Vielen Dank Christian für Deine sachlichen Bemerkungen!
Zur Bezeichnung "Südwester" nur als kleine Randbemerkung: Ab 1966 wurde Namiba de jure von der UNO unter dem Namen "Namibia" geführt, ab 1979 setzte sich die Bezeichnung SWA/Namibia durch. Der Begriff "Südwestafrika" war also die Bezeichnung Namibias durch die ab den 1960er Jahren von der UNO als unrechtmässigen bezeichneten Besatzer. Anyways, das sind wohl Spizfindigkeiten welche noch lange diskutiert werden könnnten... (aber nicht unbeding müssen, finde ich
) Dennoch würde ich Katka raten, in einer wissenschaftlichen Arbeit die politisch korrekte und nicht die umgangssprachliche Bezeichnung zu verwenden.
Zur "deutschen Kultur": Da geht es mir nicht darum zu sagen, dass "deutscher Brauchtum" in Namibia per se kolonial sein muss, überhaupt nicht! Es geht mir darum, das zur Kolonialzeit Begriffe wie "reine Kultur", "unverdorben", "reinrassig" aufkamen, und benutzt wurden, um die Weltbevölkerung anhand angeblicher "kultureller" Merkmale hierarchisch zu gliedern.
Später wurde von den Nazis die "reine, deutsche Kultur" hochstilisiert und alles was "kulturfremd" war wurde verboten und ausgemerzt.
Hier in diesem Fragebogen gehts ja darum zu fragen inwieweit sich Deutschnamibier als wahre Vertreter der deutschen Kultur sehen. Dies führt meiner Meinung nach dazu, dass man zuerst "detusche Kultur" definieren müsste, was ich für unmöglich, ja sogar gefährlich halte: Ist den Karneval etwas explizit "deutsches", obwohl er weltweit gefeiert wird? Wäre ein Kebabstand in Windhoek "deutsch"? Ist ein Mensch der eine deutsche Mutter und einen Türkishcen Vater hat ein "wahrer Vertreter deutscher Kultur"? Daher rate ich den Kulturbegriff nicht unhinterfragt in einer akademischen Arbeit zu verwenden und wann explizit auf seine Problematik eingehen.
Schliesslich auch noch ein den meisten wohl bekannter Buchtipp:
Die verkehrte Hautfarbe. Ethnizität deutscher Namibier als Alltagspraxis
Brigitta Schmidt-Lauber
Viele Grüsse und toitoitoi mit der Arbeit, Katka!