zeigt, was die tierischen und landschaftlichen Pauschal-Seiten des Landes betrifft, zunehmend bürokratische Züge. Verständlich das, wenn's immer mehr Interessierte gibt... Botswana, immer schon mit einer bestimmten Exklusivität behaftet, behält seine Linie bei, mit deutlichen Abweichungen nach oben. Kenia hat viel zu bieten, hat früh im touristischen Reigen teilgenommen, viel verkackt, versucht auch, im gegenwärtigen Afrikatrend, die Aufwärtswelle mitzunehmen.
Ich zweifle nicht am Interesse deiner Kleinkinder (4), wie auch immer, die Fragen allerdings sind nach wie vor die selben. Die geringsten Probleme sehe ich bei einer Selbstfahrertour im Raum RSA/Namibia. Da wird halt gequengelt, geweint, ihr seid unter euch, keinen stört's, und am nächsten Halt geht’s weiter mit der Unterhaltung der Lütten. Da ist ne Schaukel, ne Rutsche, ein Pool, ne Antilope, ein Elefant. Botswana hast du gar nicht gefragt... Kenia: Es gibt im Internet zahlreiche Angebote, die 1-2-3-Tages-Safaris ganz explizit als kindergerecht anbieten, auch im deutschsprachigen Raum. Dabei sind meist Touren, bei denen gezeltet wird. Für Kinder ist das doch toll! Ganz was Neues, Anderes, Abenteuerliches! Im Safari-Camp, sprich in der Lodge, wird es natürlich, wie du ja kerntechnisch anfragst, schwierig. Wenn ein Gast sich ein solche Location bucht, zahlt er in der Regel, sagen wir, landesabhängig, ortsabhängig, verdammt viel. Verdammt viel kann von 150 US bis zu über 800 US pppn gehen. Und da sind keine quengelnden Kinder erwünscht. Nur Löwengeröhre, Schilfgeraschle, Hippogegrunze, allenfalls noch authentische „Neger-Diskussionen“ nebst Getrommle.
Jetzt hab ich so viel geschrieben, aber immer noch nicht wirklich verstanden, wo genau euer Problem liegt. „Kenia – unser Ausweichziel – wenn Namibia nicht klappt“? Als Selbstfahrer werdet ihr in Namibia keinerlei Problem haben, in Südafrika auch nicht, in Botswana nur in den sehr gehobenen Lodges. Ausweichziel Kenia: einige Wochen Badeurlaub, diverse, für Kinder ausgewiesene Safaris mitmachen. Wenn ihr allerdings eine organisierte Gruppen-Tour mit den Kleinkindern (4) für mehrere Wochen (x) buchen wollt, dann ist es wohl in Ostafrika eher praktikabel, denn dort sind Selbstfahrertouren vergleichsweise eher unüblich. Hier macht man einen auf dicke Reisegruppe (günstig und unbequem) gepolt oder man hat 4 Erwachsene mit (4) Kindern (dann eher 2 Autos samt jeweiligem Fahrer; nicht ganz so günstig, aber viel bequemer, was die fehlenden Mitreisenden anbelangt) und wahrscheinlich noch einen Koch. Und da kann dann niemand mehr meckern, wenn man sich die Kosten teilt. Oder doch auf eigene Faust in Namibia/RSA rumkurvt und dabei auf kinderfeindliche 350-US-pppn-aufwärts-Lodges verzichtet....
Es wird es kaum einen Unterschied machen, ob hiesiger oder kenianscher Veranstalter, denn die Reglementierung hinsichtlich der Kinder erfolgt aus dem Etablissement/der Lodge selbst..
LG, Barbara