THEMA: Schönes, armes Simbabwe // Reise April-Mai 2018
28 Jan 2021 18:41 #605254
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Samstag, 28. April 2018

Beim ersten Licht erwachen wir, kräftig unterstützt von allen Hähnen und Hunden des Dorfes. War das ein böser Traum oder Realität? Wir können nicht glauben, dass wir nach diesem Erlebnis eine so gute Nacht hatten und uns auch jetzt völlig angst- und stressfrei fühlen. Und das, obwohl wir uns im „Chalet“ gar nicht so wohl fühlen. Schon gestern Abend hatten wir beschlossen, zwar auf dem Bett, aber im eigenen Schlafsack zu schlafen. Und das Geschirr werden wir vor der Benutzung auch besser einmal selbst abspülen. Wie der Reiseführer schon beschrieb: leger geführt. Und das heißt im Klartext, dass der Betreiber (ein Alt-Hippie) es nicht so genau nimmt mit der Einrichtung und der Pflege. Auf den Fotos, die ich hier einstelle, sieht es ganz nett aus ....






1782



Egal, es ist ohnehin zu kalt, um im Sitzen in der Küche zu frühstücken, und so nehmen wir unsere Müslischalen in die Hand und ziehen nach draußen in die ersten Sonnenstrahlen. Von der Terrasse aus geht der Blick weit in die Berge bis hinüber nach Mozambique. Aber unser Entschluss steht fest: der Blick kann so schön sein wie er will, in Chimanimani wollen wir nicht bleiben.

Unseren erstaunlich entspannten Zustand mag man auch daran ablesen, dass Helmut noch Muße hat, vor der Abfahrt die neuen Beläge auf die hinteren Bremsen zu montieren.



In einer guten Stunde ist alles erledigt, danach schnell duschen in der Hoffnung, dass das Wasser aus dem Brausekopf wenigstens sauber ist, und dann nichts wie weg.

Die Straße windet sich durch die Berge, erst ein bisschen westlich, dann nach Norden. Wo kommen nur all die Menschen her, die uns begegnen oder an bestimmten Plätzen sich versammelt haben? Wir sind doch mitten im Gebirge und Häuser oder Hütten sieht man nur wenige.





Am Ende einer sehr steilen Bergab-Passage liegt ein LKW hoch auf der Straßenböschung auf dem Dach.



Als wir ein Foto schießen, kommt ein Bauer hinzu, der folgendes erzählt: Vor 19 Monaten (ja, das hält er ganz genau nach) ist dieser LKW eines chinesischen Bohrunternehmens hier aus der Kurve geschleudert worden, nachdem die Bremsen versagt hatten. Und seitdem liegt das Wrack hier und rostet vor sich hin. Alles Brauchbare ist natürlich mittlerweile von der lokalen Bevölkerung abmontiert und verwertet worden, für den Rest interessiert sich niemand. Und dann hält der Bauer noch einen Vortrag über den Chinesen im Allgemeinen und den Chinesen in Zimbabwe im Besonderen, und das ist nicht besonders positiv.







Nach einer guten Stunde verlassen wir die Berge, fahren nun westlich davon durch die Odzi-Ebene. Vorzeitliche Riesen scheinen hier Sandkasten gespielt zu haben: in die Landschaft eingesprenkelt sind kegelförmige Berge, die aus überdimensionalen Murmeln bestehen.




Endlich tauchen östlich die vom Reiseführer ebenfalls über den Klee gelobten Bvumba-Berge auf. Auch westlich liegen Bergketten, fast genauso schön, jedoch unbeschrieben und in der Karte ohne Namen. Ursprünglich wollten wir im Anschluss an Chimanimani zwei Tage in den Bvumba-Bergen verbringen, aber nach unserem gestrigen Erlebnis haben wir erst einmal die Nase voll von einsamem Bergland an der Grenze zu Mozambique. Schon heute Morgen hatten wir beschlossen, westlich von Mutare auf dem Gelände einer Lodge zu campen. So streifen wir also nur die Bvumbas, durchqueren Mutare und drehen ab nach Westen.

Mutare ist die „schwarzeste“ Stadt auf unserer bisherigen Reise. Ehemals sehr weiß und wohlhabend, lebt hier nur noch eine Handvoll Weißer unauffällig am Stadtrand. Heute wuselt es in der Stadt in allen Fortbewegungsarten: zu Fuß, mit Schubkarre, Fahrrad, Roller, Moped, Auto, Bus. Am Rande der ehemals gut entwickelten Innenstadt erstreckt sich ein riesiger Markplatz, und wir fühlen uns nach Uganda „gebeamt“. Niedrige baufällige Unterstände, bezogen mit schwarzer Plastikfolie, verstärkt mit Blech, Plastik, Pappe, zusammengehalten mit Draht, Kordel oder Bindfaden, soweit das Auge reicht. Dazwischen liegen die Waren – Schuhe, Kleidung, Kochtöpfe, Plastikwaren, Möbel, Lebensmittel – und laufen tausende von Käufern. Auf den Straßen ein chaotischer Verkehr, denn Mozambique ist sehr nah und hat – zumindest gefühlt – seine sämtlichen Schwerlasttransporte über die Grenze geschickt. Nix wie raus aus dieser Stadt!





Nach 20 Kilometern Fahrt durch das westlich gelegene Bergland gelangt man wieder in die Flussebene des Odzi und hier liegt am Fuße der Hügel ein kleines Juwel, die Musangano Lodge. Was für ein Kontrast und welche Wohltat für unsere strapazierten Nerven. Noch auf der schlechten Zufahrtstraße waren wir skeptisch, nichts ließ von außen dieses Paradies erahnen. Aber sofort nach der Durchfahrt des Tors verzaubert der gepflegte Garten jeden Besucher.



















Es blüht in allen Farben, die Wege gepflegt, der Rasen englisch kurz, die Gebäude in hervorragendem Zustand und liebevoll gestaltet.



Wir könnten hier auch ein Chalet nehmen – zurzeit keine weiteren Gäste – aber der Ort strahlt so viel Sicherheit aus, dass wir uns für die Campsite entscheiden.






Muss ich erwähnen, dass wir auch hier die einzigen Camper sind? Die CS liegt etwas abseits der Lodge in einem lichten Laubwäldchen, klein und gepflegt. Die sanitären Anlagen sind ein Traum, gestaltet aus Naturmaterialien der Umgebung und bestens gepflegt. Bei der Ankunft hatten wir auf die Frage, wieviel Nächte wir bleiben würden, noch verhalten geantwortet: „1 oder 2, kommt darauf an, wie es uns gefällt.“ Aber wir beschließen spontan, dass wir hier 3 Nächte bleiben und die Bvumba-Berge als Tagesausflug „abarbeiten“ werden.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt: wir erkunden die Umgebung, fotografieren im schönen Garten und essen im Restaurant zu Abend. Endlich zergeht uns mal wieder eines der sensationell guten Rinderfilets auf der Zunge. Wie haben wir das vermisst.














Letzte Änderung: 28 Jan 2021 18:46 von Klaudi.
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30 Jan 2021 17:22 #605526
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Sonntag, 29. April 2018

Heute also die Bvumbas: Als Mutare noch eine reiche, weiße Stadt war, waren die Bvumbas das Wochenendausflugsziel der besseren Gesellschaft. Die höchsten Gipfel liegen 800 m höher als die Stadt im Tal, hier ist es kühler, die Luft klar, die Vegetation üppig. Da kann sich die feine Lady wunderbar in Müßiggang üben, ohne ins Schwitzen zu geraten. Der Reiseführer berichtet, dass besonders reiche Damen damals von ihren Gatten kleine Landsitze in den Bvumbas geschenkt bekamen. Einige dieser Sommerresidenzen existieren noch, zumindest die exotischen Parkanlagen, die man besichtigen kann. Der Reiseführer berichtet auch, dass man das Herzstück der Berge auf einem 65 Kilometer langen Rundweg umfahren kann. Und weil wir ja dem Reiseführer schon öfter auf dem Leim gegangen sind, folgen wir auch dieser Empfehlung. Ihr ahnt, dass wir uns dem nächsten kleinen Abenteuer nähern. Aber der Reihe nach:

Von unserer Campsite aus geht es erst einmal zurück nach Mutare. Auch heute, am Sonntag, tobt das Leben auf den Straßen. Unmittelbar am östlichen Stadtrand beginnt der Anstieg in die Berge. Serpentinen schlängeln sich den Hang hinauf, von den großen 180°-Kehren aus hat man einen sensationellen Blick ins Tal. Es geht höher und höher, die Vegetation verändert sich mit jedem Meter, den wir bergan tun.







Nach 15 Kilometern erreichen wir den Abzweig der Rundstrecke und wir biegen in das Essex-Valley ein, das den ersten Teil der Strecke bildet. Die Straße ist anfangs noch asphaltiert, wenn auch recht schmal. In Serpentinen geht es nun wieder steil bergab, der Asphalt wird löchrig und hört dann ganz auf. Die dann folgende Naturstraße ist stark ausgewaschen und lässt nur langsames Tempo zu. Die Vegetation zu beiden Seiten ist satt grün und üppig. Je weiter wir ins Tal vordringen, je enger und schlechter wird die Straße, je mehr bildet der Wald einen Tunnel. Sind wir noch richtig? Ja, sind wir, denn es gab keinen Abzweig und lt. QV und der Karte von Reise-Know-How befinden wir uns auf der einzigen Straße im Tal. Nur T4A hat beschlossen, dass wir uns im Niemandsland befinden und unterstützt uns ab sofort nicht mehr. Also weiter. Auf der Talsohle angekommen, wird die Straße zum morastigen Forstweg, der grüne Tunnel ist mittlerweile so dicht, dass kaum noch Sonnenstrahlen eindringen können. Lianen hängen herab, umgestürzte Bäume liegen am Wegesrand, notdürftig zur Seite geschoben. Kommen wir hier jemals wieder raus? Wir folgen tapfer der tiefen Fahrspur, die ein großer Traktor oder ein Forstfahrzeug hinterlassen hat. Endlich gewinnen wir wieder etwas an Höhe, der Weg wird trockener, und nach einer gefühlten Ewigkeit weicht der Wald zurück und wir sehen den Himmel. Auf der Höhe, am Übergang vom Essex- zum Burma-Valley erreichen wir einen großen Holzeinschlag.



Mit relativ professionellem Gerät werden hier die Reste der Nutzholzflächen abgeholzt und abtransportiert.



Eine Aufforstung findet selbstredend nicht statt. Die Forstarbeiter scheinen erstaunt, als sie uns sehen. Die spinnen, die Touristen ….

Im Burma-Valley gibt es offensichtlich noch einige intakte Farmen. Unmittelbar an der Grenze zu Mozambique passieren wir große Tee- und Bananenplantagen. Die Straße ist mittlerweile wieder in ordentlichem Zustand, geht bald sogar wieder in Teer über.

















An großen Lagerschuppen stehen LKW mit südafrikanischer Zulassung, sie werden mit Bananen beladen und schaffen das Beste außer Landes. Für den Binnenmarkt bleibt nur der Ausschuss. Weiter talab, da wo früher wohl Tabak angebaut wurde, ist dann Schluss mit lustig. Die großen Stellagen zum Trocknen des Tabaks stehen noch, sind aber sichtlich im Verfall begriffen. Die ehemaligen Arbeiter leben noch hier, jetzt, ohne Arbeit, sitzen sie zusammen, palavern und, falls sie Geld haben, betrinken sie sich. Des einen Leid, des anderen Freud: Für uns als Touristen hat diese extensive Bewirtschaftung weiter Teile des Landes den Vorteil, dass wir auf Landschaften blicken, die, zumindest vordergründig, nicht kultiviert, also naturbelassen sind. Die Natur hat sich seit dem Niedergang der professionellen Landwirtschaft ganz schnell wieder all das zurückgeholt, was der Mensch ihr genommen hatte. So schlängelt sich die Straße talab durch das Burma-Valley, rechts und links üppiger Wildwuchs, die Flanken der Berge grün bewachsen oder mit interessanten Steinformationen bestückt. Nur von Wild fehlt jede Spur. Bei so viel hungrigen Menschen kein Wunder.












Am Schluss dieser Rundfahrt steigen wir wieder in die Bvumba-Berge hinauf.
Nächstes Highlight des Tages soll Tony’s Coffee Shop sein. Auch den Besuch dieser Institution beschreibt der Reiseführer als ein MUST.



Besagtes Café liegt in einem großen Garten an einer Bergflanke mit Blick ins Tal.










Das kleine weiße Gebäude hat nur wenige Plätze,



und weil die Sonne so schön scheint beschließen wir, im Garten zu sitzen.




Und dann erscheint Tony, very british, um die 60, Mami’s Liebling und betet uns mit geschlossenen Augen die Kuchenkarte vor. Bei jeder Kuchenzutat, die er nennt, scheint ihm das Wasser im Munde zusammenzulaufen, und das Bedauern, nicht alles selbst essen zu können, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Wir entscheiden uns für Cheesecake à la New York und heiße Schokolade, was ihn verzückt davonschweben lässt. Der Kuchen kommt, die Stücke sind riesig, der Kakao köstlich, serviert auf altem englischem Blümchen-Porzellan.




Dann kommt die Rechnung, und wir zahlen 42 US$ (in Worten: zweiundvierzig US-Dollar). Natürlich hatten wir die Preise für den Kuchen gelesen, aber wenn dann die Gesamtrechnung die Summe schwarz auf weiß zeigt, trifft einen doch der Schlag. Wir müssen verrückt sein.


Die weitere Fahrt in das Herz der Berge enttäuscht uns: weite Flächen sind abgeholzt und, wie schon öfter erwähnt, nicht wieder aufgeforstet. Lediglich der weite Blick hinein nach Mozambique bis zum Stausee von Chicamba begeistert uns.






Wie gut, dass wir uns gegen zweit Nächte in den Bvumbas entschieden haben. Man muss dem Reiseführer auch mal die Stirn bieten!

Auf dem Rückweg, wir passieren gerade die Peripherie von Mutare, werden wir beinahe von einem großen LKW gerammt. Im allerletzten Augenblick kann Helmut ausweichen – puh, nochmals Glück gehabt.

Der Kuchen liegt uns den ganzen Nachmittag schwer im Magen – nicht wegen des Preises, sondern wegen der mächtigen Zutaten. Das ist nicht angenehm und behindert sogar das Relaxen. Helmut liegt schon um 7 flach, ich folge erschöpft um 8 Uhr.
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01 Feb 2021 13:23 #605718
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Montag, 30. April 2018

Ruhetag! Und schnell erzählt: morgens machen wir eine fast dreistündige Wanderung auf den umliegenden Hügeln. Auf dem Gelände der Lodge gibt es mehrere bestens markierte Wanderwege, denen wir folgen. Die Hügel sind licht bewaldet, so dass wir stets genügend Schatten finden. Von verschiedenen Punkten aus hat man einen weiten Blick ins Tal des Odzi und in die umliegenden Berge.





























Nachmittags Wäsche waschen, noch ein paar Fotos vom Garten,









abends Dinner in der Lodge und danach früh ins Zelt, denn morgen wird ein langer Tag.

Eine Frage an die Experten hier im Forum. Kann jemand von euch etwas zu diesen riesig großen behaarten Raupen sagen?
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07 Feb 2021 14:20 #606431
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Dienstag, 1. Mai 2018

Weil wir heute früh starten wollen, hat die Köchin schon wieder frei. Wir frühstücken im Restaurant der Lodge und sind um 8 Uhr auf dem Straße. Unser nächstes Ziel ist Masvingo, das südwestlich liegt. Zuerst nehmen wir die A3 nach Nordwesten bis Nyazura, dann geht es weiter auf Asphalt nach Südwesten. Die Navigatorin hat den Vorschlag gemacht, einen großen Winkel Asphaltstraße abzukürzen und ab Matasa/Buhera eine 50 km lange Naturstraße nach Süden zu nehmen, die bei Gutu wieder auf Asphalt stößt. Das mit den Abkürzungen kennen wir ja nun schon: es ist zwar kürzer, aber meist von Zeitersparnis keine Spur.

Bis Nyazura steigt die A3 stetig an, die höchsten Erhebungen liegen alle über 1500 m. Aus dem grünen Hügelland ragen immer wieder Kegelberge heraus, was bei uns wie so oft die Frage nach der Entstehung aufkommen lässt.








Der Reiseführer schweigt sich zu solch wichtigen Fragen übrigens aus. Wie gesagt, ab Nyazura biegen wir nach Südwesten ab, durchqueren sanft gewelltes Hochland. Die Natur ist so üppig, die Landschaft abwechslungsreich, und wir sind mal wieder fasziniert von diesem schönen Land.













Kurz hinter Matasa kommt der Abzweig zur Abkürzung und wir biegen auf die Naturstraße ein. Die nächsten 50 Kilometer durchqueren wir ehemaliges Rinderfarmland, das jetzt trocken und brach liegt. Der Boden ist meist sandig und taugt für Ackerbau wenig. Die wenigen Menschen, die es hierhin verschlagen hat oder die nach der Vertreibung der Farmer geblieben sind, wirken arm und abgestumpft. Zum ersten Mal begegnen uns Menschen unfreundlich, sogar ein wenig feindselig. Dabei ist die Landschaft doch so schön.






























Aber unsere Vorstellung von der Schönheit der Natur ist ja ein Ergebnis unserer Zivilisation, unserer Kultur und unseres Wohlstandes. Wäre man vor 200 Jahren z. B. durch Europa gefahren und hätte die bitterarmen Menschen auf die Schönheit ihrer Umgebung angesprochen, hätte man vielleicht auch nur Kopfschütteln und Unverständnis geerntet. Wenn man um’s tägliche Überleben kämpft, hat man keinen Platz für solche Sentimentalitäten.


Bei Gutu erreichen wir die asphaltierte A4 und fahren weiter nach Süden.











Die grauen Buckel werden mehr, ihre Ausmaße größer. Aber die Sandflächen sind fruchtbarem Boden gewichen, es gibt wieder kleine Felder und die Menschen wirken zufriedener und winken freundlich. Das letzte Stück bis zum Lake Mutirikwi fahren wir auf der A9, die für hiesige Verhältnisse stark befahren wird. Sie kommt von der Grenze zu Mozambique im Osten und geht über Bulawayo bis nach Sambia. Alles Kupfer aus Sambia, das verschifft werden soll, nimmt diesen Weg, und alle Güter, die im Hafen von Beira gelöscht werden und für Botswana oder Sambia bestimmt sind, auch.

15 km vor Masvingo biegen wir ab nach Süden, um den Stausee Mutirikwi zu umrunden.




Das gesamte Gebiet ist übersät mit Granitbuckeln riesigen Ausmaßes, dazwischen große Bäume, kleine Wälder, ausgedehnte Feuchtgebiete, Ackerflächen. Die Naturstraße windet sich um die Granitfelsen herum, immer wieder großartige Ausblicke auf die Berge und den See freigebend. Wir sind sehr erinnert als Uganda und den dortigen Lake Mutanda. Auch die hohe Bevölkerungsdichte unterstreicht diesen Eindruck.

Wir passieren die Staumauer




und sind kurze Zeit später am Tor zu Norma Jean’s Lakeview Resort. Die große Anlage liegt am Hang mit Blick auf den See – ein Traum aus der guten alten Zeit, als die feine englische Gesellschaft Masvingos hierher zur Erholung kam. Ein üppiger, tropischer Garten umgibt die Chalets, das Restaurant und den Campground. Alles wirkt wie gerade aus einem altenglischen Dornröschenschlaf erwacht: die Gebäude außen in weiß und grün, die Inneneinrichtung im dunklen englischen Stil. Selbst im Büro liegt ein dicker Teppich auf dem Schreibtisch, davor zwei gediegene Sessel, auf denen sitzend der legere Camper die Anmeldeformalitäten erledigen kann. Wir wählen die „unterste“ Campsite, da man von ihr einen schönen Blick auf den See hat.














Die Stellfläche ist eben und frisch geharkt, das Gebäude der offenen Gemeinschaftsküche tiptop und mit Heißwasser bestückt. Jeder Toilettenraum hat seine eigene Dusche, so dass man sich eher in einem Hotel als auf einem Campingplatz wähnt. Das alles müssen wir erst einmal auskosten und genießen, und so beschließen wir, die Besichtigung der Ruinen von Great Zimbabwe auf morgen zu verschieben.
Letzte Änderung: 07 Feb 2021 14:24 von Klaudi.
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08 Feb 2021 14:56 #606582
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Mittwoch, 2. Mai 2018


Morgens liegt Nebel über dem See.




Beim Auschecken unterhalten wir uns noch ein bisschen mit dem Rezeptionisten. Für uns ist es interessant zu hören, wie die Einheimischen die politische Lage und die wirtschaftliche Situation einschätzen. Bisher, so meint er, könne man wenig spüren von Veränderung, abgesehen von den verschwundenen Polizeikontrollen auf den Straßen, aber alle hofften auf das nächste Jahr, wenn sich nach den Wahlen eine neue Regierung gebildet hat. Diese Hoffnung der Menschen ist vielleicht naiv, aber was soll man anderes tun als hoffen, wenn alles am Boden liegt? Von den wahren Herausforderungen, die auf die neue Regierung warten, kann der normale Mensch im Land sich sowieso keine Vorstellung machen. Aber ob es wirklich eine neue Regierung geben wird, wer weiß das schon … ? Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Präsident nicht weichen will.

Szenenwechsel: Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Ruinen von Great Zimbabwe, oder besser gesagt, erst einmal den Eingang zum 7,5 qkm großen Gelände, auf dem sich die Ruinenanlage erstreckt.







Great Zimbabwe ist die größte Ruinenstätte im südlichen Afrika und gilt heute, nach jahrzehntelangen erbitterten Kontroversen, als bedeutendstes kulturelles Erbe des Landes. Lange Zeit rankten sich hartnäckig romantische Legenden um diese gigantischen Steinruinen und ihre Erbauer. Die ersten weißen Entdecker wollten nicht wahrhaben, dass diese eindrucksvollen Bauten von schwarzen Völkern errichtet worden waren, und so behaupteten sämtliche (Pseudo¬-) Wissenschaftler bis in die 1950er Jahre hinein, dass die Erbauer nichtafrikanischen Ursprungs gewesen seien. Wer das Gegenteil behauptete, wurde diffamiert oder sogar des Landes verwiesen (so zuletzt geschehen 1973).

Die riesige, weit verstreute Anlage wird grob in drei Bereiche unterteilt: Den ältesten Teil bilden die Bergruinen, vermutlich einst der Königssitz, thronend auf einem Hügel. Zu ihren Füßen befindet sich die kreisförmige Great Enclosure, die große Einfriedung, die den königlichen Familien in späteren Jahrhunderten als Wohnstätte diente. An diesen Ringbau schließen sich die weit verteilten Talruinen an, in denen die Privilegierten wohnten.

Da es noch angenehm kühl ist, erklimmen wir zuerst den Hill Complex.



Es geht steil bergauf über eine holprige Treppenanlage, das Stufenmaß verändert sich bei jedem Tritt und man muss höllisch aufpassen, nicht zu straucheln.




Dann erreichen wir die ersten Mauern, die den gesamten Berg umschließen.




Alle Bauten hier oben sind aus passgenauen Steinen zusammengefügt, kein Kleber, kein Mörtel.



Die dicken Mauern haben ein breites Fundament und verjüngen sich nach oben. Alle Öffnungen, die ins Innere der Anlage führen, sind schmal, und oft verengen sie sich zunehmend und am Ende lassen sie nur einen schlanken Menschen hindurch.












Innerhalb der Außenmauer liegen verschiedene Innenhöfe, Reste von Gebäuden, weitere innenliegende Mauern, Wachtürme – ein riesiges Labyrinth über den ganzen Berg verteilt. Die vorhandenen Felsblöcke sind geschickt in die Mauerkonstruktionen integriert und geben dauerhaften Halt.












































Nach einer Stunde meinen wir, alles gesehen und fotografiert zu haben und steigen an der Westseite wieder ab in Tal.



Teil 2 folgt.

VG Klaudi
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10 Feb 2021 20:12 #606836
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Teil 2

Etwa 600 m Luftlinie entfernt liegt die große Einfriedung am Fuße des Königssitzes.




Die leicht elliptische Außenmauer hat einen Durchmesser von fast 100 m und ist bis zu 11 m hoch.










Drei schmale Eingänge führen ins Innere.









Innen weitere Einfriedungen, Grundmauern von Gebäuden, ein 10 m hoher konischer Turm – auch hier ein Labyrinth an Mauern und Steinen, in dem wir uns mehrmals verlieren.



































Die sogenannten Talruinen „schenken“ wir uns, denn es ist mittlerweile schon sehr warm, und die Reste dieser Ruinen würden unseren unfachmännischen Blicken wenig bieten. So umrunden wir die große Einfriedung noch einmal und bestaunen die kunstvollen Verzierungen an der Mauerkrone.














Genug Kultur, es wird Zeit, mal wieder wilde Tiere zu sehen. Unser nächstes großes Ziel ist der Hwange Nationalpark, aber bis dahin werden wir es heute nicht schaffen. Heute wollen wir bis Bulawayo, 280 km auf guter Asphaltstraße. Die Landschaft ist unspektakulär, alles auf 1000 m Höhe, mal sandig trocken und spärlich besiedelt, mal üppig grünes Hügelland. Den Verkehr auf der A9 haben wir ja gestern schon kennen gelernt: viele LKW und immer wieder große Überlandbusse. Die „besseren“, sprich teureren Busse, die von den großen Städten aus nach Südafrika fahren, sehen relativ gepflegt und verkehrstüchtig aus. Aber die Busse, die die normale Landbevölkerung transportieren, sind der Knaller: zwischen 30 und 60 Jahren alt, unzählige Male repariert mit Ersatzteilen, die nicht wirklich passen, schwarze Auspuffwolken ausstoßend, hoch beladen mit den Gütern der Fahrgäste, quälen sie sich über Land.






Am Nachmittag erreichen wir Bulawayo, die zweitgrößte Stadt Simbabwes. Dicke Wolken hängen über der Stadt, im Westen donnert es unaufhörlich. Wir durchqueren die südlichen Außenbezirke auf der Suche nach der Southern Comfort Lodge, wo wir für eine Nacht campen wollen. Alle Anwesen hier haben offensichtlich schon bessere Zeiten erlebt, es scheint schwierig zu sein, den prachtvollen Ursprungszustand zu erhalten. Aber man kann den einstigen Wohlstand noch erahnen: große Grundstücke, große Häuser, üppige Gärten. So auch die Southern Comfort Lodge, einst sicherlich ein herrschaftliches Anwesen. Heute hält man sich mit der Vermietung von Chalets und Campsites sowie der Organisation und Durchführung von Hochzeitsfeiern über Wasser. Wir sind die einzigen Gäste heute, aber morgen soll hier eine Hochzeit stattfinden, und deshalb ist die gesamte Mannschaft im Dauereinsatz bis in den späten Abend. Der Preistafel an der Rezeption zufolge soll allein die Miete für eine Hochzeitsfeier 1000 US$ kosten. Das ist hier wirklich eine Menge Geld, aber Hochzeit geht offensichtlich immer …

Wir richten uns auf einem kleinen, mit Büschen gesäumten Rasenstück ein und freuen uns, mal wieder auf Rasen zu stehen und nicht auf Sand. Am Abend aber wird es kühl und feucht und schnell ist Tau im Gras. Wie sehnt sich der anspruchsvolle Camper da nach einem gepflegten Sandplatz ;) . Um 8 Uhr verziehen wir uns mit nassen Füßen ins Dachzelt.

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