THEMA: Kurztrip nach ZIM - November 2016
31 Jan 2017 08:03 #461634
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Liebe Fomis,
während unseres 3-wöchigen Aufenthalts in Kasane im November 2016 hatten wir einen Ausflug nach Zimbabwe eingeplant, um uns zwei bzw. drei Unterkünfte von African Bushcamps anzusehen.
Die Tiersichtungen hielten sich stark in Grenzen, das hatte damit zu tun, dass es an einigen Stellen bereits geregnet hatte und die Tiere zu diesen Plätzen unterwegs waren, um frisches Grün und genügend Wasser zu finden. Es ist also diesmal eher ein Reise- und Unterkunftsbericht.

Sonntag 13.11.2016

Gegen 09:15 werden wir von der Garden Lodge abgeholt und an den Grenzübergang Kazungula gefahren. Die ca. 8 km sind schnell bewältigt und schon bald stehen wir vor der Grenzstation in ZIM. Ach wie ist das schön, wenn einem der Ablauf so vertraut vorkommt :S Vor dem Haus der Grenzabfertigung hat sich bereits eine Schlange gebildet, in die wir uns einreihen. Es ist ja nicht so, dass wir eine Busladung von Touristen vor uns haben, die nach VicFalls wollen. Nein, nein, das altbekannte Problem ist: Es gibt zwar drei Schalter, aber nur einer ist für die Einreise zuständig. Während also an Schalter 1 zwei Beamte fleissig die Einreiseformulare ausfüllen, in Listen eintragen und abstempeln, unterhalten sich die Jungs an Schalter 2 und 3, lachen viel und haben ihren Spass :evil: :evil:
Ach ja, nicht zu vergessen: Die Touristen, die endlich den Anfang der Schlange erreicht haben bekommen erst einmal Einreiseformulare in die Hand gedrückt, die sie ausfüllen müssen. Das tun sie dann auch und dürfen sich zur Belohnung wieder am Ende der Schlange einreihen. Komischerweise finden sie das gar nicht lustig und die Stimmung ist irgendwie „im Keller“. Dazu kommt noch, dass es im Grenzhaus ziemlich schwül und stickig war, angenehm geht irgendwie anders! Wir haben glücklicherweise noch Formulare vom letzten Mal übrig. Die hatten wir bereits am Morgen ausgefüllt und können uns deshalb eine zweite Runde in der Warteschlange ersparen.

Nach einer halben Stunde haben wir die Einreiseprozedur hinter uns gebracht und werden von unserem „neuen“ Fahrer Fortune begrüsst. Unser Gepäck befindet sich bereits im Minibus, wir laufen nur noch zum Grenztor. Fortune fragt: „Hat man euch ein kleines Stück Papier gegeben?“ Wir schauen ihn irritiert an. „Was meinst du? Wir haben unser Visum im Pass und das war´s!“ „Ok, normalerweise braucht ihr noch einen Passierschein, mal schauen, ob sie uns auch ohne den durchlassen.“ Mit Schaudern stelle ich mir vor, wie wir uns noch mal in die Schlange einreihen müssen, weil jemand vergessen hat, uns diesen Schein zu geben. Die Leute am Tor betrachten uns kritisch, Fortune redet in der Sprache Shona etwas ausführlicher mit Ihnen, dann kommt ein kurzes Kopfnicken und wir dürfen endlich „offiziell“ nach ZIM einreisen und in den Minibus steigen.

Die Fahrt zum VicFalls Airport ist ausgesprochen kurzweilig. Fortune erweist sich als guter Gesprächspartner und wir haben wirklich interessante Gespräche. Ausserdem übt er mit uns einige Worte in der Sprache Shona, diese Lektion nehmen wir gerne an. Gegen 11:00 erreichen wir unser Ziel. Ich muss sagen, wir sind beeindruckt! Wer den alten Airport noch kennt, der wird den umgebauten, modernisierten Flughafen kaum wiedererkennen. Ich finde, die Gebäude sind richtig gut geworden und die Klimaanlage im Innern funktioniert prächtig. Nachdem uns Fortune zum Schalter von Safari Logistics gebracht hat, verabschieden wir uns von ihm, erhalten unser Flugticket und warten am benachbarten Restaurant. Bald erscheinen zwei Touroperator aus Südafrika. Jetzt müssen wir noch auf eine französische Reisegruppe warten, deren Zubringer-Flug sich verspätet hat. Als die eintreffen, wird unsere Gruppe noch von Yvonne, einer Mitarbeiterin von African Bushcamps, komplettiert, dann setzt sich unsere kleine Karawane in Bewegung. Wir passieren die Gepäckkontrolle und bald darauf marschieren wir am Flugfeld entlang zu unserer Maschine.





Der Flieger wird beladen, die 10 Passagiere klettern in die Maschine und um 12:15 rollen wir zur Startbahn. Der reguläre Flugplan der Safari Logistics Maschine lautet: VicFalls – Hwange – Kariba – Mana Pools – VicFalls. Also ist der Somalisa Airstrip der erste Landepunkt auf unserem Flug. So denken wir zumindest. Wir starten bei sonnigem Wetter und nehmen die ca. 35 Minuten zum Hwange in Angriff. Das Land unter uns leuchtet in gelben und braunen Tönen, man sieht, dass alles ziemlich ausgedörrt ist.







Eine halbe Stunde später gehen wir in den Sinkflug über, allerdings hat sich das Wetter inzwischen geändert und vor uns hat sich eine dunkle, drohende Wolkenwand aufgebaut. Blitze zucken unaufhörlich zur Erde hinab und man sieht dichte Regenschleier. Das Flugzeug fängt an, „herumzuhüpfen“ und wir sind froh, dass wir in keiner kleinen 4-Sitzer-Cessna sitzen. Während ich mir noch so meine Gedanken mache, ob das eine gute Idee sei, weiter in den Gewittersturm zu fliegen, dreht die Maschine plötzlich ab und wir entfernen uns von den dunklen Wolken. Der Pilot sagt etwas zu den Passagieren, die hinter ihm sitzen und diese Info wird Stück für Stück – wie bei der „stillen Post“ nach hinten weiter gegeben. Unser Flugzeugführer hat entschieden, dass eine Landung viel zu riskant sei und dass wir jetzt einen Ausweichflughafen anfliegen werden. Das ist eine gute Idee! Man kann sehen, dass alle Insassen sehr froh sind, diese „Mutprobe“ nicht mitmachen zu müssen.

Eine Viertelstunde später erreichen wir den Hwange National Park Airport und landen dort, jetzt wieder bei schönstem Wetter. Der Flughafen sieht absolut verlassen aus, noch nicht einmal das kleinste Flugzeug ist irgendwo geparkt, wir sind also die einzigen Gäste. Der Pilot geht ins Flughafengebäude und kommt bald darauf zurück. Im Schlapptau hat er einen Angestellten, beide schieben einen Gepäckwagen vor sich her. Jetzt bekommen wir auch eine Erklärung:
Der Somalisa Airstrip hat keine eigene Wetterstation. Als der Pilot vor dem Start bei der Station Hwange anfragte, wurde ihm sonniges Wetter bestätigt. Das stimme ja auch, leider konnte niemand vorhersehen, dass ein Gewitter genau über dem Somalisa Airstrip sein Unwesen treiben würde!

Wie soll es jetzt weiter gehen? Somalisa konnte nicht angeflogen werden, der Pilot muss aber die französische Reisegruppe nach Kariba fliegen. Also werden alle, die nach Somalisa wollen, hier ausgeladen. Nun erweist es sich als Glücksfall, dass wir Yvonne bei uns haben. Mit ihrer freundlichen, sehr sympathischen Art beruhigt sie uns erst einmal und führt dann ein paar Telefonate, während die andere Gruppe wieder das Flugzeug besteigt und weiterfliegt.
„Alles kein Problem“ sagt Yvonne und lächelt uns an. „Ich habe alles organisiert.“ Es kommt gleich ein Fahrzeug, das bringt uns zur Hwange Safari Lodge. Dort werden wir erst einmal zu Mittag essen. Von Somalisa aus ist inzwischen unser Guide gestartet. Der holt uns in der Lodge ab und bringt uns zum Camp. Hmmm… das hört sich doch alles sehr gut an. Eine Viertelstunde später erscheint tatsächlich unser „Taxi“ und bringt uns zur Lodge, die sich nicht weit entfernt vom Flughafen befindet. Die Hwange Safari Lodge ist mit ihren 100 Zimmern nicht unbedingt eine Traumunterkunft, aber für unsere Zwecke ist sie absolut ausreichend. Gegen 14:00 erreichen wir die Lodge, Yvonne geht sofort los, um für uns noch ein Lunch zu organisieren. Während wir in einem Aufenthaltsraum mit Blick auf ein schönes Wasserloch unser Lunch bestellen und warten, vertreibt uns Yvonne die Zeit. Ich möchte es noch einmal sagen: Sie ist eine wirklich angenehme Gesprächspartnerin, die mit ihrer lustigen Art schlechter Stimmung absolut keine Chance gibt.
Obwohl wir die einzigen 5 Gäste sind und nur zwei verschiedene Gerichte (= Burger) bestellt haben, scheint die Küche überfordert zu sein. Wir überlegen schon, ob es vielleicht ein Fehler war, nur Burger zu bestellen, weil die Kühe noch gejagt werden oder weil nur ein Pfanne vorhanden ist ? Irgendwann macht sich Yvonne auf den langen Weg in die Küche, um nachzuhaken und tatsächlich! Nur wenige Minuten später kommt unser Essen! Applaus, Applaus :whistle:

Die Burger schmecken gar nicht so schlecht und mit einem vollen Magen steigt der „Gute-Laune-Pegel“ in der Gruppe zusehends. Als dann gegen 16:00 Guide Lewis vom Somalisa Camp auftaucht, um uns abzuholen, sind wir absolut entspannt. Lewis hat eine Begleiterin dabei. Sie ist ein Touroparator aus Kanada und wollte eigentlich mit „unserer“ Maschine weiter nach Mana Pools fliegen. Da wir jedoch umkehren mussten, fuhr sie mit Lewis, sie hatte ja nichts Besseres zu tun. Auch dieses Problem wird von Yvonne geregelt. Die Dame aus Kanada soll mit uns zurück fahren und am nächsten Morgen ausfliegen. Bei kühlem, inzwischen regnerischem Wetter starten wir zu unserem Trip in den Hwange. Es ist also nicht wirklich ein Gamedrive, sondern halt ein Transfer, auf dem wir ein paar Vögel und Impalas sehen. Gegen 18:00 sind wir endlich im ersten Camp unserer Reise angelangt und man erwartet uns bereits mit feuchten Tüchern, die uns beim Aussteigen überreicht werden.



Für uns ist es interessant, die Entwicklung von Somalisa zu beobachten. Als wir im März 2010 dieses Camp zum ersten Mal besuchten, bestand es aus 6 Zelten mit Bucket Shower und Open-Air Badezimmer. Der Pool an der Main Area war unbenutzbar, denn die Elefanten hatten ihn schon längst als Wasserloch in Beschlag genommen. Damals sass man direkt neben dem Pool und war von den Elis nur durch ein paar Baumstämme, die auf der Erde lagen, getrennt. Bei unserem zweiten Besuch in 2012 war bereits ein „Viewig Deck“ dazu gekommen und die Main Area war etwas vergrössert und modernisiert. Im Vergleich zu unserem aktuellen Besuch in 2016 hat sich alles noch einmal komplett verändert. Das „neue“ Somalisa besteht jetzt aus 7 Grossraumzelten mit Tür, Veranda, Innen- und Aussendusche und einem integriertem Santärbereich. Alles in allem ist es jetzt um einiges luxuriöser als in früheren Zeiten, die Zelte von damals haben sich in Chalets mit Zeltwänden verwandelt. Trotzdem hat sich das Camp durchaus noch den Charme der Vergangenheit zumindest zum Teil bewahrt und die Elis oder sonstige Tiere können immer noch überall herum wandern. Auch die Main Area hat sich noch einmal verändert, jetzt mit Pool / Wasserloch für die Elis und einem erhöhten separaten Pool für die Gäste.
























Direkt in Sichweite, aber trotzdem getrennt, befindet sich Somalisa Acacia, bestehend aus zwei „normalen“ Zelten, sowie zwei Familienzelten. Das ehemalige Somalisa Camp – jetzt Somalisa Expeditions – wurde an einer anderen Stelle neu aufgebaut, denn es gibt immer noch genügend Gäste, die diese Unterkunft den luxuriösen Zelten vorziehen. Das kann ich durchaus verstehen, auch wenn uns das aktuelle Somalisa gut gefallen hat.
Nach der Begrüssung werden wir in die Main Area gebeten, können uns erst einmal hinsetzen und erhalten einige Infos zum Camp und zum Tagesablauf. Dann führt man uns zu den Zelten. Wir richten uns ein und werden zum verabredeten Zeitpunkt, nämlich um 19:00 zum Sundowner bzw. Dinner abgeholt. Zur Erinnerung: Wenn es dunkel ist, sollte man unbedingt auf den Guide warten, auch wenn die Main Area gar nicht weit weg ist. Uns Gästen fehlt in der Regel das Gespür, um wilde Tiere rechtzeitig in der Dunkelheit zu entdecken und den Sicherheitsabstand zu wahren.





















In der Main Area angekommen, werden wir von Yvonne nach unseren Getränkewünschen gefragt. Dann unterhalten wir uns bei einem Glas Rotwein. Was Yvonne betrifft, kann ich leider nicht neutral berichten. Wir beide haben innerhalb kürzester Zeit ein sehr inniges Verhältnis, das sollte sich in den folgenden zwei Tagen fortsetzen; allerdings musste Ruth nicht wirklich eifersüchtig werden ;)

Um 19:30 werden wir zum Dinner gerufen. Das Essen ist sehr gut, der Wein sowieso und die Zeit geht wie im Flug vorbei. Zwei Stunden später sind wir bereits wieder in unserem Zelt und bereiten uns für die Nachtruhe vor. Wir liegen bereits im Bett und können an der Wasserstelle, die sich vor unserem Zelt befindet, einige Impalas sehen, sonst ist es – bis auf die nächtlichen Geräusche des Busches – herrlich ruhig. Bald darauf sind wir bereits im Land der Träume, untermalt werden diese von einer monotonen Krötenmusik, denn die Regenzeit hat begonnen und viele, viele Kröten haben sich am Wasserloch eingefunden, um miteinander in einen Gesangswettstreit zu treten. Tja, wer nah an der Natur sein will, der muss auch so etwas ertragen können.

Montag 14.11.2016

Wie so oft bin ich bereits wach, bevor um 05:30 der Wecker klingelt. Raus aus den Federn und den neuen Tag begrüssen! So etwas muss man mir nicht zweimal sagen. Ruth ist auch schon erstaunlich wach, normalerweise braucht sie ein paar Minuten, um in den „Actionmodus“ zu kommen, aber heute geht alles sehr schnell. Um kurz vor 06:00 finden wir uns zum Frühstück ein, kurz darauf kommt Guide Lewis und die zwei Touroperator-Mädels aus Südafrika. Eine ältere Lady aus den USA taucht auf, damit ist unsere Safarigruppe auch schon komplett. Um kurz vor 06:00 sitzen wir bereits im Fahrzeug und freuen uns auf diesen Gamedrive. Mit Lewis bin ich innerhalb einer Stunde ein Herz und eine Seele. Wir beide verstehen uns prächtig, das macht die Gamedrives für mich natürlich noch ein wenig netter.



Wir fahren durch einen – ziemlich trockenen – Wald, passieren Ray´s Pan mit dem Wasserloch, aber es ist kein Wild zu sehen. Nur ein paar Vögel sitzen ab und zu am Rand der Piste. Wir fahren und fahren, aber es ist nichts Vierbeiniges zu entdecken.





Nach 1 ½ Stunden werden wir fündig. Drei halberwachsene Löwen liegen in der Nähe der Pad. Na, wenigstens etwas! Wir verlassen die Piste und nähern uns den Katzen. Sie sind etwas unruhig. Uns ignorieren sie zwar, aber sie heben immer wieder die Köpfe, wittern und schauen in eine bestimmte Richtung. Wir können nicht erkennen, was sie da vielleicht sehen.





Zwanzig Minuten später geht es für uns weiter. Ein Stück weiter hören wir den schrillen Ruf eines Southern Black Korhaan. Ich mag sein Balzverhalten. Dann fliegt er hoch in die Luft und landet fast senkrecht. Das erinnert an einen Helikopter. Wir können den Vogel auch sehen, aber er denkt gar nicht daran, für uns eine Show abzuziehen. Wir erreichen ein Wasserloch. Grössere Tiere ? Fehlanzeige. Einige Tauben sitzen am Rand und ein paar Schwalben fliegen knapp über der Wasseroberfläche, um Insekten zu fangen. Leider ist meine Linse nicht geeignet, diese Action aufzunehmen. Lewis steigt aus und zeigt uns ein Elfenbeinstück, das einmal zu einem Stosszahn gehörte. Wir dürfen es alle begutachten, dann wird es wieder an seinen Platz zurückgelegt. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass dieses Stück nicht schon längst einen Liebhaber gefunden hat.











Ein Kudu lässt sich kurz im dichten Buschwerk blicken, ein Stück weiter sitzen vier Magpie Shrikes (Elsterwürger) im Baum. Sie müssen sich gut festhalten, denn ein heftiger Wind fährt durch ihr Gefieder. Etwas später zeigt sich ein Yellow-Billed Hornbill auf einem Ast. Er sucht nach Insekten und lässt sich von uns nicht dabei stören. Wir erreichen eine flache Pfanne. Oh! Eine Giraffe taucht auf. Das ist heute Vormittag schon ein echtes Highlight :whistle:









In der Nähe eines Wasserlochs halten wir unter einem Baum, um eine Kaffeepause einzulegen. Ein paar Schritte von hier befindet sich das Ngweshla Camp, hier können wir die Toilette benutzen. Ich laufe hinüber und treffe einen alten Mann mit einem Besen in der Hand. Ich begrüsse ihn höflich auf Shona (das hatte mir Fortune auf unserer Fahrt nach VicFalls beigebracht), doch er schaut mich nur missbilligend an. Habe ich vielleicht undeutlich gesprochen? Ich wieder hole meine Begrüssung – keine Reaktion. Dann antwortet er mir mit gebrochenem Englisch: „Ich spreche kein Shona, ich bin Ndebele!“ Aha! Aber immerhin hat er sehr wohl verstanden, welche Sprache ich spreche. Ich lächle ihn trotzdem an und wünsche ihm auf Englisch einen schönen Tag. Jetzt ist er zufrieden und seine Miene hellt sich etwas auf. Mir wird wieder einmal bewusst, dass in Afrika nicht das Volksbewusstsein, sondern das Stammesbewusstsein an erster Stelle steht. Eine ähnliche Erfahrung habe ich einen Tag später gemacht, als mir eine Angestellte des Camps erzählte, sie wäre eine Venda und – hätte sie einen Shona-Freund – müsste sie es vor ihrer Familie geheim halten. Ich bin in der Geschichte dieser Völker nicht so bewandert, aber es muss wohl mal einen Aufstand gegeben haben, in dessen Verlauf die Shona viele Venda massakrierten und das scheint bis heute nachzuwirken.

Ich kehre wieder zum Wagen zurück und setze die Kaffeepause fort. Am Wasserloch sind zwei Kronenkraniche gelandet. Laut Lewis ist es das erste Paar in dieser Saison. Sie erscheinen immer zu Beginn der Regenzeit und die beginnt ja gerade. Auf unserer Fahrt passieren wir wieder etwas dichteres Buschwerk. Aus dem trockenen Gestrüpp leuchtet überall das knallrot der Fireball-Lillys, das ist ein schöner Kontrast zu dem ansonsten trockenen Land. Einige Kudus, ein paar Vögel, mehr Sichtungen gibt der Vormittag nicht her. Um kurz vor 12:00 erreichen wir wieder Somalisa und werden von einer Gruppe Zebras empfangen. Sie sind etwas scheu, wollen eigentlich gerne zum Wasserloch, aber sie scheinen irgendetwas gewittert zu haben, denn sie bleiben weiterhin in respektvollem Abstand stehen.

... wird fortgesetzt











Anhang:
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Wir besuchen kurz unsere Unterkunft, machen uns frisch und dann wird auch schon das Lunch serviert. Jetzt fällt uns – im Vergleich zu 2012 – ein grosser Unterschied auf. Damals war es September, die Trockenzeit war kurz vor ihrem Höhepunkt und es gab nur wenig Wasser im Park. So konnten wir speziell um die Mittags- und Nachmittagszeit eine endlose Elefantenparade geniessen. Herde um Herde besuchte die Wasserstelle und den Pool, um den Durst zu löschen und sich einzupudern. Man konnte sich an den Rand des alten Pools setzen und die Elis standen in ungefähr 3 Metern Entfernung und tranken. Ein Wahnsinnserlebnis! Jetzt, im November 2016 ist kein einziger der grauen Riesen zu sehen. Als ich Lewis frage, zuckt er mit den Schultern und macht ein betrübtes Gesicht. „Ja, ich weiss, das ist sehr Schade, aber die Elefanten ziehen dem Regen hinterher, denn sie möchten unbedingt frisches Grün fressen und das finden sie hier in der Gegend so gut wie gar nicht.“
Dieses Argument kann ich sehr gut nachvollziehen, aber Schade ist es trotzdem. Wir wenden uns dem Lunch zu. Heute gibt es Pizza direkt vom Holzkohle-Pizzaofen. Wie stellen uns an, suchen unsere Zutaten aus und der nette Koch sorgt dafür, dass wir eine richtig gute Pizza essen können. Was für ein Luxus mitten in der Wildnis! Ja, ja, ich weiss. Manche werden jetzt sagen: „Was hat eine Pizza mit dem „African Bushfeeling zu tun?“. Sie haben ja Recht, aber schmecken tut´s trotzdem :)

Nach dem Lunch ist erst einmal ein Powerschläfchen angesagt. Draussen ist es zwar mit über 30° Celsius ziemlich heiss, aber die Temperaturen in unserem Zelt sind für mich akzeptabel. Meiner Frau Ruth ist es zu warm, sie legt sich auf die bequeme Liege, die auf unserem privaten "Viewing Deck" steht und liest. Gegen 15:30 haben wir unsere Sachen für den Nachmittags-Gamedrive gepackt und laufen zur Main Area. Ich krieche noch ein wenig auf den Holzplanken herum, um ein paar Libellen zu fotografieren, dann folge ich dem Ruf: „ It´s Tea Time!“ Ich entscheide mich für Eiskaffee, das ist genau das Richtige an einem heissen Nachmittag.

Um kurz nach 16:00 starten wir zur Pirsch. Um uns herum türmen sich dicke Wolken und in einiger Entfernung können wir lange Regenschleier beobachten. Dann sehen wir unseren ersten Eli. Juhuu! Sie sind doch nicht alle davon gelaufen! Einen gibt es noch in der Gegend. Eine Viertelstunde später treffen wir sogar auf eine kleine Herde. Die wird natürlich ausgiebig bewundert. Ein Stück weiter rennen zwei Steinböckchen davon, sie sind so schnell, dass ich sie nur unscharf ablichten kann.







Irgendwann erkennen wir einige Hörner im Buschwerk. Die gehören zu einer kleinen Büffelherde, die hier herumsteht und deren Mitglieder uns mit einem nicht gerade intelligenten Gesichtsausdruck mustern. Dunkle Wolken ziehen sich zusammen, ums uns herum regnet es, wir bekommen allerdings nur ein paar Tropfen ab. Es ist inzwischen fast 18:00. Vor uns taucht eine Wasserstelle auf. Dort stehen zwei Elis und in respektvollem Abstand eine Gruppe Zebras. Es ist fast still, nur das Grummeln eines fernen Gewitters ist zu hören.



Nicht weit Entfernt vom Wasserloch befindet sich ein kreisrundes, gemauertes Podest. Auf dem Podest stehen Stühle und ein gedeckter Tisch. Wir werden bereits von unseren zwei „Lieblingen“, nämlich Yvonne und Sakhele, erwartet. Ruth und ich mögen die Beiden sehr. Während wir uns dem Podest nähern, passiert etwas Überraschendes. Von verschiedenen Seiten nähern sich kleinere Herden, um genau an diesem Wasserloch ihren Sundowner zu nehmen. Was haben wir doch für ein Glück! Jetzt ist es natürlich vorbei mit der Stille. Die Elis begrüssen sich lautstark, um uns herum hören wir ein Schnauben, Prusten, Trompeten, unser Adrenalinspiegel steigt und steigt. Was gibt es schöneres, als bei solch einem Elefantentreffen dabei zu sein!















Vor uns färbt sich der Himmel mit der untergehenden Sonne Orangerot, das gibt der ganzen Szenerie eine unglaubliche Stimmung. Und weitere Herden ziehen heran, während die ersten Elis am Wasser bereits den Rückzug antreten. Wir Beobachter auf der Plattform schauen und schauen und kommen in der Aufregung fast gar nicht dazu, unseren Sundowner zu geniessen. Dann beruhigt sich die Situation ein wenig. Die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden. Wir trinken, plaudern und drehen uns in die andere Richtung. Dort geht jetzt gerade der Vollmond auf. Weitere Elefanten kommen zum Wasserloch. Das gibt mir Gelegenheit, noch ein paar Nachtaufnahmen mit der Mondscheibe im Hintergrund zu schiessen. Die Fotos sind zwar nicht wirklich scharf, aber was soll´s, ich muss diese Bilder einfach machen!





Langsam wird es Zeit, aufzubrechen. Schweren Herzens verlassen wir diesen – zumindest für uns – magischen Platz und lassen uns von Lewis zum Camp zurück chauffieren. Das war ein richtig tolles Erlebnis, wir haben schon viele, viele Sundowner erleben dürfen, aber dieser hat sich ganz klar einen Spitzenplatz in unserer persönlichen Rangliste erobert, das steht fest!

Nach solch einem sind wir restlos zufrieden. Gegen 19:30 erreichen wir das Camp. Wir verzichten auf einen Zeltbesuch, erfrischen uns auf der „öffentlichen Toilette“ und geniessen das Dinner. Wie meistens lassen wir uns gegen 21:30 zum Zelt bringen. Begleitet von der monotonen Krötenmusik sind wir bald darauf eingeschlafen.

... wird fortgesetzt ...
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Dienstag 15.11.2016

Der heutige Tag beginnt für uns etwas früher. Um kurz vor 05:00 springen wir bereits aus dem Bett, um kurz nach 05:00 finden wir uns beim Frühstück ein, denn wir wollen schon um 05:30 starten. Doch daraus wird nichts. Unser heutiger Mitfahrer Thomas ist auch schon da. Während wir noch unseren Kaffee schlürfen, kommt Lewis angelaufen. Guten Morgen, Leute, habt ihr Lust, eine Rarität zu fotografieren? Na das lassen wir uns nicht zweimal sagen! Lewis hat direkt am Holzsteg, der zum Safarifahrzeug führt, eine Wildkatze entdeckt. Thomas und ich schnappen unsere Kameras, gehen kurz vor unserem Ziel in die Hocke und pirschen uns ganz langsam an. Bloss keine hastigen Bewegungen machen oder gar laut sein! Noch ein Stückchen vorgerutscht und dann sehen wir die Mieze. Sie sitzt geduckt auf einem Holzstamm und schaut aufmerksam in unsere Richtung, macht aber keine Anstalten, zu verschwinden. Wir sind begeistert. So nah am Camp hätten wir nie mit so einer Begegnung gerechnet. Die Katze gewährt uns für ganze 15 Minuten eine Audienz, bevor sie sich ins dichtere Gebüsch zurückzieht. Gut gemacht, Lewis! Das war ein schöner Start in den Tag.





Völlig entspannt laufen wir in zum Wagen und ab geht´s in den Busch. Die zwei Südafrikanerinnen reisen heute weiter, auch Carol aus den USA fliegt am Vormittag Richtung Mana Pools, also sind nur Thomas, Ruth, ich und natürlich Lewis „on the road“. Vor Thomas (er kommt aus der Schweiz) habe ich grössten Respekt. Er hat sich einen Hilux gemietet und fährt damit ganz alleine durch Zimbabwe. Also, alleine auf mich gestellt würde ich so etwas nicht machen.

Der Morgen beginnt eher gemütlich, es ist kurz vor 06:00 und die Tiere scheinen noch zu schlafen. Wir passieren eine Gruppe Zebras, treffen auf ein einzelnes Streifengnu, etwas später können wir die Fireball-Lillys am Pistenrad bewundern. Wir erreichen den Rand einer Pfanne und beobachten eine ziemlich grosse Pavianherde bei der Futtersuche. Es sind auch einige Jungtiere dabei, aber immer, wenn wir näher heranfahren, flüchten die Mütter und verstecken die Kleinen unter dem Bauch. Auf der anderen Seite, zwischen einigen Akazienbäumen, befinden sich drei Giraffen und schauen uns mit einer Mischung aus Neugierde und Langeweile an. Wir folgen der Piste, weiter vorne stehen zwei Elefantenbullen direkt am Wegrand. Sie fressen nicht, sondern scheinen vor sich hin zu dösen. Sollen wir wirklich an denen vorbeifahren, ohne die Piste zu verlassen? Lewis hat damit kein Problem, die jungen Bullen scheinen überrascht, prusten, wackeln mit den Ohren und nehmen dann Reissaus.









Dann fahren wir die Wasserstelle von gestern an, aber auch hier tut sich nicht viel. Ausser ein paar Impalas, einem Waran und einigen Tauben gibt es nichts zu entdecken. Wir schauen bei einem anderen Wasserloch vorbei und machen unsere Kaffeepause. Einige Milane kreisen über der Wasserstelle und erwischen tatsächlich von Zeit zu Zeit eine Kröte. Jetzt taucht ein einsamer Elefantenbulle auf. Er wittert kurz in unsere Richtung, dann kommt er ans Wasser, um seinen Durst zu löschen. Danach läuft er ein Stück weiter, bis er bei einem ausgebleichten Elefantenschädel und ein paar Knochen stehen bleibt. Es schaut so aus, als würde er Zwiesprache mit den Überresten eines Verwandten halten.









Wir hören Motorgeräusche, ein Unimog Marke „Weltreisende“ stoppt in unserer Nähe. Zwei Deutsche steigen aus und wir unterhalten uns einen Moment. „Als wir letztes Jahr im Oktober an diesem Wasserloch waren, da sahen wir jede Menge Tiere.“ Na toll, das hilft uns jetzt aber ganz doll weiter :S

Lewis und ich entdecken eine Schildkröte. Sie kommt aus dem Buschland und „rast“ mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Wasserloch. Die muss natürlich jetzt als Fotoobjekt herhalten. Obwohl wir ihr relativ nahe kommen und uns sogar vor ihr hinknien, lässt sie sich nicht von ihrer geraden Linie zum Wasser abhalten. Allerdings haben wir den Eindruck, sie ist froh, als sie endlich im Wasser untertauchen kann und nicht mehr von uns belästigt wird ;)







Wir beenden unsere Kaffepause und folgen der Pad. Links und rechts sieht man meilenweit trockenes Gras mit ein paar wenigen grünen Buschinseln. Das Land lechzt nach Wasser, keine Frage. Und zu unserem Pech haben sich die meisten Tiere schon längst dorthin begeben, wo es ein wenig geregnet hat. Aufgelockert wird unsere Fahrt durch eine Leopardenschildkröte am Pistenrand. Sofort machen wir eine Vollbremsung, springen aus dem Auto, legen uns auf die Erde und fotografieren. Die arme Turtle weiss gar nicht, wie ihr geschieht.





Weiter geht es, ein Purple Roller, ein paar Tauben, in der Ferne ein Raubvogel am Himmel, das war´s dann auch schon. Wir erreichen Ray´s Pan. Dort steht ein Schild. Man bedankt sich bei einem Ehepaar (Wolfgang + Giesla), dass die Wasserpumpe gespendet hat. Witzigerweise kennen Ruth und ich ein Ehepaar mit den gleichen Vornamen, die ab und zu im südlichen Afrika unterwegs sind. Sogar der Anfangsbuchstaben des Nachnamens stimmt überein. Natürlich mache ich ein Foto. Ich werde den Nachnamen auf dem Schild zuhause bearbeiten und ihnen dieses Bild überreichen. Das wird ihnen garantiert gefallen :laugh:

Am Rand des Wasserlochs hält sich wieder (oder immer noch?) die Büffelherde auf, sonst bleibt es ruhig. Für uns wird es Zeit, ins Camp zu fahren. Gegen 10:00 empfängt man uns mit feuchten Tüchern. Inzwischen ist es warm geworden und wir nehmen diese kleine Erfrischung gerne an. Wir laufen zum Zelt, gehen erst mal duschen und legen dann die Beine hoch. Gegen 12:00 erscheinen wir zum Lunch. Danach wird es Zeit, unseren Mitfahrer Thomas zu verabschieden, er hat noch ein paar Ziele auf der Liste, die er auf dieser Reise besuchen will. Ruth und ich halten Siesta bis 15:00, dann schlendern wir zur Main Area. Am frühen Nachmittag ist ein englisches Paar angekommen, die werden uns am Nachmittag begleiten. Beim High Tea sitzen wir zusammen und unterhalten uns. Die Lady war einige Jahre im Buckingham Palace tätig, sogar schon zu der Zeit, als eine gewisse Lady Di noch lebte. Wir verzichten jedoch auf interne Geschichten aus dem Hause der Queen und wollen stattdessen lieber wissen, wo in Afrika bzw. Zimbabwe sie schon unterwegs waren. Beide lieben diese Region und natürlich die Tierwelt, das macht sie für uns automatisch sympathisch.

Um kurz vor 16:00 sind wir bereits unterwegs. Einige Zwergmangusten erschrecken sich vor uns und die ganze Gruppe rennt in wilder Flucht zu ihrem Unterschlupf, einem verlassenen Termitenbau. Lewis stellt den Motor ab und es dauert nicht lange, da tauchen schon wieder die ersten neugierigen Köpfe aus den Höhleneingängen auf.

Während der nächsten Stunde stellen wir fest, dass die Engländer uns scheinbar Glück bringen. Ausser den unvermeidlichen Steinböcken laufen uns doch tatsächlich Erdhörnchen, Paviane, Kudus, Giraffen und Zebras über den Weg. Sogar verschiedene Vögel wie der Broad-Billed Roller lassen sich in unserer Nähe blicken. Wir sind ganz zufrieden mit dieser Pirsch. Etwa 2 Stunden später halten wir an einer offenen Stelle und Lewis serviert uns – pünktlich zum Sonnenuntergang – unseren Sundowner und Knabberzeug. Auch jetzt erweisen sich die Engländer als angenehme Gesprächspartner, die sich zwar gut auskennen, aber ihr Wissen in einer unaufdringlichen Art mit uns teilen.












Als die Dunkelheit hereinbricht, starten wir zu unserem letzten Teil der Pirsch. Irgendwann erhält Lewis einen Funkspruch, der führt uns noch einmal zu Ray´s Pan. Es ist zwar ziemlich dunkel, aber der Vollmond sorgt durchaus noch für Licht. Die Büffelherde steht jetzt eng zusammen, sie haben eine Art Verteidigungsring gebildet, die jüngeren Mitglieder in der Mitte. In der Nähe steht ein zweites Fahrzeug. Nach einer kurzen Unterhaltung über Funk sagt Lewis: „Die drei Löwen, die wir schon gestern gesehen haben, sind ganz in der Nähe. Die Büffel wissen das und werden sich verteidigen. Die drei Löwen wiederum sind ja noch nicht wirklich ausgewachsen. Sie werden es also schwer haben, Beute zu machen.“ Wir schauen in der Gegend herum, die Handscheinwerfer der Guides streichen über das Gelände, aber nichts ist zu sehen. Wir warten fast eine halbe Stunde, aber nichts passiert.

Dann fahren wir weiter Richtung Camp. Wir sind noch zeitig genug und können kurz unser Zelt besuchen. Eine kleine Katzenwäsche, die Klamotten gewechselt und schon sind wir wieder startbereit. Wir stellen uns vor die Tür und warten. Ab und zu sehen wir Taschenlampen und andere Gäste werden von einem Guide zur Main Area geführt, aber wir werden nicht abgeholt – hat man uns vergessen ? Also hilft nur lautes Rufen, als wir das nächste Mal das Licht einer Taschenlampe in unserer Nähe und siehe da: man hat Erbarmen und nimmt uns mit :)

Dann nehmen wir noch einen Rotwein zu uns, bevor wir zum Dinner Platz nehmen. Das Essen wird heute auf dem Viewing Deck serviert. Die Wolken haben sich verzogen, die Sterne glitzern und am Wasserloch können wir doch tatsächlich zwei grosse Schatten ausmachen. Immerhin haben also zwei Elis ein Einsehen mit uns und runden unseren letzten Abend in Somalisa ab. Das finden wir richtig gut! Wie immer ziehen wir uns gegen 21:30 zurück und geniessen eine letzte Nacht im bequemen Bett. Draussen hören wir einen Vogel rufen, aber leider kann ich nicht sagen, ob es wirklich ein Night Jar (Nachtschwalbe) ist, der Ruf klingt zumindest ähnlich. Während ich noch überlege, bin ich auch schon eingeschlafen. Irgendwann in der Nacht werde ich wach. Ich öffne die Augen und blicke nach draussen. Der Vollmond hat das Wasserloch vor unserem Zelt hell erleuchtet und dort stehen einige Wasserböcke. Allerdings trinkt keines der Tiere, sondern sie lauschen angestrengt in die Nacht. Dann kann auch ich das ferne Grollen eines Löwen hören. Das ist doch Musik in meinen Ohren! Wenig später fallen mir die Augen wieder zu und ich erlebe traumhafte Katzenbegegnungen.

Mittwoch 16.11.2016

Ich werde von Vogelgezwitscher geweckt. Ach, ist die Nacht schon wieder um? Ich schaue auf unseren Reisewecker, es ist kurz nach 05:00. Dann wird es mir bewusst: Mensch, das ist ja unser letzter Vormittag in Somalisa! Ich hätte – auch wenn die Tiersichtungen nicht so einzigartig waren – gerne noch 2 – 3 Tage drangehängt. Meiner Frau, die ich inzwischen erfolgreich aus dem Traumland in die Realität geholt habe, geht es genauso. Doch wir müssen uns damit abfinden, dass wir heute ein neues Ziel ansteuern. Gegen 05:30 stehen wir schon am „Frühstückstisch“ und können den Sonnenaufgang bei nur leicht bewölktem Himmel geniessen. Kaum wird es etwas heller, da schweben auch schon unsere neuen „Freunde“ über dem Wasserloch. Wieso neue Freunde? Ganz einfach. Natur hin, Naturerlebnis her, das pausenlose Krötengequake in den Nächsten ging uns dann doch ein klitzekleines Stück auf die Nerven. Sobald sich aber ab dem ersten Morgenlicht die Yellow-Billed Kites zeigen, sind die Kröten erstaunlich schnell ruhig, die Stille tut dann richtig gut ;)



Die Sonne ist aufgegangen, unsere Mitfahrer aus England sind auch mit dem Frühstück fertig, Guide Lewis erscheint, mit seinem ansteckenden Lachen bringt er uns direkt in Schwung. Schon machen wir uns auf den Weg zum Fahrzeug. Am heutigen Morgen ist ein Bushwalk geplant. Dazu fahren wir ein gutes Stück hinaus und siehe da: Lewis entdeckt frische Löwenspuren auf der Pad. Allerdings laufen sie nicht gerade, sondern sie führen links den Hang hinauf, kommen ein Stück weiter wieder zur Pad zurück um dann irgendwo im Dickicht zu verschwinden. Drei Fahrminuten später kann man die Abdrücke, die erneut den Hang hinauf gehen, sehr gut sehen. Lewis hält an, wir steigen aus und formieren uns. Unser Guide schnappt sich sein Gewehr (wir sind ja in einer Privatkonzession) und folgt der Löwenspur, wir brav in einer Reihe hinterher. Da wir 4 Gäste ziemlich viel Erfahrung mit Bushwalks haben, verzichtet Lewis auf eine Einweisung. Wir versuchen, unserem Spurenleser so lautlos wie möglich zu folgen, das ist bei den vielen trockenen Ästen und Blättern auf dem Boden aber gar nicht so einfach.
Nach ein paar Minuten laufen wir durch ein Wäldchen, der gesamt Boden ist mit Laub bedeckt, das macht die Spurensuche ziemlich schwierig. Das Gelände wird ausserdem zusehends buschiger und damit unübersichtlicher. Wir stoppen und Lewis macht sich alleine auf den Weg. Einige Minuten vergehen und wir überlegen, ob wir wohl alleine zum Fahrzeug zurückfinden würden. Unsere Gedanken werden aber durch die Rückkehr unseres Guides unterbrochen. „Die Löwenspuren führen wieder Richtung Auto, ich glaube die spielen mit uns.“ sagt Lewis. Ich schaue Ruth an und wir müssen beide daran denken, wie die Wildhunde im Linyanti Gebiet uns schon öfter solche Erlebnisse bescherten.
Während wir uns zurück bewegen, hebt Lewis plötzlich den Arm. Sofort bleiben wir stehen. Er deutet in eine Richtung, jetzt können wir auch den einzelnen Büffel sehen. Wir wissen, dass es nicht ratsam ist, das Tier auf uns aufmerksam zu machen, also laufen wir nicht den kürzesten Weg, sondern beschreiben einen Bogen. Bald darauf kommen wir an eine Stelle, an der Schädel und Knochen eines längst verblichenen Elis liegen. Nach einem kurzen Stopp haben wir fünf Minuten später das Fahrzeug erreicht. Wir steigen ein und Lewis fährt langsam weiter, kurz darauf halten wir erneut. Wieder steigt er aus, schnappt sich sein Gewehr und läuft diesmal den Hang auf der anderen Seite hinauf. Bald haben wir ihn im Buschwerk aus den Augen verloren. Etwa fünf Minuten später können wir ihn wieder entdecken, weitere fünf Minuten später steht er wieder vor uns. „Die Spuren sehen sehr interessant aus, lasst es uns noch einmal versuchen.“ Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Auch auf der anderen Seite wird die Gegend immer buschiger, deshalb heisst es für uns: Immer schön dicht zusammen bleiben.
Eine Viertelstunde später werden wir tatsächlich fündig. Wir erreichen den Rand einer Lichtung. Da, wo die Bäume Schatten werfen, sieht man deutlich die Körperabdrücke an den sandigen Stellen. „Sie können nicht weit sein“ flüstert Lewis, „wollen wir weitermachen?“. Alle vier Gäste nicken heftig. Natürlich! So nah am Ziel werden wir garantiert nicht aufgeben.

So leise wie möglich schleichen wir uns geduckt weiter. Lewis hebt wieder den Arm und deutet in eine Richtung. Ja, dort lagert das Rudel im Schatten einiger Akazien. Leider stehen so viele Bäume zischen uns und den Löwen, dass es unmöglich ist, auch nur einigermassen gute Fotos zu machen. Während wir noch die Position wechseln, ist plötzlich eine Bewegung zu sehen. Ein Löwe befindet sich etwas abseits, der Wind hat gedreht und so konnte er uns wittern. Schon ist das ganze Rudel auf den Beinen und flüchtet. Nur die grösste Löwin bleibt noch einmal kurz stehen und schaut in unsere Richtung, dann verschwindet auch sie. Schade, schade, ein Stück näher wäre schön gewesen. Aber jetzt, wo die Löwen alarmiert sind und sich bedroht fühlen, wollen wir doch lieber kein Risiko eingehen. Wir brechen unsere Annäherung ab und ziehen uns zurück. Von Zeit zu Zeit schauen wir zurück, damit wir auch wirklich keine unliebsamen Überraschungen erleben. Die Katzen scheinen jedoch endgültig eine andere Richtung eingeschlagen zu haben, denn hinter uns bleibt es ruhig. Irgendwann haben wir unser Auto wieder erreicht. Lewis schaut uns prüfend an: „Und, hat es Spass gemacht?“. Alle vier zögern keine Sekunde. „Natürlich, es war richtig gut!“. Unser Guide ist zufrieden mit unserer Antwort und dann fahren wir weiter.







Auf der Rückfahrt zum Camp bleibt es ruhig. Mal wieder ein Steinböckchen am Pistenrand, später noch eine Büffelherde, in deren Nähe ein toter Büffel. Waren die Löwen während der Nacht tatsächlich erfolgreich? Lewis ist genau dieser Meinung. Vom Büffel fehlen nur die Innereien, die Katzen scheinen wohl gestört worden zu sein.

Um 10:00 sind wir wieder im Camp. Zurück im Zelt springen wir erst einmal unter die Dusche und packen dann unsere Sachen zusammen. Gegen 11:00 erhalten wir noch ein „Quick Brunch“, eine halbe Stunde später wird es Zeit, dass wir uns verabschieden. Auf Wiedersehen Yvonne, Sakhele und alle anderen Mitglieder der Staff. Es hat uns sehr gut gefallen und wir fühlten uns hier richtig gut aufgehoben. Natürlich bekommen unsere beiden Mädels eine besonders herzliche Umarmung. Ja, wir werden sie wirklich vermissen :kiss:



Wir können uns absolut vorstellen, bei Gelegenheit mal wieder hier vorbeizuschauen, allerdings wäre es schön, wenn sich dann wieder mehr Elis am Pool blicken lassen würden. Aber ich will nicht zu sehr jammern, damit muss man halt rechnen, wenn man in der Regenzeit hierher kommt. Dafür war es auf den Gamedrives nicht besonders staubig :laugh:

An dieser Stelle füge ich drei Bilder aus dem Jahr 2012 ein, um deutlich zu machen, was es mit dem Elibesuch am Pool auf sich hat.







Um 11:30 sitzen wir im Fahrzeug, winken ein letztes Mal und dann startet Lewis den Motor. Eine halbe Stunde später haben wir den Airstrip erreicht. Heute ist das Wetter gut, wir brauchen also keinen Ausweichflughafen. Eine Viertelstunde später landet unser Lufttaxi. Es ist eine Viersitzige Cessna. Hmmm… ich hätte mir für den verhältnismässig langen Flug durchaus eine etwas grössere Maschine gewünscht, aber da müssen wir jetzt durch. Die Maschine rollt aus, der Motor wird gestoppt und es herrscht wieder Ruhe am Airstrip. Der Pilot steigt aus uns begrüsst uns. Ich frage ihn gleich mal, wie er den Flug so einschätzt. Seiner Meinung nach haben wir wenig Turbulenzen zu befürchten, nur im Bereich Mana Pools kann es etwas unruhig werden, denn dort sind in den vergangenen zwei Tagen heftige Gewitterstürme durchgezogen. Oh je, das brauchen wir eigentlich gar nicht, aber normalerweise sind wir Sonnenkinder, mal sehen, ob sich unser Wetterglück auch diesmal bestätigt. In Somalisa hat es ja ganz gut geklappt.



Nachdem unser Gepäck verstaut ist, müssen wir noch warten, denn ein Hochzeitspaar aus den USA hat sich verspätet, weil sie mehr Zeit zum Packen und Duschen benötigten, als angenommen  Dann endlich erscheint das Fahrzeug mit den „Tranfunzeln“ und wir können starten. So, jetzt wird Lewis noch einmal fest gedrückt und für sein Engagement in den letzten drei Tagen gelobt, dann steigen wir ein und bald darauf rollen wir in Startposition. Der Pilot teilt uns noch mit, dass wir ohne Zwischenlandung zum Kanga Airstrip fliegen. Geschätzte Flugzeit: 2 Stunden. Wenig später röhrt der Motor, wir schaukeln die staubige Startbahn entlang und schon sind wir in der Luft. Die Maschine fliegt eine kleine Kurve, dann fliegen wir neuen Abenteuern entgegen.

... wird fortgesetzt ...

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Mannomannomann! Jetzt sind schon wieder siebe Tage ins Landgezogen, bevor ich wieder etwas einstellen kann :angry:
Aber jetzt habe ich zumindest einen kleinen Teil geschafft !

Mittwoch 16.11.2016 - Mittagszeit

Unter uns zieht die trockene Savanne des Hwange vorbei, dann taucht die Parkgrenze auf, weiter geht es Richtung Nordosten. Wir überfliegen das Nordmatabeleland, die Landschaft wird schroffer, ein Gebirge taucht auf, ein Fluss durchschneidet den Stein. Wir haben das Charisa Escarpment erreicht. Zum Glück bleibt das Wetter gut, die Maschine ruckelt ab und zu ein wenig, wenn wir am Rand von grösseren „Wolkengebirgen“ entlang fliegen, aber alles in allem ist es ein sehr ruhiger Flug. Sogar die frischgebackene Ehefrau aus den USA, die schnell luftkrank wird und sich auf der hinteren Sitzbank der Cessna fast in Embryohaltung zusammengerollt hat, schaut ab und zu aus dem Fenster und gibt ihrem Ehemann Zeichen, dass sie immer noch lebt.



Etwa 1 ½ Stunden nach unserem Start wird es blau und dunstig am Horizont, das nördliche Ufer des Karibasees rückt in unser Blickfeld. Auf der anderen Seeseite können wir die Häuser des Städtchens Kariba erkennen.







Wir überqueren die nördliche Küste, dann fliegen wir über einige Berge, die immerhin bis zu 1.000 Meter hoch sind. Ziemlich genau 2 Stundenspäter erstreckt sich unter uns flaches Land bis zum Zambezi und den Hügeln Zambias im Hintergrund.







Wir sind bereits in den Sinkflug übergegangen, ein paar Minuten später liegt der Airstrip direkt vor uns. Am Rand warten bereits zwei Safarifahrzeuge auf uns. Als wir tiefer gehen, sehen wir rund um die Landezone viele Wasserpfützen. Hier muss es bis vor kurzem noch geregnet haben. Unser Pilot landet sanft, bremst die Maschine ab und rollt zum Haltepunkt. Das Hochzeitspaar aus den USA ist sichtlich froh, dass wir endlich wieder festen Boden unter den Füssen haben. Wenn ich es mir so überlege, geht es mir eigentlich genauso. Zwei Stunden in einem kleinen Buschflieger sind absolut genug.





Wir steigen aus und werden von den Fahrern begrüsst. Welcher Gast will zu welchem Camp ? Das Hochzeitspaar will weiter zum Fluss ins Zambezi Life Styles Camp, wir verabschieden uns von ihnen, sie werden wir in zwei Tagen wieder sehen. Unser Guide stellt sich vor. Sein Name ist Bono und er ist uns von Anfang an sehr sympathisch. Mit unserem ersten Eindruck sollten wir in den nächsten drei Tagen richtig liegen. Unser Seesack ist schnell verladen, wir warten noch, bis die Maschine wieder gestartet ist, dann fahren wir los. Wir brauchen nicht sehr lang zum Camp, die Entfernung per Luftlinie beträgt nur ca. 5 km. Wir durchfahren ein trockenes Flussbett, als wir auf der anderen Seite das Steilufer überwunden haben, bietet sich uns ein interessantes Bild. Hier hat früher ein Dorf gestanden, die Einwohner mussten jedoch nach der Gründung des Mana Pools NP ihre Heimat verlassen. Die gesamte Fläche hat keinen Bewuchs und der heftige Regen hat im Laufe der Zeit kleine Canyons geschaffen.



Um 15:15 erreichen wir unser Ziel, das Kanga Camp. Die Managerin wartet bereits auf uns und stellt sich auch gleich vor. „Mein Name ist Ruth, herzlich willkommen in Kanga!“. Meine Frau und ich müssen natürlich grinsen. „Ich heisse auch Ruth“ sagt meine Frau, beide Frauen lachen und umarmen sich. „Ich kenne nicht viele Ruths“ sagt die Managerin, „I´m really happy to meet you.“ Während ein Mitglied der Staff bereits unseren Seesack zum Zelt bringt, bietet uns Ruth ein Getränk unserer Wahl an und führt uns zu einem Sofa. Wir setzen uns und erhalten – wie immer – einige grundlegende Infos zum Camp.
Kanga liegt an der gleichnamigen Pan, besteht aus 6 Zelten und kann maximal 12 Gäste beherbergen. Die Main Area ist unter riesigen Bäumen gebaut , die bilden auch gleichzeitig das natürliche Dach. Es gibt zwei Beobachtungsdecks mit Blick auf das Wasserloch und einen kleinen Pool. Das Essen wird auf einem der Decks an einem langen Tisch serviert. Während des Tages kann man sich an einem Kühlschrank in der Main Area bedienen, der mit allen möglichen Getränken gefüllt ist.
Kanga bietet Gamedrives und Bushwalks an, man kann ausserdem einen Tagesausflug zum Zambezi machen. Die Gamedrives starten während des Sommers am Morgen um 06:00 und am Nachmittag um 16:30. Wann man wieder zurück kommt hängt natürlich davon ab, was man so zu sehen bekommt. Obwohl ich mich normalerweise davor hüte, irgendwelche besondere Erwartungen zu haben (die Tiere machen ja doch, was sie wollen), habe ich diesen Ort ausgewählt, weil ich liebend gerne Elis fotografieren möchte, die auf ihren Hinterbeinen stehen, um ans saftige Laub der Bäume zu kommen. Ob das wohl klappen wird? Der Vorteil des Kanga Camps ist, dass es in nächster Nähe keine andere Wasserstelle gibt, die Tiere müssen also – zumindest in der Trockenperiode – hierher kommen, um ihren Durst zu löschen.















Managerin Ruth hat alles erklärt, unsere Gläser sind geleert, wir können uns auf dem Weg zum Zelt machen. Die Unterkünfte liegen in einer Reihe entlang des Wasserlochs. Wir laufen ein Stück bis zu Nummer 5. Als wir unser Zelt erreichen, kommt es uns irgendwie vertraut vor. Genauso haben die ursprünglichen Zelte im Somalisa Camp ausgesehen, bevor alles „upgegraded“ wurde. Man öffnet die Plane an der Stirnseite, rechts ist das grosse Bett, links ein kleiner Schreibtisch, ein Stuhl und ein Ventilator. Im hinteren Teil befindet sich der Ankleidebereich, ausserhalb des Zeltes – aber trotzdem mit Blickschutz – findet man Toilette, Dusche und Waschbecken. Die Ausstattung ist also nicht besonders luxuriös, erfüllt aber absolut ihren Zweck.

















Es gibt allerdings drei Dinge, die wir bei Managerin Ruth reklamierten, auch wenn es einigen Lesern wie „jammern auf hohem Niveau“ vorkommen mag. Man darf aber nicht vergessen, dass man für das Camp nicht gerade einen Schnäppchenpreis bezahlt.
1. Die Toilette ist nicht überdacht. Wenn es also heftig regnet und man muss mal dringend, dann kann man kein Toilettenpapier benutzen, denn es wäre sofort durchweicht.
Ein kleiner Trost: wenn man seine Hände benutzt, werden die durch den Regen ja gleich wieder gesäubert :whistle:
2. Den Boden des gesamten Sanitärbereichs bedeckt eine Art Beton (das sage ich als Laie). Der heizt sich während des Tages gewaltig auf. Barfuss rumlaufen ist also unmöglich.
Der Vorteil: Man kann ohne Probleme für den kleinen Hunger zwischendurch ein Spiegelei auf dem Boden backen :lol:
3. Leider gibt es für das Zelt keinen Schatten. An ein entspanntes Mittagsschläfchen ist bei einer Temperatur von bis zu 42° Celsius im Zelt nicht zu denken. Da hilft auch kein Ventilator, denn der erinnert dann eher an einen Fön.
Der Vorteil: Man kann sich mit nassen Haaren vor den Ventilator platzieren und ruckzuck sind sie wieder trocken :whistle:

Ich wiederhole mich: Das mögen gerade für passionierte Camper absolute Lappalien sein, aber wenn man vorher in einem Luxuscamp wie Somalisa war, dann sollte man auf kleine Unannehmlichkeiten vorbereitet sein. Ich habe da so meine Erfahrungen mit reklamierenden Gästen gemacht, gerade wenn sie aus den USA kamen.

Meine Frau und ich gönnen uns eine Dusche, wir ziehen uns um und dann wird es auch schon wieder Zeit für den „High Tea“. Jetzt treffen wir Carol wieder. Wir hatten sie in Somalisa kennen gelernt und sie war bereits einen Tag früher nach Kanga geflogen. Sie berichtet uns, dass es gestern heftige Gewitterstürme gab und sie keinen Schritt vor das Zelt gehen konnte. Tja, wäre sie mal lieber mit uns „Sonnenkindern“ geflogen, der heutige Tag ist trocken und sonnig B)

Um 16:30 verlassen wir das Camp zum Gamedrive. Unser Guide ist Reggie, sonst kommt niemand mit. Wir fahren zuerst Richtung Airstrip, dann biegen wir ab in ein Wäldchen. Etwas entfernt sehe ich ein paar Vögel am Boden. Sie sehen zwar aus wie Perlhühner, aber der Kopf … „Das sind doch keine normalen Perlhühner“ sage ich. Reggie stimmt mir zu. „Das sind Crested Guinea Fowls“ antwortet er. Sofort bin ich im „Jagdmodus“. Kräuselhauben-Perlhühner habe ich noch nie vor die Linse bekommen, die möchte ich unbedingt aufnehmen! Reggie nähert sich langsam, doch die Hühner sind scheu und verschwinden im dichten Busch. „DAS IST GEMEIN!“ rufe ich, aber die Vögel haben kein Herz für mich, sie lassen sich nicht mehr blicken.

Wir fahren weiter, mal da hin, mal dorthin. Das einzige, was wir aufstöbern, sind ein paar Impalas, aber selbst die sind scheu und verdrücken sich sofort. Ruth und ich sind etwas enttäuscht, das muss ich gestehen, ein wenig mehr Wildlife hätten wir hier erwartet. Ein Stück weiter muss wenigstens eine Emerald-spotted wood dove (Bronzeflecktäubchen) dran glauben, die habe ich auch noch nicht so oft gesehen. Die Minuten verrinnen, ein scheues Kudu, noch ein paar flüchtende Impalas, mehr geht einfach nicht. Hmmm… it´s quiet in the bush! Ja, aber heute so richtig quiet :dry:



Reggie kann uns auch nicht aufheitern. Wir wissen nicht warum, aber irgendwie springt bei ihm der Funke nicht über. Es ist ja nicht so, dass er nichts wüsste oder sich nicht bemühen würden, wir haben aber nicht wirklich Spass zusammen und meine etwas emotionale Frau lässt ihn das auch spüren, indem sie ihn einfach ignoriert.
Gegen 18:15 stoppen wir auf einer freien Fläche zum Sundowner. Auch der kann speziell meine Frau so gar nicht erheitern, denn der Platz ist mit relativ hohen Bäumen gesäumt und die Sonne ist schon unsichtbar, bevor sie sich überhaupt rot verfärbt hat. Oh, oh, heute läuft es nicht, sorry Reggie. Kurz darauf steigen wir wieder ein und unser Guide bringt uns zum Camp zurück. Carols Frage „Na, wie war es, habt ihr was Schönes gesehen“ beantwortet meine Frau mit einer Art knurren. Naja, morgen wird alles bestimmt viel besser :S

Wir verzichten auf einen Besuch im Zelt, sondern bleiben auf dem Beobachtungsdeck, gönnen uns noch einen Weisswein und schauen in der Dämmerung den Pavianen beim Trinken zu. Um 19:30 bittet man uns zum Dinner, der Weg ist kurz, denn wir müssen nur etwa 10 Meter laufen. Draussen am Wasserloch haben inzwischen die Kröten ihr Konzert gestartet. Mensch, das ist ja wie in Somalisa, was will man mehr :whistle:
Beim Dinner sitzen Ruth und Ruth nebeneinander, Carol und ein weiterer Gast runden die gemütliche Gruppe ab. Bei angenehmen Gesprächen mit angenehmen Sitznachbarn haben wir den Anflug von schlechter Laune schon bald hinter uns gebracht. Wie immer lassen wir uns etwa zwei Stunden später zum Zelt bringen. Inzwischen hat es etwas abgekühlt und die Temperaturen sind absolut erträglich. Also, noch eine kurze Katzenwäsche, Zähne geputzt und ab geht´s ins Bett. Draussen hören wir eine Hyäne. Mensch, dieses Tierchen hat uns aber lange nicht mehr in den Schlaf gesungen! Wir lauschen in die Nacht. Ist da eine Antwort weit entfernt? Während wir noch überlegen, sind wir auch schon eingeschlafen.

... wird fortgesetzt ...

Letzte Änderung: 22 Feb 2017 09:40 von leofant.
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Liebe Fomis,
nachdem ich durch eine Grippe "out of order" war, geht es heute mit Tag Nummer 5 weiter. Es gibt nicht viele Bilder, sondern überwiegend Text, denn es gab einfach nicht viel zu fotografieren :S
Das sollte sich zum Glück am letzten Tag zumindest ein bisschen ändern.

Donnerstag 17.11.2016

Für was haben wir einen Wecker mit? Eigentlich brauche ich keinen, denn das liebe Federvieh sorgt schon dafür, dass wir nicht verschlafen. Aber – ich hatte es in der Vergangenheit schon mal erwähnt – diese Art Wecker ist mir viel lieber, als das elektonische Piepsen unseres Reiseweckers. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 05:30 und siehe da! Die beste aller Ehefrauen öffnet auch schon die Augen. Also, los geht´s, mal schauen, ob wir heute mehr Wildlife entdecken können als gestern. Katzenwäsche, Zähneputzen, anziehen, und schon sind wir unterwegs zur Main Area. Draussen am Wasserloch verschwindet gerade eine Hyäne im Buschwerk. Ich denke mal, die hat uns letzte Nacht in den Schlaf „gesungen“ ;)

Es ist noch nicht mal 06:00, aber Familie Leofant macht es den wilden Tieren nach, hebt die Nase in den Wind und wittert den Duft von frischem Kaffee. Ach ja! Vor uns auf dem Tisch steht ja eine Kanne. Unser „Kellner“ wird mit einem fröhlichen „Good morning“ begrüsst, meine Frau kommt ihm zuvor und giesst uns einen Kaffee ein. Yoghurt ist auch schon da, der erste Teil des Frühstücks kann also stattfinden. Kaum öffnen wir den Brotkorb, da haben wir auch schon Besuch. Den Räuber, der sich da so früh heranpirscht, identifiziere ich als „Yellow-bellied-Greenbul (Gelbbauchbülbül)“. Er hat überhaupt keine Angst vor uns und lässt sich auch nur einen Meter weit verscheuchen.



Wir setzen uns an den Tisch und geniessen die Wärme der aufgehenden Sonne. Der Himmel ist blitzeblau, nur einige Schäfchenwolken ziehen vorbei. Während ich ganz entspannt meinen Blick über das Wasserloch schweifen lasse, erscheint ER auf der Bildfläche. Ein stattlicher Elefantenbulle nähert sich unserem Viewig Deck, das ja von mächtigen Bäumen beschattet wird. Kurz davor bleibt erstehen und reckt den Kopf Richtung Äste. Oh ja! Bitte, bitte, stell dich auf deine Hinterbeine und rupfe ein paar Blätter ab! Leider macht der graue Riese seinem Namen alle Ehre. Er bleibt, wo er ist, fährt seinen Rüssel aus und kommt damit mühelos an sein Frühstück. Ich muss tief seufzen. Mensch Eli, ich hätte dich so gerne auf nur zwei Beinen abgelichtet :unsure:



Inzwischen kommen weiter Gäste, aber der Bulle lässt sich nicht stören. Wir sitzen am Tisch, schlürfen unseren Kaffee und beobachten das Rüsseltier. Plötzlich werden wir auf eine etwas unangenehme Art abgelenkt. Der Grund: Die Regenzeit hat ja vor wenigen Tagen begonnen. Das wiederum war das Startsignal für gefühlte 100.000 Zikaden, die es sich in den mächtigen Bäumen über dem Camp bequem gemacht haben und nun ein ohrenbetäubendes Konzert starten. Und wenn ich schreibe „ohrenbetäubend“, dann meine ich es auch so. Ich bin schon an Bäumen voller Zikaden vorbei gekommen und ich weiss, dass sie laut sein können, aber das hier übertrifft all unsere Erfahrungen. Wenn wir uns unterhalten wollen, dann müssen wir uns anschreien, oder mit Zeichensprache arbeiten. Unglaublich, aber wahr.
Guide Bono gesellt sich zu uns, er wird uns heute betreuen. Bono schlägt einen Bushwalk vor, wir stimmen zu. Mit uns kommt noch Carol aus den USA, die kennen wir ja schon, sie ist eine nette unaufdringliche ältere Dame. Um 06:30 starten wir unsere Tour. Als wir uns vom Camp entfernen, nimmt der Lärm der Zikaden ab und wir können wieder mit normaler Lautstärke reden. Was für eine Wohltat!

Wir fahren zunächst verschiedene Pfannen ab, aber ausser ein paar scheuen Impalas ist absolut nichts zu sehen. Warum sind die Tiere hier so nervös? Bono zuckt mit den Schultern, er hat auch keine gute Erklärung dafür. Gegen 07:00 stoppen wir am Rand eines Wäldchens und steigen aus. Bono schnappt sich sein Gewehr und Carol, Ruth und ich marschieren – wie gewohnt – in einer Reihe hinter ihm her. Ab und zu stoppen wir und er erklärt uns mit leiser Stimme verschiedene Bäume, Pflanzen oder Insekten. Wir sehen eine Bewegung zwischen den Bäumen, ein Trupp Paviane bewegt sich ohne Hast von uns weg. Nur ab und zu stoppt ein Affe und schaut kritisch in unsere Richtung. Dann hören wir ein schrilles Gezeter, irgendwo da vorne haben einige Mitglieder der Gruppe scheinbar eine ernsthafte Meinungsverschiedenheit. An den unteren Ästen eines Baums hängen grosse Bienenwaben, dort summt und brummt es, aber uns lassen die Bienen in Ruhe.







Wir wandern weiter und Bono hebt die Hand. Gespannt schauen wir in eine bestimmte Richtung, dann können wir eine Herde von Elenantilopen ausmachen. Jetzt haben die Tiere uns entdeckt, sie traben davon, ohne sich auch nur einmal nach uns umzuschauen. An einer Lichtung angekommen, können wir einige (European) Bienenfresser beobachten. Weiter hinten, im Schatten eines Baumes, beäugt uns ein stattlicher Kudubock. Er lässt uns relativ nahe herankommen, bevor er sich in den Wald zurückzieht. Das schnelle Hämmern zu unserer linken kennen wir, es stammt von einem Specht, der auf Insektensuche ist.





Gegen 09:00 sind wir wieder am Ausgangspunkt Auch wenn es eigentlich gar nicht so viel zu sehen gab, hat Bono die letzten zwei Stunden sehr kurzweilig gestaltet, wir sind zufrieden. Die nächsten 1 ½ Stunden im Auto sind allerdings wieder langweilig. Wirklich interessante Tiere wollen sich einfach nicht zeigen. Um 10:30 sind wir wieder im Camp. Wir bedanken uns – natürlich wieder bei einem Höllenlärm – bei Bono, holen uns ein kühles Getränk und setzen uns in einen bequeme Sessel. Was gibt es neues am Wasserloch? Verschiedene Paviangruppen kommen ans Ufer, einige Kudus lassen sich blicken, es folgen die Warzenschweine. Zwischendurch fotografiere ich kleine Eidechsen, die in meiner Nähe herumkriechen. Am Wasserloch erscheinen immer wieder verschiedenen Vögel, die würde ich gerne im Flug aufnehmen, aber dafür habe ich nicht genug Brennweite. Hmmm… es wäre mal wieder Zeit für einen Eli, der passt gut aufs Bild :whistle:







Um 11:30 sitzen Ruth und Ruth, Carol und Walter beim Lunch zusammen. Es ist ziemlich heiss und wir sind ziemlich träge. Die Unterhaltung ist – wegen der Zikaden – nicht immer einfach. Bono erscheint und setzt sich neben meine Frau. Inzwischen bedecken hier und da ein paar dunkle Wolken den Himmel. Plötzlich tropft es. Ruth sitzt da, schaut zu Bono und sagt: „Bono, ich glaube, es regnet heute noch. Schau, ich bekomme schon ein paar Tropfen ab.“ Bono grinst breit und antwortet: „Nein, nein, Ruth! Das sind keine Regentropfen, das ist ZIKADENPIPI!“ Ruths entspanntes Lächeln erstarrt innerhalb einer Zehntelsekunde und wir greifen automatisch nach unseren Servietten, um wenigstens die Getränke zu schützen. Naja, wenigstens ist es ein reines Naturprodukt, das da unsere Getränke und unser Essen „versüsst“ :whistle:

Nach dem Lunch, laufen wir in Richtung Zelt, nehmen eine Dusche und relaxen. Es ist zwar verdammt heiss hier, aber dafür ist es wunderbar ruhig :)

Um 15:30 sind wir wieder auf dem Viewig Deck, um 16:00 gibt es Kaffee, Tee und Knabbereien, eine halbe Stunde brechen wir auf zum Nachmittags-Gamedrive. Und wieder heisst es: TOTE HOSE ÜBERALL.



Eine gute Stunde später brechen wir den Gamedrive ab und kehren zum Camp zurück. Bevor wir sinnlos durch die Gegend fahren, sitzen wir lieber am Wasserloch und trinken ein, zwei Gläser Weisswein. Als wir ankommen, erkennt Managerin Ruth den Ernst der Lage sofort und bringt uns quasi in Sekundenschnelle einen kühlen Weisswein. Danke Ruth, das haben wir jetzt gebraucht!
Irgendwann setzt die Dämmerung ein, am Wasser erscheinen ein paar Büffel, ein paar Impalas und Kudus und natürlich die unvermeidlichen Paviane. Davon gibt es in der Gegend einige. Aber alle haben sehr viel Respekt und kommen dem Camp nicht zu nah, da haben wir in der Vergangenheit aber schon ganz andere Erlebnisse gehabt.





Um 19:30 wird das Dinner serviert, an meiner Seite sitzt Bono. Das gefällt mir, denn wir beide verstehen uns sehr gut und ich frage ihn nach interessanten Geschichten aus seinem bewegten Leben als Guide, die erzählt er natürlich gerne.



Gerade als ich mit meinem Essen fertig bin, erscheinen drei Elefanten am Wasserloch. Sie stochern mit dem Rüssel etwas lustlos im Wasser herum, in dem Moment kann ich hören, wie die elektrische Pumpe startet, die frisches Wasser in die Wasserstelle pumpt. Es dauert keine halbe Minute, da setzt sich der erste Eli in Bewegung und kommt auf uns zu. Das Wasser fliesst direkt unterhalb des Viewing Decks zur Wasserstelle und das weiss der Elefant natürlich ganz genau. Die grauen Riesen lieben Frischwasser und tun (fast) alles dafür, um an die Quelle heran zu kommen. Ich schnappe mein Weinglas und laufe ganz dicht an den Rand. Vor mir – quasi Auge in Auge – steht der Bulle, zieht das Wasser in den Rüssel, hebt den Kopf und lässt das kühle Nass gluckernd in seinen Magen laufen. Dann senkt er wieder den Kopf und saugt Nachschub an. Als ich näher komme, rede ich leise mit ihm, damit er nicht erschrickt. Dann setze ich mich auf einen Stuhl. Ich rede weiter mit ihm, aber er ist voll auf seinen „Sundowner“ konzentriert und beachtet mich nicht. Wenn ich jetzt die Hand ausstrecken würde, dann könnte ich ihm die Stirn tätscheln, ich muss sagen, dass ist ein absolut verlockender Gedanke! Aber natürlich weiss ich, was sich gehört und lasse es sein. So kann ich bestimmt 5 Minuten mit ihm sprechen und ihm wirklich ganz, ganz nahe sein. Das wiegt die Enttäuschungen mangels guter Tiersichtungen während des Tages locker wieder auf.
Die anderen zwei Kumpels haben sich inzwischen auch der Stelle genähert, aber „mein“ Eli, stoppt nur kurz, dreht seinen Kopf in ihre Richtung, prustet und schon ziehen sich die augenscheinlich etwas jüngeren Kumpanen wieder ans Wasserloch zurück. Irgendwann hat der Bulle genug, und läuft wieder langsam und bedächtig in die Dunkelheit hinaus, Die anderen beiden folgen ihm mit gebührendem Abstand.

Ich setze mích wieder an den Tisch und bin immer noch euphorisiert von dieser Begegnung. Ich glaube ich brauche noch einen Wein! Bono lächelt und nickt verständnisvoll. „Ich kann dich gut verstehen, Walter, auch ich liebe Elefanten.“ Dann kommt seine nächste Frage: „ Wie sieht´s aus, wollen wir morgen Vormittag an den Zambezi fahren?“ Mensch, das ist eine gute Idee an unserem letzten Tag. „Wer kommt noch mit?“ „Carol fliegt morgen Vormittag wieder ab, also fahren nur Ruth, du und ich“ sagt Bono. Hey, das ist ja meine Wunschbesetzung! Wir lassen uns zum Zelt bringen und irgendwie freue ich mich schon auf den nächsten Tag, auch wenn es unser letzter Tag in Kanga ist.

... wird fortgesetzt ...
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16 Feb 2017 18:30 #464377
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Freitag 18.11.2016

Auch der nächste Morgen beginnt für uns bereits, bevor sich der Reisewecker bemerkbar macht. Natürlich finden wir uns wieder um kurz vor 06:00 zum Frühstück ein und sind auch heute fast die Ersten. Die Einzigen, die schon vor uns wach sind, sitzen zu tausenden in den Bäumen und geben ein Morgenkonzert. Bald darauf erscheint Bono und um ca. 06:30 sitzen wir im Fahrzeug. Auf geht´s zum Zambezi! Das ist meine letzte Gelegenheit, Elefanten zu erleben, die „Männchen machen“, ob es wohl klappen wird?

Wir fahren eine Holperpiste entlang, das Gelände ist relativ hügelig und führt durch einen Wald. Das Orange der abgefallenen Blätter und das Braun der Bäume, die wie tot aussehen, sind die vorherrschenden Farben. Nur manchmal lugt frisches, zartes Grün an der Spitze der Zweige oder an manchen Büschen hervor. Bono gibt Gas und wir geniessen die „African Massage“ bzw. die Sportart „Bullenreiten“, denn wir werden bei dem Auf und Ab öfter kräftig durchgeschüttelt. Aber Fakt ist: Diese Art der Fortbewegung hält die Hüften geschmeidig! :laugh:

Tiere sind in diesem Wald keine zu sehen, er wirkt absolut ausgestorben. Plötzlich sehen wir eine dunkle Wolke, die teilweise über der Piste wabert. Was ist das denn? Bono rät uns: „Haltet etwas vor Mund und Nase!“ und dann haben wir auch schon die Wolke erreicht. Sie besteht aus hunderten von fliegenden Ndebele Ants, die am Anfang der Regenzeit ausschwärmen, ganz ähnlich wie die Termiten. Diese Ameisenart ist ziemlich gross und wenn die Insekten zubeissen, dann tut das richtig, richtig weh, ich kann ein Lied davon singen! Ausserdem stinken sie fürchterlich, wenn man sie im Fahrzeug zerquetscht oder auch nur mit dem Auto drüberfährt. Also machen wir uns blitzartig so klein wie möglich und hoffen, die Wolke unbeschadet zu durchqueren. Das gelingt uns auch glücklicherweise. Aber den Gestank haben wir noch etwas länger in der Nase.
Nach 20 Minuten verlassen wir den Wald und erreichen eine topfebene, sandige Fläche, die mit Büschen und hochstämmigen Palmen bestückt ist. Begrüsst werden wir von einem Warzenschwein, das uns ein paar Sekunden mustert, bevor es mit hochgestelltem Schwanz das Weite sucht. Die Berge auf der zambischen Seite sind ein ganzes Stück näher gerückt.









Wir folgen der Piste, die Bäume links und rechts rücken noch einmal eng an uns heran, der Weg beschreibt einen Bogen, dann können wir den Zambezi vor uns sehen. Wir haben unser Ziel erreicht. Bono fährt jedoch nicht zum Ufer, sondern biegt erst einmal rechts ab. Hier, in der Nähe des Flusses gibt es viele mächtige, dicht belaubte Bäume, das ist ein schöner Kontrast zu dem „toten“ Wald, den wir durchquert haben. Ein Stück weiter stehen vier Elefanten verschiedenen Alters im Schatten eines Baums.
„Oh, da ist Boswell“ sagt Bono, „wollen wir ihn besuchen?“. „Wieso kennst du ihn?“ frage ich. „Das ist einer der Elefanten, die sich auch mal auf die Hinterbeine stellen“ antwortet Bono, der meinen grossen Wunsch natürlich kennt. „Das hört sich gut an, wir dürfen hier aussteigen?“ „Ja, sagt Bono, im Mana Pools Park darf man aussteigen, no problem.“ Na da bin ich doch sofort dabei :woohoo:

In Höhe der Elis halten wir an und steigen aus. Bono nimmt sein Gewehr, dann nähern wir uns den Elefanten. Ab einer gewissen Entfernung ducken wir uns, um kleiner zu wirken. Schritt für Schritt kommen wir näher, meine Frau folgt uns mit ein paar Metern Abstand. Die sanften Riesen, die gerade ihrem Namen alle Ehre machen, beobachten uns zwar neugierig, man sieht es ihnen aber an, dass sie völlig entspannt sind. Dann hocken bzw. setzen wir uns auf den Boden und beobachten die Elis. Einer aus der Gruppe fühlt sich gestört und verlässt uns. Als er sich ein Stück entfernt hat, wirkt er im Vergleich zu den grossen Bäumen richtig zierlich.



Boswell wiegt seinen Körper leicht hin und her, die zwei „Schüler“ stehen halb hinter ihm, er signalisiert ihnen vermutlich, dass von uns keine Gefahr ausgeht, denn sie haben keine Absicht, den Abstand zu uns zu vergrössern. Ich finde die Perspektive, die wir jetzt haben, richtig toll. Wenn man auf dem Boden sitzt und ein grosser Bulle gar nicht weit entfernt auf einen hinunterschaut, das hat schon was Beeindruckendes!









Ich konzentriere mich auf Boswell, schaue ihm tief in die Augen und übermittle ihm meinen Wunsch, er solle sich doch bitte einmal, nur ein einziges Mal auf die Hinterbeine stellen. Habe ich das richtig erkannt? Ich glaube er hat gerade leicht mit dem Kopf geschüttelt. Schade! Vermutlich ist es ihm einfach zu warm an diesem Vormittag und er mag sich nicht bewegen. Ich kann ihm deshalb nicht wirklich böse sein, denn alleine das Erlebnis, ihm so nahe zu sein, ist einfach einzigartig.
So sitzen wir eine halbe Stunde auf unserem Platz und – ja es klingt pathetisch – ich fühle die Vibes, die zwischen Boswell, Bono und mir bestehen. Bono und ich schauen uns an und ich habe das Gefühl, wir grinsen um die Wette. Langsam wird es aber doch zu heiss, denn wir sitzen in der prallen Sonne. Also erheben wir uns und bewegen uns in geduckter Haltung wieder zurück. Boswell schaut uns nach, bis wir das Fahrzeug erreicht haben, dann döst er wieder vor sich hin. „Danke, Bono, das war wirklich unbeschreiblich! Wir werden wieder kommen und dann müssen wir den Besuch wiederholen“ sage ich. Bono strahlt und nickt. „Klar Walter, wann immer du willst …“



Auch Ruth ist sehr zufrieden mit diesem Kurzausflug und zeigt uns die Bilder, die sie mit unserer und Bonos Kamera gemacht hat.



Dann fahren wir weiter. Bono dreht sich zu mir um. „Hast du Lust, mal kurz das Lifestyles Camp zu besuchen? Wir sind zwar nicht angemeldet, aber ein kurzer Stopp sollte kein Problem sein.“ Na klar habe ich Interesse, mir diese Unterkunft anzuschauen. Zehn Minuten später, wir sind jetzt am Flussufer, halten wir auch schon an.
Das Zambezi Lifestyles Camp besteht aus 6 Zelten mit je 2 Betten, also können maximal 12 Gäste hier übernachten. Die Zelte sind am Flussufer aufgereiht und man schaut über den Zambezi hinüber nach Zambia. Die Managerin begrüsst uns und ich darf mir eines der Zelte ansehen. Es ist nicht wahnsinnig luxuriös, aber es ist alles vorhanden, was man so braucht. Es gibt einen Sanitärbereich mit einer „normalen“ Spültoilette, einer Waschschüssel sowie eine sogenannte „Bucket Shower“, also warmes Wasser auf Bestellung. Ich finde die Umgebung super und würde hier gerne mal 2 Nächte verbringen, aber leider langt unsere Zeit dafür nicht.













Gerade als wir uns wieder verabschieden wollen, kommen zwei Gäste mit Guide von einem Bushwalk zurück. Es ist das Hochzeitspaar aus den USA, das wir auf dem Hinflug kennengelernt haben. Sie berichten ganz aufgeregt, dass sie sich an einen männlichen Löwen angeschlichen haben und zeigen uns ein Foto. Ich muss – etwas neidisch – eingestehen: Das war ganz schön nah und das Bild ist richtig gut geworden. Diese Gelegenheit hatte ich, als wir im Hwange das Rudel verfolgt haben, leider nicht :S

Dann verlassen wir endgültig das Camp und entfernen uns wieder vom Fluss. Links und rechts der Piste sehen wir einige Impalas, Kudus oder auch mal ein Warzenschwein. Komischerweise wirken die Tier hier um einige entspannter, als im Kanga Camp. Die Fluchtdistanz ist auf jeden Fall wesentlich geringer.



Eine Viertelstunde später tritt Bono auf die Bremse und macht den Motor aus. Ganz in unserer Nähe, im Schatten einiger Bäume, steht eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb. Das Besondere: An ihren Hinterbeinen sieht man noch das verkrustete Blut und der kleine Eli hat noch seine Nabelschnur. Die Geburt kann also nicht lange her sein, vermutlich irgendwann in der letzten Nacht. Das Junge steht noch ziemlich wackelig, die Hinterbeine gespreizt, damit es nicht umfällt. Zu unserer Verwunderung zieht sich die Mama nicht sofort in den Busch zurück, sondern sie beobachtet uns zwar eingehend, akzeptiert aber unsere Nähe. Was mir noch auffällt: Wenn wir in der Vergangenheit Elefantenbabies gesehen haben, dann hatten die eine rosa Farbe, dieses Kleine aber ist grau, nur die blauen Augen zeigen, dass es sich um ein Kind handelt.







Das Baby stupst seine Mama an und versucht herauszufinden, wo sich denn wohl die Milchbar befindet. Augenscheinlich hat es bisher noch nicht getrunken. Das macht uns ein wenig nervös, denn es ist ja immerhin schon ein paar Stunden alt und braucht bestimmt dringend einen kräftigen Schluck der nahrhaften Milch! Immer wieder sucht es zwischen den Hinterbeinen, ist dort aber logischerweise nicht erfolgreich. Die Mama weiss scheinbar nicht, was zu tun ist, denn das Einzige, was ihr einfällt ist, das Kind immer wieder mit Sand einzupudern. So geht das eine Viertelstunde lang, das Kind sucht und sucht, die Mutter weiss nicht wirklich, wie sie sich verhalten soll. Und jetzt? Werden wir hier etwa Zeuge, wie das Kleine langsam an Kraft verliert und verdurstet? Die Stimmung im Fahrzeug ist merklich gedämpft. Meine Frau, die ja gerne hilft, kämpft mal wieder gegen den Drang an, auszusteigen und dem Baby die richtige Stelle zu zeigen.





Plötzlich geschieht etwas Faszinierendes. Es knackt im Busch. Wir waren so fokussiert auf das scheinbare Drama, dass wir nicht bemerkt haben, wie sich eine weitere Elefantendame dem Platz nähert. Kurz bevor sie Mutter und Kind erreicht, dreht sie sich um und läuft jetzt ganz langsam rückwärts weiter. Dann ist sie nahe bei Mutter und Kind und tatsächlich! Sie schiebt das Baby mit ihrem Rüssel zu den Zitzen der Mutter, das kleine erforscht kurz die „unbekannte Gegend“, um dann mit sichtlichem Genuss die Milch zu trinken. Wir vermuten, die Mama hat eine erfahrene Schwester oder Tante gerufen, die wollte keine Unruhe und hat sich deshalb rückwärts genähert. Jetzt sind wir allerdings alle happy, Mama, Kind, Tante, Guide Bono, sowie Ruth und ich. Alles ist gut ausgegangen und wir mussten kein Drama erleben!

Erleichtert startet Bono den Motor und wir fahren weiter. Ein paar Minuten später kreuzt ein weiterer imposanter Elefantenbulle unseren Weg. Er läuft ein paar Schritte weiter, stellt sich unter einen Baum, rechts Kopf und Rüssel in die Höhe und erreicht – zu meinem Bedauern – die unteren Zweige, die voller Blätter sind. Wieder habe ich Pech gehabt :evil:





Wir folgen der Piste, die wieder Richtung Zambezi führt und Bono sucht uns einen schattigen Platz direkt am Ufer. Jetzt machen wir erst einmal eine Kaffeepause. Wir plaudern über dieses und jenes und schon ist eine halbe Stunde vorbei und wir starten erneut.



Einige Kudus rennen über die Pad, es folgt eine Herde Elandantilopen. Ein Elandbulle ist wohl ein wenig übermütig, denn er verscheucht einen Impalabock. Noch mehr Elands erscheinen, es ist richtig was los hier unten am Fluss.





Und wieder sind wir ganz nah am Zambezi. Ein einsames Hippo durchpflügt das Wasser, ein Stück weiter können wir einen Sattelstorch bei der Jagd beobachten. Danach steuern wir einen der vier Pools an. „Mana“ bedeutet nämlich vier. Hier hält sich trotz - Trockenheit – das Wasser noch und zahlreiche Wasservögel wissen das zu schätzen.











Gegen 11:00 wird es Zeit, an die Rückfahrt zu denken. Ruth und ich schauen uns an. Dieser Vormittag ging rasend schnell vorbei, auch wenn die ersten zwei Tage etwas (wie sagt der Schweizer?) harzig liefen, dieser Vormittag war richtig gut :)
Auf der Rückfahrt folgen wir einer anderen Piste. Hier kommt man nicht wirklich schnell vorwärts, denn heftige Regengüsse haben den Weg teilweise bis zur Unkenntlichkeit weggewaschen und sogar kleine Brücken, die über tiefe Furchen führten, zerstört. Ohne einen „hochbeinigen“ 4WD ist hier nicht viel zu machen.



Es ist kurz vor 12:00 als wir eine offene Fläche kurz vor dem Kanga Camp erreichen. Wir sind etwas träge durch die Schaukelei und ich träume vor mich hin. Am Rand der Pfanne stehen zwei Kudus an einem wirklich kleinen Wasserloch. Plötzlich bewegt sich der Inhalt und rennt davon! Es ist ein Hippo, das sich vor uns erschrocken hat und sofort im dichten Busch verschwindet. Ich war nicht vorbereitet und kann deshalb kein Foto machen, so ein Mist! Zwischen Kanga und dem Zambezi gibt es kein grösseres Wasserloch, auch dieses hier war gerade gross genug, damit das Flusspferd sich reinlegen konnte, aber trotzdem ist es auf der Wanderschaft, um ein neues Revier für sich zu suchen.
Bono hat uns per Funk angemeldet und das Lunch steht bereit. Nach diesem kurzweiligen Vormittag schmeckt es noch mal so gut. Während wir uns den Bauch vollschlagen, können wir einige Tiere beobachten, die zum Trinken an die Wasserstelle kommen. Kudus, Impalas, Paviane, sogar einer der scheuen Buschböcke traut sich ans Ufer.

... wird fortgesetzt ...

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Letzte Änderung: 16 Feb 2017 18:53 von leofant.
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