Harare Airport. Alles neu. Noch bevor wir uns orientiert hatten, kam ein Taxifahrer, schnappte unsere Koffer und verschwand in Richtung Ausgang. Wir hinterher. Er verstaute unser Gepäck in seinem Wagen und winkte uns einzusteigen. Kaum im Wagen, preschte er auch los. Wir konnten kein Taxameter ausmachen. Auf unsere Fragen antwortete der Fahrer nur in einer uns unbekannten Sprache. Bei der Ankunft am Hotel war der Fahrpreis für die relativ lange Strecke jedoch ausgesprochen niedrig. Der Rest des Tages verging mit Essen und Schlafen.
Nach dem Frühstück kam der bestellte Mietwagen, ein Peugeot. Einpacken und losfahren. Endlich auf dem Weg. Im gleißenden Sonnenlicht ging es aus der Stadt hinaus. Wie im Traum zogen die unbekannten Ortsnamen an uns vorüber. Alles erschien uns ein wenig wie im Fernsehen, es war aber genau das, was wir gesucht hatten. Über Monate hatten wir zuhause Reiseführer gewälzt, jede noch so kleine Information eingesaugt. Nun aber, am Beginn unseres Abenteuers wird sich zeigen, was wir davon abgespeichert haben.
Nach einer langen Fahrt von Harare über Bulawayo erreichten wir endlich den Hwange National Park. Dank unserer Vorbuchung waren die Eintrittsformalitäten rasch erledigt. Wir bekamen einen netten Bungalow unter Bäumen zugewiesen. Erfreut enterten wir unser neues zuhause. Alles war blank gewienert, es roch stark nach Bohnerwachs. Die Vorhänge, die Bettwäsche und die Handtücher hatten einen sozialistischen Charme, waren aber sehr sauber. Beim Überprüfen des Küchentrakts, sah ich einige „Gochas“ davon flitzen. Musste wohl so sein. Die Fliegengitter animierten mich umgehend, die darin vorhandenen Löcher mit Pflaster zu verkleben. Nachdem alles soweit bearbeitet war, fuhren wir, trotz unserer Müdigkeit, noch eine erste Runde in den Park.
Afrika roch gut, das Licht war perfekt. Kurz hinter dem Eingangstor sahen wir zwei NASHÖRNER. Das kostete mindestens 2 Filme und drei Liter Schweiß. Als wir die erste Aussichtsplattform sahen, fühlten wir uns am Ziel. Das wollten wir haben, genau so!

So könnte es jetzt weitergehen, doch ich wollte diesmal über den ersten Afrika Urlaub mit unserem antrainiertem Wissen berichten.
Am ersten Abend machten wir uns Ausgehfertig. Wir wollten im Restaurant Essen. Dafür in die lange Hose, ein langärmeliges Hemd angezogen. Die restliche Haut kräftig mit einem „ich vertreibe alles Mittel“ eingesprüht/gerieben. In die wadenhohen Stiefel geschlüpft und die Taschenlampen gegriffen. Los gings zum Restaurant. Immer hektisch in das Gras leuchten, dort könnten Schlangen lauern. Mit den angeschalteten Lampen kamen wir im Restaurant an. Dort sahen wir, zu unserer großen Überraschung, lauter ganz entspannte Menschen sitzen. Die waren völlig anders gekleidet als wir. Sie trugen T-Shirt´s, Shorts und meistens Flip Flops. Keiner stank wie wir. Etwas mitleidig, aber durchaus neugierig schauten sie uns an. Der wohlerzogene Kellner übersah geflissentlich unseren Aufzug und kümmerte sich ausschließlich um unsere Bestellung. Als ich der Toilette einen Besuch abstattete, verwunderte mich der Anblick großer Brocken Kohle in den Pissoirs. Keine Chemie, sondern das Naturprodukt aus der nahegelegenen Mine. Alles lief erstaunlich glatt an diesem Abend. Nur meine Bestellung eines einfachen Brandys auf Eis irritierte den Kellner heftig. Er verschwand für ganz geraume Zeit. Schließlich kam er zögerlich zurück. Auf seinem Tablett ein Bierglas, gefüllt mit einem einfachen Brandy und zwei Eiswürfel. Ich bedankte mich herzlich dafür bei ihm. Er war sichtlich erleichtert. Nur Touristen haben solche „Sonderwünsche“ an ihn. Die Bar hat weder die Gläser dafür, noch bestellt ein Einheimischer Brandy mit Eis! Der Rückweg verlief wie die Ankunft. Taschenlampen schwenkend gingen wir unserem Bungalow entgegen.
Am nächsten Abend hatten wir Streit. Ich wollte partout nicht mehr in den dicken Klamotten zum Restaurant hinüber, meine Frau beschimpfte mich dafür. Eingesprüht/gecremt haben wir uns aber doch. Schon auf dem Weg zum Essensplatz fühlte ich mich erheblich besser. Doch auch heute Abend wollte keiner der anderen Gäste zu nahe neben den beiden „Stinkern“ sitzen. Nur der Kellner musste und bedienen. Ab dem dritten Abend war unser angelesenes Wissen, wie Frau / Mann sich im Dunkeln in Afrika verhält, vergessen. Wir fühlten uns erheblich wohler.
Die teuren Stiefel flogen wieder zurück nach Deutschland und wurden eines Tages auf einem Flohmarkt verkauft.

ae