THEMA: Reisebericht: Namibia nach Angola
28 Dez 2024 14:30 #699634
  • johannes2009
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  • johannes2009 am 28 Dez 2024 14:30
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Hallo Zusammen,
bei der Vorbereitung hatten mir Informationen aus dem Forum weitergeholfen. Hier ein Bericht einer Reise von Namibia nach Angola. Wir waren 1 Woche im Südwesten Angolas mit eigenem 4x4 unterwegs.
Grüße,
Johannes

Einreise
Wir sind mit eigenem (in Namibia registrierten) Fahrzeug am Grenzübergang Oshikango-Santa Clara eingereist. Im Dezember 2024 war der Grenzübergang in beide Richtungen recht leer. Es waren einige Menschen zu Fuß unterwegs, aber kaum Fahrzeuge, so dass wir nicht in Schlangen standen. Vorab hatten wir die Nummer eines Helfers (Fixers) im Internet gefunden, die ich hier gerne teile, weil die Erfahrung rundum positiv war. Andrew ist unter +264 85 738 3519 erreichbar, vor allem über WhatsApp, da er auf der angolanischen Seite wohnt und telefonisch nicht immer erreichbar ist. Andrew berechnet je nach Gruppengröße und in unserem Fall für ein Auto NAD 300. So viel vorab: es hätte auch ohne Fixer funktioniert, aber sicher nicht so reibungslos. Andrew führt einen zielstrebig durch die unterschiedlichen Stationen der Grenze und kennt auch Alternativen, wenn bestimmte Personen nicht am Platz sind (an einem Sonntagvormittag war das bei uns der Fall). Dazu kommt Hilfe beim Geldwechsel, sowie bei der Beschaffung von angolanischen SIM-Karten. Wir hatten zu jedem Zeitpunkt den Eindruck, dass dem offiziellen Prozess gefolgt wurde. Hier geht es also nicht darum Hintertüren zu öffnen. Ein Vorabkontakt ist auf jeden Fall zu empfehlen, denn an der Grenze wurden wir von verschiedenen potentiellen Helfern angesprochen, von denen sich einige selbst als „Andrew“ oder wahlweise auch „Andreas“ ausgegeben haben – letzterer hat definitiv einen guten Ruf.

Erforderliche Dokumente

- Reisepässe
- NATIS Vehicle Registration
- NATIS License Disc Papier (das Papier aus dem die Disc ausgeschnitten wird; in unserem Fall hatten wir nur eine 2 Jahre alte Version, was aber nicht beanstandet wurde)
- Police Clearance für das Fahrzeug (haben wir vorab in einem langwierigen Prozess mit über 2-3h Wartezeit in Windhoek erhalten; schneller geht es an bestimmten Polizeistationen in Windhoek, wie Otjomuise, oder auch in anderen Städten; dabei aber den Wochentag beachten, wochenends sind die entsprechenden Polizeibüros geschlossen, auch in Oshikango)
- Kopie Führerschein (deutscher Führerschein hat gereicht)
- Angaben zum Zielort; wir hatten keine Buchung, es hat dann aber der Name eines Hotels gereicht, den wir vor Ort schnell im Internet recherchiert haben.

Dokumente, die wir aufgrund verschiedener Empfehlungen dabei hatten, nach denen aber nicht gefragt wurde:

- Kopie Reisepässe (wurden stattdessen sowohl eingescannt, als auch manuell mit dem Telefon der Grenzbeamtin abfotografiert)
- Fotos aller 4 Seiten des Fahrzeuges (wurde angefragt, dann aber doch von der Grenzbeamtin selbst mit dem Handy angefertigt)
- Passfotos
- Internationaler Führerschein
- Gelbfieberimpfung, Hepatitis A und B Impfung

Interssanterweise wurde dem Fahrer/Fahrzeuginhaber ein Dokument mit angolanischer Steueridentifikationsnummer ausgestellt. Laut Grenzbeamten ist diese unbedingt aufzubewahren, da sie den Prozess einer Wiedereinreise in Zukunft vereinfachen soll. Gebühren wurden dafür zwar ausgewiesen, aber nicht abgerechnet.

Von sonstigen Anforderungen keine Spur, also keinerlei COVID-19 Impfbescheinigungen, Kontoauszüge, Versicherungen o.ä.
Dokumente sind vor allem für das Fahrzeug erforderlich, für die Passagiere reicht der Reisepass (und Führerschein für den Fahrer).

An der Grenze, sowie auch später im Land, hatten wir den Eindruck, dass Touristen zwar noch sehr selten sind, dass die Polizei aber auch klare Anweisungen hat, diesen eine möglichst reibungsfreie Einreise und Reise zu ermöglich. Ein Angolaner nannte das uns gegenüber eine neue "stand back policy" und an den vielzähligen Roadblocks wurden wir stets ungeprüft durchgewunken. 45 Minuten haben für den Grenzübergang in beide Richtungen jeweils gereicht. Weil hier und da mal jemand nicht am Platz war, oder ein Computersystem ausgefallen war, hätte es aber auch länger werden können.


Geld

Andrew hat einen Geldwechsler aufgetrieben, der zum aktuellen Internetkurs (App unserer Wahl) gewechselt hat. Damit waren wir einverstanden. Wir haben ca. 150 EUR gewechselt. Das Bargeld hat sich als praktisch erwiesen, da Geldautomaten überall lange Warteschlangen hatten und Kartenzahlung oft nicht möglich war. Es war aber durchaus möglich Bargeld an Automaten zu bekommen, wenn es notwendig war (z.B. in Lubango).


SIM-Karte

Wurden für uns an der Grenze organisiert und direkt mit Datenpaketen aufgeladen (Omnitel). Kostenpunkt ca. 200 NAD pro Person. Dabei beachten, dass Datenpakte eventuell nach einer Woche ablaufen, wie in Namibia auch. Wir hatten unterwegs nicht immer Empfang, oft dann aber doch und meist auch gutes Internet.


Sprache
Fast ausschließlich Portugiesisch, selten trifft man auf Menschen, die Englisch sprechen. Spanischkenntnisse haben weitergeholfen, sowie eine Offline-Übersetzungsapp.


Route

Santa Clara -> Lubango (Tundavala, Cristo Rei, Serra da Leba) -> Moçâmedes/Namibe -> Tombua/Arco -> Praia das Pipas -> Lubango -> Matala -> EN 110 von Matala nach Chiulo -> Santa Clara

Ausgelassen haben wir Bicuar Nationalpark, den wir zunächst angesteuert hatten. Aufgrund der einsetzenden Regenzeit waren schon die Wege zum Park überflutet, so dass kein Weiterkommen war. Ob wir es überhaupt in den Park geschafft hätten ist auch unklar, da es wenig Erfahrungsberichte gibt und eigentlich Vorabgenehmigungen erforderlich sind. Im Park sollen sich inzwischen grosse Elefantenherden angesiedelt haben, ansonsten ist das Tiervorkommen aufgrund der Jagdtaktivitäten zu Bürgerkriegszeiten sehr beschränkt. Die EN 110 war eine spannende Alternative, über 200km auf schmalen Pfaden entlang des Kunene durch entlegene aber lebendige Dörfer. Teils sehr eng, sandig, nass und schlammig, aber immer ein gutes Durchkommen.

Orientierung & Touristische Infrastruktur

Für Insider sicher wenig überraschend, aber ein starker Kontrast zu Namibia: touristische Infrastruktur haben wir im südlichen Angola so gut wie gar nicht vorgefunden. In Karten eingetragene Campsites existieren nicht mehr, auf Hinweisschilder wartet man vergeblich und man lernt das „wild camping“ kennen, oder findet improvisierte Übernachtungsmöglichkeiten (in unserem Fall eine Wiese an einem Restaurant, der Vorgarten eines Guesthouses, etc.). Das gilt zum Beispiel auch für Lubango, wo es keine formelle/funktionelle Campsite zu geben scheint. Einzig an der Küste haben wir eine Reihe von Unterkünften mit Campsite vorgefunden, teils ganz modern, teils auch eher improvisiert.

Die Reiseplanung haben wir zunächst mit Open Street Maps versucht (über die App Organic Maps), was sonst auf der Welt gut funktioniert. Nachdem die ersten eingetragenen Campsites eine Fehlanzeige waren, sind wir auf Tracks4Africa und IOverlander umgestiegen. Letztendlich war es eine Kombination von allen drei Apps, die uns relativ gut Orientierung gegeben haben. Jede einzelne hatte große Lücken bzw. es herrscht gähnende Leere auf der Karte.

Kosten
Weil es kaum touristische Infrastruktur gibt, haben wir kaum etwas ausgegeben. Diesel kostet 200 Kz je Liter (ca. 0,2 EUR oder 4 NAD). Für Camping haben wir maximal 10.000 Kz pro Person gezahlt (ca. 10 EUR oder 200 NAD), oft weniger oder nichts. Die Preise in Supermärkten sind ähnlich wie die in Namibia.

Fazit
Eine Spontanreise nach Angola war ohne zu großen Aufwand und mit wenig Vorbereitung möglich. Der kleine Teil, den wir gesehen haben, war landschaftlich faszinierend und kulturell freundlich und sehr interessant. Wir konnten uns regelrecht vorstellen, wie das Land zukünftig aufblühen und touristisch in Reiserouten Namibias integriert werden kann. Das haben Reiseführer schon vor 10-15 Jahren vorausgesagt und seitdem ist nichts passiert. Während unserer 8 Tage im Land haben wir lediglich drei andere Touristengruppen gesehen, alle an der Küste. Die gelockerten Visabestimmungen sind eine große neue Chance für den Tourismus im Land. Die kurze Reise war faszinierend und hat Neugierde auf mehr geweckt.
Anhang:
Letzte Änderung: 28 Dez 2024 21:43 von johannes2009.
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28 Dez 2024 19:48 #699655
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  • Alibaba am 28 Dez 2024 19:48
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Hallo Johannes,

dein Bericht kommt genau zur richtigen Zeit für uns, da wir nächstes Jahr auch ein paar Wochen nach Angola fahren möchten.

Danke für die wertvollen Infos.

Viele Grüße, Harald
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