THEMA: Schönes, armes Simbabwe // Reise April-Mai 2018
13 Feb 2021 11:43 #607033
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Donnerstag, 3. Mai 2018

Um ½ 4 Uhr beginnt das unglaublichste Konzert von Hunden und Hähnen, das ich jemals gehört habe. „Gefühlt“ müssen es Hunderte sein, die immer wieder auf’s Neue bellen und krähen oder antworten. Und das, obwohl wir doch nicht auf dem Land sondern in der Stadt schlafen. Oder vielleicht gerade deshalb? Hier hat jeder mehr als einen Hund, und für Hühner ist auf den großen Grundstücken auch genug Platz. Die Nacht ist also früh vorbei, aber an Aufstehen wollen wir noch nicht denken: draußen ist es kalt und feucht. Bulawayo liegt auf fast 1500 m, und als wir auschecken, meint der Rezeptionist händereibend, dass der Winter begonnen habe.

Über die großen, alten Prachtstraßen im Süden der Stadt fahren wir in Richtung Innenstadt, denn wir wollen noch einkaufen. Auch wenn der Pflegezustand in einen Pflegenotstand übergegangen ist, so kann man erahnen, was für eine schöne Stadt Bulawayo früher einmal gewesen sein muss, die Alleebäume blühen in verschiedenen Farben. Wir hatten viel Verkehr erwartet, schließlich sind wir in der Rushhour unterwegs, aber selbst hier, in dieser großen Stadt, gibt es nicht so viele Autos, wie wir dachten. Aber Ampeln hat’s hier, und was für welche: an den großen Kreuzungen hängen Zusatzampeln, die die jeweilige Wartezeit bis zur Weiterfahrt in Sekunden angeben. Davon könnte man sich in Europa mal eine Scheibe abschneiden B) .




Wir kaufen ein bei Food Lovers und Pick’nPay, das Angebot ist das beste, was wir bisher vorgefunden haben. Sogar Fleisch und Käse können wir kaufen. Die Preise, bis auf Fleisch und Grundnahrungsmittel, sind auf deutschem Niveau oder höher, so kostet z. B. eine kleine Dose Thunfisch 4 US$. Welcher Otto Normalverbraucher soll sich das leisten können? Trotzdem sind diese beiden Supermärkte gut besucht, der Anteil der weißen Käuferschaft liegt bei 50 %. Zum ersten Mal auf unserer Reise sehen wir so viele weiße Simbabwer auf einen Haufen – es gibt sie also doch noch …

Um ½ 10 sind wir raus aus der Stadt, es geht weiter nach Nordwesten. 300 km sollen es noch sein bis Hwange Stadt und dann müssen wir ja noch bis Sinamatella, da gilt es, nicht zu trödeln. Von Bulawayo aus geht es leicht bergab bis auf eine Höhe von 1200 m, rechts und links der Straße lichter Laubwald, ab und zu kleine Dörfer. Sogar die intakten Zäune einer großen Farm passieren wir, aber auch die Ruinen eines gebrandschatzten Herrenhauses. 100 Kilometer vor Hwange Stadt wird die Landschaft wieder hügeliger, interessanter und hilft, die Schläfrigkeit, die sich über Mittag breit gemacht hatte, zu vertreiben. Unzählige alte Busse kommen uns entgegen, ihre Dächer vollgepackt, schwarze Dieselwolken ausspuckend.











Hwange Stadt, vom Bergbau geprägt und sehr busy vom Geld, das hier verdient wird, streifen wir nur am Rande, biegen vorher ab in Richtung Nationalpark. Wegen des Kohletagebaus, der immer weiter in Richtung Park betrieben wird, müssen wir eine weite Umleitung fahren. Kein Hinweisschild, keine Einzeichnung in der Karte, kein Weg in QV – wenn wir nicht einen Hinweis eines Sicherheitsmannes bekommen hätten, wer weiß, wo wir gelandet wären.

Sinamatella, das „mittlere“ Hauptcamp im Hwange, erreichen wir am Nachmittag.



Es liegt auf einem Bergrücken, direkt an der Steilkante, und überblickt die weiten Flussebenen im Südwesten.






In früheren Zeiten war es berühmt für seinen Tierreichtum und die sensationellen Ausblicke auf große Elefantenherden in der Ebene, und ohne Reservierung kam man selten unter. Heute ist der Blick in die Ebene immer noch wunderschön, aber die großen Herden sind verschwunden, die Chalets sind in einem „unterirdischen“, die Campsite in einem erbarmungswürdigen Zustand. Außer uns ist nur noch ein weiteres Pärchen auf der Campsite, wir können uns also den relativ besten Platz aussuchen. Also stehen wir direkt an der Abbruchkante mit Blick auf die Ebene und können ein Schattendach direkt neben uns nutzen. Das sehr bemühte Personal heizt pausenlos den Donkey, und am späten Nachmittag bietet man uns Feuerholz an. Wir wollen zwar nicht grillen, aber es ist offensichtlich, dass die Attendants auf ein Trinkgeld hoffen, und so ordern wir ein Bündel bestes Mopaneholz.
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17 Feb 2021 08:42 #607445
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Freitag, 4. Mai 2018

Was für ein Tagesbeginn: man öffnet den Reißverschluss des Dachzeltes und blickt auf die große, weite und grüne Ebene im Tal. Das sind die Bilder, die man nie mehr aus dem Kopf bekommt und weshalb wir immer wieder nach Afrika reisen. Einen besseren Platz zum Frühstücken gibt es nicht, und wenn unten im Tal noch eine Elefantenherde vorbeizöge, fühlte man sich im Paradies.

Bevor wir aufbrechen, verhandele ich noch einmal mit dem netten Ranger an der Rezeption, ob wir die kommende Nacht nicht auf einer Wilderness Campsite im Park übernachten können. Als „Walk In Client“ kostet das nur die Hälfte, und auch wenn es dort keine großartigen Fazilitäten gibt, mit den sanitären Anlagen von Sinamatella kann sich jedes Plumpsklo messen. Die CS am Masuma Dam sei zwar immer noch belegt, meint der Ranger, aber er habe ganz früh schon per Funk anfragen lassen, ob der dortige Gast einverstanden sei, dass wir dazu kämen. Und der Gast ist einverstanden … wir können unser Glück kaum fassen.

Wir machen uns also auf zum Masuma Dam, nicht jedoch auf direktem Weg, sondern wir nehmen die Tracks entlang der kleinen Flüsse unten im Tal. Der Ranger hatte dazu Grünes Licht gegeben, alles sei frisch geschoben nach der Regenzeit und gut passierbar. Naja, gut passierbar ist ein relativer Begriff: wir kommen zwar ganz gut voran, aber als wir vom Kashaba Loop auf die Sinamatella River Road wechseln, stehen wir vor den Resten einer Brücke, die Trümmer liegen verstreut im trockenen Flussbett. :ohmy:









Uff, der Abstieg in den Fluss ist steil, der Aufstieg ebenso, loses Geröll bildet den Untergrund. Aber im tiefsandigen Flussbett kann man Spuren eines Fahrzeugs erkennen. Nach einer gründlichen Inspektion der Örtlichkeit fahren auch wir durch. Ich gehe zu Fuß, den armen Helmut schüttelt es ordentlich im Auto, vor allem bei der steinigen Ausfahrt.




Ein paar Kilometer weiter, wir machen gerade einen Fotostopp, vermisse ich unseren Reiseführer. Auch wenn er uns oft schlecht berät, verzichten möchten wir auf ihn während der weiteren Reise nicht. Es gibt nur eine Erklärung: bei der großen Schaukelei im Flussbett muss er auf den Boden und dann, als ich wieder ins Auto gestiegen bin, in den Sand gefallen sein. Wir also zurück bis zur zerstörten Brücke, finden ihn aber nicht. Nochmal durch den Fluss, nur wegen des Reiseführers, wollen wir definitiv nicht, also setzen wir leicht deprimiert die Fahrt fort. Der weltbester Fahrer fühlt sich mal wieder bestätigt in seiner Einschätzung, dass die weltbeste Navigatorin keine gescheite Ordnung halten kann. Und dagegen ist gar nix zu sagen. ;)









Gegen Mittag halten wir zum Picknick am Mandavu Dam. Die baulichen Einrichtungen, vor einigen Jahren renoviert, sind bereits wieder im Verfall begriffen.



Das Personal ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, kein Wunder also, dass alles vermüllt und vergammelt. Für eine Mittagspause am schönen Stausee reicht es uns aus, aber 90 $ für eine Übernachtung, das ginge zu weit. Die Rechnung der Parkverwaltung verstehen wir ohnehin nicht: von den 90 $ Übernachtungspreis könnte man doch locker das Personal und die Renovierung bezahlen und obendrein noch etwas verdienen. Warum man nun das Personal einspart und den Platz nicht vermarktet, verstehe wer will …
















Masuma Dam, unser heutiger Übernachtungsplatz, ist derzeit die einzige bewirtschaftete Übernachtungsstelle im Park im Bereich von Sinamatella.



Die sehr große, am Steilufer gelegene Aussichtsplattform bietet kühlen Schatten und einen ungestörten Blick über den See.



Die beiden Angestellten, Knowledge & Quiet, stellen sich stolz vor, und Knowledge legt Wert auf die Feststellung, dass er der Manager sei und Quiet der Attendant. Jeder muss halt noch einen unter sich haben …. Und tatsächlich halten die beiden ihre Hackordnung ein: Knowledge managt, d.h. er tut nichts außer reden, und Quiet putzt und hält alles in Ordnung. Dabei sind die beiden beste Freunde, kaum zu glauben.




Hier lässt es sich aushalten: Wir installieren schnell unser Zelt und wechseln dann auf die Aussichtsplattform.










Den ganzen Nachmittag verbringen wir hier, schauen auf’s Wasser, fotografieren, trinken Tee und essen Kekse. Im See leben Hippos und Krokodile, Schildkröten und Warane.

























Am Ufer tummeln sich Elefanten, Wasserböcke und Impalas,




























Vögel gibt es zuhauf.






















Am späten Nachmittag kommt der eigentliche „Platzhalter“ dazu, ein Mann unbestimmten Alters, ein etwas schräger Australier. Ihm haben wir zu verdanken, dass wir hier übernachten dürfen, und auch einem belgischen Ehepaar hat er Asyl gewährt. Wir sind also heute Nacht zu dritt, oder besser gesagt zu fünft, was vom Platz her überhaupt kein Problem ist.

Nach dem Abendessen sitzen wir wieder auf der Plattform bis auch das letzte Tageslicht verschwunden ist. Später, wir liegen schon flach, hören wir heftiges Plantschen aus dem See – eine Herde Elefanten badet ausgiebig. Wie schade, dass der Mond noch nicht aufgegangen ist.

Unseren Reiseführer haben wir übrigens wiedergefunden: er war tatsächlich bei der Schaukelei im Flussbett heruntergefallen und dann unter den Beifahrersitz gerutscht. Dort haben wir ihn am Nachmittag entdeckt und nun kann er uns weiter beraten oder in die Irre führen – je nach dem … :lol:
Letzte Änderung: 17 Feb 2021 08:53 von Klaudi.
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21 Feb 2021 18:15 #607906
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Samstag, 5. April 2018

Den ganzen Vormittag verbringen wir auf der Aussichtsplattform. Es kommt uns nichts Spektakuläres vor die Linse, aber die friedliche Stimmung, die über dem See liegt, zieht uns ganz in ihren Bann.










Wir haben übrigens per Funk in Sinamatella anfragen lassen, ob wir noch eine Nacht bleiben können. Das wurde bestätigt, aber leider müssen wir zum Bezahlen noch einmal dorthin zurück. Das erledigen wir um die Mittagszeit (um die Mittagszeit ... die spinnen, die Touristen), fahren also auf direktem Weg nach Sinamatella. Dort angekommen, trauen wir unseren Augen nicht: Waren wir gestern hier fast alleine, wuseln heute Himmel und Menschen um die Reception herum. Zwei große LKW des Militärs haben ihre Ladungen in den Park entlassen, und diese erkunden nun Sinamatella. Während ich bezahle, wird Helmut von den Militärkadetten zum Fotoshooting gebeten. Jeder möchte sein persönliches Foto mit einem weißen Touristen bekommen.

Später, wieder zurück am Masuma Dam, wir sitzen unter’m Schattendach, überfällt die ganze Horde auch diesen friedlichen Ort.




Nun bin ich ihr „Opfer“, jeder möchte ein Foto zusammen mit mir haben. Die ersten sind noch scheu, aber als das Eis gebrochen ist, gibt es kein Halten mehr. Fast alle legen ihren Arm um mich, manche legen verwegen ihren Kopf an meinen, und ein junger Mann bittet mich um ein „Face to Face“ Foto. Viele junge Männer haben dem Alkohol schon ordentlich zugesprochen und können nicht mehr sicher auf den Beinen stehen. Nach einer guten halben Stunde ist der Spuk vorbei, ein Offizier, bewaffnet mit einer Maschinenpistole, gibt das Signal zum Aufbruch. Alle klettern zurück auf die Ladeflächen der LKW und ab geht die wilde Fahrt zurück.















Den Abend verbringen wir gemeinsam mit Quiet und Knowledge auf der Aussichtsplattform. Wir haben die beiden zum Essen eingeladen, um uns für ihre Gastfreundschaft zu bedanken. Die beiden scannen den ganzen Tag die Umgebung ab und informieren ihre Gäste sofort, wenn es etwas Besonderes zu sehen gibt. Auch ansonsten sind sie bemüht, das Wenige, was der Platz zu bieten hat, in ordentlichem Zustand zu erhalten. Wir verleben einen netten und lustigen Abend, und als die beiden merken, dass der Alkohol ihre Zungen lähmt, ziehen sie sich in ihre Hütte zurück. Wir bleiben noch sitzen und werden prompt belohnt. Eine große Herde Elefanten kommt zum Baden an den See. Sie sind völlig ohne Scheu und kommen auf Tuchfühlung. Nur der geschickten Konstruktion der Plattform ist es zu verdanken, dass wir uns dennoch sicher fühlen und so dem Spektakel ungestört zusehen können. Erst um 22 Uhr, für uns schon später als Mitternacht ;) , lösen wir uns und klettern ins Zelt. Das Geplantsche geht noch lange weiter und jedes Mal, wenn wir nachts wach werden, hören wir Elefanten im Wasser.
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24 Feb 2021 09:35 #608109
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Sonntag, 6. Mai 2018

Während des Frühstücks gibt es Löwen-Alarm. Quiet und Knowledge haben die Katzen am anderen Ufer entdeckt und geben sofort Bescheid.












Leider sind sie weit entfernt und wir können sie nur durch’s Glas beobachten. Die Fotos dienen nur zu „Beweiszwecken“. Schweren Herzens entschließen wir uns, wie geplant in Richtung Main Camp aufzubrechen.

Je weiter wir nach Osten kommen, umso mehr weicht der lichte Mopanewald offenerem Grasland.






















Auch die Naturstraße ist den Resten der alten Asphaltstraße nach Victoria Falls gewichen. Beides ist schlecht zu fahren, aber der Asphalt verleitet öfter zu der Annahme, es sei doch besser auf ihm, bis man wieder vor den Kratern ausgewachsener Schlaglöcher abrupt abbremsen muss.

An der Guvalala Platform machen wir Rast und können große Gruppen Zebras und Giraffen beobachten. Leider ist das Licht um die Mittagszeit zu grell, um gute Fotos zu schießen.




































Ein Stück weiter, an der Nyamandlhovu Platform,



picken Kronenkraniche im Gras. Es sind die ersten, die wir in diesem Urlaub sehen und entsprechend glücklich ist die Beifahrerin.







Das Main Camp macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck.







Erst bei näherem Hinsehen entdeckt man auch hier Spuren des Verfalls. So sind auf der riesigen Campsite die verschiedenen Sanitärblocks von außen in gutem Zustand. Öffnet man aber die Tür, oh weh … In einem einzigen Block funktioniert die Wasserversorgung, und demzufolge wird dieser von den 3 Partien, die hier campen, gemeinsam genutzt.

Am Nachmittag fahren wir nochmal in den Park ein, der uns um das Main Camp herum landschaftlich sehr gut gefällt. Auch hier gibt es aber – jahreszeitlich bedingt – sehr wenig Tiere zu beobachten.
















So entschließen wir uns, noch einmal zur Nyamandlhovu Platform zu fahren, um wenigstens die schöne Abendstimmung genießen zu können.







Denkste, Puppe: eine französische Familie hat die Plattform fest im Griff und zelebriert nach bester französischer Tradition ein Picknick. Die Kinder haben ihren Spaß, matschen mit dem Essen herum, tollen miteinander, dass der Bretterboden kracht, und scheren sich um die wenigen Tiere, die an‘s Wasserloch kommen, einen feuchten Dreck. :evil: Die Eltern ihrerseits sprechen den mitgebrachten alkoholischen Getränken kräftig zu. Vielleicht müssen sie sich ob ihrer ungezogenen Blagen die Welt schön trinken … ;)

Also ziehen wir noch eine letzte Schleife durch den Park und beenden unsere magere Ausfahrt mit einem Besuch des Wasserlochs Balla Balla. :whistle:

Die Nacht ist jedenfalls ruhig, wenn man mal vom Geheule der Hyänen absieht. Und, ach ja, ein Leopard soll um uns herumgeschlichen sein, so erzählt man uns jedenfalls am nächsten Morgen.
Letzte Änderung: 24 Feb 2021 09:44 von Klaudi.
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26 Feb 2021 21:03 #608353
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Montag, 7. Mai 2018

Nach den zwei schönen Tagen am Masuma Dam können uns das Main Camp und vor allem seine zurzeit begrenzte Tierwelt nicht so recht begeistern. Die ’private campsites’ im Park sind leider belegt und deshalb entschließen wir uns spontan, heute schon weiter zu reisen. Als ein mögliches Ziel steht auf unserem Plan der Matobo Nationalpark, und den steuern wir nun an. Auf bester Asphaltstraße geht es zurück nach Bulawayo, wo wir noch einmal zum Tanken stoppen. Während der Fahrt haben es uns die alten Busse wieder besonders angetan.





























Etwa 30 km südlich der Stadt erahnen wir, was uns erwartet. Die Landschaft, die sich vor uns erstreckt, ist übersät mit überdimensionalen, gerundeten Felsenformationen in hellem, leicht rötlichem Stein. 10 km weiter, wir sind völlig überwältigt von den grandiosen Ausblicken, haben wir die Nationalparkgrenze erreicht, biegen aber vorher rechts ab, um uns die Unterkunft „The Farmhouse“ anzuschauen.




Der Reiseführer empfiehlt sie, aber, gebranntes Kind scheut ja bekanntlich das Feuer, oder, besser gesagt, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Schon bei der Einfahrt in die Anlage schwinden unsere Bedenken: The Farmhouse war ganz früher mal eines, aber nun ist das schöne alte Gebäude Reception und Restaurant einer kleinen Hotelanlage mit Bungalows, eingebettet in diese herrliche Felsenlandschaft.











Alles tiptop gepflegt und frisch gestrichen, der Garten grünt und blüht. Auch hier gibt es eine Originalkopie in schwarz von Butler James, die uns freundlich begrüßt, uns mit ihrem allergrößten Bedauern mitteilt, dass die Madam zurzeit nicht anwesend sei. Aber er wolle mal schauen, ob er den Chef finden kann, der wisse sicherlich, ob noch was frei sei.

Natürlich ist noch was frei, oder besser gesagt, fast alles ist noch frei. Nur dass der Chef das nicht so deutlich sagen möchte, denn auch er tut so, als wäre Simbabwe immer noch das Reiseland Nr. 1 für die Südafrikaner. Wie wir später erfahren, war er im früheren Leben der Boss des Hwange Nationalparks. Auch ihn hat man aus dem Amt gejagt und durch – so zumindest seine Sicht – eine schwarze Pfeife ersetzt. Vor ein paar Jahren hat er dann The Farmhouse gekauft und nun versuchen er und seine Frau, das schöne Anwesen zu betreiben, auch wenn sie vom Gastgewerbe keinen Schimmer haben. Aber die Bungalows sind schön, wir fühlen uns sofort wohl und beschließen spontan, eine zweite Nacht zu bleiben, auch wenn das bedeutet, dass wir übermorgen einen kleinen Gewaltritt bis Südafrika hinlegen müssen.






















Am späten Nachmittag erklimmen wir die hohen Felsen direkt hinter unserem Häuschen.













Der Aufstieg ist zwar gut ausgeschildert, aber wir müssen ganz schön klettern über glatte, sehr steile Felsplatten, unter Schlingpflanzen hindurch, über hohe Steine. Kurz vor dem „Gipfel“ wartet eine steile Stahlleiter auf ihre Bezwingung, aber dann sind wir endlich oben.










Mannomann, was für ein Ausblick. Soweit wir schauen können, liegen überdimensionale Steinformationen vor uns, eingebettet in grüne Wälder. Kette liegt hinter Kette, am Horizont verschwinden sie im Abenddunst. Ein Traum in grün und gelb-orange.









































Das warme Licht der untergehenden Sonne verstärkt alle Farben und wir fotografieren uns beide in einen regelrechten Rausch. Wie gut, dass wir nach einer Stunde absteigen müssen, denn die Dunkelheit naht und das Dinner im Restaurant ruft.
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03 Mär 2021 15:02 #608689
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Dienstag, 8. Mai 2018

Der heutige Tag soll ganz den Matobo Hills gewidmet sein. Direkt nach dem Frühstück fahren wir los, zuerst in den westlichen Teil, den Whovi Gamepark.




Wir suchen das Parkoffice, um den Eintritt zu bezahlen, und finden es endlich in einem Rohbau-artigen Gebäude, in dem die Parkverwaltung aber offensichtlich schon jahrelang ansässig ist. Auf rauhem Betonboden stehen die alten Möbel, die Wände in unverputztem Schwemmstein gemauert, Fenster Fehlanzeige. Aber ein PC steht auf dem Schreibtisch und er scheint auch zu funktionieren. Die nette Rangerin trägt das ungastliche Ambiente mit Würde.

Die Einfahrt in den Park gestaltet sich schwierig, denn das riedgedeckte Einfahrtstor ist viel zu niedrig für den Cruiser,



und schon wollen wir den Whovi schlabbern und zum Matobo NP wechseln, als eine dienstbeflissene Schlagbaum-Bewacherin uns darauf hinweist, dass sie für die großen Fahrzeuge extra morgens den Schlagbaum nebenan für die Umfahrung geöffnet hat. Wir sollen mal ruhig zurückfahren und dann einfach rechts abbiegen, dann kämen wir in den Park. B) Ihr sollt wissen, dass im Whovi einige NH leben, die einerseits sehr aufwändig vor Wilderern geschützt werden, andererseits aber – wie wir nun erfahren - frei zugänglich sind. Noch Fragen?








Die NH sehen wir nicht, auch anderes Wild ist Mangelware, aber die Landschaft des Parks ist umwerfend. Der Park ist bestückt mit steilen Hügeln, dicht bewachsen mit großen Büschen und Bäumen, und ist durchsetzt mit den außergewöhnlichsten Sandsteinformationen. Es sieht so aus, als wenn Riesen in grauer Vorzeit Steine und Bauklötze aufeinander gestapelt hätten.











Mitten im Park liegen sehr malerisch einige größere Seen.













Die Piste windet sich durch schmale Täler und über steile Bergpfade. Nach jeder Kurve ergeben sich neue Perspektiven, mal abwärts ins grüne Tal, mal auf die felsigen Höhenrücken.
2864


























































Gegen Mittag wechseln wir in den östlichen Teil, den eigentlichen Matobo Nationalpark. Die Landschaft wird immer spektakulärer, soll heißen, die Felsformationen werden immer großartiger.




An einem aufgestauten Fluss, dem sogenannten Maleme Dam, queren wir die Staumauer




und haben von dort einen Blick in das zurzeit trockene Bett des Abflusses.
Die roten Flusskiesel hier haben einen Durchmessenr von bis zu 5 Metern und liegen dick übereinandergeschichtet im engen Bett.













Auf der ungenutzten Campsite am See machen wir Mittagspause und stellen zufrieden fest, dass unsere Entscheidung, im Farmhouse zu übernachten, die richtige war. Die Campsite, ebenfalls im Verfall befindlich, ist Tummelplatz für die angelnde Bevölkerung des Umlandes. Und wer weiß, was hier nachts passiert … :ohmy:

















Vom Maleme Dam ist es nicht mehr weit zum Herzstück des Parks, dem Aussichtspunkt „World’s View“, wo sich auch das Grab von Cecile Rhodes befindet.




Nach dem Bezahlen einer zusätzlichen Besichtigungsgebühr dürfen wir den kurzen, steilen Aufstieg über glatte Felsen angehen.




Vom höchsten Punkt hat man, wie der Name schon sagt, wirklich einen Blick auf die Welt. Im 360°-Panorama liegt die grüne Berglandschaft mit ihren ungewöhnlichen Felsformationen zu unseren Füßen. Der Wahnsinn, wenn man mal vom schlechten Licht um die Mittagszeit absieht.






































Dass die Simbabwer das Grab von Cecil Rhodes und einigen seiner Mitstreiter sowie ein großes Denkmal für die im Kampf um die weiße Besiedlung des Landes Gefallenen nicht geschleift sondern für die Nachwelt erhalten haben, verwundert uns zuerst. Andererseits bieten die Sehenswürdigkeiten eine gute Gelegenheit, Einnahmen zu erzielen. Uns jedenfalls hat der grandiose Ausblick von dort oben sehr gut gefallen, auf die Grabplatten hätten wir auch verzichten können.
























Den Sonnenuntergang erleben wir wieder auf dem Hausberg neben unserem kleinen Cottage.

























Heute sind wir mutiger und steigen erst im allerletzen Licht ab. Was für ein toller Tag!
Letzte Änderung: 03 Mär 2021 15:26 von Klaudi.
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