THEMA: Schönes, armes Simbabwe // Reise April-Mai 2018
25 Jan 2021 15:22 #604856
  • Klaudi
  • Klaudis Avatar
  • Beiträge: 371
  • Dank erhalten: 1363
  • Klaudi am 25 Jan 2021 15:22
  • Klaudis Avatar
Trisha schrieb:
Es war eines der schönsten Länder Afrikas, in denen ich bisher war und wenn es möglich ist, werde ich definitiv nochmals dorthin fahren.

Hallo Trisha,

so ging es uns auch. Wir waren jeden Tag auf's Neue begeistert. Sobald die Situation es wieder erlaubt, werden auch wir wieder hinfahren.

VG Klaudi
Letzte Änderung: 25 Jan 2021 15:23 von Klaudi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
25 Jan 2021 15:40 #604860
  • Klaudi
  • Klaudis Avatar
  • Beiträge: 371
  • Dank erhalten: 1363
  • Klaudi am 25 Jan 2021 15:22
  • Klaudis Avatar
Achtung! Der heutige Tag wird extrem textlastig. Ich erinnere heute, fast 3 Jahre später nicht, warum ich keine Fotos unterwegs gemacht habe. Im ersten Teil der Fahrt war es sicherlich nicht attraktiv und auf der Serpentinenstraße in die Berge kamen so viele LKW entgegen, dass wir beide unentspannt waren. Da dieser Tag aber für uns so dramatisch geendet hat, müsst Ihr euch jetzt durch den Text quälen.

Freitag, 27. April 2018

Nach drei Tagen in Chipinda Poos wollen wir heute weiter. Am Wasser ist morgens nicht viel los, das macht den Abschied leichter.






Auf dem Weg zum Gate schauen wir uns noch die zerstörte Runde-Brücke und die Furt an.










Von Ranger Aaron wissen wir, dass gestern zum ersten Mal nach der Regenzeit ein LKW die Furt passiert hat, für uns ist der Wasserstand aber eindeutig noch zu hoch.




Beim Auschecken am Gate - wir plaudern noch ein wenig mit den Angestellten - lässt sich wieder eine Schlange vom Himmel, besser gesagt vom Strohdach, fallen. Niemand nimmt Notiz davon und auch wir tun nun cool – kennen wir ja schon. Die Ranger wissen nicht, wie die Schlange heißt, aber sie sei ungefährlich. Nun denn.


Mit 80 Sachen geht es wieder durch die Malilangwe Conservancy und weiter nach Chiredzi, um beim Teilehändler die bestellten Bremsbeläge abzuholen. In Chiredzi wollen wir auch einkaufen - es soll dort einen Pick’n Pay geben - und tanken. Beides ist leichter gesagt als getan: nach drei Runden finden wir den Supermarkt, aber das Angebot ist auch hier nicht üppig. Und Diesel gibt es zurzeit an keiner einzigen Tankstelle in der Stadt. Der Tankwagen sei unterwegs, heißt es, aber es würde dauern.... Es rettet uns dann die „Engen“ an der A10, und wir tanken randvoll.

Über die A10 geht es zuerst nach Osten bis zur Brücke über den Save. Bisher kennen wir von Simbabwe ja nur die Lowlands, die beim Durchfahren keinen wirklichen Augenschmaus bieten. Rechts und links der Straße flaches Land, mal verbuscht, ab und an mit großen Bäumen gespickt. Die Lowlands sollen in der „guten alten Zeit“, also bis 1980, fruchtbares Ackerland gewesen sein, wovon man leider nun wenig sieht. Die Kleinbauern machen ihrem Namen alle Ehre und wirtschaften wirklich auf ganz kleinem Niveau: Nicht jeder von ihnen bewirtschaftet einen Hektar, und wenn, dann auch mehr schlecht als recht. Der angebaute Mais oder andere Feldfrüchte wachsen spärlich. Das gesamte Bewässerungssystem der früheren Jahre ist de facto nicht mehr vorhanden und demzufolge stellen alle Pflanzen ihr Wachstum bald nach der Regenzeit ein. Wie schon gesagt, das reicht zum satt werden, aber zu mehr auch nicht.

Kurz hinter Rupangwana macht die A10 einen 90-Grad-Schwenk und nun geht es entlang des Save immer nach Norden. Auch hier flaches, ehemals bestes Ackerland, das mit Save-Wasser bewässert wurde. Jetzt, obwohl der Fluss noch viel Wasser führt, nur hier und dort mal ein üppiger Acker. Kein Traktor, kein Gaul, allenfalls mal ein Ochse oder ein paar Esel. Und schlimmstenfalls spannt man sich selbst vor’s Gerät.

Nördlich von Chibunji, die gute Asphaltstraße hat sich längst in eine mit Schlaglöchern verseuchte „Restfahrbahn“ verwandelt, tauchen im Osten die ersten Berge auf. Das tut unseren Augen gut, obwohl diese konsequent wegen der straßenbedingten Herausforderungen nach vorne gerichtet sind. Warum auch immer, uns scheint, als wenn am Fuße der Berge ein wenig Wohlstand eingezogen sei. In Rupisi blüht das Leben: viele neue, nett und bunt gestaltete Häuschen, hier und da ein Auto, besser gekleidete Menschen. Zu gern würden wir die Ursache dieser positiven Veränderung wissen.

Bei Tanganda geht es dann endlich ab nach Osten in die Berge. Sofort steigt die Straße an, fast serpentinenartig führt sie in die Bergwelt. Alles üppigst grün, wir kommen uns vor wie im Urwald. Der Gegenverkehr ist heftig, denn diese Straße kommt aus Mozambique. Es ist nicht die Dichte des Verkehrs sondern der Fahrstil und vor allem das Selbstverständnis, das die meisten LKW-Fahrer in Schwarzafrika an den Tag legen, was die Begegnungen gefährlich macht. Da bleibt im wahrsten Sinne wenig Platz für ein entgegenkommendes Fahrzeug. Dennoch, diese Straße ist eine Wucht, immer höher führt sie uns in die Berge. Bis auf 700 m Höhe wachsen noch viele Baobabs, danach folgt undurchdringlicher Urwald. Über 1200 m Höhe, und auch weiter nach Osten, folgen Nutzwald und, man staune, Bananenplantagen. Die Nutzholzplantagen sind in beklagenswertem Zustand, es wird nur noch primitiv abgeholzt und nicht wieder aufgeforstet. Große Sägewerke dümpeln und gammeln vor sich hin, eine große Köhlerei verpestet zwar noch die Luft, aber drumherum herrscht schon Rockytocky.

Unser heutiges Ziel, die Chimanimani-Berge, erreichen wir am Nachmittag. Der Reiseführer lobt dieses Gebiet über den grünen Klee, und in früheren Jahren hätte das vielleicht seine Berechtigung gehabt. Aber der kleine Ort Chimanimani ist verblüht, die umliegenden Hänge abgeholzt, an den Straßen „lungern“ die Arbeitslosen herum. Unseren Plan, im Ort auf einer kleinen Farm zu übernachten, verwerfen wir und buchen stattdessen im örtlichen Büro der Naturschutzbehörde gleich zwei Nächte auf der Campsite innerhalb des kleinen Nationalparks an den Bridal Veill Falls. Schließlich wollen wir ja morgen noch eine Wanderung machen.

Was für ein Kontrast zu den nackten Hängen von Chimanimani: Der kleine Nationalpark entpuppt sich als üppiger Urwald, der in einer steil abfallenden Schlucht die Hänge bedeckt. Nach Passieren des Schlagbaums führt eine enge Naturstraße in vielen Serpentinen hinunter in die Schlucht. Die Sonne ist schon verschwunden hinter den hohen Bergen. Und als wir endlich die Campsite erreichen, empfinden wir den Ort doch als sehr „schattig“. Aber die Unterstände sind frisch gestrichen und machen auf den ersten Blick einen guten Eindruck.




Doch oh weh! Die Inspektion der Toiletten und Duschen zaubert das schiere Entsetzen auf unsere Gesichter. Wann diese Fazilitäten einmal benutzbar waren, kann man noch nicht mal mehr erahnen. Überall Schutt, zertrümmerte Waschbecken und Toiletten, seit ewigen Zeiten kein Wasser mehr. Wir werden also heute in die Büsche verschwinden müssen, und Wasser werden wir aus dem klaren Bächlein nebenan holen. Wir sind ja alleine hier, und für eine Nacht wird’s schon gehen, die zweite werden wir definitiv nicht hier verbringen, soviel steht sofort fest.


Wir installieren uns also, erkunden ein bisschen die Umgebung, da kommt ein Auto die Schlucht herunter. Zwei „Knüssel“, wie man im Rheinland sagen würde, sitzen drin, halten an, behaupten, sie seien beauftragt, hier nach dem Rechten zu sehen. Es kitzelt mich zu sagen, dass das auch dringend nötig sei, aber ich verkneife mir das dann doch. Bei Helmut halten sie ebenfalls an, sprechen ihn auf hämische Weise an, dass sie sehr froh seien, dass wir ihr Land besuchen. Alles sehr irritierend, aber leider erst im Nachhinein. Danach verschwinden sie weiter talab, wo es, wie wir schon erkundet haben, keine Parkgrenze gibt und das Schutzgebiet in freies Land übergeht. Man fragt sich, warum es oben einen Schlagbaum gibt.

Es vergeht eine knappe Stunde, da kommen die beiden schon wieder den Berg hinunter, fahren langsam an unserem Lager vorbei. Als sie das dritte Mal kommen, sind wir nicht allein, denn zwei einheimische Familien besichtigen auf die Schnelle die Breidal Veill Wasserfälle. Mal wieder machen wir uns, unausgesprochen und jeder für sich, Gedanken über diese merkwürden Typen.

Es wird dunkel, wir fangen an zu kochen. Das Lagerfeuer will wegen der hohen Feuchtigkeit nicht brennen. Im Nachhinein würde man meinen, zum Glück! Wir essen zu Abend, sitzen im Unterstand bei Kerzenschein. Trotz des hohen Geräuschpegels des nahen Baches und Wasserfalls, glauben wir weiter oben ein Auto zu hören. Zwei Menschen, ein Gedanke: wir löschen sofort unser Licht und horchen in die stockfinstere Nacht. Nichts mehr. Kein Motor, kein Scheinwerfer. Haben wir uns getäuscht? Schemenhaft taucht einige Minuten (oder Sekunden?) später an der von uns aus ersten einsehbaren Straßenkehre oberhalb der Campsite das weiße Auto unserer beiden Freunde auf. Kein Motor, kein Licht, das Auto rollt langsam den Berg hinab. Zwei Menschen, kein Wort: wir lassen alles stehen und liegen und „flüchten“ ins Auto. Unsere Herzen rasen. Was wollen die? Während wir noch darüber nachdenken, ob wir mit ausgeklapptem Dachzelt den Berg hinauf kämen, und ob wir noch was mitnehmen können oder alles „im Riss“ lassen, rollt das Auto im Schritttempo vorbei und hält unterhalb der Campsite am Rande der Lichtung an. Unsere Gedanken schießen kreuz und quer …. Nach einer gefühlten Ewigkeit dann rollt das Auto weiter den Berg hinab, ohne Motor und ohne Licht. Im Nachhinein denken wir, dass sie wohl überrascht waren, alles dunkel vorzufinden und uns nicht sehen zu können. Vielleicht haben sie selbst dann auch ein bisschen Angst bekommen, wie die Sache für sie ausgehen könnte, und von ihrem Vorhaben abgelassen.

Der Rest ist schnell berichtet: Sie sind weg, wir schmeißen alles lose und unverpackt in wilder Hetze ins Auto, klappen das Dachzelt nur einmal rum, ohne es zu verzurren, und preschen in vollem Tempo den Berg hinauf. Sobald wir rollen, löst sich die schlimmste Anspannung, wir haben Hoffnung, dass wir mit dem Schrecken davon kommen. Unser Tempo bergauf können sie mit ihrem Auto auf keinen Fall gehen, soviel steht fest. Gottlob ist der Schlagbaum oben offen, so dass wir ohne eine Harakiri-Aktion rauskommen. In unserem Zustand hätten wir ihn, wäre er verschlossen gewesen, wahrscheinlich einfach niedergewalzt. :laugh: Als wir die ersten Lichter von Chimanimani sehen, halten wir erleichtert an und beratschlagen, wie wir weiter vorgehen.

Der Reiseführer empfiehlt die Campsite der „leger geführten“ Heaven Mountain Lodge, aber als wir dort ankommen, entscheiden wir uns für ein „Chalet“ – wir wollen nur noch an einem sicheren Ort zur Ruhe kommen. Und, ob Ihr das glauben könnt oder nicht, wir schlafen tief und fest bis zum nächsten Morgen. Die Spinne, die mir nachts über’s Gesicht krabbelt, registriere ich nur im Halbschlaf. ;)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: casimodo, fotomatte, Giselbert, picco, BMW, KarstenB, Old Women, fiedlix, mika1606, Enilorac65 und weitere 3
25 Jan 2021 19:04 #604893
  • BMW
  • BMWs Avatar
  • Beiträge: 1429
  • Dank erhalten: 846
  • BMW am 25 Jan 2021 19:04
  • BMWs Avatar
Sehr unangenehme Erfahrung........kann mich so gut in Euch hineinversetzen.......

....man kann nichts beweisen aber man fühlt instinktiv, dass etwas nicht stimmt....

danke für diese emotionale Schilderung..................

LG...............................BMW
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Klaudi
26 Jan 2021 03:38 #604937
  • Sadie
  • Sadies Avatar
  • Beiträge: 1547
  • Dank erhalten: 4017
  • Sadie am 26 Jan 2021 03:38
  • Sadies Avatar
Ach ihr Armen! Ich kann mir euren Schreck gut vorstellen. Uns geht es gleich, wir haben immer viel mehr Angst vor Zweibeinern, und ich meine nicht Vögeln, als von Tieren. Zum Glück war alles dunkel! Sehr gut gemacht. Meine Kanadische Freunde hatten so eine Situation im Western Corridor als Poachers mit Taschenlampen gegen sie auf den Zeltplatz kamen. Sie fuhren dann mit offenem Zelt schnellstens zur nächsten Loge.
Schon unheimlich. Mir hat es nur einmal auf der Ihaha campsite Angst gemacht, da die oft von Dieben heimgesucht wird.
Ich bin sehr froh dass ihr nur mit dem Schrecken davon gekommen seit.
Katrin
If life is a journey be sure to take the scenic road!

Expedition Antarktis:
www.namibia-forum.ch...s-und-s-georgia.html

Island In Herbstfarben
www.namibia-forum.ch...-september-2018.html


Nordamerikanische Safari und Landschaften May Till October 2019

www.namibia-forum.ch...landschaft-2019.html

Zweite Selbst Fahrer Tour in Tansania. Same same but different.
Juni 2018
www.namibia-forum.ch...e-but-different.html

Trip reports in English:

Namibia and KTP 2016
safaritalk.net/topic...-tr-nam-sa-bots-nam/

Botswana 2016:
safaritalk.net/topic...fari-tr-bots-nam-sa/

Tanzania 2015:
safaritalk.net/topic...s-and-lions-in-camp/

Nam-SA-Bots 2014:
safaritalk.net/topic...ca-and-namibiab/page
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Klaudi
26 Jan 2021 18:43 #605040
  • Klaudi
  • Klaudis Avatar
  • Beiträge: 371
  • Dank erhalten: 1363
  • Klaudi am 25 Jan 2021 15:22
  • Klaudis Avatar
BMW schrieb:

....man kann nichts beweisen aber man fühlt instinktiv, dass etwas nicht stimmt....

Hallo BMW,
ja, so ist es. Das ist ja das paradoxe: man weiß nicht wirklich, was passiert wäre, wenn man sich anders verhalten hätte. Trotzdem sind wir auch im Nachhinein fest davon überzeugt, dass diese Typen etwas im Schilde führten.

@ Sadie
Liebe Katrin,
danke für dein Mitgefühl. Als wir 2019 in Botswana unterwegs waren, haben wir um Ihaha einen Bogen gemacht. Ich hatte über die diversen Vorkommnisse dort gelesen und wollte das nicht noch einmal erleben. Komischerweise hat der Vorfall in Chimanimani aber grundsätzlich unser Vertrauen in das Campen in Afrika nicht negativ beeinträchtigt. Wir sind nur ein bisschen wachsamer seitdem bei unbewachten Campsites, die in der Reichweite von Ortschaften liegen. Von daher: je einsamer, je besser. Eine Campsite im CKGR ist mir hundertmal lieber, auch wenn einem da schon mal ein ausgewachsener Löwe in die Quere kommt :whistle: .

LG Klaudi
Letzte Änderung: 26 Jan 2021 18:44 von Klaudi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
27 Jan 2021 00:01 #605073
  • yanjep
  • yanjeps Avatar
  • Beiträge: 977
  • Dank erhalten: 1133
  • yanjep am 27 Jan 2021 00:01
  • yanjeps Avatar
Ach Du liebe Güte, auf so eine Situation kann man echt gut verzichten. Da war der schnelle Rückzug die einzig richtige Entscheidung. Was immer die Typen im Sinn hatten, selbstgebastelte Armbänder oder geschnitzte Nüsse wollten die euch bestimmt nicht verkaufen...

Yanjep
Letzte Änderung: 27 Jan 2021 00:30 von yanjep.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Klaudi