THEMA: Spiegelreflexkamera für Einsteiger
20 Mär 2015 11:55 #378268
  • mike303
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  • mike303 am 20 Mär 2015 11:55
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Hallo Holger,

es wurde schon viel richtiges geschrieben. Ich kenne deine geplante Tour nicht, kann aber aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass es bzgl. der Motive in Namibia ein recht breites Spektrum gibt. Diese Motive stellen mitunter recht unterschiedliche Anforderungen an die Kamera. Hier mal ein paar Anmerkungen allgemein und zu den aus meiner Sicht typischen Motiven, um aufzuzeigen, was ich meine:

1. Allgemeine Anmerkungen:
- Die Technik alleine macht kein gutes Bild. Das ist immer noch der Mensch hinter der Kamera!
- Neben den Kosten für die Kamera musst du auch an ausreichend Speicher und Akkus denken, dazu evtl. noch eine Tasche / Rucksack, Stativ ... (die Liste kann man beliebig verlängern)
- Staub ist ein Problem, wird aber oft überbewertet (wenn man sich an gewisse Regeln hält! D.h. Kamera grundsätzlich vor Staub schützen, auch im Auto! Objektivwechsel vermeiden, und möglichst nur in sauberer Umgebung durchführen, z.B. im Zimmer der Lodge, etc. ==> Hier kommt man mit einer einzigen DSLR und mehreren Objektiven schnell an Grenzen!). Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass integrierte Sensorreinigungsfunktionen von DSLRs mehr ein Verkaufs- als ein Kaufargument sind. So richtig helfen können sie nur sehr bedingt.
- In den "Grenzbereichen" (dazu später mehr) braucht es Können und Technik, dann kann es sehr schnell sehr groß und teuer werden.
- Wichtig: Soll es eine Reise mit guten Erinnerungsfotos werden, oder ist das Fotografieren der Hauptzweck? Hintergrund: Je größer und teurer das Equipment, desto mehr muss man schleppen und desto mehr muss man drauf aufpassen. Das kann (speziell für Mitreisende) ganz schön nervig werden, relativiert sich aber später beim Betrachten (guter) Bilder. :lol:

2. Landschaften:
Meistens hat man da gutes Tageslicht, d.h. die Technik der Kamera selbst wird vernachlässigbar, da mit viel Licht auch relativ "kleine" Kameras sehr brauchbare Bilder erzeugen können. Kritischer ist immer das Objektiv der Kamera (ganz gleich ob DSLR, Bridge, oder was auch immer). Pauschal kann man sagen: Je größer der Zoom-Bereich, desto schwächer die Abbildungsleistung - aber das ist natürlich eine Frage der eigenen Ansprüche.
Für Landschaften sind oft Weitwinkelobjektive gut geeignet, da sie die Weite gut einfangen können, mein Favorit sind da 24mm (bei Kleinbildformat, d.h. ca. 16mm bei den DSLRs mit APS-C-Sensor). Im Weitwinkelbereich ist jeder einzelne mm deutlich merkbar!
Natürlich ist nicht nur Weitwinkel geeignet, aber das lange Tele braucht man typischerweise etwas seltener, es sei denn ...

3. Tiere:
... man sieht Tiere. Das kann nicht nur in den Nationalparks vorkommen, sondern fast überall.
Dann benötigt man dann oft schon wieder deutlich längere Brennweiten, also ein Tele. Natürlich nicht für einen Elefantenbullen, der plötzlich direkt neben dem Auto aus dem Gebüsch kommt, es sei denn man will Detailfotos von den Augen machen.
Aber: Auch hier gibt es Grenzen. Man kann nicht beliebig entfernte Motive nah heranholen, irgendwann flimmert es einfach zu stark und wird komplett unscharf. D.h. für "normale" Bedarfe sollte ein Bereich zwischen 300 und 600 mm (bezogen auf Kleinbild) in der Regel ausreichen.

4. Tiere abends/nachts am Wasserloch im Etosha:
Das ist deutlich anspruchsvoller, das Licht ist knapp, d.h. hier braucht man meist deutlich mehr Technik, angefangen vom Stativ über eine richtig gute Kamera bis hin zu guten Objektiven (= groß + schwer + teuer). Wir haben solche Bilder mit einer richtig guten DSLR und 2 verschiedenen Bridge-Kameras gemacht, da wird der Unterschied schon klar.

5. Sternenhimmel (MIlchstraße):
Noch ein absolutes Extrem, da es Nachts eben einfach dunkel ist. Auch hier kommt die Technik zum tragen, das können nur wenige der kompakten Kameras und noch weniger Bridge-Kameras leisten. Aber es gibt einige, mit denen man zumindest Ergebnisse erreichen kann, die als Erinnerung reichen. (Ist eben eine Frage des Anspruchs). Dieses Thema benötigt in der Regel einige Erfahrungen und Übungen (auch mit guten Kameras!).

6. es gibt sicher noch viel mehr ...

Ich war mit zwei DSLRs und einigen Objektiven unterwegs, dennoch habe ich oft neidisch auf meine Frau mit ihrer deutlich kompakteren Bridge geschaut! Sie hatte immer das passende Objektiv drauf und war damit oft schneller als ich. Sie hatte auch deutlich weniger Rückenschmerzen als ich, denn der Rucksack mit der Ausrüstung und Wasserflaschen brachte dann schon deutlich über 10 kg auf die Waage... Und: Am Fernseher oder im Fotobuch ist der Unterschied für viele Menschen gar nicht erkennbar (Fotoexperten sehen es natürlich deutlicher)

Eines ist klar: Es gibt nicht die eine Kamera, die das alles leisten kann. Bridge-Kameras kommen dem aber mitunter schon recht nah (wenn man keine Profi-Ansprüche hat). Interessanterweise ist die Qualität von DSLRs mit Objektiven, die einen so großen Bereich abdecken oft nicht besser oder gar schlechter, als die von Bridge-Kameras. Insofern würde ich mir das mit der DSLR sehr gut überlegen. Eine Beratung hier im Forum kann auch nicht ersetzen, die vorgeschlagenen Modelle mal in der Hand zu halten und idealerweise auszuprobieren! Jeder hat so seine Vorlieben und empfiehlt die Marke, die er besitzt, schlecht sind dabei keine, die Vor- und Nachteile liegen im Detail und es hängt immer vom Anwendungsfall ab, was für jeden einzelnen das Bessere ist.
Es wurde schon die FZ200 genannt, die hatte ein Freund dabei und sie hat mich oft überrascht. Ich würde allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen und die FZ 1000 wählen, die Qualität ist wirklich überraschend und auch überzeugend (ich ahbe inzwischen auch eine!). Wenn ich nicht unbedingt auch Bilder vom Sternenhimmel und vom Wasserloch machen wollte (und auch noch recht hohe Ansprüche hätte), dann könnte ich mir vorstellen eine Namibia Reise nur mit dieser Kamera zu bestreiten. Genauer gesagt: ich würde es wahrscheinlich tun!!!

Viele Grüße
Michael

Reisebericht Namibia 2014 (mit Bildern folgender Kameras: Nikon D800, Nikon D7100, Fuji X-S1, Panasonic FZ 200)
Meine Reiseberichte:
Drei Wochen zu dritt in Namibia ...: www.namibia-forum.ch...ritt-in-namibia.html
Die Hunde sind los! Zu dritt in Botswana 9.2019: www.namibia-forum.ch...botswana-9-2019.html
Gruppenreise Tansania September 2022: www.namibia-forum.ch...-september-2022.html
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20 Mär 2015 13:30 #378275
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  • holgiduke am 20 Mär 2015 13:30
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Hallo Michael,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Der eigentliche Grund für unsere Reise ist sicherlich das Erlebnis Namibia mit seiner Landschaft und den Tieren, aber man möchte ja auch schöne Fotos haben, damit man sich später immer wieder an das Erlebte erinnern kann. Aber das Fotografieren ist nicht der Hauptzweck der Reise, deshalb sollte die Anschaffung der Kamera auch in einem überschaubaren Rahmen (bis max. 600€, wenn weniger, auch gut ;) ) bleiben.

Als Motive kommen wahrscheinlich auch hauptsächlich die Landschaft und die Tiere in Betracht, wobei ich nicht unbedingt super Aufnahmen in der Dämmerung machen muß. Wichtiger ist mir, dass man tagsüber bei den Stopps auch weiter entfernte Tiere noch gut ablichten kann, deshalb auch meine Frage nach der möglichen Vergrößerung bei den verschiedenen Bridgekameras und was hier das Minimum (reicht 24x?) bzw. Optimum (Preis/Leistung) ist.

Das es halt auch wie immer eine Preisfrage ist und das es nach oben keine Grenzen gibt, ist mir klar. Die von dir genannte FZ1000 oder auch die Nikon P900 gefallen mir zum Beispiel sehr gut, liegen aber mit über 700€ auch schon über meinem Budget.

Das mit dem Besuch beim Fachhändler ist für nächste Woche auch schon fest eingeplant, allein um nur mal ein Gefühl für die verschiedenen Marken und Modelle zu bekommen. Vielleicht ergibt sich dann ja auch schon eine Tendenz zu einem bestimmten Modell.

Falls noch jemand Anregungen und Empfehlungen hat, immer her damit! Bisher bin ich noch auf keine Marke festgelegt, entschieden ist bisher eigentlich nur, dass eine Bridgekamera für mich wohl ideal wäre.

Viele Grüße
Holger
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20 Mär 2015 14:19 #378284
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  • Black Lion am 20 Mär 2015 14:19
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Nachdem was ich so von dir gelesen habe, schätze ich auch, dass eine gute Bridgekamera für dich das richtige ist. Und sagt jemand, der eine Canon 60D mit einem Sigma 50-500 OS mit im Urlaub hatte (Gewicht ca. 3.5 kg). :laugh:
holgiduke schrieb:
Wichtiger ist mir, dass man tagsüber bei den Stopps auch weiter entfernte Tiere noch gut ablichten kann, deshalb auch meine Frage nach der möglichen Vergrößerung bei den verschiedenen Bridgekameras und was hier das Minimum (reicht 24x?) bzw. Optimum (Preis/Leistung) ist.
Der Zoom-Faktor berechnet sich immer aus Telebrennweite durch Weitwinkelbrennweite (z.B. 25-500mm = 20-fach-Zoom) und ist daher kein vernünftig verwendbares Kriterium.
In der Regel wird aber für alle Kompakt und Bridgekameras auch der Brennweitenbereich in bezug auf KB (=Kleinbild = 36x24mm) angegeben.
Hier würde ich schauen, dass der erste Wert 24 mm oder weniger ist. Das ist wichtig um bei Landschaftaufnahmen möglichst viel aufs Bild zu bekommen. Und eine Panoramafunktion ist in Namibia sicherlich für die Landschaften auch sehr praktisch.
Der Telebereich hingegen sollte bis 400 oder 600 mm gehen, um größere Tiere auf mittlere Distanz bildfüllend auf das Foto zu bekommen. Hier sollte die Kamera auf jeden Fall auch einen optischen Bildstabilisator haben.

Wie hier auch schon erwähnt wurde, wird die Bildqualität mit zunehmender Hitze (=Luftflimmern), Staub und Distanz immer schlechter. Da helfen auch keine teuren DSLR-Kameras mit dicken Teleobjektiven. Es ist also immer besser möglichst nah ran zu fahren (natürlich ohne sich oder die Tiere/Natur zu gefährden :laugh: ).

Und zum ersten einlesen in die Materie, habe ich hier noch einen Link zu einem Online-Foto-Grundkurs:
rofrisch.wordpress.com/anfangerkurs/
Letzte Änderung: 20 Mär 2015 14:20 von Black Lion.
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20 Mär 2015 14:19 #378285
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Ein kleiner Einschub noch von Fans der einfacheren Kameras. Ihr wisst schon, dass sRGB mehr für Computerbildschirme entwickelt wurde, wärend für die Druckausgabe Adobe RGB entwickelt wurde. Der Unterschied sind erweiterte Farben speziell im grünen und cyan (Blauton) Bereich. Den Unterschied bemerkt man am Bildschirm nicht, aber es kann sich sehr wohl beim Ausdruck bemerkbar machen. Speziell wenn man auf höherwertige Druckausgabe kommt.

Das wollte ich zur Ehre der Canon SLRs auch einmal angefügt haben. Ob Du das brauchst, ist natürlich eine andere Frage, wie gesagt, für Beamer oder nicht zu große Ausdrucke reicht es, aber wenn Du einmal Poster machen lassen willst (zB wie ich 120x80), dann sollte man sich schon Gednken machen. Speziell der Pixeleffekt, der bei kleineren Sensoren und hoher Pixelleistung auftritt, weil die einzelnen Elemente sehr nah beieinander sind und relativ schnell sich erhitzen, kann dann extrem störend sein. Resümee: Wenn es so einfach wäre, dann weiss ich nicht, warum selbst Reporter für Tageszeitungen mit ihren Keuchapparaten herumrennen.

Johannes
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20 Mär 2015 14:30 #378286
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  • macfrank am 20 Mär 2015 14:30
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holgiduke schrieb:
Falls noch jemand Anregungen und Empfehlungen hat, immer her damit! Bisher bin ich noch auf keine Marke festgelegt, entschieden ist bisher eigentlich nur, dass eine Bridgekamera für mich wohl ideal wäre.

Na gut :) Fuji X, z.B. X-E1 (älter, billig, aber erstklassig), X-E2 (aktuell), X-T1 (staubdicht), ...
Das sind spiegellose Systemkameras mit hervorragender Bildqualität auch bei den JPEGs, d.h. kein Nachbearbeiten nötig. Wirklich. :)
Relativ leicht und kompakt.

Das Thema Bridge mit Superzoom hatte ich auch schon durch. Die Ergbnisse waren zum k.... Die Sensoren sind einfach zu klein. Hatte ich in Kanada dabei und ärgere mit noch heute...
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20 Mär 2015 15:49 #378292
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Hallo Holger,
Ich geb' jetzt auch nochmal meinen Senf hinzu:
habe bisher für meine Urlaube immer Bridgekameras benutzt, aktuell besitze ich eine Sony HX 400V und bin super zufrieden damit. Hat 50fachen Zoom und mittlerweile für ca. 350€ zu bekommen...OK, in der Dämmerung oder bei schlechten Lichtverhältnissen muss man wirklich Abstriche machen, aber dies Problem ergibt sich ja in einem Namibia-Urlaub nicht so oft...(im Regenwald von Costa Rica sah es dann schon mal anders aus). Aber die Zoomleistung ist schon klasse, gerade bei Safaris...
BISHER sagte ich, weil ich mir jetzt eine Systemkamera zugelegt habe: die Olympus OM-D EM-1, mit der ich aber sicher noch fleißig üben muss...
Wenn Du auch zunächst v.a. im Automatik-Modus schöne Erinnerungsfots machen willst, würde ich auf jeden Fall eine Bridge wählen...
Viel Spass bei der Auswahl und liebe Grüße, Nane :)
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