Hallo Holger,
es wurde schon viel richtiges geschrieben. Ich kenne deine geplante Tour nicht, kann aber aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass es bzgl. der Motive in Namibia ein recht breites Spektrum gibt. Diese Motive stellen mitunter recht unterschiedliche Anforderungen an die Kamera. Hier mal ein paar Anmerkungen allgemein und zu den aus meiner Sicht typischen Motiven, um aufzuzeigen, was ich meine:
1. Allgemeine Anmerkungen:
- Die Technik alleine macht kein gutes Bild. Das ist immer noch der Mensch hinter der Kamera!
- Neben den Kosten für die Kamera musst du auch an ausreichend Speicher und Akkus denken, dazu evtl. noch eine Tasche / Rucksack, Stativ ... (die Liste kann man beliebig verlängern)
- Staub ist ein Problem, wird aber oft überbewertet (wenn man sich an gewisse Regeln hält! D.h. Kamera grundsätzlich vor Staub schützen, auch im Auto! Objektivwechsel vermeiden, und möglichst nur in sauberer Umgebung durchführen, z.B. im Zimmer der Lodge, etc. ==> Hier kommt man mit einer einzigen DSLR und mehreren Objektiven schnell an Grenzen!). Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass integrierte Sensorreinigungsfunktionen von DSLRs mehr ein Verkaufs- als ein Kaufargument sind. So richtig helfen können sie nur sehr bedingt.
- In den "Grenzbereichen" (dazu später mehr) braucht es Können und Technik, dann kann es sehr schnell sehr groß und teuer werden.
- Wichtig: Soll es eine Reise mit guten Erinnerungsfotos werden, oder ist das Fotografieren der Hauptzweck? Hintergrund: Je größer und teurer das Equipment, desto mehr muss man schleppen und desto mehr muss man drauf aufpassen. Das kann (speziell für Mitreisende) ganz schön nervig werden, relativiert sich aber später beim Betrachten (guter) Bilder.
2. Landschaften:
Meistens hat man da gutes Tageslicht, d.h. die Technik der Kamera selbst wird vernachlässigbar, da mit viel Licht auch relativ "kleine" Kameras sehr brauchbare Bilder erzeugen können. Kritischer ist immer das Objektiv der Kamera (ganz gleich ob DSLR, Bridge, oder was auch immer). Pauschal kann man sagen: Je größer der Zoom-Bereich, desto schwächer die Abbildungsleistung - aber das ist natürlich eine Frage der eigenen Ansprüche.
Für Landschaften sind oft Weitwinkelobjektive gut geeignet, da sie die Weite gut einfangen können, mein Favorit sind da 24mm (bei Kleinbildformat, d.h. ca. 16mm bei den DSLRs mit APS-C-Sensor). Im Weitwinkelbereich ist jeder einzelne mm deutlich merkbar!
Natürlich ist nicht nur Weitwinkel geeignet, aber das lange Tele braucht man typischerweise etwas seltener, es sei denn ...
3. Tiere:
... man sieht Tiere. Das kann nicht nur in den Nationalparks vorkommen, sondern fast überall.
Dann benötigt man dann oft schon wieder deutlich längere Brennweiten, also ein Tele. Natürlich nicht für einen Elefantenbullen, der plötzlich direkt neben dem Auto aus dem Gebüsch kommt, es sei denn man will Detailfotos von den Augen machen.
Aber: Auch hier gibt es Grenzen. Man kann nicht beliebig entfernte Motive nah heranholen, irgendwann flimmert es einfach zu stark und wird komplett unscharf. D.h. für "normale" Bedarfe sollte ein Bereich zwischen 300 und 600 mm (bezogen auf Kleinbild) in der Regel ausreichen.
4. Tiere abends/nachts am Wasserloch im Etosha:
Das ist deutlich anspruchsvoller, das Licht ist knapp, d.h. hier braucht man meist deutlich mehr Technik, angefangen vom Stativ über eine richtig gute Kamera bis hin zu guten Objektiven (= groß + schwer + teuer). Wir haben solche Bilder mit einer richtig guten DSLR und 2 verschiedenen Bridge-Kameras gemacht, da wird der Unterschied schon klar.
5. Sternenhimmel (MIlchstraße):
Noch ein absolutes Extrem, da es Nachts eben einfach dunkel ist. Auch hier kommt die Technik zum tragen, das können nur wenige der kompakten Kameras und noch weniger Bridge-Kameras leisten. Aber es gibt einige, mit denen man zumindest Ergebnisse erreichen kann, die als Erinnerung reichen. (Ist eben eine Frage des Anspruchs). Dieses Thema benötigt in der Regel einige Erfahrungen und Übungen (auch mit guten Kameras!).
6. es gibt sicher noch viel mehr ...
Ich war mit zwei DSLRs und einigen Objektiven unterwegs, dennoch habe ich oft neidisch auf meine Frau mit ihrer deutlich kompakteren Bridge geschaut! Sie hatte immer das passende Objektiv drauf und war damit oft schneller als ich. Sie hatte auch deutlich weniger Rückenschmerzen als ich, denn der Rucksack mit der Ausrüstung und Wasserflaschen brachte dann schon deutlich über 10 kg auf die Waage... Und: Am Fernseher oder im Fotobuch ist der Unterschied für viele Menschen gar nicht erkennbar (Fotoexperten sehen es natürlich deutlicher)
Eines ist klar: Es gibt nicht die eine Kamera, die das alles leisten kann. Bridge-Kameras kommen dem aber mitunter schon recht nah (wenn man keine Profi-Ansprüche hat). Interessanterweise ist die Qualität von DSLRs mit Objektiven, die einen so großen Bereich abdecken oft nicht besser oder gar schlechter, als die von Bridge-Kameras. Insofern würde ich mir das mit der DSLR sehr gut überlegen. Eine Beratung hier im Forum kann auch nicht ersetzen, die vorgeschlagenen Modelle mal in der Hand zu halten und idealerweise auszuprobieren! Jeder hat so seine Vorlieben und empfiehlt die Marke, die er besitzt, schlecht sind dabei keine, die Vor- und Nachteile liegen im Detail und es hängt immer vom Anwendungsfall ab, was für jeden einzelnen das Bessere ist.
Es wurde schon die FZ200 genannt, die hatte ein Freund dabei und sie hat mich oft überrascht. Ich würde allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen und die FZ 1000 wählen, die Qualität ist wirklich überraschend und auch überzeugend (ich ahbe inzwischen auch eine!). Wenn ich nicht unbedingt auch Bilder vom Sternenhimmel und vom Wasserloch machen wollte (und auch noch recht hohe Ansprüche hätte), dann könnte ich mir vorstellen eine Namibia Reise nur mit dieser Kamera zu bestreiten. Genauer gesagt: ich würde es wahrscheinlich tun!!!
Viele Grüße
Michael
Reisebericht Namibia 2014 (mit Bildern folgender Kameras: Nikon D800, Nikon D7100, Fuji X-S1, Panasonic FZ 200)