Tag 4
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Gemütlichkeit. Trotzdem waren wir um kurz nach halb sechs schon auf der Piste.
Auf der Ebene vor dem Campground grüßten uns die ersten Giraffen und ließen uns auf tierische Ausbeute hoffen. Doch an den zahlreichen Wassertümpeln tummelten sich nur vereinzelte Zebras und selbst die sonst so zahlreich vorkommenden Springböcke schienen noch zu schlafen. So beschlossen wir zu unserer Campsite zurückzukehren und einen Lesevormittag mit zweitem Kaffee einzulegen.
Gegen halb zwölf steuerten wir dann nochmals das Hauptwasserloch an und wieder begrüßten uns zuerst das große Giraffengrüppchen, welches sich in den Bauminseln der des Camps vorgelagerten Ebene sichtlich wohlzufühlen schien. Mit stolz erhobenen Häuptern schlenderten die Langhälse in elegantem Schritt vor uns über die Piste und wieder einmal waren wir fasziniert von diesen ästhetischen Tieren.
Am Waterhole war jetzt etwas mehr Leben in der Bude als vorher. Auch sahen wir von Westen eine achtköpfige Elelefantenmännerrunde das Naß ansteuern und durften dann erleben, daß sich die grauen Eminenzen ohne Neid und Streitigkeiten beim Durstlöschen verlustierten. Geht doch!
So gegen kurz vor eins kehrten wir mit der Absicht zu unsere Campsite zurück, ein ordentliches Mittagessen einzunehmen. Doch kaum hatten wir die Klappen an unserem Wagen hinten geöffnet, hatten wir auch schon wieder Besuch von einem bettelnden Schabrackenschakal, der trotz unserer mehrfachen Ermahnungen sich nicht vom Acker machen wollte. Im Gegenteil: Stoisch setzte er sich vor uns hin und wartete wie ein treudoof dressiertes Hündchen auf Nagbares aus unseren Händen. Erst wieder nach hartem Durchgreifen mittels Lärmmachens trollte er sich ins Unterholz.
Daß die Schakale so gar keine Angst und Scheu mehr vor dem Menschen an den Tag legten und alle Hemmungen an der Garderobe abgegeben hatten, lag unseres Erachtens nach 100%ig an Campgästen, die Fleisch- bzw. Essensreste nicht ordentlich entsorgt hatten oder diese sogar mit Intention den Tieren zukommen ließen. Und der gemeine Schakal ist ja kein dummer Einfaltspinsel. Eine andere Erklärung gab es für uns jedenfalls nicht und wir mußten mal wieder ob der grenzenlosen menschlichen Dummheit mächtig mit unseren Köpfen schütteln; wobei ich bezüglich Dummheit später auch noch auf unsere eigene zurückkommen werde.
Nachdem wir nun unsere mittägliche Nahrungsaufnahme absolviert hatten, wollten wir unseren kleinen Geschirrabwasch erledigen. Wurden jedoch von zwei elefantösen Gesellen an letzterem gehindert, da die Burschen sich anschickten, quer durch den Campground zu wandern, um dann an dessen mit Dickicht ausgestattetem Rand ebenfalls einen Imbiß zu sich zu nehmen. Wieder verschwanden wir flugs hinter unserem Fahrzeug, ebenso ein anderes kleines Grüppchen an Campgästen, das hinten auf der Campsite sechs oder sieben untergebracht war. Nach gemütlicher Mahlzeit schlenderten die beiden Zeitgenossen wieder vor das Wasserbassin vor dem östlichen Ablutionblock und spülten großzügig das verspeiste Blattwerk runter.
Jetzt konnten wir am westlichen Toilettenduschenküchenabwaschhäuschen endlich unser weniges Mittagsgeschirr säubern und uns anschließend wieder unseren Büchern widmen.
Zwischendurch statteten wir zwei anderen Dickhäutern einen Fotobesuch ab. Diese verlustierten sich am Wasserbassin vor dem Westablutionsblock und gaben wirklich gute Figuren zum Ablichten ab.
Die, vermutlich, vom DWNP realisierte Problemlösung der in der Vergangenheit elefantösen Inanspruchnahme der Ablutionblöcke mittels der vor diese gebauten Wasserbassins ist wirklich als sehr gute Idee zu erachten und zwar in mehrfacher Hinsicht. Denn erstens können die Campgäste die Ablutions jetzt quasi mühelos erreichen, ohne daß diese von Dickhäutern blockiert werden. Zweitens erleiden die Ablutiongebäude keine durch Elefanten verursachten Schäden mehr und drittens tragen die Wasserbassins zur geistigen Entspannung der grauen Großtiere bei. Ferner kann der gemeine Gast dann auch deren relaxtes Verhalten nutzen, um von ihnen Nahaufnahmen in Porträtqualität zu schießen. Eine Win-Win-Lösung also.
Zu einem spätnachmittäglichem Game Drive hatten wir heute keine Lust mehr und so verweilten wir buckelbreit auf unserer Campsite, die dann so gegen fünf Uhr wieder, dieses Mal von drei Elefanten, besucht wurde. Die Kerle wieder verschwunden, kam der nächste Schakal auf die Bühne und wir fingen erneut an mit Kochlöffeln und den Aluminiumtöpfen ein Konzert des Verschreckens zum Besten zu geben.
Feuer wurde heute nicht entfacht, denn auf unserem Menüplan stand für diesen Abend ein Griechischer Salat. Auch grenzenlose Fleischliebhaber, wie wir, müssen sich einmal mit Erfolg in Zurückhaltung üben, so unser heutiges Motto.
Das letzte Tageslicht war von der Natur ausgeknipst worden und so saßen wir mit unseren Funzeln an unserem Tisch und genossen das Resultat unseres Veggiedays.
Zu einem Griechischen Salat gehören unbestrittenermaßen ja auch Kalamataoliven. Diese hatten wir in großen Mengen im Superspar der Maerua Mall eingekauft und ließen, trotz des wie immer ziemlich trockenen Feta-Käses mit südafrikanischer Provenienz, den Salat schmackhaft werden.
Generell erwerben wir ausschließlich Kalamataoliven mit Steinen, und so kommt es, daß beim Verzehr der eine Daumen und der andere Zeigefinger zum Mund wandern muß, um den darin befindlichen, abgekauten Olivenkern zu entfernen.
Wohin damit, wenn in freier Natur? Klar doch, links oder rechts über die Schulter werfen, so wie am Trevi-Brunnen in Rom die Münzen rücklings geschleudert werden. Deshalb flogen nach der dritten Gabelportion unsere ersten Kerne durch die Dunkelheit ins Dickicht. Der Salat war noch nicht fertigvertilgt, als wir ein Knacken hörten. Dann abermals. Und noch einmal und dann erblickten wir im Licht unserer Lampen, daß sich ein Schakal wie ein Nußknacker in der Vorweihnachtszeit an den Olivenkernen labte. So viel im Nachgang also zu menschlicher Dummheit und unserer eigenen Teilhaberschaft an dieser.
Die Kerne der restlichen Oliven unseres Salates wurden dann sorgfältig von uns konserviert und gemeinsam mit unserem anderen Müll entsorgt. Amen.
Auch heute gingen wir zeitig in die Heia, denn der nächste Tag sollte uns bis zum Senyati Camp bringen; also stand kein langer, aber doch ein ordentlicher Fahrtag auf unserer Agenda.